20 Jahre Leitkultur

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Laertes
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20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Laertes »

Bereits vor 20 Jahren hat Theo Sommer (ehemaliger Mitherausgeber der 'Zeit') kluge Gedanken zum Reizthema Leitkultur formuliert. Er hat die aktuelle, von Lothar de Maizieres trivialisiertem Aufwärmversuch ausgelöste, Debatte zum Anlass genommen seine damals formulierten Gedanken zum Thema erneut zu reflektieren:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/ ... inge-5vor8

Im Kontrast zur heutigen Debatte zeigt die differenzierte und prinzipiengeleitete Argumentation Sommers wie retardiert und vergiftet die heutige Diskussion geführt wird. Zur Illustration einige Punkte Sommers, denen ich mich voll anschließe (Hervorhebungen von mir):
Sosehr jede staatliche Gemeinschaft in Europa auf einen Grundkanon der Zugehörigkeit angewiesen ist und jedes Volk 'einen gewissen Begriff von sich selbst' (Ralf Dahrendorf) braucht, ein Bewusstsein von Identität, so richtig ist es andererseits, dass in unserem Teil der Welt das nationale Erbe der Völker aus einem gemeinsamen Fundus stammt. Dies hat schon Ortega y Gasset erkannt: 'Vier Fünftel unserer inneren Habe sind europäisches Gemeingut.' Wenn schon Leitkultur, dann muss sie europäisch verstanden werden.
Auf der anderen Seite aber hatte ich nicht das Geringste übrig für die unbedarfte Forderung der Grünen nach 'offenen Grenzen' und ihre welt- und wirklichkeitsfremden Multikulti-Illusionen. (...) Gegenüber dem Begriff multikulturell habe ich immer starke Vorbehalte gehabt. Es haftet ihm zu viel Fragwürdiges an. (...) Deswegen redete ich lieber von 'multiethnisch'.
Die Diskussion über die Absorptionskraft unserer Gesellschaft ist keinesfalls eine spezifisch deutsche Erscheinung. Sie wird überall geführt: in Frankreich, in Großbritannien und der Schweiz, in Italien und Spanien, sogar in den klassischen Einwanderungsländern.
Die Diskussion der vergangenen Wochen lehrt, dass der Ausdruck Leitkultur zu Missverständnissen Anlass gibt. Leitkultur? Ähnliche Begriffe gibt es überall: culture dominante, defining culture, cultura dominante, culture de référence, American way of life. Kaum einer nimmt anderswo Anstoß daran.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

Bassam Tibi hat den Begriff meines Wissens geprägt. Er gilt auch als Ideengeber für den Euro-Islam.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Laertes »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 08:20)

Bassam Tibi hat den Begriff meines Wissens geprägt. Er gilt auch als Ideengeber für den Euro-Islam.
Richtig:
a.a.O. hat geschrieben:Den Begriff hatte ich wohl von Bassam Tibi, mit dem ich damals gelegentlich bei öffentlichen Diskussionen auf einem Podium saß und der ihn in seinem Buch Europa ohne Identität geprägt hatte.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

Gerade deswegen finde ich den Begriff auch weniger "belastet", als er heute wahrgenommen wird. Bassam Tibi ist Immigrant und hat einen einwandfreien Leumund. Wenn so jemand sagt, dass Europa und Deutschland eine Leitkultur brauchen, dann muss niemand mit Nazi, Käfig und Freiheitseinschränkung kommen.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Der Multikulturalismus ist insofern eine Illusion, als dass nationale und religiöse Zugehörigkeiten nicht einfach als unverfängliches Angebot gemeint waren und sind, als irgendein Baustein in der Konstruktion des eigenen Selbstverständnisses wie etwa Buddhismus oder Veganismus. Sondern tatsächlich ernst und nicht unverfänglich. Und "Leitkultur" ordnet sich da ein. Deutschland befindet sich somit mit Polen, Russland, Ungarn usw. und auch mit Türkei, Iran, Venezuela usw. auf einem gemeinsamen sehr unguten Weg.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von watisdatdenn? »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 08:27)
Gerade deswegen finde ich den Begriff auch weniger "belastet", als er heute wahrgenommen wird. Bassam Tibi ist Immigrant und hat einen einwandfreien Leumund. Wenn so jemand sagt, dass Europa und Deutschland eine Leitkultur brauchen, dann muss niemand mit Nazi, Käfig und Freiheitseinschränkung kommen.
Sonst wäre es natürlich ein tabu.
Wo kämen wir den dahin, dass jeder seine Meinung frei äußern kann, ohne Repressalien.
Das wäre äusserst undeutsch.. Eva Herman kann ein Lied davon singen.. Sie war für ihre Thesen einfach zu blond und zu Deutsch.

Hauptsache es gibt eine bayrische Leitkultur. Preussische/Deutsche Leitkultur braucht keine Sau.

Eine Leitkultur im Sinne de Mezieres die eine nato beinhaltet braucht erst recht niemand.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 08:27)

Gerade deswegen finde ich den Begriff auch weniger "belastet", als er heute wahrgenommen wird. Bassam Tibi ist Immigrant und hat einen einwandfreien Leumund. Wenn so jemand sagt, dass Europa und Deutschland eine Leitkultur brauchen, dann muss niemand mit Nazi, Käfig und Freiheitseinschränkung kommen.
Ja sicher. Aber umso mehr mit Überlegungen zu Fragen wie Entpolitisierung, Identität und vor allem Kulturalismus.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

watisdatdenn? hat geschrieben:(09 May 2017, 08:48)

Sonst wäre es natürlich ein tabu.
Wo kämen wir den dahin, dass jeder seine Meinung frei äußern kann, ohne Repressalien.
Das wäre äusserst undeutsch.. Eva Herman kann ein Lied davon singen.. Sie war für ihre Thesen einfach zu blond und zu Deutsch.

Hauptsache es gibt eine bayrische Leitkultur. Preussische/Deutsche Leitkultur braucht keine Sau.

Eine Leitkultur im Sinne de Mezieres die eine nato beinhaltet braucht erst recht niemand.
Es gibt kaum ein langweiligeres Märchen als das vom Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen. Es ist so dermaßen abgegriffen und abgeschliffen und verbraucht und vor allem vollkommen unwahr und daneben. Formuliere ein interessantes Angebot und du wirst gehört/gelesen werden. Und entschuldige deine Phantasielosigkeit nicht damit, dass vermeintlich Meinungsäußerungen unterdrückt werden.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von odiug »

Der Begriff Leitkultur ist vergiftet worden.
Er wurde aufgesogen von einer Klientel, die ihn mit Inhalten fuellte, die mit einer demokratisch definierten offenen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
Die Diskussion geht also darum, was denn die Inhalte einer wie auch immer gearteten Leitkultur sein sollen.
Das gleiche kann man so auch ueber die Bedeutung von Multi-Kulti sagen.
Wobei in Deutschland der Begriff Multi Kulti eh schon immer ein wenig abseits der gesellschaftlichen Realitaet ist.
Eigentlich geht es seit Jahrzehnten um Bi-Kulti.
Wobei dabei eine west-europaeische, pseudo-deutsche Identitaet zu einem diffusen Brei vermanscht wird, die sich gegen eine muslimisch-tuerkische Identitaet richtet, die ebenso aus einem Mus von Vorurteilen und Verallgemeinerungen besteht.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

odiug hat geschrieben:(09 May 2017, 09:03)

Der Begriff Leitkultur ist vergiftet worden.
Er wurde aufgesogen von einer Klientel, die ihn mit Inhalten fuellte, die mit einer demokratisch definierten offenen Gesellschaft nicht vereinbar sind.
Richtig. Es ist ja nicht so, als hätte jemand Leitkultur gesagt und danach "Nazi, Nazi, Nazi!!!" als Antwort bekommen, auch wenn dies erneut von interessierter Seite versucht wird so darzustellen. Die Masche "Wir machen uns zum Opfer, indem wir behaupten, man dürfte etwas nicht sagen" ist ja mehrmals erfolgreich erprobt, warum sollte man nicht bei der Leitkultur-Debatte versuchen, seine Meinung so durchzudrücken?

