EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Moderator: Moderatoren Forum 3

Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von zollagent »

Die bestehenden Regeln gelten eben für das komplette EU-Europa und nicht nur für ein "Kern-Europa". Es gibt da wenig Handhaben für die EU-Kommission, vertraglich zustehende finanzielle Leistungen einfach mal einzubehalten. Das könnte meines Wissens nach nur denkbar sein nach einem Urteil des EGH nach einer Klage der Kommission. Das mag nun langwierig sein, aber es ist der einzig Vertragskonforme. Damit mußt du leben.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(01 May 2016, 21:21)

Die bestehenden Regeln gelten eben für das komplette EU-Europa und nicht nur für ein "Kern-Europa". Es gibt da wenig Handhaben für die EU-Kommission, vertraglich zustehende finanzielle Leistungen einfach mal einzubehalten. Das könnte meines Wissens nach nur denkbar sein nach einem Urteil des EGH nach einer Klage der Kommission. Das mag nun langwierig sein, aber es ist der einzig Vertragskonforme. Damit mußt du leben.
Nein, der politische Weg ist der gebotene. Gleichgesinnte suchen und den Kern bilden. Danach Austritt aus einer Organisation, die offensichtlich nicht den Wünschen und Bestrebungen vieler Teilnehmer entspricht, die bestehende Verträge ganz einfach vereiteln.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

schokoschendrezki hat geschrieben: Unfug: Der momentan größte Netto-Zahler der EU, die Niederlande zahlt per Saldo 0,71 Prozent (!) seines eigenen BIP in die EU-Kassen.
Tom Bombadil hat geschrieben:(30 Apr 2016, 10:34)
Man sollte solche Zahlen imho an den Staatseinnahmen festmachen, denn daraus wird das Geld am Ende gezahlt. Das gilt im Grunde auch für die Verschuldung der Staaten, das BIP ist imho die falsche Vergleichsgröße.
Wenn man das tut, so fällt die Gesamtbilanz noch weit weniger "erschreckend" aus. Der relative Unterschied zwischen BIP und Staatseinnahmen bemisst sich logischerweise an der Steuerquote. Und die ist bei den BIP-bezogenen Nettoeinzahlern der EU nicht etwa besonders niedrig sondern besonders hoch: Skandinavien, Benelux etc. sind klassische Hochsteuerländer während etwa Baltikum oder Osteuropa absolute Niedrigsteuerländer sind. Die Steuereinnahmen pro Kopf in Europa sind bei den Spitzenreitern Luxemburg und Dänemark zirka 20 mal höher als bei den Schlusslichtern Rumänien und Bulgarien. (http://www.haushaltssteuerung.de/weblog ... leich.html)
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(29 Apr 2016, 19:48)

Ihnen ist aber bekannt, daß es in den Niederlanden eine
wachsende Lust gibt, einen NEXIT hin zu legen? Offenbar
haben viele Niederländer das unwürdige Gezerre in der
EU satt. Mir geht das oft genug genau so.
Ja. Ist mir bekannt. Und auch, dass gerade Benelux noch bis in die 90er zu den großen EU-Vorantreibern zählte. Es sind gewiss keine rationalen Argumente und schon gar keine, die sich auf konkrete Zahlen und Wirtschaftsdaten stützen, wenn dies dort heute einer verbreiteten EU-Skepsis gewichen ist. Der Politologe André Krouwel von der Uni Amsterdam erklärt es im Interview mit dem Deutschlandfunk treffend so:
Gut die Hälfte hat Nein gesagt, weil sie unzureichend informiert war. Denn was macht ein Mensch, wenn er durch einen dunklen Tunnel fährt und das Gefühl hat, dass das Tempo immer höher wird, obwohl auch am Ende des Tunnels kein Licht in Sicht ist? Richtig: Er tritt auf die Bremse! Völlig logisch. Jemand muss Licht machen in diesem dunklen Tunnel, der Europa heißt. Jemand muss uns sagen, was uns am Ende des Tunnels erwartet. Die Volksparteien wissen das sehr wohl, trauen sich aber nicht, es zu sagen, weil sie Angst haben, Wähler zu verlieren. Sie laufen den Umfragen hinterher anstatt Stellung zu beziehen und für Perspektiven zu sorgen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(02 May 2016, 09:03)

