EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Nomen Nescio hat geschrieben:(14 Mar 2018, 12:30)

dann findest du ihn vermutlich - wie ich tue - einen opportunisten. anderen nennen das aber realpolitiker.
Glaube ich nicht. Wer das sagt, ist meistens ein kremltreuer Putintroll, der bei jeder Entscheidung "hurra" schreit, weil man gelernt hat, dass alles aus Moskau immer richtig sein muss. Krallt sich Russland einige Teile der Ukraine, fangen sie erstmal an zu jubeln. Geht er trotz nationalistischen Oppositionsgesängen in andere Teile nicht rein, werden sie im Nachhinein auch wieder wissen, warum es genau richtig sein muss. Da geht's letztendlich auch nur um Machterhalt.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(14 Mar 2018, 12:30)

dann findest du ihn vermutlich - wie ich tue - einen opportunisten. anderen nennen das aber realpolitiker.
"Opportunist" paßt aber besser; ist so wie unsere Katze: Wenn die Beute wittert, dann steht sie plötzlich auf dem Tisch und klaut ein Matjesfilet, ratz-fatz!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Hans Werner Sinn hält die Verhandlungsposition der EU für einen schweren Fehler, insbesondere Deutschland wird dadurch großer Schaden zugefügt. Er plädiert weiterhin für Freihandel zwischen der EU und UK ohne dass die Briten dafür Zugeständnisse machen müssen. http://www.dw.com/de/brexit-wird-deutsc ... a-42964059
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Prof. Unsinn palavert also auch in Rente noch seinen wirren Kram. Erst kommt die Lüge, Europa wolle Freihandelsabkommen nur in Kombination mit Personenfreizügigkeit, während er gleich vergisst, dass die Briten aus dem Binnenmarkt raus wollen und bisher kein Interesse an der Zollunion hatten. Und dann noch das Stammtischgelaber, wonach er bedauerlicherweise absolut gar nichts argumentativ bzw. inhaltlich an Barnier nichts auszusetzen hat -- außer an seinem Reisepass und der arroganten Forderung, Deutschland solle alleine bestimmen. Hab nicht mal die Hälfte ausgehalten. :s
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

frems hat geschrieben:(14 Mar 2018, 13:01)

Prof. Unsinn palavert also auch in Rente noch seinen wirren Kram. Erst kommt die Lüge, Europa wolle Freihandelsabkommen nur in Kombination mit Personenfreizügigkeit, während er gleich vergisst, dass die Briten aus dem Binnenmarkt raus wollen und bisher kein Interesse an der Zollunion hatten.
Ja, sie hatten aber nur deswegen kein Interesse an der Zollunion weil ihnen damit die Möglichkeit genommen wird eigene Handelsvereinbarungen abzuschließen. Am möglichst zollfreien Handel zwischen der EU und UK haben die Briten durchaus Interesse, wenn sie dafür keine Kröten schlucken müssen. Auch die Unternehmen in der EU. Politisch wäre das aber eine Bevorzugung von UK (die berühmten Extrawürste), wird aus diesem Grund auch nicht kommen, obwohl es ökonomisch sinnvoll wäre.
Und dann noch das Stammtischgelaber, wonach er bedauerlicherweise absolut gar nichts argumentativ bzw. inhaltlich an Barnier nichts auszusetzen hat -- außer an seinem Reisepass und der arroganten Forderung, Deutschland solle alleine bestimmen. Hab nicht mal die Hälfte ausgehalten. :s
Von Barnier hatte ich bisher den Eindruck er verhält sich wie ein Deutscher. Gibt schlimmeres.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:57)
.. Von Barnier hatte ich bisher den Eindruck er verhält sich wie ein Deutscher....
Der Verhandlungsführer Barnier ist ein ebenso sachlicher wie höflicher Sachwalter der EU. Nein, situationsbedingte Witze reißt der bestimmt nicht in den Verhandlungen.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Orbiter1 hat geschrieben:(14 Mar 2018, 14:57)
Ja, sie hatten aber nur deswegen kein Interesse an der Zollunion weil ihnen damit die Möglichkeit genommen wird eigene Handelsvereinbarungen abzuschließen. Am möglichst zollfreien Handel zwischen der EU und UK haben die Briten durchaus Interesse, wenn sie dafür keine Kröten schlucken müssen. Auch die Unternehmen in der EU. Politisch wäre das aber eine Bevorzugung von UK (die berühmten Extrawürste), wird aus diesem Grund auch nicht kommen, obwohl es ökonomisch sinnvoll wäre.
Klar, die Briten schlugen ja schon vor, ein einigen von ihnen genannten/ausgewählten Bereichen sogar im Binnenmarkt zu bleiben und die zuständigen EU-Agenturen mitzufinanzieren, die praktischerweise zum Teil in London bereits sitzen und verlegt werden sollen. Was für ein Modell ihnen genau vorschwebt, haben sie aber leider bisher nicht formuliert. "CETA plusplusplus" klang etwas schwammig, zumal May meistens eh andere Vorstellungen hat als ihre Minister, die für alle politischen Lager mal ein paar Häppchen präsentieren.
Von Barnier hatte ich bisher den Eindruck er verhält sich wie ein Deutscher. Gibt schlimmeres.
Vielleicht macht er einfach nur den Job, für den er vorgesehen ist. Bei Draghi kommt der Mob ja auch gerne mit der Nationalität oder einer früheren Tätigkeit von ihm an, wenn man finanzpolitisch nichts in der Hand hat. Oder nehmen wir Moscovici, bei sich -- wie bei Macron -- die Antieuropäer auch nicht einigen konnten, ob er nun ein Raubtierturbokapitalist -- oder ein hinterhältiges U-Boot, das mal wieder nichts im Sinn hat außer deutsches Geld. Da haben sich die Rechtspopulisten auch noch nicht entscheiden können, ob Frankreich nun, ohne dass es wer merkt, heimlich Milliarden an schönen, tollen, guten, ehrlich verdienten deutschen Euro bedient oder ob er sein Land zu einer Kolonie Merkels erklärt hat.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

ich habe den brexitstran nicht gefunden, also hier.