Das Problem bei der Debatte ist, dass sie eben entweder - wie du anführst - von Spinnern vereinnahmt wird, die damit autoritäre, reaktionäre Gesellschaftsvorstellungen verbinden oder aber Vorstellungen, die zum kaputtlachen sind, wie z.B. vom Mizere. Leitkultur heißt in Deutschland das man sich die Hand gibt zur Begrüßung, da fragt man sich, ob dieser Herr schonmal zu anderen Menschen Kontakt hatte, denn in ziemlich vielen anderen Kulturen geben sich ebenfalls die Menschen zur Begrüßung die Hand. Von all den Menschen (jedem Kontinent außer den Australiern war alles dabei) hat mir bis auf Japaner/Chinesen (ich bin mir grad nicht sicher) jeder die Hand gegeben, wenn nicht gar direkt herzlich umarmt. Vielleicht wollte der Herr Innenminister damit aber auch ausdrücken, dass die deutsche Leitkultur eigentlich eine Weltkultur ist. :D

Diese Debatte existiert aus zweierlei Gründen:

Zum einen aufgrund des psychischen Abgrenzungsbedürfnis gewisser Parteien und Anhängerschaft, welche auf der Straße überall linke Hippies mit Dread-Locks sehen und kriminelle Ausländer, also romantisiert man Vorstellungen eines alten Deutschlands wie es früher mal war (mit perfektem Scheitel) und bemitleidet sich dann, das es heute nicht mehr so ist. Dazu zählen so Kleinigkeiten wie Essen, als jeder noch Kartoffeln mit Sauerkraut machen konnte und man jetzt sauer ist, dass das Enkelkind lieber zur Fast-Food-Kette oder dem Dönerladen geht.

Zum anderen ist die Debatte ein taktisches Manöver der CDU. So hält man ein gewisses Klientel noch bei sich, welches ansonsten resigniert zu einer anderen Rechts-Partei wechseln würde. Man wahrt so den Anschein, dass man für dieses "alte Deutschland" steht, bei dem die Dinge noch richtig liefen. Deswegen füllt man diese Debatte auch nie mit Inhalt. Die meisten wissen ganz genau, dass man daran scheitern würde.

Würde man Leitkultur endlich mal mit vernünftigen Inhalt füllen, wäre ich als freiheitlicher Liberaler Linksgrüner bereit, um zu sagen, "jo, das ist echt ne deutsche Sache, das sollte beibehalten werden als kulturelles Faktum", aber meines Erachtens steht das meiste und wichtigste bereits im Grundgesetz.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

hafenwirt hat geschrieben: Würde man Leitkultur endlich mal mit vernünftigen Inhalt füllen, wäre ich als freiheitlicher Liberaler Linksgrüner bereit, um zu sagen, "jo, das ist echt ne deutsche Sache, das sollte beibehalten werden als kulturelles Faktum", aber meines Erachtens steht das meiste und wichtigste bereits im Grundgesetz.
Das Grundgesetz mag zwar "Vorbildcharakter" haben für andere Gesetze, beschreibt aber erst einmal nur das Verhältnis zwischen Staat und Bürger, nicht zwischen Bürger und Bürger untereinander. Deswegen ist "Das Bekenntnis zum Grundgesetz" relativ billig. Wer sich hingegen zu den "Werten des Grundgesetzes" bekennt, der meint etwas ganz anderes; er lässt nämlich im Umgang mit seinen Mitmenschen die selben Maßstäbe gelten, die der Staat im Umgang mit uns anlegt.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 09:58)

Das Grundgesetz mag zwar "Vorbildcharakter" haben für andere Gesetze, beschreibt aber erst einmal nur das Verhältnis zwischen Staat und Bürger, nicht zwischen Bürger und Bürger untereinander. Deswegen ist "Das Bekenntnis zum Grundgesetz" relativ billig. Wer sich hingegen zu den "Werten des Grundgesetzes" bekennt, der meint etwas ganz anderes; er lässt nämlich im Umgang mit seinen Mitmenschen die selben Maßstäbe gelten, die der Staat im Umgang mit uns anlegt.
Von mir aus. Ich habe immer das Gefühl, dass, wenn die Menschen über/vom Grundgesetz reden auch in etwa das Verhältnis zwischen Bürger und Bürger meinen. Wie oft hörte man "Meinungsfreiheit" in Deutschland, nur wenn eine Person kritisiert wurde. Die Bekennung zu den Werten des GG wäre ja dann in etwa die Leitkultur. Man könnte damit dann das Thema eigentlich abhaken.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von watisdatdenn? »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 May 2017, 08:56)
Es gibt kaum ein langweiligeres Märchen als das vom Das-wird-man-ja-wohl-noch-sagen-dürfen. Es ist so dermaßen abgegriffen und abgeschliffen und verbraucht und vor allem vollkommen unwahr und daneben.
Warum ist deiner Meinung nach Eva Herman entlassen worden?
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

watisdatdenn? hat geschrieben:(09 May 2017, 10:18)

Warum ist deiner Meinung nach Eva Herman entlassen worden?
Für Nachrichtensprecher gilt: Read the News, don't be the News.

Dagegen hat sie verstoßen.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von watisdatdenn? »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 10:20)
Für Nachrichtensprecher gilt: Read the News, don't be the News.

Dagegen hat sie verstoßen.
Ach das stand so in ihrem Arbeitsvertrag?

Das ist eine faule Ausrede und darum gibt es diese Aussage weder in ihrem Arbeitsvertrag noch gesetzlich verankert.

So lief es in Wirklichkeit ab:
Sie hat an exponierter stellte gesagt, dass deutsche mehr Kinder haben sollten und das hausfrauenmodell nicht so schlecht ist.
Darum wurde sie nach einer medialen Hetzjagd (inklusive Rausschmiss aus einer Talkrunde) gefeuert.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

watisdatdenn? hat geschrieben:(09 May 2017, 10:25)

Ach das stand so in ihrem Arbeitsvertrag?

Das ist eine faule Ausrede und darum gibt es diese Aussage weder in ihrem Arbeitsvertrag noch gesetzlich verankert.

