Angst vor Ausländern "normal"

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Marmelada
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Marmelada »

schokoschendrezki hat geschrieben:(05 Apr 2018, 10:15)

Ohne dass mir jetzt im Mindesten daran liegt, irgendeine bescheuerte Ost-West-Diskussion zu befördern ...
Es gibt leider keinen West-Beauftragten, der nette Erklärungen für Materialismus, Ellenbogenmentalität und solche real kapitalistisch geprägte Sachen verkündet.
Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:14)

Sorry - der neue Ostbeauftragte Hirte hat in seinem Statement kein Wort von "Angst vor Ausländern" oder gar von Hass gegenüber Ausländern gesagt.
Bleib doch bitte bei dem, was er wirklich gesagt hat und leg ihm nicht Worte in den Mund oder interpretiere irgend etwas in seine Aussagen hinein!
DAS hat er nämlich tatsächlich gesagt:
"„Es ist ein Stück weit normal, dass man auf Fremdes erstmal zurückhaltend oder gar ablehnend reagiert“, sagte Hirte. Er halte die Ostdeutschen insgesamt nicht für fremdenfeindlicher oder rechtsgerichteter als die Westdeutschen."
Quelle: verlinkter Artikel im Eingangsbeitrag
Hast du die Quelle komplett gelesen?

„Völlig inakzeptabel“ seien Übergriffe auf Flüchtlinge. „Das muss man mit aller Entschiedenheit und aller Härte bekämpfen“

Wie kommt der denn plötzlich auf Übergriffe, wo die Normalität doch so zurückhaltend abläuft? :eek:

Und auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Wenn es tatsächlich um "Zurückhaltung" ginge, wäre das kein überregionales Thema, zu dem sich ein Politiker äußerte. Zurückhaltung zeichnet sich nämlich durch Unauffälligkeit aus. Politiker interessieren sich nicht für Unauffälliges.
Dann wird auch gerne vergessen, wo denn die rechtsextremen "Einpeitscher" tatsächlich herkommen, wo ein Björn Höcke herkommt!
Ja, die fühlen sich im Westen offenbar nicht wohl und machen rüber. Was könnte wohl der Grund dafür sein? Lass uns mal scharf darüber nachdenken.
Aahja - die haben Angst und weil die Angst haben, zünden die die Autos unbeteiligter Bürger an, bewerfen Polizisten mit Pflastersteinen und werden 300 Polizisten benötigt, um zwei Leute festzunehmen?!
Der :rolleyes: hinter dem zitierten Satz sollte Sarkasmus kennzeichnen.
Ich frage nochmal: Wie hoch ist denn der Anteil der Rechtsextremen an der Gesamtbevölkerung?
Er ist so hoch, dass die AfD auf phantastische Werte kommt, dass ein NSU entstehen kann, PEGIDA sein Unwesen treibt und regional verteilt wütende Mobs ungestört durch die Gegend ziehen. Er wäre auf alle Fälle niedriger, wenn es mehr Gegenwehr gäbe. Die zu wenigen, die im Osten Widerstand dagegen leisten, haben es sehr viel anstrengender als wir hier, wo das in dem Ausmaß nicht nötig ist. Noch, allerdings. Die Rechtsknallerei ist ja auch hier am Ansteigen.
Warum wird denn - insbesondere von ganz bestimmten Zeitgenossen - nur Rechtsextremismus thematisiert und aufgebauscht, Linksextremismus hingegen nicht?
In einem Land, in dem es Rechtsterrorismus gibt und eine rechtsextreme Partei bundesweit dritte Kraft ist, gibt es an Rechtsextremismus nicht "aufzubauschen". Im Übrigen ist Linksextemismus hier im Strang nicht das Thema. Hirte hat nichts dazu verlauten lassen.
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Dark Angel
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)

Es gibt leider keinen West-Beauftragten, der nette Erklärungen für Materialismus, Ellenbogenmentalität und solche real kapitalistisch geprägte Sachen verkündet.

Hast du die Quelle komplett gelesen?

„Völlig inakzeptabel“ seien Übergriffe auf Flüchtlinge. „Das muss man mit aller Entschiedenheit und aller Härte bekämpfen“

Wie kommt der denn plötzlich auf Übergriffe, wo die Normalität doch so zurückhaltend abläuft? :eek:
ja habe ich!
Tja - wie kommt er wohl darauf? Hat er vielleicht Übergriffe auf Flüchtlinge in Ost UND West gemeint?
Ist ja kein Alleinstellungsmerkmal im Osten - gelle!
Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)Und auf die Gefahr, mich zu wiederholen: Wenn es tatsächlich um "Zurückhaltung" ginge, wäre das kein überregionales Thema, zu dem sich ein Politiker äußerte. Zurückhaltung zeichnet sich nämlich durch Unauffälligkeit aus. Politiker interessieren sich nicht für Unauffälliges.
Ebenfalls - auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: einfach mal zu Kenntnis nehmen, was Hirte tatsächlich gesagt hat und nicht immer irgendwas hinein interpretieren!
Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)]
Ja, die fühlen sich im Westen offenbar nicht wohl und machen rüber. Was könnte wohl der Grund dafür sein? Lass uns mal scharf darüber nachdenken.
Na dann denk mal scharf nach!

Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)Er ist so hoch, dass die AfD auf phantastische Werte kommt, dass ein NSU entstehen kann, PEGIDA sein Unwesen treibt und regional verteilt wütende Mobs ungestört durch die Gegend ziehen. Er wäre auf alle Fälle niedriger, wenn es mehr Gegenwehr gäbe. Die zu wenigen, die im Osten Widerstand dagegen leisten, haben es sehr viel anstrengender als wir hier, wo das in dem Ausmaß nicht nötig ist. Noch, allerdings. Die Rechtsknallerei ist ja auch hier am Ansteigen.
Nochmal: Wie groß ist denn der "wütende Mob", der sein Unwesen treibt?
Und wieder mal typisch für Linke - jeder, der in irgend einer Art und Weise unzufrieden ist und das auch zum Ausdruck bringt, ist "Rechtsknaller". Ist schön einfach - in Schublade gesteckt, stigmatisiert - fertig, abgehakt, muss man sich nicht weiter mit beschäftigen, vor muss man sich nicht mit Argumenten auseinander setzen und braucht selber keine.

Aber mal was zum Nachdenken: sind die "Linksknaller" eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, dass sie mit ihrem inflationären Gebrauch der "Nazikeule", mit ihrem inflationären "in die rechtsextreme Ecke stellen", das schlimmste Kapitel deutscher Geschichte marginalisieren, die Verbrechen der Nazis relativieren?
Wahrscheinlich nicht!
Sind die "Linksknaller" schon mal auf die Idee gekommen, dass sie mit ihrer Diffamierung jeglicher Kritik als "Hass", "-phobie" und "Rassismus", den öffentlichen Diskurs unterbinden, die freie Meinungsäußerung einschränken und damit (auch) demokratischen Prinzipien zuwider handeln?
Wahrscheinlich nicht!
Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)In einem Land, in dem es Rechtsterrorismus gibt und eine rechtsextreme Partei bundesweit dritte Kraft ist, gibt es an Rechtsextremismus nicht "aufzubauschen". Im Übrigen ist Linksextemismus hier im Strang nicht das Thema. Hirte hat nichts dazu verlauten lassen.
In diesem Land gibt es genauso Linksterrorismus - das nur nebenbei!
Und zu deiner Kenntnisnahme - die AfD ist keine rechtsextreme Partei. Wäre dem so, stünde sie wie die rechtsextreme NPD - und andere rechtsextreme Gruppierungen - unter Beobachtung des Verfassungsschutz. Tut sie aber nicht!
Und nochmal - das eine Partei wie die AfD überhaupt entstehen konnte, ist der Politik von Frau Merkel zu verdanken.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:48)



Bitte nicht falsch verstehen - ich will niemanden "rausschmeißen", aber ich will, dass geltendes Recht auch entsprechend eingehalten und durchgesetzt wird und ich habe Erwartungen an die Neuankömmlinge - nämlich, dass zumindest der Wille zur Integration in unsere Gesellschaft vorliegt. Dass wir ihnen bei der Integration helfen müssen, steht dabei außer Frage.
Nur leider sehe ich bei vielen diesen Willen zur Integration nicht. That its.
Du bist ja auch garnicht in der Position, jemanden rauszuschmeissen. Deshalb solltest du realistischerweise so formulieren:
Wenn ich was zu sagen haette, dann wuerde ich wollen und erwarten, dass.....
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 13:55)

Aber mal was zum Nachdenken: sind die "Linksknaller" eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, dass sie mit ihrem inflationären Gebrauch der "Nazikeule", mit ihrem inflationären "in die rechtsextreme Ecke stellen", das schlimmste Kapitel deutscher Geschichte marginalisieren, die Verbrechen der Nazis relativieren?
Diese Frage hat Markus Lanz gestern Abend dem 90jaehrigen Hardy Krueger sen. gestellt. Ein Mann, der als Sohn glühender Nazis als Jugendlicher selbst verblendet war, noch im Krieg die Nazis durchschaute und seitdem den Rechtsextremismus bekämpft.
Krueger antworte gestern auf die dämliche Frage des dämlichen Lanz:
"Wir haben nach dem Krieg ein großartiges Land aufgebaut. Ich sehe gerade, wie Deutschland ein zweites Mal zerstört wird und werde mich vehement dagegen wehren."

Im Uebrigen haben im Nazideutschland die wenigsten Rechtsextremen selbst Greueltaten begangen. Die meisten waren Mitläufer, haben Propaganda verbreitet oder haben sich von Propaganda blenden lassen. Schlimmstenfalls haben sie ihren Kindern verboten, mit juedischen Kindern zu spielen oder haben dem jüdischen Nachbarn einen Stein ins Fenster geworfen. Der Rechtsextremismus fand in ihrem Kopf und ihren Worten statt.

So wie heute auch!

Kein heutiger Rechtsextremer kann sich frei sprechen!
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 15:45)

Wir könnten jeden Nich EU Bürger rausschmeißen.
Dann fang mal an. ;)
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von becksham »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 15:45)

...
Der Bürger steht staunend davor. Nicht bezahlte Knöllchen können wir aber mit Ersatzhaft belegen. Lächerlich irgendwie. Das macht das Fremde noch fremder.
Das versteh ich jetzt nicht. Weil "wir" was nicht hinkriegen, wird das Fremde (das ja gar nichts für das Knöllchenproblem kann) noch fremder?
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Vongole »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 15:49)

Diese Frage hat Markus Lanz gestern Abend dem 90jaehrigen Hardy Krueger sen. gestellt. Ein Mann, der als Sohn glühender Nazis als Jugendlicher selbst verblendet war, noch im Krieg die Nazis durchschaute und seitdem den Rechtsextremismus bekämpft.
Krueger antworte gestern auf die dämliche Frage des dämlichen Lanz:
"Wir haben nach dem Krieg ein großartiges Land aufgebaut. Ich sehe gerade, wie Deutschland ein zweites Mal zerstört wird und werde mich vehement dagegen wehren."

