EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Moderator: Moderatoren Forum 3

Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

May schwadroniert und bringt alles Seiten gegen sich auf

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... erung.html
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... eilen.html

PM May hat ihre "große Rede" im EU-Ministerrat gehalten. Sie bittet um Verlängerung der Mitgliedsrechte, und sie will auch so lange Beiträge zahlen, also mindestens bis 2021. Nun weiß derzeit niemand, was eine Mitgliedschaft nach dem formalen Austritt in April 2019 sein soll, und welche Beiträge dazu erforderlich sein werden. Neben den Scheidungsverhandlungen muß gesondert verhandelt werden über diesen Schwebezustand bis GB sich endgültig abnabeln will. Ohne rechtsverbindlichen Vertrag geht so etwas doch gar nicht.

Immerhin meinte Frau May, daß in der Zeit des Schwebezustands kein EU-Mitglied weniger aus der EU-Kasse erhalten wird als derzeit. Auch sei während des Schwebezustands keine der Grundfreiheiten der EU infrage gestellt; aber EU-Bürger sollen sich registrieren... was wohl nichts weiter als eine Meldepflicht bedeutet. Vor allem sollen EuGH-Urteile im Zusammenhang mit EU-Angelegenheiten weiter beachtet werden, indem britische Richter sie mit in ihr Urteil einbauen... was immer das dann heißen soll.

Nach dem endgültigen BREXIT soll kein "Norwegenstatus" angestrebt werden, sondern eine "intelligente Lösung" die möglichst enge Zusammenarbeit von GB mit der EU ermöglichen. Aus meiner Sicht muß dann ein Vertrag nach dem Muster CETA mit GB auf den Weg gebracht werden. Kanada ist ja auch kein EU-Mitglied, will aber mit der EU vorteilhafte Beziehungen pflegen.

So wie ich die Abläufe einschätze, wird das ein neuer Versuch, die Zusammenarbeit nach dem BREXIT zu vermischen mit den Scheidungsverhandlungen. Darauf sollte sich die EU auf keinen Fall einlassen, sondern jetzt erst einmal mit den Briten die Scheidungskosten nach Recht und Gesetz ermitteln.

Getrennt davon muß ein anderes EU-Verhandlungsteam mit den Briten den Schwebezustand nach dem formalen Austritt definieren und auch dessen Kosten ermitteln. Ich meine. daß dieser Schwebezustand eigentlich genau der "Norwegenstatus" sein müßte. Den würde ich jedenfalls für den Schwebezustand anbieten für eine Laufzeit von 2 Jahren mit Verlängerungsoption um jeweils 2 Jahre, wenn jeweils ein Jahr vor Ablauf der geltenden Vertragslaufzeit ab zu sehen ist, daß die Briten noch nicht so weit sind, daß sie sich endgültig abnabeln können.

In diesem Schwebezustand könnte dann der endgültige Status der Zusammenarbeit zwischen GB und EU ausgehandelt werden... mit der Vorlage des CETA-Abkommens als Muster.

PM May hat mit ihrem Vorschlag einen gangbaren Weg aufgezeigt, und die EU verfügt inzwischen auch über passende Bausteine, so daß nicht jedesmal ganz neue Formen der Zusammenarbeit erfunden werden müssen.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Es ist verdienstvoll, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, den May'schen Irrgarten nachzuzeichnen. Der ist aber Schwachsinn. Sie will erstmal EU-Mitglied bleiben. Irgendwie, aber irgendwie auch nicht.

Vielleicht wird es am Ende auf so eine Lösung hinauslaufen. In Brüssel ist alles möglich. Europa wird derzeit von Schwachköpfen regiert. In Berlin, Paris, London und anderswo.
Benutzeravatar
unity in diversity
Beiträge: 10327
Registriert: So 21. Dez 2014, 09:18
user title: Links oben, unten rechts
Wohnort: Deutschland drunter & drüber

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von unity in diversity »

Die unkonkrete Rede der Premierministerin hat Mißtrauen gesät:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/b ... 12607.html

Vielleicht muß May noch etwas üben, ääh...
Für jedes Problem gibt es 2 Lösungsansätze:
Den Falschen und den Unsrigen.
Aus den USA.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(23 Sep 2017, 05:38)

Es ist verdienstvoll, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, den May'schen Irrgarten nachzuzeichnen. Der ist aber Schwachsinn. Sie will erstmal EU-Mitglied bleiben. Irgendwie, aber irgendwie auch nicht.

Vielleicht wird es am Ende auf so eine Lösung hinauslaufen. In Brüssel ist alles möglich. Europa wird derzeit von Schwachköpfen regiert. In Berlin, Paris, London und anderswo.
Hilft doch nichts; unsere Ausgangslage war der harte BREXIT... Buch zugeklappt, und das war's. Diese Lösung scheint den Briten unheimlich zu werden. Nun gibt es Bewegung und damit die Möglichkeit, durch Verhandlungen den Weg in die Zukunft so zu gestalten, daß das Ergebnis für uns Europäer erträglicher wird. Kommissionspräsident Juncker sollte in gleicher Weise diese Rede aufgliedern und zwei weitere Verhandlungsteams vorschlagen: Über das Team um Herrn Barnier hinaus sollte sich ein Team bereit halten für die "Norwegenphase" von 2 oder mehr Jahren, und ein weiteres für die anschließende "CETA-Phase"

In der Norwegenphase darf GB nicht besser gestellt werden als Norwegen; zur CETA-Phase muß man sehen, was den Briten darüber hinaus vorschwebt... Frau May will ja etwas mehr als CETA. Eine Teilnahme am Binnenmarkt kann aber nur unter der Randbedingung "Norwegen" zugelassen werden. Da muß Frau May ihre Vorstellungen wohl etwas ausführlicher ausbreiten... oder sich bohrende Fragen gefallen lassen.

Ich glaube nicht, daß unsere führenden Politiker Schwachköpfe sind. Dieser Vorwurf fällt doch sofort auf das Wahlvolk zurück.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Es sollte überhaupt keine Verhandlungen geben. Raus mit den Briten. Dann sollen sie sehen, wie sie allein zurecht kommen. Ende mit Schrecken. Mit sich selbst überschätzenden Deppen verhandelt man nicht.

Wir sollten uns auf die EU und deren Zukunft konzentrieren.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(23 Sep 2017, 08:57)

Es sollte überhaupt keine Verhandlungen geben. Raus mit den Briten. Dann sollen sie sehen, wie sie allein zurecht kommen. Ende mit Schrecken. Mit sich selbst überschätzenden Deppen verhandelt man nicht.

Wir sollten uns auf die EU und deren Zukunft konzentrieren.
An Ihrem Zorn ist schon etwas dran. Ich bin lange darüber weg, denn wir können die Britischen Inseln nicht mit einem Fingerschnipsen auf die geographische Position der Bahamas verschieben. Die bleiben dort, wo sie sind; außerdem gibt es so viele persönliche Beziehungen zu Briten durch Familienbande, Freundschaften, Geschäftsbeziehungen, daß man besser kein Kind mit dem Bade ausschütten sollte. Machen wir das beste aus dieser Schnapsidee der Briten.

