Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

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Tiefsinniger
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Tiefsinniger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(27 Apr 2017, 22:24)

Nach Medienberichten bestreitet auch Le Pen selbst gar nicht, dass Geld geflossen ist. Sie sagt nur, man habe keine andere Bank dafür gefunden. Sie können ja den FN persönlich anmailen und nachfragen, ob das stimmt.

Die Verbindungen der FN nach Russland und auch zum Kreml sind schon länger sehr eng, auch 2013/14. Und nicht nur die - diverse Ultras haben sich unter Ausschluß der Öffentlichkeit unter der Ägide des Oligarchen Malofjew getroffen. Kurz darauf reiste auch Frauke Petry nach Moskau.

Eine Doku ist da sehr interessant und zeigt, wie eng und fragwürdig diese Beziehungen tatsächlich sind.

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage ... d=42079170

(um Minute .30 herum wird es besonders brisant)
Entschuldige mich bitte, ich will nichts boeses sagen, aber der Film ist fuer mich viel zu langweilig und zu offen propagandistisch. So was sah ich schon so oft, noch in den Sowjetzeiten, ich kann es nicht mehr. Ich stoppte den Film schon nach 4-5 Min.

Gibt es die neuen Fakten in diesem Film? Siehst du, mir straeuben sich die Haare vor Angst und Wut nicht, wenn ich jemanden sehe, der Putin die Hand drueckt. Das ist normal, wenn man ohne Fanatismus das Leben sieht. Ich erschrecke mich auch nicht, wenn Le Pen den EU-Vertrag neu betrachten will.

Gibt es im Film was interessantes, neben den "sprechenden Koepfen" und den harmlosen Videos, die auf panischer Weise kommentiert werden? Ich bin neugierig, das interessiert mich, etwas zu erfahren, was vertuscht wird. Dann kann man mir die Zeitpunkte auf dem Video nennen, ich sehe gerne an.
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DarkLightbringer
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Tiefsinniger hat geschrieben:(28 Apr 2017, 09:51)

Entschuldige mich bitte, ich will nichts boeses sagen, aber der Film ist fuer mich viel zu langweilig und zu offen propagandistisch. So was sah ich schon so oft, noch in den Sowjetzeiten, ich kann es nicht mehr. Ich stoppte den Film schon nach 4-5 Min.

Gibt es die neuen Fakten in diesem Film? Siehst du, mir straeuben sich die Haare vor Angst und Wut nicht, wenn ich jemanden sehe, der Putin die Hand drueckt. Das ist normal, wenn man ohne Fanatismus das Leben sieht. Ich erschrecke mich auch nicht, wenn Le Pen den EU-Vertrag neu betrachten will.

Gibt es im Film was interessantes, neben den "sprechenden Koepfen" und den harmlosen Videos, die auf panischer Weise kommentiert werden? Ich bin neugierig, das interessiert mich, etwas zu erfahren, was vertuscht wird. Dann kann man mir die Zeitpunkte auf dem Video nennen, ich sehe gerne an.
Ich muss mir den Film selbst noch mal ansehen, um die Minute 30 herum geht es um einen direkten SMS-Verkehr zwischen Mittelsmännern Moskaus und der FN. Die Absprachen, die Treffen - inklusive FPÖ, Lega Nord und anderer Gruppierungen -, die Geldflüsse und der zeitliche Ablauf in Bezug auf die positive Haltung zur Krim-Annexion ergeben zusammen schon ein Bild.

Der Oligarch Malofjew kommt ja selbst zu Wort im Interview, huldigt Putin und das Treffen der europäischen Ultras. Und umgekehrt entsendet auch Moskau selbst hochrangige Vertreter zu FN-Versammlungen - wobei die Öffentlichkeit nicht mal ausgeschlossen ist.

Nach Lage der Dinge dementiert Le Pen den Erhalt von Geldern ja nicht, sie meint nur, es habe sich eben keine andere Bank gefunden.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Tiefsinniger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(28 Apr 2017, 10:19)

Ich muss mir den Film selbst noch mal ansehen, um die Minute 30 herum geht es um einen direkten SMS-Verkehr zwischen Mittelsmännern Moskaus und der FN. Die Absprachen, die Treffen - inklusive FPÖ, Lega Nord und anderer Gruppierungen -, die Geldflüsse und der zeitliche Ablauf in Bezug auf die positive Haltung zur Krim-Annexion ergeben zusammen schon ein Bild.

Der Oligarch Malofjew kommt ja selbst zu Wort im Interview, huldigt Putin und das Treffen der europäischen Ultras. Und umgekehrt entsendet auch Moskau selbst hochrangige Vertreter zu FN-Versammlungen - wobei die Öffentlichkeit nicht mal ausgeschlossen ist.

Nach Lage der Dinge dementiert Le Pen den Erhalt von Geldern ja nicht, sie meint nur, es habe sich eben keine andere Bank gefunden.
Ich sah das alles an, nach der 30.Minute. Also, ich verstehe es so :

- jeder Besuch nach Russland, Handschuetteln mit Putin oder zB ein Duma-Deputat Issajew, der am Parteitag von FN auftritt, ist ein Verbrechen, ein Komplott gegen die Welt, gegen alles gutes. Das ist auch ein Beweis fuer alles schlimmste, was es gibt.
Gut, gegen eine Quasi-Religion (Russophobie) braucht man nichts zu argumentieren, man uebernimmt sie - oder geht man in die dunkle Ecke, das ist klar. :)

- was mit den sonstigen Beweisen der schlechten Vorgehensweise?
- zum Kredit von der russischen Bank - schon wieder keine einzige Tatsache oder Detail ! Oder habe ich etwas verpasst im Film? Einfach definiert : sie nahmen Kredit 40 Mio Euro, das sei allen bekannt.
- SMS. Das war schoen. Ein Chef-Redakteur der extrem pro-westlichen globalistischen Zeitung hat eine Liste der SMS ausgedruckt (also voellig unlegitim ! Ich kann mir nur vorstellen, was fuer ein Sturm wuerde sich ausbrechen, wenn jemand den SMS-Wechsel von Novaya veroeffentlichte). Das sind die SMS, die ZWEI RUSSEN austauschen, und ein von ihnen - das sei die Ueberzeugung des Chef-Redakteurs - sei ein Freund, Kontaktperson bei Le Pen.
Und was reden sie? Keine Chance zu sehen, nur die Uebersetzungen.
Gibt es auf Deutsch so ein Wort "Schwarzes PR"?
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Tiefsinniger hat geschrieben:(28 Apr 2017, 14:48)

Ich sah das alles an, nach der 30.Minute. Also, ich verstehe es so :

- jeder Besuch nach Russland, Handschuetteln mit Putin oder zB ein Duma-Deputat Issajew, der am Parteitag von FN auftritt, ist ein Verbrechen, ein Komplott gegen die Welt, gegen alles gutes. Das ist auch ein Beweis fuer alles schlimmste, was es gibt.
Gut, gegen eine Quasi-Religion (Russophobie) braucht man nichts zu argumentieren, man uebernimmt sie - oder geht man in die dunkle Ecke, das ist klar. :)

- was mit den sonstigen Beweisen der schlechten Vorgehensweise?
- zum Kredit von der russischen Bank - schon wieder keine einzige Tatsache oder Detail ! Oder habe ich etwas verpasst im Film? Einfach definiert : sie nahmen Kredit 40 Mio Euro, das sei allen bekannt.
- SMS. Das war schoen. Ein Chef-Redakteur der extrem pro-westlichen globalistischen Zeitung hat eine Liste der SMS ausgedruckt (also voellig unlegitim ! Ich kann mir nur vorstellen, was fuer ein Sturm wuerde sich ausbrechen, wenn jemand den SMS-Wechsel von Novaya veroeffentlichte). Das sind die SMS, die ZWEI RUSSEN austauschen, und ein von ihnen - das sei die Ueberzeugung des Chef-Redakteurs - sei ein Freund, Kontaktperson bei Le Pen.
Und was reden sie? Keine Chance zu sehen, nur die Uebersetzungen.
Gibt es auf Deutsch so ein Wort "Schwarzes PR"?
Die Reisen werden aber nicht bestritten, die zeitnahe pro-Moskau-Haltung, rein inhaltlich, auch nicht - richtig ?

Und nochmal, Le Pen bestreitet selbst auch nicht, ein paar Milliönchen erhalten zu haben. Richtig ?
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von ebi80 »

Lustig, wenn ein Putinfan von Probaganda redet. Geldtransfer ist in dieser Lügenwelt kein neues Phänomen und allen bekannt. Aber was soll man von Leuten mit Europhobie schon halten in Europa?
Le Pen und Co. Verkaufen ihr eigenes Land, ihr eigenes Volk. Das ist auch nichts neues mehr.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Tiefsinniger »

DarkLightbringer hat geschrieben:(28 Apr 2017, 14:57)

Die Reisen werden aber nicht bestritten, die zeitnahe pro-Moskau-Haltung, rein inhaltlich, auch nicht - richtig ?