So lief es in Wirklichkeit ab:
Sie hat an exponierter stellte gesagt, dass deutsche mehr Kinder haben sollten und das hausfrauenmodell nicht so schlecht ist.
Darum wurde sie nach einer medialen Hetzjagd (inklusive Rausschmiss aus einer Talkrunde) gefeuert.
Nein, sie hätte auch den Kommunismus propagieren und nackig die Internationale singen können, dann wäre sie genau so geflogen. Und natürlich steht in den Arbeitsverträgen von Nachrichtensprechern, dass sie bei persönlichen Aussagen Zurückhaltung wahren sollen. Lies dich mal ein und unterhalte dich mit Journalisten.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

hafenwirt hat geschrieben:(09 May 2017, 09:41)
Diese Debatte existiert aus zweierlei Gründen:

Zum einen aufgrund des psychischen Abgrenzungsbedürfnis gewisser Parteien und Anhängerschaft, welche auf der Straße überall linke Hippies mit Dread-Locks sehen und kriminelle Ausländer, also romantisiert man Vorstellungen eines alten Deutschlands wie es früher mal war (mit perfektem Scheitel) und bemitleidet sich dann, das es heute nicht mehr so ist. Dazu zählen so Kleinigkeiten wie Essen, als jeder noch Kartoffeln mit Sauerkraut machen konnte und man jetzt sauer ist, dass das Enkelkind lieber zur Fast-Food-Kette oder dem Dönerladen geht.

Zum anderen ist die Debatte ein taktisches Manöver der CDU. So hält man ein gewisses Klientel noch bei sich, welches ansonsten resigniert zu einer anderen Rechts-Partei wechseln würde. Man wahrt so den Anschein, dass man für dieses "alte Deutschland" steht, bei dem die Dinge noch richtig liefen. Deswegen füllt man diese Debatte auch nie mit Inhalt. Die meisten wissen ganz genau, dass man daran scheitern würde.

Würde man Leitkultur endlich mal mit vernünftigen Inhalt füllen, wäre ich als freiheitlicher Liberaler Linksgrüner bereit, um zu sagen, "jo, das ist echt ne deutsche Sache, das sollte beibehalten werden als kulturelles Faktum", aber meines Erachtens steht das meiste und wichtigste bereits im Grundgesetz.
Gut dargestellt. Es ist nur, zum letzten Punkt, die Frage, ob es einen Bedarf an einer leitkulturellen Vorgabe tatsächlich gibt. Oder anders gefragt: Wollen wir uns wirklich und tatsächlich einreihen in die Liste der abgekippten Nationen? Von Russland über Polen, Ungarn, die Türkei bis beinahe Frankreich usw?

Selbst ein CDU-Politiker (Ruprecht Polenz nämlich) äußerte im Deutschlandfunk:
Die erste Frage ist, wer definiert, was Leitkultur ist, denn es soll ja eine Richtschnur sein, an die sich alle halten sollen, damit wir hier gut zusammenleben. Und das, an was sich alle halten sollen, ist normalerweise in Gesetzen geregelt. Wo jenseits der Gesetze besteht ein Bedarf an Verbindlichem und wer legt das fest? Das sind meine beiden Haupteinwände gegen die ganze Leitkultur-Debatte.
(http://www.deutschlandfunk.de/debatte-u ... _id=385088)

Bitte: Wo jenseits der Gesetze besteht ein Bedarf an Verbindlichem? Wo?

Man könnte eine Diskussion führen, ob und wie die Einhaltung von Gesetzen (vom Grundgesetz über das bürgerliche Gesetzbuch bis hin zu staatlichen Regelungen) vehementer durchgesetzt werden muss. Aber Leitkultur? Zurück zur normativen Gesellschaft a la DDR? Bitte nicht!
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Laertes »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 09:58)
Das Grundgesetz mag zwar "Vorbildcharakter" haben für andere Gesetze, beschreibt aber erst einmal nur das Verhältnis zwischen Staat und Bürger, nicht zwischen Bürger und Bürger untereinander. Deswegen ist "Das Bekenntnis zum Grundgesetz" relativ billig. Wer sich hingegen zu den "Werten des Grundgesetzes" bekennt, der meint etwas ganz anderes; er lässt nämlich im Umgang mit seinen Mitmenschen die selben Maßstäbe gelten, die der Staat im Umgang mit uns anlegt.
Das ist ein wichtiger Punkt. Bislang konnte ich nicht auf den Punkt bringen, warum mir die Gleichung Leitkultur = Grundgesetz zu reduzierend vorkommt.

Maßstäbe des Umgangs miteinander scheint mir ein wesentlicher Aspekt zu sein, wo Leitkultur über Grundgesetz hinaus geht. Beispiel Händeschütteln: Das zur Norm und identitätsstiftendem Merkmal stilisieren zu wollen, scheint mir albern. Es gibt gute hygienische Gründe dagegen und ich habe auch keine Lust jedem und jeder die Hand zu schütteln. Ein Affront gegen die Leitkultur wird es aber, wenn das diskriminierende Element dazu kommt, dass jemand ausdrücklich nur Frauen grundsätzlich nicht die Hand schüttelt (oder Angehörigen beliebiger anderer Gruppen, die er pauschal als Menschen zweiter Klasse betrachtet). In so einem Fall wird unsere Leitkultur bewusst missachtet, ohne dass Strafgesetz oder Grundgesetz irgendeine Handhabe böten.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

watisdatdenn? hat geschrieben:(09 May 2017, 10:18)

Warum ist deiner Meinung nach Eva Herman entlassen worden?
Das ist doch völlig klar. Das öffentliche Bild des NDR war mit den Äußerungen Herrmans nicht mehr vereinbar. Es kann doch überhaupt nicht sein, dass es da keine Grenzen gibt.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Laertes hat geschrieben:(09 May 2017, 10:51)

Das ist ein wichtiger Punkt. Bislang konnte ich nicht auf den Punkt bringen, warum mir die Gleichung Leitkultur = Grundgesetz zu reduzierend vorkommt.

Maßstäbe des Umgangs miteinander scheint mir ein wesentlicher Aspekt zu sein, wo Leitkultur über Grundgesetz hinaus geht. Beispiel Händeschütteln: Das zur Norm und identitätsstiftendem Merkmal stilisieren zu wollen, scheint mir albern. Es gibt gute hygienische Gründe dagegen und ich habe auch keine Lust jedem und jeder die Hand zu schütteln. Ein Affront gegen die Leitkultur wird es aber, wenn das diskriminierende Element dazu kommt, dass jemand ausdrücklich nur Frauen grundsätzlich nicht die Hand schüttelt (oder Angehörigen beliebiger anderer Gruppen, die er pauschal als Menschen zweiter Klasse betrachtet). In so einem Fall wird unsere Leitkultur bewusst missachtet, ohne dass Strafgesetz oder Grundgesetz irgendeine Handhabe böten.
Aber bitteschön. Das soll er/sie getrost tun. Es gibt etliche gesellschaftliche Mechanismen, die ein aosziales, diskriminierendes Verhalten auf Dauer gesehen unterbinden. Gerade heute früh konnte ich beobachten, wie man einen betrunkenen, schlecht gelaunten und agressiven Bürger daran hinderte, andere Leute tätlich anzugreifen. Ich kann nicht glauben, dass man tatsächlich wollen kann, dass der Staat von oben, Verhaltensweisen diktiert. Nochmal: Das ist eine Wiederkehr von DDR-Verhältnissen.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 May 2017, 11:03)

