EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Was mich, nicht nur bei Nachrichten aus der brit. Wirtschaft, wirklich irritiert ist, dass man in London anscheinend nichts tut. Oder starren die wie das Kaninchen auf die Schlange? Oder machen sie kollektiv Urlaub? Es sind nur noch 7 Monate und nichts ist wirklich geklärt.....
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 11:54)

Was mich, nicht nur bei Nachrichten aus der brit. Wirtschaft, wirklich irritiert ist, dass man in London anscheinend nichts tut. Oder starren die wie das Kaninchen auf die Schlange? Oder machen sie kollektiv Urlaub? Es sind nur noch 7 Monate und nichts ist wirklich geklärt.....
Es war Sommerpause auf beiden Seiten. Ab heute wird wieder weiterverhandelt. Die Briten stellen Barnier ihre Ideen zur Grenzproblematik Irland vor. Ich vermute die gehen in Richtung technisch unlösbare Science Fiction.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von awbglenn »

Misterfritz hat geschrieben:(14 Aug 2018, 20:27)

So ist es!
Die Briten hatten eine besondere Beziehung zur EU, als sie Mitglied waren. Das wollten sie nicht mehr.
Die EU wird - hoffentlich - an ihrer Linie festhalten. Dass ein Austritt der Briten aus der EU Folgen für den Rest der EU haben würde, wusste man von vornerherein. Den Briten aus diesen Gründen entgegenzukommen, wäre der grösste Fehler.
Stimmt. Sie haben den Britenrabatt. Sie wollten keinen Euro, und haben noch das Pfund. Sie wollten nicht an Schengen teilnehmen, und sind daraus. Sie hatten viele Sonderrechte und trotzdem haben sie gegen die Mitgliedsschaft gewählt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 11:54)

Was mich, nicht nur bei Nachrichten aus der brit. Wirtschaft, wirklich irritiert ist, dass man in London anscheinend nichts tut. Oder starren die wie das Kaninchen auf die Schlange? Oder machen sie kollektiv Urlaub? Es sind nur noch 7 Monate und nichts ist wirklich geklärt.....
Die Zeit spielt für sie.

Der Kuhhandel kommt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Senexx hat geschrieben:(16 Aug 2018, 15:33)

Die Zeit spielt für sie.
Falsch, die Zeit spielt nicht für sie.
Die EU kann z.B. mit geschlossenen Grenzen zwischen der Republik Irland und Nord-Irland leben, GB nicht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ebiker »

Während der Einzelhandel in D wächst und gedeiht :rolleyes: Nichts von dem was den Briten prophezeit wurde ist eingetreten. Arbeitslosigkeit sinkt, 4% z.Zt. D 5%. Einkommen steigen. Inflation ist nur geringfügig höher als in D. In London wird investiert, auch in Infrastruktur wie die U- Bahn, neue Linien werden gebaut.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Schnitter »

Ebiker hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:27)

Während der Einzelhandel in D wächst und gedeiht :rolleyes: Nichts von dem was den Briten prophezeit wurde ist eingetreten. Arbeitslosigkeit sinkt, 4% z.Zt. D 5%. Einkommen steigen. Inflation ist nur geringfügig höher als in D. In London wird investiert, auch in Infrastruktur wie die U- Bahn, neue Linien werden gebaut.
Ja genau:

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-07/ ... -iw-studie

http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 21501.html

https://www.handelsblatt.com/politik/ko ... E22oj5-ap2

:D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 17:29)

Falsch, die Zeit spielt nicht für sie.
Die EU kann z.B. mit geschlossenen Grenzen zwischen der Republik Irland und Nord-Irland leben, GB nicht.
Nein, die Republik Irland kann damit nicht leben, und sie ist Teil der EU.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

Ebiker hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:27)

Während der Einzelhandel in D wächst und gedeiht :rolleyes: Nichts von dem was den Briten prophezeit wurde ist eingetreten. Arbeitslosigkeit sinkt, 4% z.Zt. D 5%. Einkommen steigen. Inflation ist nur geringfügig höher als in D. In London wird investiert, auch in Infrastruktur wie die U- Bahn, neue Linien werden gebaut.
NOCH gibt es ja keine geschaffenen Fakten. Wenn der Brexit vollzogen ist, dann werden unweigerlich Folgen eintreten. Der große Binnenmarkt ist dann weggebrochen, das Finanzzentrum wird abwandern etc. etc. Da wird für unser EU-Hasser mal deutlich werden, was die EU bedeutet und welche Vorteile sie bietet.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

Julian hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:37)

Nein, die Republik Irland kann damit nicht leben, und sie ist Teil der EU.
Warum sollte sie es nicht können? Sie HAT ja dann Zugang zum Binnenmarkt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

zollagent hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:39)

Warum sollte sie es nicht können? Sie HAT ja dann Zugang zum Binnenmarkt.
Für die Iren der Republik Irland ist es fundamental wichtig, eine offene Grenze zu ihren Brüdern in Nordirland zu haben. Diese Leute haben eine Identität, die ihnen wichtig ist! Eine geschlossene Grenze mit Kontrollen wäre ein Rückschritt hinter das Karfreitagsabkommen und würde nicht akzeptiert werden, weder von den nordirischen Katholiken noch den Iren in der Republik Irland.