Und nochmal, Le Pen bestreitet selbst auch nicht, ein paar Milliönchen erhalten zu haben. Richtig ?
Die Reisen nach Moskau - nein, bestreite ich nicht. Ist das ein Verbrechen?
"Pro-Moskau-Haltung" - naja, in unserer Zeit gibt es eine Menge von russophoben Nazis von verschiedensten Nationalitaeten, die auch Sie als "pro-russisch" abstempeln, wenn Sie dagegen waeren, dass Russland so schnell wie moeglich in Schutt und Asche gesetzt sein muss, und ein baldiger Nuklearkrieg dafuer am besten waere? Le Pen will keinen Krieg gegen Russland - fuer mehrere Leute ist das schon ein Verbrechen "gegen den Westen" !
ebi80 hat geschrieben:(28 Apr 2017, 15:07)

Lustig, wenn ein Putinfan von Probaganda redet. Geldtransfer ist in dieser Lügenwelt kein neues Phänomen und allen bekannt. Aber was soll man von Leuten mit Europhobie schon halten in Europa?
Le Pen und Co. Verkaufen ihr eigenes Land, ihr eigenes Volk. Das ist auch nichts neues mehr.
Ich weiss es nicht, ob hier die Putinfans gibt, aber ich gehoere zu ihnen definitiv nicht. Marine Le Pen gefaellt mir als eine Politikerin, das ist richtig.

Aber was Putin und alle sonstigen Politiker anbetrifft, dann stehe ich auf der christlichen Position : eine Person nicht zu verurteilen (komplett) und auch nicht zu heben (in jedem Schritt). Also nicht die Person positiv oder negativ abzustempeln, sondern ihre HANDLUNGEN. Bei Putin habe ich, als ein Russe, gemischte Gefuehle, wuerde ich sagen 50:50 (positive-negative Handlungen).
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Audi »

Tiefsinniger hat geschrieben:(28 Apr 2017, 15:16)

Die Reisen nach Moskau - nein, bestreite ich nicht. Ist das ein Verbrechen?
"Pro-Moskau-Haltung" - naja, in unserer Zeit gibt es eine Menge von russophoben Nazis von verschiedensten Nationalitaeten, die auch Sie als "pro-russisch" abstempeln, wenn Sie dagegen waeren, dass Russland so schnell wie moeglich in Schutt und Asche gesetzt sein muss, und ein baldiger Nuklearkrieg dafuer am besten waere? Le Pen will keinen Krieg gegen Russland - fuer mehrere Leute ist das schon ein Verbrechen "gegen den Westen" !



Ich weiss es nicht, ob hier die Putinfans gibt, aber ich gehoere zu ihnen definitiv nicht. Marine Le Pen gefaellt mir als eine Politikerin, das ist richtig.

Aber was Putin und alle sonstigen Politiker anbetrifft, dann stehe ich auf der christlichen Position : eine Person nicht zu verurteilen (komplett) und auch nicht zu heben (in jedem Schritt). Also nicht die Person positiv oder negativ abzustempeln, sondern ihre HANDLUNGEN. Bei Putin habe ich, als ein Russe, gemischte Gefuehle, wuerde ich sagen 50:50 (positive-negative Handlungen).
Im Westen wurde die US Sichtweise übernommen. GUT vs BÖSE. Es gibt keinen Pragmatismus und so mit wird man als Putinist abgestempelt wenn man ein bestimmtes Thema seiner Meinung ist.
Das macht eine Diskussion schon fast unmöglich und langweilt.

Zum Thema, ich verstehe worauf du hinaus willst.
1. Hat Putin der FN das Geld gegeben oder die Bank?
2. Ist es verboten wenn sich eine Partei Geld bei einer Bank holt die es einem gibt?
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DarkLightbringer
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Tiefsinniger hat geschrieben:(28 Apr 2017, 15:16)

Die Reisen nach Moskau - nein, bestreite ich nicht. Ist das ein Verbrechen?

Nein, und darauf hinzuweisen, dass die FN Millionenbeträge aus Russland erhält, ist auch kein Verbrechen. Es nennt sich Parteienfinanzierung. Le Pen selbst hat sich dazu geäußert.

Jedenfalls ist es doch offenkundig, dass sich die Ultras (FN, FPÖ, Lega Nord, etc.) absprechen und Moskau eine gewisse Rolle dabei spielt. Bezahlt oder unbezahlt. Die Interessenlagen Putins und der Ultras sind an den entscheidenden außenpolitischen Schnittstellen die gleichen - die Union der Europäer zerschlagen, gegen den Atlantischen Schild opponieren, gegen die Sanktionen und eine Befürwortung der Kriege in der Ukraine und Syrien.

Ich erkenne hierin keinen "Patriotismus", sondern lediglich die Kollaboration mit einer gegnerischen Schanghai-Macht. Die Hauptstadt von Frankreich ist Paris, nicht Moskau.
"Pro-Moskau-Haltung" - naja, in unserer Zeit gibt es eine Menge von russophoben Nazis von verschiedensten Nationalitaeten, die auch Sie als "pro-russisch" abstempeln, wenn Sie dagegen waeren, dass Russland so schnell wie moeglich in Schutt und Asche gesetzt sein muss, und ein baldiger Nuklearkrieg dafuer am besten waere? Le Pen will keinen Krieg gegen Russland - fuer mehrere Leute ist das schon ein Verbrechen "gegen den Westen" !
(...)
Die Sanktionen wenden sich gegen Personen und Organisationen, die sich gegen den Frieden verschworen haben.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von GLÜ2010 »

Beitragvon Watchful_Eye » Di 25. Apr 2017, 22:17
Macron gilt als am ehesten deutschfreundlich, aber man sollte nicht vergessen, dass er im Falle eines Sieges vermutlich eine Art "Agenda 2020" einlegen wird. Das wird Frankreichs Wirtschaft neue Wettbewerbsfähigkeit verleihen, die aber dann auf Kosten Deutschlands geht. Es ist ein Gefangenendilemma, ein "Race to the Bottom" in Sachen Sozialstaat. Wir müssen als Europa diesen Quatsch beenden.

Warum muß eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anderer EU Staaten auf Kosten Deutschlands gehen ? Leidet die EU nicht gerade daran , dass die Wettbewerbsfähigkeit in der EU zu unterschiedlich ist . Wir der Exportüberschuß-Weltmeister drücken in der Eu viele an die Wand .

Macron wird in Richtung Export-Überschuß in der EU Druck machen , sollte er Präsident werden . Ich würde dies schon seit langem begrüßen .

Denn worauf beruht unser sogenanntes Wirtschafts-Wunder ?! Es beruht u.a. auf Lohndumping (in der BRD) durch :

1. Lohndauersubventionen ,
2. Mißbrauch von Leiharbeit zu Dumping-Zwecken .(Leiharbeit wird durchaus benötigt zur Abdeckung von Auftragsspitzen . Da der Leiharbeiter ein höheres Risiko trägt , steht Ihm aber mindestens der gleiche wenn nicht ein höherer Lohn zu . Dadurch würde sich der Mißbrauch von alleine regeln !!)
3.Schein-Selbsständigkeit (Sozialabgaben , Renten)
4. Was unsere natürlichen Ressourcen anbetrifft , leben wir , wie bei unseren Renten , auf kosten unserer Zukunft .

Es wäre allerdings falsch , einen Staat per Dekret zu veranlassen , seine Wirtschaft zu drosseln , um so Exportüberschüsse einzuschränken .

Statt den Export übermäßig durch Lohndumping anzukurbeln und andere Mitgliedstaaten in Schwierigkeiten zubringen , sollte man den Binnenmarkt durch gerechtere Löhne beleben . Dies hätte zweierlei positive Auswirkungen .

1. Seine Bürger wären zufriedener (und würden nicht Populisten hinterherlaufen) und Ihre Renten würden besser abgesichert
2. Die Exportüberschüsse würden automatisch sinken und durch die steigende Binnenmarktnachfrage kompensiert . Somit hätten andere Mitgliedstaaten weniger Probleme und müßten nicht unterstützt werden .


Ich befürchte , ich werde mit diesem Vorschlag der Reduzierung des Export-Überschußes ein ähnliches Weltuntergangs-Echo hervorrufen , wie seinerzeit (vor 2-3 Legislaturperioden) mit Mindestlohn , um Lohndumping durch den Lohn-Dauersubventionierungs-Schwachsinn zu beheben .

Es bedarf also nicht eines direkten staatl. Dirigismus sondern es geht viel besser mit sozial-marktwirtschaftlichen Mitteln anstatt mit der obersten Gottheit `Profitmaximierung´ .

(Nebenbei : Ich lass mich überraschen , ob Schulz das(gesamte) Lohndumping als eines unserer Haupt-Probleme anpackt oder nur weiter von sozialer GERECHTIGKEIT …… -- redet , anstatt Probleme an der Wurzel zu beheben .Nur dann kann er meine Stimme bekommen .)

Wann kapieren unsere Politiker endlich : Marktwirtschaft ist ein Kreislauf und funktioniert nach dem Prinzip `Leben und leben lassen´ ; d.h. gegenseitiges Geben und Nehmen . Nur mit der obersten Gottheit `Profitmaximierung´ bricht zum gegenseitigen Schaden (irgendwann) der gesamte Kreislauf (Markt) zusammen .

