Portugal drängt zum Euro-Austritt

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Daniel1
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Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Daniel1 »

2009 wurde die Position des Euro-Ausstiegs in Portugal noch als winzige und unbedeutende Randmeinung verlacht. Nun wird im ganzen Land im TV, in Zeitungen und im Radio über den Euro-Ausstieg als realistische Option für Portugal debattiert. Der Ökonom João Ferreira hat kürzlich das Buch "Warum wir aus dem Euro aussteigen sollten" auf den Markt gebracht, was alle Verkaufsrekorde knackt. Ferreira argumentiert, daß sich unter dem Euro und dem Kürzungsregime der letzten Jahre das Haushaltsdefizit nur vergrößert habe und momentan einen Rekordstand erreicht. Auch die sogenannte "innere Abwertung" ist gescheiert: Sie hat zwar die Löhne deutlich gesenkt, aber durch die für die portugiesische Volkswirtschaft viel zu starke Währung sind die portugiesischen Exporte weiter deutlich zu teuer. Die als "innere Abwertung" getarnte Kürzungspolitik innerhalb des Euro hat die Krise verschärft, den Bürgern Elend, Arbeitslosigkeit und Armut gebracht. Daher sieht Ferreira den Euro-Ausstieg als einzige Option für Portugal, die Krise zu meistern und wieder zu wachsen. Er plädiert für den isländischen Weg der Krisenlösung: Demokratie, Souveränität, Kontrolle über die eigene Währung sowie deren Abwertung und die Beteiligung der Bürger an der Krisenlösung.
"Der nächste Schritt ist, uns klarzumachen, dass der Euro für uns schlicht nicht zukunftsfähig ist", meint der Buch-Autor. Die Warnungen, dass bei einem Austritt die Löhne einbrechen und Portugal isoliert wäre, verfangen angesichts der Tatsache immer weniger, dass das Lohnniveau in den vergangenen Jahren sowieso stark gesunken ist, ohne dass die versprochenen positiven Effekte zu sehen wären.
s ist gut möglich, dass alsbald den Portugiesen zivilisiert der Kragen platzt und sie die Troika zum Teufel jagen (Kolossaler Protest in Portugal). Daran wird seit langem gearbeitet. Die eher bescheidenen Portugiesen könnten sich dann auf den isländischen Erfolgsweg außerhalb des Euro machen.
http://www.heise.de/tp/artikel/39/39221/1.html


Die Portugiesen müssen sich entscheiden: Gehen sie den griechischen Weg der Massenarbeitslosigkeit, Verelendung auf Jahrzehnte, andauernder Rezession und antidemokratischer Entmündigung? Oder gehen sie den isländischen Weg demokratischer Krisenlösung, Beteiligung der Bürger, staatlicher Souveränität, echter Demokratie und einer nachhaltigen Krisenlösung, die zur Wachstum und Abbau der Arbeitslosigkeit führt?
Zuletzt geändert von Daniel1 am Fr 31. Mai 2013, 22:48, insgesamt 2-mal geändert.
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'Infi
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von 'Infi »

Daniel1 » Fr 31. Mai 2013, 22:42 hat geschrieben:2009 wurde die Position des Euro-Ausstiegs in Portugal noch als winzige und unbedeutende Randmeinung verlacht. Nun wird im ganzen Land im TV, in Zeitungen und im Radio über den Euro-Ausstieg als realistische Option für Portugal debattiert. Der Ökonom João Ferreira hat kürzlich das Buch "Warum wir aus dem Euro aussteigen sollten" auf den Markt gebracht, was alle Verkaufsrekorde knackt. Ferreira argumentiert, daß sich unter dem Euro und dem Kürzungsregime der letzten Jahre das Haushaltsdefizit nur vergrößert habe und momentan einen Rekordstand erreicht. Auch die sogenannte "innere Abwertung" ist gescheiert: Sie hat zwar die Löhne deutlich gesenkt, aber durch die für die portugiesische Volkswirtschaft viel zu starke Währung sind die portugiesischen Exporte weiter deutlich zu teuer. Die als "innere Abwertung" getarnte Kürzungspolitik innerhalb des Euro hat die Krise verschärft, den Bürgern Elend, Arbeitslosigkeit und Armut gebracht. Daher sieht Ferreira den Euro-Ausstieg als einzige Option für Portugal, die Krise zu meistern und wieder zu wachsen. Er plädiert für den isländischen Weg der Krisenlösung: Demokratie, Souveränität, Kontrolle über die eigene Währung sowie deren Abwertung und die Beteiligung der Bürger an der Krisenlösung.





