Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

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Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Umfrage endete am So 7. Mai 2017, 07:52

Emmanuel Macron (En Marche!)
31
69%
Marine Le Pen (Front National)
14
31%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 45
Adam Smith
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(24 Apr 2017, 18:46)

Ich ergänze einmal mit meinen Erwartungen an die deutsch-französische Zusammenarbeit:
Ich ergänze mal weiter:
Wie Macron als Wahlsieger KRANKreich umkrempeln will, hat er vor ein paar Wochen im BILD-Interview verraten:

► Er will Bürgerkonvente auf dem ganzen Kontinent einberufen, um „dem europäischen Projekt wieder eine Richtung zu geben“.

► Zudem stellt sich Macron klar hinter weitreichende Reformideen für die Eurozone, die unter anderem einen eigenen Haushalt bekommen soll.
http://www.bild.de/politik/ausland/emma ... .bild.html
Wie Macron als Wahlsieger KRANKreich umkrempeln will
Das Stichwort lautet hier EU. Fillon oder Schröder wären mir hier lieber.
weitreichende Reformideen für die Eurozone, die unter anderem einen eigenen Haushalt bekommen soll.
Ich kann mir schon vorstellen was dabei geplant wird. Deutschland hat ja fast alles richtig gemacht und kann ja jetzt mal für einen Aufschwung sorgen.
Zuletzt geändert von Adam Smith am Mo 24. Apr 2017, 19:37, insgesamt 1-mal geändert.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Nomen Nescio
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

elmore hat geschrieben:(24 Apr 2017, 15:23)

Dass F ein gespaltenes Land ist und besonders nach dieser Wahl sein wird, sollte dabei nicht vergessen werden. In dem Zusammenhang verweise ich darauf, dass - nicht nur in D - sondern auch in F ein unverkennbarer Rechtsruck schon seit längeren zu beobachten ist.
ich denke das du nicht weit genug geschaut hast. in meinem land, in B, in DK, nördlicher, sind es immer koalitionsregierungen. da ist das ganze politische land zersplittert. was du ein rechtsruck nennst, gibt es auch an der linkenseite. die menschen werden extremer. vllt unter einfluß des internets ?
jedenfalls ist die dekonfessionalisierung und sein gegenstück - sozialismus - deutlich auf den weg zurück. die mitte ist anathema. nicht erst übermorgen muß es ein schlaraffenland geben. nein, ein minder guten, dennoch besser als jetzt, staat muß schon morgen da sein. eigentlich sogar heute. wir wählen einen neuen, und JETZT muß sich alles ändern.
elmore hat geschrieben:(24 Apr 2017, 15:23)

Das Emporkommen Macron vernebelt etwas die generelle Verschiebung und Tendenz auch in F, zunehmend sackkonservative und rechts tendierende Positionen einzunehmen. Und letztlich sollte man auch wissen, aus welchem politischen Stall Macron kommt. Er wurde zunächst von Sarkozy politisch gefördert und in den inneren Elitekreis der zentralistischen Führungseliten Frankreichs eingehegt und kam dann in sicherlich talentierten Wendemanövern als Günstling Hollandes und der sozialistischen Partei recht geschickt in seiner eigenen Karriere voran, die bis zu seinem aktuellen Wahlerfolg vor allem eines zeigt: Er ist biegsam, flexibel und sehr fähig, sich opportun und für ihn günstig in den richtigen politischen Wind zu drehen, der da gerade weht oder zu wehen beginnt.
Wenn man so will, fast schon so ein klassischer Wendehalsartist wie das einstige politische Ziehkind Kohls, die heutige Kanzlerin Deutschlands, Angela Merkel.
so wie du ihn und merkel darstellt, scheinen sie kühl berechende machtsergreifer zu sein. ich denke da anders. es würde ein separater strang fordern um das näher zu betrachten.
elmore hat geschrieben:(24 Apr 2017, 15:23)
Ihr Vorteil eines Aufwärtstrends und knallharter, notwendiger Reformen, die in der damaligen Lage Deutschlands - als kranker Mann Europas - anstanden, war allerdings gegenüber der heutigen Situation Macrons in F, dass diese Reformen durch den Kanzler der Bosse, Gerhard Schröder, und seine rot-grüne Koalition, die sich um jeden Preis an der Regierungsmacht halten wollte, bereits getätigt waren.
warum fehlt hier die wichtige überschreitung der 3% hürde durch die regierung schröders. vermutlich wären die folgen nicht so schlimm gewesen, wenn ab anfang durch jene regierung sprsamer gehandelt wäre.
ebensogut, hätte schröder die zweite termin gewonnen wenn es nicht die überflutung gegeben hätte ??
elmore hat geschrieben:(24 Apr 2017, 15:23)

Und im Gegensatz zu Merkel braucht Macron eine Reform hin zur tatsächlichen Transferunion der Eurozone. Die wird ihm aber eine - wahrscheinlich wieder siegreiche Kanzlerin Merkel - und ihr spezieller Kettenhund Schäuble als "europäischer" Finanzminister kaum gewähren.
Ebensowenig wie Macron sich mit seinem "Plan" durchsetzen wird, den Handelsbilanzüberschuß Deutschlands und seine Exporterfolge durch Ausgleichszahlungen zu beschneiden. Zugungsten natürlich auch von FRA und seiner konkurrenten Wettbewerbssituation gegenüber dem "Erzfreund" Deutschland.
was macron braucht ist ein ankurbeln der mittelindustrie. die großbetriebe, die können sich retten. was aber darunter kommt, das hat unter einen furchtbaren kahlschlag gelitten. DAS muß wieder aufgebaut werden. evt mit zollmauern. auch das ist ein sonderthema.

schließlich müssen die schreckliche streiks in F bezwungen werden. die verhindern finanzielle änderungen. thatcher gelang das damals mit scargill. wie sehr ich sie auch verachtete, DAS was aber nötig. in F muß auch sowas passieren. evt mit zwang und strafe.
ich bin liberal, und gerade darum bin ich dagegen wenn bestimmte gruppen mit erpressung ihre (vermeintlichen) rechten handhaben und durchsetzen.
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H2O
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Apr 2017, 19:01)

Ich ergänze mal weiter:



http://www.bild.de/politik/ausland/emma ... .bild.html



Das Stichwort lautet hier EU. Fillon oder Schröder wäre mir hier lieber.



Ich kann mir schon vorstellen was dabei geplant wird. Deutschland hat ja fast alles richtig gemacht und kann ja jetzt mal für einen Aufschwung sorgen.
Früher wäre ich in diesen genannten Punkten wohl ähnlich zurückhaltend aufgetreten. Heute meine ich, daß nicht nur Frankreich in großen Ungleichgewichten herum krebst, sondern sehr viele Partner in der EU. Man könnte sich natürlich ärgern darüber, mit welchem Hochmut noch vor wenigen Jahren französische Sozialisten mit Bitten der Bundespolitiker umgesprungen sind... bis hin zu "Deutschland, halt's Maul!". Aber Rache sollte nicht unser Antrieb sein, sondern der ehrliche Wille, die Schieflage gemeinsam zu meistern.

Im Hinterkopf kann man dann immer noch bewerten, in welcher Weise ein Rückzug denkbar ist, wenn wieder dieser bekannte Hochmut spürbar wird. Ich meine allerdings, daß unsere Kanzlerin inzwischen so politikerfahren ist, daß es erst gar nicht zu solchen Entgleisungen kommen wird.

Wenn Deutschland also einen wirksamen Beitrag zur Genesung der EU und Frankreichs leisten kann, dann sollten wir das tun ohne Wenn und Aber. Am Ende ist eine gut funktionierende EU doch auch unsere EU, wenn wir das europäische Projekt gemeinsam ansteuern. Das wäre allerdings meine Voraussetzung für deutsche Leistungen ohne unmittelbare Gegenleistung: Ein verbindlicher Schritt in diese Richtung, ein Beitrag zur Genesung... usw.