Die erforderliche Soziale-Angleichung in der EU wäre über solche Maßnahmen voran zu treiben . Bis dahin wäre schon lange eine Reduzierung der €-Zone erforderlich .

Desweiteren ist auf jeden Fall eine Harmonisierung des Steuerrechts notwendig.

Es ist viel zu reformieren ( lassen wir es liegen), ----- aber wir werden wohl weiter wie bisher wursteln , Lobbyisten in den A… kriechen und Nationalisten auf den Leim gehen , anstatt die Kernprobleme anzupacken.

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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

GLÜ2010 hat geschrieben:(29 Apr 2017, 17:28)

...worauf beruht unser sogenanntes Wirtschafts-Wunder ?! Es beruht u.a. auf Lohndumping...
...
...mit Mindestlohn , um Lohndumping durch den Lohn-Dauersubventionierungs-Schwachsinn zu beheben ...
...
Sie bleiben die Beweise für Ihre Behauptungen schuldig!

Wo liegen deutsche Kosten für Waren und Dienstleistungen der Wirtschaft unter denen der Wettbewerber?

Mindestlöhne wirken sich in ganz anderen Marktsegmenten aus; so kann ich mir nicht vorstellen,
daß wir die Kosten für den Wachdienst in der City oder für den Herrenfriseur als Dienstleistung auf dem Weltmarkt anbieten. Mindestlohn als gesellschaftliches Konstrukt gehört aus Steuermitteln bezahlt. Denn auch trotz vereinbarten Mindestlohns steigen unsere Sozialkosten ins Unfaßbare.

Ich fürchte, daß "Wirtschaft" doch weitaus verwirrender funktioniert, als Sie das hier beschreiben.

Ein Grund für deutsche Ausfuhrüberschüsse könnte sein, daß unser Land in vergangenen Krisenzeiten in einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Regierung mit den Sozialpartnern unserer Industrie überleben lassen hat. Wenn Sie in dem Zusammenhang von zeitweise subventionierten Löhnen und Arbeitsplätzen sprechen, dann haben sie Recht. So etwas nenne ich aber planvolles Wirtschaften in Krisenzeiten... keineswegs ein Grund zur Kritik, sondern zum Lob unserer Politik.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alter Stubentiger »

GLÜ2010 hat geschrieben:(29 Apr 2017, 17:28)

Warum muß eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit anderer EU Staaten auf Kosten Deutschlands gehen ? Leidet die EU nicht gerade daran , dass die Wettbewerbsfähigkeit in der EU zu unterschiedlich ist . Wir der Exportüberschuß-Weltmeister drücken in der Eu viele an die Wand .

Macron wird in Richtung Export-Überschuß in der EU Druck machen , sollte er Präsident werden . Ich würde dies schon seit langem begrüßen .

Denn worauf beruht unser sogenanntes Wirtschafts-Wunder ?! Es beruht u.a. auf Lohndumping (in der BRD) durch :

1. Lohndauersubventionen ,
2. Mißbrauch von Leiharbeit zu Dumping-Zwecken .(Leiharbeit wird durchaus benötigt zur Abdeckung von Auftragsspitzen . Da der Leiharbeiter ein höheres Risiko trägt , steht Ihm aber mindestens der gleiche wenn nicht ein höherer Lohn zu . Dadurch würde sich der Mißbrauch von alleine regeln !!)
3.Schein-Selbsständigkeit (Sozialabgaben , Renten)
4. Was unsere natürlichen Ressourcen anbetrifft , leben wir , wie bei unseren Renten , auf kosten unserer Zukunft .

Es wäre allerdings falsch , einen Staat per Dekret zu veranlassen , seine Wirtschaft zu drosseln , um so Exportüberschüsse einzuschränken .

Statt den Export übermäßig durch Lohndumping anzukurbeln und andere Mitgliedstaaten in Schwierigkeiten zubringen , sollte man den Binnenmarkt durch gerechtere Löhne beleben . Dies hätte zweierlei positive Auswirkungen .

1. Seine Bürger wären zufriedener (und würden nicht Populisten hinterherlaufen) und Ihre Renten würden besser abgesichert
2. Die Exportüberschüsse würden automatisch sinken und durch die steigende Binnenmarktnachfrage kompensiert . Somit hätten andere Mitgliedstaaten weniger Probleme und müßten nicht unterstützt werden .


Ich befürchte , ich werde mit diesem Vorschlag der Reduzierung des Export-Überschußes ein ähnliches Weltuntergangs-Echo hervorrufen , wie seinerzeit (vor 2-3 Legislaturperioden) mit Mindestlohn , um Lohndumping durch den Lohn-Dauersubventionierungs-Schwachsinn zu beheben .

Es bedarf also nicht eines direkten staatl. Dirigismus sondern es geht viel besser mit sozial-marktwirtschaftlichen Mitteln anstatt mit der obersten Gottheit `Profitmaximierung´ .

(Nebenbei : Ich lass mich überraschen , ob Schulz das(gesamte) Lohndumping als eines unserer Haupt-Probleme anpackt oder nur weiter von sozialer GERECHTIGKEIT …… -- redet , anstatt Probleme an der Wurzel zu beheben .Nur dann kann er meine Stimme bekommen .)

Wann kapieren unsere Politiker endlich : Marktwirtschaft ist ein Kreislauf und funktioniert nach dem Prinzip `Leben und leben lassen´ ; d.h. gegenseitiges Geben und Nehmen . Nur mit der obersten Gottheit `Profitmaximierung´ bricht zum gegenseitigen Schaden (irgendwann) der gesamte Kreislauf (Markt) zusammen .

Die erforderliche Soziale-Angleichung in der EU wäre über solche Maßnahmen voran zu treiben . Bis dahin wäre schon lange eine Reduzierung der €-Zone erforderlich .

Desweiteren ist auf jeden Fall eine Harmonisierung des Steuerrechts notwendig.

Es ist viel zu reformieren ( lassen wir es liegen), ----- aber wir werden wohl weiter wie bisher wursteln , Lobbyisten in den A… kriechen und Nationalisten auf den Leim gehen , anstatt die Kernprobleme anzupacken.

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Wiede dieser Schwachsinn vom Lohndumping. Der Erfolg der deutschen Wirtschaft ist so nicht zu erklären. Was du bringst sind haltlose Behauptungen.
Niemand hat vor eine Mauer zu errichten (Walter Ulbricht)
...und die Mauer wird noch in 50 oder 100 Jahren stehen (Erich Honecker)
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(29 Apr 2017, 20:27)
Wiede dieser Schwachsinn vom Lohndumping. Der Erfolg der deutschen Wirtschaft ist so nicht zu erklären. Was du bringst sind haltlose Behauptungen.
In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping. In der EU und in den USA gibt es aber eine Tendenz bei den multinationalen Unternehmen, Steuern, die den Sozialstaat mitfinanzieren, durch viele Tricks unter ein Mindestmaß zu reduzieren. Außerdem werden die Gewerkschaften in den Dienstleistungsbranchen immer schwächer, um Mindestlöhne durchzusetzen. Die Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wird die "Klassenunterschiede" unter den Arbeitnehmern verschiedener Branchen mit den entsprechenden sozialen Folgen noch verschärfen.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:08)

In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping. In der EU und in den USA gibt es aber eine Tendenz bei den multinationalen Unternehmen, Steuern, die den Sozialstaat mitfinanzieren, durch viele Tricks unter ein Mindestmaß zu reduzieren. Außerdem werden die Gewerkschaften in den Dienstleistungsbranchen immer schwächer, um Mindestlöhne durchzusetzen. Die Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wird die "Klassenunterschiede" unter den Arbeitnehmern verschiedener Branchen mit den entsprechenden sozialen Folgen noch verschärfen.
Ihre Erklärungen stellen doch aber gar keinen Zusammenhang her zwischen Steuervermeidung und Handelsüberschüssen Deutschlands. Diese international aufgestellten Unternehmen sind doch in allen EU-Staaten unterwegs.

Klar, dagegen müssen die EU-Partner vorgehen, wie ja auch Herr Macron verspricht. Aber Frankreichs Handelsbilanz wird er damit bestimmt nicht verbessern.

Oder habe ich da etwas mißverstanden?
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von prime-pippo »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:08)

In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping.
Wie oft muss man eigentlich sagen, dass diese Betrachtung zu kurz ist?

Das gesamtwirtschaftliche Lohnniveau in Deutschland wird nicht grundlos herangezogen. Erstens nehmen die Exporteure Vorleistungen in Deutschland in Anspruch. Zweitens würden größere Lohnzuwächse für die Massen (nicht nur für ein paar Autobauer usw.) auch die Importe erhöhen...