Ja. Ist mir bekannt. Und auch, dass gerade Benelux noch bis in die 90er zu den großen EU-Vorantreibern zählte. Es sind gewiss keine rationalen Argumente und schon gar keine, die sich auf konkrete Zahlen und Wirtschaftsdaten stützen, wenn dies dort heute einer verbreiteten EU-Skepsis gewichen ist. Der Politologe André Krouwel von der Uni Amsterdam erklärt es im Interview mit dem Deutschlandfunk treffend so:
Niederländer haben so ziemlich alle Möglichkeiten, sich über den Stand der EU zu unterrichten. Denen dürfte völlig bewußt sein, was sich in der EU abspielt, nicht anders als uns Deutschen. Die EU ist keine geheime Kommandosache. Wer will, kann jeden Tag lesen, wie sich einzelne EU-Partner gegen geltende Verträge und heilige Schwüre verhalten. Diese Selbstherrlichkeit sind die Niederländer gründlich leid... und nicht nur die. Dafür dann auch noch tüchtig zu bezahlen, da kommt die Galle hoch.

Normalerweise würde man in einer funktionierenden Gemeinschaft erwarten, daß sich Regierungen energisch für die Weiterentwicklung der EU einsetzen. Anstatt dessen herrscht Leisetreterei vor selbst dann, wenn neben der Vereitelung von Gemeinschaftsbeschlüssen auch noch bösartige Anwürfe gegen die EU und gegen die "Zahlmeister" zu verzeichnen sind. Dann treten nicht nur Niederländer voller Ärger auf die Bremse.
Benutzeravatar
zollagent
Beiträge: 59696
Registriert: Mo 8. Aug 2011, 12:21

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von zollagent »

H2O hat geschrieben:(02 May 2016, 08:41)

Nein, der politische Weg ist der gebotene. Gleichgesinnte suchen und den Kern bilden. Danach Austritt aus einer Organisation, die offensichtlich nicht den Wünschen und Bestrebungen vieler Teilnehmer entspricht, die bestehende Verträge ganz einfach vereiteln.
Geboten von wem? Ich denke nicht, daß dein erwünschter Austritt Wirklichkeit würde. Eher schon das Verlassen anderer Teilnehmer wie z.B. der Briten.
Wer an Absurditäten glaubt, wird Abscheulichkeiten begehen. (Voltaire)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

zollagent hat geschrieben:(02 May 2016, 09:43)

Geboten von wem? Ich denke nicht, daß dein erwünschter Austritt Wirklichkeit würde. Eher schon das Verlassen anderer Teilnehmer wie z.B. der Briten.
Das kann durchaus so kommen. Die Folge wird Unmut in Deutschland über die EU sein, und wachsende Zustimmung zur AfD, die das Ding grundsätzlich abblasen will. Deshalb ist anstelle von Leisetreterei politisches Handeln geboten, ob nun Brexit oder Bremain. Schade um die verlorene Zeit und das verlorene Geld obendrein.
HugoBettauer

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Euro

Beitrag von HugoBettauer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Dec 2015, 11:13)

Man sollte den Beitrittswillen Serbiens nutzen, um auch einige vielleicht unpopuläre Dinge "durchzudrücken". Allen voran natürlich die Nichtinfragestellung der jetzigen Grenzen. Nicht nur zum Kosovo sondern auch zur Republika Srpska. Dort gibts politische Kräfte, die einen Anschluss an Serbien wünschen.
Wenn sie das so wollen, wäre das doch angemessen. Immerhin würde es ihnen nicht schlechter gehen als in der bisherigen UN-Kolonie.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Euro

Beitrag von schokoschendrezki »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 10:58)

Wenn sie das so wollen, wäre das doch angemessen. Immerhin würde es ihnen nicht schlechter gehen als in der bisherigen UN-Kolonie.
Es wäre in jedem Fall ein weiterer Schritt in Richtung "Ethnisierung" bestehender Konflikte. Das nützt der Bevölkerung am Ende garnix oder führt sogar wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Bezeichnend ist, dass FPÖ-Strache zu den Anschluss-Befürwortern und Freunden des Srebrenica-Leugners Dodik gehört. In einem (seriösen) Kommentar dazu hieß es, quer durch Europa entstünde in den letzten Jahren ein rechtsnationales Netzwerk, das diese Ethnisierung aktiv betreibe.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
HugoBettauer

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Euro

Beitrag von HugoBettauer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Jul 2016, 11:30)

