prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)
Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.
Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.
Es sind hier schon genug essentielle Beschreibungen der strukturellen Probleme Frankreichs incl. eines nicht enden wollenden ständigen Überschreitens der Defizitgrenze Frankreichs eingestellt worden und nachlesbar.
Ebenso zur negativen Staatsquote Frankreichs, dessen Staat sich nicht nur jeden 5. Beschäftigten in Land im öffentlichen oder Staatsdienst leistet, sondern auch noch andere soziale Errungenschaften wie einen
besonders starren Arbeitsmarkt, der franz. Unternehmen aufgrund des sehr gewerksschaftsklientel ausgerichteten Kündigungsschutzes zwar in sicheren Arbeitsverhältnissen hält bei hoher Entlohnung, aber
gerade jungen Leuten damit den Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer macht oder viele junge Leute nur mit mies bezahlten Zeitarbeitsverhältnissen abspeist … oder besser gesagt, verarscht.
Sich FRA also selbst Lohndumping gerade bei jungen Leuten oder Berufsanfängern leistet bis hin zu "keine Anstellung und no job".
Eine weitere große Hürde ist das zentralistisch-elitär ausgerichtete franz. Bildungssystem, in dem zwar sehr hohe Quoten ihr Abi machen. Der duale und parallele Bildungszweig betrieblicher und
handwerklicher Ausbildung ist aber als "sozialer Abstieg" von je stigmatisiert und liegt sehr im Argen. Deshalb fehlt gerade auch den mittelständischen Bereich Frankreichs zunehmend der
Unterbau qualifizierter Arbeitskräfte, die nicht alle Vollakademiker sein können und müssen. Im Gegenteil.
Frankreich hat gerade im Vergleich und der Wettbewerbsfähigkeit bei mittelständischen Unternehmen und deren internationaler Wettbewerbsfähigkeit sowohl in der Produktinnovation als auch
der Qualität, kurz der globalen Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich mehr und mehr an Boden verloren. Die hier so vollmundig und falsch dargestellten Dumping- und Billiglöhne
gerade in diesem mittelständischen Bereich sind einfach ein Märchen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen zahlen, genauso wie die großen Industriekonzerne durchaus hohe Löhne und die Produkte - egal ob teure Autos oder teure Robotertechnik aus
innovativen Mittelstandsunternehmen sind weltweit nicht deshalb nachgefragt, weil sie so billig sind. Das Gegenteil ist der Fall.
Siehe auch Trumps einfältige Sichtweise über den Erfolg deutscher Autos in den USA. Sie werden und wurden dort gekauft, nicht weil sie so billig sind…jedenfalls oft viel teurer als
vergleichbare franz. Konkurrenzprodukte der PKW-Produktion.
Deutschlands wäre glücklich, wenn der Euro im Vergleich zur Weltleitwährung bei einem Kurs von 1.22 bis 1.25 pendeln würde und die NULL_Zins Politik der EZB
ein Ende hätte zurück zu einem gesünderen moderaten Anstieg des Zinsniveaus. Bei der extrem hohen und negativen Staatsquote FRAs und noch mehr ITAs wäre das
zwar für diese Länder ein derber Brocken. Also nicken wir den aktuellen Kurs der EZB ab. Obwohl gerade D auch hinsichtlich seiner Export- und Wettbewerbsfähigkeiten
gut und gerne mit Eurokursen von 1.20-1.40 zurechtkäme, wie die Vergangenheit zeigte. Ob das auch für FRA und ITA so angenehm wäre, oder noch mehr
andere Länder wie Spanien oder POR und am allermeisten Griechenland ruinieren würde, steht auf einem anderen Blatt.
In diesem Zusammenhang sei noch darauf verwiesen, dass D in Zeiten (bis Mitte 2014!) einer sehr hohen Eurokursnotierung von fast 1.40 USD je Euro (im Vergleich von aktuellen 1.08 USD je Euro)
dennoch eine Exportweltmeistertitel nach dem anderen eingefahren hat. Im übrigen, das sei auch noch angefügt, der Exporterfolg Deutschlands nur gut zur Hälfte im EU- bzw. Euroraum erzielt
wird. Die anderen 50% des auch daraus resultierenden Exportüberschusses innerhalb eines globalen Wettbewerbs eingefahren werden, der hinsichtlich der Lohnkosten beispielsweise
D wohl kaum als wettbewerbsfähig und konkurrenzlos günstig dastehen lässt, im Vergleich zu anderen weltweiten Wettbewerbern wie China, Indien, Mexiko oder auch andere
Billigstlohn-Wirtschaftsräume, die zudem mit staatlich gestützten Unternehmensfinanzierungen am Markt auftreten können, um dem Rest der Welt Marktanteile abzujagen oder
gewisse Wirtschaftszweige langfristig vollkommen zu plätten.