Wenn Deutschland eine eigene Währung hätte, würde kaum einer bestreiten, dass Deutschland zu billig ist. Warum bestreitet man es jetzt?
"Banks do not, as too many textbooks still suggest, take deposits of existing money from savers and lend it out to borrowers: they create credit and money ex nihilo – extending a loan to the borrower and simultaneously crediting the borrower’s money account."
Lord Adair Turner
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:08)
In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping. In der EU und in den USA gibt es aber eine Tendenz bei den multinationalen Unternehmen, Steuern, die den Sozialstaat mitfinanzieren, durch viele Tricks unter ein Mindestmaß zu reduzieren. Außerdem werden die Gewerkschaften in den Dienstleistungsbranchen immer schwächer, um Mindestlöhne durchzusetzen. Die Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wird die "Klassenunterschiede" unter den Arbeitnehmern verschiedener Branchen mit den entsprechenden sozialen Folgen noch verschärfen.
H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:17)
Ihre Erklärungen stellen doch aber gar keinen Zusammenhang her zwischen Steuervermeidung und Handelsüberschüssen Deutschlands. Diese international aufgestellten Unternehmen sind doch in allen EU-Staaten unterwegs.
Klar, dagegen müssen die EU-Partner vorgehen, wie ja auch Herr Macron verspricht. Aber Frankreichs Handelsbilanz wird er damit bestimmt nicht verbessern.
Oder habe ich da etwas mißverstanden?
Mir ging es jetzt nicht um die Exportproblematik im Speziellen, sondern um die Dynamik in der Veränderung der eu-weiten Wirtschaftstrukturen im Verhältnis von industriellem Sektor zu Dienstleistungen. Daraus entstehen zusätzliche soziale Probleme, auf die die Politik noch keine Antworten gefunden hat. Es gibt erst jetzt, aber viel zu spät den Start einer EU-Sozialcharta. Hierin liegt zusammen mit der Angst vor ethnischer Überfremdung ein Hauptgrund für das Erstarken der Rechtspopulisten in und außerhalb der EU.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Ger9374 »

Die €urozonen Geldpolitik ist Sache der EZB.
Wie kommen immer wieder welche auf den Gedanken den Deutschen €uro verteuern zu wollen. Ein Währungsraum, eine Geldpolitik.
Ist das so schwer zu verstehen.Auch Deutschland
Zahlt für die Niedrigzinspolitik der EZB. Unser Geldvermögen schrumpft teilweise .Das gehört alles dazu. Die Stärke der Exportwirtschaft schafft auch Arbeitsplätze nicht nur in Deutschland.Floriert die Deutsche Wirtschaft, partizipieren auch unsere Handelspartner mit.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von DarkLightbringer »

Ein Handelsüberschuss von 6 % wäre immer noch ein Überschuss. Er muss nicht 2, 3 Prozent darüber liegen.
Die Deutschen investieren im Verhältnis zu wenig im Inland. Das zeigt im Übrigen, dass die Exportüberschüsse auch aus deutscher Sicht nicht nur positiv sind.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/h ... -1.3468908
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:08)
In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping. In der EU und in den USA gibt es aber eine Tendenz bei den multinationalen Unternehmen, Steuern, die den Sozialstaat mitfinanzieren, durch viele Tricks unter ein Mindestmaß zu reduzieren. Außerdem werden die Gewerkschaften in den Dienstleistungsbranchen immer schwächer, um Mindestlöhne durchzusetzen. Die Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wird die "Klassenunterschiede" unter den Arbeitnehmern verschiedener Branchen mit den entsprechenden sozialen Folgen noch verschärfen.
prime-pippo hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:21)
Wie oft muss man eigentlich sagen, dass diese Betrachtung zu kurz ist?
Das gesamtwirtschaftliche Lohnniveau in Deutschland wird nicht grundlos herangezogen. Erstens nehmen die Exporteure Vorleistungen in Deutschland in Anspruch. Zweitens würden größere Lohnzuwächse für die Massen (nicht nur für ein paar Autobauer usw.) auch die Importe erhöhen...
Wenn Deutschland eine eigene Währung hätte, würde kaum einer bestreiten, dass Deutschland zu billig ist. Warum bestreitet man es jetzt?
Ich kann Deine Betrachtungsweise durchaus nachvollziehen. Ich glaube aber nicht an die Realisierbarkeit des wirtschaftspolitischen Konzeptes der Globalsteuerung der Großen Koalition von 1966. Dazu liegen die wirtschaftspolitischen Überzeugungen der einzelnen EWU-Länder zu weit auseinander. Wir werden in absehbarer Zeit keine Wirtschaftsregierung in der EWU bekommen. Wir können froh sein, wenn es gelingt, Mindestsätze für die Unternehmensteuern in der EU politisch durchzusetzen. Die Briten und Amerikanern werden das durchkreuzen wollen.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:31)

Mir ging es jetzt nicht um die Exportproblematik im Speziellen, sondern um die Dynamik in der Veränderung der eu-weiten Wirtschaftstrukturen im Verhältnis von industriellem Sektor zu Dienstleistungen. Daraus entstehen zusätzliche soziale Probleme, auf die die Politik noch keine Antworten gefunden hat. Es gibt erst jetzt, aber viel zu spät den Start einer EU-Sozialcharta. Hierin liegt zusammen mit der Angst vor ethnischer Überfremdung ein Hauptgrund für das Erstarken der Rechtspopulisten in und außerhalb der EU.
Ich meine, daß Herr Macron eine solche Hinwendung zum Sozialen auch im Sinn hat. Mir kommt die Sache insgesamt aber sehr künstlich vor. Wir Europäer müßten doch eigentlich auf gleiche wirtschaftliche Randbedingungen hin arbeiten: Infrastruktur (Verkehrsanbindung, Energie, Wasser), gemeinsames Wirtschafts- und Finanzwesen (Euro, Haushaltskontrolle, Schuldengrenze)... dann sollte das Sozialwesen sich daraus entwickeln. Ein Sozialwesen mit seinen Leistungen kann man doch nicht losgelöst von diesen Voraussetzungen vorgeben!

Vor allem aber müssen wir ein gemeinsames Parlament haben, das auf den gemeinsam betriebenen Gebieten gesetzgeberisch tätig ist. Konkurrierende Gesetzgeber sind dann auf diesen Gebieten nicht zugelassen. Und wir müßten eine europäische Regierung aus diesem Parlament heraus einsetzen. Dann sollten sich gemeinsame Standards auch im Sozialwesen (Alterssicherung, Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Invalidenversicherung) wie von selbst ergeben.

Man kann keine autonomen Staaten beibehalten, und dann dort, wo die eigenen Mittel nicht reichen, auf den ebenso autonomen Nachbarn schielen und zugleich über die EU nörgeln.

Herr Macron hat einen ausgezeichneten Verstand; der wird diesen Widerspruch sofort verstehen.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:31)
Mir ging es jetzt nicht um die Exportproblematik im Speziellen, sondern um die Dynamik in der Veränderung der eu-weiten Wirtschaftstrukturen im Verhältnis von industriellem Sektor zu Dienstleistungen. Daraus entstehen zusätzliche soziale Probleme, auf die die Politik noch keine Antworten gefunden hat. Es gibt erst jetzt, aber viel zu spät den Start einer EU-Sozialcharta. Hierin liegt zusammen mit der Angst vor ethnischer Überfremdung ein Hauptgrund für das Erstarken der Rechtspopulisten in und außerhalb der EU.
H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 11:12)
Ich meine, daß Herr Macron eine solche Hinwendung zum Sozialen auch im Sinn hat. Mir kommt die Sache insgesamt aber sehr künstlich vor. Wir Europäer müßten doch eigentlich auf gleiche wirtschaftliche Randbedingungen hin arbeiten: Infrastruktur (Verkehrsanbindung, Energie, Wasser), gemeinsames Wirtschafts- und Finanzwesen (Euro, Haushaltskontrolle, Schuldengrenze)... dann sollte das Sozialwesen sich daraus entwickeln. Ein Sozialwesen mit seinen Leistungen kann man doch nicht losgelöst von diesen Voraussetzungen vorgeben!
Der politische Prozess verläuft aber eher dialektisch. Die Polarisierung zwischen denen, die von der Europäisierung und Globalisierung profitieren, und denen, die sich bedroht fühlen, hat doch deutlich zugenommen. 40% haben in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl für extreme Positionen gestimmt und deren Kandidaten wären beinahe in die zweite Runde eingezogen. Das sollte auch uns Deutschen eine deutliche Warnung sein. Die jungen Arbeitlosen in der EWU-Peripherie können nicht darauf warten, bis sich alles funktional in der von Dir dargestellten Reihenfolge gefügt hat. Die stehen vor der Entscheidung, ob sie in ihrem Herkunftsland bleiben, oder migrieren. In der EU-Sozialcharta geht es mit Recht um Bildung und faire Chancen auf den Arbeitsmärkten.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 11:21)

Der politische Prozess verläuft aber eher dialektisch. Die Polarisierung zwischen denen, die von der Europäisierung und Globalisierung profitieren, und denen, die sich bedroht fühlen, hat doch deutlich zugenommen. Die jungen Arbeitlosen in der EWU-Peripherie können nicht darauf warten, bis sich alles funktional in der von Dir dargestellten Reihenfolge gefügt hat. Die stehen vor der Entscheidung, ob sie in ihrem Herkunftsland bleiben, oder migrieren. In der EU-Sozialcharta geht es mit Recht um Bildung und faire Chancen auf den Arbeitsmärkten.
Wer es eilig hat, der soll schleunigst "migrieren". Auch das geht zum Vorteil der EU. Wenn Sie im Wahlprogramm nachlesen, dann hat Herr Macron in seinem Vorschlagspaket das bestehende Projekt "ERASMUS" erweitert auf berufliche Bildung plus Studenten, jährlich 200.000 junge Leute aus Frankreich in alle Partnerstaaten der EU zur Abrundung ihrer europäischen Bildung. Das geschieht dann eben ohne ein solches Programm. Eine Sozialcharta muß auf wirtschaftlicher Leistung aufbauen... nicht miß zu verstehen, daß einer leistet und alle anderen sind davon sozial. Das endet in einem Volksaufstand.