Im übrigen ist die Republik Irland wirtschaftlich aufs Engste nicht nur mit Nordirland, sondern auch mit dem Rest Großbritanniens verbunden.

Eigentlich gibt es in dieser Hinsicht keine gute Lösung. Zu allem Unglück muss sich Premierministerin May im House of Commons auch noch auf die nordirischen Unionisten stützen, die beispielsweise die einheitliche Behandlung ganz Irlands in Fragen des Marktes und eine Zollgrenze in der Irischen See brüsk ablehnen.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass bei den Verhandlungen zunächst etwas anderes herauskommen soll als: Verlängern wir ab März 2019 die Übergangsperiode und tun so, als sei das Vereinigte Königreich weiter Mitglied in der Europäischen Union.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

zollagent hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:38)

NOCH gibt es ja keine geschaffenen Fakten. Wenn der Brexit vollzogen ist, dann werden unweigerlich Folgen eintreten. Der große Binnenmarkt ist dann weggebrochen, das Finanzzentrum wird abwandern etc. etc. Da wird für unser EU-Hasser mal deutlich werden, was die EU bedeutet und welche Vorteile sie bietet.
Bisher ist eben wenig passiert.

Die meisten Banker können es sich nicht vorstellen, von einer globalen Weltstadt wie London in ein hässliches, langweiliges Provinznest wie Frankfurt zu ziehen. Wenn, wird eher eine Verlagerung nach Dublin, Amsterdam oder Paris stattfinden.

Bisher sieht man aber auch davon wenig, stattdessen wird weiter kräftig in London investiert. Vielleicht reicht der EU ja auch eine kleine Niederlassung von Bürokraten innerhalb der EU, die formal den Hauptsitz darstellt, während die Entscheidungen weiterhin in London mit seiner hervorragenden Infrastruktur, seiner steuerlichen und regulatorischen Vorteile, und seinen weltweiten Verbindungen getroffen werden?

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sich die EU über den Tisch ziehen lässt. Wer soll auch sonst der Bankier für die Belange der EU und ihrer Wirtschaft sein? In Paris oder Frankfurt fehlt dazu das Fachwissen, fehlen die weltweiten Verbindungen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Julian hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:37)

Nein, die Republik Irland kann damit nicht leben, und sie ist Teil der EU.
Es ist doch eher so, dass die Probleme in Nordirland liegen. Und das wird nach dem Brexit eben nicht in der EU liegen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Ebiker hat geschrieben:(16 Aug 2018, 19:27)

Während der Einzelhandel in D wächst und gedeiht :rolleyes: Nichts von dem was den Briten prophezeit wurde ist eingetreten. Arbeitslosigkeit sinkt, 4% z.Zt. D 5%. Einkommen steigen. Inflation ist nur geringfügig höher als in D. In London wird investiert, auch in Infrastruktur wie die U- Bahn, neue Linien werden gebaut.
Die Einkommen steigen langsam, viel langsamer als die Inflation.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Julian hat geschrieben:(16 Aug 2018, 20:24)

Bisher ist eben wenig passiert.

Die meisten Banker können es sich nicht vorstellen, von einer globalen Weltstadt wie London in ein hässliches, langweiliges Provinznest wie Frankfurt zu ziehen. Wenn, wird eher eine Verlagerung nach Dublin, Amsterdam oder Paris stattfinden.
Egal, wo sie hinziehen, sie sind dann aus London weg.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 20:45)

Es ist doch eher so, dass die Probleme in Nordirland liegen. Und das wird nach dem Brexit eben nicht in der EU liegen.
Nein, die Probleme liegen zwischen Irland und Nordirland, und zwischen Irland und Großbritannien.
Irish PM Leo Varadkar said he could block Brexit talks unless the UK signed a formal agreement not to have a hard border.
https://www.thesun.co.uk/news/5012012/b ... ne-latest/

Der Konflikt in Nordirland und die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland wird auch in Dublin als fundamentale nationale Herausforderung, und nicht nur als ein fernes Problem gesehen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Julian hat geschrieben:(16 Aug 2018, 21:02)
Der Konflikt in Nordirland und die Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland wird auch in Dublin als fundamentale nationale Herausforderung, und nicht nur als ein fernes Problem gesehen.
Sicherlich wird es auch Probleme für die Republik Irland geben. Trotzdem dürften die Probleme in Nordirland grösser sein, weil bei denen zusätzlich auch noch der alte Konflikt hochkochen kann.