Richtig, den Briten gelingt es doch tatsächlich, die sehr schlimme innere Verfassung der EU fast ganz zu verdecken. Da sollte die EU in der Tat endlich umsteuern. Die Verhandlungen EU-GB sind bei Herrn Barnier in besten Händen. Lassen wir ihn machen... und stürzen wir uns mit Präsident Macron auf den Umbau der EU zu einer zukunftsfähigen Gemeinschaft! Präsident Macron hat das Verdienst, daß endlich auch unsere deutschen Politiker wieder darüber nachdenken, wie sie sich die künftige EU vorstellen. "Weiter so" wird nicht mehr lange gut gehen. Nutzen wir unsere neue europäische Freiheit durch den BREXIT!
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Ich bin nicht zornig, sondern genervt. Die Briten halten sich für den Nabel der Welt. Sollen sie. Tschüss.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(23 Sep 2017, 09:46)

Ich bin nicht zornig, sondern genervt. Die Briten halten sich für den Nabel der Welt. Sollen sie. Tschüss.
In dem Punkt irren die Briten. Wir sind der Nabel der Welt! :D
Benutzeravatar
Bleibtreu
Beiträge: 8825
Registriert: Mi 27. Feb 2013, 11:58
user title: freigeist
Wohnort: TelAviv / Paris

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Bleibtreu »

Wenn ich eure Beitraege lese muss ich lachen. Ich gebaerdet euch, als wenn ihr die AustrittsVerhandlungen fuehren muesstet.
Wer ist der Nabel der Welt? Frueher galt Jerusalem als solcher. Siehe alte Karten, auf denen Jerusalem im Zentrum steht. :D

SeparatismusBestrebungen, als GegenBewegung zur Globalisierung, sind in Europa nichts Neues. Bayern, NordItalien, Schottland, Katalonien... In diesem Fall nicht national, sondern europaeisch. BritanniensFuehrerInnen waren noch nie sehr EU affin. Das Gemaule begann schon kurz nach dem Beitritt zur EU. So what? Die Dinge nehmen ihren Lauf, auch gegen den Willen vieler Briten, die gerne in der EU bleiben wuerden.
• Wer fuer alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
https://www.shabak.gov.il/english/Pages/index.html#=1
Concordia - Integritas - Industria
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Bleibtreu hat geschrieben:(23 Sep 2017, 11:15)

Wenn ich eure Beitraege lese muss ich lachen. Ich gebaerdet euch, als wenn ihr die AustrittsVerhandlungen fuehren muesstet.
.
Hätte ich die Verhandlungen zu führen, würde es gar keine geben.

Die Briten benehmen sich völlig unzivilisiert. Ihre schlechten Manieren sind kaum mehr zu ertragen. Der Fehler wurde schon früh gemacht, als man Thathers "I want my money back" nachgegeben hat. Damals hätte man einfach sagen sollen: Sie können Ihr Geld behalten, indem Sie austreten.

Ich habe von Anfang die Ansicht vertreten, dass die Briten nicht dauerhaft Mitglied bleiben würden.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Bleibtreu hat geschrieben:(23 Sep 2017, 11:15)

Wenn ich eure Beitraege lese muss ich lachen. Ich gebaerdet euch, als wenn ihr die AustrittsVerhandlungen fuehren muesstet.
Wer ist der Nabel der Welt? Frueher galt Jerusalem als solcher. Siehe alte Karten, auf denen Jerusalem im Zentrum steht. :D

SeparatismusBestrebungen, als GegenBewegung zur Globalisierung, sind in Europa nichts Neues. Bayern, NordItalien, Schottland, Katalonien... In diesem Fall nicht national, sondern europaeisch. BritanniensFuehrerInnen waren noch nie sehr EU affin. Das Gemaule begann schon kurz nach dem Beitritt zur EU. So what? Die Dinge nehmen ihren Lauf, auch gegen den Willen vieler Briten, die gerne in der EU bleiben wuerden.
Diese Landkarten mit Jerusalem als Nabel der Welt sind veraltet; heute ist Deutschland der Nabel der Welt. Wäre ja noch schöner! Ihnen ist auch mein Durchgriff in die Verhandlungskommission entgangen... tss, tss! Nun 'mal hurtig!
Ger9374

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ger9374 »

Man sollte denken die briten würden langsam ihre Tea Time beenden um zügig gen Empire voran zu
schreiten. Nun sieht es so aus das keiner auf der Insel nun wüsste was ab geht.
Olympus
Beiträge: 1301
Registriert: So 16. Jul 2017, 10:03

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Olympus »

Ger9374 hat geschrieben:(23 Sep 2017, 20:09)

Man sollte denken die briten würden langsam ihre Tea Time beenden um zügig gen Empire voran zu
schreiten. Nun sieht es so aus das keiner auf der Insel nun wüsste was ab geht.
Das wussten die vor dem Referendum auch nicht. So ist das halt mit den Brüllern. Tun mir nicht leid.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Olympus hat geschrieben:(23 Sep 2017, 20:12)

Das wussten die vor dem Referendum auch nicht. So ist das halt mit den Brüllern. Tun mir nicht leid.
Mit "leid tun" wird man dieser Dummheit leider nicht gerecht. Da entstehen ja auch Nachteile für Leute, die mit dem BREXIT gar nichts am Hut haben... etwa Irland. Ich halte es für ganz unerläßlich, daß diese BREXIT-Nummer jetzt mit allen Beteiligten durchgezogen wird, natürlich nicht im Zorn, sondern ganz sachlich durch Vertragsrecht begründet. Meinetwegen auch mit einer Übergangszeit im Norwegenstatus. Danach wird man sehen müssen, welches Vertragsverhältnis die EU mit GB in Anlehnung an CETA eingehen kann, ohne bewährte Partner wie Norwegen oder die Schweiz in Nachteil zu bringen. Und das ist es dann erst einmal.

Ein Leben außerhalb der EU ist möglich, aber vielleicht nicht ganz so angenehm als Nachbar eines blühenden Wirtschaftsgebiets. Bei vernünftiger Angehensweise sollte die EU sich deutlich besser entwickeln als GB allein; dafür steht schon die Größe ihres Wirtschaftsgebiets, das viel größere Möglichkeiten für Unternehmen bietet.
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

Ger9374 hat geschrieben:(23 Sep 2017, 20:09)

Nun sieht es so aus das keiner auf der Insel nun wüsste was ab geht.
vllt interne streitereien und ein geschwächte führung.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(23 Sep 2017, 20:28)

Ein Leben außerhalb der EU ist möglich, aber vielleicht nicht ganz so angenehm als Nachbar eines blühenden Wirtschaftsgebiets. Bei vernünftiger Angehensweise sollte die EU sich deutlich besser entwickeln als GB allein; dafür steht schon die Größe ihres Wirtschaftsgebiets, das viel größere Möglichkeiten für Unternehmen bietet.
ach, S&P und moody werden die briten auch noch das nötige beibringen, denke ich.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(23 Sep 2017, 22:26)

ach, S&P und moody werden die briten auch noch das nötige beibringen, denke ich.
Das wäre die Geldwirtschaft, weil so doch Kreditkosten gestaltet werden. Aber selbst dann, wenn diese Kosten fast unverändert blieben, bietet der größere Markt bessere Möglichkeiten für Hersteller und Verbraucher, mit guten Produkten eine größere Käuferschar zu erreichen und damit das Unternehmen rascher zu entwickeln. Und wir Verbraucher haben die Qual der Wahl, wenn wir uns nicht am Herstellungsgebiet entlang entscheiden, sondern an der Qualität des Produkts.

Nicht zu vergessen der daraus folgende Erfolg auf den Weltmärkten... was uns die USA in ihrer großen Zeit auch vorgeführt haben.

