Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Moderator: Moderatoren Forum 3

Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Jul 2017, 09:07)

Die Gefahr besteht natürlich, dass sich Griechenland dann erneut wieder verschuldet. Dieses muss in so einem Fall ausgeschlossen werden. Pro Kopf beträgt übrigens die Staatsverschuldung in Deutschland 26.000 Euro je Einwohner. Nur ist das BIP pro Kopf auch viel höher.
Richtig! Deshalb muß Griechenland auch nur sehr geringe Zinsen und Abträge für seine Schulden zahlen. Und wenn Griechenland wider den Stachel löcken sollte, dann steigen die Schuldzinsen urplötzlich an... da ist brav Sein angesagt! Anders geht's nicht... sonst tobt da gleich wieder ein
Minister Varoufakis durch Europa und fordert Reparationen für den Untergang des Abendlandes.
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Adam Smith »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(20 Jul 2017, 09:17)

Für nichts ist falsch, das ist ja alles bereits ausgegebenes Geld. Durch Inflation und günstige Zinsen werden früher oder später alte Schulden immer billiger. Problematisch ist nur eine hohe Netto-Neuverschuldung.
Ich verweise hier mal auf Japan. Japan schafft es nicht einen Primärüberschuss hinzubekommen. Griechenland hat dieses nun geschafft. Der Preis dafür war aber hoch. Wobei dieses notwendig war. Japan wird dieses beweisen.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(20 Jul 2017, 09:17)

Für nichts ist falsch, das ist ja alles bereits ausgegebenes Geld. Durch Inflation und günstige Zinsen werden früher oder später alte Schulden immer billiger. Problematisch ist nur eine hohe Netto-Neuverschuldung.
Klar, ausgegebenes Geld, das immer weiter Geld kostet, während die Investition altert. Auf die Inflation war in den letzten Jahren kein Verlaß. Inflation wäre ja so etwas wie eine Alterung des Geldes... fast fair zu nennen, wenn Sachwerte auch altern!

Ich erinnere mich noch an den Juliusturm des Finanzministers Fritz Schäffer. Oooch, Deutschland braucht eine Bundeswehr? Na, dann bestellt schon 'mal!
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von imp »

Adam Smith hat geschrieben:(20 Jul 2017, 09:27)

Ich verweise hier mal auf Japan. Japan schafft es nicht einen Primärüberschuss hinzubekommen. Griechenland hat dieses nun geschafft. Der Preis dafür war aber hoch. Wobei dieses notwendig war. Japan wird dieses beweisen.
Japan muss vielleicht etliche gesellschaftliche Einstellungen ändern, um die wirtschaftlichen Daten ändern zu können.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Adam Smith »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(20 Jul 2017, 09:32)

Japan muss vielleicht etliche gesellschaftliche Einstellungen ändern, um die wirtschaftlichen Daten ändern zu können.
Die Anhänger von Krugman sind in diesem Land in der Überzahl.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

ist das thema neuwahlen oder ökonomie ?

NN moderator
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Adam Smith
Beiträge: 38094
Registriert: Mi 18. Jan 2012, 21:57

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Adam Smith »

Nomen Nescio hat geschrieben:(20 Jul 2017, 10:33)

ist das thema neuwahlen oder ökonomie ?

NN moderator
Das Thema ist, ob die Eurokrise wegen Griechenland zurückkommt. Da Griechenland es nun schafft einen Primärüberschuss zu erzielen lautet die Antwort auf die Frage Nein.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(20 Jul 2017, 10:33)

ist das thema neuwahlen oder ökonomie ?

NN moderator
Ja, kann man im Falle Griechenlands diese Sache überhaupt trennen? War es denn nicht so, daß das Duo Tsipras und Varoufakis Volksabstimmungen und Neuwahlen mit jeder Entscheidung der Eurogruppe verbunden hatten... bis in diesem Boxring endlich die Staatspleite angezählt wurde? Seitdem ist Varoufakis aus dem Geschäft, und Tsipras ist handzahm geworden. Was wird am Ende des letzten "Kreditrahmens"? Neuwahlen oder Eurokrise oder beides?
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

OK. das hauptthema ist also die neuwahlen. ich zweifelte, und fragte mich ob dieser strang vllt verschoben werden mußte. nein also.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
elmore

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von elmore »

Nicht gerade vertrauenswürdig, diese Hexenjagd gegen einen nicht korrupten griechischen Statistiker,
dessen revidierte Zahlen auch Eurostat bestätigte. Das gefällt vor allem linksorientierten
Nebelkerzenwerferinnen nicht. Aktuell, nach zwei Freisprüchen in Berufungsverhandlungen
soll nun ein DRITTES Berufungsverfahren her, in dem der ehemalige griechische Chef-Statistiker Georgiou
endlich exemplarisch verurteilt werden soll. Als Verräter seines Landes...

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/e ... 15084.html
Neue Verfahren gegen ehemaligen Chefstatistiker
Hat der ehemalige griechische Chefstatistiker Georgiou einst falsche Zahlen über Griechenlands Haushaltsdefizit verbreitet?
Dieser Vorwurf wurde vor Gericht schon mehrfach abgeschmettert; geschlagen geben will sich die Staatsanwaltschaft aber nicht.


Die Generalstaatsanwältin beim obersten griechischen Gericht, Xeni Dimitrou,
verlangt nun ein drittes Berufungsverfahren gegen Georgiou wegen der Anklage,
dass Georgiou falsche Zahlen über Griechenlands Haushaltsdefizit von 2009 verbreitet habe.



---------------------------------------------------
Das staatliche Vorgehen Griechenlands hinsichtlich seiner Zahlen ist nicht gerade dazu angetan,
dem Land für die Zukunft mehr Vertrauen entgegenzubringen. Oder glaubt man,
solche linken Schauprozesse würden in der europäischen, speziell der deutschen Öffentlichkeit
nicht bemerkt.

Wie soll man da noch Zutrauen in ein Land haben, auch hinsichtlich einer "verdeckten Transferunion",
und Schuldenmithaftung für dieses Land, um es endlich auf einen Weg der Besserung zu bringen?
Wenn die Bestandsaufnahme nur auf Beschiss aufgebaut ist und gefälschte Zahlen immer wieder und
immer noch (seit dem Euroeintritt) das Maß aller Dinge sind, darf sich dieses Land nicht wundern,
wenn man es zunehmend für einen unseriösen Kantonisten hält.