Es ist im übrigen auch eine etwas einseitige Vorteilsannahme, ein besonders niedriger Euro-/Dollarkurs sei für D ein besonderer Wettbewerbsvorteil für den weltweiten Export.
Deutschland ist ein Land, dass vollkommen abhängig von essentiellen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas ist. Ein sehr niedriger Euro-/USD Kurs hat dann zwar einerseits sehr
günstig wirkende Preisvorteile bei Angeboten, die aber durch die fast ausschließlich in USD abgerechneten hohen Dollarkurse und die daran gekoppelten Ölpreise
verspeist werden. Sprich die Rohstoffimporte verspeisen einen Großteil des Wechselkursvorteils wieder schmatzend. Je nachdem, wie weit die weltweiten Ölkartelle gerade
der Ölexportierenden Länder teils durch Nachfrage oder auch durch künstliche Liefer- bzw. Förderreduzierung hochpimpen können. Je weiter bzw. höher der Ölpreis,
und je niedriger dabei der Euro/USD - Kurs bleibt, desto ungünstiger oder verteuernder wirkt sich das dann auf die tatsächliche Wettbewerbssituation und entsprechende
Angebotspreise bzw. -vorteile aus, oder eleminiert sie ganz. Auch hier ist also eine gesunde Balance zwischen Rohstoffpreisen und höheren Wechselkursen die wesentlich bessere
Ausgangsposition. Ein Eurokurs beim aktuell wohl auf längere Sicht im Bereich von 50-70 USD schwankendem Ölpreis von wenigstens 1.15 bis 1.25 USD je Euro wäre hier deutlich
besser und exportfreundlicher für D.
Wer die hausgemachten strukturellen franz. Probleme ignorieren oder auf D schieben will, soll das gerne tun. Es ist jedermanns eigenes Bierchen, sich die Welt schönzureden,
indem man immer und zuerst andere anschwärzt. Ob das hilfreich ist, in letzter Konsequenz, sei als offene Frage dahingestellt. Beliebt sind nackte und ausgestreckte Zeigefinger
auf andere allemal. Nicht nur in ökonomischen Fragen…
In Zeiten, in denen die Lohnstückkosten, also der Lohnanteil je erzeugtem Produkt gar nicht mehr der wesentliche Faktor ist, sondern vielmehr die Energie- und Rohstoffkosten
der deutlich schwerwiegendere Kostenfaktor sind, verzerrt es allenfalls die Sichtweise sehr irrig, indem Deutschlands moderate Lohnpolitik als Sündenbock und Schuldgrund der franz. Wirtschaftsmisere
durch Dumpinglöhne ins Feld geführt wird. Im übrigen steigen die Löhne in D seit einiger Zeit sehr deutlich an.
Es sei noch erwähnt, dass gerade der in Zeiten immer größerer weltweiter Automatisierung und Roboterisierung industrieller und gewerblicher Produktion sowohl im Investitions- als auch Konsumgüterbereich
Frankreich bei den Energiekosten mit ihrem gegenüber D fast schon unanständig tiefen und staatlich protektionierten und subventionertem Atomstrom einen nicht unbeträchtlichen Wettbewerbsvorteil haben.
Ganz abgesehen davon, dass unserer lieber Nachbar und Freund mit der ihm eigenen, franz. Sorglosigkeit und seinem Festhalten an einer unglaublich hohen Deckung des Energiebedarfs durch Atomstrom weiterhin "geradezu stoisch und gerne völlig diskussionsunwillig"
nicht ablassen will.
Wie auch immer. Glaubt man den Deutschland-Verteuflern aus der frankophilen Opferecke, die die Dumping-Löhne aus "Krautsläänd" als Hauptschuldigen für Frankreichs "unrunde" Wirtschaftslage verantwortlich machen, kann man Herrn Macron
ja beglückwünschen. Dann hat er für sein Land innenpolitisch eigentlich leicht zu bewältigende nur kleinere Reförmchen als Aufgabe vor sich. Alles ist im Prinzip gut und läuft ökonomisch prima in FRA.
Er muss halt nur irgendwie Deutschland dazu zwingen, Ausgleichszahlungen - nicht nur an FRA - zu leisten für ihre Handelsbilanz-Überschußfrechheiten, die sich dieser "Erzfreund jenseits des Rheins"
auf Kosten der Grand Nation wie ein Blutegel leistet.
Pfui Teufel, sag ich da, nieder mit den Teutonen! Vive La France! En marché, lieber Francois Macron! Packen sie Deutschland endlich an, wie weiland Essos Tiger den Tank.
Und alles wird gut.
PS: Es sieht gut aus für FRA unter einem künftigen President Macron. Er ist im übrigen ja auch ausgewiesener Kenner und Spezialist für Frauen im Alter von Angela Merkel. Ich denke,
er wird Mdme. "No" mit Charme, Eloquenz und seinem galant-fachlichen "savoir vivre" über den Transfertisch ziehen.