Wir kaufen uns so in gewisser Weise diese Gemeinschaft und die gemeinsame Zukunft in einer Schicksalsgemeinschaft... wenn wir uns das leisten können. Das war auch schon die Europapolitik während Helmut Kohls Kanzlerschaft. Allerdings darf dann aus meiner Sicht nichts mehr widerruflich und unverbindlich laufen. Damit sind die heutigen und zum Teil sehr ärgerlichen Schieflagen möglich geworden.
elmore

Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Apr 2017, 18:22)

Hollande strebte nach seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 2012 eine tiefere Integration der EU an.



http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 66058.html

Kurze Zeit später ist dann das Projekt wegen offenbaren Blödsinn wieder verschwunden. Ich könnte mir aber vorstellen, dass Macron eine Neuauflage plant. Mehr jetzt natürlich nicht.
Ah, darauf stellten Sie ab. Danke für die Info, @Adam Smith.
Nunja, das Thema Eurobonds sowie andere, in ihren weiterführenden Links zu Hollandes anfänglichen Zielen beschrieben, sind ja Schnee von gestern.

Und falls Macron genauso wie anno 2012 Hollande Eurobonds vorschweben oder sogenannte teilweise gesamtschuldnerische Haftung der Eurozone, wird
er bei Merkel und besonders bei Schäuble voll auflaufen und genauso vollmundig scheitern.

Eurobonds bzw. eine gesamtschuldnerische Haftung, die auch Deutschland mittragen oder besser gesagt als gewichtigster Haftungspartner
zu tragen hätte, sind in D politisch nicht vermittelbar. Dies gäbe meiner Auffassung nach eine Palastrevolution und wäre auch der Beginn
der breiten Infragestellung der EU-Mitgliedschaft incl. Eurozone in D. Und das kann selbst ein franz. Präsident nicht wollen.

Le President Macron möge also erst einmal sein Haus Frankreich reformfreudig neu und besser bestellen, bevor er sich
den deutschen Sparvermögen allzugierig nähert. Da hat es Baustellen genug, die auch Eurobonds nicht lösen können,
sondern nur herzhafte Strukturänderungen in F selbst. Bekannt ist dies ja dem neuen "Jesus am EU-Himmel".

Hosiannah! - Irgendwie erinnert mich Herr Macron und der Hype um diese "neue" Lichtgestalt an das Musical "Jesus Christ Superstar".
Jenes Stück denkwürdiger christlich-abendländischer Hippy-Leitkultur, in dem Maria Magdalena (Yvonne Elliman!) so herzzerreißend ihren Herzbuben besang: "I don't know how to love him".
Indes, "Jesus" Macron, nicht zuständig in fleischlichen Fragen, sondern untouchable in seinem Sinnen und Trachten, wollte nur seinem (EU-)Gottvater wohlgefallen und
die Eurozone retten ...während die ("EU"-)Apostel allerdings ziemlich ignorant und betrunken beim letzten (EU-)Abendmal anderes im Sinn hatten und das sangesfreudig bekundeten:
"sinkin' in a gentle pool of wine" … usw. :D

---
Hier der youtube_link zu Frau Ellimans wirklich wunderschönem Song von 1970, falls es jemanden interessieren sollte... :D
https://www.youtube.com/watch?v=6L49YHy-xms
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von unity in diversity »

Macron darf jetzt keinem was versprechen.
Weder den Globalisierunsverlierern in den Industriebrachen des Nordens, noch den von der Zuwanderung Verunsicherten im Süden.
Auch nicht der Finanzwirtschaft in den Zentren.
Er muß unverbindlich und beliebig werden.
Sonst macht er sich Gegner.
Das gilt auch für Le Pen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(24 Apr 2017, 22:53)
Le President Macron möge also erst einmal sein Haus Frankreich reformfreudig neu und besser bestellen, bevor er sich
den deutschen Sparvermögen allzugierig nähert.
Wie viele Deutsche der naiven Illusion erliegen, ihr "Sparvermögen" sei irgendwie von Bedeutung, um Südeuropa zu finanzieren.

Deutsche "Ersparnisse" sind völlig irrelevant, wenn sich Europa endlich mal entschließen sollte, Wachstumspolitik zu betreiben.
Da hat es Baustellen genug, die auch Eurobonds nicht lösen können,
sondern nur herzhafte Strukturänderungen in F selbst.
Strukturelle Probleme und Ineffizienz gibt es in allen Ländern, Deutschland und Frankreich nehmen sich diesbezüglich vermutlich nichts. Das ist nicht Ursache der Krise....
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 06:55)

...

...

Strukturelle Probleme und Ineffizienz gibt es in allen Ländern, Deutschland und Frankreich nehmen sich diesbezüglich vermutlich nichts. Das ist nicht Ursache der Krise....
Gut; dann lassen Sie uns bitte an Ihrem Wissen teilhaben! Warum quält sich Frankreich mit so schwierigen Wirtschaftsproblemen herum, und warum steht Deutschland derzeit so gut im Futter, wenn sie doch beide ähnliche "Strukturprobleme" haben?

Dafür findet man nämlich nirgendwo eine nachvollziehbare Erklärung. Die Wirtschaftszahlen und die Zahl der Erwerbslosen werden immer wieder herunter gebetet. Das sind aber doch wohl Folgeerscheinungen und keine Ursachen für wirtschaftliches Versagen! Wo hängt da der Hammer?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 06:55)

Wie viele Deutsche der naiven Illusion erliegen, ihr "Sparvermögen" sei irgendwie von Bedeutung, um Südeuropa zu finanzieren.
Im Moment sind sie es ja auch.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 08:17)

Im Moment sind sie es ja auch.
ich fürchte, daß unsere ersparnisse noch größer sind. größtenteils persionersparnisse. in moment scheint es um die 1.300 milliarden euro zu betragen. und das soll nach den armen südlichen ländern gehen ??? :rolleyes: :mad2: :mad2:
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 08:55)

ich fürchte, daß unsere ersparnisse noch größer sind. größtenteils persionersparnisse. in moment scheint es um die 1.300 milliarden euro zu betragen. und das soll nach den armen südlichen ländern gehen ??? :rolleyes: :mad2: :mad2:
Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann geht den Rentenversicherern der Zins zum beschleunigten Aufbau von Rentenansprüchen verloren. Dazu kommen Verluste durch die Betriebskosten der Versicherung, wenn man nur auf Geldanlagen baut. Dafür war aber die Geldentwertung in dieser Zeit auch sehr gering... im Gegensatz zu Zeiten, als es Guthabenzinsen bis zu 4%/Jahr gab. Ein "gutes Geschäft" ist da sicher nicht zu erwarten.

Ich meine deshalb, daß wir mit Fach- und Sachkenntnis beraten werden müssten, ehe wir uns wirklich ärgern sollten. Denn Rentenversicherer steigen ja auch in Wertpapiere ein, deren Renditen nun auch nicht ausnahmslos zum Weinen sind.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 08:07)

Gut; dann lassen Sie uns bitte an Ihrem Wissen teilhaben! Warum quält sich Frankreich mit so schwierigen Wirtschaftsproblemen herum, und warum steht Deutschland derzeit so gut im Futter, wenn sie doch beide ähnliche "Strukturprobleme" haben?

Dafür findet man nämlich nirgendwo eine nachvollziehbare Erklärung. Die Wirtschaftszahlen und die Zahl der Erwerbslosen werden immer wieder herunter gebetet. Das sind aber doch wohl Folgeerscheinungen und keine Ursachen für wirtschaftliches Versagen! Wo hängt da der Hammer?
Bei Makroskop sind dazu zwei recht gute Beiträge erschienen. Zusammenfassung:

"Frankreich leidet unter seinem großen Nachbarn. Das ist das klare Ergebnis einer vorurteilsfreien Analyse. Es gibt keinen Bereich, wo das Land im Vergleich zu Deutschland zurückgefallen wäre, außer bei der Wettbewerbsfähigkeit. Das aber ist Folge der deutschen Lohndumping-Politik, die klar im Widerspruch zu dem steht, was in der EWU angesichts des vereinbarten Inflationsziels von zwei Prozent für alle Mitglieder zu erwarten gewesen war.[...]
Die Arbeitszeit wieder zu verlängern, wie das Fillon angekündigt hat, ist lächerlich. Wettbewerbsfähigkeit bemisst sich nach Produktivität pro Stunde und Lohn pro Stunde, mit der Zahl der gearbeiteten Stunden hat das absolut nichts zu tun. Den Staatsdienst zu verkleinern oder die Steuern für die Unternehmen zu senken, ist nicht minder lächerlich. Frankreich hat kein reales Investitions- oder Produktivitätsproblem, sondern ein (nominales) Problem der Wettbewerbsfähigkeit mit seinem Nachbarn und ein Nachfrageproblem, dessen Lösung von Brüssel und Berlin blockiert wird"

https://makroskop.eu/2016/12/die-lange- ... schland-2/

Welcher Indikator deutet denn für dich darauf hin, Frankreich hätte strukturelle Probleme? Das Land ist nicht weniger produktiv als Deutschland, die Investitionen sind seit Jahren höher als in Deutschland.

