Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Moderator: Moderatoren Forum 3

Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von frems »

Liebe Genossinnen und Genossen,

in wenigen Monaten wählt unser Nachbarland Frankreich einen neuen Präsidenten. Die Republikaner entschieden sich nun per Vorwahl dazu, Fillon ins Rennen zu schicken, der sich soeben gegen seinen Parteigenossen Juppé deutlich (68,7 zu 31,3 Prozent) durchsetzte: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... eich-vorne

Bei den Sozialisten ist bisher unklar, ob der amtierende Präsident Hollande antreten wird. Seine Zustimmungswerte sind ziemlich schlecht und er wird von Kollegen bereits dazu gedrängt, nicht zu kandieren: http://www.zeit.de/politik/ausland/2016 ... s-hollande

Beim Front National ist noch keine Entscheidung getroffen, aber es gilt es recht wahrscheinlich, dass die Tochter vom Senior Le Pen, Marine, die Demokraten herausfordern wird.

Außerdem will Emmanuel Macron als ehemaliger Wirtschaftsminister ohne Partei kandidieren: https://www.tagesschau.de/ausland/macron-123.html

Die restlichen Parteien bzw. Kandidaten spare ich mir an dieser Stelle.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Ger9374

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Ger9374 »

Ich musste über fillon erstmal grob info holen. Scheint das er ein mann der mitte ist. Er hat sich Wirtschaftsreformen und arbeitsmarktreformen auf die fahne geschrieben. Auch Renteneintritts-alter auf 65 strebt er an.Verschlankung des öffentlichen Dienstes.Klingt stark nach Schröder finde ich. In Frankreich dürften die Messer schon gewetzt werden, die gewerkschaften sind nicht so zahm wie bei uns.Ein distanzierter Europäer der z.b maastricht damals ablehnte. Das amt ist ihm nicht fremd, ciraq bezeichnete ihn als den besten.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von frems »

Ger9374 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 00:01)

Ich musste über fillon erstmal grob info holen. Scheint das er ein mann der mitte ist. Er hat sich Wirtschaftsreformen und arbeitsmarktreformen auf die fahne geschrieben. Auch Renteneintritts-alter auf 65 strebt er an.Verschlankung des öffentlichen Dienstes.Klingt stark nach Schröder finde ich. In Frankreich dürften die Messer schon gewetzt werden, die gewerkschaften sind nicht so zahm wie bei uns.Ein distanzierter Europäer der z.b maastricht damals ablehnte. Das amt ist ihm nicht fremd, ciraq bezeichnete ihn als den besten.
Er scheint auch wie Schröder recht prorussisch zu sein, aber nun gut, einen Transatlantiker würden Franzosen wohl kaum wählen. Die Gewerkschaften sind in Frankreich aber recht bedeutungslos, das sind meist trotzkistische Sekten und Nostalgievereine. Kein OECD-Land hat prozentual weniger Angestellte, die gewerkschaftlich organisiert sind. Dafür gibt's aber eine recht breite Protestkultur, von Arbeitern, Rentnern, Studenten etc. Wie er eine halbe Million öffentliche Beschäftige loswerden möchte, hat er -- so viel ich weiß -- noch nicht verraten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er's über Entlassungen anstrebt, sondern ggf. freiwillige Abfindungen und/oder Stellen nicht neu besetzen, wenn jemand in Pension geht. Schnelle Erfolge feiert man so aber nicht. Das musste auch Schröder feststellen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Nomen Nescio »

frems hat geschrieben:(28 Nov 2016, 00:11)

Er scheint auch wie Schröder recht prorussisch zu sein, aber nun gut, einen Transatlantiker würden Franzosen wohl kaum wählen. Die Gewerkschaften sind in Frankreich aber recht bedeutungslos, das sind meist trotzkistische Sekten und Nostalgievereine. Kein OECD-Land hat prozentual weniger Angestellte, die gewerkschaftlich organisiert sind. Dafür gibt's aber eine recht breite Protestkultur, von Arbeitern, Rentnern, Studenten etc. Wie er eine halbe Million öffentliche Beschäftige loswerden möchte, hat er -- so viel ich weiß -- noch nicht verraten. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er's über Entlassungen anstrebt, sondern ggf. freiwillige Abfindungen und/oder Stellen nicht neu besetzen, wenn jemand in Pension geht. Schnelle Erfolge feiert man so aber nicht. Das musste auch Schröder feststellen.
du machst keinen großen fehler, wenn du sagst daß qua politik fillon ein klon von de gaulle sein könnte.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Fillon ist der Mann Russlands, Le Pen die Handpuppe Russlands. Die Front National soll bei 30 % liegen, Premier Valls warnte bereits vor den Folgen, wenn es Le Pen auch nur in die Stichwahl schaffen sollte.

Sollte Le Pen die Präsidentschaftswahl gewinnen, wäre es sehr wahrscheinlich das Ende der Europäischen Union. Mein Favorit ist jedoch Emmanuel Macron mit seiner "En Marche"-Bewegung - die französische Antwort auf alles.
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Ger9374

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Ger9374 »

Nur er ist ein freier Kandidat, keine Partei steht hinter ihm. Hat er auch den finanziellen Hintergrund und die nötige Unterstützung der Medien? Ob Hollande antritt ist auch offen!
Viele in seiner Partei raten von seiner Kandidatur ab.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Macron ist der Liebling der Medien, er wird als "Meteorit" und "weißer Ritter" bezeichnet, seine Frau nennt ihn jedoch einen "Außerirdischen". ;) Den französischen Witz muss man auch erstmal verstehen.