Ich meine, daß gerade die Niederlande mit ihren Erzeugnissen und Dienstleistungen schon heute ganz besondere Vorteile vom großen europäischen Markt haben. Der Gedanke an einen NEXIT oder das Verlassen des Euros dürfte spätestens beim Nachdenken über die wirtschaftlichen Folgen ganz schnell in der Versenkung verschwinden. Und so ginge uns Deutschen das zweifellos auch! Den Briten beginnt offenbar erst jetzt zu dämmern, was sie sich da aufgeladen haben. Nicht ohne Grund hat PM May eine Übergangsphase erbeten und ein Verhältnis "enger als mit Kanada" in Aussicht gestellt. Über beides wird sehr nüchtern zu verhandeln sein.
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Nix verhandeln. In die Knie zwingen. Suffer Britannia!
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Tjoa, in vielen Bereichen ist May bekanntlich schon eingeknickt, wenn man sich die Thesenpapiere der planlosen Regierung Britanniens anschaut. Dass einem die Welt zu Füßen liegen wird, um auf eigene Kosten London Geschenke zu machen, war auch eine ziemliche Fehleinschätzung der Brexiteers. Für die europäischen Unterhändler bleibt alles beim Alten, während für die Briten die Zeit rennt:
Aber schon der Wegfall der Übergangsfrist wäre für May ein harter Schlag. Es gilt als sicher, dass es bis zum Brexit-Tag am 29. März 2019 unmöglich gelingen kann, neben den komplexen Details der Scheidung auch noch die künftigen Handelsbeziehungen abzuklären. May hat deshalb um eine etwa zweijährige Übergangsphase gebeten - vor allem um die Wirtschaft ihres Landes zu schützen.

Die Resolution des EU-Parlaments erhöht den Druck deshalb beträchtlich. Denn die Bedingung der Abgeordneten ist, dass zuvor "alle Fragen" geklärt sein müssen - darunter die der Austrittsrechnung. Die EU-Kommission schätzt, dass die Briten insgesamt 60 bis 100 Milliarden Euro schuldig sind. [...]

Unangenehm für May wird auch das Timing der Resolution: Das EU-Parlament wird sie voraussichtlich am 3. Oktober beschließen - genau einen Tag vor der nächsten großen Brexit-Rede Mays auf dem Parteitag der Tories. [...]

Der Zeitdruck und die Resolution des Parlaments sind nicht die einzigen schlechten Nachrichten, die Theresa May zuletzt verkraften musste. Das britische Pfund sackte am Donnerstag gegenüber dem US-Dollar auf ein Zwei-Wochen-Tief, nachdem die Bank of England erklärt hatte, dass sie den wahrscheinlichen Schaden des Brexits für die britische Wirtschaft nicht komplett werde ausgleichen können. Und bereits am Mittwoch ereilte May die Hiobsbotschaft, dass die US-Regierung nach einer Beschwerde des Boeing-Konzerns drastische Strafzölle gegen den Flugzeughersteller Bombardier erheben will. Das bedroht auch rund 4200 Arbeitsplätze in Nordirland, wo Bombardier ein großes Werk betreibt.

Sie sei "bitter enttäuscht", sagte May am Donnerstag bei einer Konferenz in London, und warf der US-Regierung indirekt Protektionismus vor. Die Strafzölle "untergraben die Partnerschaft", welche die britische Regierung seit Langem mit Boeing pflege, warnte die Premierministerin. Sie werde alles tun, um die Arbeitsplätze zu schützen. Prompt titelte der "Telegraph": "May droht den USA mit Handelskrieg." Die EU hätte in diesem Bereich erheblichen Einfluss. Doch auf ihre Hilfe können die Briten künftig nicht mehr zählen, so CDU-Politiker Brok. "Sie merken jetzt, wie es ist, allein zu sein."
http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 70366.html

Ich stimme konservativen Politikern ja selten gerne zu, aber dem letzten Satz von Brok kann man schlecht widersprechen. Die Briten kriegen so langsam die gewünschte Einsamkeit und Isoliertheit mit all ihren Konsequenzen zu sehen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(28 Sep 2017, 20:23)

Tjoa, in vielen Bereichen ist May bekanntlich schon eingeknickt, wenn man sich die Thesenpapiere der planlosen Regierung Britanniens anschaut. Dass einem die Welt zu Füßen liegen wird, um auf eigene Kosten London Geschenke zu machen, war auch eine ziemliche Fehleinschätzung der Brexiteers. Für die europäischen Unterhändler bleibt alles beim Alten, während für die Briten die Zeit rennt:


http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 70366.html

Ich stimme konservativen Politikern ja selten gerne zu, aber dem letzten Satz von Brok kann man schlecht widersprechen. Die Briten kriegen so langsam die gewünschte Einsamkeit und Isoliertheit mit all ihren Konsequenzen zu sehen.
Sicher kann der Rest der EU nun vergleichsweise kühl beobachten, wie die Briten allmählich vom Hohen Roß absteigen müssen. Dennoch würde ich mit einer eigenen Verhandlungsgruppe den Übergangszustand wie für Norwegen verhandeln. Das wäre ja verhältnismäßig überschaubar. Den ausgehandelten Vertrag könnte man dann ablegen und erst in Kraft treten lassen, wenn in den Austrittsverhandlungen eine Einigung erzielt wurde. Diese Verhandlungen gehören auf keinen Fall in die laufenden Scheidungsverhandlungen hinein. Den Übergangszustand würde ich auch nicht zeitlich beschränken, sondern von einer britischen Kündigung oder von einer Nichterfüllung des Vertrags durch die Briten abhängig machen.

So kann die EU zeigen, daß sie an rechtlich und menschlich sauberen Scheidungsverhandlungen arbeitet und ihre wirtschaftliche Macht nicht mutwillig ausspielt. Im von den Briten angerichteten Chaos dann den einen oder anderen Punktgewinn erzielen... darauf muß sich die EU nicht einlassen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(28 Sep 2017, 20:57)
So kann die EU zeigen, daß sie an rechtlich und menschlich sauberen Scheidungsverhandlungen arbeitet und ihre wirtschaftliche Macht nicht mutwillig ausspielt.
Ehrlich gesagt sehe ich die Grundpositionierung genau als eine solche rechtlich und menschlich saubere Lösung, wenn wir auf die Einhaltung eingegangener Verpflichtungen schauen (rechtlich/finanziell) sowie die Vermeidung einer scharfen Grenze zwischen Irland und Nordirland; und natürlich die Sicherung der Rechtssicherheit von Briten in Europa sowie Europäern in Britannien. Wenn sich die Briten parallel hierzu mehrmals verkalkulieren, ob mit Indien, Australien, Japan, Südkorea, Kanada, Russland, China oder nun die USA, ist das eben deren Angelegenheit und nicht mehr unsere.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(29 Sep 2017, 08:45)

Ehrlich gesagt sehe ich die Grundpositionierung genau als eine solche rechtlich und menschlich saubere Lösung, wenn wir auf die Einhaltung eingegangener Verpflichtungen schauen (rechtlich/finanziell) sowie die Vermeidung einer scharfen Grenze zwischen Irland und Nordirland; und natürlich die Sicherung der Rechtssicherheit von Briten in Europa sowie Europäern in Britannien. Wenn sich die Briten parallel hierzu mehrmals verkalkulieren, ob mit Indien, Australien, Japan, Südkorea, Kanada, Russland, China oder nun die USA, ist das eben deren Angelegenheit und nicht mehr unsere.
Da sind wir schon einer Meinung mit den Scheidungsverhandlungen. Allerdings wünsche ich doch aus persönlichen Gründen den Briten eine Mitwirkungsrolle, wie sie Norwegen ja auch ausfüllt. Hoffentlich übermannt die politische Führung auf der Suche nach einer britischen Rolle in der sich verändernden Welt nicht stetig wiederkehrend der Größenwahn!
Olympus
Beiträge: 1301
Registriert: So 16. Jul 2017, 10:03