Es hat nur nicht diesen immensen außenwirtschaftlichen Vorteil. Deutschland befindet sich seit Jahren auf dem Irrweg, nur über die Außenwirtschaft wachsen zu können.
Zuletzt geändert von prime-pippo am Di 25. Apr 2017, 12:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 08:17)

Im Moment sind sie es ja auch.
Inwiefern?
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Da ist was dran, über Lohn-Dumping müsste man reden und das würde ja auch den Handelsüberschuss berühren. Höhere Löhne würden die Kaufkraft stärken und vor allem die hart arbeitenden Menschen am Erfolg des Exports teilhaben lassen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:20)

Inwiefern?
Wir haften ja nicht.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:26)

Wir haften ja nicht.
Führe das mal aus.....wer haftet wofür? Und was hat das mit deutschen "Ersparnissen" zu tun?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von odiug »

DarkLightbringer hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:25)

Da ist was dran, über Lohn-Dumping müsste man reden und das würde ja auch den Handelsüberschuss berühren. Höhere Löhne würden die Kaufkraft stärken und vor allem die hart arbeitenden Menschen am Erfolg des Exports teilhaben lassen.
Ja ... schon ... und dann kommt Herr Sinn und schwafelt davon, wie viele Millionen von Arbeitsplaetzen in Deutschland verloren gehen werden, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen.
Da klatscht dann der wirtschaftsfreundliche Fluegel der CDU und ihr potentieller Koalitionspartner FDP, es kommt zu hitzigen Debatten mit Wagenknecht in Talk Shows und am Schulss knickt die SPD in der grossen Koalition ein, aber nicht noch ohne vorher heroisch den kostenlosen KITA Besuch durchzusetzen ... wegen der "Gerechtigkeit" und so ... :rolleyes:
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:37)

Führe das mal aus.....wer haftet wofür? Und was hat das mit deutschen "Ersparnissen" zu tun?
Die Einlagensicherung ist doch noch national geregelt. Bis 2024 soll es einen Fonds geben, Risiken verringert werden usw.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 09:47)

Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann geht den Rentenversicherern der Zins zum beschleunigten Aufbau von Rentenansprüchen verloren. Dazu kommen Verluste durch die Betriebskosten der Versicherung, wenn man nur auf Geldanlagen baut. Dafür war aber die Geldentwertung in dieser Zeit auch sehr gering... im Gegensatz zu Zeiten, als es Guthabenzinsen bis zu 4%/Jahr gab. Ein "gutes Geschäft" ist da sicher nicht zu erwarten.

Ich meine deshalb, daß wir mit Fach- und Sachkenntnis beraten werden müssten, ehe wir uns wirklich ärgern sollten. Denn Rentenversicherer steigen ja auch in Wertpapiere ein, deren Renditen nun auch nicht ausnahmslos zum Weinen sind.
es ist sogar noch mehr.
Dat komt vooral doordat het vermogen van pensioenfondsen en verzekeraars sinds 2008 met ruim 615 miljard euro groeide tot 1,7 biljoen euro in het derde kwartaal van 2015. Dat meldt CBS op basis van een vandaag voor het eerst gepubliceerd overzicht
unser statistikbüro hat festgestellt daß das vermögen jetzt (anno herbst 2015) € 1.700.000.000.000 (1,7 billionen euros) beträgt. die EU-kommission hat schon vorschlage lanciert daß ersparnisse der EU-länder (welche ?? )für das korrigieren (!!) von schlechten anleihen (von wem ?? ) benützt werden sollen. ich dachte vor einem jahr.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:19)

Bei Makroskop sind dazu zwei recht gute Beiträge erschienen. Zusammenfassung:

"Frankreich leidet unter seinem großen Nachbarn. Das ist das klare Ergebnis einer vorurteilsfreien Analyse. Es gibt keinen Bereich, wo das Land im Vergleich zu Deutschland zurückgefallen wäre, außer bei der Wettbewerbsfähigkeit. Das aber ist Folge der deutschen Lohndumping-Politik, die klar im Widerspruch zu dem steht, was in der EWU angesichts des vereinbarten Inflationsziels von zwei Prozent für alle Mitglieder zu erwarten gewesen war.[...]
Die Arbeitszeit wieder zu verlängern, wie das Fillon angekündigt hat, ist lächerlich. Wettbewerbsfähigkeit bemisst sich nach Produktivität pro Stunde und Lohn pro Stunde, mit der Zahl der gearbeiteten Stunden hat das absolut nichts zu tun. Den Staatsdienst zu verkleinern oder die Steuern für die Unternehmen zu senken, ist nicht minder lächerlich. Frankreich hat kein reales Investitions- oder Produktivitätsproblem, sondern ein (nominales) Problem der Wettbewerbsfähigkeit mit seinem Nachbarn und ein Nachfrageproblem, dessen Lösung von Brüssel und Berlin blockiert wird"

https://makroskop.eu/2016/12/die-lange- ... schland-2/

Welcher Indikator deutet denn für dich darauf hin, Frankreich hätte strukturelle Probleme? Das Land ist nicht weniger produktiv als Deutschland, die Investitionen sind seit Jahren höher als in Deutschland.

Es hat nur nicht diesen immensen außenwirtschaftlichen Vorteil. Deutschland befindet sich seit Jahren auf dem Irrweg, nur über die Außenwirtschaft wachsen zu können.
Bei der Wettbewerbsfähigkeit liegt Deutschland auf Platz 12. Und Frankreich auf Platz 32. Frankreich hat definitiv hausgemachte Probleme die nicht in Brüssel oder Deutschland gelöst werden können.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/d ... 61380.html

Die Deutschen die für den Außenhandel arbeiten sind in der Regel ist am besten bezahlten Arbeitnehmer in Deutschland. Firmen die über Lohndumping im Ausland verkaufen wollen haben gar keine Chancen auf dem Markt. Denn beim Lohndumping sind die Asiaten unschlagbar.
Lohndumping gibts in D. meist auf dem Binnenmarkt und da wo Bangladesh zu weit weg ist. Bei Paketzustellern etwa. Oder bei den Schlachtern. Da muß schon was getan werden. Aber das berührt Frankreich doch kaum.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:17)

Bei der Wettbewerbsfähigkeit liegt Deutschland auf Platz 12. Und Frankreich auf Platz 32. Frankreich hat definitiv hausgemachte Probleme die nicht in Brüssel oder Deutschland gelöst werden können.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/d ... 61380.html

Die Deutschen die für den Außenhandel arbeiten sind in der Regel ist am besten bezahlten Arbeitnehmer in Deutschland. Firmen die über Lohndumping im Ausland verkaufen wollen haben gar keine Chancen auf dem Markt. Denn beim Lohndumping sind die Asiaten unschlagbar.
Lohndumping gibts in D. meist auf dem Binnenmarkt und da wo Bangladesh zu weit weg ist. Bei Paketzustellern etwa. Oder bei den Schlachtern. Da muß schon was getan werden. Aber das berührt Frankreich doch kaum.
Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.

Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.

