Vereinigte Staaten von Europa

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logiCopter
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von logiCopter »

Garfield335 » Fr 22. Jun 2012, 14:47 hat geschrieben: Gibt es ein Abstimmungsquorum? Welche Mehrheit wird benötigt?
Nein. Ein Abstimmungsquorum ist in Deutschland bei Wahlen auf Bundesebene nicht vorgesehen. (Selbst auf kommunaler Ebene gibt es nur noch in Rheinland-Pfalz ein Beteiligungsquorum von 25 %.)
Keine Sorge, die Wahlbeteiligung läge in dieser Frage ganz von allein um die 90 Prozent.

Wegen einer Mehrheit brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen.
Falls du bis fünf zählen kannst, kannst du dir die Eindeutigkeit des Ergebnisses an deinen fünf Fingern abzählen, wenn das deutsche Volk gefragt wird, ob es seine demokratischen Rechte an ein paar totalitäre Eurokraten aus Italien, Frankreich oder Spanien abtreten möchte.



Ist das Ergebnis bindend?
Selbstverständlich ist das Ergebnis bindend, auch wenn der Wille des Volkes rückständigen DDR-Gestrigen noch so lästig erscheinen mag.



"In einigen Bundesländern – auf Bundesebene sogar ausschließlich – existiert aber auch der obligatorische Volksentscheid, bei dem eine Beschlussfassung durch das Volk über bestimmte Vorlagen verfassungsmäßig zwingend erforderlich ist.
...
Ein obligatorischer Volksentscheid nach Art. 146 GG würde bundesweit durchgeführt werden. Er war von den „Vätern und Müttern des Grundgesetzes“ vorgesehen für den Fall der deutschen Wiedervereinigung. Da sich die Bundesregierung 1990 entschied, die Wiedervereinigung über den Artikel 23 GG a.F.[2] – also über einen Beitritt der neuen Länder zum Bundesgebiet – zu bewirken, kam der Art. 146 GG bislang nicht zum Tragen. Unabhängig davon gebietet er aber weiterhin, dass eine umfassende Revision des Grundgesetzes oder die Ausarbeitung einer neuen Verfassung obligatorisch in einem bundesweiten Volksentscheid bestätigt werden muss.
"
http://de.wikipedia.org/wiki/Volksentscheid
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Dampflok94
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Dampflok94 »

logiCopter » Do 28. Jun 2012, 07:53 hat geschrieben: Wegen einer Mehrheit brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen.
Falls du bis fünf zählen kannst, kannst du dir die Eindeutigkeit des Ergebnisses an deinen fünf Fingern abzählen, wenn das deutsche Volk gefragt wird, ob es seine demokratischen Rechte an ein paar totalitäre Eurokraten aus Italien, Frankreich oder Spanien abtreten möchte.
Ich will dich ja nicht entmutigen, aber ich fürchte die Fragestellung wird eine andere sein. ;)
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Helmuth_123
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

Die Schotten haben zwar auch die antieuropäische Gehirnwäsche des Murdochimperiums, aber der Hauthass auf alles Fremde liegt eigentlich in England. Der rechtsgerichtete Engländer fühlt sich der ganzen Welt überlegen. Man hat die Kolonialzeit nicht wie in Deutschland die Nazizeit thematisiert und sich kritisch betrachtet. Man definiert sich durch den letzten Weltkrieg und gegen Deutschland. Der Franzose ist ein Surrendermonkey.
Der Kontinent ist Europa, sie brauchen den Eurotrash (http://en.wikipedia.org/wiki/Eurotrash_%28TV_series%29) nicht. Mitgemacht wird nur, wenn's Ihnen was bringt. Und dass sind nicht nur ein paar Extreme. Nur die LibDems ca 30% der Wählerschaft sind nicht offen fremdenfeindlich. New Labour war im Endeffekt konservativ.
Wenn die Vereinigten Staaten von Europa kommen sollten, Gott bewahre, dann ist das Vereinigte Königreich eine meiner letzten Hoffnugen. Die geben ihre Unabhängingkeit nicht so schnell auf. Oder die Schweiz wäre auch eine Möglichkeit. Da müsste ich zwar meine Heimat verlassen, aber lieber lebe ich in einen Land dessen Souveränität, Freiheit und Unabhängingkeit wichtig ist, als in einen europäischen Supperstaat.