Es wäre in jedem Fall ein weiterer Schritt in Richtung "Ethnisierung" bestehender Konflikte.
Das ist doch spätestens seit Mitte der 90er eine gemähte Wiese. Mit Biegen und Brechen versucht man aus dem politisch entstandenen bunt zusammengewürfelten Gebiet, das faktisch zwei Rest-Länder ist, irgendwie eine Nation in Abgrenzung zu Serbien und anderen Staaten zu machen. Das ist sehr fragwürdig - besonders wenn man es ausgerechnet beim Kosovo gern anders herum hätte. Eine realistische Aussicht auf ein halbwegs geordnetes Staatsleben hat dieses Gebiet nur, wenn es diese Doppelköpfigkeit loswird und das gelingt nicht durch Zerschlagung von Selbstverwaltungsstrukturen. Auch dann muss der Reststaat immer noch ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Leidenschaft ertragen lernen. Das muss jeder moderne Staat sowieso. Aber weiterwursteln wie bisher ist Elendsverwaltung und das gegen den Willen mindestens eines großen Teils. Keine gute Idee.

Das nützt der Bevölkerung am Ende garnix oder führt sogar wieder in kriegerische Auseinandersetzungen. Bezeichnend ist, dass FPÖ-Strache zu den Anschluss-Befürwortern und Freunden des Srebrenica-Leugners Dodik gehört. In einem (seriösen) Kommentar dazu hieß es, quer durch Europa entstünde in den letzten Jahren ein rechtsnationales Netzwerk, das diese Ethnisierung aktiv betreibe.
Ich sehe diese Denkart auch mit Sorge, aber die Republik zu einem Gefängnis zu machen gegen den Willen der dortigen breiten Mehrheit, das ist dumm. Kosovo und Krim zeigen, dass es besser geht.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Euro

Beitrag von schokoschendrezki »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 11:42)
Das ist doch spätestens seit Mitte der 90er eine gemähte Wiese. Mit Biegen und Brechen versucht man aus dem politisch entstandenen bunt zusammengewürfelten Gebiet, das faktisch zwei Rest-Länder ist, irgendwie eine Nation in Abgrenzung zu Serbien und anderen Staaten zu machen. Das ist sehr fragwürdig - besonders wenn man es ausgerechnet beim Kosovo gern anders herum hätte. Eine realistische Aussicht auf ein halbwegs geordnetes Staatsleben hat dieses Gebiet nur, wenn es diese Doppelköpfigkeit loswird und das gelingt nicht durch Zerschlagung von Selbstverwaltungsstrukturen. Auch dann muss der Reststaat immer noch ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Leidenschaft ertragen lernen. Das muss jeder moderne Staat sowieso. Aber weiterwursteln wie bisher ist Elendsverwaltung und das gegen den Willen mindestens eines großen Teils. Keine gute Idee.
Es gab in Bosnien seit dem Dayton-Abkommen einmal ein Aufwachen aus der Lethargie und der gegenseiten Blockade der ethnischen Gruppen: Während des bosnischen Frühlings 2014. Und da war es bei den spontan gebildeten Bürgerforen (Plena) plötzlich weitgehend gleichgültig, welcher Religion oder Ethnie man angehört. Die Leute konnten sehen: Identitäts-Politik ist immer nur ein Instrument zum Machterhalt der Mächtigen, der Elite.

Das Frustrierende am Fall Bosnien ist auch, dass hier die sogenannte Internationale Gemeinschaft eigentlich Mittel hätte, um eine positive Wendung herbeizuführen. Einfach deshalb, weil es sich im ein verhältnismäßig kleines Gebilde (im Vergleich etwa zum Irak oder zur Ukraine) handelt. Ein jüngerer Kommentar dazu lautet denn auch: "Wenn wir es hier nicht schaffen, schaffen wirs nirgendwo"
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
HugoBettauer

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von HugoBettauer »

Es gibt kein akutes Interesse der Außenwelt. Die Sache ist halbwegs befriedet, Geschäft geht dort nur wenig zu machen und es gibt dringendere oder lohnendere Einsatzgebiete für die üblichen verdächtigen Organisationen. Ich sehe hier weder von innen noch von außen den dringenden Willen zur Staatlichkeit. Insofern wäre ein faires, demokratisches und überwachtes Anschlußverfahren der R.S. an Serbien auch keine Verschlechterung.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 12:59)

Es gibt kein akutes Interesse der Außenwelt. Die Sache ist halbwegs befriedet, Geschäft geht dort nur wenig zu machen und es gibt dringendere oder lohnendere Einsatzgebiete für die üblichen verdächtigen Organisationen. Ich sehe hier weder von innen noch von außen den dringenden Willen zur Staatlichkeit. Insofern wäre ein faires, demokratisches und überwachtes Anschlußverfahren der R.S. an Serbien auch keine Verschlechterung.
Ich bin der Ansicht: Dazu wird es ohnehin nie kommen. Der Anschlusswille der Politiker in Banja Luka ist möglicherweise eher Propaganda fürs Volk. Denn so lukrative und zahlreiche Posten auf so kleinem Gebiet wird es im viel größeren Serbien für sie nicht geben. Ich halte es für völlig ausgeschlossen, dass die sich mit einem Anschluss an den großen Nachbar quasi freiwillig in die eigene Bedeutungslosigkeit begeben. Sie werden solange jegliche Lösung blockieren solange sie ihre gut bezahlten Posten haben. Ganz einfach.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 12:59)