Schade für das Land. Die korrupten und falschmünzenden politischen Eliten dort sind leider
von links bis rechts-konservativ alle gleich. Egal, wer an der Regierungsmacht ist,
man kann ihrer Glaubwürdigkeit einfach nicht trauen. Für Land und Leute tut mir das sehr leid.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Die EU hat eben Glück, daß mit Finanzminister Schäuble ein knochentrockener Bewerter der Lage unserer Hellenen immer noch im Dienst ist. Der hat den IWF an Bord geholt... und Frau Lagarde läßt sich auf Dauer nicht erweichen, von wegen Verantwortungsgemeinschaft und Solidarität. Wenn Frau Lagarde mit dem IWF abwinkt, dann wird es Zeit, den Geldhahn zu zu drehen.

Nomen Nescio, wir haben auch Neuwahlen... hoffentlich spielt unser Finanzminister Schäuble und vor allem seine körperliche Verfassung noch eine weitere Runde mit! Wird Herr Dijsselbloem ebenfalls an Bord bleiben? Dann kann dem Euro nichts Übles angetan werden!

Ja, Elmore hat schon Recht: Griechische Neuwahlen ändern nichts an der Vertrauenswürdigkeit der politischen Kaste. Hoffentlich bleibt Ministerpräsident Tsipras im Amt; an den hat man sich inzwischen gewöhnt... und der Ministerpräsident Tsipras hat sich an die Eurogruppe gewöhnt!
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(21 Jul 2017, 16:04)

Nomen Nescio, wir haben auch Neuwahlen... hoffentlich spielt unser Finanzminister Schäuble und vor allem seine körperliche Verfassung noch eine weitere Runde mit! Wird Herr Dijsselbloem ebenfalls an Bord bleiben? Dann kann dem Euro nichts Übles angetan werden!
nein, dijsselbloem wird abgelöst. aber tröste dich. wer es auch wird, gerrit zalm, der informateur, ist der längst-sitzende finanzminister den wir hatten. und er hat damals die finanzien wieder in ordnung gebracht. gerade darum wurde er als informateur angesucht. der hat die parteien überdeutlich gemacht, daß es keine finanzielle spielzeit gibt.

da kommt einer, der garantiert gut und nüchtern ist. vllt wird das finanzministerium der schwarze peter den man gerne einer anderen partei schenkt.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Ger9374

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Ger9374 »

Die Ablösung der alten Regierung wäre keine Überraschung. Zu viele nicht gehaltene versprechen vergeben irgendwann auch die Wähler nicht mehr.Bleibt zu hoffen das die Griechen trotzdem am Kurs des Sparens festhält.
Nur Schäuble wird auf Dauer den Druck auf eventuelle Schuldenschnitte verhindern können.
Das wäre besser für alle beteiligten.
Benutzeravatar
imp
Beiträge: 16690
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 20:37
user title: Freiheit ist unser Ideal.

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von imp »

Schäubele ist uralt. Lasst neue Leute für Mer Kel Arbeit leisten.
"Don't say words you gonna regret" - Eric Woolfson
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(22 Jul 2017, 07:07)

Schäubele ist uralt. Lasst neue Leute für Mer Kel Arbeit leisten.
Alter allein ist doch kein Mangel; wenn die Europäische Union einmal wieder in Fahrt ist, dann sind personelle Verjüngungen angesagt und notwendig.
elmore

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von elmore »

Ger9374 hat geschrieben:(22 Jul 2017, 06:49)

...
Nur Schäuble wird auf Dauer den Druck auf eventuelle Schuldenschnitte verhindern können.
Das wäre besser für alle beteiligten.
Wäre es das wirklich? - Schäubles starre Haltung steht in klarem Widerspruch zum IWF
und fast einhelligen Meinungen innerhalb jener Wirtschafts- und Expertenkreise,
die wirklich Ahnung und fachlichen Hintergrund in der Finanz- und Wirtschaftsmaterie haben.
Und fast schon gebetsmühlenartig einen massiven und unvermeidlichen wirklichen
Schuldenschnitt fordern, ohne den einfach eine Gesundung und das anvisierte Ziel nicht erreichbar ist.
Nämlich der grieschische Wirtschaft,dessen Staat und Gemeinwesen und vor allem, der Masse
der Griechinnen und Griechen wieder Hoffnung und Optimismus für die Zukunft zu geben.

Es ist eine Sache, alles nur unter dem Aspekt "Schäuble'scher" ordoliberaler
Finanzordnung zu sehen, die mögliche Transferhilfen in Form von
gesamteuropäischen Wirtschaftsprogrammen blockiert und der
unrealistischen Vision hinterjagt, dass Kaputtsparen und den griechischen Gürtel
so eng zu schnallen, bis nur noch ein Hungerknochen aus demselben herrausragt,
den "gesunden" Griechen hervorbringe. Der sich dann selbst ernähren kann, weil so
ein dürrer Knochen eh nicht viel braucht. Bis dahin, so Schäuberle, der Finanzschlaumeier, könne man
sich ja auch an einer Krise finanziell gesundstoßen und sogar damit gutes
Geld für die deutsche Staatskasse machen.

Leider ist Angela Merkel als kühle Machtpolitikerin nicht bereit, ihrem
Schäuble, der ihr auch innerhalb ihrer stockkonservativen CDU den
mitte-rechts basierten Machtsockel absichert, den Laufpass zu geben.
Und endlich eine ehrlich und wirklich innerhalb der EU auf Hilfe für
schwächere Länder ausgerichtete Investitionspolitik anzugehen.
Nicht nur immer wieder davon zu reden. Von gesamteuropäischen
Investitionsprogrammen. Wie weiland 2011 in Mailand zusammen mit Hollande.

Passiert ist NICHTS. Ausser dieser vollmundigen Ankündigung, dass nicht nur
Anpassungen und stringentere Finanzkontrollmaßnahmen usw.
notwendig seien, sondern flankierend ein europäisches Investitionsprogramm
absolut notwendig sei.

Geschehen ist bis heute nichts, NULL, NADA, NIENTE, um es nochmals deutlich zu sagen.
Und typisch für Kanzlerin Merkel, die einen
mindestens so ausgeprägten, breiten politischen!! Arsch des untätigen Aussitzens hat,
wie ihr Vorgänger Kohl, spielt sie lieber, sehr wendig und anpassungsfähig mit
der jeweils am besten für ihren Machterhalt dienenden Haltung des Augenblicks.
Das kann sie - leider sehr intelligent und wendehälsig - viel zu vielen Menschen mit ihrer lieben Rautenhand der
Herzenskanzlerin immer wieder als aktive, gestaltende Politik verkaufen.
Bis hin zu dem Punkt, an dem ihr Motto des taktierenden Nichtstuns,
"wer nichts macht, macht auch keine Fehler", schon als Erfolg gefeiert wird.

Merkels Schäuble ist der finanzielle Zuchtmeister und Hauptbremsklotz einer EU,
die sich neu und tatsächlich gemeinschaftlich-solidarisch ausrichten müsste. Schon längst.
Seine schwarze Null ist fast schon sowas wie der Schatten eines "dark fathers",
der wie ein Zombieschatten über der EU liegt.