Aber bitteschön. Das soll er/sie getrost tun. Es gibt etliche gesellschaftliche Mechanismen, die ein aosziales, diskriminierendes Verhalten auf Dauer gesehen unterbinden. Gerade heute früh konnte ich beobachten, wie man einen betrunkenen, schlecht gelaunten und agressiven Bürger daran hinderte, andere Leute tätlich anzugreifen. Ich kann nicht glauben, dass man tatsächlich wollen kann, dass der Staat von oben, Verhaltensweisen diktiert. Nochmal: Das ist eine Wiederkehr von DDR-Verhältnissen.
Es ist doch auch fraglich, ob sich die Leute dann daran halten. Nur mal so als Beispiel aus dem Alltag, was jedem bekannt sein dürfte: Teile unserer Gesellschaft gehen an Bettlern vorbei, andere Teile werfen Geld hinein oder geben gar ein Brötchen ab. Man stelle sich nun vor, der Staat führt nach erfolgreicher Debatte die Leitkultur ein und sagt: In dieser unserer Gesellschaft, in der wir leben, ist es Leitkultur, die Armen mit genauso großem Respekt zu begegnen und ihnen zu helfen, egal ob sie es verdient haben oder nicht. Ich würde bezweifeln, ob da dann mehr Menschen den Bettlern bedingungslos helfen und Geld hinwerfen. Allein, weil sie es vielleicht nicht als Hilfe ansehen. Natürlich könnte man es unter Strafe stellen und Menschen verhaften, die an Bettlern vorbeigehen und respektlos den Kopf schütteln. Für Dinge, die in Gesetz gegoßen werden sollen, braucht es wiederum keine Leitkultur.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Tatsache, dass selbst ein bekannter CDU-Mitgenosse des Innenministers, Ruprecht Polenz nämlich, sich vehement gegen seinen Leitkultur-Ansatz ausspricht, kann man durchaus als Symptom für die - vorsichtig formuliert - Berechtigtkeit von kritischer Distanz zu dieser Strategie werten. Es gibt einfach keine rechtliche Grundlage. Es widerspricht den Grundsätzen unserer Verfassung. Jeder dämliche Idiot kann das Kopftuch- und Burka-Ächtungsgebot der "Leitkultur" so auslegen, dass auch HipHop-Kapuzenpullover damit geächtet sind. Es läuft, nochmal, auf die WIederkehr einmal der normativ ausgelegten DDR-Gesellschaft und zum anderen auf die Wiederkehr einer Blockwart-Mentalitätt hinaus: So wie der Blockwart darauf zu achten hatte, dass zur richtigen Zeit die richtigen Flaggen rausgehängt werden und die richtigen Sender gehört werden, so soll nun ein gegenseitiges Beäugen eingeführt werden, ob die Menschen sich korrekt begrüßen und korrekt kleiden.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 May 2017, 11:51)
Jeder dämliche Idiot kann das Kopftuch- und Burka-Ächtungsgebot der "Leitkultur" so auslegen, dass auch HipHop-Kapuzenpullover damit geächtet sind.

Man kann eine Burka auch über ein Verhüllungsverbot verbieten. Das Kopftuch ist unverbietbar. Finde ich aber auch okay. Ich bin halt, wie die Mehrheit der Gesellschaft, damit aufgewachsen, dass jemand, der Mund und Nase verbirgt, Übles im Schilde führt - sei es nun der Bandit, der sich das Halstuch vor dem Überfall hochzieht, sei es der Ninja, der den edlen Samurai heimtückisch ermordet, sei es der schwarze Ritter, der vor dem Kampf das Visier nicht öffnet.

Diese Dinge wirken nach und sind kulturell bei uns verankert.

Ist das deswegen Leitkultur? Ich weiß es nicht, es sind vor allem meine persönlichen Befindlichkeiten.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Unité 1 »

hafenwirt hat geschrieben:(09 May 2017, 11:35)

Es ist doch auch fraglich, ob sich die Leute dann daran halten. Nur mal so als Beispiel aus dem Alltag, was jedem bekannt sein dürfte: Teile unserer Gesellschaft gehen an Bettlern vorbei, andere Teile werfen Geld hinein oder geben gar ein Brötchen ab. Man stelle sich nun vor, der Staat führt nach erfolgreicher Debatte die Leitkultur ein und sagt: In dieser unserer Gesellschaft, in der wir leben, ist es Leitkultur, die Armen mit genauso großem Respekt zu begegnen und ihnen zu helfen, egal ob sie es verdient haben oder nicht. Ich würde bezweifeln, ob da dann mehr Menschen den Bettlern bedingungslos helfen und Geld hinwerfen. Allein, weil sie es vielleicht nicht als Hilfe ansehen. Natürlich könnte man es unter Strafe stellen und Menschen verhaften, die an Bettlern vorbeigehen und respektlos den Kopf schütteln. Für Dinge, die in Gesetz gegoßen werden sollen, braucht es wiederum keine Leitkultur.
Dein Beispiel verdeutlicht ganz gut, warum die Formulierung einer Leitkultur eine zum Missbrauch einladende Sache ist, sofern sie sich nicht auf Selbstverständlichkeiten beschränkt. Dann wiederum wäre sie nutzlos.
Es lädt zum Missbrauch ein, weil die "Autoren" einer "Leitkultur" ihren persönlichen Ansichten einen allgemeinen Anstrich geben (können). Nach de Maizières Vorstellungen beispielsweise sollten dem Bettler eher nichts gegeben werden, denn wir sind Leistungsgesellschaft.
Als wirkungslos würde ich es aber nicht betrachten - auch wenn es keinen unmittelbaren Effekt aufweist, so wird es über Zeit wirken. Einstellungen sind nicht festgemeißelt, sondern wandlungsfähig. Zudem diente eine "Leitkultur" als Multiplikator für gesellschaftliche wirkende Kräfte, sie können für ihre Zwecke darauf verweisen und so ihren Ansichten mehr Gewicht verleihen.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Laertes »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 May 2017, 11:03)
Aber bitteschön. Das soll er/sie getrost tun. Es gibt etliche gesellschaftliche Mechanismen, die ein aosziales, diskriminierendes Verhalten auf Dauer gesehen unterbinden. (...) Ich kann nicht glauben, dass man tatsächlich wollen kann, dass der Staat von oben, Verhaltensweisen diktiert.
hafenwirt hat geschrieben:(09 May 2017, 11:35)
Man stelle sich nun vor, der Staat führt nach erfolgreicher Debatte die Leitkultur ein und sagt (...)
Ich bin ehrlich gesagt noch gar nicht auf die Idee gekommen, das irgendjemand ernsthaft Leitkultur verordnen oder diktieren wollen würde. Ich hätte gedacht die könne man allenfalls aus einem breiten gesellschaftlichen Konsens konstatieren. Weswegen Theo Sommer ja alternativ die Begriffe Mehrheitskultur oder Rahmenkultur anführt.

Das Leiten in Leitkultur bezog sich nach meinem Verständnis immer auf die Funktion als Orientierungspunkt, um sich aus einer anderen Kultur stammend hierzulande integrieren zu können.
"Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann."
(Ernst-Wolfgang Böckenförde)
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von odiug »

watisdatdenn? hat geschrieben:(09 May 2017, 10:25)

Ach das stand so in ihrem Arbeitsvertrag?

Das ist eine faule Ausrede und darum gibt es diese Aussage weder in ihrem Arbeitsvertrag noch gesetzlich verankert.