Wie bereits gesagt, schneidet Frankreich bei keinem Indikator außer der nominalen Wettbewerbsfähigkeit schlechter ab als Deutschland. Das Land ist nicht weniger produktiv, es investiert mehr.......die angeblichen angebotsseitigen Beschränkungen existieren nur in den Köpfen neoliberaler Dogmatiker.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

odiug hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:38)

Ja ... schon ... und dann kommt Herr Sinn und schwafelt davon, wie viele Millionen von Arbeitsplaetzen in Deutschland verloren gehen werden, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen.
Da klatscht dann der wirtschaftsfreundliche Fluegel der CDU und ihr potentieller Koalitionspartner FDP, es kommt zu hitzigen Debatten mit Wagenknecht in Talk Shows und am Schulss knickt die SPD in der grossen Koalition ein, aber nicht noch ohne vorher heroisch den kostenlosen KITA Besuch durchzusetzen ... wegen der "Gerechtigkeit" und so ... :rolleyes:
Erstmal ist es wichtig, die rechtspopulistische Welle zu brechen. Diese Tendenz ist seit der Trump-Wahl bereits festzustellen.

Sodann muss Monsieur Macron Präsident werden und im September findet in Deutschland ein Heimspiel statt. Über die Goodies aus dem Handelsüberschuss wird dann sicher gesprochen werden, wenn nicht schon vorher. Es heißt aber auch, so manche Visionen Macrons wären Berlin zu "grell".
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

odiug hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:38)

Ja ... schon ... und dann kommt Herr Sinn und schwafelt davon, wie viele Millionen von Arbeitsplaetzen in Deutschland verloren gehen werden, wenn die Arbeitnehmer mehr verdienen.
Da klatscht dann der wirtschaftsfreundliche Fluegel der CDU und ihr potentieller Koalitionspartner FDP, es kommt zu hitzigen Debatten mit Wagenknecht in Talk Shows und am Schulss knickt die SPD in der grossen Koalition ein, aber nicht noch ohne vorher heroisch den kostenlosen KITA Besuch durchzusetzen ... wegen der "Gerechtigkeit" und so ... :rolleyes:
:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 12:19)

Bei Makroskop sind dazu zwei recht gute Beiträge erschienen. Zusammenfassung:

"Frankreich leidet unter seinem großen Nachbarn. Das ist das klare Ergebnis einer vorurteilsfreien Analyse. Es gibt keinen Bereich, wo das Land im Vergleich zu Deutschland zurückgefallen wäre, außer bei der Wettbewerbsfähigkeit. Das aber ist Folge der deutschen Lohndumping-Politik, die klar im Widerspruch zu dem steht, was in der EWU angesichts des vereinbarten Inflationsziels von zwei Prozent für alle Mitglieder zu erwarten gewesen war.[...]
Die Arbeitszeit wieder zu verlängern, wie das Fillon angekündigt hat, ist lächerlich. Wettbewerbsfähigkeit bemisst sich nach Produktivität pro Stunde und Lohn pro Stunde, mit der Zahl der gearbeiteten Stunden hat das absolut nichts zu tun. Den Staatsdienst zu verkleinern oder die Steuern für die Unternehmen zu senken, ist nicht minder lächerlich. Frankreich hat kein reales Investitions- oder Produktivitätsproblem, sondern ein (nominales) Problem der Wettbewerbsfähigkeit mit seinem Nachbarn und ein Nachfrageproblem, dessen Lösung von Brüssel und Berlin blockiert wird"

https://makroskop.eu/2016/12/die-lange- ... schland-2/

Welcher Indikator deutet denn für dich darauf hin, Frankreich hätte strukturelle Probleme? Das Land ist nicht weniger produktiv als Deutschland, die Investitionen sind seit Jahren höher als in Deutschland.

Es hat nur nicht diesen immensen außenwirtschaftlichen Vorteil. Deutschland befindet sich seit Jahren auf dem Irrweg, nur über die Außenwirtschaft wachsen zu können.
Na prima; dann ist die Sache ja höchst einfach: Gleiche Entlohnungsstruktur in D & F, und schon können wir uns gemeinsam auf dem Weltmarkt behaupten.

Ich glaube diese Analyse ist für Einfältige bestellt, denn sie ist mir viel zu schlicht!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:19)

Na prima; dann ist die Sache ja höchst einfach: Gleiche Entlohnungsstruktur in D & F, und schon können wir uns gemeinsam auf dem Weltmarkt behaupten.

Ich glaube diese Analyse ist für Einfältige bestellt, denn sie ist mir viel zu schlicht!
Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:28)

Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
Deutschland ist ein kapitalistisches Land. In den Sowjetstaaten oder in Jugoslawien konnte der Staat die Höhe der Löhne bestimmen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Adam Smith »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:11)

:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
Das ist Kapitalismus:

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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:11)

:D

die Fransosen haben dem FDP-Programm von Fillion eine Absage erteilt ( er hat aber viel mit dazubeigetragen) und setzen nun auf ein SPD-Light Programm a la Schroeder ohne Hartz4 aber mit Milliarden Programm fuer Innovationen - 50 Milliarden schwebt da Macron vor, aber wohl in dieser Hoehe nicht machbar,

das Europagprogramm wird der Bundesregierung nicht schmecken, dann da will Macron viel mehr Europa und viel weniger Nationalstaaten und damit tut sich die Bundesregierung und auch andere Regierungen sehr schwer - auch bei den Ruestungsanstrengunen wird Macron bei Merkel keine grosse Zustimmung finden,
Natürlich geht das nicht so, daß ein Politiker meint, er müsse jetzt einmal tief in die Euro-Kasse greifen, und alle Beteiligten hätten das gut zu finden. So etwas will gründlich beraten sein, und dann tut man das, was gemeinsam sinnvoll erscheint. Gegen unnötige deutsche Bockbeinigkeit können wir Europäer einen Präsidenten Macron auch in Schutz nehmen... wenn er ansonsten ein Programm zur Stärkung der Gemeinschaft verfolgt. Dann muß die Kanzlerin schon sehr genau erklären, warum sie bockt.

Na ja, da muß ein Präsident Macron schon genauer sagen, was er unter mehr Europa versteht. Als Anhaltspunkt sehe ich die "Wirtschaftsregierung" für die Euro-Zone mitsamt eigenem Parlament. Wie soll das funktionieren? Bei voller Haushaltssouveränität der Partner? Dann wäre das eine Mogelpackung. Ich würde mich veralbert fühlen, wenn letzten Endes nur die Verwaltung der Gemeinschaftswährung aufgebläht würde und ansonsten alles beim Alten bliebe.

Ich würde erst einmal mit viel Wohlwollen in Beratungen mit dieser französischen Regierung hinein gehen, mich aber nicht über den Tisch ziehen lassen, wenn mir die Sache zu einseitig vor käme. Opfer für die Gemeinschaft nur bei stärkerer Vertiefung der Zusammenarbeit. Keine Vorleistungen. Das war leider ein Fehler!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:32)

Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
nur so kann es sein!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:28)

Das ist dieses wirre, völlig weltfremde Bild, das sich in Deutschland etabliert hat......man müsse irgendeinen Preiswettkampf über die Löhne führen, um sich auf den Weltmärkten zu behaupten.

Für Frankreich ist der Binnenmarkt viel wichtiger als die Exportmärkte. Wenn die anfangen, Deutschland irgendwie nachzueifern, werden die verbesserten Exportmöglichkeiten vermutlich nicht die Schäden auf dem Binnenmarkt überkompensierren.
Na, das kommt mir ein wenig vor wie eine Münchhausengeschichte. Entweder ist Deutschland ein bösartiger Wettbewerber mit Lohndumping, und dann zieht Frankreich gleich und kann deutschen Importen mit Produkten aus eigener Herstellung etwas entgegen setzen und sogar in Deutschland und auf dem Weltmarkt damit auftrumpfen, oder die Dinge liegen doch ganz anders. Auf eine Variante sollten wir uns dann aber schon festlegen, wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen.

Vorerst bleibe ich einmal bei dem weltfremden wirren deutschen Bild. Das können wir gern durch ein besseres ersetzen... nur logisch sollte es aufgebaut sein.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von pikant »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:36)

Natürlich geht das nicht so, daß ein Politiker meint, er müsse jetzt einmal tief in die Euro-Kasse greifen, und alle Beteiligten hätten das gut zu finden. So etwas will gründlich beraten sein, und dann tut man das, was gemeinsam sinnvoll erscheint. Gegen unnötige deutsche Bockbeinigkeit können wir Europäer einen Präsidenten Macron auch in Schutz nehmen... wenn er ansonsten ein Programm zur Stärkung der Gemeinschaft verfolgt. Dann muß die Kanzlerin schon sehr genau erklären, warum sie bockt.

