Wie läßt sich die EU verbessern?

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Edmund
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Edmund »

H2O hat geschrieben:(17 Sep 2016, 15:24)
Genau das ist aber die höhere Absicht hinter diesen Ausgleichszahlungen: Daß die Menschen in der EU allmählich gleiche Lebenschancen erhalten; daß also nicht Menschen ihre Heimat verlassen müssen, um ihre Familien mit Arbeit ernähren zu können.
Und was bedeutet das dann für die Deutschen konkret? Es fehlt in Deutschland an Steuergeldern für die Bedürfnisse des deutschen Volkes, weil Deutschland ein Nettozahler ist. Und mit dem deutschen Steuergeld werden andere EU-Staaten wettbewergsfähig gemacht, d.h. Deutschland verliert dadurch seine Standortvorteile und es wandern vermehrt Unternehmen in diese anderen EU-Staaten ab, wodurch widerum Deutsche ihre Arbeitsplätze verlieren.

Worin da nun für den deutschen Bürger der Vorteil liegen soll, ist mir nicht wirklich klar.
H2O hat geschrieben:(17 Sep 2016, 15:24)
Wir haben kein "unbeherrschbares Chaos" an unseren Grenzen; wir haben ein kaum beherrschbares Flüchtlingsproblem durch einen Mangel an staatlicher Disziplin aller Orten und inzwischen wenigstens zum Teil gelöste Probleme mit grenzüberschreitender Kriminalität.
Die EU-Außengrenze ist absolut ungeschützt. Deshalb können Millionen Migranten unkontrolliert und ungebremst in die EU drängen. Die Visegrad-Staaten haben die Balkanroute gegen den Willen von Frau Merkel eigenmächtig geschlossen und damit die Migrantenflut nach Deutschland gestoppt.

Frau Merkel hat Europa nun von der islamischen Türkei und deren Despoten Erdogan abhängig und erpreßbar gemacht, weil die EU noch immer nicht in der Lage ist ihre Außengrenzen aus eigener Kraft zu schützen. :rolleyes:
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von DarkLightbringer »

Edmund hat geschrieben:(25 Sep 2016, 15:22)

Die EU-Außengrenze ist absolut ungeschützt. Deshalb können Millionen Migranten unkontrolliert und ungebremst in die EU drängen. Die Visegrad-Staaten haben die Balkanroute gegen den Willen von Frau Merkel eigenmächtig geschlossen und damit die Migrantenflut nach Deutschland gestoppt.

Frau Merkel hat Europa nun von der islamischen Türkei und deren Despoten Erdogan abhängig und erpreßbar gemacht, weil die EU noch immer nicht in der Lage ist ihre Außengrenzen aus eigener Kraft zu schützen. :rolleyes:
Der Schutz der Außengrenzen wird beispielsweise durch die Operationen in der Ägäis und im südlichen Zentralmittelmeer forciert und es macht ja auch keinen Sinn, an Stelle der Fluchtursachen irgendwelche Symptome anzugehen, etwa durch Milliarden-Investitionen in Binnengrenzen. Es macht auch keinen Sinn, die Krisenherde um Europa herum als alleinige Angelegenheit Griechenlands oder Italiens zu betrachten.

Natürlich braucht es eine europäische Lösung, die von Grundsätzen, Interessen und Prioritäten geleitet ist. Und dazu wird es auch einen strategischen Sicherheitsdialog mit Partnern brauchen, die jenseits unserer Grenzen, in unmittelbarer und mittelbarer Nachbarschaft, für die Situation relevant sind.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

Edmund hat geschrieben:(25 Sep 2016, 15:22)

Und was bedeutet das dann für die Deutschen konkret? Es fehlt in Deutschland an Steuergeldern für die Bedürfnisse des deutschen Volkes, weil Deutschland ein Nettozahler ist. Und mit dem deutschen Steuergeld werden andere EU-Staaten wettbewergsfähig gemacht, d.h. Deutschland verliert dadurch seine Standortvorteile und es wandern vermehrt Unternehmen in diese anderen EU-Staaten ab, wodurch widerum Deutsche ihre Arbeitsplätze verlieren.

Worin da nun für den deutschen Bürger der Vorteil liegen soll, ist mir nicht wirklich klar.
Der Vorteil für unser Land besteht darin, daß sich die Bevölkerungsdichte hier nicht immer weiter steigert und sich unser Exportüberschuß nicht immer weiter erhöht. Die Menschen können mit unserer Hilfe zu Hause eine Zukunft aufbauen. Europa wird ganz einfach weiter entwickelt. Auf diese Weise können wir den Frieden in der Föderation Europa auf alle Zukunft sichern. Mit von Neid zerfressenen Nachbarn ist das weniger wahrscheinlich.
Die EU-Außengrenze ist absolut ungeschützt. Deshalb können Millionen Migranten unkontrolliert und ungebremst in die EU drängen. Die Visegrad-Staaten haben die Balkanroute gegen den Willen von Frau Merkel eigenmächtig geschlossen und damit die Migrantenflut nach Deutschland gestoppt.

Frau Merkel hat Europa nun von der islamischen Türkei und deren Despoten Erdogan abhängig und erpreßbar gemacht, weil die EU noch immer nicht in der Lage ist ihre Außengrenzen aus eigener Kraft zu schützen. :rolleyes:
Hier erzählen Sie aber gegen alle Berichte die Unwahrheit! Durch ein Netzwerk der EU-europäischen Polizeien und Streitkräfte ist es kaum noch möglich, in die EU ohne erkennungsdienstliche Erfassung ein zu reisen. Dabei wird es auch bleiben, während das Netz mit FRONTEX künftig noch dichter geknüpft wird. Das ist die richtige Entwicklung zur Lösung eines gemeinsamen europäischen Problems. Dazu gehört auch die Rückführung von nicht bleibeberechtigten Zuwanderern in sichere Drittstaaten. Der Vertrag mit der Türkei ist der erste einer Kette von weiteren Verträgen dieser Art, um die Rückführung aus dem gescheiterten Aufnahmeverfahren technisch überhaupt erst einmal möglich zu machen.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von DarkLightbringer »

Wobei in der Ägäis die NATO Partner der EU ist und Frontex unterstützt. Das muss man vielleicht dazu sagen, weil die EU-Außenpolitik erklärtermassen auf geeignete Partner setzt.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Wähler »

http://www.socialistsanddemocrats.eu/ne ... ly-deliver
22. August 2016 Gianni Pittella Fraktionsvorsitzender der S&D im Europäischen Parlament zum Treffen von Hollande, Merkel und Renzi in Ventotene
It is imperative to start with new financial flexibility that finally overrides "fiscal compact" and enables investments, growth and the creation of new jobs. Juncker Plan 2 must be reinforced and relaunched, as well as prioritising the social pillar.
A re-united Europe must definitely start from the full implementation of a common migration policy.
Enhanced cooperation must also be ensured in the security and common defence policies against terrorism and radicalization.
Es ist enorm schwer, eine gute Berichterstattung über die Diskussionen im Europäischen Parlament zu finden.
siehe auch:
http://www.meptwitter.eu/8/group.php?grp=SD
Hashtag Ventotene
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(03 Oct 2016, 18:09)

http://www.socialistsanddemocrats.eu/ne ... ly-deliver
22. August 2016 Gianni Pittella Fraktionsvorsitzender der S&D im Europäischen Parlament zum Treffen von Hollande, Merkel und Renzi in Ventotene



Es ist enorm schwer, eine gute Berichterstattung über die Diskussionen im Europäischen Parlament zu finden.
siehe auch:
http://www.meptwitter.eu/8/group.php?grp=SD
Hashtag Ventotene
Die Sache mit der Weichwährung für Italien ist nichts weiter als ein Griff in die gemeinsame Kasse, denn letztendlich wird Herr Draghi die Staatsanleihen aufkaufen und auf eine großen Haufen schütten. Diesen Haufen wird Italien nie und nimmer abtragen.

Ich habe nichts gegen diese Vergemeinschaftung von Schulden, wenn die Partner sich in Zukunft einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungspolitik ohne nationale Freiräume unterwerfen. Ohne diesen entscheidenden Schritt wird auf Dauer ein Dummer gesucht, der für anderer Leute Schulden aufkommt.

Weder italien noch Griechenland können einfach so weiter Geld ausgeben, für das andere einstehen müssen. Daran würde der Euro sterben.