Wie dreist und im Grunde unseriös, weil den Bundestag skrupellos hintergehend
die Finanzpolitik Schäubles und seiner Kanzlerin Merkel sind, zeigt ja
der Umstand der Nichtbeteiligung des IWF auf, der sich standhaft weigert,
im Falle der fortdauernden Blockade eines wirklichen Schuldenschnitts,
finanzielle Beteiligung in der Griechenland-causa einzugehen, da sinnlos
bzw. aussichtslos hinsichtlich der Gesundung des Landes.

Der fast schon bodenlose national-egomanische Finanzzynismus, mit dem Schäuble Volk und Parlament
verarscht, und die essentielle Grundbedingung für die Genehmigung der
Griechenlandmilliarden durch den Bundestag, nämlich die Beteiligung
des IWF, als tatsächlich erfolgt, verkauft, und dabei kaum politischen
Widerspruch erntet, ist unerträglich, aber von der kaltherzigen Mitte unseres Wahlvolks
wohlgelitten. Obwohl jeder humanen Existenz oberhalb eines IQ
von 90 der Umstand klar ist, dass es genauso nicht ist:
der IWF seine Beiteiligung strikt verweigerte und weiterhin verweigert!.

Es spricht allerdings Bände und sagt einiges
sowohl über eine nicht gerade geringe Mehrheit unserer Volksmitte aus
und ihre Wahrnehmung, die am liebsten nicht wahrnehmen will,
solange die eigene Kasse stimmt und weiter klingelt.

Was interessiere Grieche? - Gar nicht, ausser wenn es um Schnäppchenurlaub
geht. Da wird das deutsche Herz dann sehr griechisch-zutraulich...
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Ger9374 hat geschrieben:(22 Jul 2017, 06:49)

Die Ablösung der alten Regierung wäre keine Überraschung. Zu viele nicht gehaltene versprechen vergeben irgendwann auch die Wähler nicht mehr.Bleibt zu hoffen das die Griechen trotzdem am Kurs des Sparens festhält.
Nur Schäuble wird auf Dauer den Druck auf eventuelle Schuldenschnitte verhindern können.
Das wäre besser für alle beteiligten.
Ich habe schon Mühe, meinen Haushalt auf Dauer in Ordnung zu halten. Dennoch nehme ich mir die Freiheit zu folgender Betrachtung: Den Griechen wäre am meisten geholfen, wenn sie wieder eine funktionsfähige und wettbewerbsfähige eigene industrielle Grundlage hätten. Damit läßt sich Geld sparen und Geld verdienen. Anstatt dessen versuchen sie, sich mit alltäglichen Mogeleien (Fakelakis) Vorteile zu erkaufen. Wenn dann gespart werden soll, dann geht das wohl an die nackte Existenz.

Vermutlich verlangen wir Dinge von den Griechen, die sich dort gar nicht umsetzen lassen. Möglicherweise also eine Umerziehung der Menschen dort. Möglicherweise also EU-Kommissare als Haushälter und Sparkommissare und Investoren anstelle einer unbrauchbaren demokratisch gewählten Regierung.

Aber vielleicht ist es besser so, wie es jetzt gerade ist. Vom Gedanken der Gerechtigkeit her frage ich mich natürlich auch, warum den Bulgaren ein Leben zugemutet wird, das bei Griechen nicht für akzeptabel gehalten wird. Weil die Griechen sich in den Euro mogeln konnten? Wie gut, daß ich da nichts zu entscheiden habe!
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

H2O hat geschrieben:(22 Jul 2017, 22:13)

Vermutlich verlangen wir Dinge von den Griechen, die sich dort gar nicht umsetzen lassen. Möglicherweise also eine Umerziehung der Menschen dort. Möglicherweise also EU-Kommissare als Haushälter und Sparkommissare und Investoren anstelle einer unbrauchbaren demokratisch gewählten Regierung.
was die griechen brauchen sind investierungen. fabriken müssen dort kommen !
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(22 Jul 2017, 22:59)

was die griechen brauchen sind investierungen. fabriken müssen dort kommen !
Ja, sollte man meinen. Nur haben sich die Griechen dieses Unternehmertum im eigenen Lande gründlich abgewöhnt. Dafür hat der "fürsorgliche Staat" mit seinen vielen Wahlversprechungen gesorgt. Der Staat und Anhang als der weltbeste Wirtschaftsbetrieb... Wer will denn da sein Vermögen versenken?
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

ich hörte soeben eine stunde lang einen interview mit einem mann, der sowohl in afrika als südamerika als griechenland gearbeitet hat. u.a. auch für die weltbank.

eine sehr deutliche aussprache von ihm war »es kann in G immer noch schlechter. wenn man es vergleicht mit afrika...«.
darauf erzählte er wie er für das transportbetrieb von athene in brüssels eine lobbykampagne begann. das betrieb hatte 8.500 arbeitnehmer und die EU + IWF forderten eine kürzung von 10%. also 850 menschen drohte entlassung.
er kam mit einer alternative lösung. das IWF ging als erste um. die euroländer war schwieriger, aber schlußendlich stimmten auch sie zu. als er sein plan realisiert hatte, betrugen die kosten 20% weniger und waren keine menschen entlassen.

dennoch, so sagte er, ohne eine schuldverminderung wird griechenland NIE aus der misère kommen.
und ja, die kredite der EU haben absolut geholfen. er hatte große einwände dagegen, aber gibt zu »die EU hat gut auf die verwendung von geldern aufgepaßt und G tut es sehr gut. ohne minderung der schuld bleibt es aber trümmer aufräumen. kann nichts bleibendes gemacht werden«.

meine konklusion: offensichtlich kann in G hier und da einiges »gestreamlined« werden. dennoch muß auch finanziell echte hilfe geleistet werden.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(25 Jul 2017, 22:25)

ich hörte soeben eine stunde lang einen interview mit einem mann, der sowohl in afrika als südamerika als griechenland gearbeitet hat. u.a. auch für die weltbank.

eine sehr deutliche aussprache von ihm war »es kann in G immer noch schlechter. wenn man es vergleicht mit afrika...«.
darauf erzählte er wie er für das transportbetrieb von athene in brüssels eine lobbykampagne begann. das betrieb hatte 8.500 arbeitnehmer und die EU + IWF forderten eine kürzung von 10%. also 850 menschen drohte entlassung.
er kam mit einer alternative lösung. das IWF ging als erste um. die euroländer war schwieriger, aber schlußendlich stimmten auch sie zu. als er sein plan realisiert hatte, betrugen die kosten 20% weniger und waren keine menschen entlassen.