http://www.heise.de/tp/artikel/39/39221/1.html


Die Portugiesen müssen sich entscheiden: Gehen sie den griechischen Weg der Massenarbeitslosigkeit, Verelendung auf Jahrzehnte, andauernder Rezession und antidemokratischer Entmündigung? Oder gehen sie den isländischen Weg demokratischer Krisenlösung, Beteiligung der Bürger, staatlicher Souveränität, echter Demokratie und einer nachhaltigen Krisenlösung, die zur Wachstum und Abbau der Arbeitslosigkeit führt?
Das Thema ist auch hier kein Tabu und wird auch hier debattiert. Dass Portugal auf den Euro-Ausstieg "drängt" ist nur dein Wunschempfinden des Artikels.
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Tantris
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Tantris »

Vielleicht kann daniel ja durch besonders intensives wünschen die realität verändern?
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Daniel1
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Daniel1 »

Falsch. Die Mehrheit der portugiesischen Bürger will den Euro verlassen und viele nahmhafte Ökonomen plädieren dafür und sagen, daß Portugal im Euro keine Zukunft hat. Das Volk und die meisten Wirtschaftsexperten drängen also deutlich auf den Euro-Austritt, die einzigen die ihn noch verhindern wollen sind ein paar Regierungsbürokraten und Berufspolitiker in Lissabon.
Früher oder später werden aber auch sie erkennen müssen, daß Portugal im Euro keine Zukunft hat und das Land wird den Euro verlassen müssen. Besser wäre es, noch dieses Jahr aus dem Euro auszusteigen und den Escudo wiedereinzuführen, denn je schneller die Portugiesen aus dem Euro-Desaster raus sind, desto schneller bewältigen sie die Krise. Wäre Portugal 2010 ausgetreten, würde es jetzt schon wieder solide wachsen, siehe Island.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von HugoBettauer »

'Infi » Sa 1. Jun 2013, 10:05 hat geschrieben:Das Thema ist auch hier kein Tabu und wird auch hier debattiert. Dass Portugal auf den Euro-Ausstieg "drängt" ist nur dein Wunschempfinden des Artikels.
Dass man drüber redet, heißt noch gar nichts. Die Leut schwätzen so vieles und tun so vieles nicht.
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Daniel1
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Daniel1 »

In Portugal wird der Druck auf die Regierung durch die öffentliche Diskussion durchaus immer größer. Es ist ja nicht einfach so, daß nur geredet wird, die Bürger fordern, endlich konkrete Schritte wie Austritt aus dem Euro, Wiederherstellung der Demokratie, Lösung der Wirtschaftskrise und die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsverhältnisse.
Daher wird die Regierung dem Thema nicht ewig ausweichen können. Wenn die Bürger es auf demokratische Weise nicht schaffen, den Euro-Austritt durchzusetzen, werden es früher oder später die ökonomischen Realitäten erzwingen.
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frems
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von frems »

Wohl nicht. Selbst in Italien verpufft die kurzfristige Aufmüpfigkeit wieder. In Spanien und Griechenland will man derzeit davon auch nichts hören. Auf WELT ONLINE ist ein Interview mit Niall Ferguson, ein britischer Wissenschaftler, zu diversen Fragen bezüglich EU und Eurozone vorhanden.
...

Die Welt: Aber in zahlreichen Ländern formen sich eurokritische Bewegungen.

Ferguson: Diese Parteien haben ihren Zenit schon überschritten. Meistens erleben die populistischen Kräfte ein kurzes Auftrumpfen, dann implodieren sie. Wir sehen das in Italien, wo Beppe Grillo nach seinem überraschenden Wahlerfolg rasch entzaubert wurde. Und diese AfD hier in Deutschland ist ein absoluter Witz. Die einzige Kraft dieser Art, deren Höhenflug anhält, scheint mir die UK Independence Party zu sein. Aber Großbritannien ist ohnehin das Land mit einer tief verwurzelten Grundskepsis gegenüber Europa und seinen Institutionen.

Die Welt: Wird das Vereinigte Königreich in der Europäischen Union bleiben?

Ferguson: Das ist schwer zu sagen. Sicher scheint mir, dass es bis 2015 zu einem Referendum kommen wird. Vielleicht wird Merkel Cameron wichtige Zugeständnisse machen und den britischen Premier damit gegenüber seinen europakritischen Hinterbänklern stärken. Möglich ist auch, dass die Anti-Europa-Bewegung UKIP unter Nigel Farage in sich zusammenfällt.

Das Ergebnis einer Abstimmung ist immer schwer vorherzusagen. Ein Austritt würde schwere Turbulenzen auslösen. Je konkreter es wird, desto eher bekommen die Leute kalte Füße. Ich selber bin dafür, dass das Vereinigte Königreich in der EU bleibt. Wenn man es von Amerika aus betrachtet, wo ich lehre und arbeite, ergibt ein Austritt einfach keinen Sinn. Dem Euro wird Großbritannien allerdings nicht beitreten. Es ist aber das einzige Land, das es sich leisten kann, der EU, nicht aber der Euro-Zone anzugehören.

Die Welt: Welche Richtung nimmt der Kontinent?