Die politische Bewegung cinque-stelle sieht deshalb ganz sauber den Ausstieg Italiens aus dem Euro vor, um die nationale Entscheidungsfreiheit zurück zu gewinnen. So ähnlich tickt auch der französische FN.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Wähler »

H2O hat geschrieben:(03 Oct 2016, 23:12)
Die Sache mit der Weichwährung für Italien ist nichts weiter als ein Griff in die gemeinsame Kasse, denn letztendlich wird Herr Draghi die Staatsanleihen aufkaufen und auf eine großen Haufen schütten. Diesen Haufen wird Italien nie und nimmer abtragen.
Ich habe nichts gegen diese Vergemeinschaftung von Schulden, wenn die Partner sich in Zukunft einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungspolitik ohne nationale Freiräume unterwerfen. Ohne diesen entscheidenden Schritt wird auf Dauer ein Dummer gesucht, der für anderer Leute Schulden aufkommt.
Weder italien noch Griechenland können einfach so weiter Geld ausgeben, für das andere einstehen müssen. Daran würde der Euro sterben.
Die politische Bewegung cinque-stelle sieht deshalb ganz sauber den Ausstieg Italiens aus dem Euro vor, um die nationale Entscheidungsfreiheit zurück zu gewinnen. So ähnlich tickt auch der französische FN.
Die von Gianni Pittella, Fraktionsvorsitzender der S&D im Europäischen Parlament, genannten Punkte hängen miteinander zusammen. Die Tochter meines in Italien lebenden Bruders wird ihre Ausbildung als Erzieherin in Deutschland machen. Wenn wir gemeinsam nicht für genug Investitionen in berufliche Bildung, Infrastruktur für Industrie 4.0 in der EU sorgen, wird die nächste EU-Generation mit den Füßen abstimmen und unsere Probleme in Deutschland mit Einwanderung und Flüchtlingen verstärken. Gerade hier im Forum gibt es eine Fraktion, die Deutschland immer noch als Insel der Glückseligen preist. Ist diese Fraktion aber auch bereit, die jungen nach Arbeit suchenden Menschen aus den Südländern aufzunehmen, auszubilden und eine Chance auf dem gemeinsamen Binnenarbeitsmarkt zu geben, ähnlich wie bei den Flüchtlingen? Die Lage wird mittel- und langfristig ernst werden und wir sollten uns angemessen darauf einstellen.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(04 Oct 2016, 07:02)

Die von Gianni Pittella, Fraktionsvorsitzender der S&D im Europäischen Parlament, genannten Punkte hängen miteinander zusammen. Die Tochter meines in Italien lebenden Bruders wird ihre Ausbildung als Erzieherin in Deutschland machen. Wenn wir gemeinsam nicht für genug Investitionen in berufliche Bildung, Infrastruktur für Industrie 4.0 in der EU sorgen, wird die nächste EU-Generation mit den Füßen abstimmen und unsere Probleme in Deutschland mit Einwanderung und Flüchtlingen verstärken. Gerade hier im Forum gibt es eine Fraktion, die Deutschland immer noch als Insel der Glückseligen preist. Ist diese Fraktion aber auch bereit, die jungen nach Arbeit suchenden Menschen aus den Südländern aufzunehmen, auszubilden und eine Chance auf dem gemeinsamen Binnenarbeitsmarkt zu geben, ähnlich wie bei den Flüchtlingen? Die Lage wird mittel- und langfristig ernst werden und wir sollten uns angemessen darauf einstellen.
Ihre letzte Frage beantworte ich uneingeschränkt mit "ja". Deutschland hat sich bereit erklärt, spanischen und griechischen jungen Leuten hier Arbeitsmöglichkeiten zu geben.... was ohnehin selbstverständlich ist, weil die EU-Verträge diese Freiheit als Kernelement festgeschrieben haben. Der Erfolg war bisher mäßig...das Wetter, die Sprache, die ferne Familie... Dennoch rate ich, an dieser Offenheit fest zu halten. Europa wird zerstört durch die Unbelehrbarkeit seiner Partner. Man kann nicht auf Dauer mehr verbrauchen als man erwirtschaftet. Dann wächst auch in Deutschland die Ablehnung jeder Gemeinschaftslösung. Ihr bestellt und wir zahlen? Unmöglich auf Dauer! Entweder treiben wir eine gemeinsame Entwicklung auf demokratischer Grundlage voran, oder wir brechen das mißratene Experiment ab!

Nachtrag:
Meine Einschätzung der Lage in den Südstaaten: Es gibt einen Mangel an beruflich gut qualifizierten jungen Leuten und ein Überangebot an akademisch gut ausgebildeten jungen Leuten. Mir fällt auf Anhieb kein industrielles Produkt ein, das ich unbedingt aus diesen Ländern (Griechenland, Italien, Spanien, Portugal) beziehen möchte... Landwirtschaftliche Erzeugnisse einmal ausgenommen. Da liegt vermutlich der Hund begraben!

(In Deutschland müssen wir aufpassen, daß diese verhängnisvolle Entwicklung hier nicht auch zuschlägt; wir sehen ja, wie die globalisierte Wirtschaft ganze Industriezweige verlagert oder sogar durch technische Umwälzungen ganz aufgibt.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

H2O hat geschrieben:(03 Oct 2016, 23:12)

Weder italien noch Griechenland können einfach so weiter Geld ausgeben, für das andere einstehen müssen. Daran würde der Euro sterben.
Richtig! Jeder muss nach seinen Verhältnissen leben. Die Löhne an die Produktivität anpassen. Die Südländer haben lange über ihre Verhältnisse gelebt. Deutschland lebt seid langem unter den Verhältnissen. Trotz massiven Produktivitätszuwachs steigen die Löhne in Deutschland kaum, das sorgt für ein großen Wettbewerbsvorteil Deutschlands. Die Defizitländer können innerhalb der Währungsunion nicht mehr abwerten, Deutschland müsste eigentlich aufwerten was natürlich auch nicht geht. Deutschland wollte damals die 2% Inflationsrate, hält sich aber nicht daran. Deutschland bleibt weit drunter, die Südländer sind weit drüber. Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen.

In einer Währungsunion kann das aber nicht funktionieren, jeder muss nach seinen Verhältnissen leben. Währungsunion ist doch nichts anderes als eine gemeinsame Zentralbank und das jeder seine Löhne an die Produktivität anpasst. Das kann in Krisenzeiten, wie bspw. in Griechenland aber nicht funktionieren, da hilft es nichts die Löhne und Renten zu senken. Denn dann bricht auch noch die Binnenwirtschaft ein und die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Was wir (damit meine ich die ,,Geberländer") in den Defizitländern angerichtet haben ist eine Katastrophe und zeichnet international ein sehr schlechtes Bild von Europa.
Liest man die internationale Presse wird das leider allzu deutlich.
,,Der wahre Charakter einer Person wird gemessen an dem, was die Person tun würde, wenn niemals jemand etwas davon erfahren würde".
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Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 14:28)

Richtig! Jeder muss nach seinen Verhältnissen leben. Die Löhne an die Produktivität anpassen. Die Südländer haben lange über ihre Verhältnisse gelebt. Deutschland lebt seid langem unter den Verhältnissen. Trotz massiven Produktivitätszuwachs steigen die Löhne in Deutschland kaum, das sorgt für ein großen Wettbewerbsvorteil Deutschlands. Die Defizitländer können innerhalb der Währungsunion nicht mehr abwerten, Deutschland müsste eigentlich aufwerten was natürlich auch nicht geht. Deutschland wollte damals die 2% Inflationsrate, hält sich aber nicht daran. Deutschland bleibt weit drunter, die Südländer sind weit drüber. Das muss man einfach mal zur Kenntnis nehmen.

In einer Währungsunion kann das aber nicht funktionieren, jeder muss nach seinen Verhältnissen leben. Währungsunion ist doch nichts anderes als eine gemeinsame Zentralbank und das jeder seine Löhne an die Produktivität anpasst. Das kann in Krisenzeiten, wie bspw. in Griechenland aber nicht funktionieren, da hilft es nichts die Löhne und Renten zu senken. Denn dann bricht auch noch die Binnenwirtschaft ein und die Arbeitslosigkeit steigt weiter. Was wir (damit meine ich die ,,Geberländer") in den Defizitländern angerichtet haben ist eine Katastrophe und zeichnet international ein sehr schlechtes Bild von Europa.
Liest man die internationale Presse wird das leider allzu deutlich.
Fange ich von hinten an: Nein, so leicht bin ich nicht bereit, eine deutsche Mitschuld an dem Unfug in den Südstaaten ein zu gestehen. Solche Purzelbäume leisten sich Journalisten schon einmal; aber das sind nicht meine Vorturner. Solche Leute schreiben der Bundesregierung die Flüchtlingskrise zu und alle anderen Schlechtigkeiten obendrein. Do wat je wullt, de Lü snakt doch!