dennoch, so sagte er, ohne eine schuldverminderung wird griechenland NIE aus der misère kommen.
und ja, die kredite der EU haben absolut geholfen. er hatte große einwände dagegen, aber gibt zu »die EU hat gut auf die verwendung von geldern aufgepaßt und G tut es sehr gut. ohne minderung der schuld bleibt es aber trümmer aufräumen. kann nichts bleibendes gemacht werden«.

meine konklusion: offensichtlich kann in G hier und da einiges »gestreamlined« werden. dennoch muß auch finanziell echte hilfe geleistet werden.
Immerhin bemerkenswert, daß in diesem Fall Griechenlands Wirtschaftsbetrieb nur unter strenger ausländischer Aufsicht auf einen Grünen Zweig kommen konnte. Ich würde vereinfacht daraus schließen, daß dieses Land sich aus eigener Kraft nicht erhalten kann. So gesehen bräuchte das Land eine Art Insolvenzverwaltung, damit es weiter als Staat funktionieren kann. Das wäre doch eine ziemlich niederschmetternde Erkenntnis! Ein Land als Kindergarten!
Ger9374

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Ger9374 »

Die Fähigkeit alleine nur den Staat effizient zu führen müsste Griechenland ja auch erst unter dem Schuldendebakel selbst lernen. Die oft so als hart angesehene E.U und IWF Verhandlungsführung müsste ja wegen der teils unfähigen und ineffizienten Griechischen Verwaltung so sein. Griechenland wird noch etwas länger die Hilfe der Profis aus Europa und dem IWF brauchen um nicht gleich wieder abzustürzen.
Darum ein verfrühter Schuldenerlass kann wieder zum Chaos und Leichtsinn führen. Die Zügel müssen noch länger bleiben.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Vielleicht hätte ich richtiger sagen sollen, daß Griechenland sich noch nicht mit unseren industrialisierten und durchorganisierten Staatswesen mit vielfachen Kontrollen anfreunden konnte? Insofern wäre der künftige Finanzminister der Eurogruppe gefordert, auf entsprechend neuzeitlicher Organisation der Einnahmen und Ausgabenkontrolle zu bestehen.

In der EU sehen wir ja nicht nur unsere Hellenen in Nöten. Wie wäre es denn, wenn man Tandems bildete, in denen ein ausgewiesen erfolgreicher Partner sich mit einem Partner in Schwierigkeiten zusammen tut, um in kürzerer Zeit das Ziel zuverlässiger Haushaltsführung und sinnvoller Investitionen zu erreichen? Ich stelle mir vor, daß dann ohne ständigen Streit und hämische Bemerkungen mit der EU-Kommission solche Entwicklungen geräuschlos und im Einvernehmen abgearbeitet werden.
Benutzeravatar
Misterfritz
Vorstand
Beiträge: 34802
Registriert: So 4. Sep 2016, 15:14
user title: Cheffe vons Rudel
Wohnort: badisch Sibirien

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Misterfritz »

Das Salz in der Suppe des Lebens ist nicht Selbstdisziplin, sondern kontrollierte Unvernunft ;)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Wenn gar nichts mehr klappen will, dann funktioniert immer noch der Nationalismus. Niemand hat den Griechen vermittelt, daß die EU als Staatenbund und vielleicht eines Tages als Föderation die bitteren Grenzziehungen bedeutungslos machen will. Vielleicht wollen die Griechen eine solche Entwicklung aber auch gar nicht. Dann stellen sich ganz andere Fragen für die EU.
Benutzeravatar
Nomen Nescio
Beiträge: 13100
Registriert: So 1. Feb 2015, 19:29

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Nomen Nescio »

offensichtlich müssen sie ihren stolz doch auf irgendeine weise abblasen können.
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

Die Summe der fälligen aber nicht bezahlten Steuern und Abgaben an den griechischen Staat hat letzten November die 100 Mrd € Grenze überschritten und seit mehreren Jahren kommt jedes Monat ca. 1 Mrd. € dazu. http://greece.greekreporter.com/2018/01 ... -e100-bln/ Der gesamte Jahreshaushalt des griechischen Staats lag 2017 bei ca 90 Mrd. €, die Gesamtverschuldung bei ca 320 Mrd €. Sieht irgendwie aber nicht danach aus als ob der Staat die 100 Mrd € noch mit Nachdruck eintreiben will. Nicht so schlimm, borgt man sich halt noch etwas bei den 3 bekannten Großgläubigern oder ab August (da läuft das aktuelle Hilfsprogramm aus) an den Finanzmärkten.
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

Der griechische Ministerpräsident Tsipras lässt nichts anbrennen und hat bereits kurz nach der Bekanntgabe der SPD-Abstimmung zur Groko mit dem designierten Finanzminister Olaf Scholz telefoniert. Hier sein Tweet.

„I called Olaf Scholz earlier to congratulate and wish him every success in his new role. Although this was a difficult decision for SPD’s members, we hope that it will prove decisive in reshaping German policy in Europe to the direction of inclusive growth as opposed to austerity.“

Schluß mit der Austerität, Griechenland möchte wieder Schulden machen. Sollte auch kein Problem sein wenn man sich vorher noch auf einen Schuldenschnitt einigen kann. Vielleicht in der Größenordnung des „freiwilligen“ Schuldenschnitts von 2012. Damals wurden Griechenland von den privaten Gläubigern 107 Mrd. € erlassen. Wenn man diese Summe auf die nichtgriechischen Steuerzahler der Euro-Zone umlegt ist dass ja nur eine sehr bescheidene Summe pro Person. Und man hat dann wieder 5 oder 6 Jahre Ruhe bis zum nächsten Schuldenschnitt.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Auf welcher Grundlage will man denn in Griechenland Besserung erreichen? Gemäß Transparency International ist die Korruption in Griechenland weit verbreitet: Platz 67 in der Rangliste der beobachteten Korruption, weit hinter Rumänien (Platz 57), dem Sorgenkind der EU!
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

Die FAZ fällt ein vernichtendes Urteil über die anstehende Phase Griechenlands ohne Aufsicht der Gläubiger.

„Ende März wurden noch einmal 6,7 Milliarden Euro nach Athen überwiesen. Im August endet das dritte Hilfspaket, das im Sommer 2015 nach nervenaufreibenden Verhandlungen beschlossen wurde. ... Doch warum sollten Anleger in Griechenland investieren? Weil sie Mutproben lieben? Weil sie mehr an die langfristige Lösung der griechischen Probleme glauben und weniger an schnelle Gewinne? Welches Unternehmen will in Griechenland investieren, wenn es an Planungs- und Rechtssicherheit fehlt, wenn der staatliche Verwaltungsapparat ineffizient und bestechlich ist? Wenn Ausschreibungen Jahre dauern, lang geplante Bauvorhaben plötzlich gekippt und Auflagen verschärft werden, weil irgendjemand über Nacht Bedenken anmeldet? ...