royal shell und unilever sind gemischte betriebe. d.h. 51% niederländisch und 49% britisch. darum gibt es bei beiden betrieben zwei hauptsitze: in NL und in GB. seit 2-3 jahre wurde schon gemunkelt über diese konstruktion aufheben und nach einem hauptsitz gehen.

jetzt hat unilever den schritt getan. es verläßt london. ist der brexit die ursache?? »nein« wurde gesagt. OK, aber fremd daß dieselbe küche zuerst london nannte.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

So richtig spannend werden doch erst Rückzüge / Umzüge von Unternehmen aus aller Welt, die nur wegen des Zugangs zum EU-Binnenmarkt nach GB verlegt worden waren.. und natürlich wegen der Weltsprache als Landessprache. Die warten jetzt selbstverständlich noch so lange, bis ganz klar ist, daß der BREXIT wirklich in voller Härte beschlossen und verkündet worden ist. Mit der Aufgabe des Standorts eines Unternehmens sind ja hohe Aufwände im Personalbereich und Kosten verbunden.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von tabernakel »

H2O hat geschrieben:(16 Mar 2018, 12:44) So richtig spannend werden doch erst Rückzüge / Umzüge von Unternehmen aus aller Welt, die nur wegen des Zugangs zum EU-Binnenmarkt nach GB verlegt worden waren.. und natürlich wegen der Weltsprache als Landessprache. Die warten jetzt selbstverständlich noch so lange, bis ganz klar ist, daß der BREXIT wirklich in voller Härte beschlossen und verkündet worden ist. Mit der Aufgabe des Standorts eines Unternehmens sind ja hohe Aufwände im Personalbereich und Kosten verbunden.
Denke ich auch, der Tag an dem alles außer einem harten Brexit extrem unwahrscheinlich wird, wird der Tag sein an dem die Unternehmen ihre Weichen stellen werden. Planen werden die das als Szenario natürlich schon vorher, weshalb es dann auch relativ zügig gehen wird. Wird das dann ne komplett einseitige Lawine sein? Nein, weil natürlich auch GB für sich ein signifikanter Markt mit 10% Größe des EU-Marktes ist, dort werden also neue Kapazitäten entstehen oder Restkapazitäten erhalten bleiben um den britischen Markt zu bedienen. Aber die Zentralen der internationalen Firmen, sowie alle die auf die Größe des EU-Binnenmarktes angewiesen sind, werden flugs auf den Kontinent umziehen. Spannenderweise kann das sogar Firmen betreffen für die die Weltsprache das alles entscheidende Kriterium der Standortwahl war, denn mit der Republik Irland bleibt ein englischsprachiger Teil in der EU.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

tabernakel hat geschrieben:(16 Mar 2018, 18:20)

Denke ich auch, der Tag an dem alles außer einem harten Brexit extrem unwahrscheinlich wird, wird der Tag sein an dem die Unternehmen ihre Weichen stellen werden. Planen werden die das als Szenario natürlich schon vorher, weshalb es dann auch relativ zügig gehen wird. Wird das dann ne komplett einseitige Lawine sein? Nein, weil natürlich auch GB für sich ein signifikanter Markt mit 10% Größe des EU-Marktes ist, dort werden also neue Kapazitäten entstehen oder Restkapazitäten erhalten bleiben um den britischen Markt zu bedienen. Aber die Zentralen der internationalen Firmen, sowie alle die auf die Größe des EU-Binnenmarktes angewiesen sind, werden flugs auf den Kontinent umziehen. Spannenderweise kann das sogar Firmen betreffen für die die Weltsprache das alles entscheidende Kriterium der Standortwahl war, denn mit der Republik Irland bleibt ein englischsprachiger Teil in der EU.
Was Restbestände betrifft, die wirklich nur den britischen Markt bedienen, so muß man bedenken, daß eine Massenproduktion für einen vergleichsweise kleinen Markt vermutlich so kostspielig wird, daß so mancher Unternehmer nachrechnet, ob er nicht doch lieber Zoll bezahlt als seine Produktion auf zu teilen. Betriebswirte müssen so ticken, glaube ich.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Ausländische Banken werden BREXIT-bedingt ca. 5.000 Arbeitsplätze von London nach Frankfurt verlagern. Auch andere Finanz-Standorte in der EU werden vom BREXIT profitieren. http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 9-amp.html Die Wohnungsmakler in Frankfurt wird es freuen, wenn sie überhaupt noch Wohnungen im Angebot haben.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von unity in diversity »

May hat innenpolitische Probleme und muß die Aufmerksamkeit ihrer Bürger auf einen äußeren Feind lenken.
Sie könnte bei Putin Unterricht genommen haben.
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Orbiter1 hat geschrieben:(17 Mar 2018, 07:32)