Aber ich nähere mich dem Problem auf europäische Weise und auch im europäischen Geist: Die gemeinsame Währung sollte uns zusammen führen und uns nicht entzweien. Also sollten wir ab sofort solidarisch beraten, was man tun könnte, den Südstaaten auf die Beine zu helfen... aber eine wesentliche Voraussetzung ist schon, daß weder "wir" noch "die" über Wirtschaft- und Finanzpolitik allein bestimmen können, sondern so etwas wie eine gemeinsame und selbstverständlich demokratisch kontrollierte Regierung. Wenn das keine Gegenliebe findet, dann müssen wir das Manöver EURO wohl abpfeifen.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(25 Sep 2016, 20:13)
Hier erzählen Sie aber gegen alle Berichte die Unwahrheit! Durch ein Netzwerk der EU-europäischen Polizeien und Streitkräfte ist es kaum noch möglich, in die EU ohne erkennungsdienstliche Erfassung ein zu reisen. Dabei wird es auch bleiben, während das Netz mit FRONTEX künftig noch dichter geknüpft wird.
Nicht nur das. Frontex 2.0 bekommt mehr Geld, mehr Personal, mehr Befugnisse und vor allem: Wird von einer reinen Koordinierungsbehörde in eine reale Eingreiftruppe mit zunächst 1500 Leuten, Flugzeugen etc. umgewandelt.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Fange ich von hinten an: Nein, so leicht bin ich nicht bereit, eine deutsche Mitschuld an dem Unfug in den Südstaaten ein zu gestehen. Solche Purzelbäume leisten sich Journalisten schon einmal; aber das sind nicht meine Vorturner.
Deutschland hat sich nach der Einführung des Euro durch Lohndumping einen drastischen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Euro-Staaten erschlichen.Deutschland lebt seit Jahren massiv unter seinen Verhältnissen. Deshalb konnte die deutsche Exportwirtschaft ihre Konkurrenz aus anderen Euro-Ländern an die Wand drücken. Die Folge davon sind enorme Überschüsse der deutschen Wirtschaft im Außenhandel. Im Zuge der Krise der Defizitländer hat sich dann auch gerade Deutschland dafür stark gemacht, dass insbesondere Griechenland den sogenannten Gürtel enger schnallt, und das Ergebnis sehen wir ja. Die Binnenwirtschaft, der letzte Wirtschaftszweig bricht ebenfalls zusammen. Es erstarken eurokritische Fraktionen in allen Südstaaten insbesondere in Italien. Wenn hier nicht bald drastisch eingelenkt,und ein deutlicher Kurswechel vollzogen wird fliegt uns das Projekt Euro um die Ohren. Und das wäre natürlich vor allem der deutsche ,,Verdienst".
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Aber ich nähere mich dem Problem auf europäische Weise und auch im europäischen Geist: Die gemeinsame Währung sollte uns zusammen führen und uns nicht entzweien. Also sollten wir ab sofort solidarisch beraten, was man tun könnte, den Südstaaten auf die Beine zu helfen... aber eine wesentliche Voraussetzung ist schon, daß weder "wir" noch "die" über Wirtschaft- und Finanzpolitik allein bestimmen können, sondern so etwas wie eine gemeinsame und selbstverständlich demokratisch kontrollierte Regierung. Wenn das keine Gegenliebe findet, dann müssen wir das Manöver EURO wohl abpfeifen.
Ja selbstverständlich sollte die Währung zusammenführen, leider ist das Gegenteil der Fall. Das Stichwort Solidarität ist hier sicherlich das richtige, aber was bedeutet das? Wenn ich Sie so lese, gewinne ich ja den Eindruck Deutschland macht alles richtig und die anderen machen alles falsch. Und das ist genau auch das, was Deutschland seit Jahren in die Welt hinaus posaunt. Aber es ist grundlegend falsch.

Würden alle Länder wie Deutschland, würde gar nichts mehr gehen. Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen. Von daher ist alleine schon die Aussage, ,,die anderen müssten wettbewerbsfähiger werden" völliger Unsinn. Auch pocht ja Deutschland immer darauf, dass ,,die Regeln eingehalten werden müssten" insbesondere Herr Schäuble. Daher ist es gerade auch Deutschland, dass sich nicht an die eigens vorgeschlagenen Regeln hält und ich meine hier nicht nur das gemeinsame Infaltionsziel von 2%. Und wenn nun ein 80 MIO Land wie Deutschland massiv unter den Verhältnissen lebt, dann hat das auf den Euroraum insgesamt drastischere Auswirkungen, als wenn ein kleines Land wie Griechenland über den Verhältnissen lebt.

Die deutsche Austerititätspolitik ist und bleibt ein Desaster und hat nicht nur Auswirkungen auf die Krisenstaaten und die Währungsunion, sondern gerade auch auf die EU an sich. Das einzige was die Eurozone wirklich retten könnte wären deutliche Lohnsteigerungen in Deutschland, um die Südländer wieder Konkurrenzfähiger zu machen. Anderenfalls zerbricht der Euro auf kurz über lang, Deutschland muss dann ohnehin aufwerten und wird die Löhne zwangsweise steigern müssen.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Was wir in Europa brauchen ist zunächst mal eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit, innerhalb dieser all die Baustellen transparent und gemeinsam, unter Beteiligung der Unionsbürger, besprochen werden können. Das fehlt leider völlig. Auch brauchen wir eine Abkehr vom Mantra: Verflochtene Handelsbeziehungen führen zu europäischer Integration und Harmonisierung. Das funktioniert vllt im Bereich der Wirtschaft aber nicht im zwischenmenschlichen Bereich. So schaffen wir jedenfalls kein europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. In den Verträgen, insbesondere im AEUV stehen tolle Dinge. Im Endeffekt geht es aber immer nur um nichts anderes als die 4 Grundfreiheiten die zwar allesamt der Wirtschaft zugute kommen, mit denen der ,,Normalbürger" aber nichts anfangen kann. Europa lebt aber nicht durch seine Konzerne, sondern durch seine Bürger.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 15:10)

Deutschland hat sich nach der Einführung des Euro durch Lohndumping einen drastischen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Euro-Staaten erschlichen.Deutschland lebt seit Jahren massiv unter seinen Verhältnissen. Deshalb konnte die deutsche Exportwirtschaft ihre Konkurrenz aus anderen Euro-Ländern an die Wand drücken. Die Folge davon sind enorme Überschüsse der deutschen Wirtschaft im Außenhandel. Im Zuge der Krise der Defizitländer hat sich dann auch gerade Deutschland dafür stark gemacht, dass insbesondere Griechenland den sogenannten Gürtel enger schnallt, und das Ergebnis sehen wir ja. Die Binnenwirtschaft, der letzte Wirtschaftszweig bricht ebenfalls zusammen. Es erstarken eurokritische Fraktionen in allen Südstaaten insbesondere in Italien. Wenn hier nicht bald drastisch eingelenkt,und ein deutlicher Kurswechel vollzogen wird fliegt uns das Projekt Euro um die Ohren. Und das wäre natürlich vor allem der deutsche ,,Verdienst".
Bitte, gegen Ihre Überzeugungen will ich nicht angehen. Ich halte sie für verfehlt und für viel zu bußfertig. Natürlich macht unser Land wirtschaftlich mehr richtig in Weltmaßstab als unsere europäischen Wettbewerber, die ihre Wirtschaften in die Grütze fahren, während wir immer noch mit den fernöstlichen Tigern auf den Märkten in Europa und der Welt streiten. Uns ist nicht damit gedient, daß wir so "schlecht" werden wie unsere Südstaaten, sondern unsere Wettbewerber müssen zulegen! Ohne diese Wende können wir den Euro verlassen, da sind wir uns einig.

Die Griechen, Italiener, Spanier, Portugiesen sollen nicht den Gürtel enger schnallen, sondern sie sollen Güter herstellen, die nachgefragt werden. Da hängt der Hammer!
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 16:45)

Was wir in Europa brauchen ist zunächst mal eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit, innerhalb dieser all die Baustellen transparent und gemeinsam, unter Beteiligung der Unionsbürger, besprochen werden können. Das fehlt leider völlig. Auch brauchen wir eine Abkehr vom Mantra: Verflochtene Handelsbeziehungen führen zu europäischer Integration und Harmonisierung. Das funktioniert vllt im Bereich der Wirtschaft aber nicht im zwischenmenschlichen Bereich. So schaffen wir jedenfalls kein europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. In den Verträgen, insbesondere im AEUV stehen tolle Dinge. Im Endeffekt geht es aber immer nur um nichts anderes als die 4 Grundfreiheiten die zwar allesamt der Wirtschaft zugute kommen, mit denen der ,,Normalbürger" aber nichts anfangen kann. Europa lebt aber nicht durch seine Konzerne, sondern durch seine Bürger.
Die gemeinsame europäische Öffentlichkeit gibt es in gebildeten Kreisen durchaus. Mich überrascht es nicht, daß diese gebildeten Kreise auch in der Wirtschaft tätig sind. Ihre gut gemeinte Öffentlichkeit scheitert daran, daß schon im eigenen Lande das Interesse an Politik gegen Null geht, und wenn es darüber hinaus geht, dann noch nuller. Lassen Sie einen Arbeiter auf Sizilien mit einem Arbeiter aus Finnland über Europa reden... Deshalb wird die EU gern als "Projekt der Eliten" verunglimpft... aber sie ist das dennoch. Und die Nullbocker tröten dann ins nationale Horn, ohne für die Folgen ihres Tuns Verantwortung zu übernehmen. Natürlich finden sich immer machtgierige Leute, die diesen Stumpfsinn organisieren.