Stillstand herrscht auch bei der Modernisierung des Landes, und das seit Jahrzehnten. Während man sich in Europa mit den Herausforderungen der Digitalisierung befasst und über die Zukunft der Arbeitswelt und der Industrie diskutiert, drehte sich in Griechenland vor der Krise alles um Konsum. ... Auch das Bildungssystem ist schwach, der Forschung fehlt das Umfeld aus Hightech-Start-ups und Universitäten. Trotz mancher Erfolge bei den Reformen und der Konsolidierung der Staatsfinanzen ändert sich nichts an den tief in der Geschichte Griechenlands wurzelnden Problemen: an Korruption, Vetternwirtschaft, Klientelismus und den damit verbundenen Verhältnissen im Staatsapparat, die keine Troika jemals durchleuchten kann. ....

Kafkaesk auch das traditionsreiche, von allen Regierungsparteien gepflegte System der Metakliti. Ein Metaklitos ist ein Staatsangestellter, der jeweils der Regierungspartei nahesteht und von ihr per Gesetz aus seiner derzeitigen Position auf eine neue Stelle versetzt wird, unabhängig von seiner Qualifikation. Metakliti sind ein altbewährtes Instrument jeder Regierungspartei. Sie sind im griechischen Parteienstaat das Bindeglied zwischen Regierung, Staat und Volk. So wird aus einem Englischlehrer der Vorsitzende eines Transportunternehmens, aus einem Feuerwehrmann der Generalsekretär der Rentenkasse für Rechtsanwälte und aus einem Vulkaniseur auf der Insel Santorin der Leiter eines Krankenhauses. ...

Wie keine Partei vor ihr hat Syriza eine regelrechte Industrie der Metakliti errichtet. Am laufenden Band werden per Gesetz neue Komitees eingerichtet. In einem einzigen Jahr waren es 549, alle mit Metakliti besetzt, drei je Komitee. Ein Komitee für Kinderbibliotheken, eins für die Kontrolle des Krankenhauses auf Santorin und eines für die Evaluierung der Beschwerden von Staatsangestellten, die mit ihrer Evaluierung nicht einverstanden sind. ...

Niemand wird zur Verantwortung gezogen, niemand muss Rechenschaft ablegen. Nicht die Schmuggler, die unbehelligt Benzin und Tabak verkaufen. Nicht die Unternehmen, Freiberufler und Dienstleister, die das Steueramt umschiffen und die Schattenwirtschaft laut Internationalem Währungsfonds auf 27 Prozent des Bruttosozialprodukts haben anwachsen lassen. Schon gar nicht die Reichen, die auf der Liste stehen, die schon 2010 die damalige französische Finanzministerin Christine Lagarde ihrem griechischen Amtskollegen aushändigte. ...

Um aus der Krise zu kommen, sich nicht länger selbst im Wege zu stehen, braucht Griechenland in erster Linie eins: den neuen Menschen. Doch auch er wird nicht kommen. Nur eines kommt sicher – das Zurückdrehen möglichst vieler mit der Troika vereinbarter Gesetze und Verordnungen. Und zwar durch die Hintertür, leise und still.“

Quelle: http://m.faz.net/aktuell/wirtschaft/ele ... 5.amp.html

So ein Land hat in der EU nichts verloren. Die EU will aber unbedingt 6 ähnlich gestrickte Länder, die Westbalkanstaaten, aufnehmen. Warum lernt die EU nicht aus ihren Fehlern? Griechenland ist inzwischen 30 Jahre dabei und hat eine unglaublich tiefe Krise durchlebt, geändert hat sich aber nichts.
Senexx

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Senexx »

Warum die EU nichts gelernt hat?

Die EU hat gelernt. Zumindest die Brüsseler Bürokratie. Sie will mehr korrupte Staaten. Mehr Staaten, die an der Leine liegen, beschleunigen ihren Machtzuwachs. Mehr Korruption, mehr Undurchsichtigkeit, schwächt Kontrollnormen, macht es der Brüsseler Bürokratie einfacher, ihre absurd hohen Gehälter zu verteidigen. Die Brüsseler Bürokratie ist alleine um ihr Wohlergehen, ihr Florieren besorgt. Deshalb treibt sie den Expansion der EU voran.
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

Orbiter1 hat geschrieben:(04 Mar 2018, 17:28)

Schluß mit der Austerität, Griechenland möchte wieder Schulden machen. Sollte auch kein Problem sein wenn man sich vorher noch auf einen Schuldenschnitt einigen kann. Vielleicht in der Größenordnung des „freiwilligen“ Schuldenschnitts von 2012. Damals wurden Griechenland von den privaten Gläubigern 107 Mrd. € erlassen.
Da bin ich ja mit meiner Einschätzung hinsichtlich der Größenordnung richtig gelegen. Der IWF schlägt für Griechenland einen Schuldenerlaß von 100 Mrd € vor. Das ist auch fast genau die Summe der fälligen, aber nicht bezahlten Steuern der griechischen Unternehmen und Bürger. Nachdem das Eintreiben von Steuern aber so mühselig ist werden wohl die trotteligen Steuerzahler der Euro-Zone die 100 Mrd. € bezahlen müssen. Griechenland hat auch schon Pläne was mit der neu gewonnenen fianziellen Freiheit gemacht wird. Es steht der Kauf von 2 französischen Fregatten zum Stückpreis von 1 Mrd. € an. ´

"Es geht um rund 100 von den 300 Milliarden griechischer Staatsschulden, die auf Verlangen des Internationalen Währungsfonds (IWF) hier zur Debatte stehen. Dieser hatte seine Teilnahme am griechischen Rettungspaket davon abhängig gemacht, dass am Ende ein so kräftiger Schuldenerlass stehen müsse, dass das Land wirtschaftlich ohne weitere Hilfen lebensfähig wird. Es geht dem IWF darum, das wieder angesprungene Wachstum nicht durch die Lasten aus dem Schuldendienst zu ersticken, so die Begründung. ....
Politisch aber ist der Fregattenkauf derzeit eine heiße Kartoffel. Wie kann die Bundesregierung dem deutschen Steuerzahler erklären, dass Griechenland einen Schuldennachlass erhält, um mit dem gesparten Geld französische Kriegsschiffe zu kaufen? Angela Merkel und Olaf Scholz werden sich an diesem Punkt etwas einfallen lassen müssen." Quelle: http://www.dw.com/de/griechenland-schul ... a-43548948

Das ist doch nun wirklich kein Problem sich da was einfallen zu lassen. Griechenland bekommt den Schuldenschnitt von 100 Mrd. €, aber nur wenn sie nicht mehr Mitglied der Euro-Zone sind und auch nie mehr den Antrag auf Mitgliedschaft in der Euro-Zone stellen dürfen.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

@ Orbiter1:

Kann man nicht mit dieser Griechenland-Geschichte schöpferischer umgehen? Frankreich will die beiden Fregatten gegen EU-Geld los werden. Meine Vermutung: Die wurden für Rußland gebaut, aber die Lieferung nicht vollzogen, weil das nach der Besetzung der Krim etwas komisch gewirkt hätte.