Man muß etwas wollen und dann daran arbeiten. Herrn Macron traue ich diesen Willen zu. Aber daran arbeiten müssen wir Europäer alle!
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 11:21)
Der politische Prozess verläuft aber eher dialektisch. Die Polarisierung zwischen denen, die von der Europäisierung und Globalisierung profitieren, und denen, die sich bedroht fühlen, hat doch deutlich zugenommen. 40% haben in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl für extreme Positionen gestimmt und deren Kandidaten wären beinahe in die zweite Runde eingezogen. Das sollte auch uns Deutschen eine deutliche Warnung sein. Die jungen Arbeitlosen in der EWU-Peripherie können nicht darauf warten, bis sich alles funktional in der von Dir dargestellten Reihenfolge gefügt hat. Die stehen vor der Entscheidung, ob sie in ihrem Herkunftsland bleiben, oder migrieren. In der EU-Sozialcharta geht es mit Recht um Bildung und faire Chancen auf den Arbeitsmärkten.
H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 11:54)
Wer es eilig hat, der soll schleunigst "migrieren". Auch das geht zum Vorteil der EU. Wenn Sie im Wahlprogramm nachlesen, dann hat Herr Macron in seinem Vorschlagspaket das bestehende Projekt "ERASMUS" erweitert auf berufliche Bildung plus Studenten, jährlich 200.000 junge Leute aus Frankreich in alle Partnerstaaten der EU zur Abrundung ihrer europäischen Bildung. Das geschieht dann eben ohne ein solches Programm. Eine Sozialcharta muß auf wirtschaftlicher Leistung aufbauen... nicht miß zu verstehen, daß einer leistet und alle anderen sind davon sozial. Das endet in einem Volksaufstand.
Man muß etwas wollen und dann daran arbeiten. Herrn Macron traue ich diesen Willen zu. Aber daran arbeiten müssen wir Europäer alle!
Ich spitze es zu: Ohne eine koordinierte Sozialpolitik wird es zu keiner tieferen Integration in der EWU kommen. Das kostet auch Geld und Deutschland muss seine einseitige Austeritätspolitik um diesen Aspekt und eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung erweitern.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alter Stubentiger »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:08)

In der Exportwirtschaft Deutschlands gibt es kein Lohndumping. In der EU und in den USA gibt es aber eine Tendenz bei den multinationalen Unternehmen, Steuern, die den Sozialstaat mitfinanzieren, durch viele Tricks unter ein Mindestmaß zu reduzieren. Außerdem werden die Gewerkschaften in den Dienstleistungsbranchen immer schwächer, um Mindestlöhne durchzusetzen. Die Entwicklung hin zu Industrie 4.0 wird die "Klassenunterschiede" unter den Arbeitnehmern verschiedener Branchen mit den entsprechenden sozialen Folgen noch verschärfen.
Das ist sicher richtig. Die Steueroasen sind einfach nicht in den Griff zu kriegen. Die Staaten sollten auch endlich die Gewinne an den Finanzmärkten ordentlich besteuern.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Alter Stubentiger »

prime-pippo hat geschrieben:(30 Apr 2017, 08:21)

Wie oft muss man eigentlich sagen, dass diese Betrachtung zu kurz ist?

Das gesamtwirtschaftliche Lohnniveau in Deutschland wird nicht grundlos herangezogen. Erstens nehmen die Exporteure Vorleistungen in Deutschland in Anspruch. Zweitens würden größere Lohnzuwächse für die Massen (nicht nur für ein paar Autobauer usw.) auch die Importe erhöhen...

Wenn Deutschland eine eigene Währung hätte, würde kaum einer bestreiten, dass Deutschland zu billig ist. Warum bestreitet man es jetzt?
Höhere Löhne funktionieren nur bei höheren Preisen. In den meisten Branchen im deutschen Binnenmarkt ist die Marge nicht so toll. Wer nicht gerade iPhones verkauft hat echte Probleme höhere Preise durchzusetzen.

Außerdem ist es nicht sinnvoll nur auf die Löhne zu schielen. Und was soll der Unfug mit den Vorleistungen? Die nimmt jeder in Anspruch. Der Bäcker um die Ecke kauft auch erst mal Mehl und kann es erst bezahlen wenn das Brot verkauft ist.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Fuerst_48 »

Alter Stubentiger hat geschrieben:(30 Apr 2017, 13:46)

Höhere Löhne funktionieren nur bei höheren Preisen. In den meisten Branchen im deutschen Binnenmarkt ist die Marge nicht so toll. Wer nicht gerade iPhones verkauft hat echte Probleme höhere Preise durchzusetzen.

Außerdem ist es nicht sinnvoll nur auf die Löhne zu schielen. Und was soll der Unfug mit den Vorleistungen? Die nimmt jeder in Anspruch. Der Bäcker um die Ecke kauft auch erst mal Mehl und kann es erst bezahlen wenn das Brot verkauft ist.
Angeblich war das früher anders. Allerdings: Wir leben heute und können von der Vergangenheit nicht zehren.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Interessanter Presseclub (+ nachgefragt als Podcast) zum Thema: Senkrechtstarter oder Rechtsaußen – Wen wählt Frankreich?
http://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen ... n-100.html
Fazit:
Auf den zweiten Wahlgang folgt als dritter Wahlgang die Parlamentswahl im Juni mit wilden Kooperationen zwischen verschiedenen Parteien und Bewegungen.
Die Agenda 2010 in Frankreich wird eher die Vereinheitlichung des Rentenalters, die Freistellung von der 35-Stunden-Woche für Vereinbarungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern je Unternehmen und eine Reform des Arbeitsrechtes betreffen.
Nur Frankreich kann Deutschland aus seiner Isolierung in der EWU heraushelfen.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von John Galt »

H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 11:54)

Wer es eilig hat, der soll schleunigst "migrieren". Auch das geht zum Vorteil der EU. Wenn Sie im Wahlprogramm nachlesen, dann hat Herr Macron in seinem Vorschlagspaket das bestehende Projekt "ERASMUS" erweitert auf berufliche Bildung plus Studenten, jährlich 200.000 junge Leute aus Frankreich in alle Partnerstaaten der EU zur Abrundung ihrer europäischen Bildung. Das geschieht dann eben ohne ein solches Programm. Eine Sozialcharta muß auf wirtschaftlicher Leistung aufbauen... nicht miß zu verstehen, daß einer leistet und alle anderen sind davon sozial. Das endet in einem Volksaufstand.

Man muß etwas wollen und dann daran arbeiten. Herrn Macron traue ich diesen Willen zu. Aber daran arbeiten müssen wir Europäer alle!
Nichts als wirtschaftlich ineffiziente Träumerei. Wer auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird und die Fähigkeiten hat, der braucht kein dummes EU-Programm um in anderen EU-Ländern zu arbeiten.

Ich kenne eine Dame mit Master in einem geisteswissenschaftlichen Fach, die für paar Hundert Euro Taschengeld im Monat bei einem EU-Programm in Osteuropa rumgammelt und sich die letzte Karrierechancen kaputt macht.

Diese Sorte steht dann aber beim Geheule über Soziale Gerechtigkeit in der ersten Reihe.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von frems »

John Galt hat geschrieben:(30 Apr 2017, 18:10)

Nichts als wirtschaftlich ineffiziente Träumerei. Wer auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird und die Fähigkeiten hat, der braucht kein dummes EU-Programm um in anderen EU-Ländern zu arbeiten.

Ich kenne eine Dame mit Master in einem geisteswissenschaftlichen Fach, die für paar Hundert Euro Taschengeld im Monat bei einem EU-Programm in Osteuropa rumgammelt und sich die letzte Karrierechancen kaputt macht.

Diese Sorte steht dann aber beim Geheule über Soziale Gerechtigkeit in der ersten Reihe.
Und warum nehmen dann auch Drittstaaten wie die Schweiz und Norwegen an diesem dummen Programm teil und werben nicht nur als Standort für ausländische Studenten, sondern ermutigen auch den eigenen Nachwuchs, mal für ein, zwei Semester ins Ausland zu gehen, den Horizont zu erweitern und in der Regel auch die Fremdsprachkenntnisse zu verbessern? :?:
Labskaus!