Na ja, da muß ein Präsident Macron schon genauer sagen, was er unter mehr Europa versteht. Als Anhaltspunkt sehe ich die "Wirtschaftsregierung" für die Euro-Zone mitsamt eigenem Parlament. Wie soll das funktionieren? Bei voller Haushaltssouveränität der Partner? Dann wäre das eine Mogelpackung. Ich würde mich veralbert fühlen, wenn letzten Endes nur die Verwaltung der Gemeinschaftswährung aufgebläht würde und ansonsten alles beim Alten bliebe.

Ich würde erst einmal mit viel Wohlwollen in Beratungen mit dieser französischen Regierung hinein gehen, mich aber nicht über den Tisch ziehen lassen, wenn mir die Sache zu einseitig vor käme. Opfer für die Gemeinschaft nur bei stärkerer Vertiefung der Zusammenarbeit. Keine Vorleistungen. Das war leider ein Fehler!
eine gemeinsame Waehrung braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik - der Ansatz ist schon richtig, nur kommt das alles sehr spaet.
Macron denkt immer in europaeischen Dimensionen und ist auch bereit national Macht abzugeben - aber da sind dicke Bretter zu bohren.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:32)

Macron denkt hier vermutlich an einen EU-Haushalt bei den 50 Milliarden.
Als Europäer könnte ich diesem Plan sogar etwas abgewinnen, wenn er scheinbar auf deutsche Kosten gehen sollte: Ein vertraglich gesicherter Fortschritt zur europäischen Föderation sollte damit verbunden sein. Das bedeutet, Übertragung von nationalen Hoheitsrechtenn D & F auf eine Gemeinschaftsinstitution; meinetwegen auf eine, die zunächst nur von D & F betrieben wird, an der sich aber alle anderen Partner gern und ab sofort beteiligen sollten. Wenn damit den Menschen in F geholfen wird, dann hilft der Zuwachs an Wirtschaftskraft letztlich auch uns, weil wir im gleichen Boot sitzen und hoffentlich tüchtig rudern, um künftig gemeinsam zu bestehen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

H2O hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:44)

Na, das kommt mir ein wenig vor wie eine Münchhausengeschichte. Entweder ist Deutschland ein bösartiger Wettbewerber mit Lohndumping, und dann zieht Frankreich gleich und kann deutschen Importen mit Produkten aus eigener Herstellung etwas entgegen setzen und sogar in Deutschland und auf dem Weltmarkt damit auftrumpfen, oder die Dinge liegen doch ganz anders. Auf eine Variante sollten wir uns dann aber schon festlegen, wenn wir der Sache auf den Grund gehen wollen.

Vorerst bleibe ich einmal bei dem weltfremden wirren deutschen Bild. Das können wir gern durch ein besseres ersetzen... nur logisch sollte es aufgebaut sein.
Frankreich kann das gleiche Modell nicht übernehmen, weil Deutschland das schon seit über einem Jahrzehnt so betreibt. Wo sollen denn diese Exportmärkte sein, die Frankreich nun seinerseits nach deutschem Vorbild erschließen soll?
Im Euroraum? Wer kommt denn da in Betracht? Das am Boden liegende Südeuropa oder das sich partout weigernde Deutschland, von dem KEINERLEI Wachstumsimpuls ausgeht? Deutschland absorbiert nur Nachfrage aus anderen Ländern....

Die außereuropäischen Exportmärkte sind auch nicht geeignet, denn wenn mit Frankreich auch die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas auf diesen Zug aufspringt, wird früher oder später der Euro entsprechend aufwerten, somit werden sämtliche Vorteile des Lohndumpings wieder zunichte gemacht und es bleiben nur die resultierenden Schäden des Binnenmarktes.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.

Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.
Es sind hier schon genug essentielle Beschreibungen der strukturellen Probleme Frankreichs incl. eines nicht enden wollenden ständigen Überschreitens der Defizitgrenze Frankreichs eingestellt worden und nachlesbar.
Ebenso zur negativen Staatsquote Frankreichs, dessen Staat sich nicht nur jeden 5. Beschäftigten in Land im öffentlichen oder Staatsdienst leistet, sondern auch noch andere soziale Errungenschaften wie einen
besonders starren Arbeitsmarkt, der franz. Unternehmen aufgrund des sehr gewerksschaftsklientel ausgerichteten Kündigungsschutzes zwar in sicheren Arbeitsverhältnissen hält bei hoher Entlohnung, aber
gerade jungen Leuten damit den Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer macht oder viele junge Leute nur mit mies bezahlten Zeitarbeitsverhältnissen abspeist … oder besser gesagt, verarscht.
Sich FRA also selbst Lohndumping gerade bei jungen Leuten oder Berufsanfängern leistet bis hin zu "keine Anstellung und no job".

Eine weitere große Hürde ist das zentralistisch-elitär ausgerichtete franz. Bildungssystem, in dem zwar sehr hohe Quoten ihr Abi machen. Der duale und parallele Bildungszweig betrieblicher und
handwerklicher Ausbildung ist aber als "sozialer Abstieg" von je stigmatisiert und liegt sehr im Argen. Deshalb fehlt gerade auch den mittelständischen Bereich Frankreichs zunehmend der
Unterbau qualifizierter Arbeitskräfte, die nicht alle Vollakademiker sein können und müssen. Im Gegenteil.

Frankreich hat gerade im Vergleich und der Wettbewerbsfähigkeit bei mittelständischen Unternehmen und deren internationaler Wettbewerbsfähigkeit sowohl in der Produktinnovation als auch
der Qualität, kurz der globalen Wettbewerbsfähigkeit in diesem Bereich mehr und mehr an Boden verloren. Die hier so vollmundig und falsch dargestellten Dumping- und Billiglöhne
gerade in diesem mittelständischen Bereich sind einfach ein Märchen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen zahlen, genauso wie die großen Industriekonzerne durchaus hohe Löhne und die Produkte - egal ob teure Autos oder teure Robotertechnik aus
innovativen Mittelstandsunternehmen sind weltweit nicht deshalb nachgefragt, weil sie so billig sind. Das Gegenteil ist der Fall.

Siehe auch Trumps einfältige Sichtweise über den Erfolg deutscher Autos in den USA. Sie werden und wurden dort gekauft, nicht weil sie so billig sind…jedenfalls oft viel teurer als
vergleichbare franz. Konkurrenzprodukte der PKW-Produktion.

Deutschlands wäre glücklich, wenn der Euro im Vergleich zur Weltleitwährung bei einem Kurs von 1.22 bis 1.25 pendeln würde und die NULL_Zins Politik der EZB
ein Ende hätte zurück zu einem gesünderen moderaten Anstieg des Zinsniveaus. Bei der extrem hohen und negativen Staatsquote FRAs und noch mehr ITAs wäre das
zwar für diese Länder ein derber Brocken. Also nicken wir den aktuellen Kurs der EZB ab. Obwohl gerade D auch hinsichtlich seiner Export- und Wettbewerbsfähigkeiten
gut und gerne mit Eurokursen von 1.20-1.40 zurechtkäme, wie die Vergangenheit zeigte. Ob das auch für FRA und ITA so angenehm wäre, oder noch mehr
andere Länder wie Spanien oder POR und am allermeisten Griechenland ruinieren würde, steht auf einem anderen Blatt.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf verwiesen, dass D in Zeiten (bis Mitte 2014!) einer sehr hohen Eurokursnotierung von fast 1.40 USD je Euro (im Vergleich von aktuellen 1.08 USD je Euro)
dennoch eine Exportweltmeistertitel nach dem anderen eingefahren hat. Im übrigen, das sei auch noch angefügt, der Exporterfolg Deutschlands nur gut zur Hälfte im EU- bzw. Euroraum erzielt
wird. Die anderen 50% des auch daraus resultierenden Exportüberschusses innerhalb eines globalen Wettbewerbs eingefahren werden, der hinsichtlich der Lohnkosten beispielsweise
D wohl kaum als wettbewerbsfähig und konkurrenzlos günstig dastehen lässt, im Vergleich zu anderen weltweiten Wettbewerbern wie China, Indien, Mexiko oder auch andere
Billigstlohn-Wirtschaftsräume, die zudem mit staatlich gestützten Unternehmensfinanzierungen am Markt auftreten können, um dem Rest der Welt Marktanteile abzujagen oder
gewisse Wirtschaftszweige langfristig vollkommen zu plätten.