Also bezahlen wir die Fregatten aus dem Bundeshaushalt mitsamt Infrastruktur. Dann hat Frankreich Geld, das es offenbar braucht. Anschließend schlagen wir vor, die Bundesmarine und die Marine Nationale zu einer gemeinsamen Marine zusammen zu fassen. Dieser Marine können sich andere EU-Marinen mit Mann und Maus anschließen. Über Einsätze entscheidet der EU-Ministerrat der beteiligten Verteidigungsminister mit Mehrheit, die Führung der Marine wechselt zyklisch zwischen den beteiligten Ländern, und im Einsatzfall wird dieser Wechsel angehalten. Das gemeinsame Marinehauptquartier und Materialamt sitzt dann in Brest/Bretagne. Die Finanzierung der gemeinsamen Marine wird über einen gemeinsamen Marinehaushalt der beteiligten Länder bestritten.

Damit wäre Griechenland außen vor; kann sich an der gemeinsamen Marine beteiligen mit eigenem Personal und Material, die gemeinsame Marine ist 2 Fregatten stärker geworden, und griechische Marinesoldaten können darauf Dienst leisten mit französischen, deutschen und ...?... Kameraden.

Und Griechenland muß keine Schuldzinsen mehr bezahlen, so lange es nicht irgendwo und irgendwie neue Kredite aufnimmt. Die aufgenötigte griechische Schwarze Null also!

Die EU tickt ja wohl nicht sauber!
KarlRanseier

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von KarlRanseier »

Orbiter1 hat geschrieben:(27 Apr 2018, 11:56)

Da bin ich ja mit meiner Einschätzung hinsichtlich der Größenordnung richtig gelegen. Der IWF schlägt für Griechenland einen Schuldenerlaß von 100 Mrd € vor. Das ist auch fast genau die Summe der fälligen, aber nicht bezahlten Steuern der griechischen Unternehmen und Bürger. Nachdem das Eintreiben von Steuern aber so mühselig ist werden wohl die trotteligen Steuerzahler der Euro-Zone die 100 Mrd. € bezahlen müssen. Griechenland hat auch schon Pläne was mit der neu gewonnenen fianziellen Freiheit gemacht wird. Es steht der Kauf von 2 französischen Fregatten zum Stückpreis von 1 Mrd. € an. ´

"Es geht um rund 100 von den 300 Milliarden griechischer Staatsschulden, die auf Verlangen des Internationalen Währungsfonds (IWF) hier zur Debatte stehen. Dieser hatte seine Teilnahme am griechischen Rettungspaket davon abhängig gemacht, dass am Ende ein so kräftiger Schuldenerlass stehen müsse, dass das Land wirtschaftlich ohne weitere Hilfen lebensfähig wird. Es geht dem IWF darum, das wieder angesprungene Wachstum nicht durch die Lasten aus dem Schuldendienst zu ersticken, so die Begründung. ....
Politisch aber ist der Fregattenkauf derzeit eine heiße Kartoffel. Wie kann die Bundesregierung dem deutschen Steuerzahler erklären, dass Griechenland einen Schuldennachlass erhält, um mit dem gesparten Geld französische Kriegsschiffe zu kaufen? Angela Merkel und Olaf Scholz werden sich an diesem Punkt etwas einfallen lassen müssen." Quelle: http://www.dw.com/de/griechenland-schul ... a-43548948

Das ist doch nun wirklich kein Problem sich da was einfallen zu lassen. Griechenland bekommt den Schuldenschnitt von 100 Mrd. €, aber nur wenn sie nicht mehr Mitglied der Euro-Zone sind und auch nie mehr den Antrag auf Mitgliedschaft in der Euro-Zone stellen dürfen.

Früher war es immer Bedingung für weitere Kredite, dass Griechenland deutsche Waffen kauft. Merkel verlangte, dass Griechenland spart [...]. Gewinnbringende Infrastruktur wie Flughäfen hatte der Staat an deutsche "Investoren" zu verschleudern und deutsche Waffen zu kaufen. Denn wenn's um "Arbeitsplätze" in der Rüstungsindustrie geht, versteht der Deutsche traditionell keinen Spaß.

Das Geld von griechischen Steuerbetrügern, das in anderen Ländern, insbesondere natürlich in der Schweiz, gebunkert ist, bleibt selbstverständlich unangetastet und sicher. Schließlich ist nur systemunrelevanter Pöbel zu schröpfen, nicht die Wohlhabenden. Dieses Prinzip gilt ja auch bei uns.
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 28. Apr 2018, 12:17, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: [MOD] diffamierende Unterstellungen
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

KarlRanseier hat geschrieben:(28 Apr 2018, 09:23)

Früher war es immer Bedingung für weitere Kredite, dass Griechenland deutsche Waffen kauft. Merkel verlangte, dass Griechenland spart [...]. Gewinnbringende Infrastruktur wie Flughäfen hatte der Staat an deutsche "Investoren" zu verschleudern und deutsche Waffen zu kaufen. Denn wenn's um "Arbeitsplätze" in der Rüstungsindustrie geht, versteht der Deutsche traditionell keinen Spaß.
Schwachsinn.
Das Geld von griechischen Steuerbetrügern, das in anderen Ländern, insbesondere natürlich in der Schweiz, gebunkert ist, bleibt selbstverständlich unangetastet und sicher. Schließlich ist nur systemunrelevanter Pöbel zu schröpfen, nicht die Wohlhabenden. Dieses Prinzip gilt ja auch bei uns.
Erzählen sie hier keine Märchen. Alle Regierungen Griechenlands, von ziemlich weit links bis ziemlich weit rechts, haben die kostenlos zur Verfügung gestellte Lagardère-CD mit den griechischen Steuerhinterziehern mehr oder weniger in der Versenkung verschwinden lassen, hier in Deutschland gibt der Fiskus Millionen für den Ankauf von CD´s mit Steuerhinterziehern aus, und im Anschluss daran kommt es auch zu massenhaft Selbstanzeigen und Nachzahlungen in Mrd-Höhe.
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 28. Apr 2018, 12:18, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: [MOD] Zitat editiert
KarlRanseier

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von KarlRanseier »

Orbiter1 hat geschrieben:(28 Apr 2018, 11:07)

Schwachsinn.
Erzählen sie hier keine Märchen. Alle Regierungen Griechenlands, von ziemlich weit links bis ziemlich weit rechts, haben die kostenlos zur Verfügung gestellte Lagardère-CD mit den griechischen Steuerhinterziehern mehr oder weniger in der Versenkung verschwinden lassen, hier in Deutschland gibt der Fiskus Millionen für den Ankauf von CD´s mit Steuerhinterziehern aus, und im Anschluss daran kommt es auch zu massenhaft Selbstanzeigen und Nachzahlungen in Mrd-Höhe.