Ferguson: Die Endstation ist klar, eine Bundesrepublik Europa. Bei den politischen Eliten ist der Wille dafür vorhanden, und in der Bevölkerung gibt es in keinem Euro-Land wirklichen Widerstand dagegen. Wenn ich in Spanien frage "Warum bleibt ihr im Euro, auch wenn ihr eure Währung jetzt nicht mehr abwerten könnt", halten sich die Leute die Ohren dazu. Davon wollen sie trotz der Arbeitslosigkeit und Sparzwänge nichts hören.

Die Welt: Aber würden die Südländer mit einer eigenen Währung nicht besser durch die Krise kommen?

Ferguson: Kurzfristig wäre die Wiedereinführung der nationalen Währungen vielleicht eine Entlastung für die heimische Wirtschaft. Doch die Abwertung würde ihnen jeglichen Anreiz rauben, ihr Sozial- und Wirtschaftssystem zu reformieren. Die korrupten Institutionen in Südeuropa blieben unbehelligt. Langfristig würde das sicheren Abstieg bedeuten. Die Euro-Zone ist für diese Länder die einzige Chance, überhaupt Reformen vorzunehmen.

...
http://www.welt.de/finanzen/article1169 ... uropa.html

Da sollte man auch ein Buch in Portugal nicht überbewerten. Es spricht ja nichts dagegen, diverse Szenarien mal durchzurechnen und zu schauen, welche Alternative langfristig die sinnvollste für Europa ist. Bloß wird die Debatte ja seit Jahren geführt. Auch in Ländern wie Deutschland, wo meist aus nostalgischen und emotionalen Gründen der D-Mark nachgetrauert wurde, ist eine große Mehrheit für den Euro und die Zustimmung wird immer größer.

(auch die nicht zitierten Abschnitte des Interviews sind interessant, wenn auch größtenteils schon bekannt. Aus Gründen der Lesbarkeit habe ich nicht alles zitiert, sondern nur das, was mit Austritt aus Eurozone und EU zu tun hat.

Und Daniel1: Auf Lettland gehe ich morgen oder übermorgen ein. Bin vor zwei Stunden erst wieder in Hamburg eingetrudelt und hab 'n vollen Terminkalender. Folgt aber noch.)
Zuletzt geändert von frems am Di 11. Jun 2013, 00:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Fadamo
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Fadamo »

Daniel1 » Mo 10. Jun 2013, 22:38 hat geschrieben:In Portugal wird der Druck auf die Regierung durch die öffentliche Diskussion durchaus immer größer. Es ist ja nicht einfach so, daß nur geredet wird, die Bürger fordern, endlich konkrete Schritte wie Austritt aus dem Euro, Wiederherstellung der Demokratie, Lösung der Wirtschaftskrise und die Schaffung menschenwürdiger Arbeitsverhältnisse. Daher wird die Regierung dem Thema nicht ewig ausweichen können. Wenn die Bürger es auf demokratische Weise nicht schaffen, den Euro-Austritt durchzusetzen, werden es früher oder später die ökonomischen Realitäten erzwingen.
Ich wünsche dem port.bürger maximale kampfkraft :thumbup: Mögen sie ihre politnix zur vernunft bewegen.
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Daniel1
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Daniel1 »

Wohl nicht. Selbst in Italien verpufft die kurzfristige Aufmüpfigkeit wieder. In Spanien und Griechenland will man derzeit davon auch nichts hören. Auf WELT ONLINE ist ein Interview mit Niall Ferguson, ein britischer Wissenschaftler, zu diversen Fragen bezüglich EU und Eurozone vorhanden.