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Olympus »

H2O hat geschrieben:(29 Sep 2017, 09:51)

Da sind wir schon einer Meinung mit den Scheidungsverhandlungen. Allerdings wünsche ich doch aus persönlichen Gründen den Briten eine Mitwirkungsrolle, wie sie Norwegen ja auch ausfüllt. Hoffentlich übermannt die politische Führung auf der Suche nach einer britischen Rolle in der sich verändernden Welt nicht stetig wiederkehrend der Größenwahn!
Der Größenwahn hat die Briten doch schon lang übermannt. "Sie werden das Empire wieder groß machen" Nun wird es halt ganz klein. Manche lernen einfach nicht hinzu. Das bewiesen die Briten desöfteren und nun mit dem Brexit aufs neue.
Sonderrechte sollten Sie nicht bekommen. Erstmal sollten Sie Schmerzen haben, damit sie kapieren, das sie auch nur ein Wurm auf der Welt sind.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Olympus hat geschrieben:(29 Sep 2017, 10:18)

Der Größenwahn hat die Briten doch schon lang übermannt. "Sie werden das Empire wieder groß machen" Nun wird es halt ganz klein. Manche lernen einfach nicht hinzu. Das bewiesen die Briten desöfteren und nun mit dem Brexit aufs neue.
Sonderrechte sollten Sie nicht bekommen. Erstmal sollten Sie Schmerzen haben, damit sie kapieren, das sie auch nur ein Wurm auf der Welt sind.
Nein, mit einer solchen Form der Schadenfreude will ich nicht auf britische Fehleinschätzungen eingehen. Mir genügte es, wenn sie sich so verhielten wie unsere übrigen Nachbarn ringsum. Ein bißchen spinnen darf doch jeder! :)
Olympus
Beiträge: 1301
Registriert: So 16. Jul 2017, 10:03

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Olympus »

H2O hat geschrieben:(29 Sep 2017, 11:17)

Nein, mit einer solchen Form der Schadenfreude will ich nicht auf britische Fehleinschätzungen eingehen. Mir genügte es, wenn sie sich so verhielten wie unsere übrigen Nachbarn ringsum. Ein bißchen spinnen darf doch jeder! :)
Aber gleich eine Gleichstellung wie die Schweiz oder Norwegen kann es auch nicht geben. Noch nicht, in 10-15 Jahren vielleicht. Sie bekamen genug Bonus und sie müssen lernen das das ach so große Empire nicht mehr existiert. Glanzvoll war das eh nicht, es war Teil des größten Massenmordes der Menschheitsgeschichte. Darauf brauch man nicht stolz sein.
Die Briten müssen lernen das sie nur ein Teil dieser Welt sind und man die Zeit nicht rückgängig machen kann. Nicht Sie bestimmen, sondern findet eine Zusammenkunft.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Olympus hat geschrieben:(29 Sep 2017, 11:24)

Aber gleich eine Gleichstellung wie die Schweiz oder Norwegen kann es auch nicht geben. Noch nicht, in 10-15 Jahren vielleicht. Sie bekamen genug Bonus und sie müssen lernen das das ach so große Empire nicht mehr existiert. Glanzvoll war das eh nicht, es war Teil des größten Massenmordes der Menschheitsgeschichte. Darauf brauch man nicht stolz sein.
Die Briten müssen lernen das sie nur ein Teil dieser Welt sind und man die Zeit nicht rückgängig machen kann. Nicht Sie bestimmen, sondern findet eine Zusammenkunft.
Was soll das denn nur? Als Lehr- und Zuchtmeister machen wir Deutschen uns doch auch nicht so besonders überzeugend. Aber eins ist auch klar: Als mitbestimmende politische Kraft wünsche ich mir diese Briten auch erst wieder im Abstand einer Generation, wenn die EU auf dem Wege zur europäischen Föderation einen tüchtigen Schritt voran gekommen ist. So lange ist der Norwegenstatus doch eine gute Lösung. Die Briten sind Teilnehmer am Binnenmarkt, bezahlen brav für die Pflege und Entwicklung des Binnenmarkts, können aber nicht die Entwicklung der EU behindern. Natürlich können sie jederzeit die Zusammenarbeit beenden, indem sie erneut auf Extrawürste dringen.
Ger9374

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ger9374 »

Die Briten können doch mit ihrem Nationalstolz durchaus weiterleben, was stört uns das.
Politische und Wirtschaftliche Realitäten kann man damit nicht umgehen. Ich warne davor in eine
Position zu verfallen und zu sagen " jetzt geben
Wir es denen richtig". Keine Sonderbehandlung, aber auch keine unnötigen Schikanen.
Es ist besser sich alles in aller Ruhe anzusehen
Und nüchtern zu entscheiden!
Demütigung ist eine niedere Motivation, dazu sollte sich die E.U zu schade sein, hat sie auch nicht nötig. Wir werden weiter Europäer sein, auch die Briten!
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(29 Sep 2017, 09:51)

Da sind wir schon einer Meinung mit den Scheidungsverhandlungen. Allerdings wünsche ich doch aus persönlichen Gründen den Briten eine Mitwirkungsrolle, wie sie Norwegen ja auch ausfüllt. Hoffentlich übermannt die politische Führung auf der Suche nach einer britischen Rolle in der sich verändernden Welt nicht stetig wiederkehrend der Größenwahn!
So viel Gestaltungsmöglichkeiten gibt's im Falle Norwegens nicht. Die "Stimme in Europa" ist für die (relativ kleine) Proeuropa-Bewegung das Hauptargument, während die Beitrittsablehner vor allem auf die Kosten verweisen, da Norwegen ja zum einen ein sehr hohes BIP pro Kopf dank der Rohstoffe hat, aber andererseits kaum Landwirtschaft, um etwas vom größten Subventionsposten zurückzukriegen. Zudem ist Norwegen ein recht kleines Land. Die Briten konnten noch alles torpedieren, was irgendwie der Finanzindustrie hätte schaden können. So viel Einfluss haben sonst nur Deutschland und Frankreich, mit Abstrichen noch Italien. Und so ist Norwegen nun nicht nur Teil des EWR und damit noch stärker integriert als die Schweiz, sondern partizipiert auch bei Dublin, Erasmus, Schengen, EHEA und diversen weiteren Einrichtungen, z.B. bei der Flugüberwachung, der Sicherheit, militärischen Kooperation und so weiter, und so fort. Obendrein zahlt man noch einen ordentlichen Obolus in die EU-Töpfchen und profitiert von der Personenfreizügigkeit, während Europarecht ohne Mitsprache in fast allen Fällen (paar Sonderregelungen bzw. Ausnahmen gibt's) umsetzt wird. Ob das für die Briten so erstrebenswert wäre? In Bereichen wie Schengen wären sie danach noch stärker integriert und müssten aufgrund des wegfallenden Britenrabatts nicht mit geringeren Kosten rechnen dürfen. Zugleich gilt weiterhin der verhasste EuGH. :?:
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(29 Sep 2017, 12:03)