So lief es in Wirklichkeit ab:
Sie hat an exponierter stellte gesagt, dass deutsche mehr Kinder haben sollten und das hausfrauenmodell nicht so schlecht ist.
Darum wurde sie nach einer medialen Hetzjagd (inklusive Rausschmiss aus einer Talkrunde) gefeuert.
Das "Hausfrauenmodell" besagt aber auch, dass die Frau in der Oeffentlichkeit gefaelligst die Klappe zu halten hat.
Insofern war der Rausschmiss von Frau Hermann nur konsequent :p
odiug

Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von odiug »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 12:10)

Man kann eine Burka auch über ein Verhüllungsverbot verbieten. Das Kopftuch ist unverbietbar. Finde ich aber auch okay. Ich bin halt, wie die Mehrheit der Gesellschaft, damit aufgewachsen, dass jemand, der Mund und Nase verbirgt, Übles im Schilde führt - sei es nun der Bandit, der sich das Halstuch vor dem Überfall hochzieht, sei es der Ninja, der den edlen Samurai heimtückisch ermordet, sei es der schwarze Ritter, der vor dem Kampf das Visier nicht öffnet.

Diese Dinge wirken nach und sind kulturell bei uns verankert.

Ist das deswegen Leitkultur? Ich weiß es nicht, es sind vor allem meine persönlichen Befindlichkeiten.
Also den schwarzen Ritter kenne ich nur aus Ivenhoe Verfilmungen mit Robert Taylor.
Ansonsten ist mir noch nie auf der Strasse ein Ritter in Ruestung begegnet.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Selina »

Provokateur hat geschrieben:(09 May 2017, 08:27)

Gerade deswegen finde ich den Begriff auch weniger "belastet", als er heute wahrgenommen wird. Bassam Tibi ist Immigrant und hat einen einwandfreien Leumund. Wenn so jemand sagt, dass Europa und Deutschland eine Leitkultur brauchen, dann muss niemand mit Nazi, Käfig und Freiheitseinschränkung kommen.
Bassam Tibi wird auch gerne von der AfD und sehr weit rechts stehenden Blättern zitiert. Er trug auf seine Weise dazu bei, dass Flüchtlinge unter Generalverdacht gestellt wurden, eine "Kultur der Gewalt" nach Deutschland gebracht zu haben. Unter dem Aspekt eines imaginären "Kampfes der Kulturen" plädiert er selbstverständlich auch gerne für eine "deutsche Leitkultur".

"Im Rahmen seines umfänglichen publizistischen Schaffens hat Tibi mehrere Begriffe geprägt oder mitgeprägt, darunter Leitkultur, Parallelgesellschaft, Euro-Islam und ,Scharia-Islam'."

https://de.wikipedia.org/wiki/Bassam_Tibi

Sehr bedenklich, wie er sich generalisierend über Flüchtlinge in Göttingen äußert:

http://www.taz.de/!5317021/
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Ich empfehle zum Thema diesen Radioessay: http://www.deutschlandfunk.de/lebensges ... _id=377146
Der Kultur- und Theaterwissenschaftler Daniel Hornuff lässt darin überhaupt keinen Zweifel zum Begriff "Leitkultur" offen:
nichts weiter als eine Chiffre reaktionären Denkens
Klipp und klar und ohne wenn und aber.

Der innere Widerspruch der ganzen Leitkultur-Debatte besteht mindestens darin, dass eine ziemliche Menge von Leuten genau so darüber denkt. Oder anders gesagt: Die Kultur einer nicht unbeträchtlichen Mehrheit besteht darin, sich auf keine Mehrheitskultur einlassen zu wollen.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 10. Mai 2017, 11:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 May 2017, 11:08)

Ich empfehle zum Thema diesen Radioessay: http://www.deutschlandfunk.de/lebensges ... _id=377146
Der Kultur- und Theaterwissenschaftler Daniel Hornuff lässt darin überhaupt keinen Zweifel zum Begriff "Leitkultur" offen:

Klipp und klar und ohne wenn und aber.
Das ist aber auch nur eine Einzelmeinung.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(10 May 2017, 11:11)

Das ist aber auch nur eine Einzelmeinung.
Nee. Das ist beileibe keine Einzelmeinung. Ein großer Teil des urban ausgerichteten Volks empfindet den Begriff "Leitkultur" genau so: Eine Chiffre reaktionären Denkens. Ich habe das in Dutzenden Gesprächen mit anderen Leuten genau und exakt so bestätigt bekommen.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Keoma »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 May 2017, 11:14)

Nee. Das ist beileibe keine Einzelmeinung. Ein großer Teil des urban ausgerichteten Volks empfindet den Begriff "Leitkultur" genau so: Eine Chiffre reaktionären Denkens. Ich habe das in Dutzenden Gesprächen mit anderen Leuten genau und exakt so bestätigt bekommen.
Ja, das kenne ich.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Provokateur »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 May 2017, 11:14)

Nee. Das ist beileibe keine Einzelmeinung. Ein großer Teil des urban ausgerichteten Volks empfindet den Begriff "Leitkultur" genau so: Eine Chiffre reaktionären Denkens. Ich habe das in Dutzenden Gesprächen mit anderen Leuten genau und exakt so bestätigt bekommen.
Andere hingegen sehen das anders. Umfrage zum Thema (kam früher schon mal): Klick hier.
Jeder zweite Deutsche ist einer Umfrage zufolge von der Notwendigkeit einer Leitkultur überzeugt. In einer Insa-Umfrage für das Magazin „Focus“ stimmten 52,5 Prozent der 1000 Befragten der Aussage zu, dass Deutschland eine Leitkultur brauche. Jeder Vierte (25,3 Prozent) sprach sich dagegen aus.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Unité 1 »

Wenn es viele Einzelmeinungen zu einer Leitkultur gibt, sollte doch offensichtlich sein, dass das Konzept keinen Sinn ergibt.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von schokoschendrezki »

Provokateur hat geschrieben:(10 May 2017, 11:18)

Andere hingegen sehen das anders. Umfrage zum Thema (kam früher schon mal): Klick hier.
Ja. Und diese Umfrage besagt: Etwa 52 Prozent der Befragten sprechen sich für
.. die deutsche Sprache, das Bekenntnis zum Grundgesetz, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Ablehnung radikaler, der demokratischen Grundordnung widersprechender Positionen.
und halten das für "Leitkultur" . Und etwa 25 Prozent sind der Meinung, dass die Formulierung dieser Richtlinien unter dem extra-Begriff "Leitkultur" vor allem redundant ist. Deutsch ist bereits Amtssprache. Und Demokratie und Gleichberechtigung sind grundgesetzlich festgelegte Prinzipien. Und 25 Prozent sind zwar rechnerisch eine Minderheit aber zahlenmäßig eine dennoch so relevante Bevölkerungsgruppe, dass das, was mit "Leitkultur" eigentlich und angeblich bewirkt werden soll, einen inneren gesellschaftlichen Zusammenhalt herzustellen .. genau ins Gegenteil verkehrt wird. Die Gesellschaft wird in mehr oder weniger unversöhnliche Gruppen gespalten.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Hyde »

Die Aussage, dass jede Gesellschaft eine Leitkultur hat und braucht, ist korrekt. Der Fehler in dieser ganzen Debatte war in meinen Augen, dass man den unglücklichen Begriff "deutsche Leitkultur" in die Diskussion eingeführt hat. Dieser Begriff führt zum Einen bei linken Kräften automatisch zu Abwehrreflexen und verhindert somit seriöse Diskussionen in der Sache, zum Anderen ist er auch sachlich falsch.
Es gibt keine spezifische deutsche Leitkultur, genauso wie es keine belgische Leitkultur, keine spanische Leitkultur und keine australische Leitkultur gibt. Was soll das bitte sein? Man kann nicht von allen Deutschen erwarten, dass sie Beethoven mögen oder von allen Holländern erwarten, dass sie gerne Käse essen. Was es aber gibt, ist eine allgemeine westliche Leitkultur, die historisch aus der aufklärerischen europäischen Geschichte erwachsen ist und die unsere westlichen Länder durchdringt und sich im alltäglichen Verhalten der Menschen, in den Normen unserer Gesellschaft zeigt. Zur Integration ist es notwendig, diese westliche Leitkultur zu verinnerlichen.
Ebenfalls gibt es eine arabische Leitkultur, eine ostasiatische Leitkultur, eine afrikanische Leitkultur und eine indische Leitkultur, die in den entsprechenden Erdteilen vorherrscht und dort notwendig ist, wenn dort entsprechende Integration gelingen soll.
Zuletzt geändert von Hyde am Mi 10. Mai 2017, 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Dark Angel »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 May 2017, 11:57)