Ausländische Banken werden BREXIT-bedingt ca. 5.000 Arbeitsplätze von London nach Frankfurt verlagern. Auch andere Finanz-Standorte in der EU werden vom BREXIT profitieren. http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 9-amp.html Die Wohnungsmakler in Frankfurt wird es freuen, wenn sie überhaupt noch Wohnungen im Angebot haben.
Von meinem Sohn weiß ich, daß in Frankfurt/Main nur noch ein Angebot verfügbar ist, das für Führungskräfte noch erschwinglich ist. Die Leute pendeln täglich bis hin zu Mainz nach Frankfurt ein! Da hätte schon längst ein Flächenentwicklungsplan entstehen müssen, schon wegen der Verkehrsinfrastruktur.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

unity in diversity hat geschrieben:(17 Mar 2018, 07:35)

May hat innenpolitische Probleme und muß die Aufmerksamkeit ihrer Bürger auf einen äußeren Feind lenken.
Sie könnte bei Putin Unterricht genommen haben.
Sie meinen, die PMn Theresa May sollte sich über die Serie von politischen Fememorden in ihrer Hauptstadt nicht künstlich aufregen? Am Ende hat sie selbst diese Morde beauftragt, um von ihren innenpolitischen Problemen ab zu lenken? Darauf muß man auch erst einmal kommen! :cool:
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Die Leichenfledderei nimmt weiter Fahrt auf. Mehrere EU-Staaten, konkret deren Justizapparate, balgen sich um die Übernahme von Gerichtsverfahren bei internationalen Handelsstreitigkeiten. Solche Gerichtsverfahren wurden bisher primär in UK abgewickelt.

"Seit dem Brexit-Votum versuchen sich mehrere Mitgliedstaaten der EU als bessere Alternative zum Justizstandort London in Stellung zu bringen. Frankreich hat einen spezialisierten Gerichtshof für die Finanzbranche initiiert, der mit englischsprachigen Verhandlungen, besonderer Expertise in Rechtsfragen der Finanzbranche und Erfahrung im common law punkten soll.

Die Niederlande führen 2018 voraussichtlich den "Netherlands Commercial Court" ein: Auch dort sollen u.a. englischsprachige Verhandlungen möglich sein. Mit Blick auf den Brexit werben die Niederlande ausdrücklich auch mit den Vorteilen der europäischen Regeln zur Zuständigkeit, Beweisaufnahme und Anerkennung von Urteilen. Eine vergleichbare Initiative kommt aus Belgien: Dort ist ein "Brussels International Business Court" (BIBC) geplant, der ebenfalls auf Englisch verhandeln soll." https://www.lto.de/recht/hintergruende/ ... ternative/
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Ja, das gäbe einen Spaß über lange Gesichter, wenn die Briten wider Erwarten den BREXIT abblasen sollten! Na, wird wohl nicht passieren.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von tabernakel »

H2O hat geschrieben:(16 Mar 2018, 18:57) Was Restbestände betrifft, die wirklich nur den britischen Markt bedienen, so muß man bedenken, daß eine Massenproduktion für einen vergleichsweise kleinen Markt vermutlich so kostspielig wird, daß so mancher Unternehmer nachrechnet, ob er nicht doch lieber Zoll bezahlt als seine Produktion auf zu teilen. Betriebswirte müssen so ticken, glaube ich.
Diese Entscheidung - Produktionslinie auslagern und damit auf Synergieeffekte verzichten, oder alternativ billiger zentral produzieren aber dafür mit Zoll leben - stellt sich natürlich immer außerhalb eines Binnenmarktes. Das Pendel kann da je nach Umständen und Produkten individuell in die eine oder andere Richtung ausschlagen, und die Briten können da natürlich auch mit politischen Kampagnen a'la "be patriotic buy british" etwas nachhelfen. Aber selbst wenn sie bei diesem Teil der Gleichung in etwa so wie jetzt rauskommen, und zudem von den meisten großen Fischen lokale Ableger behielten, ändert das nix dran dass die Masse der Produktion bei einem harten Brexit in die Rest-EU abwandern wird - dahin wo 90% des Absatzmarktes sind, nicht 10%. Gerade weil Betriebswirte so ticken müssen wenn sie nicht entlassen werden wollen ...
H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 14:13) Ja, das gäbe einen Spaß über lange Gesichter, wenn die Briten wider Erwarten den BREXIT abblasen sollten! Na, wird wohl nicht passieren.
Geht das überhaupt noch so einfach? Sie haben immerhin den Austritt offiziell beantragt, müssten da nicht wenn sie den jetzt abzublasen wöllten alle anderen EU-Staaten zustimmen? Oder wahlweise, müssen sie den Austritt nicht vollziehen, und sich direkt im Anschluss neu um ne Mitgliedschaft bewerben, selbstredend mit Neuverhandlung der vielen Extrawürste die sie vorher hatten?

Wahrscheinlich ist das aber in der Tat irrelevant, das Thema Brexit ist in GB vor allem ein emotionales, kein rationales ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

tabernakel hat geschrieben:(17 Mar 2018, 17:31)
...