Da sollte man auch ein Buch in Portugal nicht überbewerten. Es spricht ja nichts dagegen, diverse Szenarien mal durchzurechnen und zu schauen, welche Alternative langfristig die sinnvollste für Europa ist. Bloß wird die Debatte ja seit Jahren geführt.
Insgesamt sieht es eher so aus, als würde der Widerstand zunehmen und sich über den ganzen Mittelmeerraum ausbreiten. Es ist eben keine kurzfristige Aufmüpfigkeit, sondern ein auf lange Sicht angelegter Widerstand, der es nicht ertragen will, weiter innerhalb der Eurozone zu Armut, Demokratieabbau und Massenarbeitslosigkeit verdammt zu sein. Die Leidensfähigkeit der Menschen im Mittelmeerraum ist erschöpft und sie organisieren jetzt zunehmend Widerstand gegen das Euro-Projekt. Daß die momentane Situation zu verbreiteter Resignation, Hoffnungslosigkeit und sich-in-sein-Schicksal-fügen führt stimmt insgesamt nicht. Die Leute lassen sich nicht alles gefallen und organisieren Gegenwind.
Deswegen hat Ferguson im Interview auch Unrecht, wenn er meint, die euroskeptische Parteien hätten ihren Zenit schon überschritten. Schließlich haben sich die beiden griechischen Pro-Drachmen-Parteien erst in den letzten Monaten gegründet und auch in Portugal ist die Debatte durch das neue Buch voll entflammt und geht durch die gesamte Bevölkerung, die Medien und die politischen Parteien. Das ist übrigens relativ neu, denn 2009 galt die Position des Euro-Austritts noch als randständig und wurde kaum geführt, erst seit 2011 ist die Debatte entflammt und nimmt jetzt wieder Fahrt auf. Auch in Griechenland wird innerhalb der politischen Parteien erst seit Ende 2012 verbreiteter über einen Euro-Austritt diskutiert, während das Thema vorher auch bei Parteien wie der Syriza, die das Troika-Memorandum ablehnten, tabuisiert war. Seit Anfang 2013 zieht die Debatte aber immer weitere Kreise und es haben sich erstmals zwei Parteien gegründet, die sich explizit für die Wiedereinführung der Drachme einsetzen. Das war 2012 noch nicht der Fall. Auch in Italien wird erst seit Anfang 2013 mit dem Erstarken von Grillos 5-Sterne-Bewegung der Euro-Austritt offen diskutiert, während das Thema vorher ein Tabu-Sujet war.
Es hat sich also seit 2009/2010 eine Menge in Südeuropa geändert und der damals noch kaum ins Spiel gebrachte und als randständig beurteilte Euro-Austritt wird jetzt in der gesamten Gesellschaft diskutiert, von immer mehr Ökonomen befürwortet und es bilden sich immer mehr Parteien, die explizit den Euro-Austritt als Hauptprogrammpunkt haben. Das war 2009 unvorstellbar. Übrigens auch in Zypern, wo jetzt 80% der Bevölkerung für den Euro-Austritt sind und sich liberalkonservative wie linke Parteien für ein Referendum zu der Frage einsetzen.
Auch in Deutschland wird der Euro-Austritt erst seit 1-2 Jahren offen als ernsthafte Option diskutiert und der Trend verstärkt sich: Wir haben jetzt erstmals eine Partei, die explizit den Euro auflösen will und in Umfragen will die Mehrheit der Deutschen die D-Mark zurück, wofür auch alle rationalen wirtschaftspolitischen Erwägungen sprechen (billige Importe, starke Kaufkraft, hoher Binnenkonsum, sinkende Energie- Strom- Und Benzinpreise, günstige Auslandsreisen, Wohlstandsmehrung für die Bürger usw.).




Das Interview ist insgesamt sehr interessant, aber Fergusons Analyse ist mit vielen Fehlern behaftet und repräsentiert nicht die Meinung der meisten Briten. Vor allem verschweigt Ferguson, als er von der UKIP spricht, das seine pro-Euro-Position momentan eine absolute Minderheit in Großbritannien ist und die deutliche Mehrheit der Briten sogar die EU verlassen will. Die einzige offen für die EU eintretende Partei, die LibDems, sind auf 6% abgerutscht, die UKIP liegt momentan in Umfragen zwischen 19 und 23%.
Während Ferguson (euroskeptisch übersetzt) für Großbritannien euroskeptische Hoffnung sieht, scheint er der Zukunft des Kontinentes aber sehr pessimistisch entgegenzublicken und meint, die Bürger der Eurozone würden sich widerstandslos in einen Superstaat führen lassen. Bei den vielen Anti-Euro-Parteien, die neu entstehen bzw. große Erfolge haben von Finnland bis Zypern scheint seine Hoffnungslosigkeit aber nicht ganz berechtigt, auch wenn die Eurozone ein sehr starrer Block ist und die Länder so stark darin gefangen sind, daß es schwer wird, diese Strukturen aufzubrechen.


Da in der "Welt" aber selten Euroskeptiker zu Wort kommen und selbst aus Britannien noch die winzige Minderheit der Euro-Befürworter eingeladen wird, werde ich als Gegengewicht mal eine Rede von Geert Wilders einstellen, die sicherlich nicht an jedem Punkt recht hat und auch diskussionswürdig ist, aber interessante Einsichten vermittelt.
Vor allem analysiert Wilders messerscharf die jetzige Lage Europas, bennent die Schuldigen und die Probleme klar und deutlich und zeigt mögliche Lösungen auf. Er thematisiert die Eurokrise, Aufstieg und Chancen euroskeptischer Parteien in Europa und die relativ neue langsam zum Mainstream werdende Infragestellung des Euro innerhalb der meisten Mitgliedsländer.
Da es sehr lang ist und auch Themenabschnitte zum Islamismus und zu Israel enthält, habe ich die besten Sequenzen zum Thema herausgesucht.

Zuerst beschreibt Wilders den Zustand der EU und nennt Gründe der Krise und bennent die Schuldigen.
Europa befindet sich in einem schrecklichen Zustand. Stück für Stück verlieren europäische Länder ihre nationale Souveränität. Die Wirtschaft liegt am Boden.
Die Europäer fühlen, daß die Kluft zwischen ihnen und denen, die sie regieren, sich vergrößert. Viele fühlen sich nicht länger von ihren Politikern repräsentiert. Es ist eine vollständige Entkopplung erfolgt zwischen den Leuten, die über Europa herrschen, und den Leuten, die darin leben.