Im Uebrigen haben im Nazideutschland die wenigsten Rechtsextremen selbst Greueltaten begangen. Die meisten waren Mitläufer, haben Propaganda verbreitet oder haben sich von Propaganda blenden lassen. Schlimmstenfalls haben sie ihren Kindern verboten, mit juedischen Kindern zu spielen oder haben dem jüdischen Nachbarn einen Stein ins Fenster geworfen. Der Rechtsextremismus fand in ihrem Kopf und ihren Worten statt.

So wie heute auch!

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Stammt der markierte ungeheuerliche Satz von dir oder Krüger?
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von becksham »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 16:03)

Du solltest nich nal über die Wirkung von Beispielen nachdenken. Der Staat bläst Lappalien auf um Staatsmacht zu zeigen. Bei wichtigen staatlichen Aufgaben Recht durchzusetzen, scheitert er. Was soll der Bürger denken. Einmal über den Staat selber. Dann über die, die den Staat in diese Bedrouille bringen.. Denke, den Rest bekommst du selber hin.
Nein, tue ich nicht. Wenn Fehler gemacht wurden, sind diese zu kritisieren. Seinen Unmut an Menschen, die diese Entscheidungen nicht getroffen haben, auszulassen, ist mir tatsächlich unverständlich.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 16:22)

Zu kurz gesprungen.

Es wird das Individuum nicht angegangen. Es wird durch das von außen eindringende Bedrohungspotential gesehen. Das Bedrohunspotential steckt im zerfallenden System. Das Individuum von draußen ist Träger des systematischen Bedrohungspotentials. Er ist der Sündenbock.

Derjenige, der das Problem zutreffend angeht, durchsteigt das Sündenbock Syndrom. Die Bedrohung bleibt dann aber immer noch systematisch. Das führt zur Irritabilität. Schafft der Staat es nicht da zu stabilisieren, fällt das auf den eindringenden Fremden zurück.


Als Adressat der von ihm herein transportierten Bedrohung ist er dann weiter der Fremde. Deshalb wird das Fremde abgelehnt, Der Fremde als Individuum erfährt eine wesentlich differenziertere Betrachtung.

Deshalb ist das Fremde nicht immer gleich mit dem Fremden an sich.
Deine Wortwahl spricht schon für sich:

Bedrohungspotential....eindringende Fremde.....Sündenböcke....

Man man man.... :rolleyes:
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Wähler »

http://www.sueddeutsche.de/kultur/fluec ... -1.3931466
SZ 5. April 2018 "Gemeinsame Erklärung 2018" gegen eine "illegale Masseneinwanderung"
Nach wenigen Tagen hatten sich der Erklärung 2018 Unterzeichner angeschlossen. Fortan hieß sie "Gemeinsame Erklärung 2018", und die Erstunterzeichner, darunter Vera Lengsfeld, Henryk M. Broder, Frank Böckelmann, Uwe Tellkamp, Thilo Sarrazin, Matthias Matussek, gaben bekannt: "Bisher war diese Erklärung auf Autoren, Publizisten, Künstler, Wissenschaftler und andere Akademiker begrenzt. Mit dem 2018. Unterzeichner schließen wir die Liste - und öffnen sie auf vielfachen Wunsch für alle."
Die Unterzeichner der "Gemeinsamen Erklärung 2018" versammeln sich hinter der Petition an den Deutschen Bundestag, die zweierlei verlangt. Erstens, "dass die von Recht und Verfassung vorgesehene Kontrolle der Grenzen gegen das illegale Betreten des deutschen Staatsgebietes wiederhergestellt wird". Und zweitens die Einsetzung einer Kommission, die der Bundesregierung Vorschläge unterbreiten soll, "wie der durch die schrankenlose Migration eingetretene Kontrollverlust im Inneren des Landes beendet werden und wirksame Hilfe für die tatsächlich von politischer Verfolgung und Krieg Bedrohten organisiert werden kann und wo dies idealerweise geschehen sollte".
Angst scheint auch in empirischen Umfragen ein ziemlich wabbeliger Begriff zu sein. Da ist doch diese rationale Dialektik geradezu handfest dagegen, zumal auch noch Ross und Reiter genannt werden.;)
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Unité 1 »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 16:22)

Zu kurz gesprungen.

Es wird das Individuum nicht angegangen. Es wird durch das von außen eindringende Bedrohungspotential gesehen.
Entmenschlichung ist definitiv so normal (im Sinne von Verbreitung), wie es es nicht ist (im Sinne angemessenem Verhalten). Natürlich wird das Individuum angegangen, wenn ein Übergriff stattfindet. Immer. Auch, wenn nur eine Projektionsleistung als Motivation fungiert. Echt!

Mal abgesehen davon, dass fremdenfeindliche Schläger meist lediglich fremdenfeindliche Schläger sind.
Das Bedrohunspotential steckt im zerfallenden System. Das Individuum von draußen ist Träger des systematischen Bedrohungspotentials. Er ist der Sündenbock.
Sortiere doch mal deine Gedanken. Fremde können keine Träger eines Bedrohungspotentials sein, dass auf ein zerfallendes System zurückgehe - zum Sündenbock können sie allerdings schon gemacht werden. Die Diagnose, das "System" zerfalle (welches eigentlich?), weil zu wenig abgeschoben oder Knöllchen verteilt werden, scheint mir auch ein wenig abgehoben zu sein. Im Gegenteil spricht ja beides für die rigide Einhaltung von Rechtsvorschriften. Wenn du der Meinung bist, das sei Anzeichen eines Verfalls, dann ist das aber arg begründungsbedürftig.
Derjenige, der das Problem zutreffend angeht, durchsteigt das Sündenbock Syndrom. Die Bedrohung bleibt dann aber immer noch systematisch. Das führt zur Irritabilität. Schafft der Staat es nicht da zu stabilisieren, fällt das auf den eindringenden Fremden zurück.
Dem steht das Bild unmündiger Bürger Pate. Tatsächlich besteht kein Automatismus, Unzufriedenheit auf der Sache fernstehende zu projizieren - es ist Aufgabe des Menschseins, sich und seine Einstellungen zu reflektieren. Dem Irrationalismus sollte kein Vorschub geleistet werden. N

Als Adressat der von ihm herein transportierten Bedrohung ist er dann weiter der Fremde. Deshalb wird das Fremde abgelehnt, Der Fremde als Individuum erfährt eine wesentlich differenziertere Betrachtung.

Deshalb ist das Fremde nicht immer gleich mit dem Fremden an sich.
Putzigerweise wird Fremder mit Ausländer gleichgesetzt und eine grundverschiedene Andersartigkeit angenommen. Dabei sind Zugezogene jeglicher Art fremd. Nachbarn sind es bis zum Moment der Kommunikation. Usw. Wobei das nur dann zutrifft, wenn wenn Anderes und Fremdes synonym gesetzt wird. Fremde als Andere zu betrachten, die erst nach Kontakt potentiell zu Fremden werden können (z.B. durch komplett divergierende Lebensvorstellungen), scheint mir weit mehr "normal" zu sein. (Hier wieder im Sinne von angemessen)
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 16:55)

Ich glaube, viele Einträge hier überfordern dich. Du kannst die Begrifflichkeiten nicht richtig (be)nutzen. Interpretierst Falsches hinein ( wegen der falschen Nutzung).

Unterstellst dann mit deinem Horizont betrachtet nur Missliches . Mach dich schlau ( z.B. Sündenbock, Bedrohungspotential ) oder halt dich raus.
Wenn einer vom Bedrohungspotential eindringender Fremder faselt, gibt es nichts zu interpretieren. Das ist eindeutig. Ihr glaubt wohl, ihr könnte alle mit eurem pseudo-intelligenten Gesabbel verarschen.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 16:53)
http://www.sueddeutsche.de/kultur/fluec ... -1.3931466
SZ 5. April 2018 "Gemeinsame Erklärung 2018" gegen eine "illegale Masseneinwanderung"
Angst scheint auch in empirischen Umfragen ein ziemlich wabbeliger Begriff zu sein. Da ist doch diese rationale Dialektik geradezu handfest dagegen, zumal auch noch Ross und Reiter genannt werden.;)
Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 17:00)
Wo steht da was von Angst. Die, die die Erklärung vergast haben, haben die sicher nucht. Die gaben ein Anliegen. Ein gutes, denn es ist tatsächlich so, dass es ein Anliegen des Bürgers ist in einem Rechtsstaat zu leben, der Recht nach dem verfassungsgemäßen Auftrag anwendet. Der Fall Amri und die zerbrlseknde Gerichtsbarkeit in Sachen Asyl zeigen aber die Grenzen dessen auf, was unser Rechtsstaat zu leisten im Stande ist.
Deshalb solte sich der Staat auf das zurückziehen, was ihm als gesichertes Gelände bekannt ist. Nkcht was Gutmeinende im aufdrücken wollen.
Von Angst vor Ausländern allgemein ist die Rede in diesem Thread. Eine politische Kampagne zur deutschen Flüchtlingspolitik spricht von "Kontrollverlust". Du sprichst von "gesichertem Gelände". Konkreter fände ich es, über den Gesetzesentwurf zur Familienzusammenführung von subsidiär anerkannten Flüchtlingen und eine Verhinderung von Einwanderung in die Sozialsysteme zu reden. Da geht es um konkrete Zahlen und Rechtsverfahren gemäß dem deutschen Aufenthaltsgesetz, welches hoffentlich zu einem Einwanderungsgesetz ausgebaut wird.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 17:25)

Von Angst vor Ausländern allgemein ist die Rede in diesem Thread. Eine politische Kampagne zur deutschen Flüchtlingspolitik spricht von "Kontrollverlust". Du sprichst von "gesichertem Gelände". Konkreter fände ich es, über den Gesetzesentwurf zur Familienzusammenführung von subsidiär anerkannten Flüchtlingen und eine Verhinderung von Einwanderung in die Sozialsysteme zu reden. Da geht es um konkrete Zahlen und Rechtsverfahren gemäß dem deutschen Aufenthaltsgesetz, welches hoffentlich zu einem Einwanderungsgesetz ausgebaut wird.
Das wäre die Erweiterung dieses Strangs, nun auf den Familiennachzug gerichtet. Ich meine, daß man damit den zweiten Schritt vor dem ersten macht.