Ja, die Briten sind stolz auf ihre Vergangenheit und das mit jeden Recht. Die müssen die Kolonialzeit nicht aufarbeiten. Und wenn sich die Briten überlegen fühlen, dann stört mich das nicht. So ein kleines Überlegenheitsgefühl sorgt wenigstens dafür, dass man sein Land nicht aufgibt. Die Briten können mit Recht auf das British Empire stolz sein. Wir Deutschen haben zwar der Royal Navy den Arsch aufgerissen, das kränkt die Briten bis heute, dass eine Landmacht wie Deutschland so der mächtigen Royal Navy zugesetzt hat.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

So ein europäischer Superstaat darf nicht kommen. Jeder Schritt in dieser Richtung wird von mir abgelehnt, dazu gehören auch ESM und Co. Sollten die Vereinigten Staaten von Europa kommen, dann werde ich dagegen ankämpfen, egal ob in der Heimat oder ob im Exil. Da würde mich auch interessieren wie die Vereinigten Staaten von Europa mit Gegner umgehen würden. Die europäischen Völker haben sich gegen die napoleonische Fremdherrschaft erhoben. Nächstes Jahr feiern wir 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig, dieses Jahr feiern wir 200 Jahre Konvention von Tauroggen. Die europäischen Völker werden sich auch gegen den europäischen Superstaat erheben!
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Europa
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Europa »

Gerade Umfrage auf www.n-tv.de auf der Startseite


Wünschen Sie sich die Vereinigten Staaten von Europa?

Im moment:

Ja

32%
Nein

68%

11213 abgegebene Stimmen
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Dampflok94 »

Helmuth_123 » Do 28. Jun 2012, 10:48 hat geschrieben:So ein europäischer Superstaat darf nicht kommen. Jeder Schritt in dieser Richtung wird von mir abgelehnt, dazu gehören auch ESM und Co. Sollten die Vereinigten Staaten von Europa kommen, dann werde ich dagegen ankämpfen, egal ob in der Heimat oder ob im Exil. Da würde mich auch interessieren wie die Vereinigten Staaten von Europa mit Gegner umgehen würden. Die europäischen Völker haben sich gegen die napoleonische Fremdherrschaft erhoben. Nächstes Jahr feiern wir 200 Jahre Völkerschlacht bei Leipzig, dieses Jahr feiern wir 200 Jahre Konvention von Tauroggen. Die europäischen Völker werden sich auch gegen den europäischen Superstaat erheben!
So lange dein Kampf gewaltlos bleibt, ist dagegen nichts einzuwenden. Aber der Vergleich mit Napoleon ist schon daneben. Es geht eben gerade nicht darum, daß irgendein Usurpator versucht die Einigung mit Gewalt herbei zu führen. Wenn, dann geht es um einen freiwilligen Zusammenschluß der Völker. Ob sich dafür die notwendigen Mehrheiten finden wird man sehen.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 28. Jun 2012, 10:48 hat geschrieben:Die europäischen Völker werden sich auch gegen den europäischen Superstaat erheben!
Warum sollten sie? Die Völker Europas haben sich ja dazu entschlossen, weiter zusammenzuwachsen. Und wie man das Kind am Ende nennt, ist ja eigentlich egal. Eine Kopie der USA wird's wohl kaum. Daher ist die ganze flache Panikmache auch nicht nötig. Und ob Dir nun Brüssel sagt, daß Du keine weiteren Schulden machen darfst, oder Berlin oder die Märkte, naja, gibt Schlimmeres.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von gallerie »

…Stuttgart 21 und München FJS Airport beweisen doch, dass das "dumme Wahlvolk" endlich mitbestimmen möchte. Da ist kaum Platz für EU-schwangere Gedanken eine Superstaat zu gründen.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von logiCopter »

Dampflok94 » Do 28. Jun 2012, 10:12 hat geschrieben: Ich will dich ja nicht entmutigen, aber ich fürchte die Fragestellung wird eine andere sein. ;)
Ganz egal, wie die totalitäre Absicht der Eurokraten in der Fragestellung versteckt sein mag, die Frage wird mehrheitlich von Leuten beantwortet werden, die in Umfragen bereits wenig Zweifel gelassen haben, dass sie von EU und Euro nichts mehr halten:

http://www.mmnews.de/index.php/politik/ ... u-und-euro

http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF ... hirms.html

Die einzige Möglichkeit, die dem totalitären Eurokratengesindel noch bleibt, ist, jede demokratische Volks-Abstimmung zu dem Thema zu meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Also das, was sie ja schon die ganze Zeit unter Missachtung des Grundgesetzes machen.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