So viel Gestaltungsmöglichkeiten gibt's im Falle Norwegens nicht. Die "Stimme in Europa" ist für die (relativ kleine) Proeuropa-Bewegung das Hauptargument, während die Beitrittsablehner vor allem auf die Kosten verweisen, da Norwegen ja zum einen ein sehr hohes BIP pro Kopf dank der Rohstoffe hat, aber andererseits kaum Landwirtschaft, um etwas vom größten Subventionsposten zurückzukriegen. Zudem ist Norwegen ein recht kleines Land. Die Briten konnten noch alles torpedieren, was irgendwie der Finanzindustrie hätte schaden können. So viel Einfluss haben sonst nur Deutschland und Frankreich, mit Abstrichen noch Italien. Und so ist Norwegen nun nicht nur Teil des EWR und damit noch stärker integriert als die Schweiz, sondern partizipiert auch bei Dublin, Erasmus, Schengen, EHEA und diversen weiteren Einrichtungen, z.B. bei der Flugüberwachung, der Sicherheit, militärischen Kooperation und so weiter, und so fort. Obendrein zahlt man noch einen ordentlichen Obolus in die EU-Töpfchen und profitiert von der Personenfreizügigkeit, während Europarecht ohne Mitsprache in fast allen Fällen (paar Sonderregelungen bzw. Ausnahmen gibt's) umsetzt wird. Ob das für die Briten so erstrebenswert wäre? In Bereichen wie Schengen wären sie danach noch stärker integriert und müssten aufgrund des wegfallenden Britenrabatts nicht mit geringeren Kosten rechnen dürfen. Zugleich gilt weiterhin der verhasste EuGH. :?:
Ist es denn nicht so, daß Norwegen mit den Agrar- und Ausgleichsfonds nichts am Hut hat? Die Personenfreizügigkeit (meinetwegen mit Meldepflicht) und den EuGH müssen die Briten natürlich schlucken... oder ihrer Wege gehen. "Schengen" ist ja verzichtbar... dann gibt es eben Grenzkontrollen für Reisende. Es gibt ja auch EU-Mitglieder außerhalb von "Schengen". Aber erst einmal müssen die Scheidungsverhandlungen zu einem guten Ende gebracht werden.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(29 Sep 2017, 12:43)

Ist es denn nicht so, daß Norwegen mit den Agrar- und Ausgleichsfonds nichts am Hut hat? Die Personenfreizügigkeit (meinetwegen mit Meldepflicht) und den EuGH müssen die Briten natürlich schlucken... oder ihrer Wege gehen. "Schengen" ist ja verzichtbar... dann gibt es eben Grenzkontrollen für Reisende. Es gibt ja auch EU-Mitglieder außerhalb von "Schengen". Aber erst einmal müssen die Scheidungsverhandlungen zu einem guten Ende gebracht werden.
Ich wollte nur sagen, dass Norwegen schon an Einrichtungen teilnimmt, an denen nicht einmal die Briten partizipieren. Daher glaube ich nicht, dass das Modell EWR als Blaupause etwas ist, was die Briten wünschen.

Und ja, Agrarindustrie und Fischerei sind Bereiche, wo Norwegen Ausnahmen hat. Das waren aber nun auch nicht die großen Streitthemen bei der Brexit-Debatte, wenn man von ein paar kleinen Fischerdörfchen in den großen verarmten Teilen Englands absieht. Die Personenfreizügigkeit war da eher ein großer Aufreger. Ich hielt da eine Teilnahme an der Zollunion wie die Türkei für realistischer... sofern die Briten wollen, versteht sich. Wenn ich mich recht entsinne, sagte die norwegische Premierministerin aber schon, dass sie im Falle Großbritanniens von diesem Modell absieht, da es schon recht speziell für Oslo und die Rahmenbedingungen Norwegens zugeschnitten ist. Für ein großes Land mit völlig anderer Wirtschaftsstruktur wäre das wohl nicht ratsam: http://www.independent.co.uk/news/uk/po ... 84926.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 35164
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

H2O hat geschrieben:(29 Sep 2017, 12:43)Aber erst einmal müssen die Scheidungsverhandlungen zu einem guten Ende gebracht werden.
Zumindest sollte die Scheidung mal durch sein. Denn die Briten scheinen ja kein wirkliches Interesse daran zu haben, dass gerade diese Verhandlungen in time abgeschlossen werden und steuern wohl sehenden Auges in den harten Brexit. Ihr einziges Augenmerk scheint auf der Zeit danach zu liegen, was verständlich ist, aber eben nicht machbar. Vielleicht lernen sie es ja noch in der verbliebenen Zeit.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Die Leser wirken auch sehr begeistert.
A trade war with America!
Great timing guys, perhaps post Brexit britain won't be so global after all.
Still, not too late to change our minds right?

If Theresa May want history to be kind to her, she can reverse her current direction of travel.
Hard to do if you don't have any direction to start with.

Is this the same PM who was telling us a free market was the greatest thing ever?

So much for that big amazing trade deal we'll be signing with the Americans to help bail us out of the financial mire post-Brexit, eh?
It's all falling apart in Brexit Wonderland.

Well, isn't that just what we need along with the Brexit debacle; a trade war! Brilliant!!!
What an omnishambles of a Government. They bring a new definition to incompetence.

The ridiculous thing is that Boeing employs more people in the UK than Bombardier does - and Boeing's UK workforce is primarily in the area of defence, the area that the government is going to boycott.
Somebody needs to label their arses and elbows for them.

But the Bombardier employees are in DUP seats.

"she hits out at ‘creeping protectionism’"
Is this some type of satire? The women leading us out of the EU is angry because other counties are implementing protectionist policies?
You couldn't make this shit up!

Easiest trade deal in history = a trade war
You couldn't make this sh*t up
Labour would annihilate the Tories if they would adopt an anti brexit policy

So trade with the US shutting down as well as the EU? There's always India I suppose.
Yes but we don't seem to want Indian students coming here, which is likely to make them reluctant to deal with us. China perhaps?

And this despite the fact that higher education is a massive export for the UK, what with international students bringing in £25 billion to the economy each year.
Odd.
https://www.theguardian.com/politics/20 ... tariff-row

Da warte ich nur auf ein paar deutsche Antieuropäer, die uns gleich mitteilen, dass die Briten es alle falsch sehen und einfach nur fest daran glauben müssen, dass bald ohne Zutun Milch und Honig fließen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Boris Johnson has said he does not expect the UK to be subject to EU’s laws obliging free movement once it leaves the EU in 2019, apparently contradicting Theresa May’s promise in her Florence speech that the UK would stick to the status quo as much as possible during a planned two-year transition.

Speaking on the Radiožurnál radio station in the Czech Republic, the foreign secretary said: “The relevant date for cutting the current model of free movement of persons and EU immigration into Britain is still 2019. We must be clear about this.
https://www.theguardian.com/politics/20 ... d-florence

Die Übergangsphase ist aber auch eine schöne Kuriosität. Nicht nur verlängert sich die Planungsungewissheit der Bürger und Betriebe, nein, man weiß noch nicht einmal, wie diese Phase überhaupt aussehen soll. Von der darauffolgenden Zeit ganz zu schweigen. Man könnte fast Mitleid kriegen.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Ger9374

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Ger9374 »

Die Briten scheinen tatsächlich ungehalten mit den USA zu sein.Bombadier hat eine Fertigungsstätte in Britannien deren Flugzeugteile würden einer Steuer um 220% zukünftig unterliegen. Die Briten knurren!
Boeing ist da wohl am Drücker!!
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

Ger9374 hat geschrieben:(29 Sep 2017, 14:14)

Die Briten scheinen tatsächlich ungehalten mit den USA zu sein.Bombadier hat eine Fertigungsstätte in Britannien deren Flugzeugteile würden einer Steuer um 220% zukünftig unterliegen. Die Briten knurren!
Boeing ist da wohl am Drücker!!
Das "Witzige" an der Sache ist ja: wenn die Briten nun mit Boeing so verfahren wie die Amis mit Bombardier, haben sie gleich mehrere Probleme. Zum einen beschäftigt Boeing fast viermal so viele Leute in England wie Bombardier in Nordirland. Zum anderen geht's da vor allem um sicherheitspolitische Einkäufe, wo sich die Briten an Boeing gekettet haben. Was sie auch machen: sie werden sich ins eigene Fleisch schneiden. Trump als Geschäftsmann nutzt eben die Schwächen aus -- auch von Partnern, die keine best friends for life sind und entsprechend auch mal wechseln. Da predigt man seit etlichen Monaten, dass mehr Globalismus und Freihandel eine prosperierende Zukunft bedeuten würde, während einem angeblich der europäische Markt viel zu klein sei. Und nun ist man selber klein, die Konkurrenz setzt teilweise auf Protektionismus und man liebäugelt selbst mit Schutzzöllnerei in Form eines kleinen Handelskrieges, der sich gerne schnell ausweiten kann.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(29 Sep 2017, 12:54)

Ich wollte nur sagen, dass Norwegen schon an Einrichtungen teilnimmt, an denen nicht einmal die Briten partizipieren. Daher glaube ich nicht, dass das Modell EWR als Blaupause etwas ist, was die Briten wünschen.