Ja. Und diese Umfrage besagt: Etwa 52 Prozent der Befragten sprechen sich für

und halten das für "Leitkultur" . Und etwa 25 Prozent sind der Meinung, dass die Formulierung dieser Richtlinien unter dem extra-Begriff "Leitkultur" vor allem redundant ist. Deutsch ist bereits Amtssprache. Und Demokratie und Gleichberechtigung sind grundgesetzlich festgelegte Prinzipien. Und 25 Prozent sind zwar rechnerisch eine Minderheit aber zahlenmäßig eine dennoch so relevante Bevölkerungsgruppe, dass das, was mit "Leitkultur" eigentlich und angeblich bewirkt werden soll, einen inneren gesellschaftlichen Zusammenhalt herzustellen .. genau ins Gegenteil verkehrt wird. Die Gesellschaft wird in mehr oder weniger unversöhnliche Gruppen gespalten.
Und eben diese, im Grundgesetz verankerten Werte haben etwas mit Leitkulur zu tun, deren Anerkennung von Migranten erwartet und verlangt werden kann. Genauso gehört unser Rechtssystem zur Leitkultur, das anzuerkennen von Migranten erwartet und verlangt werden kann. Die zunehmende Etablierung der Scharia als Paralleljustiz zeigt ja gerade, wie aktuell und auch notwendig, die Forderung nach einer Leitkulur ist, weil dies die Ablehnung unserer Werte beweist.
Die Spaltung erfolgt bereits duch die Missachtung unserer Werte durch die Migranten.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Dark Angel »

Hyde hat geschrieben:(10 May 2017, 12:19)

Die Aussage, dass jede Gesellschaft eine Leitkultur hat und braucht, ist korrekt. Der Fehler in dieser ganzen Debatte war in meinen Augen, dass man den unglücklichen Begriff "deutsche Leitkultur" in die Diskussion eingeführt hat. Dieser Begriff führt zum Einen bei linken Kräften automatisch zu Abwehrreflexen und verhindert somit seriöse Diskussionen in der Sache, zum Anderen ist er auch sachlich falsch.
Es gibt keine spezifische deutsche Leitkultur, genauso wie es keine belgische Leitkultur, keine spanische Leitkultur und keine australische Leitkultur gibt. Was soll das bitte sein? Man kann nicht von allen Deutschen erwarten, dass sie Beethoven mögen oder von allen Holländern erwarten, dass sie gerne Käse essen. Was es aber gibt, ist eine allgemeine westliche Leitkultur, die historisch aus der aufklärerischen europäischen Geschichte erwachsen ist und die unsere westlichen Länder durchdringt und sich im alltäglichen Verhalten der Menschen, in den Normen unserer Gesellschaft zeigt. Zur Integration ist es notwendig, diese Leitkultur zu verinnerlichen.
Ebenfalls gibt es eine arabische Leitkultur, eine ostasiatische Leitkultur, eine afrikanische Leitkultur und eine indische Leitkultur, die in den entsprechenden Erdteilen vorherrscht und dort notwendig ist, wenn dort entsprechende Integration gelingen soll.
Das versuche ich schon seit längerem zu erklären - ohne jeden Erfolg. Das ist wie ein pawlowscher Reflex - da wird "unsere Kultur/Leitkultur" gelesen und schon wird dieser Begriff mit "deutscher Kultur/Leitkultur" gleichgesetzt und das ist ganz phöse, ganz nationalistisch, ganz räächts und dagegen muss man sich mit Händen und Füßen zur Wehr setzen.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Hyde »

schokoschendrezki hat geschrieben:(09 May 2017, 11:51)

Die Tatsache, dass selbst ein bekannter CDU-Mitgenosse des Innenministers, Ruprecht Polenz nämlich, sich vehement gegen seinen Leitkultur-Ansatz ausspricht, kann man durchaus als Symptom für die - vorsichtig formuliert - Berechtigtkeit von kritischer Distanz zu dieser Strategie werten. Es gibt einfach keine rechtliche Grundlage. Es widerspricht den Grundsätzen unserer Verfassung.
Meiner Meinung nach geht es bei dieser Leitkulturdebatte nicht um irgendwelche rechtlichen Grundlagen oder um gesetzliche Sanktionen.
Denn natürlich kann und darf man nicht gegen "Verstöße" der Leitkultur gesetzlich vorgehen. Zur westlichen Leitkultur zählt meines Erachtens beispielsweise auch die sexuelle Liberalität (Sex vor der Ehe), die nach wie vor eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal der westlichen Welt ist. Wenn nun jemand daherkommt und die Ansicht vertritt, dass Sex vor der Ehe teuflisch ist und daher abgelehnt werden muss, oder noch besser die Ansicht vertritt, dass lediglich Frauen keinen Sex vor der Ehe haben sollten: dann verstößt diese Person gegen unsere Leitkultur, aber natürlich kann ich diese Person für seine Ansicht dann nicht gesetzlich sanktionieren, und das wäre auch völlig falsch. Klar ist aber, dass sich solche Personen selbst ausgrenzen und ihre Integration erschweren, weil sie sich mit dem Rest der Gesellschaft nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bewegen. Das gleiche gilt, wenn ich z.B. Frauen nicht die Hand schüttle: natürlich kann und darf ich dafür nicht gesetzlich sanktioniert werden, natürlich kann und darf ich nicht dazu gezwungen werden - aber klar ist, dass ich meine Integration in die Gesellschaft (welche zwangsläufig immer unter einem Dach gemeinsamer Grundwerte und Grundnormen zusammenlebt) mit meinem derartigen Verhalten enorm erschwere.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Keoma »

Hyde hat geschrieben:(10 May 2017, 13:16)

Meiner Meinung nach geht es bei dieser Leitkulturdebatte nicht um irgendwelche rechtlichen Grundlagen oder um gesetzliche Sanktionen.
Denn natürlich kann und darf man nicht gegen "Verstöße" der Leitkultur gesetzlich vorgehen. Zur westlichen Leitkultur zählt meines Erachtens beispielsweise auch die sexuelle Liberalität (Sex vor der Ehe), die nach wie vor eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal der westlichen Welt ist. Wenn nun jemand daherkommt und die Ansicht vertritt, dass Sex vor der Ehe teuflisch ist und daher abgelehnt werden muss, oder noch besser die Ansicht vertritt, dass lediglich Frauen keinen Sex vor der Ehe haben sollten: dann verstößt diese Person gegen unsere Leitkultur, aber natürlich kann ich diese Person für seine Ansicht dann nicht gesetzlich sanktionieren, und das wäre auch völlig falsch. Klar ist aber, dass sich solche Personen selbst ausgrenzen und ihre Integration erschweren, weil sie sich mit dem Rest der Gesellschaft nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bewegen. Das gleiche gilt, wenn ich z.B. Frauen nicht die Hand schüttle: natürlich kann und darf ich dafür nicht gesetzlich sanktioniert werden, natürlich kann und darf ich nicht dazu gezwungen werden - aber klar ist, dass ich meine Integration in die Gesellschaft (welche zwangsläufig immer unter einem Dach gemeinsamer Grundwerte und Grundnormen zusammenlebt) mit meinem derartigen Verhalten enorm erschwere.
Ich hab's ja schon geschrieben, die Leitkultur wird hauptsächlich von ungeschriebenen Gesetzen geprägt, ist früher eher strenger gewesen, unter dem Motto "so was tut man nicht".
Trotzdem existieren Konventionen, auch wenn sie einem Wandel unterworfen sind.
Das Abstreiten einer Leitkultur beseitigt sie nicht.
An Regeln - das müssen ja keine Gesetze sein - orientiert man sich im Zusammenleben.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von odiug »