Das ist kein Schwachsinn, sondern den Mainstreammedien entnommen. Gurgeln sollte man allerdings können... :rolleyes:

In Bayern wurden Finanzbeamte, die großen Steuerbetrügern auf die Füße getreten sind, in die Klapsmühle gesteckt, weil sich soetwas nicht gehört. Finanzbeamte sind weisungsgebunden.
Auch das ist bekannt und ebenfalls den Mainstreammedien zu entnehmen.
Benutzeravatar
Orbiter1
Beiträge: 9111
Registriert: Fr 23. Feb 2018, 13:25

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von Orbiter1 »

KarlRanseier hat geschrieben:(28 Apr 2018, 11:28)

In Bayern wurden Finanzbeamte, die großen Steuerbetrügern auf die Füße getreten sind, in die Klapsmühle gesteckt, weil sich soetwas nicht gehört.
In die Klapsmühle gehören vorr allem Leute die nicht in der Lage sind zwischen der weit verbreiteten Korruption in Griechenland und der um Welten geringeren Korruption in Deutschland und den entsprechenden Bemühungen der jeweiligen Regierungen zu unterscheiden.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Neuwahlen in Griechenland - kommt die Eurokrise zurück?

Beitrag von H2O »

Die Korruption in Griechenland war doch so zu sagen ein Weltthema unter der Überschrift "fakelakis", was wohl neugriechisch Briefumschlag / φάκελος heißt. Für jede Dienstleistung eines Amtes, eines Arztes... was weiß ich, war / ist eine kleine Spende gefällig.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Rückbau der EU

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(27 Feb 2018, 22:09)
Na ja, deutsche Politiker sind sicher nicht ständig in Geberlaune.;)
Stimmt. Nehmen ist da beliebter ;) -> http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 14134.html
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(21 Jun 2018, 10:22)

Stimmt. Nehmen ist da beliebter ;) -> http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 14134.html
Man hätte die griechischen Anleihen gar nicht kaufen sollen; dann wäre das immer wieder auflebende Gerede über einen Schuldenerlaß auch nicht so unterhaltsam. Zinsen sind Ausdruck eines Risikos, das mit einer Anleihe verbunden ist. Verschenken ist nicht; schon gar nicht auf Dauer! Wozu, warum, weshalb?
Benutzeravatar
sünnerklaas
Beiträge: 19719
Registriert: Do 10. Aug 2017, 15:41

Re: Rückbau der EU

Beitrag von sünnerklaas »

H2O hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:06)

Man hätte die griechischen Anleihen gar nicht kaufen sollen; dann wäre das immer wieder auflebende Gerede über einen Schuldenerlaß auch nicht so unterhaltsam. Zinsen sind Ausdruck eines Risikos, das mit einer Anleihe verbunden ist. Verschenken ist nicht; schon gar nicht auf Dauer! Wozu, warum, weshalb?
Die Zinsen hätten normalerweise sofort in die Tilgung griechischer Schulden zu fließen.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Rückbau der EU

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:06)

Man hätte die griechischen Anleihen gar nicht kaufen sollen; dann wäre das immer wieder auflebende Gerede über einen Schuldenerlaß auch nicht so unterhaltsam. Zinsen sind Ausdruck eines Risikos, das mit einer Anleihe verbunden ist. Verschenken ist nicht; schon gar nicht auf Dauer! Wozu, warum, weshalb?
Ja, ist die Frage, ob es politisch erstrebenswert ist, "Hilfskredite" zu geringen Zinsen aufzunehmen, sie politisch mit hohen Zinsen weiterzureichen und sich dann darüber freuen, dass man auf eine Regierung so viel Druck (inkl. Verscherbelung öffentlicher Güter) ausüben konnte, dass man noch den Reibach macht -- und dem Michel stellt man es so dar, als würde man den Griechen Geld hinterherwerfen. Die Pleitegriechen sind ja alle faul und gehen so früh mit ihrem ganzen Vermögen in Rente und so und überhaupt.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

sünnerklaas hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:08)

Die Zinsen hätten normalerweise sofort in die Tilgung griechischer Schulden zu fließen.
Und die Risiken dieser Anleihen trägt der deutsche Steuerzahler? So gehen Geldmarktgeschäfte vermutlich nicht. Gar nicht erst kaufen...
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Rückbau der EU

Beitrag von frems »

H2O hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:33)

Und die Risiken dieser Anleihen trägt der deutsche Steuerzahler? So gehen Geldmarktgeschäfte vermutlich nicht. Gar nicht erst kaufen...
Die Tilgung findet ja trotzdem statt. Und die "Reformen" bringen "uns" ja noch mehr: https://www.wiwo.de/politik/europa/priv ... 63164.html

Wäre ja unmöglich, dass ein Land wie Griechenland öffentliche Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben, weiterhin benötigen könnte. Lieber für 'n Appel un 'n Ei an deutsche Konzerne verhökern. :?
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
Europa2050
Beiträge: 9831
Registriert: Di 4. Mär 2014, 08:38
user title: Kein Platz für Nationalismus

Re: Rückbau der EU

Beitrag von Europa2050 »

frems hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:13)

Ja, ist die Frage, ob es politisch erstrebenswert ist, "Hilfskredite" zu geringen Zinsen aufzunehmen, sie politisch mit hohen Zinsen weiterzureichen und sich dann darüber freuen, dass man auf eine Regierung so viel Druck (inkl. Verscherbelung öffentlicher Güter) ausüben konnte, dass man noch den Reibach macht -- und dem Michel stellt man es so dar, als würde man den Griechen Geld hinterherwerfen. Die Pleitegriechen sind ja alle faul und gehen so früh mit ihrem ganzen Vermögen in Rente und so und überhaupt.
Es ist eigentlich ein ganz normaler Banktechnischer Vorgang: Der Verleiher kauft sich ein Risiko und erhält dafür (neben den zu vernachlässigenden Zinsen) eine Risikoprämie.
Jede Bank in Deutschland ist verpflichtet, im Kundenverkehr mit komplexen Scoringsystemen das Risiko zu ermitteln und eine entsprechende Risikoprämie zu verlangen. Sonst gibt’s Haue von der BaFin. Deshalb ist es eben auch unwahrscheinlich, dass Du für die identische Hausfinanzierung den gleichen Zins zahlen würdest wie ich ...
Das gleiche ist hier passiert. Deutschland hat Griechenland gegen eine gewisse Risikoprämie Geld geliehen. Dass diese marktgerecht war, ist dadurch feststellbar, dass andere Marktteilnehmer nicht zu den selben Konditionen einsteigen wollten, sonst hätte Griechenland ja das billigere Angebot genommen. Es ist wohl so, dass schon ein wenig Bonus dabei war.
Fazit: Es liegt m.E. weder Samaritertum noch Ausbeutung vor.
Почему, Россия? (Warum, Russland?)
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:13)