Geht das überhaupt noch so einfach? Sie haben immerhin den Austritt offiziell beantragt, müssten da nicht wenn sie den jetzt abzublasen wöllten alle anderen EU-Staaten zustimmen? Oder wahlweise, müssen sie den Austritt nicht vollziehen, und sich direkt im Anschluss neu um ne Mitgliedschaft bewerben, selbstredend mit Neuverhandlung der vielen Extrawürste die sie vorher hatten?

...
Jein; EU-Kommissionspräsident Juncker und EU-Ministerratspräsident Tusk haben doch in anrührender Weise um Verbleib der Briten in der EU geworben. Von daher nehme ich an, daß die EU notfalls eine Regel erfinden wird, um den Verbleib der Briten zu ermöglichen. Jetzt, wo Sie sagen "Extrawürste", fange ich schon wieder an, mich darüber zu ärgern. Ihr Briten, bleibt knallhart! :D
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fuerst_48 »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 17:46)

Jein; EU-Kommissionspräsident Juncker und EU-Ministerratspräsident Tusk haben doch in anrührender Weise um Verbleib der Briten in der EU geworben. Von daher nehme ich an, daß die EU notfalls eine Regel erfinden wird, um den Verbleib der Briten zu ermöglichen. Jetzt, wo Sie sagen "Extrawürste", fange ich schon wieder an, mich darüber zu ärgern. Ihr Briten, bleibt knallhart! :D
Für diese Art des Austreten-Wollens gehören die Insulaner GEMOLKEN!!!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Fuerst_48 hat geschrieben:(17 Mar 2018, 17:53)

Für diese Art des Austreten-Wollens gehören die Insulaner GEMOLKEN!!!
Mir ist die sachlich unterkühlte Vorgehensweise von Herrn Michel Barnier ganz recht. Niemand soll schikaniert werden, aber der EU darf auch kein wirtschaftlicher oder politischer Schaden entstehen.

Es sieht so aus, als hätten die Briten erst einmal 42 Mrd € anerkannt als anteilige Kosten für den laufenden EU-Haushalt, der ja bis 2020 auch mit Zustimmung von GB verabschiedet worden war. Es ist zu vermuten, daß GB diese Kosten einbehält als Unterpfand für die Statusverhandlungen GBs in der Zollunion/Binnenmarkt. Da hat die EU wenig Auswahl: Muster Kanada oder Muster Norwegen.

Muster Kanada war GB zu wenig "special relationship", Muster Norwegen zu viel Verpflichtung. Etwas irgendwie dazwischen geht überhaupt nicht, ohne den einen oder den anderen Partner zu verprellen.

Also kommt kein Geld aus GB und die Beziehungen werden nach Regeln der WTO eingerichtet... der harte BREXIT.

Das sieht aber auch finster aus, weil Präsident Trump mit seinem Handelskrieg drauf und dran ist, die WTO und ihr Regelwerk zu zerstören. Wir leben in interessanten Zeiten!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fuerst_48 »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 18:16)

Mir ist die sachlich unterkühlte Vorgehensweise von Herrn Michel Barnier ganz recht. Niemand soll schikaniert werden, aber der EU darf auch kein wirtschaftlicher oder politischer Schaden entstehen.

Es sieht so aus, als hätten die Briten erst einmal 42 Mrd € anerkannt als anteilige Kosten für den laufenden EU-Haushalt, der ja bis 2020 auch mit Zustimmung von GB verabschiedet worden war. Es ist zu vermuten, daß GB diese Kosten einbehält als Unterpfand für die Statusverhandlungen GBs in der Zollunion/Binnenmarkt. Da hat die EU wenig Auswahl: Muster Kanada oder Muster Norwegen.

Muster Kanada war GB zu wenig "special relationship", Muster Norwegen zu viel Verpflichtung. Etwas irgendwie dazwischen geht überhaupt nicht, ohne den einen oder den anderen Partner zu verprellen.

Also kommt kein Geld aus GB und die Beziehungen werden nach Regeln der WTO eingerichtet... der harte BREXIT.

Das sieht aber auch finster aus, weil Präsident Trump mit seinem Handelskrieg drauf und dran ist, die WTO und ihr Regelwerk zu zerstören. Wir leben in interessanten Zeiten!
Ich verkneife mir die naheliegende Frage, wie du "INTERESSANT" definierst...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Fuerst_48 hat geschrieben:(17 Mar 2018, 18:26)

Ich verkneife mir die naheliegende Frage, wie du "INTERESSANT" definierst...
Ich gebe aber gern Auskunft:

Ein chinesischer Fluch lautet: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!"
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Unilever gibt seinen Londoner Hauptsitz nach fast 100 Jahren auf. Damit bleibt nur noch der bis dahin gleichberechtigte Sitz Amsterdam als alleiniger Hauptsitz übrig. Die Sache mit den 350 Mio. Pfund pro Woche fürs Gesundheitssystem NHS ist bekanntlich eine der vielen Lügen der Antieuropäer gewesen, aber -- wenn wir mal die heutige und zukünftige Qualität ignorieren -- dafür könnte es billiger werden, da man nicht mehr so viel Personal hat. Hurra.
Das Verhängnis Zukunft meldet sich schon jetzt an. Die Zahl von EU-Fachkräften, die sich allein für den Gesundheitsdienst in England melden, sinkt rapide, das Defizit an Krankenschwestern steigt. Die Statistik spricht Bände: Zwischen 2012 und 2016 beliefen sich Neueinstellungen etwa aus Spanien auf durchschnittlich 1966 pro Jahr – diese Zahl fiel zwischen Oktober 2016 und September 2017 auf 104; aus Rumänien von 1604 auf 216; Italien von 1325 auf 187; Portugal von 1127 auf 73; Polen von 305 auf 34.