Und sollten Unternehmen aus England gen Dublin abwandern, könnte es sein, dass die Republik der Gewinner ist.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 21:10)

Sicherlich wird es auch Probleme für die Republik Irland geben. Trotzdem dürften die Probleme in Nordirland grösser sein, weil bei denen zusätzlich auch noch der alte Konflikt hochkochen kann.

Und sollten Unternehmen aus England gen Dublin abwandern, könnte es sein, dass die Republik der Gewinner ist.
Diese Wahrscheinlichkeit halte ich für vergleichsweise hoch: Immerhin eine gemeinsame Muttersprache Englisch im Unternehmen und mit den Mitarbeitern auf dem Boden der EU. Daß die Iren seinerzeit Gälisch als Muttersprache anstatt Englisch angegeben hatten, war wohl eher eine kleine Spitzfindigkeit gegenüber der EU...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

H2O hat geschrieben:(16 Aug 2018, 21:25)

Diese Wahrscheinlichkeit halte ich für vergleichsweise hoch: Immerhin eine gemeinsame Muttersprache Englisch im Unternehmen und mit den Mitarbeitern auf dem Boden der EU. Daß die Iren seinerzeit Gälisch als Muttersprache anstatt Englisch angegeben hatten, war wohl eher eine kleine Spitzfindigkeit gegenüber der EU...
Wenn der Preis für den wirtschaftlichen Erfolg die Abkoppelung von der alten Provinz im Norden ist, werden die Iren das nicht goutieren. Nicht überall in der EU denkt man rein wirtschaftlich; die eigene Identität wird vielerorts wieder wichtiger. Zumal Irland so heftig mit Nordirland und Großbritannien verbandelt ist, dass auch hier zunächst ein immenser wirtschaftlicher Schaden zu befürchten ist.

Die offene Grenze zu Nordirland erlaubte die Illusion, sich als ein Land zu fühlen. Eine harte Grenze tut dies nicht, und wird alte Konflikte wieder aufleben lassen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Misterfritz hat geschrieben:(16 Aug 2018, 20:45)

Es ist doch eher so, dass die Probleme in Nordirland liegen. Und das wird nach dem Brexit eben nicht in der EU liegen.
Sie haben das Nordirlandproblem nicht verstanden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Senexx hat geschrieben:(16 Aug 2018, 21:43)

Sie haben das Nordirlandproblem nicht verstanden.
Vielen Dank für das Gespräch ....
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Julian hat geschrieben:(16 Aug 2018, 21:41)

Wenn der Preis für den wirtschaftlichen Erfolg die Abkoppelung von der alten Provinz im Norden ist, werden die Iren das nicht goutieren. Nicht überall in der EU denkt man rein wirtschaftlich; die eigene Identität wird vielerorts wieder wichtiger. Zumal Irland so heftig mit Nordirland und Großbritannien verbandelt ist, dass auch hier zunächst ein immenser wirtschaftlicher Schaden zu befürchten ist.

Die offene Grenze zu Nordirland erlaubte die Illusion, sich als ein Land zu fühlen. Eine harte Grenze tut dies nicht, und wird alte Konflikte wieder aufleben lassen.
Tja, wenn's um die blanken Talerchen geht, dann kennen weder Briten noch Iren Verwandte. :) Klar wird der BREXIT Schaden anrichten, nicht nur rein wirtschaftlich. Aber hilft nix; man muß das Beste daraus machen. Eine gute Möglichkeit ist dabei die Aufnahme von Flüchtlingen aus GB mit Geld und Ideen, die in der EU ihre wirtschaftliche Zukunft sehen.

Die Zoll- und Landesgrenze in Irland wird nationalistische Gemüter sehr beschäftigen. Aber die ganz große Mehrheit wird an der Mehrung ihres Wohlstands arbeiten. Auch dadurch können Landesgrenzen zum Witz werden, siehe EU... und Landeskinder die Seiten wechseln, wenn's denn gut läuft!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 06:33)

Tja, wenn's um die blanken Talerchen geht, dann kennen weder Briten noch Iren Verwandte. :) Klar wird der BREXIT Schaden anrichten, nicht nur rein wirtschaftlich. Aber hilft nix; man muß das Beste daraus machen. Eine gute Möglichkeit ist dabei die Aufnahme von Flüchtlingen aus GB mit Geld und Ideen, die in der EU ihre wirtschaftliche Zukunft sehen.