Ich meine, daß das EU-Parlament schon ein ganz guter Versuch einer europäischen Öffentlichkeit ist. Es liegt an der übrigen europäischen Öffentlichkeit, welche Bedeutung sie dem EU-Parlament einräumt.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von schokoschendrezki »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 16:45)
Was wir in Europa brauchen ist zunächst mal eine gemeinsame europäische Öffentlichkeit, innerhalb dieser all die Baustellen transparent und gemeinsam, unter Beteiligung der Unionsbürger, besprochen werden können. Das fehlt leider völlig.
Das wird wohl nicht zuletzt an der fehlenden gemeinsamen Sprache liegen. In einer zunehmend vernetzten und auf Kommunikation zentrierten Gesellschaft treten äußerliche Präferenzen wie Kleidung, regionale Gewohnheiten usw. zunehemend in den Hintergrund und Sprache ist/wäre das, was eine "gemeinsame europäische Öffentlichkeit" ausmachen würde.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 16:25)

J

Würden alle Länder wie Deutschland, würde gar nichts mehr gehen. Die Überschüsse des einen sind die Defizite des anderen. Von daher ist alleine schon die Aussage, ,,die anderen müssten wettbewerbsfähiger werden" völliger Unsinn. Auch pocht ja Deutschland immer darauf, dass ,,die Regeln eingehalten werden müssten" insbesondere Herr Schäuble. Daher ist es gerade auch Deutschland, dass sich nicht an die eigens vorgeschlagenen Regeln hält und ich meine hier nicht nur das gemeinsame Infaltionsziel von 2%. Und wenn nun ein 80 MIO Land wie Deutschland massiv unter den Verhältnissen lebt, dann hat das auf den Euroraum insgesamt drastischere Auswirkungen, als wenn ein kleines Land wie Griechenland über den Verhältnissen lebt.

Die deutsche Austerititätspolitik ist und bleibt ein Desaster und hat nicht nur Auswirkungen auf die Krisenstaaten und die Währungsunion, sondern gerade auch auf die EU an sich. Das einzige was die Eurozone wirklich retten könnte wären deutliche Lohnsteigerungen in Deutschland, um die Südländer wieder Konkurrenzfähiger zu machen. Anderenfalls zerbricht der Euro auf kurz über lang, Deutschland muss dann ohnehin aufwerten und wird die Löhne zwangsweise steigern müssen.

innerhalb des Euroraumes hat D praktisch keine Überschüsse

und wenn durch die höheren Löhne in D die Produkte dann teurer und somit weniger konkurrenzfähig werden- dann werden Arbeitsplätze in abgebaut...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(06 Oct 2016, 16:25)



Die deutsche Austerititätspolitik ist und bleibt ein Desaster und hat nicht nur Auswirkungen auf die Krisenstaaten und die Währungsunion, sondern gerade auch auf die EU an sich. Das einzige was die Eurozone wirklich retten könnte wären deutliche Lohnsteigerungen in Deutschland, um die Südländer wieder Konkurrenzfähiger zu machen. Anderenfalls zerbricht der Euro auf kurz über lang, Deutschland muss dann ohnehin aufwerten und wird die Löhne zwangsweise steigern müssen.


das ist wohl einiges an dir vorbeigelaufen:

"Zwischen 2007 und 2015 hat sich der Leistungsbilanzüberschuss
von Deutschland gegenüber den Ländern der Eurozone
von 4,2 % auf rd. 2,0 % des BIP halbiert. Besonders stark
ist der Überschuss gegenüber Spanien (um rd. 83 %), Griechenland
(um rd. 85 %), Italien (um rd. 45 %) und Portugal (um
rd. 54 %) geschrumpft. Aufgrund der umgesetzten Strukturreformen
konnten die Länder ihre Wettbewerbs- und Exportfähigkeit
größtenteils verbessern und ihre Leistungsbilanzdefizite
senken"
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

Realist2014 hat geschrieben:(06 Oct 2016, 20:32)



das ist wohl einiges an dir vorbeigelaufen:

"Zwischen 2007 und 2015 hat sich der Leistungsbilanzüberschuss
von Deutschland gegenüber den Ländern der Eurozone
von 4,2 % auf rd. 2,0 % des BIP halbiert. Besonders stark
ist der Überschuss gegenüber Spanien (um rd. 83 %), Griechenland
(um rd. 85 %), Italien (um rd. 45 %) und Portugal (um
rd. 54 %) geschrumpft. Aufgrund der umgesetzten Strukturreformen
konnten die Länder ihre Wettbewerbs- und Exportfähigkeit
größtenteils verbessern und ihre Leistungsbilanzdefizite
senken"
Ich finde es verdienstvoll, mit Zahlen auf solche unbelegten Behauptungen zu antworten. Allerdings kann ich mir
vorstellen, daß der Mangel an Mitteln in den genannten Südstaaten zu einem Verzicht auf deutsche Waren geführt hat, und daß diese Waren keineswegs durch inländisch erzeugte Waren ersetzt wurden. Wenn wir landwirtschaftliche Erzeugnisse (Südfrüchte, Olivenöl, Wein, Schafs- und Ziegenkäse) ausnehmen, dann wüßte ich nicht, welche Gebrauchsgüter von dort bei uns angeboten werden, die hier zufriedene Käufer finden. Das ist aus meiner Sicht ein sehr ernstes Problem, und mir fällt dazu keine Lösung ein... außer einer gewollten und politisch unterstützten Verlagerung von Gewerken in einer europäisch organisierten Industrie mit hohem Qualitätsmaßstab. Natürlich geht das mit Blick auf die Weltwirtschaft nur unter den Bedingungen des freien Wettbewerbs um die beste Leistung für den zahlenden Kunden. Vermutlich hatte man sich diese Mühe in den Südstaaten erspart... und nun ist der Jammer groß!
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Bitte, gegen Ihre Überzeugungen will ich nicht angehen. Ich halte sie für verfehlt und für viel zu bußfertig.
Das ist ja nicht nur meine Meinung, sondern das vertreten die führenden, sagen wir vernünftigen Ökonomen weltweit.
Natürlich macht unser Land wirtschaftlich mehr richtig in Weltmaßstab als unsere europäischen Wettbewerber, die ihre Wirtschaften in die Grütze fahren, während wir immer noch mit den fernöstlichen Tigern auf den Märkten in Europa und der Welt streiten. Uns ist nicht damit gedient, daß wir so "schlecht" werden wie unsere Südstaaten, sondern unsere Wettbewerber müssen zulegen!
Die Überschüsse sind das Ergebnis einer bestimmten Wirtschaftspolitik, nicht einfach von Marktkräften. Gingen alle Mitgliedsländer dazu über, ihre Löhne nicht mehr zu erhöhen oder sie gar zu senken, um so wettbewerbsfähig wie D zu werden, würde der Euroraum geradewegs in die Deflation steuern. Diese Tendenz würde gerade noch verstärkt, wenn alle auch noch versuchen würden, weniger auszugeben, als sie einnehmen, um genauso viel Geld zu sparen wie Deutschland. Das kann in der Summe nicht aufgehen, der Euroraum würde durch ein kollektives Gürtel-enger-Schnallen so in die Knie gehen, dass am Ende überhaupt keine nennenswerte Geldersparnis mehr möglich würde.
Ohne diese Wende können wir den Euro verlassen, da sind wir uns einig.
Ohne eine Wende verlassen die Krisenstaaten den Euro, verfolge die internationale Presse in Portugal, Frankreich oder Italien. Wir müssen akzeptieren, dass vor allem hierzulande etwas geschehen muss, wenn uns etwas am Fortbestand des Euro gelegen ist.D muss die Löhne an die Produktivität anpassen, das dumping muss aufhören. Denn eins ist klar: Ländern wie Frankreich, Italien oder Griechenland zu empfehlen, Rezessionen zu veranstalten, einen weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit hinzunehmen und die Löhne zu senken ist so, als würde man ihnen kollektiven Selbstmord empfehlen. Da ist politisch nicht mehr viel Spielraum, wenn überhaupt.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Realist2014 hat geschrieben:(06 Oct 2016, 20:23)

innerhalb des Euroraumes hat D praktisch keine Überschüsse

und wenn durch die höheren Löhne in D die Produkte dann teurer und somit weniger konkurrenzfähig werden- dann werden Arbeitsplätze in abgebaut...
Natürlich hat Deutschland Überschüsse die lassen sogar den Euro aufwerten. Damit erschweren sie es den anderen Ländern, auf den Weltmärkten zu exportieren. Eine Korrektur der deutschen Politik würde den Druck auf Italien oder andere mindern. Die deutsche Politik hat Auswirkungen auf die anderen Länder.
Und wir verschließen besser nicht die Augen vor den sich anbahnenden Entwicklungen: Verfolgen Sie nicht nur die deutsche Presse, wichtiger ist die internationale. Der Euro wird zerbrechen wenn sich nichts ändert. Mit eigener Währung müsste Deutschland ohnehin relativ aufwerten und die Löhne müssten steigen. Dann doch besser kontrolliert innerhalb der Eurozone unter Beibehaltung des vergleichsweise schwachen Euro.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Realist2014 hat geschrieben:(06 Oct 2016, 20:32)



das ist wohl einiges an dir vorbeigelaufen:

