Staatskrise in Luxemburg

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Perdedor
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Perdedor »

Rainald de Gien hat geschrieben: Wieso untersetllst Du, dass ein Monarch seinem Volk per sé schaden will ?
Tue ich nicht. Das Problem ist, dass er KONNTE (nicht dass er WOLLTE).
Rainald de Gien hat geschrieben: Und wie gesagt, in Deutschland kann das der BP auch machen und, im Gegensatz zum Großherzog Heinrich, haben es die BPen auch schon des öfteren gemacht. Ist Deutschland jetzt keine Demokratie mehr ?
Der BP wird gewählt, wie ich schon sagte. Der Fürst nicht. Das nennt man manchmal auch "den Clou der Demokratie".
Rainald de Gien hat geschrieben: Und um das mal ganz klar zu sagen, Luxemburg ist als parlamentarische Monarchie natürlich auch eine Demokratie !
Lupenrein!

ps: Luxemburgt ist (war) vor allem eine konstitutionelle Monarchie und keine parlamentarische. DAS war (ist) das Problem.
Zuletzt geändert von Perdedor am Do 11. Dez 2008, 20:54, insgesamt 1-mal geändert.
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garfield335

Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von garfield335 »

Nach dem bereits am Donnerstag zur ersten Abstimmung über die Verfassungsänderung im Parlament vorgenommen wurde, wurde bereits ein Komitee von den Gegnern des Euthanasiegesetzes gegründet, dass die Verfassungsänderung verhindern will.

Dieses Komitee hat jetzt bereits ein Referendum über die Verfassungsänderung angefragt. Jetzt werden demnächst in allen Gemeinden Luxemburgs Unterschriftenlisten ausgelegt sein. Schreiben sich 25.000 Wähler dort ein, findet ein Referendum statt. Die Listen werden 2 Monate lang ausgelegt sein.

Da aber nach unserer Verfassung, ein Referendum in den 3 Monaten vor und nach einer Parlamentswahl nicht stattfinden darf, und am 7Juni Wahlen sind, müsste das Referendum spätestens am 7.März abgehalten werden.

Jetzt wird wohl jedem klar sein, dass man dieses Gesetz mit grosser Wahrscheinlichkeit vor der nächsten Wahl nicht mehr durchbekommt :o Bis zum 7März reicht die Zeit einfach nicht mehr! :hat:

http://news.rtl.lu/news/national/3315.html
garfield335

Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von garfield335 »

Der Vatikan hat sich auch bereits eingemischt:

http://news.rtl.lu/news/national/3126.html

Wird wohl eine Endlosstory.... Die Diskussionen über dieses Gesetz begannen schon vor zirka 10Jahren, und es scheint immer noch kein Ende in Sicht :roll:
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Rainald de Gien
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Rainald de Gien »

Ich hoffe nur, dass die fünf Bürger die für einen Volksentscheid über die Verfassungsänderung geklagt haben auch durchkommen. Das Euthanasie-Gesetz ist doch total nachrangig.
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Perdedor
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Perdedor »

Rainald de Gien hat geschrieben: Das Euthanasie-Gesetz ist doch total nachrangig.
Finde ich auch.
Es ist sehr bedauerlich, dass hier manche offenbar das Euthanasie-Gesetz vorschieben um eine demokratischere Luxemburger Verfassung zu verhindern.
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Rainald de Gien
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Rainald de Gien »

Perdedor hat geschrieben:
Finde ich auch.
Es ist sehr bedauerlich, dass hier manche offenbar das Euthanasie-Gesetz vorschieben um eine demokratischere Luxemburger Verfassung zu verhindern.
Ich halte es nicht unbedingt für "demokratischer" aus dem Staatsoberhaupt einen Marktschreier zu machen. Wo siehst Du hier einen Demokratiegewinn.

Nach wie vor hoffe ich auf die Klage, dass es ein Volksentscheid über die Verfassungsänderung geben muß. DAS finde ich nähmlich sehr demokratisch und wenn das Volk es dann entscheidet ist es auch gut wie es dann ist.
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garfield335

Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von garfield335 »

Das Gesetz wurde auch bei der 2ten Abstimmung abgesegnet

31 Ja Stimmen 26 Nein, 3 Enthaltungen.


Jetzt wird das Euthanasie-Gesetz dem Grossherzog zur Unterschrift vorgelegt.
Ich finde es bemerkenswert, dass das Parlament abgestimmt hat obwohl klar war, dass der Grossherzog nicht unterschreibt.
Nach unserer Verfassung ist das Gesetz 3 Monate nach der Parlamentsabstimmung ungültig wenn der Grossherzog nicht unterschreibt. Also müssen sie wohl in ein paar Monaten nochmal abstimmen :giggle:
Deshalb war es eigentlich eine sinnfreie Abstimmung.