Dampflok94 » Do 28. Jun 2012, 12:40 hat geschrieben: So lange dein Kampf gewaltlos bleibt, ist dagegen nichts einzuwenden. Aber der Vergleich mit Napoleon ist schon daneben. Es geht eben gerade nicht darum, daß irgendein Usurpator versucht die Einigung mit Gewalt herbei zu führen. Wenn, dann geht es um einen freiwilligen Zusammenschluß der Völker. Ob sich dafür die notwendigen Mehrheiten finden wird man sehen.
Aber was passiert denn gerade. Ob nun eine Kommision oder ein Ursupator, beide versuchen die Einigung zu erzwingen. Und Deutschland unternimmt nichts um das Nationabewusstsein zu steigern. Dableibst dann doch wieder beim einigen Patrioten hänegen, wie schon zu Zeiten der preußischen Reformen.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 28. Jun 2012, 12:45 hat geschrieben: Warum sollten sie? Die Völker Europas haben sich ja dazu entschlossen, weiter zusammenzuwachsen. Und wie man das Kind am Ende nennt, ist ja eigentlich egal. Eine Kopie der USA wird's wohl kaum. Daher ist die ganze flache Panikmache auch nicht nötig. Und ob Dir nun Brüssel sagt, daß Du keine weiteren Schulden machen darfst, oder Berlin oder die Märkte, naja, gibt Schlimmeres.
Es geht darum, dass mir meine Nation wichtig ist. Ich will, dass meine Steuern für meine Nation aufgewandt werden. Für mich ist Berlin mehr als eine Bürokratieebne. Brüssel ist allerdings eine unütze Bürokratieebene. Für mich sollte die EU nichts weiter sein als ein Zoll- und Freihandelsgemeinschaft mit freien Personenverkehr und ein Militärbündnis der europäischen Staaten.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 28. Jun 2012, 14:14 hat geschrieben:
Es geht darum, dass mir meine Nation wichtig ist. Ich will, dass meine Steuern für meine Nation aufgewandt werden. Für mich ist Berlin mehr als eine Bürokratieebne. Brüssel ist allerdings eine unütze Bürokratieebene. Für mich sollte die EU nichts weiter sein als ein Zoll- und Freihandelsgemeinschaft mit freien Personenverkehr und ein Militärbündnis der europäischen Staaten.
Deine Nation ist ja relativ jung, wenn Du es an den Staatsgrenzen des heutigen Deutschlands festmachst. Europa ist hingegen ziemlich alt und hat mehr Gemeinsamkeiten, als manch einem lieb ist.

Außerdem geht's in aktuellen Diskussionen ja auch nicht darum, daß die Nationalstaaten und ihre Regierungen abgeschafft werden, was ich mir persönlich für die ferne Zukunft erhoffe, aber was halt -- realistisch betrachtet -- nicht in Sicht ist. Das Bauchgefühl hat halt häufig wenig mit Objektivität zu tun. Wenn wir aber unseren erarbeiteten Wohlstand in der heutigen Zeit erhalten möchten, führt halt kein Weg an der europäischen Integration vorbei. Das mögen verängstigte Kleinbürger, die stets von Totalitarismus und Zentralismus Brüssels sprechen, anders sehen, aber das sollte man nicht überbewerten, wenn außer wiederholten Parolen sonst keine Argumente vorhanden sind, die dagegen sprechen. Naja, außer halt gezieltes Lügen, was man von politischen Randgruppen ja seit jeher kennt. Und weil ja jeder gerne sich so seine Statistiken herauspickt, um zu behaupten, sein Gehetze spiegle den Volkeswillen wieder:
Was aber heißt es dann, wenn das Umfrageinstitut Allensbach berichtet, mehr als 70 Prozent der Deutschen habe "wenig oder kein Vertrauen in den Euro"? Der Brüsseler Thinktank CEPS hat das genauer untersucht. So meinen die Befragten zwar, der Euro könne bald weniger wert sein. Aber sie glauben nicht, dass das mit dem Euro schneller geht als mit der D-Mark. Denn diese wünschen sich Jahr für Jahr weniger Bürger zurück, das zeigen andere Allensbach-Umfragen.

Selbst in der Krise sinkt die Zahl der Bürger, die die Mark zurück wollen; 44 Prozent waren es zuletzt, das ist der niedrigste Wert seit der Geburt des Euro. Und dass einer weiteren Umfrage zufolge jeder zweite Deutsche die Einführung des Euro für einen Fehler hält, heißt längst nicht, dass sie dafür sind, ihn heute aufzugeben.

Die Deutschen schätzen es, für ihren Urlaub keine Lira und Francs mehr horten zu müssen. Und Unternehmer haben immer wieder klar gemacht, dass sich für sie der Euro lohnt. Scheiterte er, würde die deutsche Exportwirtschaft einbrechen, weil die deutsche Währung bis zu 30 Prozent teurer würde. Unternehmen müssten ihre Buchführung wieder auf Einzelstandorte aufteilen, statt als europäische Konzerne zu agieren, was ihnen viel Geld spart. Und sie müssten sich plötzlich teuer gegen Schwankungen beim Umtausch in 17 europäische Währungen absichern. Das könnte hunderttausende Arbeitsplätze kosten.