Provokateur hat geschrieben:(10 May 2017, 11:18)

Andere hingegen sehen das anders. Umfrage zum Thema (kam früher schon mal): Klick hier.
Nett ... stellt sich aber immer noch die Frage, was hinter diesem Larifari-Geschwaetz nun eigentlich steckt ?
Es ist ja zB sehr schoen, dass wir mit der Leitkulturdebatte nun tasaechlich einen Konsens zur Gleichberechtigung von Mann und Frau haben.
Zumindest klingt das so.
Aber jetzt fragen wir mal, was denn Gleichberechtigung wirklich bedeutet ?
Quoten fuer Frauen in hohen Positionen ?
Recht auf Abtreibung ?
Gleiche Bezahlung fuer gleiche Arbeit ?
Was auch heisst, dass sogenannte typische "Frauenberufe" endlich besser bezahlt gehoeren !
Freie Entscheidung der Lebensmodelle und Partnerschaften ohne rechtlich Diskriminierung von Patchwork-Familien, alleinerziehenden oder gleichgeschlechtlichen Familienmodellen ?
Ist das noch Leitkultur oder doch schon was anderes ?
Ich habe einfach Bedenken, dass selbst Lothar aus Meisen und der Lutz aus Dresden etwas voellig anderes im Sinn haben, wenn sie ueber Leitkultur plappern.
Dieser Begriff ist wie eine Jukebox , in der sich alles finden laesst, aber der eine klickt halt auf Country, der naechste auf Heino, wieder ein anderer auf Metallika, einer auf Mozart und ich auf Herbie Hancock ... ist aber alles die gleiche Jukebos namens "Leitkultur".
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Cat with a whip »

Unité 1 hat geschrieben:(10 May 2017, 11:35)

Wenn es viele Einzelmeinungen zu einer Leitkultur gibt, sollte doch offensichtlich sein, dass das Konzept keinen Sinn ergibt.
Das wird halt nur für den Wahlkampf rausgekramt damit sich die CDU irgendwie zum Schein als sinnstiftend ein einend für die Nation gerieren kann. Das ist inzwischen nur noch abgeschmackt.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Soldmann »

schokoschendrezki hat geschrieben:Nee. Das ist beileibe keine Einzelmeinung. Ein großer Teil des urban ausgerichteten Volks empfindet den Begriff "Leitkultur" genau so: Eine Chiffre reaktionären Denkens. Ich habe das in Dutzenden Gesprächen mit anderen Leuten genau und exakt so bestätigt bekommen.
Ein Euphemismus für "nationale Identität", da man das bei uns nicht sagen darf. Vielleicht auch ein Surrogat. So in etwa hatte ich das auch aufgefasst. Allerdings nur Chiffre für reaktionäres Denken, weil National bei uns als reaktionär gilt, nicht per se.
Rom wurde auch nicht an einem Tag zerstört.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Laertes »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 May 2017, 11:08)

Ich empfehle zum Thema diesen Radioessay: http://www.deutschlandfunk.de/lebensges ... _id=377146
Der Kultur- und Theaterwissenschaftler Daniel Hornuff lässt darin überhaupt keinen Zweifel zum Begriff "Leitkultur" offen:
Jetzt habe ich mir den Essay durchgelesen und bin ziemlich verstört:
Werte gibt es überhaupt nicht
Linke wie Rechte, Progressive wie Konservative, Pragmatisten wie Idealisten appellieren immerzu und allenthalben an die gemeinsamen Werte unserer Kultur. Doch liegt genau darin das Problem: Wie der Philosoph Andreas Urs Sommer gezeigt hat, gibt es Werte überhaupt nicht - jedenfalls nicht in einem allgemeingültigen und allseits verbindlichen Sinne.
Werte sind gerade keine essentiellen Eigenschaften von Menschen, Gemeinschaften, politischen Systemen oder kulturellen Ordnungen. Werte sind nie universell.
Grundrechte? Universelle Menschenrechte? Folter? Todesstrafe? Terror als Mittel zur Erreichung politischer Ziele? Sollte man besser mal ergebnisoffen diskutieren:
Denn wer sich selbst relativiert, wechselt die Kategorie: Wo allenthalben wie von Sinnen nach kulturellen Identitäten geschrien und immer neue Leitkulturen ausposaunt werden, besetzt der Sich-selbst-Misstrauende einen anderen Ort. Dort mag er ebenfalls mit dem ganzen Eifer seiner Person über Werte diskutieren - er wird aber längst nicht so leicht in Versuchung geraten, Werte als gegeben zu betrachten. Und mit Sicherheit wird er leidenschaftlich für seine Sache streiten - aber zugleich wissen, dass diese jeweils nur eine unter vielen anderen ist. Seine Meinung wird er als Möglichkeit deklarieren - und Abstand davon nehmen, abschließende Antworten geben zu können. Welch‘ ein Gewinn für ein Miteinander unter den Bedingungen der Moderne!
Kotz.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Unité 1 »

Cat with a whip hat geschrieben:(10 May 2017, 16:13)

Das wird halt nur für den Wahlkampf rausgekramt damit sich die CDU irgendwie zum Schein als sinnstiftend ein einend für die Nation gerieren kann. Das ist inzwischen nur noch abgeschmackt.
Als Wahlkampfschlager hatte ich das noch nicht betrachtet, sondern als Versuch, konservative "Werte" als allgemeingültige ausgeben zu wollen. Dann wiederum ergibt es natürlich Sinn: Wir sind Leistung, wir sind deutsch, wir sind Obrigkeitsstaat - wählt CDU.
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

Dark Angel hat geschrieben:(10 May 2017, 12:28)

Das versuche ich schon seit längerem zu erklären - ohne jeden Erfolg. Das ist wie ein pawlowscher Reflex - da wird "unsere Kultur/Leitkultur" gelesen und schon wird dieser Begriff mit "deutscher Kultur/Leitkultur" gleichgesetzt und das ist ganz phöse, ganz nationalistisch, ganz räächts und dagegen muss man sich mit Händen und Füßen zur Wehr setzen.
Auf der ersten Seite findest du viele Gegenargumente gegen eine Leitkultur. Mir scheint, du hast diese nicht gelesen und als pawlowschen Reflex gemeint, jemand anderes hätte geschrieben Leitkultur wäre ganz phöse, ganz nationalistisch ganz räächts, gegen das man sich mit Händen und Füßen zur Wehr setzt.