Die Zoll- und Landesgrenze in Irland wird nationalistische Gemüter sehr beschäftigen. Aber die ganz große Mehrheit wird an der Mehrung ihres Wohlstands arbeiten. Auch dadurch können Landesgrenzen zum Witz werden, siehe EU... und Landeskinder die Seiten wechseln, wenn's denn gut läuft!
So gut kenne ich die Situation in Irland nicht. Es gibt aber durchaus Stimmen, die erwarten, dass es wieder zu Gewalt kommen könnte, wenn es eine harte Grenze gibt und somit das Karfreitagsabkommen in Frage gestellt würde. Die Stimmung soll schon jetzt auf dem Tiefpunkt sein, nicht zuletzt, weil Nordirland überhaupt kein Thema bei den Brexit-Befürwortern war und weil manche Leute Illusionen anhingen und es teilweise immer noch tun.

Das Karfreitagsabkommen war eine große Leistung, in dem Sinne, dass das Abkommen von den Kontrahenten ganz unterschiedlich interpretiert werden konnte. Insbesondere die Abwesenheit einer Grenze hatte den Katholiken das Gefühl gegeben, Irland sei auf irgendeine Weise vereint.

Das ist natürlich nur ein Aspekt unter sehr vielen, die der Brexit mit sich bringt. Ja, man wird schauen müssen, dass man das beste aus einer schwierigen Situation macht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Julian hat geschrieben:(17 Aug 2018, 09:22)

So gut kenne ich die Situation in Irland nicht. Es gibt aber durchaus Stimmen, die erwarten, dass es wieder zu Gewalt kommen könnte, wenn es eine harte Grenze gibt und somit das Karfreitagsabkommen in Frage gestellt würde. Die Stimmung soll schon jetzt auf dem Tiefpunkt sein, nicht zuletzt, weil Nordirland überhaupt kein Thema bei den Brexit-Befürwortern war und weil manche Leute Illusionen anhingen und es teilweise immer noch tun.

Das Karfreitagsabkommen war eine große Leistung, in dem Sinne, dass das Abkommen von den Kontrahenten ganz unterschiedlich interpretiert werden konnte. Insbesondere die Abwesenheit einer Grenze hatte den Katholiken das Gefühl gegeben, Irland sei auf irgendeine Weise vereint.

Das ist natürlich nur ein Aspekt unter sehr vielen, die der Brexit mit sich bringt. Ja, man wird schauen müssen, dass man das beste aus einer schwierigen Situation macht.
Geht es uns denn nicht genau so mit unseren offenen Grenzen? Ich erreiche meinen polnischen Sommersitz auf einem Nebenweg, der früher gesperrt war. Dadurch spare ich über 100 km Reisestrecke. Ich fühle mich so, als ob es Europa schon gäbe. Nur sollten diese Holzköpfe in Warschau endlich die Gemeinschaftswährung einführen. Das gäbe noch einmal einen tüchtigen wirtschaftlichen Anschub in Polen. Gar nicht auszudenken, welche Unsummen durch die Berücksichtigung der Wechselkurse ganz und gar sinnlos verpulvert werden!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Julian hat geschrieben:(17 Aug 2018, 09:22)

So gut kenne ich die Situation in Irland nicht. Es gibt aber durchaus Stimmen, die erwarten, dass es wieder zu Gewalt kommen könnte, wenn es eine harte Grenze gibt und somit das Karfreitagsabkommen in Frage gestellt würde. Die Stimmung soll schon jetzt auf dem Tiefpunkt sein, nicht zuletzt, weil Nordirland überhaupt kein Thema bei den Brexit-Befürwortern war und weil manche Leute Illusionen anhingen und es teilweise immer noch tun.

Das Karfreitagsabkommen war eine große Leistung, in dem Sinne, dass das Abkommen von den Kontrahenten ganz unterschiedlich interpretiert werden konnte. Insbesondere die Abwesenheit einer Grenze hatte den Katholiken das Gefühl gegeben, Irland sei auf irgendeine Weise vereint.

Das ist natürlich nur ein Aspekt unter sehr vielen, die der Brexit mit sich bringt. Ja, man wird schauen müssen, dass man das beste aus einer schwierigen Situation macht.
Ja, die Gefahr, dass dieser Konflikt wieder aufbricht, besteht. Hat man aber schon vor dem Referendum gewusst.
Wurde aber den Wählern nicht deutlich gesagt, weil das ja kontraproduktiv gewesen wäre.
Diese Suppe haben sich die Briten ganz alleine eingebrockt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

die lage in GB ähnelt eine lotterie: was wäre wenn...

die briten, i.c. may, haben selbst noch keine idee. was die zukunft der brexit wird. may hat zwar möglichkeiten hervor gebracht. die frage ist aber ob die 1. realisierbar sind und 2. wieviel davon konkret ausgeführt wird. ergo: die briten und wir bleiben spekulieren.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

