Orbiter1 hat geschrieben:(21 Jun 2018, 15:42)
... Getilgt wurden diese Hilfskredite, jedenfalls die Hilfskredite des ESM noch gar nicht. Das sollte 2022 losgehen, aber jetzt spricht man bereits über einen Start in den 40er oder 50er Jahren dieses Jahrhunderts damit die armen Griechen, die zu 80% im eigenen Häuschen wohnen (in Deutschland nur etwas über 40%), nicht so schlimm belastet werden.
Griechenland und seine Gläubiger haben sich geeinigt und die Griechenlandkrise für beendet erklärt.
Aus dem vom IWF geforderten Schuldenschnitt in Höhe von 100 Mrd. € ist nichts geworden, aber immerhin wurden die Zins- und Tilgungszahlungen aus dem zweiten Rettungspaket (mit einem Volumen von 97 Mrd. €) um weitere 10 Jahre nach hinten verschoben. Griechenland hat dieses Geld 2012 bekommen und muß erst im Jahr 2032 mit Zins- und Tilgungszahlungen beginnen. Dem IWF war dieser "sanfte" Schuldenschnitt (alleine durch die Inflation in den 20 Jahren zwischen Auszahlung und Rückzahlung wird die Schuldenlast massiv reduziert) zu gering. Er beteiligt sich deswegen auch nicht am 3. Hilfspaket und die IWF-Chefin Lagarde hat die Verschuldung Griechenlands als mittelfristig tragbar, aber nicht langfristig tragbar bezeichnet.
http://www.ekathimerini.com/229950/arti ... -long-term Ist aber kein Problem für die EU. Die haben schon angekündigt dass sie im Jahr 2032 prüfen werden ob Griechenland mit seiner Verschuldung zurecht kommt und falls das nicht der Fall sein sollte weitere Schuldenerleichterungen vereinbaren werden. Vielleicht merken es ja die Steuerzahler der Eurozone nicht dass sie mal wieder gnadenlos verarscht werden.
Griechenland erhält auch noch einen Puffer über 15 Mrd. € aus dem 3. Rettungspaket falls das mit der Schuldenaufnahme über die Märkte ab August diesen Jahres doch nicht so gut klappt wie man es sich erhofft. Die Rendite von 10-jährigen griechischen Staatsanleihen liegt aktuell bei 4,15%. Das kann aber schnell nach oben gehen falls es zu einer erneuten Krise in der Eurozone kommt (Italien?). Witzigerweise haben die griechischen Politiker die Belastungen aus den Hilfspaketen mit einer Verzinsung von im Schnitt ca. 1,5% immer als vollkommen untragbar bezeichnet, aber die 4,15% die sie ab jetzt für neu ausgegebene Staatsanleihen zahlen müssen sind offenbar kein Problem.
Die Tatsache dass sich der IWF nicht mehr am 3. Hilfspaket beteiligt ist ziemlich heikel. Die damalige Bundesregierung mit Finanzminister Schäuble hat dem Bundestag fest zugesagt dass der IWF dabei sein wird und nur unter dieser Voraussetzung hat er dem 3. Hilfspaket auch zugestimmt. Mal sehen ob und falls ja welche Parteien im Bundestag da ein Faß aufmachen und eine erneute Abstimmung über das 3. Hilfspaket fordern.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Schaeubl ... 90189.html
In Griechenland gehen ansonsten die Dinge ihren gewohnten Gang. Korruption, Vetternwirtschaft und Steuerhinterziehung wie eh und jeh. Und auch die Summe der fälligen, aber nicht bezahlten Abgaben und Steuern steigt weiterhin monatlich um jeweils 1 Mrd €, im April diesen Jahres waren es in Summe 101,4 Mrd. € .
http://www.ekathimerini.com/229446/arti ... h-of-april Das ist deutlich mehr als der gesamte Staatshaushalt Griechenlands aber Steuern eintreiben ist einfach nicht das Ding der Griechen. Und wie man an der Vereinbarung von gestern sieht auch nicht nötig.
Bin schon gespannt wann die für beendet erklärte Griechenlandkrise sich wieder zurückmeldet.