"Zwischen 2007 und 2015 hat sich der Leistungsbilanzüberschuss
von Deutschland gegenüber den Ländern der Eurozone
von 4,2 % auf rd. 2,0 % des BIP halbiert. Besonders stark
ist der Überschuss gegenüber Spanien (um rd. 83 %), Griechenland
(um rd. 85 %), Italien (um rd. 45 %) und Portugal (um
rd. 54 %) geschrumpft. Aufgrund der umgesetzten Strukturreformen
konnten die Länder ihre Wettbewerbs- und Exportfähigkeit
größtenteils verbessern und ihre Leistungsbilanzdefizite
senken"
Ich habe nicht behauptet, dass die Überschüsse nicht gesunken sind. Sie sind trotz der Senkung aber immer noch erheblich. Vor allem auf den Euro an sich haben sie erhebliche Auswirkungen. Die Leistungsbilanzen der Krisenstaaten sind teilweise gesunken, nicht aber in Italien, wobei selbst das nichts aussagt. Künstlich erzeugt durch den Niedrigzins und die drastischen Kürzungen im Haushalt bei den Renten und den Löhnen. Deutschlands Überschüsse sind natürlich auch deswegen gesunken, und nicht weil D pol. irgendetwas korrigiert hätte. Da hält ja immer noch am Lohndumping fest, der Mindestlohn ist ein erster Schritt, aber leider viel zu wenig. Auf Dauer sind die Sparmaßnahmen in den Krisenstaaten keine Lösung, auf kurz oder lang übernehmen die Eurokritiker in eben diesen Ländern und verabschieden sich vom Euro. Und dann ist Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit erst mal futsch.
,,Der wahre Charakter einer Person wird gemessen an dem, was die Person tun würde, wenn niemals jemand etwas davon erfahren würde".
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von odiug »

H2O hat geschrieben:(07 Oct 2016, 11:07)

Ich finde es verdienstvoll, mit Zahlen auf solche unbelegten Behauptungen zu antworten. Allerdings kann ich mir
vorstellen, daß der Mangel an Mitteln in den genannten Südstaaten zu einem Verzicht auf deutsche Waren geführt hat, und daß diese Waren keineswegs durch inländisch erzeugte Waren ersetzt wurden. Wenn wir landwirtschaftliche Erzeugnisse (Südfrüchte, Olivenöl, Wein, Schafs- und Ziegenkäse) ausnehmen, dann wüßte ich nicht, welche Gebrauchsgüter von dort bei uns angeboten werden, die hier zufriedene Käufer finden. Das ist aus meiner Sicht ein sehr ernstes Problem, und mir fällt dazu keine Lösung ein... außer einer gewollten und politisch unterstützten Verlagerung von Gewerken in einer europäisch organisierten Industrie mit hohem Qualitätsmaßstab. Natürlich geht das mit Blick auf die Weltwirtschaft nur unter den Bedingungen des freien Wettbewerbs um die beste Leistung für den zahlenden Kunden. Vermutlich hatte man sich diese Mühe in den Südstaaten erspart... und nun ist der Jammer groß!
Also ... ich finde es schon eigenartig, Italien auf das Niveau von Griechenland zu reduzieren.
Oder zaehlt fuer dich Italien nicht zu Sued-Europa ?
Auch in Spanien liegt der Fall etwas anders als in Portugal.
Und Belgien zaehlt auch nicht wirklich zu "Sued-Europa".
In Bulgarien oder Rumaenien haben wir andere Probleme als in Polen und den baltischen Staaten.
Wir sollten aufhoeren, alles ueber einen Kamm zu scheren ... hilft meist nicht.
odiug

Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von odiug »

InDubioProReo hat geschrieben:(08 Oct 2016, 02:30)

Natürlich hat Deutschland Überschüsse die lassen sogar den Euro aufwerten. Damit erschweren sie es den anderen Ländern, auf den Weltmärkten zu exportieren. Eine Korrektur der deutschen Politik würde den Druck auf Italien oder andere mindern. Die deutsche Politik hat Auswirkungen auf die anderen Länder.
Und wir verschließen besser nicht die Augen vor den sich anbahnenden Entwicklungen: Verfolgen Sie nicht nur die deutsche Presse, wichtiger ist die internationale. Der Euro wird zerbrechen wenn sich nichts ändert. Mit eigener Währung müsste Deutschland ohnehin relativ aufwerten und die Löhne müssten steigen. Dann doch besser kontrolliert innerhalb der Eurozone unter Beibehaltung des vergleichsweise schwachen Euro.
Das ist auch so ein Paradoxon des Euro.
Frueher, also noch unter D Mark Zeiten waren sich die Wirtschaftsexperten immer einig ueber Italien herzuziehen, wenn die ihre Lira entwerteten.
Man nannte das damals:"Das suesse Gift".
Heute sagen die beschlipsten Dummschwaetzer das genaue Gegenteil und fordern eine Abwertung, um der italienischen Wirtschaft auf die Beine zu helfen.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

odiug hat geschrieben:(08 Oct 2016, 07:37)

Also ... ich finde es schon eigenartig, Italien auf das Niveau von Griechenland zu reduzieren.
Oder zaehlt fuer dich Italien nicht zu Sued-Europa ?
Auch in Spanien liegt der Fall etwas anders als in Portugal.
Und Belgien zaehlt auch nicht wirklich zu "Sued-Europa".
In Bulgarien oder Rumaenien haben wir andere Probleme als in Polen und den baltischen Staaten.
Wir sollten aufhoeren, alles ueber einen Kamm zu scheren ... hilft meist nicht.
Ich kann Ihre Bedenken verstehen; viele Menschen "differenzieren" so lange, bis gar keine irgendwie greifbare Ordnung mehr zu erkennen ist. Das ist Ihnen vielleicht durch Eile auch gelungen. Es gibt Partner, die aufgrund ihrer Haushaltsführung mit einer Gemeinschaftswährung nicht umgehen können; das war die Grundlinie unserer Diskussion hier. Bulgarien, Rumänien, Polen sind keine Euro-Staaten, die baltischen Staaten und Finnland lobenswerterweise aber doch, und Slowenien und die Slowakei auch. Die Euro-Sorgenkinder sitzen im Süden; schlagen wir Belgien und Frankreich einfach mit dazu, dann ham wer se alle! Helfen wird das alles in der Tat nicht; deshalb wird der Euro auch scheitern. Schade, aber die Dinge treiben leider dahin.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von lostineu »

Völlig richtig. Zudem versucht Schäuble, die Regeln der anderen zu brechen, um seine eigenen durchzusetzen. Das jüngste Beispiel ist der Streit mit dem IWF um den Schuldenschnitt in Griechenland. Der IWF soll auf den Haircut verzichten, obwohl dieser nach den Regeln zwingend nötig wäre...Link entfern, Werbeverbot.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(08 Oct 2016, 02:30)

Natürlich hat Deutschland Überschüsse die lassen sogar den Euro aufwerten. Damit erschweren sie es den anderen Ländern, auf den Weltmärkten zu exportieren. Eine Korrektur der deutschen Politik würde den Druck auf Italien oder andere mindern. Die deutsche Politik hat Auswirkungen auf die anderen Länder.
Und wir verschließen besser nicht die Augen vor den sich anbahnenden Entwicklungen: Verfolgen Sie nicht nur die deutsche Presse, wichtiger ist die internationale. Der Euro wird zerbrechen wenn sich nichts ändert. Mit eigener Währung müsste Deutschland ohnehin relativ aufwerten und die Löhne müssten steigen. Dann doch besser kontrolliert innerhalb der Eurozone unter Beibehaltung des vergleichsweise schwachen Euro.

nicht INNERHALB der Eurozone....

und gegenüber WELCHER Währung wurde "aufgewertet" ? US$ ?? wohl kaum...

und was soll der Käse mit der "Löhne müssen steigen"?

dort , wo die Löhne niedrig sind- herrscht "Geiz ist geil"

der Traum von Lohnsteigerung bei den Niedrigwertschöpfern wird genau da bleiben...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(08 Oct 2016, 02:43)

Ich habe nicht behauptet, dass die Überschüsse nicht gesunken sind. Sie sind trotz der Senkung aber immer noch erheblich. Vor allem auf den Euro an sich haben sie erhebliche Auswirkungen. Die Leistungsbilanzen der Krisenstaaten sind teilweise gesunken, nicht aber in Italien, wobei selbst das nichts aussagt. Künstlich erzeugt durch den Niedrigzins und die drastischen Kürzungen im Haushalt bei den Renten und den Löhnen. Deutschlands Überschüsse sind natürlich auch deswegen gesunken, und nicht weil D pol. irgendetwas korrigiert hätte. Da hält ja immer noch am Lohndumping fest, der Mindestlohn ist ein erster Schritt, aber leider viel zu wenig. Auf Dauer sind die Sparmaßnahmen in den Krisenstaaten keine Lösung, auf kurz oder lang übernehmen die Eurokritiker in eben diesen Ländern und verabschieden sich vom Euro. Und dann ist Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit erst mal futsch.