Ich kann verstehen, daß als Spätfolge der Industrialisierung die Ballungszentren sehr schnell wachsen, und daß es fast gar nicht möglich ist, dort ausreichend und sozialverträglich Wohnraum zu schaffen für die, die dorthin nach ziehen. So ist inzwischen von Sonderprogrammen für das notwendige Dienstleistungspersonal (Polizeibeamte, Krankenpfleger...) die Rede, weil die sich den vorhandenen Wohnraum nicht mehr leisten können. Der Zuzug von Flüchtlingen räumt diesen Bedürftigen aber Vorrang ein... die wohnen schließlich gar nicht, sondern hausen in Behelfsheimen.

Das ist der ideale Nährboden für mächtigen Ärger in der eingeborenen Bevölkerung. Stellen Sie sich einen jungen Ingenieur vor, der in einem Ballungsgebiet eine interessante Aufgabe übernimmt, und der seine Familie nachziehen lassen möchte. Eine "bezahlbare" Wohnung ist nicht zu haben; wenn Wohnungen frisch entstehen, dann sind sie amtlich reserviert für Flüchtlinge. Und arbeiten will dieser Ingenieur ja auch noch, und seine Probezeit bestehen, und nicht ganztags hinter Wohnraum her forschen.

Das war vor 50 Jahren schon nicht anders. Ich hatte mich seinerzeit erst zu einem Arbeitsvertrag entschlossen, als ich eine Wohnung für meine Familie in vertretbarer Nähe zum Arbeitsplatz gefunden hatte. Bei einem späteren Stellenwechsel war das nicht möglich... und da saß die Familie am alten Wohnort und ich mußte fast ein Jahr nach einer passenden Wohnung suchen. Damals gab es keine Flüchtlinge; aber ich glaube, daß ich ziemlich ärgerlich geworden wäre, wenn mehrfach ein Mietvertrag nicht zustande gekommen wäre, weil andere noch ärmer dran waren.

Und jetzt kommt im Osten die Sache mit "mehrfach gebrochenen Arbeitsgeschichten" dazu, wo blühende Landschaften in Aussicht gestellt worden waren, und das was dann blüht, sind immer wieder Zuwanderer und Zuwendungen dafür. Wer die Wahl und Fähigkeit hat, der geht dann eben dorthin, wo es ihm besser geht; aber wer diese Wahl und Fähigkeit nicht hat, der wird sauer. Das erleben wir doch jetzt.
Zuletzt geändert von H2O am Do 5. Apr 2018, 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 17:25)
Von Angst vor Ausländern allgemein ist die Rede in diesem Thread. Eine politische Kampagne zur deutschen Flüchtlingspolitik spricht von "Kontrollverlust". Du sprichst von "gesichertem Gelände". Konkreter fände ich es, über den Gesetzesentwurf zur Familienzusammenführung von subsidiär anerkannten Flüchtlingen und eine Verhinderung von Einwanderung in die Sozialsysteme zu reden. Da geht es um konkrete Zahlen und Rechtsverfahren gemäß dem deutschen Aufenthaltsgesetz, welches hoffentlich zu einem Einwanderungsgesetz ausgebaut wird.
Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 17:50)
Wir hatten gesichertes Gelände. " Dublindiktum", Flüchtlingskonvention der UN, die die Nachbarstaaten der Krisenländer verpflichtet und unterstützt. Nicht Deutschland. Haben wir blauäugig verlassen das gesicherte Gelände. Eine Pastorentochter hatte die Bedeutung von Moral und Ethik in Gänze nicht mehr so präsent.
Jetzt haben wir überforderte Verwaltungen, Gericht, Polizeiapparat und aufmüpfige Bürger. Je nach Sicht auf die Dinge kann einer berechtigterweise den Verlust von Kontrolle begründen. Wir ackern an Verbesserungen. Das Problem wird bleiben und der Bürger bleibt aufmüpfig, einige verdrossen. Ein Achtel verfällt in Paniik.
Es bringt aber nichts, nur unterschiedliche Analysen nebeneinander stehen zu lassen oder als Petition dem Bundestag zukommen zu lassen. Im Bundestag muss eine mehrheitsfähige Flüchtlingspolitik in neue Gesetze gegossen werden. Da sollten sich Regierung und Opposition mit Gegen- oder Ergänzungsvorschlagen in den Gesetzgebungsprozess einbringen.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:10)

Es bringt aber nichts, nur unterschiedliche Analysen nebeneinander stehen zu lassen oder als Petition dem Bundestag zukommen zu lassen. Im Bundestag muss eine mehrheitsfähige Flüchtlingspolitik in neue Gesetze gegossen werden. Da sollten sich Regierung und Opposition mit Gegen- oder Ergänzungsvorschlagen in den Gesetzgebungsprozess einbringen.
Sie sehen aber nicht, daß eine wahlberechtigte Bevölkerung nicht mehr mitspielen will, sondern sich im wörtlichen Sinne Alternativen sucht, von denen sie sich öffentliche Sicherheit und Berücksichtigung auch ihrer Interessen erhoffen. Ich bin davon überzeugt, daß, wenn der Bundestag sich mehrheitsfähig in seiner jetzigen Zusammensetzung so entscheidet, wie das in öffentlichen Verlautbarungen im Rundfunk ankommt, sich diese Mehrheiten im Bundestag, in Bundesländern, in Kommunen, ganz rasch ändern werden. Dann wird etliche unserer politischen Führungskräfte "die volle Härte des demokratischen Wählerurteils" treffen. Alles andere wäre wohl auch ziemliche Michelei mit Zipfelmütze über Augen und Ohren.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 15:29)

Du bist ja auch garnicht in der Position, jemanden rauszuschmeissen. Deshalb solltest du realistischerweise so formulieren:
Wenn ich was zu sagen haette, dann wuerde ich wollen und erwarten, dass.....
Wir leben in einer Demokratie - in einem freien Land und in einer solchen/einem solchen habe ich - als freier, mündiger Bürger - etwas zu sagen. Ich habe nämlich das Recht auf freie Meinungsäußerung!
Und ich würde nicht erwarten, sondern ich erwarte ...!
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:10)
Es bringt aber nichts, nur unterschiedliche Analysen nebeneinander stehen zu lassen oder als Petition dem Bundestag zukommen zu lassen. Im Bundestag muss eine mehrheitsfähige Flüchtlingspolitik in neue Gesetze gegossen werden. Da sollten sich Regierung und Opposition mit Gegen- oder Ergänzungsvorschlagen in den Gesetzgebungsprozess einbringen.
H2O hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:20)
Sie sehen aber nicht, daß eine wahlberechtigte Bevölkerung nicht mehr mitspielen will, sondern sich im wörtlichen Sinne Alternativen sucht, von denen sie sich öffentliche Sicherheit und Berücksichtigung auch ihrer Interessen erhoffen. Ich bin davon überzeugt, daß, wenn der Bundestag sich mehrheitsfähig in seiner jetzigen Zusammensetzung so entscheidet, wie das in öffentlichen Verlautbarungen im Rundfunk ankommt, sich diese Mehrheiten im Bundestag, in Bundesländern, in Kommunen, ganz rasch ändern werden. Dann wird etliche unserer politischen Führungskräfte "die volle Härte des demokratischen Wählerurteils" treffen. Alles andere wäre wohl auch ziemliche Michelei mit Zipfelmütze über Augen und Ohren.
Die Diskussion gehört ins gewählte Parlament und sollte dort hart geführt werden. Vom weiteren Schielen auf Meinungsumfragen und Stimmungen in der Bevölkerung kann ich nur abraten. Wenn die Gegenseite die demokratische Mehrheit im Parlament erringen sollte, wäre das dann auch im Sinn der Demokratie, sowie mit Trump in Amerika. Vor lauter politischer Korrektheit nicht regieren zu wollen, machte die Bevölkerung nur noch ängstlicher und verdrossener.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:35)

Die Diskussion gehört ins gewählte Parlament und sollte dort hart geführt werden. Vom weiteren Schielen auf Meinungsumfragen und Stimmungen in der Bevölkerung kann ich nur abraten. Wenn die Gegenseite die demokratische Mehrheit im Parlament erringen sollte, wäre das dann auch im Sinn der Demokratie, sowie mit Trump in Amerika. Vor lauter politischer Korrektheit nicht regieren zu wollen, machte die Bevölkerung nur noch ängstlicher.
Das ist in Ordnung so; nur spielt das Flüchtlingsthema... für mich wirklich überraschend... erneut eine ganz beherrschende Rolle. Nur eben nicht in den Wahlprogrammen der politischen Parteien. Der Wähler hat sich also für eine Volksvertretung entschieden, mit deren Vorgaben "Gerechtigkeit" und "Ordnung" er so weit einverstanden war, und nun läßt sich die Volksvertretung über völlig andere Themen aus und will Entscheidungen treffen, die mit dem Wahlvolk in keiner Weise abgestimmt waren.

Kein Wunder, daß die Menschen nach den unerwarteten Zumutungen der riesigen Zuwanderungswelle sich erneut hinter das Licht geführt fühlen. So etwas kann nicht gut ausgehen. Wenn ein sehr großer Teil (waren es 70.000?) der Zuwanderer nicht abgeschoben werden kann, etliche davon mäßig bis unerträglich straffällig, obwohl er keine Aufenthaltsberechtigung hat. Wenn nun die Rede davon ist, daß monatlich 1.000 Zuwanderer nachziehen sollen, um der Mitmenschlichkeit willen, dann fragt sich der deutsche Wähler bestimmt, wo denn die Mitmenschlichkeit mit seinen Anliegen Ordnung und Sicherheit im öffentlichen Raum, in diesem Zusammenhang bleibt.