Es ist im übrigen auch eine etwas einseitige Vorteilsannahme, ein besonders niedriger Euro-/Dollarkurs sei für D ein besonderer Wettbewerbsvorteil für den weltweiten Export.
Deutschland ist ein Land, dass vollkommen abhängig von essentiellen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas ist. Ein sehr niedriger Euro-/USD Kurs hat dann zwar einerseits sehr
günstig wirkende Preisvorteile bei Angeboten, die aber durch die fast ausschließlich in USD abgerechneten hohen Dollarkurse und die daran gekoppelten Ölpreise
verspeist werden. Sprich die Rohstoffimporte verspeisen einen Großteil des Wechselkursvorteils wieder schmatzend. Je nachdem, wie weit die weltweiten Ölkartelle gerade
der Ölexportierenden Länder teils durch Nachfrage oder auch durch künstliche Liefer- bzw. Förderreduzierung hochpimpen können. Je weiter bzw. höher der Ölpreis,
und je niedriger dabei der Euro/USD - Kurs bleibt, desto ungünstiger oder verteuernder wirkt sich das dann auf die tatsächliche Wettbewerbssituation und entsprechende
Angebotspreise bzw. -vorteile aus, oder eleminiert sie ganz. Auch hier ist also eine gesunde Balance zwischen Rohstoffpreisen und höheren Wechselkursen die wesentlich bessere
Ausgangsposition. Ein Eurokurs beim aktuell wohl auf längere Sicht im Bereich von 50-70 USD schwankendem Ölpreis von wenigstens 1.15 bis 1.25 USD je Euro wäre hier deutlich
besser und exportfreundlicher für D.

Wer die hausgemachten strukturellen franz. Probleme ignorieren oder auf D schieben will, soll das gerne tun. Es ist jedermanns eigenes Bierchen, sich die Welt schönzureden,
indem man immer und zuerst andere anschwärzt. Ob das hilfreich ist, in letzter Konsequenz, sei als offene Frage dahingestellt. Beliebt sind nackte und ausgestreckte Zeigefinger
auf andere allemal. Nicht nur in ökonomischen Fragen… :p

In Zeiten, in denen die Lohnstückkosten, also der Lohnanteil je erzeugtem Produkt gar nicht mehr der wesentliche Faktor ist, sondern vielmehr die Energie- und Rohstoffkosten
der deutlich schwerwiegendere Kostenfaktor sind, verzerrt es allenfalls die Sichtweise sehr irrig, indem Deutschlands moderate Lohnpolitik als Sündenbock und Schuldgrund der franz. Wirtschaftsmisere
durch Dumpinglöhne ins Feld geführt wird. Im übrigen steigen die Löhne in D seit einiger Zeit sehr deutlich an.

Es sei noch erwähnt, dass gerade der in Zeiten immer größerer weltweiter Automatisierung und Roboterisierung industrieller und gewerblicher Produktion sowohl im Investitions- als auch Konsumgüterbereich
Frankreich bei den Energiekosten mit ihrem gegenüber D fast schon unanständig tiefen und staatlich protektionierten und subventionertem Atomstrom einen nicht unbeträchtlichen Wettbewerbsvorteil haben.
Ganz abgesehen davon, dass unserer lieber Nachbar und Freund mit der ihm eigenen, franz. Sorglosigkeit und seinem Festhalten an einer unglaublich hohen Deckung des Energiebedarfs durch Atomstrom weiterhin "geradezu stoisch und gerne völlig diskussionsunwillig"
nicht ablassen will.

Wie auch immer. Glaubt man den Deutschland-Verteuflern aus der frankophilen Opferecke, die die Dumping-Löhne aus "Krautsläänd" als Hauptschuldigen für Frankreichs "unrunde" Wirtschaftslage verantwortlich machen, kann man Herrn Macron
ja beglückwünschen. Dann hat er für sein Land innenpolitisch eigentlich leicht zu bewältigende nur kleinere Reförmchen als Aufgabe vor sich. Alles ist im Prinzip gut und läuft ökonomisch prima in FRA.
Er muss halt nur irgendwie Deutschland dazu zwingen, Ausgleichszahlungen - nicht nur an FRA - zu leisten für ihre Handelsbilanz-Überschußfrechheiten, die sich dieser "Erzfreund jenseits des Rheins"
auf Kosten der Grand Nation wie ein Blutegel leistet.

Pfui Teufel, sag ich da, nieder mit den Teutonen! Vive La France! En marché, lieber Francois Macron! Packen sie Deutschland endlich an, wie weiland Essos Tiger den Tank.
Und alles wird gut. :cool:

PS: Es sieht gut aus für FRA unter einem künftigen President Macron. Er ist im übrigen ja auch ausgewiesener Kenner und Spezialist für Frauen im Alter von Angela Merkel. Ich denke,
er wird Mdme. "No" mit Charme, Eloquenz und seinem galant-fachlichen "savoir vivre" über den Transfertisch ziehen.
Zuletzt geändert von elmore am Di 25. Apr 2017, 15:22, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:46)

eine gemeinsame Waehrung braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik - der Ansatz ist schon richtig, nur kommt das alles sehr spaet.
Macron denkt immer in europaeischen Dimensionen und ist auch bereit national Macht abzugeben - aber da sind dicke Bretter zu bohren.
Bei mir würde der Mann offene Türen einrennen, wenn er das europäische Gemeinwohl mit im Auge hat. Was natürlich nicht mehr so gemacht werden darf, daß die Leistung erbracht wird mit Blick auf spätere Gemeinschaft... das geht in der Regel schief, siehe Euro und Euro-Krise. Die wäre sicher gar keine, wenn wir in einer Föderation um unser gemeinsames Wohl ringen müßten.

Warum nicht ganz viele "AIRBUS"se formen, in denen Deutsche, Italiener, Franzosen und Spanier auf Augenhöhe ihre Spitzenleistungen abliefern und sich dem Wettbewerb stellen. Am Anfang knirscht das etwas, und irgendwann ist das eine richtige verschworene Gemeinschaft "wir" gegen den Rest der Welt.

Natürlich sind das Träume, und ganz dicke Bretter sind zu bohren, bis sie in Erfüllung gehen. Aber wir müssen das ehrlich wollen... dann klappt das auch! Das wesentliche ist das gegenseitige Vertrauen und Wohlwollen ohne Haken und Ösen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von H2O »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 14:55)

Frankreich kann das gleiche Modell nicht übernehmen, weil Deutschland das schon seit über einem Jahrzehnt so betreibt. Wo sollen denn diese Exportmärkte sein, die Frankreich nun seinerseits nach deutschem Vorbild erschließen soll?
Im Euroraum? Wer kommt denn da in Betracht? Das am Boden liegende Südeuropa oder das sich partout weigernde Deutschland, von dem KEINERLEI Wachstumsimpuls ausgeht? Deutschland absorbiert nur Nachfrage aus anderen Ländern....

Die außereuropäischen Exportmärkte sind auch nicht geeignet, denn wenn mit Frankreich auch die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas auf diesen Zug aufspringt, wird früher oder später der Euro entsprechend aufwerten, somit werden sämtliche Vorteile des Lohndumpings wieder zunichte gemacht und es bleiben nur die resultierenden Schäden des Binnenmarktes.
Als Ingenieur denke ich schon, daß ein Druckausgleich dafür sorgt, daß der eine nicht den anderen erdrückt. Wir haben eben nicht nur den EU-Binnenmarkt; auf den Weltmärkten müssen wir alle gemeinsam wettbewerbsfähig bleiben. Erst einmal mache ich mir wenig Sorgen um einen aufgewerteten Euro. Da haben wir doch einen Herrn Draghi, der macht das schon, daß der Euro ins Weltgefüge paßt. Also, jetzt erst einmal Druck auf den französischen Kessel, und dann gemeinsam voraus!
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:00)

Es sind hier schon genug essentielle Beschreibungen der strukturellen Probleme Frankreichs incl. eines nicht enden wollenden ständigen Überschreitens der Defizitgrenze Frankreichs eingestellt worden und nachlesbar.
Das ist kein Argument in Bezug auf die Frage, wo angebotsseitige Beschränkungen (Strukturprobleme) in Frankreich vorliegen.