Ja, ist die Frage, ob es politisch erstrebenswert ist, "Hilfskredite" zu geringen Zinsen aufzunehmen, sie politisch mit hohen Zinsen weiterzureichen und sich dann darüber freuen, dass man auf eine Regierung so viel Druck (inkl. Verscherbelung öffentlicher Güter) ausüben konnte, dass man noch den Reibach macht -- und dem Michel stellt man es so dar, als würde man den Griechen Geld hinterherwerfen. Die Pleitegriechen sind ja alle faul und gehen so früh mit ihrem ganzen Vermögen in Rente und so und überhaupt.
Wie sollten uns bemühen, dumme Redensarten von Geschäftsvorgängen zu trennen. Wie auch immer, etwa durch Verkauf deutscher Staatspapiere zu geringen Zinsen und mit dem Erlös griechische Staatspapiere ankaufen mit marktüblichen Zinsen: Die Risiken für diese verzinslichen Papiere trägt der deutsche Staat für den Fall, daß Griechenland seine Schulden nicht bedienen kann. Sicher hat man auch Geld hinterhergeworfen, als man die europäischen Banken veranlaßt hatte, die Hälfte der griechischen Schuld zu erlassen, wobei der deutsche Staat die andere Hälfte auf seine Kappe genommen hatte.

Auch das "Verscherbeln öffentlichen Eigentums" in Griechenland war sinnvoll. Der griechische Staat hatte sich eine Mißwirtschaft unfaßbaren Ausmaßes geleistet; deshalb brauchte er ja immer wieder Kredite. Hoffen wir, daß jetzt das gewinnorienterte internationale Unternehmertum zu einer gesunden Volkswirtschaft führt. Augenblicklich sieht das so aus... wenn da nicht schon wieder Finanzmarkt-Tricksereien dahinter stehen.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

Europa2050 hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:38)
...
Es liegt m.E. weder Samaritertum noch Ausbeutung vor.
Nicht vergessen, daß es eine ganz große Umschuldung gegeben hatte. Das war auch kein Samaritertum, aber ein Ende mit Schrecken.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:37)

Die Tilgung findet ja trotzdem statt. Und die "Reformen" bringen "uns" ja noch mehr: https://www.wiwo.de/politik/europa/priv ... 63164.html

Wäre ja unmöglich, dass ein Land wie Griechenland öffentliche Unternehmen, die schwarze Zahlen schreiben, weiterhin benötigen könnte. Lieber für 'n Appel un 'n Ei an deutsche Konzerne verhökern. :?
Tja, die "schwarzen Zahlen" öffentlicher Unternehmen sind in Griechenland fast so schwarz wie in Deutschland. Nur gab es in Griechenland wohl im Verhältnis gesehen weitaus mehr davon.
Benutzeravatar
frems
Beiträge: 47101
Registriert: Sa 4. Apr 2009, 14:43
user title: Hochenergetisch
Wohnort: Hamburg, Europa

Re: Rückbau der EU

Beitrag von frems »

Europa2050 hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:38)

Es ist eigentlich ein ganz normaler Banktechnischer Vorgang
Ja, ist ja richtig, aber hier handelt es sich ja nicht um ein normales Geschäft, sondern um politische Vereinbarungen die bspw. an Überwachung (Troika) und teure Reformen gekoppelt sind. Mit einem Häuslebauer, der sich bei der Bank etwas Fremdkapital holt, hat das nicht viel zu tun.
H2O hat geschrieben: Auch das "Verscherbeln öffentlichen Eigentums" in Griechenland war sinnvoll.
Klar. Wenn man profitable Unternehmen unter Wert verkauft und jene, die der Staat (bspw. durch besagte Misswirtschaft) bezuschussen muss, behält, dann ist das echt sinnvoll für eine langfristige Gesundung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben. :?
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
Benutzeravatar
H2O
Moderator
Beiträge: 47036
Registriert: So 13. Sep 2015, 13:49
Wohnort: Zachodniopomorze

Re: Rückbau der EU

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(21 Jun 2018, 11:56)

Ja, ist ja richtig, aber hier handelt es sich ja nicht um ein normales Geschäft, sondern um politische Vereinbarungen die bspw. an Überwachung (Troika) und teure Reformen gekoppelt sind. Mit einem Häuslebauer, der sich bei der Bank etwas Fremdkapital holt, hat das nicht viel zu tun.
Alles völlig klar; ein normales Geschäft war das nicht. Niemand hätte dem Land im Zuge normaler Geschäfte noch sein Geld ausgehändigt. Einen Häuslebauer hätte man in solchen Verhältnissen mit dem Ausdruck höchsten Bedauerns nach Hause geschickt. Das Verfahren war schon recht großzügig... mit Herrn Varoufakis wäre niemals etwas daraus geworden. Der Rausschmiß stand als Option im Raum. Präsident Hollande und Kanzlerin Merkel haben in letzter Minute noch umgesteuert. MInisterpräsident Tsipras weiß das auch heute noch zu schätzen.


Klar. Wenn man profitable Unternehmen unter Wert verkauft und jene, die der Staat (bspw. durch besagte Misswirtschaft) bezuschussen muss, behält, dann ist das echt sinnvoll für eine langfristige Gesundung der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben. :?
Was sollen diese Legenden? In einem öffentlichen Bieterverfahren standen die staatlichen Unternehmen auf dem Markt zur Verfügung. Wenn ein Bieter nicht überboten wird, dann ist der Wert des Unternehmens in dem Augenblick niemandem mehr Wert. So funktioniert Wirtschaft nun einmal. Die Unternehmen bleiben im Lande, beschäftigen Menschen, erzeugen eine nachgefragte Leistung, erwirtschaften Gewinne und alle zahlen Steuern. Das ist hier zu Lande doch auch nicht anders. Die griechische Wirtschaftspolitik hat das Land in den Ruin geführt. Und nun wurstelt es sich mit Hilfe der Partner hoffentlich aus diesem Schlamassel wieder heraus... es sei denn, neue Verführer finden Zuspruch.
Antworten