Es gibt kein akutes Interesse der Außenwelt. Die Sache ist halbwegs befriedet, Geschäft geht dort nur wenig zu machen und es gibt dringendere oder lohnendere Einsatzgebiete für die üblichen verdächtigen Organisationen. Ich sehe hier weder von innen noch von außen den dringenden Willen zur Staatlichkeit. Insofern wäre ein faires, demokratisches und überwachtes Anschlußverfahren der R.S. an Serbien auch keine Verschlechterung.
Man sollte nicht wieder damit anfangen, in Europa Landkarten zu verändern. Gerade in der Gegend hat es nun schon mehrfach fürchterliche Auseinandersetzungen gegeben. Im Kosovo immer noch ungelöst und jederzeit wieder zu entzünden. So käme das auch in BH erneut zur Oberfläche.

Da ist nirgendwo ein eindeutig serbisches oder eindeutig bosnisches oder eindeutig kroatisches Siedlungsgebiet. Nichts geht ohne neues Morden und Brennen ab. Jedenfalls ist das mein Eindruck von den Verhältnissen in BH.
HugoBettauer

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von HugoBettauer »

H2O hat geschrieben:(22 Jul 2016, 14:58)

Man sollte nicht wieder damit anfangen, in Europa Landkarten zu verändern. Gerade in der Gegend hat es nun schon mehrfach fürchterliche Auseinandersetzungen gegeben. Im Kosovo immer noch ungelöst und jederzeit wieder zu entzünden. So käme das auch in BH erneut zur Oberfläche.
Man kann einen friedlichen Übergang wie man ihn auf der Krim erlebt hat oder wie man ihn in Schottland vorhat nicht als Krieg ansehen. Landkarten und Grenzen haben sich den Menschen zu fügen, nicht anders herum.
Da ist nirgendwo ein eindeutig serbisches oder eindeutig bosnisches oder eindeutig kroatisches Siedlungsgebiet. Nichts geht ohne neues Morden und Brennen ab. Jedenfalls ist das mein Eindruck von den Verhältnissen in BH.
85% der Einwohner der Republika Srpska sind Serben.
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 15:04)

Man kann einen friedlichen Übergang wie man ihn auf der Krim erlebt hat oder wie man ihn in Schottland vorhat nicht als Krieg ansehen. Landkarten und Grenzen haben sich den Menschen zu fügen, nicht anders herum.
Das ist grundsätzlich richtig. Das Musterbeispiel für eine friedliche "Landkartenveränderung" in jüngerer Zeit ist natürlich die Trennung der Tschechoslowakei. Und Serben-Chef Dodik bezieht sich sogar explizit auf diesen Fall. Nur gab es dabei absolut keinen dritten Staat mit irgendwelchen territorialen oder sonstigen Ansprüchen. Die Trennung erfolgte weitgehend einvernehmlich. Wie auch auf Schottland sonst niemand Ansprüche erhebt. Das ist aber im Fall der Krim ganz anders. Und es wäre auch im Fall BuH anders. Das Land liegt nach wie vor in einer Krisenregion. Für mich ist dieser Anschlussplan so waghalsig und riskant als würde man versuchen, die katholischen Provinzen Nordirlands wieder an Irland anzuschließen und dafür die Gefahr einer Rückkehr des bewaffneten Nordirlandkonflikts in Kauf nehmen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
HugoBettauer

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von HugoBettauer »

schokoschendrezki hat geschrieben:(22 Jul 2016, 15:23)
Für mich ist dieser Anschlussplan so waghalsig und riskant als würde man versuchen, die katholischen Provinzen Nordirlands wieder an Irland anzuschließen und dafür die Gefahr einer Rückkehr des bewaffneten Nordirlandkonflikts in Kauf nehmen.
Das ist derzeit im Gespräch im Zuge des Seppuko der britischen Politik. Auch Gibraltar sucht einen Weg in die EU, wobei die Interessen Spaniens an einer Wiedervereinigung nicht so hoch im Kurs stehen. Ein erster Schritt könnte die Unabhängigkeit der SR sein, etwa mit Auflagen und einer Bestandsgarantie für 20 Jahre - das ist viel Zeit zum Lernen und Verändern, danach kann eine Fusion mit Serbien mit neuem Hintergrund diskutiert werden.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