Er kündigt eine demokratische Revolution und die Reform Europas an. Beobachter halten einen Obama-Effekt für möglich, Macron tourte durchs Land und sprach frei mit dem Volk, ohne abzulesen. Die Programmatik hört sich ungefähr so an:
Er werde Frankreich ins 21. Jahrhundert begleiten, das Land werde wieder «aufblicken und den Kopf heben» können. Er wolle für «Optimismus und Willenskraft» stehen, sagte Macron und versprach, seine Kandidatur «unter das Zeichen der Hoffnung zu stellen». Dazu gehöre auch, wieder auf Europa zu setzen: «Ich höre so viel Hass auf Europa, so viel Abkehr und Rückzug. Europa ist innerhalb der Globalisierung unsere grosse Chance.»
Damit tritt er als Gegenkandidat zu Marine Le Pen auf, die fortan nicht mehr die einzige Alternative gegen das System, das Establishment ist. «Mein Ziel ist es nicht, die Rechte oder die Linke zu vereinen, mein Ziel ist es, die Franzosen zu versammeln», sagte Macron. «
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/eur ... y/10793826
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
Letzter-Mohikaner
Beiträge: 2838
Registriert: Di 17. Jun 2014, 17:10
user title: Homo Politicus

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Letzter-Mohikaner »

Durch Macron werden wohl eher die bürgerlichen und linken Stimmen abgenommen. Le Pen dürfte profitieren.
"Je stärker wir sind, desto unwahrscheinlicher ist der Krieg." Otto von Bismarck

"Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. " Bertolt Brecht
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Man kann nur hoffen, daß sich Mme Merkel von keinem der Bewerber politisch vereinnahmen lassen wird. Ihre offene Parteinahme für Präsident Sarkozy während der letzten Präsidentschaftswahlen hat mindestens 1 Jahr lang die Kontakte zu Präsident Hollande belastet.

Mir steigen die Haare zu Berge, daß die Schar der Bewerber darin wetteifert, wer denn am besten mit Präsident Putin kann. Na ja, was Präsident Trump meint zu können...

Nachtrag: Nachdem nun alle Partner Tsipras, Renzi, französische Präsidentschaftsbewerber, Trump, Erdogan unseren Freund Wladimir nett und gut finden, sollte die Kanzlerin auch in dieses Rennen einsteigen, wer denn nun von Wladi als bester Freund und Verbündeter geadelt wird. :D :D
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

Auch ein Macron unterscheidet sich insofern nicht von den anderen Kandidaten, als dass er "gegen das System" ist. Was immer das konkret zu bedeuten hat. Und auch er verbreitet diese populäre Erzählung, dass die Parteien und traditionellen Eliten denn "Kontakt zum Volk" verloren hätten.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Nosony
Beiträge: 114
Registriert: Sa 24. Jan 2015, 22:33

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Nosony »

Der konservative Franzose sucht die Nähe zu Russland, Trump sucht die Nähe zu Russland, halb Osteuropa sucht die Nähe zu Russland - Merkel ist mit ihrer Russlandablehnung mittlerweile ziemlich alleine. Der grosse US-Bruder hilft nicht mehr und Merkel hat den russischen Bären wütend gemacht (wohl wissend Russland vergisst nicht was sie mit Merkel/Obama erlebt haben).

Wäre vielleicht wirklich besser wenn sie Europa nicht noch 4 weitere Jahre in Richtung EU/Russland isoliert, dann lieber Siggi/Schulz mit einer neuen Ostpolitik ala Brandt.
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

Nosony hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:35)

Der konservative Franzose sucht die Nähe zu Russland, Trump sucht die Nähe zu Russland, halb Osteuropa sucht die Nähe zu Russland - Merkel ist mit ihrer Russlandablehnung mittlerweile ziemlich alleine. Der grosse US-Bruder hilft nicht mehr und Merkel hat den russischen Bären wütend gemacht (wohl wissend Russland vergisst nicht was sie mit Merkel/Obama erlebt haben).

Wäre vielleicht wirklich besser wenn sie Europa nicht noch 4 weitere Jahre in Richtung EU/Russland isoliert, dann lieber Siggi/Schulz mit einer neuen Ostpolitik ala Brandt.
Alleine mit Italien, Großbritannien, Skandinavien, Spanien, dem Baltikum, Polen.
Viel Alleine, was.

Aber darum gehts hier im Thread auch nicht.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

Nosony hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:35)

Der konservative Franzose sucht die Nähe zu Russland, Trump sucht die Nähe zu Russland, halb Osteuropa sucht die Nähe zu Russland - Merkel ist mit ihrer Russlandablehnung mittlerweile ziemlich alleine. Der grosse US-Bruder hilft nicht mehr und Merkel hat den russischen Bären wütend gemacht (wohl wissend Russland vergisst nicht was sie mit Merkel/Obama erlebt haben).