H2O hat geschrieben:(17 Aug 2018, 09:56)

Geht es uns denn nicht genau so mit unseren offenen Grenzen? Ich erreiche meinen polnischen Sommersitz auf einem Nebenweg, der früher gesperrt war. Dadurch spare ich über 100 km Reisestrecke. Ich fühle mich so, als ob es Europa schon gäbe. Nur sollten diese Holzköpfe in Warschau endlich die Gemeinschaftswährung einführen. Das gäbe noch einmal einen tüchtigen wirtschaftlichen Anschub in Polen. Gar nicht auszudenken, welche Unsummen durch die Berücksichtigung der Wechselkurse ganz und gar sinnlos verpulvert werden!
Schon richtig, aber man sollte nicht vergessen, dass nur sichere Außengrenzen die Offenheit der Binnengrenzen sichern. Ich überquere öfters die deutsch-österreichische Grenze, und da ist das Gefühl nicht mehr so frei, wie es einmal war, weil man diese Erkenntnis nicht berücksichtigt hat.

Mit dem Euro wird man noch zuwarten müssen, bis die Krise überwunden wird, wozu gegenwärtig vor allem eine Stabilisierung Italiens und eine Reduktion der TARGET2-Salden gehören würde. Dann werden weitere EU-Länder beitreten, wohl zunächst Rumänien, Bulgarien und Kroatien. Dann wird - auch nach dem Austritt Großbritanniens - der Anteil der Euroländer an der EU so stark sein, dass der Druck auf die Widerwilligen wachsen wird, also etwa Polen und Tschechien.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Tatsächlich brechen diese Widerwilligen damit Verträge, die sie vor fast 15 Jahren geschlossen haben. Die Gemeinschaftswährung sollte eingeführt werden, wenn die Voraussetzungen dazu erfüllt sind.

Aber diese gute Sache wäre unseren Irischen Partnern "auf ewig" verwehrt geblieben. Irland ist Euro-Partner, GB bleibt hartnäckig beim Britischen Pfund. Das muß doch ein ganz interessantes Nebeneinander in Nord-Irland gegeben haben... und das wird es auch hoffentlich weiterhin geben.

Was im Zusammenhang mit dem BREXIT spannend werden könnte... daß Geldmarktspekulanten versuchen, das Britische Pfund zu schwächen. Nach einem harten BREXIT dürfte EU-Unterstützung dagegen schwer zu mobilisieren sein. Dann könnte der Euro in Nord-Irland das bevorzugte inoffizielle Zahlungsmittel werden... so wie im ehemaligen Jugoslawien die DM dem Dinar den Rang abgelaufen hatte. Da ist es mir passiert, daß Eintrittspreise in DM angegeben waren. Ich hatte aber mit Postsparbuch nur Zugang zu Dinar. Also rechnete der Kassierer kreuzbrav den Tageskurs des Dinars aus und nahm "ausnahmsweise" Dinar an. So etwas muß man selbst erlebt haben... sonst glaubt man das nicht!

In der guten alten Zeit ist das auch französischen Hotelgästen in Athen so ergangen, daß das Hotel keine französischen Franken annehmen wollte, weil der Kurs des Franken unkontrolliert schwankte / fiel. Am Wochenende waren aber die Banken geschlossen... da sah es für unsere französische Reisegesellschaft finster aus... mitten in Athen. Ich glaube deshalb, daß diese Franzosen heute zu den härtesten Verfechtern des Euros gehören dürften!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(17 Aug 2018, 10:04)

Ja, die Gefahr, dass dieser Konflikt wieder aufbricht, besteht. Hat man aber schon vor dem Referendum gewusst.
Wurde aber den Wählern nicht deutlich gesagt, weil das ja kontraproduktiv gewesen wäre.
Diese Suppe haben sich die Briten ganz alleine eingebrockt.
Das sehe ich nicht ganz so negativ, in Nordirland haben ca. 60% gegen den Brexit gestimmt, gerade, weil sie den Konflikt satt haben, und die wirtschaftlichen Beziehungen schätzen.
Sollte die Regierung keinen Weg finden, dieses Problem mit der EU zu lösen, könnte die Bereitschaft steigen, sich der Republik Irland anzuschließen, eine Lösung,
die GB fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn überhaupt, dann könnte es genau diese Grenze sein, die May und die Tories dazu bringt, sich zu bewegen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:34)