Deutschland habe "vom Euro profitiert wie kaum ein anderes Land", sagt Kanzlerin Angela Merkel. Der Leiter des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts, Thomas Straubhaar, stimmt ihr zu: "Der Euro benötigt keinen Nachruf, sondern einen Weckruf."
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/g ... -1.1370445
Zuletzt geändert von frems am Do 28. Jun 2012, 14:42, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 28. Jun 2012, 13:25 hat geschrieben: Deine Nation ist ja relativ jung, wenn Du es an den Staatsgrenzen des heutigen Deutschlands festmachst. Europa ist hingegen ziemlich alt und hat mehr Gemeinsamkeiten, als manch einem lieb ist.

Außerdem geht's in aktuellen Diskussionen ja auch nicht darum, daß die Nationalstaaten und ihre Regierungen abgeschafft werden, was ich mir persönlich für die ferne Zukunft erhoffe, aber was halt -- realistisch betrachtet -- nicht in Sicht ist. Das Bauchgefühl hat halt häufig wenig mit Objektivität zu tun. Wenn wir aber unseren erarbeiteten Wohlstand in der heutigen Zeit erhalten möchten, führt halt kein Weg an der europäischen Integration vorbei. Das mögen verängstigte Kleinbürger, die stets von Totalitarismus und Zentralismus Brüssels sprechen, anders sehen, aber das sollte man nicht überbewerten, wenn außer wiederholten Parolen sonst keine Argumente vorhanden sind, die dagegen sprechen. Naja, außer halt gezieltes Lügen, was man von politischen Randgruppen ja seit jeher kennt. Und weil ja jeder gerne sich so seine Statistiken herauspickt, um zu behaupten, sein Gehetze spiegle den Volkeswillen wieder:


http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/g ... -1.1370445
Unsere Nation ist relativ alt. Der Zusatz deutsche Nation zum Heiligen Römischen Reich taucht ertsmalig im 16. Jahrhundert auf, wenn ich mich irre. Die deutsche Staatsnation existiert zwar erst seit 1871, aber die Kulturnation ist viel älter. Wie schon erwähnt hat für mich die EU eine andere Aufgabe.

Es ist kein Wunder, dass es die Wirtschaft bei einer Rückkehr zu nationalen Währungen schwer treffen würde, wenn sich die Unternehmen so von Europa abhänging machen. Eine gute Binnenwirtschaft sollte weitgehend ohne Ausland funktionieren. Und wie schon gesagt. Meine EU wäre ja auch eine Zoll- und Freihandelszone.
Zuletzt geändert von Helmuth_123 am Do 28. Jun 2012, 14:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 28. Jun 2012, 14:48 hat geschrieben: Unsere Nation ist relativ alt. Der Zusatz deutsche Nation zum Heiligen Römischen Reich taucht ertsmalig im 16. Jahrhundert auf, wenn ich mich irre. Die deutsche Staatsnation existiert zwar erst seit 1871, aber die Kulturnation ist viel älter. Wie schon erwähnt hat für mich die EU eine andere Aufgabe.

Es ist kein Wunder, dass es die Wirtschaft bei einer Rückkehr zu nationalen Währungen schwer treffen würde, wenn sich die Unternehmen so von Europa abhänging machen. Eine gute Binnenwirtschaft sollte weitgehend ohne Ausland funktionieren. Und wie schon gesagt. Meine EU wäre ja auch eine Zoll- und Freihandelszone.
Wenn Du von der Kulturnation redest, kannst Du aber auch das europäische Abendland als einen Kulturkreis begreifen. Die Übergänge dazu sind halt fließend. Ein Schleswig-Holsteiner hat mit einem dänischen Jütländer wahrscheinlich mehr gemein als mit einem Österreicher, der hingegen Gemeinsamkeiten mit einem Ungarn hat. Das ist halt auch geschichtsbedingt.

Daß die EU aber keine Kulturpolitik betreiben sollte, da gebe ich Dir recht, wenn ich Dich so richtig verstanden habe. Das sollte Berlin aber auch nicht, sondern Wanne-Eickel, Elsdorf-Westermühlen, Zinnwald-Georgenfeld und Ebersbach-Musbach.