HugoBettauer hat geschrieben:(22 Jul 2016, 15:27)

Das ist derzeit im Gespräch im Zuge des Seppuko der britischen Politik. Auch Gibraltar sucht einen Weg in die EU, wobei die Interessen Spaniens an einer Wiedervereinigung nicht so hoch im Kurs stehen. Ein erster Schritt könnte die Unabhängigkeit der SR sein, etwa mit Auflagen und einer Bestandsgarantie für 20 Jahre - das ist viel Zeit zum Lernen und Verändern, danach kann eine Fusion mit Serbien mit neuem Hintergrund diskutiert werden.
Denkbar ist ganz bestimmt sehr Vieles. Aber sinnvoll ist das alles nicht. Dazu sind die "Völkerschaften" dort viel zu bunt durcheinander gemischt. Die Gewalt käme sofort wieder zum Tragen, um umstrittene Landfetzen ein zu gliedern oder behalten zu wollen. Lieber nicht!
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(22 Jul 2016, 15:33)

Denkbar ist ganz bestimmt sehr Vieles. Aber sinnvoll ist das alles nicht. Dazu sind die "Völkerschaften" dort viel zu bunt durcheinander gemischt. Die Gewalt käme sofort wieder zum Tragen, um umstrittene Landfetzen ein zu gliedern oder behalten zu wollen. Lieber nicht!
Volle Zustimmung. Kaum eine Forderung nach Neugrenzziehung im Sinne ethnischer Vereinheitlichung enthält nach meiner Ansicht in Europa soviel Zündstoff und Konfliktpotenzial wie die Forderung einer Rücknahme der "Schande von Trianon" in Ungarn. Es geht darum, die von ethnischen Ungarn besiedelten Gebiete in Serbien, Slowakei, Ukraine und vor allem Rumänien, die nach dem 1.WK anderen Staaten zugesprochen wurden, wieder "der Heimat" anzugliedern. Ohne zu zögern würden tausende Ungarn heute zu den Waffen greifen und sich freiwillig in Marsch setzen, wenn man sie für dieses Ziel dazu aufriefe. Und eine Angliederung des serbischen Teils von BuS an Serbien geht genau in Richtung eines solchen Aufrufs.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(25 Jul 2016, 09:14)

Volle Zustimmung. Kaum eine Forderung nach Neugrenzziehung im Sinne ethnischer Vereinheitlichung enthält nach meiner Ansicht in Europa soviel Zündstoff und Konfliktpotenzial wie die Forderung einer Rücknahme der "Schande von Trianon" in Ungarn. Es geht darum, die von ethnischen Ungarn besiedelten Gebiete in Serbien, Slowakei, Ukraine und vor allem Rumänien, die nach dem 1.WK anderen Staaten zugesprochen wurden, wieder "der Heimat" anzugliedern. Ohne zu zögern würden tausende Ungarn heute zu den Waffen greifen und sich freiwillig in Marsch setzen, wenn man sie für dieses Ziel dazu aufriefe. Und eine Angliederung des serbischen Teils von BuS an Serbien geht genau in Richtung eines solchen Aufrufs.
Man sollte aus der verheerenden Sprengkraft des Bürgerkriegs im zerfallenden Jugoslawien diese Lehre ziehen. Inzwischen bin ich sogar der Meinung, daß man den Staat Kosovo niemals hätte zulassen dürfen: Daraus entsteht offenbar gar nichts Gutes, auch nicht für die dort lebenden Albanier/Kosovaren. Nahezu postwendend kommen dann Gedanken an ein albanisches Großreich in Umlauf. Dem steht ziemlich sicher das serbische Großreich im Wege, oder ein kroatisches käme einigen Leuten auch in den Sinn. Dazu gehört nicht viel Phantasie! Ach ja, zu aller Leute Glück fehlt noch ein germanisches Großreich in Europa. :rolleyes:
Benutzeravatar
schokoschendrezki
Beiträge: 19263
Registriert: Mi 15. Sep 2010, 16:17
user title: wurzelloser Kosmopolit
Wohnort: Berlin
Kontaktdaten:

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

Namentlich für die aufsteigende FPÖ ist eine ethnisch orientierte Balkanpolitik ebenso wie natürlich die "Herzensangelegenheit Südtirol" ein Bringer.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
bennyh

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von bennyh »

Fuerst_48 hat geschrieben:(26 Apr 2016, 17:31)

Nehmerländer werden mehr, die Zahler bleiben gleich.
Von wegen bleiben gleich. Sie nehmen ab, siehe Brexit.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Im Augenblick erleben wir in Europa und darum herum die Rückbesinnung auf den souveränen Nationalstaat. Also werden wir Staaten um uns herum haben, denen das eigene Wohl ganz entschieden wichtiger ist als das Wohl der Gemeinschaft. "EU" also nur dann, wenn sie unmittelbar nützt, und ansonsten Abwehr, wenn die EU im Sinne der Gemeinschaft etwas fordert.