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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 13:09)

Ich spitze es zu: Ohne eine koordinierte Sozialpolitik wird es zu keiner tieferen Integration in der EWU kommen. Das kostet auch Geld und Deutschland muss seine einseitige Austeritätspolitik um diesen Aspekt und eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung erweitern.
Nein, so funktioniert das aber nicht. Es ist ja nicht so, daß unser Land seine guten Wirtschaftsdaten ohne Mühe und Anstrengung erwirtschaftet. Weiterhin ist es so, daß unsere Partner in ihre mißliche Lage durch mehr Geldausgaben, als sie erwirtschaften konnten, hinein geraten sind. Wenn man nun davon abrät, sich an das verfügbare Einkommen zu halten, so heißt das doch wohl, noch heftiger Geld aus zu geben als zuvor.

Diese Vorgehensweise könnte in einer Schwächephase helfen, wenn alle anderen Daten nicht schon in tiefem Minus angelangt wären. Herr Macron hat aber schon ganz richtig erkannt, daß in Frankreich sehr viele Dinge verändert werden müssen, damit das Land wieder auf die eigenen Füße findet. In Verbindung damit könnten weitere Geldausgaben die Wende bringen; aber das eine hängt vom anderen ab. Vermutlich ist eine solche tiefe wirtschaftliche Analyse Land für Land angezeigt. Einfach weiter so und Geldhahn auf... das sprengt den Euro.

Die Europäer müssen sich schon in dem ehrlichen Willen zusammen setzen, gemeinsam aus dem angerichteten Schlamassel heraus zu finden. Bei mir kommt immer nur an, daß der Schlüssel zum Wohlstand mehr Geld im System ist. Das geht garantiert in die Hose, wie man leider bei unseren Griechen sehen kann. Angeblich hat Herr Tsipras die Zahl der Staatsbediensteten erhöht, um so mehr Wohlstand zu schaffen. Dadurch werden aber keineswegs mehr ausländische Gäste bewirtet, mehr Kleidung und Schuhe im Wettbewerb hergestellt und verkauft, mehr Orangen und Oliven verarbeitet und vermarktet. Am Ende des Liedes werden die nie und nimmer tilgbaren Schulden dieses Partners um weitere hunderte Milliarden gewachsen sein, ohne daß die Lage sich nachhaltig verbessert hat.

So wird das nichts mit einer Sozialcharta. Das geht nur in gemeinsam abgestimmter Anstrengung, mit Gutem Willen und Wohlwollen. Franzosen und Deutsche sollten damit voran gehen, sich wechselseitig immer auch selbstkritisch zuhören und Schrittchen für Schrittchen die entstandenen Schieflagen beseitigen. Wenn dieses Bemühen gleich am Anfang in schlechte Laune über geht, dann ist die EU an ihren Egoismen gescheitert. Dann bleibt wirtschaftlich nur noch "rette sich wer kann". Herr Macron mit seinen Vorstellungen ist aus meiner Sicht der letzte Haltepunkt, den die Euro-Gruppe noch hat, bevor der Euro als große Gemeinschaftswährung und natürlich noch viel mehr auseinander fliegt.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

frems hat geschrieben:(30 Apr 2017, 18:14)

Und warum nehmen dann auch Drittstaaten wie die Schweiz und Norwegen an diesem dummen Programm teil und werben nicht nur als Standort für ausländische Studenten, sondern ermutigen auch den eigenen Nachwuchs, mal für ein, zwei Semester ins Ausland zu gehen, den Horizont zu erweitern und in der Regel auch die Fremdsprachkenntnisse zu verbessern? :?:
Der Teilnehmer macht es sich zu einfach: Der Ausgangspunkt ist doch die hohe Jugendarbeitslosigkeit in einigen unserer Partnerländer. Dagegen kann doch nur helfen, sich dort zu verdingen, wo Beschäftigung gegen Lohn und Brot angeboten wird, oder seine berufliche Brauchbarkeit zu verbessern, indem Kenntnisse erweitert und Hemmungen vor dem Unbekannten abgebaut werden. Insofern hat Herr Macron schon den richtigen Ausweg im Sinn: Seine Jugend von der Berufsausbildung bis zum Studium ertüchtigen, indem er ihr den Weg ebnet in andere Länder.

Die Jugendarbeitslosigkeit an sich kann man auch nur auf einen Mangel an Einsetzbarkeit dieser Menschen außerhalb ihres begrenzten Lebensraums zurück führen; dieser Wille ist den Menschen aberzogen worden. In früheren Jahrhunderten hat die blanke Not die Menschen nach Übersee getrieben. Das geht in der heutigen Welt nicht mehr... wir erkennen doch schon, daß der entsprechende Andrang aus aller Welt nach Europa zu sehr ernsten inneren Konflikten führt. Also werden die Europäer ein untereinander abgestimmtes Ertüchtigungsprogramm entwickeln müssen, an dessen Ende die Einsetzbarkeit dieser Menschen "irgendwo" in der EU steht... auch zu Hause.

Eine vernichtendere Kritik als diese Schlußfolgerung kann man an einem Bildungs- und Ausbildungssystem schon gar nicht mehr üben. Junge Leute völlig am Bedarf vorbei gebildet und ausgebildet... ein bildungspolitischer Wahnsinn!

Ein solches Programm finde ich bei Herrn Macron nicht; entweder, weil ihm dieser Mangel entgangen ist, oder weil sich das Programm in einem der Programme verbirgt, in denen er den Schwachen helfen will, aus ihrer hoffnungslosen Lage heraus zu finden.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wasteland »

Mir ist unbegreiflich wie man auf die Rattenfängerparolen von LePen reinfallen kann. Ich verstehe ja die Motive vieler Menschen, Angst vor dem Terror, wirtschaftliche Unsicherheit etc.
Aber die FN hat doch keine Lösungen. Durch den Austritt aus der EU kommt die Kohle- und Stahlindustrie doch nicht wieder. Durch die Schließung der Grenzen enden auch nicht die globalen Migrationsströme (ich rede nicht von Flüchtlingen).
Es scheint mir das FN-Wähler entweder knallharte Ideologen sind oder ziemlich naiv und leicht manipulierbar durch griffige Parolen. Dasselbe wie bei Trump-Wählern.
Dieses alte, idealisierte Frankreich kommt nie mehr wieder, die Welt verändert sich, mit oder ohne LePen und dagegen kann die FN nichts ausrichten.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wasteland hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:14)

Mir ist unbegreiflich wie man auf die Rattenfängerparolen von LePen reinfallen kann. Ich verstehe ja die Motive vieler Menschen, Angst vor dem Terror, wirtschaftliche Unsicherheit etc.
Aber die FN hat doch keine Lösungen. Durch den Austritt aus der EU kommt die Kohle- und Stahlindustrie doch nicht wieder. Durch die Schließung der Grenzen enden auch nicht die globalen Migrationsströme (ich rede nicht von Flüchtlingen).
Es scheint mir das FN-Wähler entweder knallharte Ideologen sind oder ziemlich naiv und leicht manipulierbar durch griffige Parolen. Dasselbe wie bei Trump-Wählern.
Dieses alte, idealisierte Frankreich kommt nie mehr wieder, die Welt verändert sich, mit oder ohne LePen und dagegen kann die FN nichts ausrichten.
Sie wissen das, ich weiß das, und hoffentlich ist das auch 70% der französischen Wähler klar. Stellen Sie sich ein Wahlergebnis im BREXIT-Format vor... 51:49. Fast Wurst, wie herum das dann gilt.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wasteland »

H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:22)

Sie wissen das, ich weiß das, und hoffentlich ist das auch 70% der französischen Wähler klar. Stellen Sie sich ein Wahlergebnis im BREXIT-Format vor... 51:49. Fast Wurst, wie herum das dann gilt.
Nach allem was ich über Macron weiss wäre er jetzt für mich auch nicht der perfekte Kandidat, aber alles ist besser als die Salonnazis von der FN.
Ich nehme denen deren Kreideschluckerei nicht 1 mm ab.
Ich hoffe auch das die Franzosen sich für die Vernunft entscheiden.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wasteland hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:25)

Nach allem was ich über Macron weiss wäre er jetzt für mich auch nicht der perfekte Kandidat, aber alles ist besser als die Salonnazis von der FN.
Ich nehme denen deren Kreideschluckerei nicht 1 mm ab.
Ich hoffe auch das die Franzosen sich für die Vernunft entscheiden.
Haben Sie sich denn sein Wahlprogramm gründlich durchgelesen und seinen Werdegang in Wikipedia? Welche Bedenken gegen diesen Bewerber haben Sie danach nicht ablegen können? Wenn die Vernunft im BREXIT-Format siegt, dann ist im Grunde nichts gewonnen. Das wäre nur nicht gleich die richtige Katastrophe. Ein haushoher Sieg muß her!
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wasteland »

H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:29)

Haben Sie sich denn sein Wahlprogramm gründlich durchgelesen und seinen Werdegang in Wikipedia? Welche Bedenken gegen diesen Bewerber haben Sie danach nicht ablegen können?
Nein, habe ich zugegebenermassen nicht. :| (daher sagte ich: "nach allem was ich weiss") Muss ich nachholen. Ich bin aber auf jeden Fall kein großer Fan des Neoliberalismus. Ausserdem ist er recht elitär (das nur als subjektives Manko).
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wasteland hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:35)

Nein, habe ich zugegebenermassen nicht. :| (daher sagte ich: "nach allem was ich weiss") Muss ich nachholen. Ich bin aber auf jeden Fall kein großer Fan des Neoliberalismus. Ausserdem ist er recht elitär (das nur als subjektives Manko).
Ich habe das Wahlprogramm der Bewegung "en marche" nur auf Französisch gefunden. Wenn die Sprache nicht Ihr großes Problem ist, dann haben Sie die 34 Seiten in 2 Stunden "drauf". Ich fand die Vorschläge erfrischend klar und überprüfbar, wie weit sie in der Amtszeit umgesetzt wurden.