Die Abhängigkeit ist gegeben, aber nicht nur durch die Währung. Wieso war London als ersteres daran interessiert, die Banken Irlands zu retten, obwohl sie den Pfund haben und Irland den Euro? Es ist halt nicht so einfach. Das Gerede der heutigen Hetzer, die einen Sündenbock benötigen um sich Dinge zu erklären, gab's auch vorm Euro schon. Wie gesagt, sollte man nicht überbewerten. Und diese Abhängigkeiten haben nunmal zu unserem heutigen Wohlstand geführt, da nicht mehr jeder künstliche Kleinstaat nur auf Selbstversorgung setzt, sondern sich darauf spezialisiert, was er halt am besten kann. Davon profitieren letztendlich beide Seiten und führten auch letztendlich dazu, daß wir wohl, wenn man auf den HDI und die Lebensqualität schaut, die mit Abstand wohlhabendste Region sind. Von 27 neuen Weißrußlands, die ohne die russischen Gassubventionen noch schlecht stünden, will wohl niemand.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Helmuth_123 »

frems » Do 28. Jun 2012, 14:06 hat geschrieben: Wenn Du von der Kulturnation redest, kannst Du aber auch das europäische Abendland als einen Kulturkreis begreifen. Die Übergänge dazu sind halt fließend. Ein Schleswig-Holsteiner hat mit einem dänischen Jütländer wahrscheinlich mehr gemein als mit einem Österreicher, der hingegen Gemeinsamkeiten mit einem Ungarn hat. Das ist halt auch geschichtsbedingt.

Daß die EU aber keine Kulturpolitik betreiben sollte, da gebe ich Dir recht, wenn ich Dich so richtig verstanden habe. Das sollte Berlin aber auch nicht, sondern Wanne-Eickel, Elsdorf-Westermühlen, Zinnwald-Georgenfeld und Ebersbach-Musbach.

Die Abhängigkeit ist gegeben, aber nicht nur durch die Währung. Wieso war London als ersteres daran interessiert, die Banken Irlands zu retten, obwohl sie den Pfund haben und Irland den Euro? Es ist halt nicht so einfach. Das Gerede der heutigen Hetzer, die einen Sündenbock benötigen um sich Dinge zu erklären, gab's auch vorm Euro schon. Wie gesagt, sollte man nicht überbewerten. Und diese Abhängigkeiten haben nunmal zu unserem heutigen Wohlstand geführt, da nicht mehr jeder künstliche Kleinstaat nur auf Selbstversorgung setzt, sondern sich darauf spezialisiert, was er halt am besten kann. Davon profitieren letztendlich beide Seiten und führten auch letztendlich dazu, daß wir wohl, wenn man auf den HDI und die Lebensqualität schaut, die mit Abstand wohlhabendste Region sind. Von 27 neuen Weißrußlands, die ohne die russischen Gassubventionen noch schlecht stünden, will wohl niemand.
Das was ich mir vorstelle ist nicht das Europa von 27 Weißrusslands. Hätte sich Europa seit 1914 ungebrochen entwickeln können, also ohe I. und II. Weltkrieg, wie sehe es dann heute aus. Die Staaten wären wohlhabend aber nicht in so großer Abhängingkeit voneinander. Dazu noch ein europäischer Bund als Freihandels- und Zollgebiet und als Militärbündnis. Ich bin der Meinung das Rückrat jeder Volkswitschaft ist der Mittelstand. Und jeder Staat sollte durch seine eigene Volkswirtschaft getragen werden. Zum Thema Banken, auch die Banken wären bei einer nationaleren Ausrichtung nicht so abhänging voneinander. Natürlich gebe es dann nicht die Riesengewinne, aber das wäre zu verkraften.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von frems »

Helmuth_123 » Do 28. Jun 2012, 15:23 hat geschrieben: Das was ich mir vorstelle ist nicht das Europa von 27 Weißrusslands. Hätte sich Europa seit 1914 ungebrochen entwickeln können, also ohe I. und II. Weltkrieg, wie sehe es dann heute aus. Die Staaten wären wohlhabend aber nicht in so großer Abhängingkeit voneinander. Dazu noch ein europäischer Bund als Freihandels- und Zollgebiet und als Militärbündnis. Ich bin der Meinung das Rückrat jeder Volkswitschaft ist der Mittelstand. Und jeder Staat sollte durch seine eigene Volkswirtschaft getragen werden. Zum Thema Banken, auch die Banken wären bei einer nationaleren Ausrichtung nicht so abhänging voneinander. Natürlich gebe es dann nicht die Riesengewinne, aber das wäre zu verkraften.
Ja, das ist eine gute Frage. Bloß können wir ja nicht die Geschichte wegstreichen und sagen, es hat diese Kriege nie gegeben. Wie die Geschichte dann aber verlaufen wäre, weiß ebenfalls keiner. In einer globalisierten Welt denke ich aber nicht, daß die Abhängigkeiten aufm Kontinent geringer wären. Selbst isolierte Inseln wie Japan kommen nicht dran vorbei. Eigentlich kein wohlhabendes Land.