Und ja, Agrarindustrie und Fischerei sind Bereiche, wo Norwegen Ausnahmen hat. Das waren aber nun auch nicht die großen Streitthemen bei der Brexit-Debatte, wenn man von ein paar kleinen Fischerdörfchen in den großen verarmten Teilen Englands absieht. Die Personenfreizügigkeit war da eher ein großer Aufreger. Ich hielt da eine Teilnahme an der Zollunion wie die Türkei für realistischer... sofern die Briten wollen, versteht sich. Wenn ich mich recht entsinne, sagte die norwegische Premierministerin aber schon, dass sie im Falle Großbritanniens von diesem Modell absieht, da es schon recht speziell für Oslo und die Rahmenbedingungen Norwegens zugeschnitten ist. Für ein großes Land mit völlig anderer Wirtschaftsstruktur wäre das wohl nicht ratsam: http://www.independent.co.uk/news/uk/po ... 84926.html
Sicher muß man mit einiger Herzenskälte an diese Neugestaltung der EU-Beziehungen GBs heran gehen. Denn ich vermute, wir Europäer sind vielleicht auch ein wenig an der Nase herumgeführt worden, was die Absichten GBs in der EU betrifft. Dabei mögen einige sehr europäisch angelegte Äußerungen, etwa von PM Heath oder Blair durchaus ernst gemeint gewesen sein, aber womöglich vor einem Hintergrund der Gleichgültigkeit und sogar der Ablehnung.

Ich erinnere mich noch, wie ich als 18-Jähriger unter meinen britischen Bekannten in Darlington für den europäischen Neuanfang geworben habe. Was da wie aus der Pistole geschossen zurück kam, das war höflich "Britain has always been an island!" oder gleich spöttisch "Why not just begin with the United People of the World!" Das ist nun 60 Jahre her, und es scheint so, als ob sich diese Grundstimmung doch weitgehend gehalten hat.

Als Anfang der 70er dann die Briten doch der EWG beitraten, zogen sie die Skandinavier mit sich; vielleicht wäre auch die norwegische Beteiligung ohne die Briten in der Union nie entstanden. Jetzt müssen wir uns innerlich womöglich auf deren Abschied aus der EU wappnen. Wobei ich mir das im Fall Schwedens gar nicht vorstellen kann.

Ich kann sicher gut mit einer Zollunion GBs mit der EU nach türkischem Muster leben. So weit ich weiß, brauchen Türken ein Visum für Reisen in die EU. Und man verhandelt dabei doch über Warengruppen, etwa landwirtschaftliche Erzeugnisse, Zulieferteile, Textilien... Was geschieht mit Briten mit Wohnsitz in der EU? Das sind häufig Menschen, die ihren Altersruhesitz in wärmere Landstriche am Mittelmeer verlegt hatten, sicher auch einige andere, die sich aus beruflichen Gründen in der EU niedergelassen hatten.

Der europäische Arbeitsmarkt ist sicher aufnahmefähig für EU-Bürger in GB; da muß aus meiner Sicht niemand kämpfen, wenn an der Stelle auf britischer Seite Druck aufgemacht wird. Vielleicht sollte D sogar um qualifizierte Menschen aus Osteuropa in GB werben, wenn tatsächlich Druck auf EU-Bürger ausgeübt werden sollte.

Ach, am besten wäre wohl doch das norwegische Muster der EU-Beteiligung. Aber die Briten müssen sich bewegen... so oder so.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Misterfritz hat geschrieben:(29 Sep 2017, 12:56)

Zumindest sollte die Scheidung mal durch sein. Denn die Briten scheinen ja kein wirkliches Interesse daran zu haben, dass gerade diese Verhandlungen in time abgeschlossen werden und steuern wohl sehenden Auges in den harten Brexit. Ihr einziges Augenmerk scheint auf der Zeit danach zu liegen, was verständlich ist, aber eben nicht machbar. Vielleicht lernen sie es ja noch in der verbliebenen Zeit.
Was bleibt anderes übrig, als den Briten diese Reihenfolge der Verhandlungen immer wieder klar zu machen? Die Briten glauben wohl daran, daß sie in Parallelverhandlungen nun wieder Pflichten gegen neue Vergünstigungen aufwiegen können. Also läßt man die regelmäßigen Vorschläge für das Danach an sich abtropfen und stellt sie auf jeden Fall in die Vorratskammer "Zukunft".
Senexx

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Senexx »

Die Briten setze darauf, dass die deutschen Exportweltmeister dann vor dem Gejammer ihrer Exporteure einknicken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

Senexx hat geschrieben:(30 Sep 2017, 09:37)

Die Briten setze darauf, dass die deutschen Exportweltmeister dann vor dem Gejammer ihrer Exporteure einknicken.
Die EU besteht nicht nur aus D und GB. Einige Partner werden kalt genießen, wenn die Briten nach ihren Auftritten einigen Ärger ertragen müssen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2017, 09:24)

Sicher muß man mit einiger Herzenskälte an diese Neugestaltung der EU-Beziehungen GBs heran gehen. Denn ich vermute, wir Europäer sind vielleicht auch ein wenig an der Nase herumgeführt worden, was die Absichten GBs in der EU betrifft. Dabei mögen einige sehr europäisch angelegte Äußerungen, etwa von PM Heath oder Blair durchaus ernst gemeint gewesen sein, aber womöglich vor einem Hintergrund der Gleichgültigkeit und sogar der Ablehnung.

Ich erinnere mich noch, wie ich als 18-Jähriger unter meinen britischen Bekannten in Darlington für den europäischen Neuanfang geworben habe. Was da wie aus der Pistole geschossen zurück kam, das war höflich "Britain has always been an island!" oder gleich spöttisch "Why not just begin with the United People of the World!" Das ist nun 60 Jahre her, und es scheint so, als ob sich diese Grundstimmung doch weitgehend gehalten hat.

Als Anfang der 70er dann die Briten doch der EWG beitraten, zogen sie die Skandinavier mit sich; vielleicht wäre auch die norwegische Beteiligung ohne die Briten in der Union nie entstanden. Jetzt müssen wir uns innerlich womöglich auf deren Abschied aus der EU wappnen. Wobei ich mir das im Fall Schwedens gar nicht vorstellen kann.

