Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

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palulu
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Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von palulu »

Diese Frage stelle ich mir in den letzten Tagen immer häufiger. Sind die DeutschtürkInnen in Deutschland - und ihre Nachbarkommunitäten wie AustrotürkInnen u.a. - eigentlich eine klassische EinwandererInnengruppe oder haben sie eine Eigenständigkeit und Eigentümlichkeit entwickelt und erlangt, die es ihnen gestattet, sich als separate Einheit innerhalb einer kultur-, sprach- und konfessionsfremden, dominanten Umgebung zu definieren?

Nun kann als Einwand formuliert werden, dass sie ins Land bereits als Angehörige eines fremden Volkes einwanderten - dies ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. In der Realität ähneln sich DeutschtürkInnen immer häufiger untereinander als der Gruppe der Deutschen oder TürkInnen. Sie verlieren zunehmend ihren transnationalen Charakter als Community.

Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland zukünftig nicht mehr nur an integrationspolitischen Debatten partizipieren sollten, deren Ziel es ist, uns nahtlos "einzudeutschen"; stattdessen müssen wir unmissverständlich unserer Umgebung kommunizieren: Wir sind anders und wir bleiben das auch noch in 500 Jahren.

D.h. nicht, dass uns der gesellschaftliche Frieden, der ökonomische Wohlstand, die geordneten staatlichen Verhältnisse in Deutschland egal wären; dies bedeutet vielmehr, einen selbstbestimmten Weg in die Mitte der Gesellschaft zu erkiesen, der unseren Bedürfnissen und Eigenheiten gerecht wird, ohne dabei ständig Rücksicht von anderen einzufordern.

Es kann nicht von der Hand gewiesen werden: soziokulturelle, linguistische, religiöse und ethnische Merkmale sowie das politische Bekenntnis, einer deutschtürkischen Gruppe/Nation anzugehören, sind vorhanden.

Was unterscheidet heute also einen 18-jährigen Deutschsorben oder Deutschdänen von einem 18-jährigen Deutschtürken in Deutschland?

Die Antwort ist einfach: nichts.

Wir sind keine MigrantInnen mehr in diesem Land, aber auch keine Deutschen. Die Anerkennung der DeutschtürkInnen als eine autonome Minderheit in Deutschland bedeutet die gesamtgesellschaftliche Anerkennung ihrer spezifischen Lebenswirklichkeiten und stellt einen Versuch dar, ihre Probleme für alle Menschen in diesem Land auf bestmögliche Weise zu lösen. Nur so kann gewährleistet werden, dass jedes individuelle Mitglied unserer Gruppe eigenständig entscheidet, zu wem es sich zugehörig fühlt.

Gerade in Zeiten massenhafter Einwanderung könnten mit der Umsetzung dieses Vorschlags wertvolle Ressourcen freigegeben werden, um die einwandernden SyrerInnen nachhaltiger zu integrieren.

Wie seht ihr das?
Zuletzt geändert von palulu am Mi 17. Feb 2016, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Liegestuhl
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Liegestuhl »

palulu hat geschrieben:Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland zukünftig nicht mehr nur an integrationspolitischen Debatten partizipieren sollten, deren Ziel es ist, uns nahtlos "einzudeutschen";...
Gibt es solche Debatten? Die Frage ist durchaus ernst gemeint.

Woran machst du fest, dass ihr in diesen Debatten nahtlos eingedeutscht werden sollt?
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
JFK
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von JFK »

Liegestuhl hat geschrieben:(16 Feb 2016, 20:11)

Gibt es solche Debatten? Die Frage ist durchaus ernst gemeint.

Woran machst du fest, dass ihr in diesen Debatten nahtlos eingedeutscht werden sollt?
Teile der Gesellschaft hoffen ja immernoch, das die Gastarbeiter mal bald wieder in ihr Land zurückgehen :D

Aber so eine Debatte ist mir auch nicht bekannt, und nahtlos kann es erst werden, wenn der Türke sein Namen ablegt, oder der letzte begreift das Murat und Mehmet auch in Deutschland gängige Namen sind, und südücübügübü eigentlich gar nicht so schwer auszusprechen ist, wenn man sein inneren schweinehund besiegt hat.
Päule0815

Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Päule0815 »

Was soll die Anerkennung als autonome Minderheit bringen? Wie soll sie aussehen?