Die Antrag auf ein Referendum für die Verfassungsänderung wurde von der Regierung zurückgewiesen. Angeblich war einer der Antragsteller nicht in den Wählerlisten eingetragen. Die Gruppe plant am Montag einen neuen Antrag zu stellen, Ende nächste Woche wäre die Frist abgelaufen.
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Rainald de Gien
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Rainald de Gien »

Garfield335 hat geschrieben:Das Gesetz wurde auch bei der 2ten Abstimmung abgesegnet

31 Ja Stimmen 26 Nein, 3 Enthaltungen.


Jetzt wird das Euthanasie-Gesetz dem Grossherzog zur Unterschrift vorgelegt.
Ich finde es bemerkenswert, dass das Parlament abgestimmt hat obwohl klar war, dass der Grossherzog nicht unterschreibt.
Nach unserer Verfassung ist das Gesetz 3 Monate nach der Parlamentsabstimmung ungültig wenn der Grossherzog nicht unterschreibt. Also müssen sie wohl in ein paar Monaten nochmal abstimmen :giggle:
Deshalb war es eigentlich eine sinnfreie Abstimmung.


Die Antrag auf ein Referendum für die Verfassungsänderung wurde von der Regierung zurückgewiesen. Angeblich war einer der Antragsteller nicht in den Wählerlisten eingetragen. Die Gruppe plant am Montag einen neuen Antrag zu stellen, Ende nächste Woche wäre die Frist abgelaufen.
Man sollte dieses Parlament cromwellen. :angry:

Hoffentlich kommt es zum Referendum und diese parlamentarischen Verfassungsfeinde finden nicht noch ein paar Tricks dieses zu verhindern. Wenn das Referendum kommt, werde ich freiwillig Zettel stecken für die jetzige Verfassung.

Bei welcher Partei muß ich da melden ?
Zuletzt geändert von Rainald de Gien am Sa 20. Dez 2008, 14:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Perdedor
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Perdedor »

Rainald de Gien hat geschrieben: Ich halte es nicht unbedingt für "demokratischer" aus dem Staatsoberhaupt einen Marktschreier zu machen. Wo siehst Du hier einen Demokratiegewinn.
Ganz einfach: Wenn eine nicht vom Volk gewählte, einzelne Person mehr zu sagen hat, als das ganze Volk, ist dies undemokratisch.
Rainald de Gien hat geschrieben:Nach wie vor hoffe ich auf die Klage, dass es ein Volksentscheid über die Verfassungsänderung geben muß. DAS finde ich nähmlich sehr demokratisch und wenn das Volk es dann entscheidet ist es auch gut wie es dann ist.
Nun, darauf könnte man sich einigen. Man kann ja niemanden zur Freiheit zwingen.
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von solagon »

Garfield335 hat geschrieben:
Rainald: In dienem Beispiel, über die Weigerung das Herr Koch was nicht unterschreibt besteht ein entscheidender Unterschied:


Dieses Recht, hat das luxemburgische Parlament nicht! Der Grossherzog ist selbst Teil der Legislative in Luxemburg und hat somit Veto-Recht bei allen Gesetzesinitiativen.
letzteres ist eindeutig undemokratisch. ähnliches gibt es auch in liechtenstein, habe ich gehört!
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Rainald de Gien
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Rainald de Gien »

Perdedor hat geschrieben:
Ganz einfach: Wenn eine nicht vom Volk gewählte, einzelne Person mehr zu sagen hat, als das ganze Volk, ist dies undemokratisch.

Dann wäre ja halb Europa undemokratisch, inklusive der Bundesrepublik. Das kann nicht Dein Ernst sein ?
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Perdedor
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Perdedor »

Rainald de Gien hat geschrieben:

Dann wäre ja halb Europa undemokratisch, inklusive der Bundesrepublik. Das kann nicht Dein Ernst sein ?
Eine Wahl muss nicht direkt erfolgen. In der parlamentarischen Demokratie Deutschland z.B. wählt die Bundesversammlung den BuPrä. Er ist also indirekt durch das Volk gewählt. Der Luxemburgen Obermacker jedoch nicht.
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Rainald de Gien
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Rainald de Gien »

Perdedor hat geschrieben:
Eine Wahl muss nicht direkt erfolgen. In der parlamentarischen Demokratie Deutschland z.B. wählt die Bundesversammlung den BuPrä. Er ist also indirekt durch das Volk gewählt. Der Luxemburgen Obermacker jedoch nicht.