Zum ersten Mal überstieg im Jahr 2017 die Zahl der den Dienst Verlassenden die der Neueinstellungen. Allein auf die EU bezogen verließen fast 10.000 Ärzte, Krankenschwestern und anderes Personal den National Health Service (NHS) seit dem Brexit-Referendum.

Niemand hat das Risiko beim Namen genannt, wenn man den Slogan, „Kontrolle über die eigenen Entscheidungen zurückgewinnen“ etwa auf die Londoner City überträgt und was es bedeutet, von ihrer Handlungsfreiheit auf dem Kontinent abgeschnitten zu werden.

80 Prozent der Einnahmen des britischen Fiskus’ entfallen allein auf den Dienstleistungssektor, davon circa 18 Prozent auf die „goldene Meile“, dem Banken- und Versicherungssektor in der City. Was, wenn diesen Wertschöpfern der freie Zugang auf den Kontinent verwehrt wird und die „Passporting“-Rechte verloren gehen?
https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... tient.html
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von tabernakel »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 17:46) Jein; EU-Kommissionspräsident Juncker und EU-Ministerratspräsident Tusk haben doch in anrührender Weise um Verbleib der Briten in der EU geworben. Von daher nehme ich an, daß die EU notfalls eine Regel erfinden wird, um den Verbleib der Briten zu ermöglichen. Jetzt, wo Sie sagen "Extrawürste", fange ich schon wieder an, mich darüber zu ärgern. Ihr Briten, bleibt knallhart! :D
Würde das mit "notfalls eine Regel erfinden" aber nicht auch bedingen dass alle EU-Staaten dieser neuen Regel zustimmen? Juncker und Tusk können ja wohl kaum alleine entscheiden was in der EU Regel wird und was nicht, oder? ;)
H2O hat geschrieben:Ein chinesischer Fluch lautet: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!"
Ich vermisse Terry Pratchett, r.i.p.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

tabernakel hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:14)

Würde das mit "notfalls eine Regel erfinden" aber nicht auch bedingen dass alle EU-Staaten dieser neuen Regel zustimmen? Juncker und Tusk können ja wohl kaum alleine entscheiden was in der EU Regel wird und was nicht, oder? ;)

Ich vermisse Terry Pratchett, r.i.p.
Bei der Geschichte mit der erfundenen Regel werden Sie sicher Recht haben. Ich vermute aber, daß die Aussicht auf mehr Geld aus der EU-Kasse den Widerstand rasch schmelzen lassen wird, wenn da überhaupt einer sein sollte. Wo vermuten Sie denn hartnäckige Ablehnung?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von tabernakel »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:24) Bei der Geschichte mit der erfundenen Regel werden Sie sicher Recht haben. Ich vermute aber, daß die Aussicht auf mehr Geld aus der EU-Kasse den Widerstand rasch schmelzen lassen wird, wenn da überhaupt einer sein sollte. Wo vermuten Sie denn hartnäckige Ablehnung?
Ich vermute keine grundsätzliche Ablehnung, aber ich kann mir auch nicht vorstellen dass alle EU-Länder die Engländer ungeschoren wieder an Bord nehmen wollen, gerade diejenigen die sagen wir Extrawust-Mangel haben. Am Ehesten kann ich mir vorstellen dass einige EU-Länder drauf bestehen würden dass die Engländer einige wichtige Extrawürste einbüßen, rein für den Stress den sie verursacht haben. So ein bisschen als Wiedergutmachung unter Freunden, und als Signal für potentielle Nachahmer, und damit die Brexit-Proponenten nicht sagen können "der Versuch ging zwar schief, aber hat ja nix gekostet". Aber wie gesagt, es ist ein emotionales Thema in England, und auf den Dickkopf der Engländer bleibt verlass. Von daher bleibt's auch ne hypothetische Frage ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:08)

Unilever gibt seinen Londoner Hauptsitz nach fast 100 Jahren auf. Damit bleibt nur noch der bis dahin gleichberechtigte Sitz Amsterdam als alleiniger Hauptsitz übrig. Die Sache mit den 350 Mio. Pfund pro Woche fürs Gesundheitssystem NHS ist bekanntlich eine der vielen Lügen der Antieuropäer gewesen, aber -- wenn wir mal die heutige und zukünftige Qualität ignorieren -- dafür könnte es billiger werden, da man nicht mehr so viel Personal hat. Hurra.


https://www.welt.de/politik/ausland/plu ... tient.html
Ja, was denn nun? Wollen wir den Mädels und Jungs auf den Inseln nun Mut machen oder sie in Angst und Schrecken versetzen?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

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tabernakel hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:31)

Ich vermute keine grundsätzliche Ablehnung, aber ich kann mir auch nicht vorstellen dass alle EU-Länder die Engländer ungeschoren wieder an Bord nehmen wollen, gerade diejenigen die sagen wir Extrawust-Mangel haben. Am Ehesten kann ich mir vorstellen dass einige EU-Länder drauf bestehen würden dass die Engländer einige wichtige Extrawürste einbüßen, rein für den Stress den sie verursacht haben. So ein bisschen als Wiedergutmachung unter Freunden, und als Signal für potentielle Nachahmer, und damit die Brexit-Proponenten nicht sagen können "der Versuch ging zwar schief, aber hat ja nix gekostet". Aber wie gesagt, es ist ein emotionales Thema in England, und auf den Dickkopf der Engländer bleibt verlass. Von daher bleibt's auch ne hypothetische Frage ...
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:33)