Die Schuld dafür liegt zu einem Großteil bei der Europäischen Union und dem schwachen Führungsverhalten innerhalb der europäischen Länder, die ihre nationale Souveränität aufgegeben haben. Die EU kann nicht mit den Vereinigten Staaten verglichen werden. Europa ist ein Kontinent von vielen verschiedenen Völkern mit ihren eigenen Identitäten, Traditionen und Sprachen. Die EU ist eine supranationale Organisation, aber ihre Führer wollen sie in einen Staat verwandeln. Zu diesem Zweck zerstören sie Wohlstand, Identität und Freiheiten der bestehenden Nationalstaaten in Europa.
Wilders wirbt eindeutig für ein Umdenken in Sachen Europa und eine Dezentralisierung Europas sowie für die Wiedererrichtung der staatlichen Souveränitäten und der Demokratie.
Liebt Euer Land und schätzt seine nationalen Institutionen. Solange Ihr dies tut, wird Euer Land das Land der Freien bleiben. Aber wenn Ihr darin versagt, werdet Ihr Eure Freiheiten verlieren. Dies ist die Lektion, die wir Europäer auf die harte Tour gelernt haben in den vergangenen sechs Jahrzehnten des Experimentierens mit dem EU-Transnationalismus.

Und das allerschlimmste, meine Freunde, das allerschlimmste ist, daß wir es hätten besser wissen können und sollen.

In ihrem letzten Buch „Statecraft“ schrieb Margaret Thatcher — ich zitiere: „Daß ein derart unnötiges und irrationales Projekt wie der Aufbau eines europäischen Superstaates jemals begonnen wurde, wird in zukünftigen Jahren wahrscheinlich als die größte Torheit der modernen Ära überhaupt angesehen werden.“ — Zitat Ende.
Er bezieht sich dabei auf den tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus, der schon lange vor den zentralistischen Tendenzen in der EU gewant hat.
Während seiner zehn Jahre im Amt weigerte sich Präsident Klaus, die EU-Flagge über dem tschechischen Präsidentenpalast wehen zu lassen. Er weist darauf hin, daß die EU — ich zitiere — „auf einer starken und gängelnden Regierung basiert, auf umfassender Regulierung menschlichen Verhaltens und großflächiger Umverteilung von Einkommen. Sie verschiebt die Regierung eine Stufe nach oben, was bedeutet, auf eine Ebene, wo es keine demokratische Rechenschaftspflicht gibt und wo Entscheidungen von Bürokraten getroffen werden, die von Politikern ernannt wurden, nicht von Bürgen in freien Wahlen gewählt.“ — Zitat Ende. Herr Klaus.
Wilders analysiert auch den Zustand des Euro und die Katastrophe, die er ausgelöst hat, klar und eindeutig.
Alle Länder, die dem Euro beigetreten sind, haben die Macht verloren, ihre Währung an ihre eigenen wirtschaftlichen Bedürfnisse anzupassen. Sie haben ihre Volkswirtschaften zerstört und haben ihre Menschen zu steigender Armut und Arbeitslosigkeit verurteilt.

Letztes Jahr hat meine Partei, die niederländische Partei für die Freiheit, eine Studie bei dem renommierten britischen Büro Lombard Street Research über die bisherigen Kosten des Euro für die Niederlande in Auftrag gegeben.
Die Studie hat ergeben, daß, seit die Niederländer den Euro eingeführt haben, das Wachstum in den Konsumausgaben nicht mehr länger dem Wachstum des BIP entspricht, so wie es war bevor wir dem Euro beitraten und wie es immer noch ist in all den Ländern, die der Eurozone ferngeblieben sind. Der Preis dafür war ein gigantischer Rückgang in den Konsumausgaben.

Die EU-Länder haben auch die Souveränität über ihre eigenen nationalen Haushalte verloren. Die Europäische Kommission — nicht unsere nationale Regierung — entscheidet, wie groß ihre Defizite und nationalen Schulden sein dürfen. Sie verhängt Sparmaßnahmen. Aber zur gleichen Zeit verlangt sie, immer größere Summen nach Brüssel zu überweisen oder an sogenannte Rettungsoperationen für den Euro und um Ländern wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern aus der Klemme zu helfen.

Im Gegensatz zu Ferguson sieht Wilders eine langfristig wachsende EU- und euro-kritische Stimmung in Europa. In Ländern wie Österreich oder den Niederlanden wird sogar ein EU-Austritt offen diskutiert, während dort vor wenigen Jahren selbst eine Diskussion über einen Euro-Austritt undenkbar war.
Eine Umfrage nach der anderen ergibt, daß gewöhnliche Europäer nicht wollen, daß ihre Demokratie untergraben wird. Letzten April ergab eine paneuropäische Umfrage, daß eine klare Mehrheit der Bevölkerung in den großen EU-Mitgliedsstaaten der EU als Institution nicht länger vertraut. Sogar in Deutschland hat diese Zahl fast 60% erreicht.