Na gut, wir haben da also eine deutlich unterschiedliche Wahrnehmung, ist ja auch nicht schlimm.

Für mich ist eine parlamentarische Monarchie ein sehr erstrebenswertes Staatsmodel. Und wenn man sich ansieht, wie sich die Bundesversammlung bildet, weiß ich nicht wirklich, ob es sich hierbei nicht mehr um eine Imageveranstalltung handelt als um ein Glanzlicht der Demokratie.
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Perdedor »

Rainald de Gien hat geschrieben: Für mich ist eine parlamentarische Monarchie ein sehr erstrebenswertes Staatsmodel.
Das Problem ist, dass Luxemburg eher eine konstitutionelle Monarchie ist und weniger eine parlamentarische. In letzterer könnte das Parlament dem König durch Änderungen der Gesetze die Handlungen voschreiben. In ersterer unterliegt er nur der Verfassung. Und scheinbar kann man diese nicht mal ändern, wenn der König nicht zustimmt. Er kann sich also vollkommen willkürlich über die Meinung des Volkes hinwegsetzen (nur durch die Verfassung eingeschränkt). Und das Volk muss auch noch gehorchen!

Deine Frage war ja auch nicht, was ein erstrebenswertes Staatsmodell wäre, sondern wieso das luxemburgische undemokratisch ist. Die Antwort ist eben, dass der Herzog nicht durch das Volk legitimiert ist (weder direkt noch indirekt) er aber dennoch Exekutivgewalt besitzt.
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Trozki
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Re: Staatskrise in Luxemburg

Beitrag von Trozki »

Garfield335 hat geschrieben:Ich weiss nicht ob es jemanden hier interessiert, aber Luxemburg ist in eine ernste Staatskrise geschlittert.
Es wrd bereits laut über ein Ende der Monarchie nachgedacht.


Wie konnte es dazu kommen? Der Grossherzog weigerte sich ein Gesetz zur aktiven Sterbehilfe und Palliativ-Medizin zu unterschreiben. Konservative und Politiker aller andern Fraktionen streiten sich schon seit über einem Jahr wegen so einem Gesetz.

Selbst die Schwarz-Rote Regierungskoalition war in dieser Frage gespalten, Die Roten sind dafür, die Schwarzen dagegen. Das Parlament entschied sich dann schlussendlich mit 30-26 Stimmen für die aktive sterbe Hilfe.


Nun, verweigert der Grossherzog das Gesetz zu Unterschreiben. Also handelt er damit gegen dem Willen des Parlamentes und der gewählten Volksvertreter. Nach Luxemburgischer Verfassung aus dem Jahre 1848 hat er dazu das Recht. Jedes Gesetz bedarf seiner Zustimmung. Doch bisher mischte er sich nie in die Politik ein. Das ist jetzt das erste mal seit 1945, dass der Monarch einem Gesetz die Zustimmung verweigert.

Und was nun? Plötzlich sind sich alle Parteien darüber einig, dass man dem Grossherzog dieses Recht entziehen mus. Selbst der regierende konservative Premierminister will jetzt eine Verfassungsänderung. Bisher weis niemand wo dies enden wird, und dieser ernster Fall könnte gar das Ende der Monarchie in Luxemburg bedeutet. Es könnte aber ein System ähnlich wie in Deutschland geben, wo der Staatschef Gesetze nur abnicken darf.


Ich hoffe sehr, dass Luxemburg jetzt in der Moderne angekommen ist, und man endlich diese undemokratische Verfassung loswird. Unserem Grossherzog werden derzeit soviele Rechte zugestanden, dass unser Land genauso demokratisch ist, wie die Republik von Nordkorea :( . 1848 war so eine Verfassung villeicht noch modern. Im Jahre 2008 sollten andere Regeln gelten.


Da hier im Forum, so wenig Luxemburger vertreten sind, wird wahrscheinlich das Interesse an so einem Thema gering sein, doch hoffe ich auf Diskussionspartner :cheers:
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