Das was du unter Leitkultur beschrieben hast, ist die Einhaltungder deutschen Gesetze und Achtung des GG. Was ist nun mit Händeschütteln? Bin ich ganz phöse läääänks, wenn ich Händeschütteln mit allen mir gegenüberstehenden Kartoffeln ablehne?
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

Hyde hat geschrieben:(10 May 2017, 13:16)

Meiner Meinung nach geht es bei dieser Leitkulturdebatte nicht um irgendwelche rechtlichen Grundlagen oder um gesetzliche Sanktionen.
Denn natürlich kann und darf man nicht gegen "Verstöße" der Leitkultur gesetzlich vorgehen. Zur westlichen Leitkultur zählt meines Erachtens beispielsweise auch die sexuelle Liberalität (Sex vor der Ehe), die nach wie vor eigentlich ein Alleinstellungsmerkmal der westlichen Welt ist. Wenn nun jemand daherkommt und die Ansicht vertritt, dass Sex vor der Ehe teuflisch ist und daher abgelehnt werden muss, oder noch besser die Ansicht vertritt, dass lediglich Frauen keinen Sex vor der Ehe haben sollten: dann verstößt diese Person gegen unsere Leitkultur, aber natürlich kann ich diese Person für seine Ansicht dann nicht gesetzlich sanktionieren, und das wäre auch völlig falsch. Klar ist aber, dass sich solche Personen selbst ausgrenzen und ihre Integration erschweren, weil sie sich mit dem Rest der Gesellschaft nicht auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bewegen. Das gleiche gilt, wenn ich z.B. Frauen nicht die Hand schüttle: natürlich kann und darf ich dafür nicht gesetzlich sanktioniert werden, natürlich kann und darf ich nicht dazu gezwungen werden - aber klar ist, dass ich meine Integration in die Gesellschaft (welche zwangsläufig immer unter einem Dach gemeinsamer Grundwerte und Grundnormen zusammenlebt) mit meinem derartigen Verhalten enorm erschwere.
Das stimmt ja soweit alles und ich gehe mit dir da konform.

Aber wenn ich mir vorstelle, ich wäre nun ein Frauenhasser, der zuhause seine Frau schlägt, die auch nicht rausdarf. Was hilft da die Leitkultur und wer soll sie initiieren? Heißt Leitkultur-Debatte etwa nur, dass die Menschen miteinander reden sollen und öffentlich sagen sollen, dass sie das nicht gut finden, wenn da jemand seine Frau schlägt? Der Staat kann natürlich sagen, dass er das nicht gut findet, aber was bringts?
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Dark Angel »

hafenwirt hat geschrieben:(10 May 2017, 21:43)

Auf der ersten Seite findest du viele Gegenargumente gegen eine Leitkultur. Mir scheint, du hast diese nicht gelesen und als pawlowschen Reflex gemeint, jemand anderes hätte geschrieben Leitkultur wäre ganz phöse, ganz nationalistisch ganz räächts, gegen das man sich mit Händen und Füßen zur Wehr setzt.

Das was du unter Leitkultur beschrieben hast, ist die Einhaltungder deutschen Gesetze und Achtung des GG. Was ist nun mit Händeschütteln? Bin ich ganz phöse läääänks, wenn ich Händeschütteln mit allen mir gegenüberstehenden Kartoffeln ablehne?
Wenn wir uns die Hände schütteln, dann ohne Unterschied ob Mann oder Frau und so verstehe ich die Aussage auch.
Es geht nicht an, dass dem Mann die Hand gegeben wird, der Frau jedoch nicht, diese ignoriert wird. siehe Gleichberechtigung!
Und was die Bezeichnung "Kartoffel" angeht, so ist diese eine Beleidigung der Wirtsgesellschaft und zeugt von massiver Missachtung. Übrigens auch ein Grund für Leitkultur. Eine Kultur/Gesellschaft hat einen Wertekonsens, den jeder, der in dieser Kultur/Gesellschaft leben will, anzuerkennen und zu respektieren hat. Anders funktioniert Integration nunmal nicht.
Der Vergleich mit dem pawlowschen Reflex bezog sich nicht auf Leitkultur, sondern auf die Gleichsetzung "unserer Kultur" = europäische/westliche Kultur mit "deutscher Kultur". Die gibt es nämlich nicht.
Gegen die menschliche Dummheit sind selbst die Götter machtlos.

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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von hafenwirt »

Dark Angel hat geschrieben:(10 May 2017, 22:39)

Wenn wir uns die Hände schütteln, dann ohne Unterschied ob Mann oder Frau und so verstehe ich die Aussage auch.
Es geht nicht an, dass dem Mann die Hand gegeben wird, der Frau jedoch nicht, diese ignoriert wird. siehe Gleichberechtigung!
Und was die Bezeichnung "Kartoffel" angeht, so ist diese eine Beleidigung der Wirtsgesellschaft und zeugt von massiver Missachtung. Übrigens auch ein Grund für Leitkultur. Eine Kultur/Gesellschaft hat einen Wertekonsens, den jeder, der in dieser Kultur/Gesellschaft leben will, anzuerkennen und zu respektieren hat. Anders funktioniert Integration nunmal nicht.
Der Vergleich mit dem pawlowschen Reflex bezog sich nicht auf Leitkultur, sondern auf die Gleichsetzung "unserer Kultur" = europäische/westliche Kultur mit "deutscher Kultur". Die gibt es nämlich nicht.
Und wie soll das nun durchgesetzt werden? Kann man ja machen, sagen, in Deutschland ist es Leitkultur Mann und Frau zur Begrüßung die Hand zu schütteln. Von mir aus als Text jedem ausdrucken und austeilen und sagen, hier ist das so bei uns. Würde mich trotzdem nicht dran hindern es abzulehnen, jeder Kartoffel die Hand zu geben. Ist das nun phöse läänks?
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Re: 20 Jahre Leitkultur

Beitrag von Selina »

Man kann diese von einer Mehrheit abgelehnte "Leitkultur" auch sprachlich erklären bzw. zerpflücken. So gibt es viele Begriffe, denen man ein "Leit" vorangestellt hat und die recht gut und schon lange in den Alltag integriert sind, zum Beispiel: Leitfaden, Leitfossil, Leittier, Leitlinie, Leitwort, Leitartikel, Leitvermögen, Leitbild, Leitantrag. Wenn man aber unter Kultur alles das versteht, "was der Mensch selbst gestaltend hervorbringt, im Unterschied zu der von ihm nicht geschaffenen und nicht veränderten Natur" (Wikipedia), dann sieht man schon, dass sich ein vorangestelltes "Leit" von selbst verbietet. Kultur als ein zutiefst schöpferisches Verhältnis, das sich im steten Wandel befindet, verträgt sich nun mal nicht mit dem statischen und dogmatischen "Leit" oder "Leiten". Das beißt sich. Kultur als "ein System von Regeln und Gewohnheiten, die das Zusammenleben und Verhalten der Menschen leiten" (Wikipedia) ist für sich genommen sowieso schon längst so etwas wie ein großzügiges und lockeres "Leitmotiv" fürs Leben. Daher wäre ein zusätzlich rangepapptes verbales "Leit" einfach zu viel Leid. Quasi doppeltgemoppelt :D Da wird sich der Herr Minister wohl ein anderes kreatives Feld für seine Ideen suchen müssen.
Zuletzt geändert von Selina am Mi 10. Mai 2017, 23:03, insgesamt 1-mal geändert.
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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