nein, nur noch marginal


außerdem gibt es in D kein "Lohndumping"

gerade in der Export-Industrie werden HOHE Löhne bezahlt

"Niedriglöhner" arbeiten primär in Dienstleistungsbereichen, die NICHTS mit dem Export zu tun haben, der Jammermichel sich aber über "Geiz ist geil" freut
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

lostineu hat geschrieben:(08 Oct 2016, 17:49)

Völlig richtig. Zudem versucht Schäuble, die Regeln der anderen zu brechen, um seine eigenen durchzusetzen. Das jüngste Beispiel ist der Streit mit dem IWF um den Schuldenschnitt in Griechenland. Der IWF soll auf den Haircut verzichten, obwohl dieser nach den Regeln zwingend nötig wäre... http://lostineu.eu/schaeuble-fordert-re ... -beim-iwf/
Finanzpolitisch bin ich völlig unbeleckt; dennoch erlaube ich mir hier, Ihre Vorstellung von einem "Haircut" als Unsinn zu bezeichnen. "Haircut" heißt ja nichts weiter als Schuldenerlaß zu Gunsten eines Schuldners, damit der wieder unbelastet neue Schulden machen kann... ohne sein Verhalten zu ändern.

Worüber man aus meiner Sicht reden könnte, das wäre eine Schuldensperre bei hoher Verschuldung, und daß man diesen Sparwillen dadurch belohnt, daß die aufgehäuften Schulden nicht verzinst werden müssen... oder weitere Verschuldung bestraft, indem man die marktüblichen Zinsen für Altschulden einfordert. Ich sehe auch kein anderes Mittel als diese Art von Belohnung und Bestrafung, um eine Ausgabendisziplin herbei zu führen. Das ist nicht fein, aber vermutlich ein wirksames Mittel, den Willen zur Veränderung zu fördern.

Selbst dieser Verzicht auf marktübliche Zinsen ist schon sehr großzügig, denn "irgend jemand" muß auch dafür aufkommen, wenn der Schuldner das nicht tut.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Realist2014 hat geschrieben:(08 Oct 2016, 18:38)

nicht INNERHALB der Eurozone....

und gegenüber WELCHER Währung wurde "aufgewertet" ? US$ ?? wohl kaum...

und was soll der Käse mit der "Löhne müssen steigen"?

dort , wo die Löhne niedrig sind- herrscht "Geiz ist geil"

der Traum von Lohnsteigerung bei den Niedrigwertschöpfern wird genau da bleiben...
Doch auch innerhalb der Eurozone, Sie haben die Zahlen doch selbst genannt. Gesunken sind die Überschüsse nur wegen der Austheritätspolitik in den Defizitländern, davor waren sie noch erheblicher. Mit ein Grund weswegen die Defizitländer derart enorme Schuldenberge angehäuft haben. D kann aber nicht erwarten dass die Übrigen Eurostaaten dauernd Defizite anhäufen, während D permanent gewaltige Überschüsse generiert. Das kann auf dauer ohnehin nicht funktionieren.

D würde außerhalb der Eurozone massiv aufwerten. Schwächelnde Länder abwerten. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, innerhalb eines Währungsunion braucht es einen solchen Ausgleichsmechanismus nicht. Vielmehr muss eben dieser Ausgleich über Anpassung der Löhne an die Produktivität stattfinden. Die Südstaaten sind waren hier lange Zeit weit drüber, D hingegen erheblich drunter. Beides aber ist ein Problem innerhalb einer Währungsunion. D muss aus ureigenem Interesse die Binnennachfrage ankurbeln, das geschieht am besten über höhere Löhne. So werden Überschüsse abgebaut, und die Defizitländer entlastet.

Und überhaupt, was genau stört sie an der Forderung nach höheren Löhnen im Allgemeinen. Sind höhere Löhne nicht was schönes?
Zuletzt geändert von InDubioProReo am So 9. Okt 2016, 22:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Realist2014 hat geschrieben:(08 Oct 2016, 18:45)

nein, nur noch marginal


außerdem gibt es in D kein "Lohndumping"

gerade in der Export-Industrie werden HOHE Löhne bezahlt

2% sind nicht marginal, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sich eben die Defizitländer, sozial- und arbeitsmarkttechnisch auf destaströsem Niveau befinden. Und Deutschland betreibt Lohndumping: Die deutsche Arbeitsmarkt, und Tarifpolitk ist gerade darauf ausgelegt die Löhne künstlich niedrig zu halten. Angefangen bei der Agenda2010 bis hin zu Aufstockungszahlungen an Geringverdiener in Milliardenhöhe. Das sind quasi schon Lohndumping Subventionen.
"Niedriglöhner" arbeiten primär in Dienstleistungsbereichen, die NICHTS mit dem Export zu tun haben, der Jammermichel sich aber über "Geiz ist geil" freut
Ach, das ist mir neu? Können Sie da was nettes liefern?
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:04)

Doch auch innerhalb der Eurozone, Sie haben die Zahlen doch selbst genannt. Gesunken sind die Überschüsse nur wegen der Austheritätspolitik in den Defizitländern, davor waren sie noch erheblicher. Mit ein Grund weswegen die Defizitländer derart enorme Schuldenberge angehäuft haben. D kann aber nicht erwarten dass die Übrigen Eurostaaten dauernd Defizite anhäufen, während D permanent gewaltige Überschüsse generiert. Das kann auf dauer ohnehin nicht funktionieren.

D würde außerhalb der Eurozone massiv aufwerten. Schwächelnde Länder abwerten. Es ist ein Irrglaube anzunehmen, innerhalb eines Währungsunion braucht es einen solchen Ausgleichsmechanismus nicht. Vielmehr muss eben dieser Ausgleich über Anpassung der Löhne an die Produktivität stattfinden. Die Südstaaten sind waren hier lange Zeit weit drüber, D hingegen erheblich drunter. Beides aber ist ein Problem innerhalb einer Währungsunion. D muss aus ureigenem Interesse die Binnennachfrage ankurbeln, das geschieht am besten über höhere Löhne. So werden Überschüsse abgebaut, und die Defizitländer entlastet.
Mir sind diese Betrachtungen zu "wirtschaftswissenschaftlich". Ich ordne das Defizitproblem dem Mangel an Produkten hoher Qualität in den Südstaaten zu, dem Mangel von Gütern also, für die hier Verbraucher ihr Geld ausgeben würden: Kleidung, Schuhe, Mode, Lederwaren, Maschinenbau, Elektrotechnik... Früher gab es das alles einmal von dort. Warum gibt es nichts mehr davon?

Da müßte man ansetzen, wenn man diese schlimme Lage ändern möchte. Koreaner haben das in 30 Jahren geschafft. Die sagen uns Europäern inzwischen, wie was gemacht werden muß.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2016, 09:59)

Finanzpolitisch bin ich völlig unbeleckt; dennoch erlaube ich mir hier, Ihre Vorstellung von einem "Haircut" als Unsinn zu bezeichnen. "Haircut" heißt ja nichts weiter als Schuldenerlaß zu Gunsten eines Schuldners, damit der wieder unbelastet neue Schulden machen kann... ohne sein Verhalten zu ändern.

Worüber man aus meiner Sicht reden könnte, das wäre eine Schuldensperre bei hoher Verschuldung, und daß man diesen Sparwillen dadurch belohnt, daß die aufgehäuften Schulden nicht verzinst werden müssen... oder weitere Verschuldung bestraft, indem man die marktüblichen Zinsen für Altschulden einfordert. Ich sehe auch kein anderes Mittel als diese Art von Belohnung und Bestrafung, um eine Ausgabendisziplin herbei zu führen. Das ist nicht fein, aber vermutlich ein wirksames Mittel, den Willen zur Veränderung zu fördern.

Selbst dieser Verzicht auf marktübliche Zinsen ist schon sehr großzügig, denn "irgend jemand" muß auch dafür aufkommen, wenn der Schuldner das nicht tut.
Ein Schuldenschnitt bringt in der Tat überhaupt nichts. Im Jahr 2012 brauchte Griechenland einen Schuldenschnitt. Und jetzt sind wir im Jahr 2016. Und was sagt der Internationale Währungsfonds? Griechenland braucht den nächsten Schuldenschnitt. Griechenland hat ein Wettbewerbs und Wachstumsproblem, und nicht nur Griechenland die ganze europäische Währungsunion ist quasi in einer Rezession seit vier Jahren, das ist eine Katastrophe schlechthin.