Das sehe ich nicht ganz so negativ, in Nordirland haben ca. 60% gegen den Brexit gestimmt, gerade, weil sie den Konflikt satt haben, und die wirtschaftlichen Beziehungen schätzen.
Sollte die Regierung keinen Weg finden, dieses Problem mit der EU zu lösen, könnte die Bereitschaft steigen, sich der Republik Irland anzuschließen, eine Lösung,
die GB fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn überhaupt, dann könnte es genau diese Grenze sein, die May und die Tories dazu bringt, sich zu bewegen.
Die Bereitschaft dürfte sicherlich steigen, aber würde London sie wirklich ziehen lassen?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Bleibtreu »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:34)

Das sehe ich nicht ganz so negativ, in Nordirland haben ca. 60% gegen den Brexit gestimmt, gerade, weil sie den Konflikt satt haben, und die wirtschaftlichen Beziehungen schätzen.
Sollte die Regierung keinen Weg finden, dieses Problem mit der EU zu lösen, könnte die Bereitschaft steigen, sich der Republik Irland anzuschließen, eine Lösung,
die GB fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn überhaupt, dann könnte es genau diese Grenze sein, die May und die Tories dazu bringt, sich zu bewegen.
So schaetze ich die Lage auch ein, trotz einiger nordirischer Hardliner + vergessen wir nicht die Schotten ;)

EDIT
Misterfritz hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:37)

Die Bereitschaft dürfte sicherlich steigen, aber würde London sie wirklich ziehen lassen?
Wie will die brit. Regierung sie zum Bleiben zwingen, mit WaffenGewalt? ;)
Zuletzt geändert von Bleibtreu am Fr 17. Aug 2018, 15:00, insgesamt 1-mal geändert.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:34)

Das sehe ich nicht ganz so negativ, in Nordirland haben ca. 60% gegen den Brexit gestimmt, gerade, weil sie den Konflikt satt haben, und die wirtschaftlichen Beziehungen schätzen.
Sollte die Regierung keinen Weg finden, dieses Problem mit der EU zu lösen, könnte die Bereitschaft steigen, sich der Republik Irland anzuschließen, eine Lösung,
die GB fürchtet wie der Teufel das Weihwasser.
Wenn überhaupt, dann könnte es genau diese Grenze sein, die May und die Tories dazu bringt, sich zu bewegen.
55,8% haben in Nordirland gegen den Brexit gestimmt, was bedeutet, dass 44,2% dafür gestimmt haben. Dies zeigt, dass auch Nordirland zutiefst gespalten ist in dieser Frage.

Wenn eine Vereinigung mit der Republik Irland die Lösung wäre, warum ist man darauf nicht schon früher gekommen?

Nun, einfach deswegen, weil in Nordirland aufgrund der Kolonisation von Großbritannien aus Protestanten leben, die loyal gegenüber Großbritannien sind und jegliche Vereinigung mit Irland vehement, notfalls mit Gewalt, ablehnen. Auch der Vorschlag, die Republik Irland und Nordirland in Sachen Zoll und Personenfreiheit zu vereinen, die Provinz aber in allen anderen Belangen bei Großbritannien zu belassen, wurde brüsk abgelehnt. Die Iren sind in Nordirland eben nicht mehr Herren im eigene Haus.

Theresa May stützt sich in ihrer Koalition in Westminster im übrigen auf die Democratic Unionist Party. Das ist die Partei, die von Ian Paisley gegründet wurde, und die vor einer Generation einen paramilitärischen Arm hatte.

Die Wunden in Nordirland sind keineswegs vergessen; dafür haben 20 Jahre nicht gereicht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:37)

Die Bereitschaft dürfte sicherlich steigen, aber würde London sie wirklich ziehen lassen?
Das ist die große Frage.
Sollte es ein Referendum geben, das die pro-irische Bevölkerung gewinnt, müsste die Regierung dem Rechnung tragen.
Allerdings ist die DUP (pro-britisch) sehr stark vertreten und in London gut vernetzt.
Letztendlich liefe es darauf hinaus, ob es London riskiert, den inneren Konflikt in Nordirland wieder anzuheizen, was ganz sicher nicht in ihrem Interesse liegt,
und auch nicht in dem der gemäßigten Pro-Briten in Nordirland.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Bleibtreu hat geschrieben:(17 Aug 2018, 14:55)

So schaetze ich die Lage auch ein, trotz einiger nordirischer Hardliner + vergessen wir nicht die Schotten ;)

EDIT


Wie will die brit. Regierung sie zum Bleiben zwingen, mit WaffenGewalt? ;)
Ja, die Schotten, die nächste Unwägbarkeit in Mays Rechnung. ;)

Mit Waffengewalt sicher nicht, aber die Regierung könnte versuchen, ein Referendum mit Hilfe der DUP zu verhindern.
Inwieweit da allerdings die UUP mitmachen würde, bin ich mir nicht sicher.