Wäre vielleicht wirklich besser wenn sie Europa nicht noch 4 weitere Jahre in Richtung EU/Russland isoliert, dann lieber Siggi/Schulz mit einer neuen Ostpolitik ala Brandt.
Nein, Sie "suchen" nicht die Nähe zu Russland. Das heutige Russland ist nur eben Produkt einer weltweit laufenden (negativen) politischen Entwicklung, die in ziemlich vielen Ländern zu ähnlichen Ergebnissen und Tendenzen führt. Hin zu einem rechtskonvservativ-nationalistischen Autoritarismus.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Alexyessin hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:37)

Alleine mit Italien, Großbritannien, Skandinavien, Spanien, dem Baltikum, Polen.
Viel Alleine, was.

Aber darum gehts hier im Thread auch nicht.
Stimmt sicher; Schoko hat's aber schon auf den Punkt gebracht... eine neue Schar von Politikern, die ihr "System" ablehnt und bestens mit den Gegnern der Demokratie um zu gehen gedenkt. Muß wohl das System sein, das sie ablehnen. :eek:
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:40)

Nein, Sie "suchen" nicht die Nähe zu Russland. Das heutige Russland ist nur eben Produkt einer weltweit laufenden (negativen) politischen Entwicklung, die in ziemlich vielen Ländern zu ähnlichen Ergebnissen und Tendenzen führt. Hin zu einem rechtskonvservativ-nationalistischen Autoritarismus.
Ich halte deine Herführung immer noch für nicht korrekt.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
Fuerst_48
Beiträge: 4958
Registriert: Mi 22. Jan 2014, 20:09
user title: Cogito, ergo sum
Wohnort: 8010

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Fuerst_48 »

Letzter-Mohikaner hat geschrieben:(28 Nov 2016, 09:01)

Durch Macron werden wohl eher die bürgerlichen und linken Stimmen abgenommen. Le Pen dürfte profitieren.
Wenn man sich als Mensch politisch in der Mitte sieht, wird MACRON wohl gegen LINKS und RECHTS bestehen können.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:45)

Ich halte deine Herführung immer noch für nicht korrekt.
Selbst bei einer so betont pro-russischen Partei wie dem FN lassen sich sämtliche politischen Präferenzen von "Franzosen zuerst" bis zu einem "Europa der Nationen" aus der eigenen historischen Entwicklung dieser Partei, aus den sozialen, poltiischen und wirtschaftlichen Linien in Frankreich selbst eklären und nicht aus einer Nähe zu oder Beeinflussung durch Russland, Putin und Co.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
pikant
Beiträge: 54531
Registriert: Mi 10. Feb 2010, 13:07

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von pikant »

Fuerst_48 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:54)

Wenn man sich als Mensch politisch in der Mitte sieht, wird MACRON wohl gegen LINKS und RECHTS bestehen können.
ich sehe Macron nicht in der Stichwahl!
Benutzeravatar
Alter Stubentiger
Beiträge: 5419
Registriert: Fr 6. Jan 2012, 08:20
user title: Sozialdemokrat

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alter Stubentiger »

Ger9374 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 00:01)

Ich musste über fillon erstmal grob info holen. Scheint das er ein mann der mitte ist. Er hat sich Wirtschaftsreformen und arbeitsmarktreformen auf die fahne geschrieben. Auch Renteneintritts-alter auf 65 strebt er an.Verschlankung des öffentlichen Dienstes.Klingt stark nach Schröder finde ich. In Frankreich dürften die Messer schon gewetzt werden, die gewerkschaften sind nicht so zahm wie bei uns.Ein distanzierter Europäer der z.b maastricht damals ablehnte. Das amt ist ihm nicht fremd, ciraq bezeichnete ihn als den besten.
In der Tat. Frankreich hat die Agenda 2010 verschlafen und hat einen großen Reformstau. Und die Gewerkschaften lähmen das Land.
Darum steht Frankreich so viel schlechter da als Deutschland obwohl man zu Schröders Zeiten in etwa dieselben Probleme hatte.
Deutschland hat sie einigermassen gelöst. In Frankreich wurde alles von den Gewerkschaften verhindert.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
Benutzeravatar
yogi61
Beiträge: 58351
Registriert: So 1. Jun 2008, 11:00
user title: Jugendbeauftragter
Wohnort: Bierstadt von Welt

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von yogi61 »

Ger9374 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 00:01)

Ich musste über fillon erstmal grob info holen. Scheint das er ein mann der mitte ist. Er hat sich Wirtschaftsreformen und arbeitsmarktreformen auf die fahne geschrieben. Auch Renteneintritts-alter auf 65 strebt er an.Verschlankung des öffentlichen Dienstes.Klingt stark nach Schröder finde ich. In Frankreich dürften die Messer schon gewetzt werden, die gewerkschaften sind nicht so zahm wie bei uns.Ein distanzierter Europäer der z.b maastricht damals ablehnte. Das amt ist ihm nicht fremd, ciraq bezeichnete ihn als den besten.
Fillion wäre aussenpolitisch nicht schlecht und könnte die Konflikte mit Russland begradigen. Innenpolitisch sieht man schon brennende Barrikaden und Generalsstreiks vor dem geistigen Auge, keine Ahnung, ob die meisten Franzosen gewillt sind eine neoliberalen Staatschef zu ertragen.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Nomen Nescio »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:19)