Als politische Minderheit mit geringeren Hürden?
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Milady de Winter
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Milady de Winter »

Deutschtürken vergleiche ich immer ein wenig mit Italo-Amerikanern. Das ist auch so eine besondere Spezies, bei der viele sich weder als das eine noch als das andere sehen, gerne mehr Italo wären, defacto aber mehr Amerikaner sind. Bei den Deutschtürken, die ich kenne, sehe ich noch mehr türkische Identität, weil noch nicht so viele Generationen vor ihnen in Deutschland lebten. Das ist beim klassischen Italo-Amerikaner anders. Da ist es mehr die "mystische Historie", mit der viele kokettieren. Die meisten sprechen jedoch nicht mal ein Wort Italienisch.

Ich seh das nicht so dramatisch. Das Wort "Deutschtürke" sagt es ja irgendwie schon: man ist im Idealfall beides irgendwie, im schlechtesten Fall nichts von beidem so wirklich.
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H2O
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Ich könnte mir vorstellen, daß innerhalb der angesprochenen
Gruppe die Unterschiede der Gebildeten zu gebildeten Deutschen
weitaus geringer sind als innerhalb der "Klassen" dieser Gruppe.
Damit dürfte auf dieser Ebene auch die gegenseitige Wertschätzung
zwischen den Gruppen höher sein als zu weniger erfolgreichen
Gruppenmitgliedern der eigenen Herkunft.

Bildungsferne Mitglieder der einen Gruppe werden allerdings kaum
Verständigungswege zu bildungsfernen Mitgliedern der anderen
Gruppe entwickeln. Da wird es länger dauern, bis die Unterschiede
vernachlässigbar sind.

Palulu bewertet das Gemeinsame innerhalb seiner Gruppe höher als
das Gemeinsame unter gebildeten Mitgliedern aller bestehenden
Gruppen. In wenigen weiteren Generationen mit "binationalen" Eltern-
paaren hat sich dieses Thema vermutlich genau so erledigt wie das
Thema der polnischen Einwanderung in den höher industrialisierten
Westen des Deutschen Reichs. Deutsche ohne Wenn und Aber.
jellobiafra
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von jellobiafra »

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen einem Deutschtürken und einem Deutschkurden?
Demolit

Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Demolit »

palulu hat geschrieben:(16 Feb 2016, 19:47)

Diese Frage stelle ich mir in den letzten Tagen immer häufiger. Sind die DeutschtürkInnen in Deutschland - und ihre Nachbarkommunitäten wie AustrotürkInnen u.a. - eigentlich eine klassische EinwandererInnengruppe oder haben sie eine Eigenständigkeit und Eigentümlichkeit entwickelt und erlangt, die es ihnen gestattet, sich als separate Einheit innerhalb einer kultur-, sprach- und konfessionsfremden, dominanten Umgebung zu definieren?

Nun kann als Einwand formuliert werden, dass sie ins Land bereits als Angehörige eines fremden Volkes einwanderten - dies ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. In der Realität ähneln sich DeutschtürkInnen immer häufiger untereinander als der Gruppe der Deutschen oder TürkInnen. Sie verlieren zunehmend ihren transnationalen Charakter als Community.

Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland zukünftig nicht mehr nur an integrationspolitischen Debatten partizipieren sollten, deren Ziel es ist, uns nahtlos "einzudeutschen"; stattdessen müssen wir unmissverständlich unserer Umgebung kommunizieren: Wir sind anders und wir bleiben das auch noch in 500 Jahren.

D.h. nicht, dass uns der gesellschaftliche Frieden, der ökonomische Wohlstand, die geordneten staatlichen Verhältnisse in Deutschland egal wären; dies bedeutet vielmehr, einen selbstbestimmten Weg in die Mitte der Gesellschaft zu erkiesen, der unseren Bedürfnissen und Eigenheiten gerecht wird, ohne dabei ständig Rücksicht von anderen einzufordern.

Es kann nicht von der Hand gewiesen werden: soziokulturelle, linguistische, religiöse und ethnische Merkmale sowie das politische Bekenntnis, einer deutschtürkischen Gruppe/Nation anzugehören, sind vorhanden.

Was unterscheidet heute also einen 18-jährigen Deutschsorben oder Deutschdänen von einem 18-jährigen Deutschtürken in Deutschland?

Die Antwort ist einfach: nichts.