Ich kann sicher gut mit einer Zollunion GBs mit der EU nach türkischem Muster leben. So weit ich weiß, brauchen Türken ein Visum für Reisen in die EU. Und man verhandelt dabei doch über Warengruppen, etwa landwirtschaftliche Erzeugnisse, Zulieferteile, Textilien... Was geschieht mit Briten mit Wohnsitz in der EU? Das sind häufig Menschen, die ihren Altersruhesitz in wärmere Landstriche am Mittelmeer verlegt hatten, sicher auch einige andere, die sich aus beruflichen Gründen in der EU niedergelassen hatten.

Der europäische Arbeitsmarkt ist sicher aufnahmefähig für EU-Bürger in GB; da muß aus meiner Sicht niemand kämpfen, wenn an der Stelle auf britischer Seite Druck aufgemacht wird. Vielleicht sollte D sogar um qualifizierte Menschen aus Osteuropa in GB werben, wenn tatsächlich Druck auf EU-Bürger ausgeübt werden sollte.

Ach, am besten wäre wohl doch das norwegische Muster der EU-Beteiligung. Aber die Briten müssen sich bewegen... so oder so.
Zum Punkt was mit Briten in Europa passiert... nun, ich bin zuversichtlich, dass man im gegenseitigen Interesse eine Vereinbarung findet. Was schon diskutiert wurde und was ich mir gut vorstellen kann: für alle, die bis zum Brexit im März 2019 jeweils in einem anderen Land leben, wird sich nicht verändern. Sie kriegen auf beiden Seiten vom Kanal die Rechtssicherheit. Wer im April 2019 oder später rübermacht, muss hingegen klar und deutlich wissen, dass für ihn andere Regelungen gelten. Mag man ungerecht gegenüber Jüngeren finden, aber irgendwo muss man ja einen Schlussstrich ziehen und ein längst vergangenes Datum (z.B. das des Volksentscheids) fände ich noch ungerechter.

Das norwegische Muster wäre sicherlich noch weiter von Vorteil für alle Europäer und Briten, aber das bedeutet eben auch uneingeschränkte Personenfreizügigkeit. Und polnische Klempner, deutsche Ingenieure, französische Ärzte, irische Kaufleute etc. waren ja das Feindbild Nummer 1 der Brexiteers. In vielen Bereichen (u.a. EuGH) ist May ja schon eingeknickt und sieht so langsam ein, dass die Extrawürste und Rosinenpickerei nicht mehr vorhanden sind. Beim Kernanliegen wird man höchstens Kompromisse finden, z.B. mittels Kontingenten bzw. Quoten. Das wäre aber dann kein norwegisches Muster mehr.

Wenn May nun von Johnson abgewürgt wird, dürfte eine Teilnahme an der Zollunion schon der höchste Grad von Integration sein.
Zum zweiten Mal in wenigen Wochen übergeht Boris Johnson die britische Regierungschefin Theresa May.
In einem Interview nennt der Außenminister Grenzen für die Brexit-Verhandlungen.
Kommentatoren werten seinen Vorstoß als Angriff auf Mays Führungsrolle.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... aeche.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Olympus
Beiträge: 1301
Registriert: So 16. Jul 2017, 10:03

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Olympus »

Ach, es ist wie ein Abendessen mit Freunden und einem gemeinsamen Fleischtopf. Man speist zusammen und spielt Freunde.
Die Briten hatten die Wahl, wollen wir Freunde sein oder zum Fleischtopf werden?
Sie entschieden sich zum Fleischtopf zu werden um ganz great again zu werden.
Sorry, aber bei einem einzelnen Fleischtopf greift man zu. Das wissen die USA, Australien, Kanada, etc. Warum sollten wir also auch nicht zugreifen?
Sobald es was umsonst gibt stehen auch alle da.
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 35164
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Misterfritz »

frems hat geschrieben:(30 Sep 2017, 18:16)In vielen Bereichen (u.a. EuGH) ist May ja schon eingeknickt und sieht so langsam ein, dass die Extrawürste und Rosinenpickerei nicht mehr vorhanden sind.
Nun ja, es ist ja nicht nur ihr Aussenminister,
sondern innerparteilich droht ihr Konkurrenz von sehr weit rechts: Jacob Rees-Mogg
http://www.spiegel.de/politik/ausland/g ... 70687.html
Er ist gegen Steuererhöhungen für Reiche, gegen höhere Sozialleistungen, gegen Klimaschutz, gegen die Homoehe, gegen Abtreibung, gegen Raucherschutz. Letzteres wohl auch, weil er seine Millionen als Gründer der Investmentfirma Somerset Capital gemacht hat, die eng mit der Tabakindustrie verbandelt ist. Selbstverständlich ist Rees-Mogg auch leidenschaftlicher Gegner der Europäischen Union. Den Brexit vergleicht er mit der Schlacht bei Waterloo, als die Briten (und, zugegeben, ein paar andere) Napoleon besiegten.
Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(30 Sep 2017, 18:16)

Zum Punkt was mit Briten in Europa passiert... nun, ich bin zuversichtlich, dass man im gegenseitigen Interesse eine Vereinbarung findet. Was schon diskutiert wurde und was ich mir gut vorstellen kann: für alle, die bis zum Brexit im März 2019 jeweils in einem anderen Land leben, wird sich nicht verändern. Sie kriegen auf beiden Seiten vom Kanal die Rechtssicherheit. Wer im April 2019 oder später rübermacht, muss hingegen klar und deutlich wissen, dass für ihn andere Regelungen gelten. Mag man ungerecht gegenüber Jüngeren finden, aber irgendwo muss man ja einen Schlussstrich ziehen und ein längst vergangenes Datum (z.B. das des Volksentscheids) fände ich noch ungerechter.

Das norwegische Muster wäre sicherlich noch weiter von Vorteil für alle Europäer und Briten, aber das bedeutet eben auch uneingeschränkte Personenfreizügigkeit. Und polnische Klempner, deutsche Ingenieure, französische Ärzte, irische Kaufleute etc. waren ja das Feindbild Nummer 1 der Brexiteers. In vielen Bereichen (u.a. EuGH) ist May ja schon eingeknickt und sieht so langsam ein, dass die Extrawürste und Rosinenpickerei nicht mehr vorhanden sind. Beim Kernanliegen wird man höchstens Kompromisse finden, z.B. mittels Kontingenten bzw. Quoten. Das wäre aber dann kein norwegisches Muster mehr.

Wenn May nun von Johnson abgewürgt wird, dürfte eine Teilnahme an der Zollunion schon der höchste Grad von Integration sein.


https://www.welt.de/politik/ausland/art ... aeche.html
Da verstehe ich PM May überhaupt nicht. Sie war lauwarme Remain-Unterstützerin, hat dann den politischen Auftrag BREXIT angenommen, und sie lernt nun, daß die Nachteile des harten BREXITs größer sein werden, als lauwarmen Anhängern eines BREXITs bewußt war. Und nun kommen da Leute aus den Ecken geschlichen, um sie an der Gestaltung eines vernünftigen britischen Verhältnisses zur EU zu verhindern? Die Amtsträger darunter würde ich als PM vor die Tür setzen mit genau der Begründung, daß der PM Schaden vom UK abwenden soll. Da würde ich mich notfalls von der Tory-Mehrheit abwählen lassen. Ein PM soll doch führen und soll sich nicht dazu erpressen lassen, das Gegenteil seiner Überzeugung zu vertreten. Ist das wirklich so toll, einer Art Narrenhaus vor zu stehen?
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(30 Sep 2017, 19:45)

Da verstehe ich PM May überhaupt nicht. Sie war lauwarme Remain-Unterstützerin, hat dann den politischen Auftrag BREXIT angenommen, und sie lernt nun, daß die Nachteile des harten BREXITs größer sein werden, als lauwarmen Anhängern eines BREXITs bewußt war. Und nun kommen da Leute aus den Ecken geschlichen, um sie an der Gestaltung eines vernünftigen britischen Verhältnisses zur EU zu verhindern? Die Amtsträger darunter würde ich als PM vor die Tür setzen mit genau der Begründung, daß der PM Schaden vom UK abwenden soll. Da würde ich mich notfalls von der Tory-Mehrheit abwählen lassen. Ein PM soll doch führen und soll sich nicht dazu erpressen lassen, das Gegenteil seiner Überzeugung zu vertreten. Ist das wirklich so toll, einer Art Narrenhaus vor zu stehen?
Wenn ich an ihre unüberlegte Aktion mit den Neuwahlen denke, dann glaube ich nicht, dass sie nur von Narren umgeben ist, sondern deren Königin. Der Volksentscheid ist nun über ein Jahr her und das formale Austrittsgesuch ein halbes. Wie Barnier schon korrekt sagte... man hört nicht viel außer einer tickenden Uhr.