Die Sparverordnungen in den Defizitstaaten schönern zwar kurzfristig die Bilanzen, gleichzeitig bricht die Binnennachfrage ein. Eine Katastrophe für Staaten mit traditionell stärkerer Binnen- als Exportwirtschaft. Die Arbeitslosigkeit steigt, insgesamt sinkt das Wachstum.
Zuletzt geändert von InDubioProReo am So 9. Okt 2016, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:15)

Mir sind diese Betrachtungen zu "wirtschaftswissenschaftlich". Ich ordne das Defizitproblem dem Mangel an Produkten hoher Qualität in den Südstaaten zu, dem Mangel von Gütern also, für die hier Verbraucher ihr Geld ausgeben würden: Kleidung, Schuhe, Mode, Lederwaren, Maschinenbau, Elektrotechnik... Früher gab es das alles einmal von dort. Warum gibt es nichts mehr davon?
Das mag mit ein Grund sein. Der Hauptgrund ist mMn jedoch dass wir sehen müssen dass es gleich von Anfang an Länder gab, die über ihren Verhältnissen gelebt haben. Das waren Länder in Südeuropa, Frankreich nicht, Italien aber schon, Griechenland auch, Spanien auch, und es ein großes Land unter seinen Verhältnissen gelebt, nämlich Deutschland.
Beides geht nicht in einer Währungsunion, sondern man muss sich in einer Währungsunion – die hat ja ein Inflationsziel gehabt von zwei Prozent –, muss sich jeder an seine eigenen Verhältnisse so anpassen, dass ungefähr zwei Prozent in jedem Land herauskommen. Und das ist schiefgelaufen. Und deswegen hat Deutschland einen ungeheuren Wettbewerbsvorteil sich erwirkt, durch seine Lohnzurückhaltung, nennen wir es vornehm, oder Lohndumping, und die anderen haben an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Diese Lücke muss geschlossen werden.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von harry52 »

Realist2014 hat geschrieben: außerdem gibt es in D kein "Lohndumping"

gerade in der Export-Industrie werden HOHE Löhne bezahlt

"Niedriglöhner" arbeiten primär in Dienstleistungsbereichen, die NICHTS mit dem Export zu tun haben, der Jammermichel sich aber über "Geiz ist geil" freut
So ist es.
Niedriglöhne gibt es bei Friseuren, Döner Buden etc. und es sind gerade auch die kleinen Leute froh, wenn Haare schneiden und einen leckeren Döner essen, preiswert und bezahlbar ist.
"Gut gemeint" ist nicht das Gleiche wie "gut gemacht".
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:21)

Ein Schuldenschnitt bringt in der Tat überhaupt nichts. Im Jahr 2012 brauchte Griechenland einen Schuldenschnitt. Und jetzt sind wir im Jahr 2016. Und was sagt der Internationale Währungsfonds? Griechenland braucht den nächsten Schuldenschnitt. Griechenland hat ein Wettbewerbs und Wachstumsproblem, und nicht nur Griechenland die ganze europäische Währungsunion ist quasi in einer Rezession seit vier Jahren, das ist eine Katastrophe schlechthin.

Die Sparverordnungen in den Defizitstaaten schönern zwar kurzfristig die Bilanzen, gleichzeitig bricht die Binnennachfrage ein. Eine Katastrophe für Staaten mit traditionell stärkerer Binnen- als Exportwirtschaft. Die Arbeitslosigkeit steigt, insgesamt sinkt der Wachstum.
Bestimmt ist etwas dran an diesen theoretischen Betrachtungen; leuchtet ja irgendwie auch ein. Allerdings erwarte ich, von unverschuldeten Notlagen abgesehen, daß Menschen nur das verbrauchen, was sie erwirtschaften konnten. Durch Mißwirtschaft haben aber die Griechen sich abgewöhnt, Waren für den eigenen Bedarf her zu stellen, die durch Qualität und Preis ihre Abnehmer finden. Im Export schon gar nicht. Da müßte die EU ansetzen. Und mir schwant, daß Italien in eine ähnliche Lage hinein rutscht. Verdammt noch einmal, das war einmal eine führende Industriemacht mit genialen Produkten, mit Mode von Weltruf, Schuhen, Haushaltsgeräten, Autos, Schiffen. Was ist da los?
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

harry52 hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:32)

So ist es.
Niedriglöhne gibt es bei Friseuren, Döner Buden etc. und es sind gerade auch die kleinen Leute froh, wenn Haare schneiden und einen leckeren Döner essen, preiswert und bezahlbar ist.
Sie wissen schon, dass die Preissteigerungen durch die Lohnerhöhungen ausgeglichen werden, und sich die Importe insgesamt verbilligen?
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:28)

Das mag mit ein Grund sein. Der Hauptgrund ist mMn jedoch dass wir sehen müssen dass es gleich von Anfang an Länder gab, die über ihren Verhältnissen gelebt haben. Das waren Länder in Südeuropa, Frankreich nicht, Italien aber schon, Griechenland auch, Spanien auch, und es ein großes Land unter seinen Verhältnissen gelebt, nämlich Deutschland.
Beides geht nicht in einer Währungsunion, sondern man muss sich in einer Währungsunion – die hat ja ein Inflationsziel gehabt von zwei Prozent –, muss sich jeder an seine eigenen Verhältnisse so anpassen, dass ungefähr zwei Prozent in jedem Land herauskommen. Und das ist schiefgelaufen. Und deswegen hat Deutschland einen ungeheuren Wettbewerbsvorteil sich erwirkt, durch seine Lohnzurückhaltung, nennen wir es vornehm, oder Lohndumping, und die anderen haben an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Diese Lücke muss geschlossen werden.
Einen Teil Ihrer Ausführungen kann ich so übernehmen. Mit "Inflationsziel" und dergleichen Modellannahmen kann ich leider nichts anfangen. Das ist etwas für Herrn Draghi & Co. Die werden damit vermutlich aber nicht die Welt retten. Die Welt will Leistung sehen.

Es gibt auch keine Lücken zu schließen, sondern die Defizitländer müssen sich ertüchtigen, damit Europa auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleibt. Das geht wohl nicht ohne Demut ab... ich blicke dann gern in Richtung Korea.

Vielleicht wäre eine europäische Strategie, Gewerke aus zu lagern und im Wettbewerb in der EU zu vergeben, um so schneller wieder an den Weltstandard Anschluß zu finden. Das kann aber nur eine gemeinsame und uns allen übergeordnete Wirtschafts- und Finanzpolitik leisten. National klappt das nie, wie sich nun zeigt. Gelingt dieser Zusammenschluß nicht, dann ist der Euro tot.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Wähler »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:34)
Bestimmt ist etwas dran an diesen theoretischen Betrachtungen; leuchtet ja irgendwie auch ein. Allerdings erwarte ich, von unverschuldeten Notlagen abgesehen, daß Menschen nur das verbrauchen, was sie erwirtschaften konnten. Durch Mißwirtschaft haben aber die Griechen sich abgewöhnt, Waren für den eigenen Bedarf her zu stellen, die durch Qualität und Preis ihre Abnehmer finden. Im Export schon gar nicht. Da müßte die EU ansetzen. Und mir schwant, daß Italien in eine ähnliche Lage hinein rutscht. Verdammt noch einmal, das war einmal eine führende Industriemacht mit genialen Produkten, mit Mode von Weltruf, Schuhen, Haushaltsgeräten, Autos, Schiffen. Was ist da los?
Eine Währungsunion, in der die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu groß sind, führt zu stärkeren sozialen Spannungen innerhalb des gemeinsamen Arbeitsmarktes und erhöhtem Migrationsdruck. Letzterer bleibt auch erhalten, wenn ein Land die Währungsunion verlässt. Ich glaube allerdings nicht, dass Deutschland allein mit seiner Handelspolitik die Währungsunion retten kann. Es braucht eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik. An letzterer fehlt es völlig. Deshalb wird sich auch nichts am derzeitigen Zustand verändern. Das liegt aber ebenso an der deutschen Regierung und vor allem an Herrn Schäuble, aber auch an Herrn Gabriel.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(10 Oct 2016, 08:15)

Eine Währungsunion, in der die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu groß sind, führt zu stärkeren sozialen Spannungen innerhalb des gemeinsamen Arbeitsmarktes und erhöhtem Migrationsdruck. Letzterer bleibt auch erhalten, wenn ein Land die Währungsunion verlässt. Ich glaube allerdings nicht, dass Deutschland allein mit seiner Handelspolitik die Währungsunion retten kann. Es braucht eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik. An letzterer fehlt es völlig. Deshalb wird sich auch nichts am derzeitigen Zustand verändern. Das liegt aber ebenso an der deutschen Regierung und vor allem an Herrn Schäuble, aber auch an Herrn Gabriel.
So ganz verstehe ich nicht dieses ständige Herumhacken auf unseren ganz erfolgreichen Ministern für Wirtschaft und Finanzen! Sicher ist es gut und richtig, bei Schieflagen erst einmal zu prüfen, welche Verantwortung man an der Schieflage trägt oder teilweise trägt. Eine solche Schuld sehe ich beim bösesten Willen nicht bei unseren "Helden".