In der Tat. Frankreich hat die Agenda 2010 verschlafen und hat einen großen Reformstau. Und die Gewerkschaften lähmen das Land.
Darum steht Frankreich so viel schlechter da als Deutschland obwohl man zu Schröders Zeiten in etwa dieselben Probleme hatte.
Deutschland hat sie einigermassen gelöst. In Frankreich wurde alles von den Gewerkschaften verhindert.
vergiß nicht, daß de gaulle nach deutschland flüchtete als die unruhen zu groß wurden.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
pikant
Beiträge: 54531
Registriert: Mi 10. Feb 2010, 13:07

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von pikant »

yogi61 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:20)

Fillion wäre aussenpolitisch nicht schlecht und könnte die Konflikte mit Russland begradigen. Innenpolitisch sieht man schon brennende Barrikaden und Generalsstreiks vor dem geistigen Auge, keine Ahnung, ob die meisten Franzosen gewillt sind eine neoliberalen Staatschef zu ertragen.
Hollande der linke Staatschef hat doch versagt und warum nicht mal was anderes wirtschaftspolitisch versuchen?
koennte dem Land neuen Elan bringen.
Benutzeravatar
yogi61
Beiträge: 58351
Registriert: So 1. Jun 2008, 11:00
user title: Jugendbeauftragter
Wohnort: Bierstadt von Welt

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von yogi61 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:19)

In der Tat. Frankreich hat die Agenda 2010 verschlafen und hat einen großen Reformstau. Und die Gewerkschaften lähmen das Land.
Darum steht Frankreich so viel schlechter da als Deutschland obwohl man zu Schröders Zeiten in etwa dieselben Probleme hatte.
Deutschland hat sie einigermassen gelöst. In Frankreich wurde alles von den Gewerkschaften verhindert.
In Deutschland wurde die neoliberale Politik auf dem Rücken bestimmter Bevölkerungsgruppen ausgetragen. In diesem Land ist es auch sehr viel einfacher so etwas durchzusetzen als in Frankreich, den Leuten fehlt da ein wenig die Büttelmentalität.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
Benutzeravatar
yogi61
Beiträge: 58351
Registriert: So 1. Jun 2008, 11:00
user title: Jugendbeauftragter
Wohnort: Bierstadt von Welt

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von yogi61 »

pikant hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:21)

Hollande der linke Staatschef hat doch versagt und warum nicht mal was anderes wirtschaftspolitisch versuchen?
koennte dem Land neuen Elan bringen.
Hollande ist so links wie Gerhard Schröder oder Frank Walter Steinmeier.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
pikant
Beiträge: 54531
Registriert: Mi 10. Feb 2010, 13:07

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von pikant »

yogi61 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:23)

Hollande ist so links wie Gerhard Schröder oder Frank Walter Steinmeier.
nee,
in Frankreich gab es unter Hollande eine 75% Steuer auf Einkommen ab einer Million Euro!
so was revolutionaeres haben Schroeder und Steinmeier nicht auf ihrer Agenda.
Benutzeravatar
yogi61
Beiträge: 58351
Registriert: So 1. Jun 2008, 11:00
user title: Jugendbeauftragter
Wohnort: Bierstadt von Welt

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von yogi61 »

pikant hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:24)

nee,
in Frankreich gab es unter Hollande eine 75% Steuer auf Einkommen ab einer Million Euro!
so was revolutionaeres haben Schroeder und Steinmeier nicht auf ihrer Agenda.
Einzelne Gesetze machen noch keinen Linken aus, Schröder war auch mal bei den Jusos. Hollande wird als Präsident des Ausnahmezustands in die Rente gehen, wenigstens bleibt dadurch etwas in den Geschichtsbüchern kleben.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
pikant
Beiträge: 54531
Registriert: Mi 10. Feb 2010, 13:07

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von pikant »

yogi61 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:30)

Einzelne Gesetze machen noch keinen Linken aus, Schröder war auch mal bei den Jusos. Hollande wird als Präsident des Ausnahmezustands in die Rente gehen, wenigstens bleibt dadurch etwas in den Geschichtsbüchern kleben.

Hollande hat aber beim Kampf gegen denTerrorismus die hoechsten Zustimmungswerte, bei der Wirtschaftspolitik ist die Zustimmung unter 10%!
Frankreich braucht Dynamik und Wachstum und keine zusaetzliche Buerokratie und Steuerbelastung.
Benutzeravatar
Fuerst_48
Beiträge: 4958
Registriert: Mi 22. Jan 2014, 20:09
user title: Cogito, ergo sum
Wohnort: 8010

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Fuerst_48 »

pikant hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:16)

ich sehe Macron nicht in der Stichwahl!
Du meinst, er gewinnt gleich haushoch... :thumbup: :thumbup: :thumbup:
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

pikant hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:35)