Es ist ein reiner Fetisch (in Deutschland besonders ausgeprägt), das staatliche Haushaltsdefizit generell als so besonders problematisch anzusehen. Staatliche Haushaltsdefizite waren genau das, was Frankreich zuletzt brauchte!
Ebenso zur negativen Staatsquote Frankreichs, dessen Staat sich nicht nur jeden 5. Beschäftigten in Land im öffentlichen oder Staatsdienst leistet, sondern auch noch andere soziale Errungenschaften wie einen
besonders starren Arbeitsmarkt, der franz. Unternehmen aufgrund des sehr gewerksschaftsklientel ausgerichteten Kündigungsschutzes zwar in sicheren Arbeitsverhältnissen hält bei hoher Entlohnung, aber
gerade jungen Leuten damit den Zugang zum Arbeitsmarkt sehr schwer macht oder viele junge Leute nur mit mies bezahlten Zeitarbeitsverhältnissen abspeist … oder besser gesagt, verarscht.
Die Staatsquote ist offensichtlich kein Problem, Frankreich ist ja kein Stück weniger produktiv als Deutschland.
Eine weitere große Hürde ist das zentralistisch-elitär ausgerichtete franz. Bildungssystem, in dem zwar sehr hohe Quoten ihr Abi machen. Der duale und parallele Bildungszweig betrieblicher und
handwerklicher Ausbildung ist aber als "sozialer Abstieg" von je stigmatisiert und liegt sehr im Argen. Deshalb fehlt gerade auch den mittelständischen Bereich Frankreichs zunehmend der
Unterbau qualifizierter Arbeitskräfte, die nicht alle Vollakademiker sein können und müssen. Im Gegenteil.
Das ist ein denkbares Strukturproblem, das man angehen KANN, aber das kein akutes Problem ist! Ich wiederhole noch einmal, Frankreich ist nicht weniger produktiv als Deutschland!
Das es weniger wächst, ist ein Nachfrageproblem. Und das ist Folge des Preisstrukturen....
Die hier so vollmundig und falsch dargestellten Dumping- und Billiglöhne
gerade in diesem mittelständischen Bereich sind einfach ein Märchen.
Deutsche Mittelstandsunternehmen zahlen, genauso wie die großen Industriekonzerne durchaus hohe Löhne und die Produkte - egal ob teure Autos oder teure Robotertechnik aus
innovativen Mittelstandsunternehmen sind weltweit nicht deshalb nachgefragt, weil sie so billig sind. Das Gegenteil ist der Fall.
Darauf wurde oft eingegangen. Hätte Deutschland eine eigene Währung, würde diese ganz sicher aufwerten, das entspräche einer Reallohnerhöhung für alle und einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit.

Da Deutschland keine eigene Währung hat, muss man es über die Löhne (die Masseneinkommen, nicht hier und da ein bisschen) machen.
Deutschlands wäre glücklich, wenn der Euro im Vergleich zur Weltleitwährung bei einem Kurs von 1.22 bis 1.25 pendeln würde und die NULL_Zins Politik der EZB ein Ende hätte zurück zu einem gesünderen moderaten Anstieg des Zinsniveaus.
Wenn man sich das in Deutschland wünscht, sollte man vielleicht mal fiskalische Wachstumsimpulse setzen, dann wäre eine Normalisierung des Zinsniveaus eher möglich.
Tut man aber nicht, stattdessen feiert man schwarze Nullen.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von elmore »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:20)

Das ist kein Argument in Bezug auf die Frage, wo angebotsseitige Beschränkungen (Strukturprobleme) in Frankreich vorliegen.

Es ist ein reiner Fetisch (in Deutschland besonders ausgeprägt), das staatliche Haushaltsdefizit generell als so besonders problematisch anzusehen. Staatliche Haushaltsdefizite waren genau das, was Frankreich zuletzt brauchte!



Die Staatsquote ist offensichtlich kein Problem, Frankreich ist ja kein Stück weniger produktiv als Deutschland.



Das ist ein denkbares Strukturproblem, das man angehen KANN, aber das kein akutes Problem ist! Ich wiederhole noch einmal, Frankreich ist nicht weniger produktiv als Deutschland!
Das es weniger wächst, ist ein Nachfrageproblem. Und das ist Folge des Preisstrukturen....



Darauf wurde oft eingegangen. Hätte Deutschland eine eigene Währung, würde diese ganz sicher aufwerten, das entspräche einer Reallohnerhöhung für alle und einer verminderten Wettbewerbsfähigkeit.

Da Deutschland keine eigene Währung hat, muss man es über die Löhne (die Masseneinkommen, nicht hier und da ein bisschen) machen.



Wenn man sich das in Deutschland wünscht, sollte man vielleicht mal fiskalische Wachstumsimpulse setzen, dann wäre eine Normalisierung des Zinsniveaus eher möglich.
Tut man aber nicht, stattdessen feiert man schwarze Nullen.
Ihre einseitige und murmeltierversteifte Ofenrohranalytik, mit der sie gebetsmühlenartig auf die gleiche Produktivität FRAs als einzigen relevanten Faktor abstellen, ist einigermaßen ermüdend.
Deshalb: glauben Sie - im Sinne ihres letzten zitierten Beitrags weiter daran.

Zum letzten Satz im Zitat sei noch kurz angemerkt, dass die Zinspolitik für den Euro nicht D bestimmt, sondern die EZB. Eine Anhebung des Zinsniveaus des Euroraums durch fiskalpolitische??, nationale
Maßnahmen Deutschlands, die etwa nur das Zinsniveau in D allein höher steigen lassen können, wie sie das hier andeuten, ist so ein schlichter Unsinn, dass sich Diskussionen darüber von selbst erledigen…
Sogenannte alternative Fakten zu diskutieren, ist mir zu sinnleer. Pardon. Gell.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.

Hätte Deutschland eine eigene Währung, müsste diese aufwerten, dann wäre das Problem behoben.

Wie bereits gesagt, schneidet Frankreich bei keinem Indikator außer der nominalen Wettbewerbsfähigkeit schlechter ab als Deutschland. Das Land ist nicht weniger produktiv, es investiert mehr.......die angeblichen angebotsseitigen Beschränkungen existieren nur in den Köpfen neoliberaler Dogmatiker.
Ich habe dir bewiesen daß die Wettbewerbsfähigkeit der Franzosen viel, viel niedriger ist. Nehme es einfach zur Kenntnis.
Und es ist einfach Unsinn zu behaupten deutsche Produkte würden gekauft weil sie zu billig sind. Sie sind durch die Bank teurer als bei der ausländischen Konkurrenz. Frag doch mal einen Chinesen oder Amerikaner warum er deutsche Produkte kauft. Er wird so gut wie nie sagen daß es am günstigen Preis liegt. Es ist doch so daß die Deutschen keinen Peugeot kaufen sondern den wesentlich teureren VW. Und wenn du mal B2B einkaufen durftest dann weißt du das der Preis des Produkts erst an zweiter oder dritter Stelle steht. Da stehen Dinge die Verfügbarkeit, Service und Betriebskosten im Mittelpunkt. Ich richte gerade einen Produktionsraum für einen türkischen Unternehmer ein. Mit deutschen Geräten. Die billigen Geräte aus dem Ausland stehen im alten Produktionsraum und zeigen Tag für Tag ihre Einschränkungen. Im B2B-Markt ist die deutsche Wirtschaft so unglaublich stark. Und da kann sie gute Preise verlangen was natürlich den Handelsüberschuss in die Höhe treibt. Und wenn die Franzosen wieder mitmischen wollen dann müssen sie da ansetzen.
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Nomen Nescio
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 13:29)

Es ist zu kurz gegriffen, sich nur einzelne exportierende Branchen in Deutschland anzugucken und dann zu behaupten, die Löhne seien doch hoch. Der absurd hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands (8-9% der gesamten Wirtschaftsleistung) ist alleine schon Ausdruck dessen, dass Deutschland zu billig ist.
willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:02)

willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
Weil es dort dann zu Unruhen und zum Generalstreik kommt, wenn man tiefgreifende, soziale Verschlechterungen durchführen will.