Ich brauche keinen ungehobelten Flegel in hohen politischen Ämtern; Ihren Vorhalt "neoliberal" sollten Sie nach Kenntnisnahme des Wahlprogramms überprüfen. Hauptsache, er versteht etwas von den Dingen, über die er sich äußert. Dieser Verdacht wird durch seine bisherige Lebensgeschichte (siehe Wikipedia) bestärkt.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Adam Smith »

Wasteland hat geschrieben:(30 Apr 2017, 23:35)

Nein, habe ich zugegebenermassen nicht. :| (daher sagte ich: "nach allem was ich weiss") Muss ich nachholen. Ich bin aber auf jeden Fall kein großer Fan des Neoliberalismus. Ausserdem ist er recht elitär (das nur als subjektives Manko).
Wird denn jetzt der Kapitalismus abgelehnt?
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Adam Smith hat geschrieben:(01 May 2017, 00:18)

Wird denn jetzt der Kapitalismus abgelehnt?
Man kann doch das Wahlprogramm dieses Politikers und seiner Bewegung "en marche" nicht auf ein oder zwei Schlagworte eindampfen. Ich habe dort nichts gefunden, was unsere bisherige Welt und unsere westliche Gesellschaftsordnung grundsätzlich in Frage stellt. Dafür waren Frau LePen und Herr Mélenchon zuständig.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(30 Apr 2017, 13:09)
Ich spitze es zu: Ohne eine koordinierte Sozialpolitik wird es zu keiner tieferen Integration in der EWU kommen. Das kostet auch Geld und Deutschland muss seine einseitige Austeritätspolitik um diesen Aspekt und eine stärkere wirtschaftspolitische Koordinierung erweitern.
H2O hat geschrieben:(30 Apr 2017, 18:29)
Nein, so funktioniert das aber nicht. Es ist ja nicht so, daß unser Land seine guten Wirtschaftsdaten ohne Mühe und Anstrengung erwirtschaftet. Weiterhin ist es so, daß unsere Partner in ihre mißliche Lage durch mehr Geldausgaben, als sie erwirtschaften konnten, hinein geraten sind. Wenn man nun davon abrät, sich an das verfügbare Einkommen zu halten, so heißt das doch wohl, noch heftiger Geld aus zu geben als zuvor.
Das zusätzliche Geld für Investitionen in Bildung, vor allem für junge Menschen, muss ja nicht durch zusätzliche Verschuldung aufgebracht werden. Es kann durch Umschichtung erfolgen, oder auch über den Juncker-Fonds, also durch öffentliche Bürgschaften für privates Kapital. In bundesdeutschen Wahlkampf scheinen aber Steuer- und Abgabensenkungen wichtiger zu sein, als Investitionen in die gemeinsame ewu-weite Zukunft. Wir Deutschen fordern die Sparsamkeit immer von den anderen, wollen aber weiterhin großzügige Wahlgeschenke verteilen. Das ist nicht glaubwürdig von außen betrachtet. Es ist auch kurzsichtig, weil wir durch den ESM eh längerfristig in einem gemeinsamen Boot sitzen.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(01 May 2017, 06:08)

Das zusätzliche Geld für Investitionen in Bildung, vor allem für junge Menschen, muss ja nicht durch zusätzliche Verschuldung aufgebracht werden. Es kann durch Umschichtung erfolgen, oder auch über den Juncker-Fonds, also durch öffentliche Bürgschaften für privates Kapital. In bundesdeutschen Wahlkampf scheinen aber Steuer- und Abgabensenkungen wichtiger zu sein, als Investitionen in die gemeinsame ewu-weite Zukunft. Wir Deutschen fordern die Sparsamkeit immer von den anderen, wollen aber weiterhin großzügige Wahlgeschenke verteilen. Das ist nicht glaubwürdig von außen betrachtet. Es ist auch kurzsichtig, weil wir durch den ESM eh längerfristig in einem gemeinsamen Boot sitzen.
Energischer Widerspruch! Wo soll etwa Griechenland etwas umschichten? Renten und Gehälter im Öffentlichen Dienst werden aus Krediten bezahlt! Dieser Staat ist zugegebenermaßen ein besonders abgerutschtes Gemeinwesen; daran zeigt sich aber das Nord-Süd-Problem besonders deutlich.

Dagegen haben unsere Balten aus bitterster Rückständigkeit mit Arbeit und Entbehrungen aller Art den Weg in eine bessere Zukunft geschafft. Die Leute tauchen inzwischen auf den Märkten Europas mit sorgfältig bearbeiteten Möbeln auf. Die Firma "pinus GB" aus Riga ist mir aufgefallen. Die zeigt IKEA und Co. was eine Harke ist und wie Qualität aussehen kann.

Mir scheint es so, daß im Süden Europas Besitzstände auf Biegen und Brechen verteidigt werden, und daß dadurch nichts Neues mehr geschaffen wird, während das Alte allmählich zerfällt. Im Norden weint man dem Gestern keine Träne nach und geht voller Zuversicht ans Werk. In Finnland wagt man sich sogar in einer Region an ein "BGE" heran, um in einem Freilandversuch zu erfahren, ob dieses Gesellschaftsmodell überhaupt nachhaltig und tragfähig ist.

In Deutschland haben wir eine gemischte Lage: Da sind die einen, die in die längst abgeschüttelte Vergangenheit zurück wollen, der lieben Gerechtigkeit willen, für die es aber kein Maß und kein Ziel geben kann, und andere wollen die Herausforderungen der Zukunft annehmen und unser Land mit Spitzenleistungen an die Spitze der Erneuerer führen. Daß die Mehrheit der Deutschen inzwischen erkannt hat, wohin der Hase laufen muß, das zeigt das Dahinschwinden randständiger Ansichten.

Darum ist mir auch das Wahlprogramm des französischen Präsidentschaftsbewerbers Macron so sympathisch: Der Mann mutet seinen Franzosen einiges an Veränderungen zu: Immer mit der Ruhe, und irgendwann ist das auch ein Ruck geworden. Ich fände es besonders gelungen, wenn recht bald der französische Präsident Macron und die Bundeskanzlerin eine gemeinsame Modernisierungskommission schüfen, die sich zu einem gemeinsamen Programm mit teilweise gemeinsamer Finanzierung durchringen könnte. Diese Modernisierungskommission muß zwingend von den Ministern Frankreichs und Deutschlands gebildet werden, Präsident und Kanzler leiten sie und schlichten Streitfragen.

Wenn sich Erfolge einstellen, worauf jeder vernünftige Mensch hoffen sollte, dann sollte diese Kommission Zug um Zug auf die gesamte EU übergehen, mit dem Ministerrat als Schlichtungsstelle und dem EU Parlament als Kontrollorgan für sachgerechtes Funktionieren.