Beim Thema Banken profitieren aber ebenfalls meistens beide Seiten. Schau Dir beispielsweise Wien der 80er und dann der 90er Jahre an, als es für viele Firmen als Brückenkopf nach Osteuropa diente -- und diese Länder waren weder im der Eurozone noch in der EU.
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Fadamo
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Fadamo »

gallerie » Mo 11. Jun 2012, 15:50 hat geschrieben:
Deutsche Werte .

Kannst du mir ein paar nennen :?:
Mir fällt da nichts ein :(
Politik ist wie eine Hure,die kann man nehmen wie man will
garfield335

Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von garfield335 »

Der jetzige Gipfel ist wieder ein Beispiel dafür, wie undemokratisch, das jetzige Europa ist.

Da sind anscheinend für ganz Europa sehr wichtige Entscheidungen getroffen worden, aber niemand weiss, wie der Abschlussbericht zustande kam. Eine Parlamentsdebatte darüber gab es nicht.
:|
garfield335

Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von garfield335 »

frems » Do 28. Jun 2012, 13:45 hat geschrieben: Warum sollten sie? Die Völker Europas haben sich ja dazu entschlossen, weiter zusammenzuwachsen. Und wie man das Kind am Ende nennt, ist ja eigentlich egal. Eine Kopie der USA wird's wohl kaum. Daher ist die ganze flache Panikmache auch nicht nötig. Und ob Dir nun Brüssel sagt, daß Du keine weiteren Schulden machen darfst, oder Berlin oder die Märkte, naja, gibt Schlimmeres.
Das gebilde wird auch niemanls Vereinigte Staaten von Europa heissen, sondern stets Europäische Union.

Bei den Namen VSE würde nämlich jeder sofort an die USA denken. Viele Leute verkennen aber, dass amerikanische Bundesstaaten unabhängiger sind als EU-Mitgliedsstaaten.

Ein grossteil der Macht wurde den nationalen Parlamenten bereits entzogen.

Ich will den nationalen Parlamenten die Macht nicht mehr zurückgeben, aber sie weiterreichen ans Europaparlament.
garfield335

Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von garfield335 »

Europa » Do 28. Jun 2012, 13:18 hat geschrieben:Gerade Umfrage auf http://www.n-tv.de auf der Startseite


Wünschen Sie sich die Vereinigten Staaten von Europa?

Im moment:

Ja

32%
Nein

68%

11213 abgegebene Stimmen
Die Frage ist falsch gestellt, jeder denkt bei der VSE an die USA

Würde die Frage lauten:
Wollen sie eine vom Volk gewählte EU-Kommission? oder
Wollen sie eine europäische Fiskalunion?

Wàre das Ergebnis anders.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Dampflok94 »

Garfield335 » Fr 29. Jun 2012, 14:07 hat geschrieben:Bei den Namen VSE würde nämlich jeder sofort an die USA denken. Viele Leute verkennen aber, dass amerikanische Bundesstaaten unabhängiger sind als EU-Mitgliedsstaaten.
Letzteres halte ich für Nonsens. Möchte mal sehen was Passiert, wenn Florida seine eigene Armee ggf. sogar mit Atomwaffen bestückt aufbaut.

Die USA sind ein Bundesstaat. Mit allen Beschränkungen, die das für die einzelnen Bundesstaaten mit sich bringt. Die EU ist (noch) ein Staatenbund. Jeder Staat ist souverän. Und könnte jederzeit die Union verlassen. Ist bei den USA eher schwierig, wie ein Teil nach 1861 erfahren mußte.
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Hyde
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von Hyde »

Das langfristige Ziel sollten die Vereinigten Staaten von Europa sein. Ein solcher europäischer Bundesstaat wäre einer der mächtigsten Staaten der Welt und könnte seine politischen und ökonomischen Interessen in der Außenpolitik dementsprechend viel besser vertreten.
Ich denke, dass analog zum 19. Jhd, als bei den Menschen ein deutsches Nationalbewusstsein erwachte und ein Gefühl von Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur & Geschichte aufkam, zukünftig auch mehr und mehr ein europäisches Nationalbewusstsein erwachen wird. Denn letztlich sind wir Europäer alle Erben unserer gemeinsamen Geschichte, unserer gemeinsamen Vorfahren, unserer europäischen Kultur.
Ein gemeinsames europäisches Bewusstsein wird sich mit jeder nachfolgenden jungen Generation in Europa weiter verstärken.

Bis ein solcher europäischer Staat jedoch realistisch umgesetzt werden kann, muss Europa zunächst noch enger zusammenwachsen; sowohl ökonomisch als auch sozial. Gerade in diesen Bereichen gibt es derzeit zwischen den EU-Ländern (hauptsächlich zwischen Ost und West) noch zu tiefgreifende Unterschiede, die noch Nachwirkungen der europäischen Teilung im Kalten Krieg sind. Wirtschaftlich sieht man das an den Wohlstandsdaten wie dem BIP/Kopf oder den Einkommen. Politisch und sozial sieht man es an der sozialen Rückständigkeit der Osteuropäer (Fremdenfeindlichkeit, mangelnde Toleranz für sexuelle Minderheiten, usw).