Hollande hat aber beim Kampf gegen denTerrorismus die hoechsten Zustimmungswerte, bei der Wirtschaftspolitik ist die Zustimmung unter 10%!
Frankreich braucht Dynamik und Wachstum und keine zusaetzliche Buerokratie und Steuerbelastung.
Gibt es für Dynamik und Wachstum einen Zauberstab?
Benutzeravatar
Alter Stubentiger
Beiträge: 5419
Registriert: Fr 6. Jan 2012, 08:20
user title: Sozialdemokrat

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alter Stubentiger »

yogi61 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 11:22)

In Deutschland wurde die neoliberale Politik auf dem Rücken bestimmter Bevölkerungsgruppen ausgetragen. In diesem Land ist es auch sehr viel einfacher so etwas durchzusetzen als in Frankreich, den Leuten fehlt da ein wenig die Büttelmentalität.
Die Agenda 2010 war nicht neoliberal. Die Deregulierung der Finanzmärkte war neoliberal. Und die allgemeine Haltung in der Wirtschaft daß man keine soziale Marktwirtschaft mehr braucht.

Die Agenda 2010 war eine absolute Notwendigkeit um die damals desolate Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wiederherzustellen. Auch wenn man "links" ist muß man doch zur Kenntnis nehmen das im internationalen Wettbewerb ein Kostendruck herrscht. Leugnen wie in Frankreich hilft nicht weiter. So werden Probleme nur verschärft.

Die größte Schwäche der Agenda war keinen Mindestlohn festzuschreiben und Raum für solche Dinge Leiharbeit/Werksverträge zu Dumpinglöhnen zu lassen. Aber nur wer nix macht und nur alles verhindert kann für sich behaupten keine Fehler zu machen.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
Ger9374

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Ger9374 »

Mein auge ruht auf der FN, welcher kandidat nimmt le Pen genug stimmen ab. Wie gross ist die angst der franzosen vor reformen. Treibt das der FN weitere stimmen zu.REFORMEN SIND WOHL UNVERMEIDLICH. Da sind sich fillon und macron einig. , denke ich. Le Pens haltung zu reformen kenne ich leider nicht.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(28 Nov 2016, 12:14)

Mein auge ruht auf der FN, welcher kandidat nimmt le Pen genug stimmen ab. Wie gross ist die angst der franzosen vor reformen. Treibt das der FN weitere stimmen zu.REFORMEN SIND WOHL UNVERMEIDLICH. Da sind sich fillon und macron einig. , denke ich. Le Pens haltung zu reformen kenne ich leider nicht.
Der FN setzt auf eine weitgehend staatlich geschützte sozialistische Wirtschaftsweise, die in Frankreich tief verwurzelt ist seit Jahrhunderten. Der Staat würde also in den freien Wettbewerb europäischer Unternehmen in Frankreich eingreifen. Obendrein will der FN den Euro verlassen und zum Französischen Franken zurück kehren und auch sonst zu einer unabhängigen Außenpolitik zurück kehren. Das wäre das Ende der EU selbst dann, wenn Frankreich formal die EU gar nicht verließe.
Benutzeravatar
Nosony
Beiträge: 114
Registriert: Sa 24. Jan 2015, 22:33

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Nosony »

Ich glaube die marktradikalen Reformen würden viel Unruhe hervorrufen, mit Generalstreiks sind die Franzosen ja bestens vertraut und notfalls auch mit rabiateren Mitteln.

Es stellt sich die Frage ob der Kapitalismus mit 75% Verlierern noch funktioniert, während die 15% Gewinner sich nicht mehr am Allgemeinwohl beteiligen wollen.
Charles
Beiträge: 1124
Registriert: Fr 17. Apr 2015, 19:29

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Charles »

Fillion scheint bis auf seine Russlandfreundlichkeit ein guter Kandidat zu sein.

Ich bin gespannt wie die Sozialisten sich dann in der Stichwahl verhalten werden. Das Wirtschaftsprogramm des FN ist sehr links. Fillion ist, wie Linke es nennen würde, "marktradikal".
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:25)

Auch ein Macron unterscheidet sich insofern nicht von den anderen Kandidaten, als dass er "gegen das System" ist. Was immer das konkret zu bedeuten hat. Und auch er verbreitet diese populäre Erzählung, dass die Parteien und traditionellen Eliten denn "Kontakt zum Volk" verloren hätten.
Das macht ja jeder, dabei gibt es wenige Länder in Westeuropa -- evtl. von Großbritannien abgesehen --, in denen es so entscheidend ist, aus den "richtigen" Kreisen zu kommen und die entsprechende Laufbahn vorzuweisen. Und die sind nie die "einfachen" Leute. Auch Le Pen nicht, die an der renommiertesten Adresse für Rechtswissenschaften studierte, von der allerlei ehemalige Premierminister kamen, z.B. Raffarin und de Villepin. Ihr Vater sowie Hollande übrigens auch. Juppé, Macron, Valls, Sarkozy und Fillon kennen die französischen "Elitehochschulen" (teilweise gleich mehrere) ebenfalls von innen und nicht nur als Gast.