Leider ist also die Sache mit der Volksvertretung in solchen Fragen mit dieser Vorgeschichte gar nicht so einfach. Mir fällt dazu nichts anderes ein, als die Forderung, erst einmal die liegen gebliebenen Versprechungen in die Tat um zu setzen, und erst danach mit neuen Zumutungen zu beginnen.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:30)

Wir leben in einer Demokratie - in einem freien Land und in einer solchen/einem solchen habe ich - als freier, mündiger Bürger - etwas zu sagen. Ich habe nämlich das Recht auf freie Meinungsäußerung!
Und ich würde nicht erwarten, sondern ich erwarte ...!
Na gut, dann konkretisiere ich : Du kannst selbstverständlich alles sagen und vieles erwarten...nur nicht, dass sich jemand nach deinen Erwartungen richtet. :D
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

H2O hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:08)


Damals gab es keine Flüchtlinge; aber ich glaube, daß ich ziemlich ärgerlich geworden wäre, wenn mehrfach ein Mietvertrag nicht zustande gekommen wäre, weil andere noch ärmer dran waren.
Heute kommen Mietverträge nicht zustande, weil andere keine Hunde, keine Kinder haben oder Doppelverdiener sind. Das ist noch aergerlicher.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:35)

Die Diskussion gehört ins gewählte Parlament und sollte dort hart geführt werden. Vom weiteren Schielen auf Meinungsumfragen und Stimmungen in der Bevölkerung kann ich nur abraten. Wenn die Gegenseite die demokratische Mehrheit im Parlament erringen sollte, wäre das dann auch im Sinn der Demokratie, sowie mit Trump in Amerika. Vor lauter politischer Korrektheit nicht regieren zu wollen, machte die Bevölkerung nur noch ängstlicher und verdrossener.
Genau das ist doch das Problem, dass sich gewähltes Parlament und Regierung nicht um die Stimmung in der Bevölkerung kümmern, dass sie wenig Interesse für die Belange des Souveräns zeigen.
Genau das ist doch das Problem, warum sich der Souverän nach Alternativen umsieht und das obwohl vielen bewusst ist, dass diese "Alternative" auch keine praktikablen Lösungen anzubieten hat, weil der Souverän mit dieser "Alternativentscheidung" signaliert "wir wollen kein weiter so".
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:29)

Genau das ist doch das Problem, dass sich gewähltes Parlament und Regierung nicht um die Stimmung in der Bevölkerung kümmern, dass sie wenig Interesse für die Belange des Souveräns zeigen.
Genau das ist doch das Problem, warum sich der Souverän nach Alternativen umsieht und das obwohl vielen bewusst ist, dass diese "Alternative" auch keine praktikablen Lösungen anzubieten hat, weil der Souverän mit dieser "Alternativentscheidung" signaliert "wir wollen kein weiter so".
Wir wollen mal festhalten, dass sich 86% des Souveräns nicht nach Alternativen umsehen, sondern etablierte Parteien waehlen.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:23)

Na gut, dann konkretisiere ich : Du kannst selbstverständlich alles sagen und vieles erwarten...nur nicht, dass sich jemand nach deinen Erwartungen richtet. :D
Zufällig sind meine Erwartungen, die Erwartungen der Bevölkerungsmehrheit. Die Erfüllung dieser Erwartungen sollte eigentlich für alle die hier (dauerhaft) leben wollen, eine Selbstverständlichkeit sein.
Von jemandem der (dauerhaft) hier leben will, erwarte ich den Willen zur Integration und Integration erschöpft sich für mich eben nicht im bloßen Erlernen der Sprache, schon gar nicht in Alimentierung und Unterbringung.
Zur Integration gehört für mich ebenso, die Anerkennung unserer normativen Regeln (Gesetze) und informellen Regeln (Anerkennung unseres Wertesystems) sowie Toleranz gegenüber unserer Lebensführung.
Und vom Staat erwarte ich, dass er die innere Sicherheit garantiert, dass ich jederzeit überall hin gehen kann, ohne Übergriffe befürchten zu müssen oder mich anpöbeln lassen muss. Das ist zur Zeit nicht gewährleistet.
Und es findet auch keine Integration statt, weil bei großen Teilen der Zuwanderer gar kein Wille zur Integration vorhanden ist.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Troh.Klaus »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:29)
Genau das ist doch das Problem, dass sich gewähltes Parlament und Regierung nicht um die Stimmung in der Bevölkerung kümmern, dass sie wenig Interesse für die Belange des Souveräns zeigen.
Genau das ist doch das Problem, warum sich der Souverän nach Alternativen umsieht und das obwohl vielen bewusst ist, dass diese "Alternative" auch keine praktikablen Lösungen anzubieten hat, weil der Souverän mit dieser "Alternativentscheidung" signaliert "wir wollen kein weiter so".
Das ist aber blöd für den Souverän. Die Einen wollen nicht, die Andern können nicht.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:39)

Wir wollen mal festhalten, dass sich 86% des Souveräns nicht nach Alternativen umsehen, sondern etablierte Parteien waehlen.
Du unterschlägst mal eben 10% der Wähler, die sich ebenso gegen ein "weiter so" entschieden haben!
Du unterschlägst die FDP als Alterntive! Die FDP war im letzten Bundestag (2013 bis 2017) nicht vertreten!
Umfragen zufolge sind 75% des Souveräns mit der Politik der kleinen GroKo nicht einverstanden - und zwar unabhängig davon, welche Partei gewählt wurde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von PeterK »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:29)
Genau das ist doch das Problem, dass sich gewähltes Parlament und Regierung nicht um die Stimmung in der Bevölkerung kümmern ...
Ich meine - und dem widersprechen vermutlich viele -, dass das Gegenteil der Fall sei. Ich wünsche mir Politiker, die ihre eigenen Ideen und Vorschläge zur Wahl stellen (und im Falle ihrer Wahl auch durchsetzen), ohne dem Volk täglich "aufs Maul zu schauen" bzw. sich an Umfragen zu orientieren.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:29)

Heute kommen Mietverträge nicht zustande, weil andere keine Hunde, keine Kinder haben oder Doppelverdiener sind. Das ist noch aergerlicher.
Tja, das ist eben unser eigener verzerrter Wettbewerb. Ärgerlich genug. Und dann geht die Sache über die soziale Schiene "Gerechtigkeit" auch in die Politik.

Wenn der Wettbewerb "von draußen hereingeholt" wird, dann kocht die Volksseele mit Sicherheit. Eigentlich doch zu begreifen, oder?
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

PeterK hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:53)

Ich meine - und dem widersprechen vermutlich viele -, dass das Gegenteil der Fall sei. Ich wünsche mir Politiker, die ihre eigenen Ideen und Vorschläge zur Wahl stellen (und im Falle ihrer Wahl auch durchsetzen), ohne dem Volk täglich "aufs Maul zu schauen" bzw. sich an Umfragen zu orientieren.
Das ist in Idealfall auch genau so. Nur sind Politiker leider doch Menschen, die auf sicheren Listenplätzen in Parlamente gewählt werden wollen, als weniger bekannte Politiker (bei 700!) wieder mit am großen Rad drehen möchten nach den kommenden Wahlen. Und dann haben Sie ein Parlament wie unseres, und nicht das Parlament, das Ihnen vorschwebt.

Deshalb finde ich das französische Wahlrecht mit zwei Wahlgängen und Stichwahl auch eher geeignet zur Auswahl von Politikern für das Parlament als unser viele gerechteres Verhältniswahlrecht mit Überhangmandaten und Ausgleichsmandaten. Da weiß niemand, wer am Ende im Parlament wessen Interessen vertreten wird.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:41)

Zufällig sind meine Erwartungen, die Erwartungen der Bevölkerungsmehrheit. Die Erfüllung dieser Erwartungen sollte eigentlich für alle die hier (dauerhaft) leben wollen, eine Selbstverständlichkeit sein.
Von jemandem der (dauerhaft) hier leben will, erwarte ich den Willen zur Integration und Integration erschöpft sich für mich eben nicht im bloßen Erlernen der Sprache, schon gar nicht in Alimentierung und Unterbringung.
Zur Integration gehört für mich ebenso, die Anerkennung unserer normativen Regeln (Gesetze) und informellen Regeln (Anerkennung unseres Wertesystems) sowie Toleranz gegenüber unserer Lebensführung.
Und vom Staat erwarte ich, dass er die innere Sicherheit garantiert, dass ich jederzeit überall hin gehen kann, ohne Übergriffe befürchten zu müssen oder mich anpöbeln lassen muss. Das ist zur Zeit nicht gewährleistet.
Und es findet auch keine Integration statt, weil bei großen Teilen der Zuwanderer gar kein Wille zur Integration vorhanden ist.
Aus meiner Sicht haben Sie das Selbstverständliche ausgesprochen. Merkwürdig doch, daß man solche Erwartungen überhaupt schriftlich niederlegen muß!

Mit Ihrem letzten Satz habe ich schon einige Schwierigkeiten, weil ich ohne Zahlenwert nicht fassen kann, was "große Teile der Zuwanderer" sind. Aber immerhin fallen etliche davon wirklich auf, auch in meiner nordwestdeutschen Großstadt.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von PeterK »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 10:57)
Naja wenn anfängliche Skepsis, Misstrauen und ggf auch Ablehnung des Fremden/Unbekannten nicht normals sein sollen, dann liegen Evolutions- und Verhaltensbiologen, deiner Meinung nach falsch. Da aber allgemeiner Konsens, unter Naturwissenschaftlern herrscht, liegen ganz offensichtlich die Sozialkonstruktivisten und Vertreter der Political Correctness (die ohnehin mit Naturwissenschaftlern und deren Erkenntnissen auf "Kriegsfuß" stehen) falsch.
Ich bezog mich auf:
Dark Angel hat geschrieben:(04 Apr 2018, 17:30)
Ich lächle niemanden an, den ich nicht kenne ...
Wenn dem so wäre, wäre es traurig.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Unité 1 »

Roady66 hat geschrieben:(05 Apr 2018, 17:09)

Der erste Begriff ist schon falsch in der Debatte. Entmenschlichung findet eben nicht statt. Weder in der humanen Sicht moch in der systematischen. Er passt nicht. Einmal weil jeder immer auch das "System " repräsentiert, das ihm anhängt oder dem er sich zugehörig fühlt.
Sag ich ja, eine Projektionsleistung, die anstelle des konkreten Individuums ein abstraktes Sie, verkörpert durch das Individuum, ausmacht. Das ist Entmenschlichung - besonders in deinem Beispiel (es werde nicht das Individuum als solcher, sondern als Träger eines (vermeintlichen) Bedrohungspotentials angegangen).
Entmenschlichung ist die reziproke Form der Systemnutzung. Das System geht das Individuum an. Das ist z. B. Kennteichen des Nazitums.
Das ist leider unverständlich. Echt.
Ich wünsche mir eine schärfere Trennung der Dinge von dir. Ansonsten sind wir nicht weit von einander. Streit um dunkel- oder hellgrün
Das ist eine interessante Auffassung dafür, dass ich dir auf mehreren Ebenen widersprochen habe. Wenn du das tatsächlich ähnlich siehst, solltest du dringend deutlicher schreiben.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

PeterK hat geschrieben:(05 Apr 2018, 21:01)

Ich bezog mich auf:

Wenn dem so wäre, wäre es traurig.
Vielleicht ein sprachliches Mißverständnis. Ein freundliches Gesicht zeigen heißt nicht unbedingt lächeln. Ich kann zumindest auch eine eiserne Miene aufsetzen, wenn mir etwas nicht paßt, und lächeln, wenn ich etwas nett finde. Letzteres grundsätzlich bei gut erzogenen Haustieren und Kindern.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Marmelada »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 13:55)

ja habe ich!
Tja - wie kommt er wohl darauf? Hat er vielleicht Übergriffe auf Flüchtlinge in Ost UND West gemeint?
Ist ja kein Alleinstellungsmerkmal im Osten - gelle!
Es ist Deutschland hier. Der Ostbeauftragte spricht über den Osten. Er zieht die Linie "Zurückhaltung" - "Ablehnung" - "Übergriffe".