Wenn die EU-Mitgliedsländer irgendwann auf einem annähernd ähnlichen wirtschaftlichen Niveau sind, wird dieses Projekt eines europäischen Staates realistisch werden. Bis dahin sollte man die Zusammenarbeit in allen Bereichen Schritt für Schritt erweitern, die nächsten großen Ziele sollten wirtschaftlich z.B. ein digitaler europäischer Binnenmarkt und außen/sicherheitspolitisch die Schaffung einer europäischen Armee sein.

Mal sehen, wie lange es noch dauert bis die Prognosen von Victor Hugo von 1849 alle eingetroffen sind: http://www.friedensforum-neustadt.de/3000/3010,03.html
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von H2O »

Hyde hat geschrieben:(01 Jan 2017, 23:39)

Das langfristige Ziel sollten die Vereinigten Staaten von Europa sein. Ein solcher europäischer Bundesstaat wäre einer der mächtigsten Staaten der Welt und könnte seine politischen und ökonomischen Interessen in der Außenpolitik dementsprechend viel besser vertreten.
Ich denke, dass analog zum 19. Jhd, als bei den Menschen ein deutsches Nationalbewusstsein erwachte und ein Gefühl von Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur & Geschichte aufkam, zukünftig auch mehr und mehr ein europäisches Nationalbewusstsein erwachen wird. Denn letztlich sind wir Europäer alle Erben unserer gemeinsamen Geschichte, unserer gemeinsamen Vorfahren, unserer europäischen Kultur.
Ein gemeinsames europäisches Bewusstsein wird sich mit jeder nachfolgenden jungen Generation in Europa weiter verstärken.

Bis ein solcher europäischer Staat jedoch realistisch umgesetzt werden kann, muss Europa zunächst noch enger zusammenwachsen; sowohl ökonomisch als auch sozial. Gerade in diesen Bereichen gibt es derzeit zwischen den EU-Ländern (hauptsächlich zwischen Ost und West) noch zu tiefgreifende Unterschiede, die noch Nachwirkungen der europäischen Teilung im Kalten Krieg sind. Wirtschaftlich sieht man das an den Wohlstandsdaten wie dem BIP/Kopf oder den Einkommen. Politisch und sozial sieht man es an der sozialen Rückständigkeit der Osteuropäer (Fremdenfeindlichkeit, mangelnde Toleranz für sexuelle Minderheiten, usw).

Wenn die EU-Mitgliedsländer irgendwann auf einem annähernd ähnlichen wirtschaftlichen Niveau sind, wird dieses Projekt eines europäischen Staates realistisch werden. Bis dahin sollte man die Zusammenarbeit in allen Bereichen Schritt für Schritt erweitern, die nächsten großen Ziele sollten wirtschaftlich z.B. ein digitaler europäischer Binnenmarkt und außen/sicherheitspolitisch die Schaffung einer europäischen Armee sein.

Mal sehen, wie lange es noch dauert bis die Prognosen von Victor Hugo von 1849 alle eingetroffen sind: http://www.friedensforum-neustadt.de/3000/3010,03.html
Na, wunderbar. Und wer soll diese Sache vorantreiben? Von allein gleicht sich ein Wohlstandsgefälle nicht aus: Portugal, Griechenland... Und wer sagt Ihnen, daß unsere Nachbarn Ihre völlige Unabhängigkeit aufgeben werden, um sie gegen ihre sehr weit gehende Einbettung in die Europäische Gemeinschaft ein zu tauschen?

Sämtliche Vorleistungen mit Blick auf das Ziel "Europäische Einheit" sind geflossen, ohne diesem Ziel seit etwa 2 Jahren näher zu kommen. Im Gegenteil hat ein wichtiger Partner sich auf Dauer vom Europäischen Projekt verabschiedet. An dem Schock knabbert die EU noch, ohne daß eine Weiterentwicklung auch nur als Vorschlag verhandelt würde.