Diese Woche zeigte eine Gallup-Umfrage, daß zum ersten Mal in der Geschichte der Niederlande genauso viele Menschen die EU verlassen wollen wie drinbleiben wollen. Vor ein paar Jahren war dies undenkbar.
Wir können daran, wie die EU mit der Krise der Eurozone umgeht, sehen, wie der Mechanismus funktioniert. Anstatt den zerstörerischen Weg zu verlassen, dem man bislang gefolgt ist, benutzt Brüssel die Krise, um eine noch stärkere Kontrolle über die Mitgliedsstaaten zu erzwingen.

Die Europäische Union kann ganz einfach nicht demokratisiert werden, weil die gesamte Struktur auf einer Negation von Demokratie aufgebaut ist. Wie Präsident Klaus dargelegt hat, kann es keine europäische Demokratie geben, weil es keinen europäischen Demos gibt — kein europäisches Volk. Es kann nur verschiedene europäische Demokratien geben — Plural! — in den verschiedenen europäischen Nationen. Was die EU tut, ist diese verschiedenen Demokratien zu zerstören.

Wilders teilt die pessimistische Haltung Fergusons, der glaubt, daß sich die Bürger in der Eurozone ohne Widerstand in einen von ihnen nicht gewollten Superstatt führen lassen, keineswegs. Er sieht enormes Widerstandspotential und spielt dabei grade auf liberalkonservative und souveränistische Parteien an.
Überall in Europa wachsen die Anti-EU-Gefühle. Überall in Europa gibt es patriotische Parteien, die die Wiederbelebung von Nationalstolz in ihren Ländern reflektieren, sei es die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Schweden, Finnland, Dänemark, Österreich, Italien, Flandern, die Tschechische Republik, Deutschland und die anderen Nationen, die gegenwärtig in der Europäischen Union gefangen sind.

Wie ich sagte, hier sind die guten Nachrichten.

Europa könnte sich am Beginn eines fundamentalen Wandels zum Besseren befinden. Wir scheinen am Vorabend eines bedeutenden und wahrhaft historischen Ereignisses zu stehen. In Europa ist die Zeit reif für eine glorreiche demokratische und gewaltlose Revolution, um unsere nationalen Freiheiten zu erhalten und unsere Souveränität wiederherzustellen.
Zuletzt geändert von Daniel1 am Mi 12. Jun 2013, 16:17, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von fertig mit D und EU »

Super, der einzig richtige Weg aus der Mafiastruktur aus zu steigen und dem Bürger ein lebenswertes Leben im Land zu bieten!
Ja, Portugiesen wehrt euch gegen Ausbeutung und Politirrsinn.
Nun gibt es ja einen neuen EU Partner, Kroatien. Viele Stimmen dort sind dagegen aber wie in jedem EU geilen Land, werden diese von der Politmafia als Dumme abgetan und ignoriert.
über DDR Deutschland lacht die ganze Welt....................
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von frems »

Vier Jahre später ist Portugal noch immer im Euro. Auch Portugal geriet im Zuge der Schuldenkrise in Not. Doch das kleine Land zahlt bekomme Hilfe nun teils schneller zurück als geplant.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/n ... 88217.html

War wohl doch nichts mit dem Glauben, der Euro führe per Naturgesetz zu unüberwindbaren Verwerfungen.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(23 Feb 2017, 20:54)

Vier Jahre später ist Portugal noch immer im Euro. Auch Portugal geriet im Zuge der Schuldenkrise in Not. Doch das kleine Land zahlt bekomme Hilfe nun teils schneller zurück als geplant.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/n ... 88217.html

War wohl doch nichts mit dem Glauben, der Euro führe per Naturgesetz zu unüberwindbaren Verwerfungen.
Wenn man dauernd pleite ist, weil einem wenig oder gar nichts gelingt, vielleicht auch die Lust fehlt, sich sparsam zu verhalten, dann ist eben der Euro schuld. Was tatsächlich daran ist, das wurde erkennbar, als die Griechen Mitte 2015 mit dem GREXIT konfrontiert wurden, und dann alle Folgeerscheinungen ausgebreitet wurden.

Von Zeit zu Zeit fällt offenbar jemandem dieser Weg zum wirtschaftlichen Heil ein in der Hoffnung, daß nun alle Partner um diesen armen Kerl herum springen und ihm Hilfen anbieten, damit das Ungeheure unterbleibt.

Tatsächlich bietet die gemeinsame Währung erhebliche Kostenvorteile für die grenzüberschreitende Wirtschaft, also Import, Export, Lieferverträge, so daß jährlich Milliarden eingespart werden können, weil das Kursrisiko in Lieferverträgen entfällt... und die Handhabung dicker Geldbündel. So leicht schafft es auch kein Zocker mehr, diesen großen Währungsblock durch Währungsspekulationen auf und ab zu werten. Das ist Sicherheit gegen fremde Willkür.