Wir sind keine MigrantInnen mehr in diesem Land, aber auch keine Deutschen. Die Anerkennung der DeutschtürkInnen als eine autonome Minderheit in Deutschland bedeutet die gesamtgesellschaftliche Anerkennung ihrer spezifischen Lebenswirklichkeiten und stellt ein Versuch dar, ihre Probleme für alle Menschen in diesem Land auf bestmögliche Weise zu lösen. Nur so kann gewährleistet werden, dass jedes individuelle Mitglied unserer Gruppe eigenständig entscheidet, zu wem es sich zugehörig fühlt.

Gerade in Zeiten massenhafter Einwanderung könnten mit der Umsetzung dieses Vorschlags wertvolle Ressourcen freigegeben werden, um die einwandernden SyrerInnen nachhaltiger zu integrieren.

Wie seht ihr das?
kurze Frage ..und was bringt diese ständige Tendenz zur Segration..außer , dass es dem eigenem Bebauchbepinseln dient und etwas als anerkennenswert ansieht, was nachweislich schon einer kulturellen Vergangenheit angehört.

Die persönlichen Fähigkeiten kann jeder ohne den Ballast eines Rucksacks mit Rückständigkeiten hier einbringen.

Wer so eine Frage stellt, wie der Posteröffner, will eigentlich die Frage nicht redlich beantwortet haben. er will Polemisieren zwecks Positionsverschiebungen...und das in eine Position hin, die Erdogan gefällt...dem dt. Michel aber nicht...

lach und echt ;)
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relativ
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von relativ »

palulu hat geschrieben:(16 Feb 2016, 19:47)

Diese Frage stelle ich mir in den letzten Tagen immer häufiger. Sind die DeutschtürkInnen in Deutschland - und ihre Nachbarkommunitäten wie AustrotürkInnen u.a. - eigentlich eine klassische EinwandererInnengruppe oder haben sie eine Eigenständigkeit und Eigentümlichkeit entwickelt und erlangt, die es ihnen gestattet, sich als separate Einheit innerhalb einer kultur-, sprach- und konfessionsfremden, dominanten Umgebung zu definieren?

Nun kann als Einwand formuliert werden, dass sie ins Land bereits als Angehörige eines fremden Volkes einwanderten - dies ist aber nur die Hälfte der Wahrheit. In der Realität ähneln sich DeutschtürkInnen immer häufiger untereinander als der Gruppe der Deutschen oder TürkInnen. Sie verlieren zunehmend ihren transnationalen Charakter als Community.

Deshalb bin ich zum Schluss gekommen, dass wir in der Bundesrepublik Deutschland zukünftig nicht mehr nur an integrationspolitischen Debatten partizipieren sollten, deren Ziel es ist, uns nahtlos "einzudeutschen"; stattdessen müssen wir unmissverständlich unserer Umgebung kommunizieren: Wir sind anders und wir bleiben das auch noch in 500 Jahren.

D.h. nicht, dass uns der gesellschaftliche Frieden, der ökonomische Wohlstand, die geordneten staatlichen Verhältnisse in Deutschland egal wären; dies bedeutet vielmehr, einen selbstbestimmten Weg in die Mitte der Gesellschaft zu erkiesen, der unseren Bedürfnissen und Eigenheiten gerecht wird, ohne dabei ständig Rücksicht von anderen einzufordern.

Es kann nicht von der Hand gewiesen werden: soziokulturelle, linguistische, religiöse und ethnische Merkmale sowie das politische Bekenntnis, einer deutschtürkischen Gruppe/Nation anzugehören, sind vorhanden.

Was unterscheidet heute also einen 18-jährigen Deutschsorben oder Deutschdänen von einem 18-jährigen Deutschtürken in Deutschland?

Die Antwort ist einfach: nichts.

Wir sind keine MigrantInnen mehr in diesem Land, aber auch keine Deutschen. Die Anerkennung der DeutschtürkInnen als eine autonome Minderheit in Deutschland bedeutet die gesamtgesellschaftliche Anerkennung ihrer spezifischen Lebenswirklichkeiten und stellt ein Versuch dar, ihre Probleme für alle Menschen in diesem Land auf bestmögliche Weise zu lösen. Nur so kann gewährleistet werden, dass jedes individuelle Mitglied unserer Gruppe eigenständig entscheidet, zu wem es sich zugehörig fühlt.

Gerade in Zeiten massenhafter Einwanderung könnten mit der Umsetzung dieses Vorschlags wertvolle Ressourcen freigegeben werden, um die einwandernden SyrerInnen nachhaltiger zu integrieren.