Im Gegenteil heißt heute die Preisfrage, wie wir das inzwischen Erreichte noch vor dem endgültigen Zerfall bewahren können. Selbst da sieht es derzeit finster aus.
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von schokoschendrezki »

Unter der Überschrift "Verunsicherte Gesellschaft" gabs in der Reihe "hintergrund" des Deutschlandradios (die sich eigentlich immer aktuellen Tagesthemen widmet) zum Jahresende eine sechsteilige Gesamtschau der aktuellen politischen Weltsituation. In Teil 4 gings um den Stand des EU-Projekts, und ich muss ehrlich zugeben, dass ich schon lange nicht mehr durch Berichterstattungen so erschüttert war. Zu hören waren - nein, nicht etwa Pegidisten oder Brexidisten - sondern Studenten der Viadrina-Universität Frankfurt/Oder: Jung, mehrsprachig, aufgeschlossen, internationalisiert, liberal, gebildet. Die Viadrina hat deutschlandweit die höchste Quote von Absolventen, die irgendwo im Ausland ihre Berufstätigkeit beginnen. Und die Aussagen zur EU waren durchwegs: Das ist nicht unser Projekt! Das hat mit uns nix zu tun! ... da habe ich mir gedacht: Wenns so ist, dann wars das doch eigentlich ... Man könnte einwenden, dass dieser Campus eventuell von der aktuellen politischen Situation in Polen oder allgemein Osteuropa EU-negativ beeinflusst ist. Aber zum einen: Gerade in Polen gab es in jüngster Zeit pro-EU-Demos. Und: schauen wir auf die andere Seite, nach Niederlande: Da sieht es noch schlimmer aus. Nicht so sehr in Hinsicht auf Antiliberale Strömungen, aber in Hinsicht auf EU-Auflösung. Zumindest, wenn man bedenkt, dass Benelux mal sozusagen das Herzstück der EU bildete und es institutionell auch immer noch ist.

Vereinigte Staaten von Europa? Bin dafür! Aber aus dem Gebilde der jetzigen EU werden die wohl kaum entstehen. Da ist nicht Versionsfortschreibung sondern Zusammenkloppen und komplett Neuanfangen wohl eher die bessere Strategie. Siehe dazu auch die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, die sich in einem aktuellen Buch genau dafür ausspricht: Eine komplett neue EU "von unten", eine "Republik Europa" als sozialutopisches Projekt und völlig unabhängig von dem verdorbenen aktuellen institutionellen Gebilde EU.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Vereinigte Staaten von Europa

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Jan 2017, 08:52)

Unter der Überschrift "Verunsicherte Gesellschaft" gabs in der Reihe "hintergrund" des Deutschlandradios (die sich eigentlich immer aktuellen Tagesthemen widmet) zum Jahresende eine sechsteilige Gesamtschau der aktuellen politischen Weltsituation. In Teil 4 gings um den Stand des EU-Projekts, und ich muss ehrlich zugeben, dass ich schon lange nicht mehr durch Berichterstattungen so erschüttert war. Zu hören waren - nein, nicht etwa Pegidisten oder Brexidisten - sondern Studenten der Viadrina-Universität Frankfurt/Oder: Jung, mehrsprachig, aufgeschlossen, internationalisiert, liberal, gebildet. Die Viadrina hat deutschlandweit die höchste Quote von Absolventen, die irgendwo im Ausland ihre Berufstätigkeit beginnen. Und die Aussagen zur EU waren durchwegs: Das ist nicht unser Projekt! Das hat mit uns nix zu tun! ... da habe ich mir gedacht: Wenns so ist, dann wars das doch eigentlich ... Man könnte einwenden, dass dieser Campus eventuell von der aktuellen politischen Situation in Polen oder allgemein Osteuropa EU-negativ beeinflusst ist. Aber zum einen: Gerade in Polen gab es in jüngster Zeit pro-EU-Demos. Und: schauen wir auf die andere Seite, nach Niederlande: Da sieht es noch schlimmer aus. Nicht so sehr in Hinsicht auf Antiliberale Strömungen, aber in Hinsicht auf EU-Auflösung. Zumindest, wenn man bedenkt, dass Benelux mal sozusagen das Herzstück der EU bildete und es institutionell auch immer noch ist.

Vereinigte Staaten von Europa? Bin dafür! Aber aus dem Gebilde der jetzigen EU werden die wohl kaum entstehen. Da ist nicht Versionsfortschreibung sondern Zusammenkloppen und komplett Neuanfangen wohl eher die bessere Strategie. Siehe dazu auch die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, die sich in einem aktuellen Buch genau dafür ausspricht: Eine komplett neue EU "von unten", eine "Republik Europa" als sozialutopisches Projekt und völlig unabhängig von dem verdorbenen aktuellen institutionellen Gebilde EU.
Diese Meinung teile ich fast vollständig; mir bleibt noch ein wenig Hoffnung, daß eine Rückbesinnung einiger bewährter Partner auf Kerneuropa möglich ist, so lange die EU noch nicht im Streit völlig auseinander geflogen ist. An einen Neuanfang von ganz unten an glaube ich nicht... eher an "Rette sich wer kann!" in ein Kerneuropa. Ja, man muß schon sehr ernüchtert feststellen, daß es nicht gut um das Europäische Projekt bestellt ist.
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