Was man vielleicht bemängeln sollte, das ist die ausbleibende Finanzkontrolle der einzelnen Teilnehmerstaaten. Aber das ist nicht die Schuld des Euros, sondern fehlende Haushaltsdisziplin der einzelnen Operateure. Vielleicht kommen wir mit dem angedachten "Kerneuropa" aus dieser Disziplinlosigkeit auch wieder heraus.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Alter Stubentiger »

frems hat geschrieben:(23 Feb 2017, 20:54)

Vier Jahre später ist Portugal noch immer im Euro. Auch Portugal geriet im Zuge der Schuldenkrise in Not. Doch das kleine Land zahlt bekomme Hilfe nun teils schneller zurück als geplant.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/n ... 88217.html

War wohl doch nichts mit dem Glauben, der Euro führe per Naturgesetz zu unüberwindbaren Verwerfungen.
Ich denke mittlerweile daß die Währungen nicht so ein Problem sind. Ein wirkliches Problem ist das Recht der Privatbanken Giralgeld zu erschaffen. Das schafft die Verwerfungen. Egal ob im Dollar, Pfund oder Euro-Raum.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Adam Smith »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(24 Feb 2017, 14:50)

Ich denke mittlerweile daß die Währungen nicht so ein Problem sind. Ein wirkliches Problem ist das Recht der Privatbanken Giralgeld zu erschaffen. Das schafft die Verwerfungen. Egal ob im Dollar, Pfund oder Euro-Raum.
Unser Geldsystem ist das Problem. Welches alternative System wäre denn besser? Gibt es so ein System irgendwo? Falls nicht, warum führt kein Land dieses System ein?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Feb 2017, 14:54)

Unser Geldsystem ist das Problem. Welches alternative System wäre denn besser? Gibt es so ein System irgendwo? Falls nicht, warum führt kein Land dieses System ein?
Mit dem Euro sollte die europäische Einigung beschleunigt werden; bis 1995 kam die europäische Einigung auch ganz gut voran. Wir haben in der EU ein Erweiterungsproblem und falsche Anreize für die Mitgliedschaft gesetzt. Parallel dazu haben wir den Euro eingeführt als gemeinsame Währung, sogar verbindlich! Die Gleichzeitigkeit war ein dummer Streich! Ansonsten: Wo auf dieser Welt sind wir sonst noch Zeugen einer freiwilligen und einigermaßen harmonischen Vereinigung selbständiger Staaten? Und welches vergleichbar große Währungsgebiet schlägt sich erkennbar besser?
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(24 Feb 2017, 15:55)

Mit dem Euro sollte die europäische Einigung beschleunigt werden; bis 1995 kam die europäische Einigung auch ganz gut voran. Wir haben in der EU ein Erweiterungsproblem und falsche Anreize für die Mitgliedschaft gesetzt. Parallel dazu haben wir den Euro eingeführt als gemeinsame Währung, sogar verbindlich! Die Gleichzeitigkeit war ein dummer Streich! Ansonsten: Wo auf dieser Welt sind wir sonst noch Zeugen einer freiwilligen und einigermaßen harmonischen Vereinigung selbständiger Staaten? Und welches vergleichbar große Währungsgebiet schlägt sich erkennbar besser?
Die Einführung des Euro wurde 1992 beschlossen. Eine gemeinsamer Wirtschaftsraum sollte entstehen. Und eine gemeinsame Währung hilft hierbei enorm. Des Weiteren wurde eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine Unionsbürgerschaft beschlossen. Europol wurde beschlossen das aber nur dem Informationsaustausch dient. Es ist kein europäisches FBI, wie ich mal in einem Roman gelesen haben. Davon ist es weit entfernt. Eine gemeinsame Sozialpolitik wurde beschlossen usw.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_v ... haftsunion

Die daraus resultierenden Probleme haben wir jetzt. Das liegt auch teilweise daran, dass die Mitgliedsstaaten nicht in der Lage waren die Regeln umzusetzen.
Das Kriterium der Haushaltsstabilität (Defizitquote unter 3 % und Schuldenstandsquote unter 60 % des BIP) wurde als dauerhaftes Kriterium ausgelegt (Stabilitäts- und Wachstumspakt), die anderen Kriterien müssen Mitgliedstaaten nur vor der Euro-Einführung erfüllen.
Zum Beispiel den Schutz der Außengrenze von Griechenland oder die Zusammenarbeit der Polizei usw.
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Alter Stubentiger »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Feb 2017, 14:54)