Edit: @Julian
Gegen den Brexit stimmten in Nordirland fast 63%.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von imp »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 15:06)

Das ist die große Frage.
Sollte es ein Referendum geben, das die pro-irische Bevölkerung gewinnt, müsste die Regierung dem Rechnung tragen.
Allerdings ist die DUP (pro-britisch) sehr stark vertreten und in London gut vernetzt.
Letztendlich liefe es darauf hinaus, ob es London riskiert, den inneren Konflikt in Nordirland wieder anzuheizen, was ganz sicher nicht in ihrem Interesse liegt,
und auch nicht in dem der gemäßigten Pro-Briten in Nordirland.
Der Konflikt ist u.a. deshalb zuletzt entschärft gewesen, weil die Staatszugehörigkeit ein nachrangiges Problem wurde. Reisen nach Irland waren problemlos, Arbeitspendelei praktikabel, Waren und Dienstleistungen von beiden Seiten der Grenze unkompliziert zu bestellen, die Grenze in vielen Fragen kaum wahrnehmbar. Allenfalls die Währung und Differenzen der Sozialsysteme brachten praktische Probleme, aber auch hier boten die EU-Regeln einen Rahmen, um damit umzugehen. Das relativiert sich nach einem etwaigen Ausscheiden ein wenig.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 15:11)
Edit: @Julian
Gegen den Brexit stimmten in Nordirland fast 63%.
Was allerdings nicht gleichbedeutend mit der Zustimmung zu einer Wiedervereinigung mit der Republik sein muss.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Misterfritz hat geschrieben:(17 Aug 2018, 15:57)

Was allerdings nicht gleichbedeutend mit der Zustimmung zu einer Wiedervereinigung mit der Republik sein muss.
Sicher nicht, aber in Erwartung einer erneuten harten Grenze könnte die Zustimmung durchaus steigen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 15:11)

Ja, die Schotten, die nächste Unwägbarkeit in Mays Rechnung. ;)

Mit Waffengewalt sicher nicht, aber die Regierung könnte versuchen, ein Referendum mit Hilfe der DUP zu verhindern.
Inwieweit da allerdings die UUP mitmachen würde, bin ich mir nicht sicher.

Edit: @Julian
Gegen den Brexit stimmten in Nordirland fast 63%.
Nein, ich habe das Ergebnis doch oben genannt. Du hast offenbar die Wahlbeteiligung mit den Remain-Stimmen verwechselt. Ergebnis Brexit-Referendum in Nordirland:
Leave: 44,2%
Remain: 55,8%
Beteiligung: 62,7%
Quelle:
https://www.bbc.co.uk/news/politics/eu_ ... um/results

Ein Referendum über den Anschluss an Irland oder ähnliches würde sehr wahrscheinlich zu Gewalt führen. Und zwar nicht primär wegen London oder Dublin, sondern wegen der Katholiken und Protestanten in Nordirland selbst.

Deswegen wird es solch ein Referendum in absehbarer Zeit nicht geben. Langfristig, also in ein bis zwei Generationen, halte ich es durchaus für möglich, je nachdem, wie die Brexit-Geschichte ausgeht.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Vongole hat geschrieben:(17 Aug 2018, 16:00)

Sicher nicht, aber in Erwartung einer erneuten harten Grenze könnte die Zustimmung durchaus steigen.
Ich würde da nicht drauf setzen.
Aber, vielleicht wird Nordirland ja auch getrennt, in einen Protestantischen Teil, der bei GB bleibt und einen Katholischen, der sich der Republik anschliesst. ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

Misterfritz hat geschrieben:(17 Aug 2018, 16:31)

Ich würde da nicht drauf setzen.
Aber, vielleicht wird Nordirland ja auch getrennt, in einen Protestantischen Teil, der bei GB bleibt und einen Katholischen, der sich der Republik anschliesst. ;)
Sind denn die Gebiete, wo die jeweiligen Gruppen wohnen, so einfach in zwei Teile trennbar oder ist das nicht eher ein Flickenteppich?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

zollagent hat geschrieben:(17 Aug 2018, 16:34)

Sind denn die Gebiete, wo die jeweiligen Gruppen wohnen, so einfach in zwei Teile trennbar oder ist das nicht eher ein Flickenteppich?
Weiss ich nicht, ich habe ja nicht umsonst mein posting mit einem smiley beendet. ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von zollagent »

Grundsätzlich möchte ich schon anmerken, daß der durchaus feindliche Unterton gegenüber den Briten mich doch etwas stört. Sie wollen nicht mehr am europäischen Projekt teilnehmen. Das ist in Ordnung. Und daß die EU ihnen dann auch nicht mehr die Vorteile der Gemeinschaft geben will, ist genau so in Ordnung. Damit werden sie leben müssen. Aber die grundsätzlichen Gemeinsamkeiten Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und auch Mitgliedschaft im gleichen Bündnis werden doch aller Vorraussicht nach erhalten bleiben. Wir sollten da die Kirche im Dorf lassen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Julian »