Sollte er beim letzten Teil "Übergriffe" auf Ost und West umgeschwenkt sein, müsste man sich noch eine nette Erklärung einfallen lassen wie zu den ersten beiden. (Ich ahne schon, welche es sein wird...)

http://www.migazin.de/2018/04/03/ostbea ... m=facebook
„Es ist ein Stück weit normal, dass man auf Fremdes erstmal zurückhaltend oder gar ablehnend reagiert“, sagte Hirte.
Im südwestdeutschen Raum, wo ich sozialisiert wurde, gilt pauschal ablehnende Reaktion nicht als normal, sondern als unhöflich.
Na dann denk mal scharf nach!
Ich bin bereits zu einem Schluss gekommen. Und selbst?
Nochmal: Wie groß ist denn der "wütende Mob", der sein Unwesen treibt?
Und wieder mal typisch für Linke - jeder, der in irgend einer Art und Weise unzufrieden ist und das auch zum Ausdruck bringt, ist "Rechtsknaller". Ist schön einfach - in Schublade gesteckt, stigmatisiert - fertig, abgehakt, muss man sich nicht weiter mit beschäftigen, vor muss man sich nicht mit Argumenten auseinander setzen und braucht selber keine.
Gekreische wie "WER DEUTSCHLAND NICHT LIEBT, SOLL DEUTSCHLAND VERLASSEN!!!!" oder "MERKEL, du F****!!!!" ist für mich kein Argument. Das kannst du typisch links finden wie du lustig bist.

http://www.migazin.de/2018/04/03/ostbea ... m=facebook
und es gebe inzwischen überdurchschnittlich viele junge Männer im Stadtbild.
Apropos: Einen der Kulturschocks meines Lebens hatte ich im Osten in den frühen Neunzigern. Da waren überdurchschnittlich viele Glatzen unterwegs. Meine Ablehnung habe ich nicht gezeigt, weniger aus Höflichkeit, sondern aus blanker Angst nicht.
Zuletzt geändert von Marmelada am Do 5. Apr 2018, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Eulenwoelfchen »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:48)

Es geht weder darum Art 16a GG noch die Genfer Konvention in die Tonne zu kloppen, sondern um den Kontrollverlust des Staates infolge des Merkelschen Alleingangs. Sie hatte keine demokratische Legitimation für ihre Entscheidung - darum geht es.
Es geht auch nicht darum Menschen im Mittelmeer ersaufen zu lassen. Für Menschen in Seenot gilt die internationale Seerechtskonvention und die besagt nicht, dass diese Menschen an ihren Wunschort zu bringen sind.
Es ist, gelinde gesagt, sehr verzerrt und faktisch falsch, eine solche Behauptung (im Zitat blau gefettet) aufzustellen. Da darf man sich tatsächlich fragen, welche Hintergedanken hier eine Rolle spiel(t)en?

Im Grundgesetz ist die Richtlinienkompetenz eines Bundeskanzlers/in festgelegt. Deshalb ist hier der Übersichtlichkeit und Einfachheit halber - nur eine kurze, zusammenfassende Darstellung der DEMOKRATISCHEN LEGITIMIERUNG eines Bundeskanzlers/in aus Wikipedia einkopiert, um diese falsche Behauptung (blau hervorgehoben im obigen Zitat) mit Fakten zu belegen. Unabhängig davon, ob einige Rechtsgelehrte diese Faktenlage als nicht gültig oder nicht mehr zeitgemäß in Bezug auf unsere parlamentarische Demokratie interpretieren oder ansehen. Diese Legitimierung durch die Richtlinienkompetenz ist dennoch (grundgesetzliche) Tatsache und GELTENDES Recht nach dem Grundgesetz:



Zitatanfang
Grundgesetz Art. 65
Die Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers ist in Art. 65 S. 1 des Grundgesetzes (GG) geregelt. Sie stärkt die Stellung des Bundeskanzlers im politischen System der Bundesrepublik. Eine fast gleichlautende Vorschrift enthielt bereits Art. 56 S. 1 der Weimarer Reichsverfassung.

Richtlinien bedeuten in diesem Zusammenhang Grundlinien der Regierungspolitik (festzulegen). Also die allgemeine politische Ausrichtung, nicht dagegen jedes Detail der Regierungspolitik, da nach Art. 65 S. 2 GG jeder Bundesminister nach dem Ressortprinzip seinen Geschäftsbereich selbständig und eigenverantwortlich, aber innerhalb dieser Richtlinien leitet. Allerdings können auch Einzelfragen für die politische Ausrichtung wesentlich und dann Gegenstand von Richtlinien sein. Einer besonderen Form bedarf die Richtliniensetzung nicht. Sind mehrere Bundesministerien von einer Angelegenheit betroffen, so entscheiden Bundeskanzler und Bundesminister nach dem Kollegialprinzip gemeinsam, sofern der Bundeskanzler nicht von der ihm gegebenenfalls zustehenden Richtlinienkompetenz Gebrauch macht.
(Quelle: Wikipedia)
ZItatende



Es geht hier nicht um Schiffsflüchtlinge, sondern jene Situation und zehntausende Flüchtlinge, denen Ungarn und Österreich in einem reinen Akt der Humanität dieses universale Grundrecht verwehrten. Jene Zuflucht, die auch Maria und Josef suchten, hat ihnen die Kanzlerin als politischen Akt der Nächstenliebe schnell und ohne langwierigen Bürokratismus auch kraft der ihr zustehenden Richtlinienkompetenz gewährt. Sozusagen den von Ihnen so herzlich geforderten Bürokratismus und Protokollwahn in einer akuten Situation - von Not und schnell benötigter Hilfe - hinten angestellt. Das stand ist sehr wohl innerhalb ihrer demokratischen Macht- und Entscheidungsbefugnis zu. Es ist bis heute eine politische und menschliche Zier für sie und Deutschland. Zumindest in meinen Augen. In Ihren eher nicht, wie nachzulesen ist.

Sie sollten allerdings, und das wäre unser frecher Wunsch an Sie innerhalb der Diskussion, die akute Notsituation damals, die eine schnelle Entscheidung als menschlichen Akt erforderte - nämlich ohne wenn und aber in der Not zu helfen - NICHT damit verquicken, solche - nicht von Frau Merkel verantwortete oder verursachte politischen Chaossituationen ihr in den politischen Schuh zu schieben. Lawinenartige Geschehnisse zumal, in deren Gefolge auch Schwierigkeiten wie z.B. viele nichtregistrierte Zutritte faktisch nicht zu verhindern waren. Und auch eine EU, innerhalb der sich viele Länder kaltherzig und nationalzynisch jeder humanitären Hilfe und Unterstützung verschlossen. Auch heute noch.

Entweder man agiert bürokratisch kalt und verschanzt sich hinter Paragraphen. Oder man handelt menschlich. Und nimmt ein vorübergehendes organisatorisches Chaos hin. Auch, weil man in einem gesamtpolitisches Versagen quer durch alle politischen Lager - trotz eindeutiger und schon länger
vorausgesagter Prognosen - hinsichtlich einer Verschärfung der Fluchtbewegungen und der Zunahme von Flüchtlingsströmen entsprechende präventive, vor allem logistische, aber auch sicherheits- und kontrolltechnische Maßnahmen einfach nicht vornahm oder für notwendig hielt.
Von längst überfälliger, gesetzlich sauber geregelter Zuwanderung sei hier noch gar nicht die Rede. Das wurde und wird immer wieder blockiert.

Natürlich kann man als Deutsche Bürgerin "Bürokratie, Recht und Ordnung" als die wichtigsten Tugenden (und als politisches Gottesgesetz) Deutschlands über alles stellen. Frau Merkels Entscheidung damit als "nicht legitimiert", als Alleingang, als falsch und negativ
in Bezug zu unserer Kanzlerin darstellen. Damit natürlich auch unsere Regierungschefin elegant runterputzen und ihren Akt reiner Menschlichkeit als höchst eigenmächtiges Versagen entstellen.

Warum das???

Ist Ihnen das so wichtig, die alte und neue Kanzerlin Deutschlands in Bezug auf ihre offene Haltung in der Flüchtlingsfrage in den Senkel zu stellen?

Auch und gerade im Rückblick zu den damaligen Geschehnissen. Dabei ist sie doch eh schon umgeschwenkt und all die Seehofers, Dobrindts, Scheuers und andere Scharfmacher à la "Deutschland ist nicht mehr deutsch" haben sich längst
durchgesetzt. Deutschland ist längst kein Willkommensland mehr, sondern wieder der alte, fremdenfeindliche Fleck mitten in Europa. Die neue, alte Wagenburg gegen alles Fremde. Ein Land, das Ausländer allenfalls
als Gastarbeiter will und nur solange duldet, wie es Geld und wirtschaftliche Vorteile bringt. Dann aber bitte wieder ab in den Süden.

Nachfolgend ist im übrigen der damalige Kontroll- und Organisationsverlust längst korrigiert.

Jene politischen Stimmen, wie ihre, die nach dem Grundsatz leben, "alles Fremde betrachte ich erstmal mit Argwohn und Distanz und lächeln werde ich dabei bestimmt auch nicht", haben sich ja mittlerweile mehrheitlich durchgesetzt. Bei Abschiebungen. Auch der Durchsetzung des deutschen Volkswillens,
wie man sich zu benehmen hat. Vor allem in gebückter Vertrauenshaltung: "Danke, Massa!". Allerdings müssen Sie in gewisser Hinsicht noch etwas Geduld haben. Das Blöde ist nämlich, dass es in Deutschland leider noch eine Menge Gesetze und Rechtsmittel gibt, auch Verträge und Verpflichtungen nach internationalen Konventionen, die Deutschland unterschrieb bzw. für bindend hält. Und damit ist es nicht so einfach, jemanden rauszuschmeißen oder ihm Zuflucht vor politischer Verfolgung/Gefahr an Leib und Leben zu verwehren.

