H2O hat geschrieben:(09 Dec 2018, 11:19)
@Maikel:
1.
Norwegen Plus ist ein Phantasiegebilde. Das Modell dürfte weitestgehend deckungsgleich mit dem Chequers-Plan sein. Norwegen hat die Grundfreiheiten der EU übernommen, zahlt seinen Kostenanteil an der Organisation des Binnenmarkts. Der mit der EU abgestimmte Chequers-Plan hat die Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit gestrichen. Ich kann in diesen Vorschlägen nur viele Worte finden, aber keinen Plan.
Das ist ein imaginärer Strohhalm, an den man sich klammert. Die EU wird sich da auf gar keinen Fall drauf einlassen: entweder gibt es ein Verhältnis, wie es zwischen der EU und Norwegen und der Schweiz besteht - oder eben nichts.
2.
Frankreich hat in Gestalt von Präsident Hollande ein Kerneuropa um die Eurogruppe vorgeschlagen, als GB mit der BREXIT-Drohung schwanger ging. Frau Merkel ließ damals Zustimmung durchblicken. Diesen Plan hat Präsident Macron aufgenommen. Nur hat sich inzwischen Frau Merkel mit Herrn Juncker auf die Beibehaltung der Gemeinschaft aller EU-Mitglieder verständigt... und sie hat Herrn Macron hinhaltend auflaufen lassen. Eine ziemlich blöde Nummer, vorn die deutsch-französische Gemeinsamkeit feiern und hinten einen gemeinsamen Plan verfaulen lassen. Wir können von Glück sagen, daß Präsident Macron diesen Verrat nicht politisch nutzt, um seine Leute hinter sich zu scharen.
Da wären nicht nur die Briten außen vor, sondern vermutlich auch die osteuropäischen Staaten und Österreich.
3.
Schadenfreude: Nein, danach ist mir wirklich nicht zumute. Wir erleben eine europäische Tragödie, die das europäische Projekt um eine Generation zurück wirft. Den Schaden haben sowohl die EU als auch GB. Sich darüber zu freuen... wäre sehr kurzsichtig!
Ich sehe die Briten vor allem auf eine humanitäre Katastrophe zusteuern. Stichwort: Medikamentenversorgung.
Kommt es zu einem von der britischen Regierung grob fahrlässig bis vorsätzlich hervorgerufenen chaotischen Brexit, sollte die EU bei der Bewältigung bzw. Abmilderung der Folgen hart bleiben: Hilfen kann es dann nur auf freiwilliger Basis der EU-Staaten im Rahmen von humanitärer Hilfe (sprich: Spenden) geben, nicht aber auf vertraglich zugesischerter Basis. Man sollte generös, großzügig und jovial auftreten, in Vertragssachen aber Härte zeigen - damit die Briten in unmissverständlicher Form klar gemacht wird, dass sie sich das ganze selber eingebrockt haben.
Bei einem mögliche Wiederbeitritt in 10, 20 oder 30 Jahren müssen klare Regeln gelten:
1. Euroeinführung
2. Abgabe von Souveränitätsrechten an die EU
3. Kein Britenrabatt
4. Beitritt des gesamten britischen Hoheitsgebiets - also auch der Überseegebiete und der Gebiete, die im Privatbesitz der britischen Krone sind.