In Deutschland schimpft man dann halt lieber darüber, dass ein Minister Gymnasiallehrer oder Buchhändler ist bzw. war.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(28 Nov 2016, 10:45)

Ich halte deine Herführung immer noch für nicht korrekt.
Es war übrigens kein Geringerer als Martin Schulz, der Polen mehrfach und direkt und absolut unmissverständlich eine (wörtlich) "Putinisierung europäischer Politik" vorwarf. So undiplomatisch diese Äußerungen waren (Schulz als Außenminister? Geht gar nicht!). So absolut korrekt treffen sie den Kern politischer Entwicklungen in jüngerer Zeit!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(28 Nov 2016, 19:47)

Es war übrigens kein Geringerer als Martin Schulz, der Polen mehrfach und direkt und absolut unmissverständlich eine (wörtlich) "Putinisierung europäischer Politik" vorwarf. So undiplomatisch diese Äußerungen waren (Schulz als Außenminister? Geht gar nicht!). So absolut korrekt treffen sie den Kern politischer Entwicklungen in jüngerer Zeit!
Ich habe dir mehrfach angeboten, dieses Thema ausführlich zu diskutieren - da bist du immer ausgewichen. Warum also sollte ich die Splitterdiskussion jetzt hier mit dir veranstalten.
Laß uns das doch drüben im Philosphieforum bequatschen, da haben wir wenigstens die Laufkundschaft nicht da ;)
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

Alexyessin hat geschrieben:(28 Nov 2016, 20:07)

Ich habe dir mehrfach angeboten, dieses Thema ausführlich zu diskutieren - da bist du immer ausgewichen. Warum also sollte ich die Splitterdiskussion jetzt hier mit dir veranstalten.
Laß uns das doch drüben im Philosphieforum bequatschen, da haben wir wenigstens die Laufkundschaft nicht da ;)
Mit Bezug auf die kommende Präsidentschaftswahl in Frankreich wird "das Thema" (Zusammengehörigkeit, Identität, Nation) doch wieder sehr konkret und ganz unphilosophisch alltagspolitisch. Es steht ganz oben auf der Agenda und dürfte für die Zukunft Europas entscheidend sein.

Fillon, las ich heute in einem Kommentar, repräsentiere idealtypisch die Sehnsucht vieler Franzosen nach einem "republikanischen Monarchen". In dieser in sich eigentlich wiedersprüchlichen und doch treffenden Charakterisierung liegt bereits eine ganze Menge von dem, was man ganz allgemein mit "Putinisierung" (auch außerhalb Russlands) meint.

Und man sollte sich von der antirussischen Polemik der polnischen PiS nicht in die Irre führen lassen. In Russland wie in fast ganz Osteuropa wie auch wahrscheinlich demnächst in Frankreich steht das Vaterland, der Patriotismus und ein gehuldigter Repräsentant wieder im Mittelpunkt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Nov 2016, 07:35)

Mit Bezug auf die kommende Präsidentschaftswahl in Frankreich wird "das Thema" (Zusammengehörigkeit, Identität, Nation) doch wieder sehr konkret und ganz unphilosophisch alltagspolitisch. Es steht ganz oben auf der Agenda und dürfte für die Zukunft Europas entscheidend sein.

Fillon, las ich heute in einem Kommentar, repräsentiere idealtypisch die Sehnsucht vieler Franzosen nach einem "republikanischen Monarchen". In dieser in sich eigentlich wiedersprüchlichen und doch treffenden Charakterisierung liegt bereits eine ganze Menge von dem, was man ganz allgemein mit "Putinisierung" (auch außerhalb Russlands) meint.

Und man sollte sich von der antirussischen Polemik der polnischen PiS nicht in die Irre führen lassen. In Russland wie in fast ganz Osteuropa wie auch wahrscheinlich demnächst in Frankreich steht das Vaterland, der Patriotismus und ein gehuldigter Repräsentant wieder im Mittelpunkt.
Wobei das System des republikanischen Monarchen eh typisch französisch ist und jetzt nix was mich verwundert. Das war schon vor Putin so und nicht umsonst ist die russische Verfassung von der französischen mehr beeinflusst als von der US-Amerikanischen. Präsidaldemokratien neigen leider immer zu so was.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Gut, also worauf sollten wir Europäer uns nun mit Herrn Francois Fillon einrichten, wenn auch der aus Ihrer Sicht in Richtung "La France d'abord!" abdriftet?

Was wird dann aus dem bislang doch immer wieder gepflegten deutsch-französischen Tandem in der EU? Nette Bilder für das Familienalbum?

Wird sich eine "Mittelmeerunion" nach dem Muster Sarkozy heraus bilden mit der Führungsmacht Frankreich?
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(29 Nov 2016, 11:41)

Gut, also worauf sollten wir Europäer uns nun mit Herrn Francois Fillon einrichten, wenn auch der aus Ihrer Sicht in Richtung "La France d'abord!" abdriftet?

Was wird dann aus dem bislang doch immer wieder gepflegten deutsch-französischen Tandem in der EU? Nette Bilder für das Familienalbum?