Anders ist es mit jenem grundbösen und kulturzersetzenden Flüchtling, der sein (wirtschaftliches) Glück für sich - oder seine Kinder - in diesem Lande sucht. Da dürfen Sie und andere auf unseren Heimathorst hoffen. Und auf stramme Massenlager incl. Abschiebeversand per Schiff, Bus, Bahn oder Lusthansi.
Das haben die auch verdient. Wirtschaftsflüchtling ist ein Verhalten und ein Denken, das in der ablehnenden, deutschen Bevölkerungsmehrheit in etwa so schwer wiegt, wie ein Hartz IV-Fahrer mit Alkohol am Steuer, der den Gartenzwerg vom Nachbarn schrottet.

Natürlich mögen wir alle Ausländer und -innen. Aber nur, wenn sie dort bleiben, wo auch wir Ausländer sind. Sie uns möglichst viel von dem "Sch…ß" abkaufen, mit dem wir uns ein hübsches Wohlstandsbäucherl oder sauer verdientes Hüftgold
erwerben.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass uns Frau Merkel als Kanzlerin keine verzückenden Jubelschreie aus dem Herzlein zerrt. Aber ihre damalige - politisch und menschlich - sehr zu lobende Entscheidung in jener akuten Flüchtlingskatastrophensituation in der Rückbetrachtung so zu entstellen und zu entwerten,
müffelt uns an. Darf dat dat? - We hope so…

gez. Eule und Woelfchen
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Wähler »

Wähler hat geschrieben:(05 Apr 2018, 18:35)
Die Diskussion gehört ins gewählte Parlament und sollte dort hart geführt werden. Vom weiteren Schielen auf Meinungsumfragen und Stimmungen in der Bevölkerung kann ich nur abraten. Wenn die Gegenseite die demokratische Mehrheit im Parlament erringen sollte, wäre das dann auch im Sinn der Demokratie, sowie mit Trump in Amerika. Vor lauter politischer Korrektheit nicht regieren zu wollen, machte die Bevölkerung nur noch ängstlicher und verdrossener.
Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:29)
Genau das ist doch das Problem, dass sich gewähltes Parlament und Regierung nicht um die Stimmung in der Bevölkerung kümmern, dass sie wenig Interesse für die Belange des Souveräns zeigen.
Genau das ist doch das Problem, warum sich der Souverän nach Alternativen umsieht und das obwohl vielen bewusst ist, dass diese "Alternative" auch keine praktikablen Lösungen anzubieten hat, weil der Souverän mit dieser "Alternativentscheidung" signaliert "wir wollen kein weiter so".
Die Alternative nennt man auch Opposition. Dass die AfD in den Bundestag gelangt ist, macht doch eine außerparlamentarische Opposition eigentlich überflüssig. In 4 Jahren ist die nächste Wahl und dazwischen kommen viele Landtagswahlen. Nicht zu vergessen das außerparlamentarische Demonstrationsrecht. Die vermeintliche außerparlamentarische Minderheit oder Mehrheit kann doch auf die Straße gehen, wie in den 70er und 80er Jahren.
Zeitungstexte bei Genios mit Bibliotheksausweis kostenlos: https://www.wiso-net.de/login?targetUrl=%2Fdosearch (Zugang auch bundesweit)
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Für die "abgelehnte Asylbewerber müssen sofort ausgewiesen werden"-Verfechter möchte ich nochmal auf die Situation der irakischen Familie aufmerksam machen, um die ich mich seit 2 Jahren kümmere. Nur um zu verdeutlichen, dass es immer um Menschen geht, denen man Unterstützung und sogar ein Lächeln verwehrt.

Diese Familie ist seit 2 1/2Jahren in Deutschland. Sie kommen aus Bagdad, sind Schiiten und wurden nicht politisch verfolgt. Die Kinder wurden trotzdem im Krieg geboren und haben ihre ersten Lebensjahre im Terror verbracht. Als die Schwester der Frau als Zivilistin beim Einkaufen von einer Bombe zerfetzt wurde und ihre 4 kleinen Neffen zu Halbwaisen wurden, beschloss die Familie zu gehen.
Der Mann desertierte vom Militär, sie verkauften ihre sämtlichen Besitztümer und wagten die gefährliche Flucht aus dem Irak. Als Deserteur stand der Mann jetzt auf der Fahndungsliste des irakischen Militärs.
Sie wissen heute nicht mehr, wie sie es geschafft haben, nach Deutschland zu kommen. Die Frau ist schwer krank und kann zeitweise kaum laufen. Und sie sind viel gelaufen, in der Türkei, in Griechenland, durch die Balkanstaaten.
Kurz nach ihrer Ankunft habe ich die Familie kennengelernt als eine von vielen Familien aus allen Teilen der Welt. Erschöpft, aber hoffnungsvoll. Das Besondere an dieser Familie war: Sie waren nicht misstrauisch und aengstlich, sondern voller Vertrauen und Dankbarkeit. Sie konnten sich ja nicht verständigen, aber wenn sie lächelten, ging die Sonne auf. Das empfand nicht nur ich so, sondern alle, die sich mit der Familie beschäftigten. Dolmetscher, Ärzte, Lehrer, sozialarbeiter., Sicherheitsdienst.
Die Einzigen, die sie mit ihrem Lächeln nicht verzaubern konnten, war der der Entscheider vom BAMF. Niemand verstand es, aber sie waren die ersten Iraker, die abgelehnt wurden. Die Familie muss sich in ihrer Naivität saudumm angestellt haben und ihnen sass wohl ein Stein als Entscheider gegenüber. Die Desertation konnte der Mann nicht beweisen, die Krankheit der Frau wurde nicht berücksichtigt, "da sie im nächsten Jahr daran wohl nicht sterben wuerde und deshalb keine Indikation vorlag.
Der Widerspruch wurde mit Hinweis auf die Entscheidung des BAmF zurückgewiesen, die Klage wurde erst garnicht angenommen.
Nun sitzen sie seit einem Jahr in ihrer kleinen Wohnung mit dem Status " Aussetzung der Abschiebung" und der einzige Grund, warum sie noch nicht in einen Flieger gesetzt wurden, ist der, dass Niedersachsen (noch!) nicht in den Irak abschiebt.
Von ihrem Optimismus ist nichts mehr übrig geblieben, sie haben nur noch Angst. Vor lauter Verzweiflung ist die Frau wieder schwanger geworden, obwohl es aufgrund ihrer Krankheit nicht ungefährlich für sie und das Baby ist. Es schützt sie natürlich auch nicht vor einer Abschiebung.
Mit viel Vitamin B habe ich dem Mann eine Option auf einen Ausbildungsplatz besorgt. Voraussetzung dafuer ist es, dass er genügend deutsch lernt. Das Dumme ist nur, die ganze Familie ist sprachlich absolut untalentiert. Sie verstehen inzwischen alles, aber sprechen können sie trotz Deutschkurse immer noch kaum. Es ist zum Verzweifeln. Der Mann wird seine Ausbildungsstelle wohl nicht antrete koennen, obwohl er seit mehreren Wochen schon halbtags bei der Firma arbeitet. Die Firma wuerde ihn auch Ganztagsschule regulaer beschäftigen als ungelernten Arbeiter, aber das hilft ihnen in ihrem Status auch nicht mehr. Abgelehnte Asylbewerber sollen raus und zwar zügig.

Meine grosse Angst ist es jetzt, dass Heimathorst sich schnell durchsetzt und dem Mann keine Zeit mehr bleibt, seine Deutschkenntnisse zu verbessern und nächstes Jahr seine Ausbildung anzutreten (die einzige Option, um die Familie vor der Abschiebung zu bewahren).

Ich schwöre, sollte sich diese Familie noch in einem der geplanten Abschiebungslager wiederfinden und sollte ich diese Familie doch zum Flughafen nach Hannover begleiten muessen, um sie in ihren Sonderflieger nach Bagdad zu setzen, dann werde ich alle dafuer hassen, die dazu beigetragen haben. Politiker, Pegida, AfD , alle , die Steine anstatt Herzen in der Brust tragen und sich in ihrem Wohlfuehlmodus ohne Ausländer gestört fuehlen.

Und noch eins: Diese Familie ist kein Einzelfall. Zigtausende Menschen sitzen auf einem Schleudersitz, leben in Angst, sind verzweifelt und verstehen nicht, was passiert ist. Sie sind hierher gekommen im Glauben, Deutschland wäre ein tolles Land, das jedem Menschen eine Chance gibt. Und nun erleben sie Ablehnung, Misstrauen und eine Politik, die aus einer Willkommenskultur eine Abschiebungskultur macht.

Es ist traurig und hier diskutieren User darüber, ob diese Menschen ein Lächeln wert sind.

Sorry für den langen Text, aber mich bedrückt das alles sehr und ich hoffe, dass der Eine oder die Andere wenigstens noch ein Lächeln für diese armen Menschen übrig hat.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Keoma »

Wie wird man aus Verzweiflung schwanger?
Der Gescheitere gibt nach!
Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.

Marie von Ebner-Eschenbach
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think twice
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Roady66 hat geschrieben:(06 Apr 2018, 07:24)

Falsche Sicht der Dinge. Der EUGH hat Mängel im demokratischen Prozess aufgezeigt. Die Richtlinienkompetenz ist ein formalrechtliches Instrument, das die Kanzlerin legitim nutzen kann. Demokratie ist mehr als eine Schauveranstaltung mit Wahl und so. Demokratie beinhaltet einen versntwortungvollen Umgang mit den Instrumenten der Demokratie. Diesen Umfang hat die Kanzlerin aus persönlichen Motiven vernachlässigt.

Das hat der EUGH in seinem Urteil zur Grenzöffnung deutlich gemacht. Die Kanzlerin hat politisch Porzellan zerschlagen durch ihr Agieren. Die Scherben schneiden unserer Demokratie ins Fleisch. Antidemokraten wurde Munition geliefert.

Die vielen Worte des zitierten Beitrags bringen keine Erhellung.
Der zitierte Beitrag war das Beste, was ich jemals zu diesem Thema gelesen habe. Die Verfasser sollten ihn als Leserbrief an sämtliche Medien versenden.