Was soll eine EU nach dem Muster denn Gutes bewirken?
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Das ist nichts anderes als ein wieder erstarken der EWIG GESTRIGEN. Sie spielen auf dem Instrument des Nationalismus und nehmen dabei in Kauf das das ganze ORCHESTER(die EU) dabei flöten geht.
Was für ein krankes Spiel.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(29 Nov 2016, 13:53)

Das ist nichts anderes als ein wieder erstarken der EWIG GESTRIGEN. Sie spielen auf dem Instrument des Nationalismus und nehmen dabei in Kauf das das ganze ORCHESTER(die EU) dabei flöten geht.
Was für ein krankes Spiel.
Ja, das tut wirklich weh! Europa war bis 1998 auf einem so ermutigenden Wege, mit dem ersten Dämpfer, als die Verfassung der EU scheiterte und Kaczyński noch herum zickte . Der Grundvertrag von Lissabon hat den Geist dieser Verfassung nicht gerettet... und nun sind wir fast wieder auf Null, was diesen Geist betrifft. Die Institutionen der EU werden den Verlust des europäischen Gemeinschaftsgefühls nicht überleben.

Retten davon, was noch zu retten ist, und zwar schnell, bevor die baufällige Bude zusammenbricht!
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Vielleicht ist es besser die baufällige Bude abzureißen und mit besseren MATERIALIEN und intelligerenteren Mitbewohnern neu loszulegen.
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Vielleicht ist es besser die baufällige Bude abzureißen und mit besseren MATERIALIEN und intelligerenteren Mitbewohnern neu loszulegen.
Obwohl da müssen erstmal ein paar Mietnomaden raus geklagt werden.:-))))
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Serbien, gibt es mit den Jungs keine Differenzen mehr. Alles vom Tisch?
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(29 Nov 2016, 15:55)

Serbien, gibt es mit den Jungs keine Differenzen mehr. Alles vom Tisch?
Nein; die Serben mußten die Erfahrung machen, daß man nicht einfach nur böse auf die Deutschen sein kann, und schon hagelt es Freundschaft von allen Seiten. Seitdem sind die Politiker dort ganz normale Leute, mit denen man offenbar vernünftig zu Vereinbarungen kommen kann. Nur die unerfüllte Liebe zu Rußland läßt den einen oder anderen dort einmal unrund laufen. Wenn's weiter nix ist!
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Das ist normal, wer jetzt noch mit Russland kuscheln will muss sich hinten anstellen. Aber wehe die fangen an zu drängeln. Trump braucht ne menge Platz.:-)) Alles Arschkriecher und Heuchler. Na ja die Serben waren schon immer ,auch religiös kulturell mit Russland verbunden.
Das könnte auch in der E.U später Probleme geben.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(29 Nov 2016, 17:50)

Das ist normal, wer jetzt noch mit Russland kuscheln will muss sich hinten anstellen. Aber wehe die fangen an zu drängeln. Trump braucht ne menge Platz.:-)) Alles Arschkriecher und Heuchler. Na ja die Serben waren schon immer ,auch religiös kulturell mit Russland verbunden.
Das könnte auch in der E.U später Probleme geben.
Na ja, die EU-Mitglieder Serbien und Rußland könnten in der EU ja einen gemeinsamen Staat bilden.. ;)
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Na da bestehe ich noch auf Ungarn und Polen, das gibt richtig stimmung:-)
Sozialdemokrat

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Sozialdemokrat »

Serbien betreibt Vergangenheitsbewältigung und gedenkt der Vertreibung und Ermordung zigtausender Serben mit deutschen Wurzeln:
"Serbien bricht das Tabu um das Schicksal der Donauschwaben....Sie wurden misshandelt, vertrieben und ermordet: Von den ursprünglich 550.000 Donauschwaben gibt es heute nur noch rund 4000. Bisher ein Tabuthema. Jetzt erlaubt Serbien das Gedenken an die Opfer...Seit einigen Jahren können Nachfahren der Donauschwaben sogar Anträge auf die Rückerstattung des einstigen Land- und Hausbesitzes ihrer Vorfahren stellen.. " Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/art ... l#Comments