Unser Geldsystem ist das Problem. Welches alternative System wäre denn besser? Gibt es so ein System irgendwo? Falls nicht, warum führt kein Land dieses System ein?
Die Schweizer denken über Vollgeld nach. Damit können die Banken nur noch Geld verleihen daß sie besitzen. Das reduziert die Geldmenge drastisch. Und damit automatisch auch die Möglichkeiten von Finanzinvestoren und auhc der Börsen Casino Betrieb wird stark eingeschränkt. Das so etwas funktioniert hat man vor der "Entfesselung der Finanzmärkte" gesehen. Damals gab es nicht solche Verwerfungen.
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Adam Smith
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Adam Smith »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(24 Feb 2017, 16:35)

Die Schweizer denken über Vollgeld nach. Damit können die Banken nur noch Geld verleihen daß sie besitzen. Das reduziert die Geldmenge drastisch. Und damit automatisch auch die Möglichkeiten von Finanzinvestoren und auhc der Börsen Casino Betrieb wird stark eingeschränkt. Das so etwas funktioniert hat man vor der "Entfesselung der Finanzmärkte" gesehen. Damals gab es nicht solche Verwerfungen.
Die Banken können sich demnach kein Geld mehr von der Zentralbank oder anderen Banken leihen. Das ist nicht sehr sinnvoll. Gab es dieses Vollgeld denn schon irgendwo jemals?
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Alter Stubentiger
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Alter Stubentiger »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Feb 2017, 16:41)

Die Banken können sich demnach kein Geld mehr von der Zentralbank oder anderen Banken leihen. Das ist nicht sehr sinnvoll. Gab es dieses Vollgeld denn schon irgendwo jemals?
Doch die Banken können sich dann nur noch Giralgeld von der Zentralbank leihen. Damit liegt die Kontrolle über die Geldmenge und Schöpfung wieder beim Staat. Um damit die Geldflut zu bändigen muß diese natürlich sehr restriktiv sein.
Das Recht zur Geldschöpfung soll nur noch die Zentralbank besitzen. Die Privatbanken nicht mehr. Banken können sich natürlich auch weiterhin Geld von anderen Banken leihen. Aber diese müßen Geld das sie verleihen physisch besitzen. Geld aus Luft gibt es dann nicht mehr. Dann können Krisen wie sie gerade einige italienische Banken erleben nicht mehr entstehen.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Feb 2017, 16:23)

Die Einführung des Euro wurde 1992 beschlossen. Eine gemeinsamer Wirtschaftsraum sollte entstehen. Und eine gemeinsame Währung hilft hierbei enorm. Des Weiteren wurde eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und eine Unionsbürgerschaft beschlossen. Europol wurde beschlossen das aber nur dem Informationsaustausch dient. Es ist kein europäisches FBI, wie ich mal in einem Roman gelesen haben. Davon ist es weit entfernt. Eine gemeinsame Sozialpolitik wurde beschlossen usw.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_v ... haftsunion

Die daraus resultierenden Probleme haben wir jetzt. Das liegt auch teilweise daran, dass die Mitgliedsstaaten nicht in der Lage waren die Regeln umzusetzen.



Zum Beispiel den Schutz der Außengrenze von Griechenland oder die Zusammenarbeit der Polizei usw.
Den Hintergrund für die Einführung und den gegenwärtigen Kummer mit dem Euro haben Sie besser und richtiger beschrieben, als ich das jetzt könnte. Vielen Dank dafür.

Weshalb hatten Sie aber die Frage gestellt, warum niemand sonst ein vergleichbares internationales Währungssystem eingeführt hat?

Erneut: Hoffentlich naht Rettung durch "Kerneuropa" und gemeinsame Kontrolle über die nationalen Haushalte durch einen europäischen Finanzminister.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von Adam Smith »

H2O hat geschrieben:(24 Feb 2017, 18:00)
Weshalb hatten Sie aber die Frage gestellt, warum niemand sonst ein vergleichbares internationales Währungssystem eingeführt hat?
In Afrika gibt es solche Systeme oder soll es geben. Aber Freihandel usw. gibt es hier nicht.
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Re: Portugal drängt zum Euro-Austritt

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(24 Feb 2017, 18:44)

In Afrika gibt es solche Systeme oder soll es geben. Aber Freihandel usw. gibt es hier nicht.
Also mehrere unabhängige afrikanische Staaten betreiben ohne Streit ein gemeinsames Währungssystem? Wie kann man sich an diese Musterstaaten heran googeln?

In Europa haben wir ähnliche Systeme unter Ungleichen: Montenegro und Kosovo (auch Bosnien Herzegowina mit der konvertiblen Mark KM) arbeiten mit Euro; davor mit DM. Nur dürfen sie kein Geld drucken, weder DM noch Euro.

In Slowenien (die sind heute vollwertige Euro-Partner) lief das vor 30 Jahren so: Alle Eintrittspreise in DM ausgehängt. Ich hatte durch eine Fehleinschätzung nur jugoslawische Dinar, die offizielle Landeswährung. Also Taschenrechner und Tageskurs in Dinar, tipp-tipp-tapp, und schon hatte ich eine Eintrittskarte.
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