Wird sich eine "Mittelmeerunion" nach dem Muster Sarkozy heraus bilden mit der Führungsmacht Frankreich?
Darüber wird ja im Moment eine ganze Menge geschrieben (und wahrscheinlich auch spekuliert und gemutmaßt). Gut, sein "ultraliberales Wirtschaftsprogramm", das können im wesentlichen die Franzosen selbst genießen (oder müssen es ausbaden, je nach dem). Was seine Außenpolitik anbetrifft, wird immer wieder sein eher vertrauliches Verhältnis zu Putin zuerst genannt. In seinem Freundes- und Beraterkreis befinden sich zwei "Weiße Russen". Menschen also, die aus Familien stammen, die nach der Oktoberrevolution aus der SU nach Frankreich geflohen sind. Von ihnen soll vor allem die Idee kommen, Katholiken und Orthodoxe Christen müssten sich im Kampf gegen den Islamismus stärker zusammentun. Es gibt aber auch den deutsch sprechenden (elsässischen) Professor, Fillons Frau stammt aus Wales und Frankreichs Beziehungen zu den USA hält Fillon (natürlich) für weit bedeutender als die zu Russland.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47284
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(29 Nov 2016, 15:39)

Darüber wird ja im Moment eine ganze Menge geschrieben (und wahrscheinlich auch spekuliert und gemutmaßt). Gut, sein "ultraliberales Wirtschaftsprogramm", das können im wesentlichen die Franzosen selbst genießen (oder müssen es ausbaden, je nach dem). Was seine Außenpolitik anbetrifft, wird immer wieder sein eher vertrauliches Verhältnis zu Putin zuerst genannt. In seinem Freundes- und Beraterkreis befinden sich zwei "Weiße Russen". Menschen also, die aus Familien stammen, die nach der Oktoberrevolution aus der SU nach Frankreich geflohen sind. Von ihnen soll vor allem die Idee kommen, Katholiken und Orthodoxe Christen müssten sich im Kampf gegen den Islamismus stärker zusammentun. Es gibt aber auch den deutsch sprechenden (elsässischen) Professor, Fillons Frau stammt aus Wales und Frankreichs Beziehungen zu den USA hält Fillon (natürlich) für weit bedeutender als die zu Russland.
"Wirtschaftsliberal" ohne Merkantilismus als Schutzpanzer kann doch den deutsch-französischen Wirtschaftsbeziehungen nur zu neuen Höhen verhelfen? Daß sich nämlich Investitionen in französische Unternehmen lohnen, weil dort vielleicht einmal Geld verdient werden kann. Denn hier fliegt sehr viel Geld um den Globus, für das es keine lohnende Anlage zu überschaubarem Risiko gibt. Aus für gewöhnlich gut unterrichteter Quelle weiß ich, daß Banken sich regelrecht gegen stumpfe Geldanleger wehren.

Ab sofort sollten deutsche Führungskräfte in Wirtschaft und Politik mühelos Französisch sprechen! Mme la chancelière Merkel, écoutez! Mit Russisch hat die Gute ja keine Hemmungen, vermute ich!
Und dann buhlen sie alle um Wladimir Wladimirowitschs Gunst. Und das Traumpaar Kaczyński & Szydło bekommt Gänsehaut :eek:

Aber ich glaube schon, daß ein Präsident Fillon im Inland sehr schnell geerdet werden würde: Beamte abbauen, das ist ein Frage von Jahrzehnten oder von riesigen Pensionslasten, und den "Kreuzzug" gegen den Islam stelle ich mir in Frankreich sehr aufregend vor: Von den 60 Mio Franzosen ordne ich ungeprüft 10 Mio diesem Bekenntnis zu. Die werden sich vermutlich nicht wie Lämmer zur Schlachtbank treiben lassen.

Mit solchen Hypotheken am Hacken wird für andere Themen wenig Zeit bleiben.
Benutzeravatar
DarkLightbringer
Beiträge: 48077
Registriert: Mo 19. Dez 2011, 16:49
user title: Vive la Liberté !

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

So schlecht sieht es gar nicht aus. Fillon verunsichert die Le Pen-Wähler und als große Alternative steht entweder Valls oder der Progressivist und "weißer Ritter" (Medien) Macron zur Verfügung.

Mit Le Pen wäre das EU-Projekt praktisch am Ende. Das sagen auch Joschka Fischer und Axel Schäfer (SPD-Vize-Fraktionschef). Mit Fillon sähe es aber nicht sehr viel besser aus - er gilt als Euroskeptiker und Putinversteher. Valls ist grundsätzlich pro-europäisch und der als linksliberal geltende Newcomer Macron wird derzeit auf 14 % Stimmenanteil geschätzt.

http://www.derwesten.de/politik/wer-ist ... 97514.html
>>We’ll always have Paris<<
[Humphrey Bogart als Rick Blaine in >Casablanca<, 1942]
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von schokoschendrezki »

DarkLightbringer hat geschrieben:(29 Nov 2016, 16:44)

So schlecht sieht es gar nicht aus. Fillon verunsichert die Le Pen-Wähler und als große Alternative steht entweder Valls oder der Progressivist und "weißer Ritter" (Medien) Macron zur Verfügung.