Serbien entwickelt sich immer mehr zu einem ernstzunehmenden Beitrittskandidaten.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(06 May 2017, 19:29)

Serbien betreibt Vergangenheitsbewältigung und gedenkt der Vertreibung und Ermordung zigtausender Serben mit deutschen Wurzeln:
"Serbien bricht das Tabu um das Schicksal der Donauschwaben....Sie wurden misshandelt, vertrieben und ermordet: Von den ursprünglich 550.000 Donauschwaben gibt es heute nur noch rund 4000. Bisher ein Tabuthema. Jetzt erlaubt Serbien das Gedenken an die Opfer...Seit einigen Jahren können Nachfahren der Donauschwaben sogar Anträge auf die Rückerstattung des einstigen Land- und Hausbesitzes ihrer Vorfahren stellen.. " Quelle: https://www.welt.de/politik/ausland/art ... l#Comments

Serbien entwickelt sich immer mehr zu einem ernstzunehmenden Beitrittskandidaten.
Vor 30 Jahren hatte ich Jugoslawien einigermaßen gründlich bereist; so auch Serbien. In der Wojwodina gab es die KuK-Festung Peterwardein und einige noch gut erhaltene Kirchen. Im Fensterglas Inschriften in Ungarisch, Serbisch?, Deutsch. Dort müssen also einmal Deutsche (oder richtiger: deutschsprachige Mitbürger) in nennenswerter Zahl gelebt haben.

Allerdings wird es heute kaum noch Sinn haben, diese Menschen und ihre Nachfahren nach Vertreibung und neuem Existenzaufbau zurück gewinnen zu wollen. Im Gegenteil sehen wir ja, daß Rumänen und Jugoslawen, sicher auch Serben, hinter den einst Vertriebenen her reisen, um eben auch in Deutschland bessere Lebensbedingungen zu finden.

Übrigens hat man auch in Polen entdeckt, daß die Westgebiete von Deutschen bewohnt waren, bevor sie dort "ausgesiedelt" wurden. Und man hat entdeckt, daß das in ihrer großen Zahl auch ganz brauchbare Leute gewesen sein müssen. Das macht Gespräche und das Leben vor Ort viel leichter!

Vermutlich muß man die Neubesinnung der Serben durch diese Brille sehen. Wie weit würde der serbische Nationalismus die EU in Verlegenheit setzen... vor dem Hintergrund der Verhaltensweise der sogenannten Visegradstaaten innerhalb der EU?
Sozialdemokrat

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Sozialdemokrat »

H2O hat geschrieben:(07 May 2017, 23:34)

Vor 30 Jahren hatte ich Jugoslawien einigermaßen gründlich bereist; so auch Serbien. In der Wojwodina gab es die KuK-Festung Peterwardein und einige noch gut erhaltene Kirchen. Im Fensterglas Inschriften in Ungarisch, Serbisch?, Deutsch. Dort müssen also einmal Deutsche (oder richtiger: deutschsprachige Mitbürger) in nennenswerter Zahl gelebt haben.

Allerdings wird es heute kaum noch Sinn haben, diese Menschen und ihre Nachfahren nach Vertreibung und neuem Existenzaufbau zurück gewinnen zu wollen. Im Gegenteil sehen wir ja, daß Rumänen und Jugoslawen, sicher auch Serben, hinter den einst Vertriebenen her reisen, um eben auch in Deutschland bessere Lebensbedingungen zu finden.

Übrigens hat man auch in Polen entdeckt, daß die Westgebiete von Deutschen bewohnt waren, bevor sie dort "ausgesiedelt" wurden. Und man hat entdeckt, daß das in ihrer großen Zahl auch ganz brauchbare Leute gewesen sein müssen. Das macht Gespräche und das Leben vor Ort viel leichter!