Aber zuerst müssen unsere französischen Nachbarn Herrn Macron sehr überzeugend das Vertrauen aussprechen; also nicht etwa 51:49. Ein so knappes Ergebnis wäre keine Grundlage für eine auch mit Risiken belastete Zusammenarbeit!
Wähler
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(01 May 2017, 06:08)
Das zusätzliche Geld für Investitionen in Bildung, vor allem für junge Menschen, muss ja nicht durch zusätzliche Verschuldung aufgebracht werden. Es kann durch Umschichtung erfolgen, oder auch über den Juncker-Fonds, also durch öffentliche Bürgschaften für privates Kapital. In bundesdeutschen Wahlkampf scheinen aber Steuer- und Abgabensenkungen wichtiger zu sein, als Investitionen in die gemeinsame ewu-weite Zukunft. Wir Deutschen fordern die Sparsamkeit immer von den anderen, wollen aber weiterhin großzügige Wahlgeschenke verteilen. Das ist nicht glaubwürdig von außen betrachtet. Es ist auch kurzsichtig, weil wir durch den ESM eh längerfristig in einem gemeinsamen Boot sitzen.
H2O hat geschrieben:(01 May 2017, 09:19)
Mir scheint es so, daß im Süden Europas Besitzstände auf Biegen und Brechen verteidigt werden, und daß dadurch nichts Neues mehr geschaffen wird, während das Alte allmählich zerfällt. Im Norden weint man dem Gestern keine Träne nach und geht voller Zuversicht ans Werk. In Finnland wagt man sich sogar in einer Region an ein "BGE" heran, um in einem Freilandversuch zu erfahren, ob dieses Gesellschaftsmodell überhaupt nachhaltig und tragfähig ist.
Darum ist mir auch das Wahlprogramm des französischen Präsidentschaftsbewerbers Macron so sympathisch: Der Mann mutet seinen Franzosen einiges an Veränderungen zu: Immer mit der Ruhe, und irgendwann ist das auch ein Ruck geworden. Ich fände es besonders gelungen, wenn recht bald der französische Präsident Macron und die Bundeskanzlerin eine gemeinsame Modernisierungskommission schüfen, die sich zu einem gemeinsamen Programm mit teilweise gemeinsamer Finanzierung durchringen könnte. Diese Modernisierungskommission muß zwingend von den Ministern Frankreichs und Deutschlands gebildet werden, Präsident und Kanzler leiten sie und schlichten Streitfragen.
https://ec.europa.eu/commission/priorit ... nciples_de
Die europäische Säule sozialer Rechte in 20 Grundsätzen dargestellt
1. Allgemeine und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen
Jede Person hat das Recht auf allgemeine und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen von hoher Qualität und in inklusiver Form, damit sie Kompetenzen bewahren und erwerben kann, die es ihr ermöglichen, vollständig am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und Übergänge auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu bewältigen.
Warten wir doch einfach ab, wie sich ein dann hoffentlich gewählter Französischer Präsident Macron zu diesen Zielen verhält. In seinem Wahlprogramm spricht er ja nur von einem EWU-Etat für Investitionen. Im Dezember soll die "Europäische Säule" auf einem EU-Gipfel erörtert werden.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Senexx »

Bevor ein möglicher Präsident Macron etwas bewegen kann, muss er erst einmal eine Parlamentswahl bestehen und sich eine Hausmacht schaffen.
Ger9374

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Ger9374 »

Senexx hat geschrieben:(01 May 2017, 15:09)

Bevor ein möglicher Präsident Macron etwas bewegen kann, muss er erst einmal eine Parlamentswahl bestehen und sich eine Hausmacht schaffen.
Das beste wäre eine Partei übergreifende Mehrheit die bestimmte Ideen ohne Sicht auf die Parteiangehörigkeit des Präsidenten unterstützt.
Ist dann wohl doch zu utopisch.
Senexx

Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Senexx »

Ger9374 hat geschrieben:(01 May 2017, 15:25)

Das beste wäre eine Partei übergreifende Mehrheit die bestimmte Ideen ohne Sicht auf die Parteiangehörigkeit des Präsidenten unterstützt.
Ist dann wohl doch zu utopisch.
Es gibt unterschiedliche Sichtweisen und Interessenlagen.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(01 May 2017, 15:00)

https://ec.europa.eu/commission/priorit ... nciples_de
Die europäische Säule sozialer Rechte in 20 Grundsätzen dargestellt

Warten wir doch einfach ab, wie sich ein dann hoffentlich gewählter Französischer Präsident Macron zu diesen Zielen verhält. In seinem Wahlprogramm spricht er ja nur von einem EWU-Etat für Investitionen. Im Dezember soll die "Europäische Säule" auf einem EU-Gipfel erörtert werden.


Meine Bitte: Dieses Recht auf Fortbildung in jene Pflicht auf Fortbildung um zu wandeln. Da muß irgend etwas beim Übersetzen schief gegangen sein. :)
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(01 May 2017, 15:00)
https://ec.europa.eu/commission/priorit ... nciples_de
Die europäische Säule sozialer Rechte in 20 Grundsätzen dargestellt
Warten wir doch einfach ab, wie sich ein dann hoffentlich gewählter Französischer Präsident Macron zu diesen Zielen verhält. In seinem Wahlprogramm spricht er ja nur von einem EWU-Etat für Investitionen. Im Dezember soll die "Europäische Säule" auf einem EU-Gipfel erörtert werden.
H2O hat geschrieben:(01 May 2017, 19:39)
Meine Bitte: Dieses Recht auf Fortbildung in jene Pflicht auf Fortbildung um zu wandeln. Da muß irgend etwas beim Übersetzen schief gegangen sein. :)
http://ec.europa.eu/social/BlobServlet? ... &langId=en
Education, training and life-long learning
Everyone has the right to quality and inclusive education, training and life-long learning in order to maintain and acquire skills that enable them to participate fully in society and manage successfully transitions in the labour market.
Fördern geht nicht ohne Fordern. Es gilt auch hier das Subsidiaritätsgebot der katholischen Soziallehre. Ohne Ethik gibt es keinen wirtschaftlichen Erfolg auf Dauer.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Tiefsinniger »

Audi hat geschrieben:(28 Apr 2017, 15:43)

Im Westen wurde die US Sichtweise übernommen. GUT vs BÖSE. Es gibt keinen Pragmatismus und so mit wird man als Putinist abgestempelt wenn man ein bestimmtes Thema seiner Meinung ist.
Das macht eine Diskussion schon fast unmöglich und langweilt.

Zum Thema, ich verstehe worauf du hinaus willst.
1. Hat Putin der FN das Geld gegeben oder die Bank?
2. Ist es verboten wenn sich eine Partei Geld bei einer Bank holt die es einem gibt?
Was mich auch zum Thema interessieren wuerde : ist eine Kreditabsage wegen der "missfallenden" politischen Ansichten in der EU legitim ?

Ich verstehe die Sitiation so : dem FN und Le Pen wurde es bei allen Banken das Kredit abgesagt, und so vermutet man, sie naehmen es in Russland, weil woher denn sonst koennten sie es kriegen? Die Logik ist klar.

Aber ist so ne Absage legitim? Was sagt die EU-Gesetzgebung dazu? Darf man ein Kredit wegen der "unpassenden" nationalen Wurzeln abgesagt sein? Wegen einer Parteizugehoerigkeit? Darf zB ein Zahnarzt den Empfang absagen, aus solchen Gruenden?
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Provokateur »

Tiefsinniger hat geschrieben:(02 May 2017, 10:43)

Was mich auch zum Thema interessieren wuerde : ist eine Kreditabsage wegen der "missfallenden" politischen Ansichten in der EU legitim ?

Ich verstehe die Sitiation so : dem FN und Le Pen wurde es bei allen Banken das Kredit abgesagt, und so vermutet man, sie naehmen es in Russland, weil woher denn sonst koennten sie es kriegen? Die Logik ist klar.

Aber ist so ne Absage legitim? Was sagt die EU-Gesetzgebung dazu? Darf man ein Kredit wegen der "unpassenden" nationalen Wurzeln abgesagt sein? Wegen einer Parteizugehoerigkeit? Darf zB ein Zahnarzt den Empfang absagen, aus solchen Gruenden?
Eine Bank ist aber kein Zahnarzt und hat keinen hippokratischen Eid geschworen.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Tiefsinniger »

Provokateur hat geschrieben:(02 May 2017, 10:46)

Eine Bank ist aber kein Zahnarzt und hat keinen hippokratischen Eid geschworen.
Hmm... Akzeptiert. Und was mit der Bedienung im Restaurant, oder in einem Lebensmittelgeschaeft? Die Kellner und die Verkaeufer haben nix geschworen.

Ich erinnere mich an ein anderes Beispiel, von dem ich im Internet gelesen habe : Paraguay, waehrend der Diktatur von Stressner !
Dort durfte man, ohne einer Bestaetigung der "richtigen" politischen Ansichten kein Kredit kriegen.

Also die Bankgesellschaft (oder eine Bankmafia, wie man will) darf es bestimmen, wer als ein Wahlkandidat passt, und wer nicht ?
Frage : und werden die Bankverwaltungen vom Volk irgendwie gewaehlt ?
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Re: Präsidentschaftswahl Frankreichs 2017

Beitrag von Provokateur »

Tiefsinniger hat geschrieben:(02 May 2017, 11:07)

Hmm... Akzeptiert. Und was mit der Bedienung im Restaurant, oder in einem Lebensmittelgeschaeft? Die Kellner und die Verkaeufer haben nix geschworen.
Stimmt schon. Im Restaurant kann man aber Hausverbot bekommen (wie in Köln geschehen, siehe "Kein Kölsch für Nazis") und der Verkäufer im Supermarkt weist eh keinen ab.
Tiefsinniger hat geschrieben:(02 May 2017, 11:07)
Also die Bankgesellschaft (oder eine Bankmafia, wie man will) darf es bestimmen, wer als ein Wahlkandidat passt, und wer nicht ?
Frage : und werden die Bankverwaltungen vom Volk irgendwie gewaehlt ?
Klar bestimmen die Banken das. Die Bank hat ja auch eigene Interessen. Und die Bank wird dem keinen Kredit geben, der ihren Interessen widerspricht; das wäre ja auch widersinnig. Und wenn eine Marine Le Pen sagt, dass sie aus der EU raus will...daran haben europäische Banken einfach kein Interesse.

Da kann man die Weigerung schon verstehen.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/f ... -1.3451999
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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