Was hat der EUGH deutlich gemacht? Hast du was Konkretes zu sagen? Ist die Bundeskanzlerin für ihr Verhalten angezeigt worden? Sie hat sich wie ein Mensch verhalten und laut Verfassung steht ihr das zu. Sie musste niemanden um Erlaubnis fragen.
Das einzig zerschlagene Porzellan ist auf den Fußböden der Hater zu finden, denen Menschlichkeit und Humanität am Arsch vorbei geht.
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
(Mahatma Gandhi)
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von think twice »

Keoma hat geschrieben:(06 Apr 2018, 07:45)

Wie wird man aus Verzweiflung schwanger?
Nachtrag: Ich habe mir ganz fest vorgenommen, asoziale Kommentare zu ignorieren. :)
Duldsamkeit heißt nicht, dass ich auch billige, was ich dulde.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(05 Apr 2018, 19:53)

Ich meine - und dem widersprechen vermutlich viele -, dass das Gegenteil der Fall sei. Ich wünsche mir Politiker, die ihre eigenen Ideen und Vorschläge zur Wahl stellen (und im Falle ihrer Wahl auch durchsetzen), ohne dem Volk täglich "aufs Maul zu schauen" bzw. sich an Umfragen zu orientieren.
Ich denke da liegt ein Missverständnis vor. Es geht nicht darum,"dem Volk täglich aufs Maul zu schauen", sondern darum die "Stimmung im Volk" zu berücksichtigen, die Belange des Volkes in die Politik (Wahlprogramme) einfließen zu lassen, Lösungen anzubieten und diese dann auch durchzusetzen. Konkret ansprechen, was im Falle einer Wahl, innerhalb einer Legislaturperiode durchsetzbar ist. Das schafft Glaubwürdigkeit und damit Wählerstimmen.
Was gegenwärtig, quer durch alle Parteien, passiert ist Populismus, orientiert sich weniger an den Belangen des Volkes, als mehr an parteiinternen - teilweise realitätsfernen - Vorstellungen. Wenn dann noch parteiinterne Querelen und/oder Querelen innerhalb von Koalitionen hinzu kommen, fördert das die Glaubwürdigkeit nicht sondern schafft Politikverdrossenheit.
Je mehr dann noch von den Wahlversprechen abgewichen wird, es gar zu Alleingängen kommt, um so mehr leidet die Glaubwürdigkeit. Und genau das hat sich bei der letzten BTW gezeigt.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 20:48)

Du bist dir sicher, dass die Mehrheit der Bevölkerung genauso vorturteilsbeladen und damit ausländerfeindlich ist wie du?
(Dein Zitat: "Und es findet auch keine Integration statt, weil bei großen Teilen der Zuwanderer gar kein Wille zur Integration vorhanden ist.")
Fakten haben nix mit Ausländerfeindlichkeit oder Vorurteilen zu tun. Fakten beschreiben die Realität!

"Die Gesellschaft ist schon gespalten. Zehn Prozent der Muslime in Deutschland sind beruflich und gesellschaftlich eingegliedert. Neunzig Prozent leben in Parallelgesellschaften. Die meisten möchten auch gar nicht dazugehören. [...]
Die Leute, die hierherkommen, werden nicht integriert. Ich habe als Berater mit Verwaltungsleuten über Integration geredet und war erstaunt. Mit Integration meinen sie: Registrierung, Alimentierung, häusliche Unterbringung, bestenfalls Sprachkurse. Integration heisst aber, dass man eine Bürgeridentität annimmt. Zu einer Heimat gehört Identität. Wenn dieser Faktor ausgeschlossen wird, bleibt nichts. Da steckt aber das deutsche Problem: Es gibt kein Identitätsangebot."
Quelle


Das beste Beispiel dafür, dass Integration gar nicht gewollt ist, ist das so genannte Impulspapier der (ehemaligen) sogenannten Integrationsminsterin Özoguz.
Integration in eine Mehrheitsgesellschaft bedeutet Rechte UND Pflichten haben - wie jeder andere Staatsbürger sie hat und wie die auch jeder EU-Bürger die hat!
think twice hat geschrieben:(05 Apr 2018, 20:48)
Nun, ich denke das nicht. Im Pegida- und AfD-Land seid ihr sicher die Mehrheit, die so tickt, aber bundesweit seid ihr Unwissenden es eben nicht. Ihr repräsentiert nicht mal ein Viertel der Gesamtbevölkerung.

Und deshalb, meine Liebe, ist es völlig egal, was ihr fordert, was ihr erwartet, was ihr kreischt.
WIR sind das Volk. Und wir bleiben es auch. Wenn ihr euch endlich mal integriert, könnt ihr wieder anklopfen.

Ja, ich weiss, es klingt arrogant, aber dieses Geplaerre aus ostdeutschen Einöden geht mir jeden Tag mehr auf den Zeiger.[/quote]
Verehrteste - deine ad personam Diffamierungen kannste dir dahin schieben, wo die Sonne nicht hinscheint!
Und nein das klingt nicht arrogant, das ist einfach nur dumm und strotzt nur so von Ignoranz!
Die Mehrheit erwartet genau DAS, was ich geschrieben habe - nämlich die Durchsetzung geltenden Rechts, einschließlich geltenden internationalen Völkerrechts. Die Mehrheit will keine rechtsfreien Räume, will keine Einschränkung der inneren Sicherheit und/oder Einschränkung persönlicher Freiheitsrechte.
Das alles hat mit AfD oder PEGIDA herzlich wenig zu tun, sondern etwas mit (meinen) im GG garantierten Grundrechten!
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

PeterK hat geschrieben:(05 Apr 2018, 21:01)

Ich bezog mich auf:

Wenn dem so wäre, wäre es traurig.
Warum wäre das traurig? Ich kenne die Absichten, eines Menschen nicht, den ich zum ersten Male sehe, also verhalte ich mich (zunächst) neutral.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

H2O hat geschrieben:(05 Apr 2018, 20:59)

Aus meiner Sicht haben Sie das Selbstverständliche ausgesprochen. Merkwürdig doch, daß man solche Erwartungen überhaupt schriftlich niederlegen muß!
Dass es notwendig ist - immer wieder notwendig ist - zeigt die Antwort von tt.
Von tt wird man schon in die rechtsextreme Ecke gestellt, wenn man solche Selbstverständlichkeiten ausspricht bzw anmahnt.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

Dark Angel hat geschrieben:(06 Apr 2018, 10:02)

Dass es notwendig ist - immer wieder notwendig ist - zeigt die Antwort von tt.
Von tt wird man schon in die rechtsextreme Ecke gestellt, wenn man solche Selbstverständlichkeiten ausspricht bzw anmahnt.
Schon richtig; aber wir kennen uns und unsere Grundeinstellungen ja inzwischen ganz gut. Da lasse ich derartige Anwürfe an mit abprallen. Ist vielleicht etwas hochmütig, aber man erspart sich Hick und Hack.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Marmelada »

Tom Bombadil hat geschrieben:(03 Apr 2018, 22:20)

Tja, wenn die Argumente ausgehen, dann wird gegen die Person gespammt, so langweilig wie vorhersehbar.

Politische Mitte sind für mich die (potentiellen) Wähler von Union, FDP, SPD und Grünen, alle anderen rechne ich dem extremen rechten und linken Rändern zu (irgendwelche Splitterparteien teilweise ausgenommen).
Wie fließend die Grenzen zwischen "Mitte" und Extremismus sind, wurde ja bereits anhand der Wählerwanderung zur AfD hin gezeigt. Ergänzend ein Beispiel aus der Praxis, was passiert, wenn sich die "Mitte" übers Wählen hinaus unsichtbar macht:

http://www.deutschlandfunkkultur.de/ex- ... _id=369296
Nierth: Viel wichtiger, ich mache es fest vor allem an dem Schweigen der Mitte, das hat uns ja so aus den Socken gehauen, dass die Bürgerschaft, für die ich auch natürlich selbstverständlich da war, ehrenamtlich, auf einmal komplett wegtaucht. Und zwar nicht nur die Einfachen, Abgehängten, wo ich noch verstehen kann, dass sie motzen und meutern, weil sie sich endgültig abgehängt fühlen, sie haben Gründe dafür, auch wenn die Resultate natürlich nicht nachvollziehbar sind, sondern dass die gleichen Leute, auch aus zum Beispiel der CDU, die mich in das Amt gebracht haben, oder die sozialen Autoritäten, die ja unabdingbar im ländlichen Raum sind, dass die sich wegducken! Die Lehrer zum Teil, die Leute, die als Autoritäten wahrgenommen werden. Das ist das eigentlich Gefährliche, denn die Masse wird sich immer wegducken. Und das ist ja unser Problem, dass wir im Nachhinein isoliert waren und es auf einmal hieß, die Nierths sind die Störenfriede!
Oder wenn sich die (zeitweilige) "Mitte" mit Rechtsextremisten gemein macht:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ettansicht
Doch statt Unterstützung von den Nachbarn kam Widerstand. "Da haben sich sofort besorgte Bürger und Wutbürger versammelt und dummerweise die NPD mit ins Boot gelassen." Das ist die schärfste Kritik, die Nierth überhaupt an den Tröglitzern äußert: dass sie die Rechtsradikalen die Demos haben anmelden lassen, "weil sie sich das selbst nicht zugetraut haben".
In Zeiten wie diesen reicht es nicht aus zu sagen "Ich bin die Mitte und alles andere geht mich nichts an". Andernfalls wird man nach Zeiten wie diesen wieder behaupten müssen, von nichts gewusst zu haben.

Was hat Nierth eigentlich getan, um diesen mittig/rechtsextremen Volkszorn in seinem Vorgarten auszulösen?

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... ettansicht
Im vergangenen Spätherbst begann die Geschichte. 50 bis 60 Asylbewerber wollte der Landkreis in Tröglitz unterbringen. Nierth legte sofort los. "Ich wusste ja, dass die NPD das ausnutzen wird, deswegen bin ich gleich selbst in die Offensive gegangen." Er hat also einen langen Text geschrieben, in der Gemeindezeitung Blickpunkt. "Wir ahnen, das wird Probleme geben", heißt es darin. Und später, in gefetteten Buchstaben: "Keiner will sie. Ich eigentlich auch nicht. Aber sie sind einfach da." Nun sollten die Tröglitzer "allen Mut zusammennehmen" und "den Asylanten und Flüchtlingen offen und freundlich begegnen".
Er hat also die pauschale Ablehnung im Gegensatz zum Ostbeauftragten Hirte nicht zur Normalität erklärt, sondern einen freundlich-offenen Ansatz empfohlen. Volksfahrräder!
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von schokoschendrezki »

Marmelada hat geschrieben:(05 Apr 2018, 11:55)
Es gibt leider keinen West-Beauftragten, der nette Erklärungen für Materialismus, Ellenbogenmentalität und solche real kapitalistisch geprägte Sachen verkündet.
Na, ein Glück auch. Wenn man es genau nimmt und mal wirklich durchdenkt: Was drückt diese Bezeichnung "Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer" (vormals "vormals Beauftragter der Bundesregierung für die Angelegenheiten der Neuen Länder") eigentlich aus. Wenn man sie vergleicht mit einer anderen möglichen Bezeichnung wie etwa "Beauftragter der Bundesregierung für Angelegenheiten der Wiedervereinigung". Oder eigentlich noch besser: Irgendetwas in der Art von "Beauftragter für Strukturdifferenzen" allgemein (über die genaue Formulierung müsste man noch mal nachdenken). Es ist ein logischer Widersrpuch in sich. Denn es können eigentlich nur die eigenen Angelegenheiten sein.

