Eben. Und Österreich ist auch nur “ein anderer Staat”.
Und ich kann, ausser der Sprache, kaum signifikante Gemeinsamkeiten entdecken. Weder in der Geschichte noch im Selbstverständnis.
Ja, das verwundert mich nicht. Egal, von welcher Seite man es betrachtet: es ist mehr oder weniger reine Geschmackssache, wie man “deutsche Nation” definiert und auf welche historische Entwicklung man sich besonders bezieht.
Und warum hat sich besagtes Österreich nach 1945 wieder von Deutschland getrennt und bis heute keinerlei Anstalten gemacht, sich wieder mit Deutschland zu vereinigen ? Für die Leute in der DDR war das nach der Wende so ziemlich das erste, was sie machen wollten.
Österreich hat sich 1945 nicht aus eigener Entscheidung von Deutschland “getrennt”, sondern nach dem Willen der Alliierten. Das wurde auch im Staatsvertrag von 1955 festgeschrieben (Art.4). Seitdem lavierte Österreich im Kalten Krieg zwischen Ost und West und suchte sein Heil in der selbständigen Neutralität. Im Gegensatz zu den Bewohnern der DDR orientieren sich die Österreicher kaum noch an ihrer deutschen, durch die Nazizeit vergällten Vergangenheit, sondern an ihrer Unabhängigkeit während der k. u. k. Monarchie.
Ist das so? Warum hatte Preussen dann einen König, und Österreich sogar einen Kaiser? Und das über mehrere Jahrhunderte lang? Warum nehmen die Ösis für sich in Anspruch, die Osmanen aufgehalten zu haben, und nicht die Deutschen? Warum holte nach der Schlacht von Königgrätz Bismarck die Ösis nicht "heim ins Reich ?"
Während des Heiligen Römischen Reiches gab es keinen “Kaiser von Österreich“. Zu einem solchen haben sich die Habsburger erst 1804, kurz vor dem Ende des Reiches, selbst gemacht. Die Hohenzollern waren auch erst 1701 Könige, aber nur außerhalb des Reiches in Preußen.
Was die Osmanen angeht, so sollte man von den Österreichern nicht mehr Geschichtskenntnisse verlangen, als der Durchschnitt der Bevölkerung in allen Ländern besitzt. Die meisten Menschen pflegen liebgewonnene Mythen, die historischen Realitäten kümmern kaum.
Und was Bismarck angeht: er war vorallem Preuße – und kannte die Geschichte des Deutschen Bundes!
(…) Ein echtes deutsches Nationalbewusstsein konnte erst mit dem Deutschen Reich entstehen, mit dem Bewusstsein, eine echte, unabhängige Nation zu sein. Die Ösis hatten dieses Bewusstsein für sich selbst schon viel eher.
Deine Ausführungen entsprechen leider nicht der historischen Realität.
Die deutschsprechenden Schweizer mögen sich bis heute als Deutsche fühlen, aber halt nur wegen der Sprache. Autonomiebestrebungen, um sich mit Deutschland zu vereinigen, hat es da nie gegeben.
Und dass die Ösis keine Besatzungsmacht gewesen sein sollen in ihrem Vielvölkerstaat, halt ich für ein Gerücht, sonst würde es die "k.u.k."-Union in irgendeiner Form immer noch geben. Seit 1438 war das Staatsoberhaupt der habsburgischen Erblande immer ein Habsburger.
Wenn ich von “Autonomie- und Selbstverwaltungsrechten“ schrieb, dann meinte ich, dass die verschiedenen Völkerschaften diese Rechte innerhalb, im Rahmen und als Teil der k. u. k. Monarchie ausüben konnten.
Dass es die k. u. k. Monarchie nicht mehr gibt, sondern sie zerfallen ist, liegt an den Umständen im Zusammenhang mit dem verlorenen Ersten Weltkrieg.
Bevor wir hier weiter über die österreichische Geschichte schreiben – eher ein Thema für den Geschichtsstrang -, empfehle ich einfach mal zwei zuverlässige Geschichtswerke:
-
https://www.amazon.de/Geschichte-%C3%96 ... sterreichs
-
https://www.amazon.de/Habsburg-Geschich ... sterreichs