Mit Le Pen wäre das EU-Projekt praktisch am Ende. Das sagen auch Joschka Fischer und Axel Schäfer (SPD-Vize-Fraktionschef). Mit Fillon sähe es aber nicht sehr viel besser aus - er gilt als Euroskeptiker und Putinversteher. Valls ist grundsätzlich pro-europäisch und der als linksliberal geltende Newcomer Macron wird derzeit auf 14 % Stimmenanteil geschätzt.

http://www.derwesten.de/politik/wer-ist ... 97514.html
Daneben kommen bei den Sozialisten auch immer noch die "Parteilinken" Montebourg und Hamon in Frage ...
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Sozialdemokrat

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Sozialdemokrat »

Im Gegensatz zu Deutschland geht es der französischen Wirtschaft nicht besonders gut. Deutlich höhere Arbeitslosenquote und zudem Verlagerung von Arbeitsplätzen innerhalb der EU. Jüngstes Beispiel hier:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 23677.html
Auszug:
"Die Fabrik in Riom in der Auvergne beschäftigt bisher rund 240 Menschen. Gauloises und andere dort hergestellte Zigarettenmarken werden künftig aus Deutschland oder Polen kommen."

Ob die Wähler jetzt einen Präsidenten wählen, der auch noch die 35h-Woche abschaffen und Arbeitnehmerrechte bezüglich Kündigungsschutz beschneiden will? Es ist zu bezweifeln.
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15215
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von firlefanz11 »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(30 Nov 2016, 09:11)
Im Gegensatz zu Deutschland geht es der französischen Wirtschaft nicht besonders gut.
Ist ja auch kein Wunder. Um mal n-tv zu zitieren: "Frankreichs Lohnstückkosten und Sozialabgaben zählen zu den höchsten der Welt. Innovationspotenzial nähert sich asymptotisch gegen null. Der Arbeitsmarkt ist betoniert und überreglementiert, der Mindestlohn weltrekordverdächtig. Junge oder Schwache finden in diesen Blockade-Arbeitsmarkt kaum Zutritt. Die mächtigen Gewerkschaften verteidigen Pfründe und sind mental in den Siebzigerjahren hängen geblieben."
DAs gefettete ist hierbei allerdings das grundsätzliche Problem ALLER GEwerkschaften... Nicht nur in F...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

firlefanz11 hat geschrieben:(30 Nov 2016, 10:25)

Ist ja auch kein Wunder. Um mal n-tv zu zitieren: "Frankreichs Lohnstückkosten und Sozialabgaben zählen zu den höchsten der Welt. Innovationspotenzial nähert sich asymptotisch gegen null. Der Arbeitsmarkt ist betoniert und überreglementiert, der Mindestlohn weltrekordverdächtig. Junge oder Schwache finden in diesen Blockade-Arbeitsmarkt kaum Zutritt. Die mächtigen Gewerkschaften verteidigen Pfründe und sind mental in den Siebzigerjahren hängen geblieben."
DAs gefettete ist hierbei allerdings das grundsätzliche Problem ALLER GEwerkschaften... Nicht nur in F...
Gewerkschaften sind sehr wichtig. Das merkst du in jedem Beruf, wo es keine gibt. Was Arbeitnehmerrechte angeht bin ich sozialdemokratisch durch und durch. Aber für Frankreich hast du soweit Recht, das die Arbeitstechnische Reglementierung zu extrem ist - was aber nicht an den dortigen Gewerkschaften liegt, die sind nämlich bei den Franzosen relativ schwach.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15215
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von firlefanz11 »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Nov 2016, 10:29)
..., das die Arbeitstechnische Reglementierung zu extrem ist - was aber nicht an den dortigen Gewerkschaften liegt, ...
Woran dann? Am Staat? Ich kenne solche Überreglementierung gerade was das Thema Neueinstellungungen angeht eigentlich NUR von gewerkschaftlichen Vorgaben im Gewande der Entscheidungen von Betriebsräten...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Benutzeravatar
Alexyessin
Ehrenpräsident
Beiträge: 91425
Registriert: Do 17. Nov 2011, 22:16
user title: Phönix
Wohnort: wo´s Herzal is

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alexyessin »

firlefanz11 hat geschrieben:(30 Nov 2016, 10:46)

Woran dann? Am Staat? Ich kenne solche Überreglementierung gerade was das Thema Neueinstellungungen angeht eigentlich NUR von gewerkschaftlichen Vorgaben im Gewande der Entscheidungen von Betriebsräten...
Bitte was?
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
Benutzeravatar
firlefanz11
Beiträge: 15215
Registriert: Mo 10. Sep 2012, 13:18

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von firlefanz11 »

Alexyessin hat geschrieben:(30 Nov 2016, 10:57)
Bitte was?
Also jetzt nicht NUR im Gewande der Betriebsräte aber eben AUCH...
Zwei Beispiele:
Firma A braucht dringend neue qualifizierte AN. BR sagt: "Es gilt Einstellungsstop bis die bisherige Belegschaft das bekommt was ihr unserer Meinung nach zusteht."
Firma B braucht dringend neue qualifizierte AN. Bewerber sagen sie wollen aber eine Überstundenregelung. AG sagt: "Geht klar." BR sagt:"Nö, gibts nicht. Die bisherige Belegschaft hat auch Keine..." => Bewerber gehen woanders hin.

Die Frage mit dem "Woran dann" war übrigens ernst gemeint. Sooo super kenn ich mich in F auch ned aus. Deshalb meine Frage ob Du bessere Einsichten hast woran die arbeitstechnische Überreglementierung dort liegt...
Am Rande des Wahnsinns stehen keine Geländer!
Antworten