Es gibt in ziemlich vielen Ländern Europas z.T. gravierende regionale Differenzen. Polen, Slowakei und vor allem Italien fallen mir da spontan ein. Man könnte in diesem Zusammenhang ja mal die Frage stellen, ob es irgendwo außerhalb Deutschlands eine offizielle Regierungsstelle für die Überbrückung solcher Strukturdifferenzen gibt. Ich kann mich ganz dunkel erinnern (irre mich vielleicht aber), dass es noch bis Anfang der 60er in der Bundesrepublik offiziell "Notstandsgebiete" genannte Regionen gab. Ich meine jetzt definitiv nicht die Ende der 60er heftig diskutierten "Notstandsgesetze". Ich find leider nur nix dazu.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von Dark Angel »

think twice hat geschrieben:(06 Apr 2018, 07:39)

Für die "abgelehnte Asylbewerber müssen sofort ausgewiesen werden"-Verfechter möchte ich nochmal auf die Situation der irakischen Familie aufmerksam machen, um die ich mich seit 2 Jahren kümmere. Nur um zu verdeutlichen, dass es immer um Menschen geht, denen man Unterstützung und sogar ein Lächeln verwehrt.

Diese Familie ist seit 2 1/2Jahren in Deutschland. Sie kommen aus Bagdad, sind Schiiten und wurden nicht politisch verfolgt. Die Kinder wurden trotzdem im Krieg geboren und haben ihre ersten Lebensjahre im Terror verbracht. Als die Schwester der Frau als Zivilistin beim Einkaufen von einer Bombe zerfetzt wurde und ihre 4 kleinen Neffen zu Halbwaisen wurden, beschloss die Familie zu gehen.
Der Mann desertierte vom Militär, sie verkauften ihre sämtlichen Besitztümer und wagten die gefährliche Flucht aus dem Irak. Als Deserteur stand der Mann jetzt auf der Fahndungsliste des irakischen Militärs.
Sie wissen heute nicht mehr, wie sie es geschafft haben, nach Deutschland zu kommen. Die Frau ist schwer krank und kann zeitweise kaum laufen. Und sie sind viel gelaufen, in der Türkei, in Griechenland, durch die Balkanstaaten.
Kurz nach ihrer Ankunft habe ich die Familie kennengelernt als eine von vielen Familien aus allen Teilen der Welt. Erschöpft, aber hoffnungsvoll. Das Besondere an dieser Familie war: Sie waren nicht misstrauisch und aengstlich, sondern voller Vertrauen und Dankbarkeit. Sie konnten sich ja nicht verständigen, aber wenn sie lächelten, ging die Sonne auf. Das empfand nicht nur ich so, sondern alle, die sich mit der Familie beschäftigten. Dolmetscher, Ärzte, Lehrer, sozialarbeiter., Sicherheitsdienst.
Die Einzigen, die sie mit ihrem Lächeln nicht verzaubern konnten, war der der Entscheider vom BAMF. Niemand verstand es, aber sie waren die ersten Iraker, die abgelehnt wurden. Die Familie muss sich in ihrer Naivität saudumm angestellt haben und ihnen sass wohl ein Stein als Entscheider gegenüber. Die Desertation konnte der Mann nicht beweisen, die Krankheit der Frau wurde nicht berücksichtigt, "da sie im nächsten Jahr daran wohl nicht sterben wuerde und deshalb keine Indikation vorlag.
Der Widerspruch wurde mit Hinweis auf die Entscheidung des BAmF zurückgewiesen, die Klage wurde erst garnicht angenommen.
Nun sitzen sie seit einem Jahr in ihrer kleinen Wohnung mit dem Status " Aussetzung der Abschiebung" und der einzige Grund, warum sie noch nicht in einen Flieger gesetzt wurden, ist der, dass Niedersachsen (noch!) nicht in den Irak abschiebt.
Von ihrem Optimismus ist nichts mehr übrig geblieben, sie haben nur noch Angst. Vor lauter Verzweiflung ist die Frau wieder schwanger geworden, obwohl es aufgrund ihrer Krankheit nicht ungefährlich für sie und das Baby ist. Es schützt sie natürlich auch nicht vor einer Abschiebung.
Mit viel Vitamin B habe ich dem Mann eine Option auf einen Ausbildungsplatz besorgt. Voraussetzung dafuer ist es, dass er genügend deutsch lernt. Das Dumme ist nur, die ganze Familie ist sprachlich absolut untalentiert. Sie verstehen inzwischen alles, aber sprechen können sie trotz Deutschkurse immer noch kaum. Es ist zum Verzweifeln. Der Mann wird seine Ausbildungsstelle wohl nicht antrete koennen, obwohl er seit mehreren Wochen schon halbtags bei der Firma arbeitet. Die Firma wuerde ihn auch Ganztagsschule regulaer beschäftigen als ungelernten Arbeiter, aber das hilft ihnen in ihrem Status auch nicht mehr. Abgelehnte Asylbewerber sollen raus und zwar zügig.

Meine grosse Angst ist es jetzt, dass Heimathorst sich schnell durchsetzt und dem Mann keine Zeit mehr bleibt, seine Deutschkenntnisse zu verbessern und nächstes Jahr seine Ausbildung anzutreten (die einzige Option, um die Familie vor der Abschiebung zu bewahren).

Ich schwöre, sollte sich diese Familie noch in einem der geplanten Abschiebungslager wiederfinden und sollte ich diese Familie doch zum Flughafen nach Hannover begleiten muessen, um sie in ihren Sonderflieger nach Bagdad zu setzen, dann werde ich alle dafuer hassen, die dazu beigetragen haben. Politiker, Pegida, AfD , alle , die Steine anstatt Herzen in der Brust tragen und sich in ihrem Wohlfuehlmodus ohne Ausländer gestört fuehlen.

Und noch eins: Diese Familie ist kein Einzelfall. Zigtausende Menschen sitzen auf einem Schleudersitz, leben in Angst, sind verzweifelt und verstehen nicht, was passiert ist. Sie sind hierher gekommen im Glauben, Deutschland wäre ein tolles Land, das jedem Menschen eine Chance gibt. Und nun erleben sie Ablehnung, Misstrauen und eine Politik, die aus einer Willkommenskultur eine Abschiebungskultur macht.

Es ist traurig und hier diskutieren User darüber, ob diese Menschen ein Lächeln wert sind.

Sorry für den langen Text, aber mich bedrückt das alles sehr und ich hoffe, dass der Eine oder die Andere wenigstens noch ein Lächeln für diese armen Menschen übrig hat.
Tja - Deutschland ist ein Rechtsstaat und da gelten nunmal Gesetze. Die Rechtslage ist, wie sie ist. Da hilft kein Gegreine und Gejammer.
"Aus Verzweiflung schwanger gerworden" - nun wer's glaubt ...
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von schokoschendrezki »

Dark Angel hat geschrieben:(05 Apr 2018, 10:51)

Du vergisst hier dreierlei:
1. dass dieser Vergleich gewaltig hinkt.
2. das Geldfluss niemals eine Einbahnstraße ist
Wieviel des "Aufbau Ost-Programms ist in die Sanierung der maroden Infrastruktur und in den Aufbau nicht vorhandener Infrastruktur geflossen. Infrastruktur ist überhaupt erst Voraussetzung für Investitionen und die benötigen Zeit.
Wieviele Gelder sind in Form von Gewinnen in "den Westen zurück geflossen" und wieviele Gelder wurden bei dem EU-Pleite- ähem Prestige-Projekt "Solar Valley" verbrannt etc
Auch wenn das nicht direkt zum Thema gehört: Das ist vollkommen richtig und wird immer wieder übersehen. Es scheint in einer (reinen) Marktwirtschaft einfach nicht funktionieren zu können, dass wohlhabendere Regionen einen Strukturausgleich mit weniger wohlhabenden betreiben. Das betrifft bei weitem nicht nur den "Aufbau Ost". Es gibt zig Artikel zu diesem Problem auch und gerade in Richtung Entwicklungshilfe für die ärmsten Regionen der Welt. Nur als ein Beispiel von sehr vielen:
Mosambik gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. In ländlichen Regionen haben sich Armut und Hunger seit 2002 sogar noch verschärft. Doch Europas Entwicklungspolitik ist oft eher Konjunkturprogramm für die heimische Wirtschaft denn Unterstützung für Afrikas Bauern.
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendunge ... ad100.html
Die Diskussionen darüber sind nur immer viel viel zu sehr von Begriffen und Vorstellungen geprägt, die aus dem sozialen Nahbereich kommen. Es ist eben etwas vollkommen anderes wenn ich einem Verwandten oder Freund in sozialer Not aus der finanziellen Patsche helfe oder wenn irgendwelche Strukturausgleichszahlungen erfolgen. Mein Verwandter oder Freund wird seine ausstehenden Schulden nicht als umsatzfördernden Auftrag an mich selbst zurückführen. Beim Aufbau etwa von Infrastruktur oder bei der Orderung von Gütern in strukturschwachen Regionen ist das aber in der Regel genau so. Das wird auch bei der Diskussion um EU-Ausgleichszahlungen immer vergessen. Der Volksmund hat dafür den schönen Ausdruck "Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen" und wenn mans etwas vornehmer ausdrücken will nennt mans "Matthäus-Effekt". Aus dem Matthäus-Evangelium: "Wer hat, dem wird gegeben". Man kann es ja auch direkt versuchen, zu berechnen. Wie hoch ist der Gesamtwert etwa der Verkehrswegesanierungen in Deutschland Ost. Und wie hoch ist der Gewinn der Firmen, die an diesen Sanierungen beteiligt waren. Die Differenz wird nicht so extrem sein wie bei der Entwicklugnshilfe in Mosambik. Aber nur diese Differenz und nicht der anfängliche Finanztransfer ist relevant.
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Re: Angst vor Ausländern "normal"

Beitrag von H2O »

@Dark Angel: "Aus Verzweiflung schwanger gerworden" - nun wer's glaubt ...

Ja, gibt es das denn auch? :eek:
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