Wäre ja auch Unsinn. Man könnte dann genauso noch ein drittes Referendum machen, um das Ergebnis des zweiten zu revidieren. Nein, die Entscheidung, so unglücklich und knapp sie ist, ist zu akzeptieren und zu implementieren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Vongole »

Kommt darauf an, ob May und ihr Kabinett sich halten, und wie die Verhandlungen mit der EU verlaufen.
Ein weiteres Referendum, das pro-stay ausginge, bzw. sich für weitere Verhandlungen einsetzt, könnte ihr einen gesichtswahrenden Ausweg bieten.
Natürlich nur, wenn sich die EU darauf einlässt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Vongole hat geschrieben:(19 Aug 2018, 17:56)

Kommt darauf an, ob May und ihr Kabinett sich halten, und wie die Verhandlungen mit der EU verlaufen.
Ein weiteres Referendum, das pro-stay ausginge, bzw. sich für weitere Verhandlungen einsetzt, könnte ihr einen gesichtswahrenden Ausweg bieten.
Natürlich nur, wenn sich die EU darauf einlässt.
Ich halte ein klärendes Referendum für sinnvoll; sowohl für die Freunde des BEXITs als auch für die Freunde einer EU-Mitgliedschaft... und natürlich auch für uns Europäer.

Die EU sollte dennoch nur einknicken, wenn sich eine überzeugende 2/3 Mehrheit für den Verbleib in der EU ausspricht. Und dann bitte ohne Extrawürste und mit dem Euro, ganz auf Augenhöhe mit den anderen EU-Partnern. Ich habe keine Lust, mich den Rest meines Lebens über Briten im Bremserhäuschen des EU-Güterzugs zu ärgern. Dann lieber eine viel kleinere und funktionsfähigere EU als "Karolingerreich", wobei mir Partner willkommen sind, die unsere freiheitlich demokratischen Wertevorstellungen teilen und ebenfalls eine Europäische Föderation anstreben.

Aber ich glaube auch, daß der BREXIT ganz schnöde durchläuft; vermutlich sogar ohne Anschlußvertrag.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Als hätten die Briten allein zu entscheiden…
Selbst wenn sie sich dafür aussprechen zu verbleiben, müssen da auch noch die Mitglieder der EU zustimmen.

Nein das sollte durchgezogen werden und zwar der harte Brexit. Reisende soll man nicht aufhalten.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Eiskalt hat geschrieben:(19 Aug 2018, 19:15)

Als hätten die Briten allein zu entscheiden…
Selbst wenn sie sich dafür aussprechen zu verbleiben, müssen da auch noch die Mitglieder der EU zustimmen.

Nein das sollte durchgezogen werden und zwar der harte Brexit. Reisende soll man nicht aufhalten.
Immer wieder diese unnötige Härte; in Verhandlungen sollte man versuchen, ob nicht aus der verqueren Lage der Briten etwas in Gang gesetzt werden kann, das zum Vorteil des europäischen Projekts (Umsetzung des Lissabon-Vertrags ohne Sonderrechte) führt... mit oder ohne die Briten. Vielleicht wird sogar dem Empire nachtrauernden Briten irgendwann klar, daß sie ihr Lebensgefühl nur in einem einigen Europa bewahren können. Aus meiner Sicht ist ansonsten niemand in der Welt vom Zusammengehörigkeitsgefühl her bereit, mit den Briten geduldig und freundlich eine gemeinsame Zukunft zu gestalten.

Die britischen Eliten stehen offenbar mehrheitlich abgehoben und blind solchen Erkenntnissen gegenüber.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(20 Aug 2018, 07:54)

Immer wieder diese unnötige Härte
unnötig? wenn dann evt nicht nägel mit köpfen gemacht werden, könnten wir möglicherweise thatchers tasche wieder in aktion sehen.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(20 Aug 2018, 10:05)

unnötig? wenn dann evt nicht nägel mit köpfen gemacht werden, könnten wir möglicherweise thatchers tasche wieder in aktion sehen.
Na, die Hosen jetzt schon voll? :D Natürlich gehe ich davon aus, daß vorhandene Erfahrungen dazu genutzt werden, künftig diese Art von Streit aus zu schließen. Möglicherweise zeigt sich in den Verhandlungen, daß "kein Ergebnis" die beste Lösung für alle Beteiligten ist. Mein unumstößliches Verhandlungsziel wäre das aber nicht. Das ist mit "unnötiger Härte" gemeint.
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