Ja, was denn nun? Wollen wir den Mädels und Jungs auf den Inseln nun Mut machen oder sie in Angst und Schrecken versetzen?
Weder noch?! :?:

Vieles ist ja schwer absehbar. Mit Europa können die Briten ja seriös verhandeln und schauen, wie sie den wirtschaftlichen Schaden gering halten möchten. Unberechenbarer sind da die Genossen in Washington, Peking und Moskau.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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H2O
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:41)

Weder noch?! :?:

Vieles ist ja schwer absehbar. Mit Europa können die Briten ja seriös verhandeln und schauen, wie sie den wirtschaftlichen Schaden gering halten möchten. Unberechenbarer sind da die Genossen in Washington, Peking und Moskau.
Ja, die Geschäftswelt liebt das hohe Risiko! :dead:
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Fuerst_48
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Fuerst_48 »

H2O hat geschrieben:(17 Mar 2018, 19:11)

Ich gebe aber gern Auskunft:

Ein chinesischer Fluch lautet: "Mögest Du in interessanten Zeiten leben!"
Dann haben wi uns völlig richtig verstanden. :thumbup: :thumbup:
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

tabernakel hat geschrieben:(17 Mar 2018, 20:14)

Würde das mit "notfalls eine Regel erfinden" aber nicht auch bedingen dass alle EU-Staaten dieser neuen Regel zustimmen? Juncker und Tusk können ja wohl kaum alleine entscheiden was in der EU Regel wird und was nicht, oder? ;)
Das Thema Rücknahme des Austrittsgesuchs bedarf keiner Erfindung einer Regel. Das wurde selbstverständlich bereits geregelt. Und zwar durch das Europaparlament. Ziel war es einen möglichen Mißbrauch des Austrittsgesuchs durch UK zu verhindern. Zum Beispiel um Zeit bei Verhandlungen zu schinden. Die Briten hätten ansonsten nach 23 Monaten ihr Austrittsgesuch zurücknehmen können um es kurze Zeit später erneut zu stellen. Da wäre die 2-Jahresfrist wieder von vorne losgegangen. Oder sie stellen kurz vor Ablauf der 2 Jahre fest. Ach herrjeh, mit dem ausgehandelten BREXIT stehen wir ja schlechter da als wenn wir in der EU bleiben würden. Wir nehmen das Austrittsgesuch zurück. Geht natürlich nicht. Hier der entsprechende Passus aus der Entschließung des Europaparlaments.

„dass eine Rücknahme der Mitteilung nur unter Bedingungen, die von allen Mitgliedstaaten der EU-27 festgelegt werden, möglich sein darf, damit sie nicht als prozessuales Mittel eingesetzt oder dazu missbraucht werden kann, zu versuchen, die derzeitigen Bedingungen der Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs zu verbessern;“ http://www.europarl.europa.eu/sides/get ... anguage=DE
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Auch der britische Brexit-Ausschuss fürchtet dass die verbleibende Zeit nicht mehr ausreicht um die Verhandlungen geordnet abzuschließen.

„Nach Einschätzung des Brexit-Ausschusses des Parlaments in London muss der Austritt womöglich verschoben werden, wie auch die US-Zeitung "Politico" berichtet sowie die "Huffington Post". Der Grund: Die Verhandlungen mit Brüssel kommen nur schleppend voran. Es fehlt ein schlüssiges Konzept für die Übergangsphase. Großbritannien soll nach dem Willen der anderen EU-Länder mit dem Austritt am 29. März 2019 seine Mitbestimmungsrechte verlieren, bis Ende 2020 aber weiterhin alle Vorteile der Zollunion und des gemeinsamem Binnenmarkts genießen - und sich natürlich auch an deren Regeln halten. In zentralen Fragen wie einer weiterhin offenen Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der Republik Irland seien kaum Fortschritte erzielt worden, heißt es am Sonntag in einem neuen Bericht der Brexit-Kommission. "Wenn grundlegende Aspekte der künftigen Partnerschaft im Oktober 2018 noch vereinbart werden müssen, sollte die Regierung anstreben, den Zeitraum auszuweiten." http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 4-amp.html

Eine Möglichkeit wäre es natürlich den Zeitraum der Verhandlungen über die 2 Jahre hinaus auszudehnen. Da müssen aber alle 27 EU-Staaten zustimmen. Sehe ich kritisch. Da ist die Versuchung sich seine Zustimmung abkaufen zu lassen einfach zu verführerisch.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Tja, wenn solche Gedanken durch die britischen Köpfe kreisen, dann gibt es aus meiner Sicht wirklich nur die Lösung "Norwegen" für die Briten. Und einen geplanten Austritt zum Ende der Laufzeit des kommenden EU-Haushaltsplans. Ich meine, das wäre 2025... daß die Laufzeit eines EU-Haushalts 5 Jahre beträgt. Bis dahin werden diese Helden ja wissen, was sie von der EU bekommen können, und was vergebliches Bemühen bleibt.
  • Nachtrag:

    Und sie können weiter das Modell Norwegen bis zum Ende der übernächsten Haushaltsperiode beibehalten... und in alle Zukunft, so lange sie es für nützlich halten.
Zuletzt geändert von H2O am So 18. Mär 2018, 15:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

Orbiter1 hat geschrieben:(18 Mar 2018, 10:04)

In zentralen Fragen wie einer weiterhin offenen Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der Republik Irland seien kaum Fortschritte erzielt worden
mays koalitionspartner bestand doch aber darauf daß es ungehindert wäre?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

Nomen Nescio hat geschrieben:(18 Mar 2018, 12:00)

mays koalitionspartner bestand doch aber darauf daß es ungehindert wäre?
Das ist ja genau das Problem von May:
Sie könnte ja eine grüne Grenze haben, aber sie will keine Personenfreizügigkeit. Das muss sie jetzt aber mit ihrem Koalitionspartner ausfechten :D
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(18 Mar 2018, 21:17)

Das ist ja genau das Problem von May:
Sie könnte ja eine grüne Grenze haben, aber sie will keine Personenfreizügigkeit. Das muss sie jetzt aber mit ihrem Koalitionspartner ausfechten :D
EU-Vizepräsident Michel Barnier wird ziemliche Mühe haben, seinen BREXIT-Verhandlungspartnern mit innerer Hochachtung zu begegnen. Vertane Zeit... so wird das doch nichts!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

@ Mister Fritz:

An an derer Stelle äußerten Sie sich zur Auswanderung auf die Kanalinseln. In wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Guernsey#Wirtschaft
findet man folgenden Hinweis:
  • Die Kanalinseln sind weder Teil des Vereinigten Königreiches noch Kronkolonie, sondern als Kronbesitz (englisch crown dependency) direkt der britischen Krone unterstellt. Sie sind gesonderte Rechtssubjekte und daher nicht Teil der Europäischen Union.
Das heißt, diese glücklichen Inseln haben mit dem BREXIT überhaupt nichts am Hut!
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von tabernakel »

Orbiter1 hat geschrieben:(17 Mar 2018, 22:39)„dass eine Rücknahme der Mitteilung nur unter Bedingungen, die von allen Mitgliedstaaten der EU-27 festgelegt werden, möglich sein darf, damit sie nicht als prozessuales Mittel eingesetzt oder dazu missbraucht werden kann, zu versuchen, die derzeitigen Bedingungen der Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs zu verbessern;“ http://www.europarl.europa.eu/sides/get ... anguage=DE
Super, danke für den Hinweis, so ähnlich hatte ich mir das schon gedacht. Unsere Europapolitiker mögen zwar als Bürokraten verschrien sein, aber jahrzehntelange Erfahrung darin mehr als zwei Dutzend ab- und an sehr egoistische EU-Staaten zu koordinieren hat als Evolutionsergebnis offensichtlich Naivität ausgemerzt. Und das heisst dann in der Tat dass sich die Englänger mit allen anderen EU-Staaten einigen müssten wenn sie den Brexit nicht durchziehen wöllten. Was natürlich sowieso nur eine hypothetische Frage ist, Haltung bewahren und Galgenhumor sind und bleiben zutiefst britische (und ja auch durchaus liebenswerte) Eigenschaften unserer Inselnachbarn, und das wissen die auch selber. Wenn also die Konzernzentralen massenhaft abwandern, dann reagieren die Briten absehbar so:
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Da bin ich mal gespannt. Die EU-Kommission hat kurzfristig eine Pressekonferenz einberufen. Angeblich gibt es zwischen der EU und UK eine vorläufige Einigung zu den Austrittsbedingungen.

"Die EU-Kommission hat überraschend eine Pressekonferenz angesetzt, in der es um die laufenden Verhandlungen mit Großbritannien über den Brexit gehen soll. Wie der stellvertretende Brüssel-Büroleiter der Nachrichtenagentur AFP auf Twitter berichtet, könnte es eine vorläufige Einigung über die Austrittsbedingungen geben. "Ich möchte die Überraschung nicht verderben", antwortete eine nicht näher genannte Quelle auf die Frage, ob es einen Deal gebe. Auch die Nachrichtenagentur Reuters berichtet über Spekulationen in Brüsseler Diplomatenkreisen, dass heute ein Deal verkündet werden könnte."
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Der Berg kreiste und gebar eine Maus. Mehr als eine Einigung zur Übergangsfrist (bis 31.12.2020) ist nicht herausgekommen. Bis dahin bleibt UK noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Mar 2018, 13:43)

Der Berg kreiste und gebar eine Maus. Mehr als eine Einigung zur Übergangsfrist (bis 31.12.2020) ist nicht herausgekommen. Bis dahin bleibt UK noch im EU-Binnenmarkt und der Zollunion.
Du hast doch nicht wirklich den großen Durchbruch erwartet?
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Zeit gewinnen ist ein beliebtes Mittel in der Politik.

Und in diesem Fall leider ein Einknicken vor den Briten.
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Orbiter1
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Orbiter1 »

Eiskalt hat geschrieben:(19 Mar 2018, 14:56)

Du hast doch nicht wirklich den großen Durchbruch erwartet?
Vor Überraschungen ist man nie gefeit.

Senexx hat geschrieben:(19 Mar 2018, 15:13)

Zeit gewinnen ist ein beliebtes Mittel in der Politik.