Vermutlich muß man die Neubesinnung der Serben durch diese Brille sehen. Wie weit würde der serbische Nationalismus die EU in Verlegenheit setzen... vor dem Hintergrund der Verhaltensweise der sogenannten Visegradstaaten innerhalb der EU?
Mit den Positionen der Visegrad-Staaten hat Serbien wenig gemein. Man sieht sich eher als treuer Verbündeter Russlands und strikter Nato-Gegner. Hierin sehe ich das Haupthindernis für eine EU-Mitgliedschaft Serbiens.
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(08 May 2017, 12:52)

Mit den Positionen der Visegrad-Staaten hat Serbien wenig gemein. Man sieht sich eher als treuer Verbündeter Russlands und strikter Nato-Gegner. Hierin sehe ich das Haupthindernis für eine EU-Mitgliedschaft Serbiens.
Klingt als wenn Serbien lieber dem Russischen
Wirtschaftsverbund beitreten sollte. Neutralität wäre ja kein Problem aber Natogegner?
Serbien hat die US. Bombenangriffe nicht vergessen. Oder waren das Natobomber?!
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

[quote="Ger9374"](08 May 2017, 13:03)

Klingt als wenn Serbien lieber dem Russischen
Wirtschaftsverbund beitreten sollte. Neutralität wäre ja kein Problem aber Natogegner?
Serbien hat die Bombenangriffe nicht vergessen.
Waren Natobomber, nachgelesen.Da ist Serbien
schlecht auf die Nato zu sprechen.Logisch!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Sozialdemokrat hat geschrieben:(08 May 2017, 12:52)

Mit den Positionen der Visegrad-Staaten hat Serbien wenig gemein. Man sieht sich eher als treuer Verbündeter Russlands und strikter Nato-Gegner. Hierin sehe ich das Haupthindernis für eine EU-Mitgliedschaft Serbiens.
Dann ist das serbische Werben um eine EU-Mitgliedschaft doch ein Rohrkrepierer. Die EU mißbilligt die russische Politik des "Einsammelns russischer Erde". An vergleichbaren Versuchen ist Serbien vor Jahren von der NATO mit Gewalt gehindert worden. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind aber EU-Mitglieder zugleich NATO-Mitglieder, und infolge der russischen Kraftmeierei nähern sich traditionell neutrale EU-Staaten der NATO an. Wenn also Serben weiterhin treue Gefolgsleute Rußlands sind, dann bietet sich doch eine engere Anbindung an die Eurasische Union an.
Ger9374

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von Ger9374 »

H2O hat geschrieben:(08 May 2017, 23:27)

Dann ist das serbische Werben um eine EU-Mitgliedschaft doch ein Rohrkrepierer. Die EU mißbilligt die russische Politik des "Einsammelns russischer Erde". An vergleichbaren Versuchen ist Serbien vor Jahren von der NATO mit Gewalt gehindert worden. Mit sehr wenigen Ausnahmen sind aber EU-Mitglieder zugleich NATO-Mitglieder, und infolge der russischen Kraftmeierei nähern sich traditionell neutrale EU-Staaten der NATO an. Wenn also Serben weiterhin treue Gefolgsleute Rußlands sind, dann bietet sich doch eine engere Anbindung an die Eurasische Union an.

Genau so sehe ich es auch. Keine neuen unnötigen Politischen Unwägbarkeiten wenn das gute für Serbien doch in der Eurasischen Union viel näher liegt.Das würde Russland gewiss unterstützen!
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47287
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Beitrittsverhandlungen: Serbien auf dem Weg nach Europa

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(10 May 2017, 14:35)

Genau so sehe ich es auch. Keine neuen unnötigen Politischen Unwägbarkeiten wenn das gute für Serbien doch in der Eurasischen Union viel näher liegt.Das würde Russland gewiss unterstützen!
Genau genommen sind solche Zielkonflikte ein Fall für Volksabstimmungen. Die klare Frage wäre dabei etwa so:
  • Die Zugehörigkeiten zur Europäischen Union und zur NATO sind in weiten Bereichen deckungsgleich, wobei die EU stärker europapolitische und wirtschaftliche Ziele verfolgt, die NATO eher die Sicherheitspolitik des gesamten Westens bündelt. In Europa gibt es einen schwelenden Konflikt der NATO und der EU mit Rußland in der Ukraine. Rußland hat eine eurasische Wirtschaftsgemeinschaft aufgebaut, die überwiegend russischen Interessen dient.

    Serbien versteht sich geschichtlich als Bundesgenosse Rußlands. Soll Serbien diese geschichtliche Rolle zugunsten der Zugehörigkeit zur europäischen Gemeinschaft (EU) aufgeben und einen Aufnahmeantrag auf Vollmitgliedschaft in der EU und in der NATO stellen?
Um eine Aufnahme in die EU nachhaltig zu zu lassen, müßte dieser Zielkonflikt EU-NATO-Eurasische Union-Rußland in einer Volksabstimmung mit mindestens 2/3-Mehrheit für Europa entschieden werden. Die EU muß sehr gezielt Konflikte des Balkans aus ihrer Mitverantwortung heraus halten.
Antworten