Die Liste von "befreundeten" Ländern, wo man sich unnötig unbeliebt macht, wird nun etwas länger, auch wenn Burma kein wirtschaftliches Schwergewicht wie Kanada, Japan oder die USA ist.
Als taktvoller Diplomat und Feingeist war Boris Johnson in der Vergangenheit eher selten aufgefallen - aber dieser Fehltritt ist selbst für den britischen Außenminister außergewöhnlich: Bei einem offiziellen Besuch in der ehemaligen Kolonie Burma hat der konservative Politiker das Gedicht des Autors und Kolonialismus-Verfechters Rudyard Kipling (1865 - 1936) zitiert, wie in einem vom britischen Channel 4 veröffentlichten Video zu sehen ist.

Bei dem Auftritt mit lokalen Würdenträgern des südostasiatischen Landes im Januar rezitierte Johnson die ersten Zeilen des Kipling-Gedichts "The Road to Mandalay" deutlich hörbar. [...]

Dass der Eklat vom Jahresbeginn keine große Empörung nach sich zog und erst jetzt bekannt wird, hat Johnson wohl auch dem schnellen Eingreifen seines Botschafters zu verdanken: In dem Video ist zu sehen, wie Andrew Patrick seinen Chef ausbremst - und dass ihm die Situation sichtlich unangenehm ist.

"Die Mikrophone sind an", sagt Patrick, "wahrscheinlich ist das keine gute Idee."

"Was?", fragt Johnson irritiert zurück. "The Road to Mandalay?"

"Nein," erwidert der Diplomat wortkarg. "Nicht angemessen."

"Nicht?" sagt Johnson und schaut auf sein Handy. "Starker Stoff."

Mark Farmaner, der Direktor der Nichtregierungsorganisation Burma Campaign UK, kritisierte Johnsons Auftritt scharf. "Es macht einen fassungslos, dass er so etwas tut", sagte Farmaner dem "Guardian" zufolge. In Burma trügen noch immer viele Menschen den Briten die Kolonialzeit nach: "Die britische Kolonialzeit wird als Demütigung und Ehrverletzung angesehen."
http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 70782.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(30 Sep 2017, 19:56)

Wenn ich an ihre unüberlegte Aktion mit den Neuwahlen denke, dann glaube ich nicht, dass sie nur von Narren umgeben ist, sondern deren Königin. Der Volksentscheid ist nun über ein Jahr her und das formale Austrittsgesuch ein halbes. Wie Barnier schon korrekt sagte... man hört nicht viel außer einer tickenden Uhr.

Die Liste von "befreundeten" Ländern, wo man sich unnötig unbeliebt macht, wird nun etwas länger, auch wenn Burma kein wirtschaftliches Schwergewicht wie Kanada, Japan oder die USA ist.


http://www.spiegel.de/politik/ausland/b ... 70782.html
Irgendwann ist tatsächlich das Maß voll; man könnte die Austrittsgespräche doch durch ein kurzes Telefongespräch ersetzen:
  • Barnier: "Gibt es etwas Neues in der Sache der Austrittskosten, über das wir verhandeln können?"
    Davis: "Nein, aber wir haben einige Vorschläge für unsere künftigen Beziehungen überlegt."
    Barnier: "Ok, wir schicken Ihnen eine Liste unserer rechtlich begründeten Forderungen aus der EU-Mitgliedschaft an das UK zu, mit der Bitte um eingehende Stellungnahmen. Wenn Sie dazu Fragen haben, rufen sie mich ganz einfach an. Ich frage dann Anfang November 2017 nach, ob sich ein Gespräch über die Liste lohnt!"
Auf diese Weise könnte man viel Lebenszeit und Reisekosten einsparen.
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(01 Oct 2017, 08:28)

Irgendwann ist tatsächlich das Maß voll; man könnte die Austrittsgespräche doch durch ein kurzes Telefongespräch ersetzen:
  • Barnier: "Gibt es etwas Neues in der Sache der Austrittskosten, über das wir verhandeln können?"
    Davis: "Nein, aber wir haben einige Vorschläge für unsere künftigen Beziehungen überlegt."
    Barnier: "Ok, wir schicken Ihnen eine Liste unserer rechtlich begründeten Forderungen aus der EU-Mitgliedschaft an das UK zu, mit der Bitte um eingehende Stellungnahmen. Wenn Sie dazu Fragen haben, rufen sie mich ganz einfach an. Ich frage dann Anfang November 2017 nach, ob sich ein Gespräch über die Liste lohnt!"
Auf diese Weise könnte man viel Lebenszeit und Reisekosten einsparen.
woow :thumbup:
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47102
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(01 Oct 2017, 08:28)

Irgendwann ist tatsächlich das Maß voll; man könnte die Austrittsgespräche doch durch ein kurzes Telefongespräch ersetzen:
  • Barnier: "Gibt es etwas Neues in der Sache der Austrittskosten, über das wir verhandeln können?"
    Davis: "Nein, aber wir haben einige Vorschläge für unsere künftigen Beziehungen überlegt."
    Barnier: "Ok, wir schicken Ihnen eine Liste unserer rechtlich begründeten Forderungen aus der EU-Mitgliedschaft an das UK zu, mit der Bitte um eingehende Stellungnahmen. Wenn Sie dazu Fragen haben, rufen sie mich ganz einfach an. Ich frage dann Anfang November 2017 nach, ob sich ein Gespräch über die Liste lohnt!"
Auf diese Weise könnte man viel Lebenszeit und Reisekosten einsparen.
Schön wär's! Leider sieht es so aus: Briten bereiten Pläne für chaotischen Brexit vor (http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 70833.html)
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47303
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: EU-Mitgliedsschaft Großbritanniens

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(01 Oct 2017, 16:08)

Schön wär's! Leider sieht es so aus: Briten bereiten Pläne für chaotischen Brexit vor (http://www.spiegel.de/politik/ausland/t ... 70833.html)
Sollen wir nun vor dem Empire erzittern? Ich drehe die Sache einmal um: Die EU hat dann mehr Zeit und Kraft, ihre inneren Angelegenheiten vernünftig zu regeln. Meine spöttisch gemeinte Telefonkonferenz wäre dem doch angemessen.

Wir müssen ja sehen, daß Frau May gerade noch eine sehr versöhnliche Rede veröffentlicht hat; nun kommt der Querschuß des Außenministers... und Frau May geht von einem chaotischen BREXIT aus. Die PM May regiert nicht, sie läßt die Dinge treiben. Als britischer Wähler würde ich eine Faust in der Tasche machen, denn das wird doch ab Mitte 2019 einschneidende wirtschaftliche Folgen haben.
Gesperrt