Auch helfen Schuldfragen nicht bei der Lösung; denn völlig richtig weisen Sie auf einen Mangel an Gemeinsamkeit hin. Dieser Mangel kann nur durch eine ständige und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Regierungen für eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik erreicht werden: Im Idealfall durch eine gemeinsame Regierung mit Durchgriffsbefugnis in die Nationalstaaten. Und diese gemeinsame Politik kann nicht bedeuten, daß wir Deutschen schlechter werden, sondern daß unsere Partner für den Weltmarkt ertüchtigt werden. Genau deshalb weise ich in dieser Sache jede Schuldzuweisung gegen die Bundesregierung zurück. Die hat nicht alles, aber ganz sicher sehr vieles richtig gemacht.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:12)

2% sind nicht marginal, vor allem nicht in Anbetracht der Tatsache, dass sich eben die Defizitländer, sozial- und arbeitsmarkttechnisch auf destaströsem Niveau befinden. Und Deutschland betreibt Lohndumping: Die deutsche Arbeitsmarkt, und Tarifpolitk ist gerade darauf ausgelegt die Löhne künstlich niedrig zu halten. Angefangen bei der Agenda2010 bis hin zu Aufstockungszahlungen an Geringverdiener in Milliardenhöhe. Das sind quasi schon Lohndumping Subventionen.


Ach, das ist mir neu? Können Sie da was nettes liefern?

es gibt keine "Aufstockungszahlungen in Milliardenhöhe" an Vollzeit arbeitende Bürger...

das ist eine linke Mär. Das war schon schon vor dem Mindestlohnes ein linkes Märchen

einfach mal die Fakten anschauen.

Und die Agenda2010 war und ist eine voller Erfolg.
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:04)



Und überhaupt, was genau stört sie an der Forderung nach höheren Löhnen im Allgemeinen. Sind höhere Löhne nicht was schönes?

Zuerst kommt in der Marktwirtschaft eine angemessene Rendite...
Laut Aussage der linken Ideologen sind alle ökonomisch erfolgreichen dumm, und die wahre Intelligenz tritt sich in der untersten ökonomischen Etage auf die Füße.....daher muss diese Etage ausgebaut werden
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von Realist2014 »

InDubioProReo hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:12)


Ach, das ist mir neu? Können Sie da was nettes liefern?
aber sicher doch:

http://www.focus.de/finanzen/news/arbei ... 16531.html

Taxifahrer 87 %
Friseure und Kosmetiker 85,6 %
Straßen- und Gebäudereiniger 81,5 %
Kellner und Thekenpersonal 77,3 %
Wäscherei-Mitarbeiter 73,6 %
Kino-Mitarbeiter 73,5 %
Verkäufer im Einzelhandel (Nahrungsmittel) 68,9 %
Call-Center 68,1 %
Zeitarbeiter 67,7 %
Catering 64,5 %
Hotel- und Gaststättengewerbe 62,3 %
Wach- und Sicherheitsdienste 60,3 %
Bäcker 56,3 %
Hausmeister 54,9 %
Schlachter 50,5 %
Speditionen 47,8 %


nix mit "Exporterfolg wegen Dumpinglöhnen"...


die Exportunternehmen ( Industrie) zahlt HOHE Löhne...
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:34)

Bestimmt ist etwas dran an diesen theoretischen Betrachtungen; leuchtet ja irgendwie auch ein. Allerdings erwarte ich, von unverschuldeten Notlagen abgesehen, daß Menschen nur das verbrauchen, was sie erwirtschaften konnten.
Das steht auch außer Frage, aber wie bereits erläutert: Defizite und Überschüsse sind zwei Seiten der selben Medallie. Die massiven Überschüsse D, seit Beginn der Euroeinführung und heute weiter sind die Defizite der anderen.
Durch Mißwirtschaft haben aber die Griechen sich abgewöhnt, Waren für den eigenen Bedarf her zu stellen, die durch Qualität und Preis ihre Abnehmer finden.
Sicherlich auch deswegen. Aber auch weil sich D durch die Lohnzurückhaltung, entgegen des vereinbarten Inflationsziels, einen massiven Wettbewerbsvorteil erschlichen hat.
Und mir schwant, daß Italien in eine ähnliche Lage hinein rutscht. Verdammt noch einmal, das war einmal eine führende Industriemacht mit genialen Produkten, mit Mode von Weltruf, Schuhen, Haushaltsgeräten, Autos, Schiffen. Was ist da los?
Italien ist wirklich ein Trauerspiel. Die italienische Wirtschaftsleistung ist heute so hoch wie vor fünfzehn Jahren. Es geht hier nicht um vorübergehende Nachfrageschwäche, die man mit einem Konjunkturprogramm beheben kann. Es geht um tiefe strukturelle Probleme.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

H2O hat geschrieben:(09 Oct 2016, 22:47)

Es gibt auch keine Lücken zu schließen, sondern die Defizitländer müssen sich ertüchtigen, damit Europa auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleibt. Das geht wohl nicht ohne Demut ab... ich blicke dann gern in Richtung Korea.
Wir müssen die Lücken in den Bilanzen der Mitglieder des Währungsraums schließen. D exportiert innerhalb des Euroraums immer noch mehr als es einführt. Solange das nicht geändert wird, häufen die anderen immer weiter Defizite an. Und wenn die anderen Ländern innerhalb der Eurozone wettbewerbsfähiger werden, verliert D natürlich Anteile. Es ist unmöglich, dass alle in der Währungsunion wie Deutschland haushalten. D spart, investiert wenig und häuft Überschüsse an.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von InDubioProReo »

Wähler hat geschrieben:(10 Oct 2016, 08:15)

Eine Währungsunion, in der die wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu groß sind, führt zu stärkeren sozialen Spannungen innerhalb des gemeinsamen Arbeitsmarktes und erhöhtem Migrationsdruck.

Genau das ist der Punkt. Und eben die Ungleichgewichte werden außerhalb einer Währungsunion regelmäßig durch Auf- und Abewertung ausgeglichen. Das funktioniert aber im Euro eben nicht mehr. Daher müssen überschüssige Ländern, die Binnennachfrage ankurbeln.

Letzterer bleibt auch erhalten, wenn ein Land die Währungsunion verlässt. Ich glaube allerdings nicht, dass Deutschland allein mit seiner Handelspolitik die Währungsunion retten kann. Es braucht eine gemeinsame Finanz- und Wirtschaftspolitik. An letzterer fehlt es völlig. Deshalb wird sich auch nichts am derzeitigen Zustand verändern. Das liegt aber ebenso an der deutschen Regierung und vor allem an Herrn Schäuble, aber auch an Herrn Gabriel.
Aber diese gemeinsame Wirstchaftspolitik ist in weiter Ferne. Daher kann D momentan NUR über seine Lohnpolitik Ungleichgewichten entgegenwirken.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

@inDubioProReo:

In Ihren Denkabläufen hat sich der Satz "weil sich D durch die Lohnzurückhaltung, entgegen des vereinbarten Inflationsziels, einen massiven Wettbewerbsvorteil erschlichen hat" eingebrannt. Natürlich hat sich gar nichts erschleichen lassen, sondern unsere Wirtschaftspolitik hat das Ihrige getan, damit unsere Erzeugnisse... im übrigen eine aus vielen Ländern der EU mit Halbzeugen versorgte Fertigungskette... weltweit Abnehmer finden; selbstverständlich auch in der EU! Niemandem in der EU wäre damit gedient, wenn japanische, koreanische, amerikanische Erzeugnisse an die Stelle deutscher Erzeugnisse träten... die EU wäre dann eben schneller Pleite.

Nein, unsere Partner müssen besser werden, müssen uns vor sich her treiben, damit wir gut bleiben!

Man könnte dieses Ziel durch sehr enge Zusammenarbeit und ehrliche Solidarität erreichen. Aber nach den Erlebnissen mit der griechischen Schuldenkrise sehe ich in Sachen "ehrlicher Solidarität" sehr schwarz. Meine Vorstellung: Man suche Gleichgesinnte und bilde einen Verein der Willigen, die sich auf einander verlassen können. Heute kann man in wenigen Stunden jeden Ort der EU erreichen; da sollte es doch ein Witz sein, daß man sich bei Unstimmigkeiten nicht kurz zusammen finden kann, um den Kurs zu berichtigen! Oder man bildet eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzregierung auf demokratischer Grundlage. Ohne solche Abhilfen geht die EU mitsamt dem Euro ins Verderben.
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Re: Wie läßt sich die EU verbessern?

Beitrag von H2O »

InDubioProReo hat geschrieben:(10 Oct 2016, 16:38)

Aber diese gemeinsame Wirstchaftspolitik ist in weiter Ferne. Daher kann D momentan NUR über seine Lohnpolitik Ungleichgewichten entgegenwirken.
Das ist aber eine phantastische Möglichkeit: Wir erhöhen unsere Herstellungskosten und kaufen unsere Waren in Japan und Korea und China... oder wie? Und aus diesen Ersparnissen leisten wir Ausgleichszahlungen in der EU? Nein, nennen Sie mir die Erzeugnisse, die wir unseren Partnern abkaufen sollten, damit es denen wirtschaftlich besser geht. Natürlich müssen Qualität und Preis zusammen passen. Da liegt der Hund begraben!
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