Und in diesem Fall leider ein Einknicken vor den Briten.
Die 21-monatige Übergangsphase tritt nur in Kraft wenn noch vor Ablauf der 2-Jahresfrist ein Austrittsabkommen vereinbart wird. Während der 21 Monate zahlt UK den regulären Beitrag in die EU ein, ist aber nicht mehr EU-Mitglied und kann demzufolge auch nicht mitentscheiden. Einknicken vor den Briten ist was anderes.


Edit:
Und es wurde eine interessante Klausel bezüglich der Irisch/Nordirischen Grenze vereinbart. Das hörte sich vor kurzem bei May noch anders an.

"Der schwierigste Punkt der Verhandlungen ist nach wie vor die Ausgestaltung der künftigen Grenze zwischen dem EU-Mitglied Irland und dem zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland. Beide Seiten sicherten sich erneut zu, dass sie eine "harte" Grenze auf der irischen Insel vermeiden wollten. "Wir haben weiter vor, eine so enge Partnerschaft mit der EU auszuhandeln, dass es keine Notwendigkeit für eine Grenze gibt", sagte Brexit-Minister David Davis. Sollte das nicht gelingen, tritt automatisch eine Klausel in dem Austrittsvertrag in Kraft, die besagt, dass die Grenze zwischen Nordirland und dem Rest Großbritanniens verlaufen muss.

Diesen sogenannten "Backstop" hatte die britische Premierministerin Theresa May vor einigen Wochen noch vehement als Angriff auf die Integrität des Königreichs abgelehnt. "Das kann kein britischer Premier jemals unterschreiben", hatte sie im Parlament gewettert. Jetzt in Brüssel hat ihr Minister allerdings der Formel zugestimmt. EU-Unterhändler Michel Barnier sagte, auch er wolle den "Backstop" vermeiden. "Die Verantwortung liegt aber beim Vereinigten Königreich. Sie müssen uns sagen, wie das mit der Grenze funktionieren soll." http://www.dw.com/de/eu-und-gro%C3%9Fbr ... a-43038771

So etwas nennt man dann Einknicken vor der EU.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Orbiter1 hat geschrieben:(19 Mar 2018, 15:47)

Vor Überraschungen ist man nie gefeit.



Die 21-monatige Übergangsphase tritt nur in Kraft wenn noch vor Ablauf der 2-Jahresfrist ein Austrittsabkommen vereinbart wird. Während der 21 Monate zahlt UK den regulären Beitrag in die EU ein, ist aber nicht mehr EU-Mitglied und kann demzufolge auch nicht mitentscheiden. Einknicken vor den Briten ist was anderes.

Das wird man sehen, wenn es dann so weit ist.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von garfield336 »

Die EU hat eigentlich genau das bekommen was sie wollte. Sie bestmmt wie die Dinge laufen, Grossbritannien kriiecht nur hinterher.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

Die Unsicherheit über die zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen nach dem britischen Austritt aus der Europäischen Union hat schon jetzt Folgen: Einer Manager-Umfrage zufolge haben zahlreiche EU-Unternehmen sich teilweise von der Insel zurückgezogen. Der britische Branchenverband CIPS erklärte am Dienstag, 14 Prozent der europäischen Firmen mit einer Präsenz in Großbritannien hätten entsprechende Schritte bereits eingeleitet und beispielsweise Firmenniederlassungen oder Lager verlagert. Zudem hätten elf Prozent Mitarbeiter außerhalb des Königreichs verlegt.


Die Umfrage zeigt zudem, dass viele britische Firmen inzwischen Schwierigkeiten haben, ihr Geschäft über das Brexit-Datum hinaus verlässlich zu planen. Manager von rund einem Viertel der befragten Firmen meldeten Probleme beim Abschluss langfristiger Lieferverträge mit Partnern in der EU. Laut dem Verband CIPS planen bereits 23 Prozent der britischen Firmen, Stellen zu streichen. 41 Prozent geben an, Preise erhöhen zu müssen. Die Wirtschaft habe keine andere Chance als die "lähmenden Kosten des Brexits" an die Kunden weiterzugeben, so der CIPS.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/untern ... 98915.html

Blühende Brexit Landschaften! :)
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

garfield336 hat geschrieben:(20 Mar 2018, 09:33)

Die EU hat eigentlich genau das bekommen was sie wollte. Sie bestmmt wie die Dinge laufen, Grossbritannien kriiecht nur hinterher.
Die EU sollte die Bedingungen für weitere Verlängerungen der Übergangsfrist überlegen. Vielleicht gleich für eine volle Haushaltsperiode von 5 Jahren, damit der Haushaltsplan entsprechend sinnvoll aufgestellt werden kann. Denn ich bin davon überzeugt, daß Ende 2020 wieder die Wirtschaftslage in GB nur zum Haareraufen sein wird.
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Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Eiskalt »

H2O hat geschrieben:(20 Mar 2018, 11:46)

Die EU sollte die Bedingungen für weitere Verlängerungen der Übergangsfrist überlegen. Vielleicht gleich für eine volle Haushaltsperiode von 5 Jahren, damit der Haushaltsplan entsprechend sinnvoll aufgestellt werden kann. Denn ich bin davon überzeugt, daß Ende 2020 wieder die Wirtschaftslage in GB nur zum Haareraufen sein wird.
Nein es gibt ein Ziel Ende 2020 und fertig.
Daran ist zu halten das wird nur rumeierei.
Ab 01.01.2021 fallen Sie raus, die Schranken gehen runter etc.
Fertig!
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