Eine Idee ist es schon, mehr in soziale Verbesserungen in Deutschland zu investieren.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Alter Stubentiger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:28)

Weil es dort dann zu Unruhen und zum Generalstreik kommt, wenn man tiefgreifende, soziale Verschlechterungen durchführen will.

Eine Idee ist es schon, mehr in soziale Verbesserungen in Deutschland zu investieren.
Also ist Frankreich gerettet wenn man in Deutschland die Löhne erhöht? Dann kauft die Welt in Frankreich ein? Oder könnte Frankreich dann von seinem Binnenmarkt leben?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(25 Apr 2017, 17:54)

Also ist Frankreich gerettet wenn man in Deutschland die Löhne erhöht? Dann kauft die Welt in Frankreich ein? Oder könnte Frankreich dann von seinem Binnenmarkt leben?
So ungefähr würde ich das verstehen, wobei es allerdings nicht zu ruckartig sein sollte.
Vieles läuft bereits in die richtige Richtung: Die Bürger konsumieren mehr, die Löhne steigen tendenziell schneller als die Produktivität; damit werden die Kostenvorteile, die Deutschland vor der Finanzkrise dank einer zurückhaltenden Lohnpolitik errungen hat, langsam wieder abgebaut.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/h ... -1.3468908

"Goodies" könnten auch sein, die Wochenarbeitszeit zu verringern, Fristverträge zu begrenzen, das Renteneinstiegsalter abzusenken, etcetera.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

eine bessere idee ist es dennoch löhne herabzusetzen. bei euch hat man das getan. bei uns hat man das getan. ich denke daß weder ihr noch wir recht haben zu klagen weil es uns schlecht geht.

oder aber es muß einen neuro und einen seuro geben. dann können sie die abwerten. de facto also die löhne erniedrigen. :D
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von DarkLightbringer »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 18:41)

eine bessere idee ist es dennoch löhne herabzusetzen. bei euch hat man das getan. bei uns hat man das getan. ich denke daß weder ihr noch wir recht haben zu klagen weil es uns schlecht geht.

oder aber es muß einen neuro und einen seuro geben. dann können sie die abwerten. de facto also die löhne erniedrigen. :D
So schlecht wäre es ja nicht, wenn die Bürger auch mal was von der Konjunktur haben. Und sind es nicht gerade die sog. Abgehängten, die aus lauter Verzweiflung und Affekt irgendwas wählen, was neu und nicht bei drei auf den Bäumen ist ?

Ein Handelsüberschuss ist nicht per se etwas schlechtes, sagen die Experten, nur ein zu hoher wird eher kritisch gesehen. Ein Überschuß bedingt ein Defizit auf der anderen Seite. Man könnte alternativ - wenn man den eigenen Bürger nichts gutes tun will - Transferleistungen an Frankreich zahlen oder eine weitere Wirtschaftsschrumpfung in Kauf nehmen. Aber wer hat da etwas davon?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

elmore hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:37)

Ihre einseitige und murmeltierversteifte Ofenrohranalytik, mit der sie gebetsmühlenartig auf die gleiche Produktivität FRAs als einzigen relevanten Faktor abstellen, ist einigermaßen ermüdend.
Man sollte doch meinen, dass sich diese ganzen Strukturprobleme, "Verkrustungen", Ineffizienzen usw., die Frankreich immer unterstellt werden, in der Produktivität niederschlagen.

Zum letzten Satz im Zitat sei noch kurz angemerkt, dass die Zinspolitik für den Euro nicht D bestimmt, sondern die EZB. Eine Anhebung des Zinsniveaus des Euroraums durch fiskalpolitische??, nationale
Maßnahmen Deutschlands, die etwa nur das Zinsniveau in D allein höher steigen lassen können, wie sie das hier andeuten, ist so ein schlichter Unsinn, dass sich Diskussionen darüber von selbst erledigen…
Sogenannte alternative Fakten zu diskutieren, ist mir zu sinnleer. Pardon. Gell.
Gemeint ist, dass expansive fiskalische Impulse das Wachstum zurückbringen könnten, womit die EZB auch wieder ihre Zinspolitik normalisieren kann. So schwer zu verstehen ist das nicht.

Nicht umsonst hat Draghi immer wieder um fiskalische Unterstützung gebeten. Er bleibt ungehört.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(25 Apr 2017, 15:49)

Ich habe dir bewiesen daß die Wettbewerbsfähigkeit der Franzosen viel, viel niedriger ist. Nehme es einfach zur Kenntnis.
Der FAZ-Artikel? Der subsummiert alle möglichen Faktoren zur Wettbewerbsfähigkeit, ich meinte rein den preislichen Aspekt.
Und es ist einfach Unsinn zu behaupten deutsche Produkte würden gekauft weil sie zu billig sind. Sie sind durch die Bank teurer als bei der ausländischen Konkurrenz. Frag doch mal einen Chinesen oder Amerikaner warum er deutsche Produkte kauft. Er wird so gut wie nie sagen daß es am günstigen Preis liegt. Es ist doch so daß die Deutschen keinen Peugeot kaufen sondern den wesentlich teureren VW. Und wenn du mal B2B einkaufen durftest dann weißt du das der Preis des Produkts erst an zweiter oder dritter Stelle steht. Da stehen Dinge die Verfügbarkeit, Service und Betriebskosten im Mittelpunkt. Ich richte gerade einen Produktionsraum für einen türkischen Unternehmer ein. Mit deutschen Geräten. Die billigen Geräte aus dem Ausland stehen im alten Produktionsraum und zeigen Tag für Tag ihre Einschränkungen. Im B2B-Markt ist die deutsche Wirtschaft so unglaublich stark. Und da kann sie gute Preise verlangen was natürlich den Handelsüberschuss in die Höhe treibt. Und wenn die Franzosen wieder mitmischen wollen dann müssen sie da ansetzen.
Das ist für den hier betrachteten Aspekt völlig irrelevant, ob die deutschen Autos besser oder teurer sind, deutsche Exporte sind generell (selbst wenn sie teurer sein sollten) immer noch relativ zu günstig.

Hätte Deutschland die Mark noch, würde diese aufwerten und damit einfach alle Produkte teurer machen, fertig.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 16:02)

willst du behaupten, daß die löhne (erheblich) erhöht werden müssen, weil die konkurrenz nicht mitmachen kann?

warum senkt man dort nicht die löhne. versuche mal das zu erklären.
Weil du damit die französische Binnenwirtschaft kaputt machst, respektive in die Deflation führst.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von Nomen Nescio »

prime-pippo hat geschrieben:(25 Apr 2017, 19:38)

Weil du damit die französische Binnenwirtschaft kaputt machst, respektive in die Deflation führst.
bis de gaulle kam, war es bei frankreich nie etwas anders als devaluation und deflation.

ich finde es aber unverschämt weil anderen nicht eine heilungskur folgen wollen, daß wir - die stärkeren euroländer - gezwungen werden müssen zu »kurieren«.
wer wird dann aber die verrechnung der EU-länder zahlen ?
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Apr 2017, 20:53)

bis de gaulle kam, war es bei frankreich nie etwas anders als devaluation und deflation.

ich finde es aber unverschämt weil anderen nicht eine heilungskur folgen wollen, daß wir - die stärkeren euroländer - gezwungen werden müssen zu »kurieren«.
wer wird dann aber die verrechnung der EU-länder zahlen ?
WIR SIND NICHT GEHEILT!!!

Deutschland hat binnenwirtschaftlichen Stillstand. Über 8% des BIP beträgt der Außenhandelsüberschuss......wenn das keine extreme Nachfrageschwäche in Deutschland ist, dann weiß ich auch nicht.
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Re: Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich (Stichwahl)

Beitrag von prime-pippo »

Hier mal ein Überblick über progressive ökonomische(!) Elemente im Wahlprogramm des Front National: http://bilbo.economicoutlook.net/blog/?p=35655

Da ist vieles dabei, womit linke Wähler sympathisieren könnten. Ich würde aber vermuten, dass die Angst überwiegt, ich selbst würde den Front National auch nicht wählen.
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