Wie seht ihr das?
Das viele hier geborenen "Deutsche" bzw. Deutschtürken (wenn sie noch keinen deutschen Pass haben) mit Migrationshintergrund bei einen, oder beiden Elternteilen, sich nicht als Deutsch fühlen bzw. mit diesem Land verbunden , ist die größste Niederlage unserer Integrationspolitik und willigkeit und schafft gesellschaftliche Probleme.
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Provokateur »

Was bringt denn Segregation? Welchen Vorteil?

Es muss viel deutlicher integriert werden. Segregation ist diskriminierend. Und zu was sie im Extremfall führen kann, konnten wir in den Neunzigern auf dem Balkan beobachten. Da haben ehemalige Nachbarn einander umgebracht, und die Angehörigkeit zu einer anderen Subgruppe war der Grund dafür.

Der richtige Weg ist: Wir nehmen uns das Gute aus anderen Kulturen und verdammen das Schlechte. Und wir sind ein Volk, eine offene Gesellschaft. Jeder, der kommt und ernsthaft Teil von uns werden möchte, wird freundlich aufgenommen. Aber er muss sich anpassen, sich einfügen. Dafür müssen wir Deutschen uns auch verändern, die "Geste des offenen Armes" fällt uns sehr schwer.

Wir müssen unsere Werte und Normen ständig überprüfen. Und echte Liberalität leben.

Natürlich möchte ich nicht, dass wir Muslime um der Integration willen mit Schweinswürstchen zwangsernähren. Es ist mir auch egal, ob jemand in seiner Freizeit Kopftuch, Mütze oder Kürbis trägt. Aber es gibt einfach klare Grenzen - Gewaltfreiheit in der Erziehung, Erlernen der deutschen Sprache, echte Religionsfreiheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau (um nur einige zu nennen) - die für alle gelten. Gelten müssen.

Wir müssen bereit sein, in Fällen, wo diese Grenzen nicht eingehalten werden, mit aller Härte des Gesetzes einzugreifen.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von relativ »

jellobiafra hat geschrieben:(17 Feb 2016, 01:31)

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen einem Deutschtürken und einem Deutschkurden?
Im Normalfall, Bestenfalls gibt es keinen, bzw. du erkennst keinen.
Ich erkenne es nur, wenn man es mir sagt, bzw. ich Frage, oder wenn es mal zwischen den beiden Volksgruppen knallt.
Ich denke Türken und Kurden selber haben weniger Probleme sich zu unterscheiden
Das Banale braucht man nicht zu schälen.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von relativ »

Provokateur hat geschrieben:(17 Feb 2016, 08:05)

Was bringt denn Segregation? Welchen Vorteil?

Es muss viel deutlicher integriert werden. Segregation ist diskriminierend. Und zu was sie im Extremfall führen kann, konnten wir in den Neunzigern auf dem Balkan beobachten. Da haben ehemalige Nachbarn einander umgebracht, und die Angehörigkeit zu einer anderen Subgruppe war der Grund dafür.

Der richtige Weg ist: Wir nehmen uns das Gute aus anderen Kulturen und verdammen das Schlechte. Und wir sind ein Volk, eine offene Gesellschaft. Jeder, der kommt und ernsthaft Teil von uns werden möchte, wird freundlich aufgenommen. Aber er muss sich anpassen, sich einfügen. Dafür müssen wir Deutschen uns auch verändern, die "Geste des offenen Armes" fällt uns sehr schwer.

Wir müssen unsere Werte und Normen ständig überprüfen. Und echte Liberalität leben.

Natürlich möchte ich nicht, dass wir Muslime um der Integration willen mit Schweinswürstchen zwangsernähren. Es ist mir auch egal, ob jemand in seiner Freizeit Kopftuch, Mütze oder Kürbis trägt. Aber es gibt einfach klare Grenzen - Gewaltfreiheit in der Erziehung, Erlernen der deutschen Sprache, echte Religionsfreiheit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau (um nur einige zu nennen) - die für alle gelten. Gelten müssen.

Wir müssen bereit sein, in Fällen, wo diese Grenzen nicht eingehalten werden, mit aller Härte des Gesetzes einzugreifen.
Stimme dir da voll zu, Volksgruppen einfach so nebeneineander her leben zu lassen geht meist schief. Es muessen Gemeinsamkeiten entwicklet werden bzw. gemeinsame Ziele für sich und das Land bzw. der Gesellschaft.
Jeder ist zwar verschieden, aber alle (oder besser die Mehrheit, weil alle werden es ja nie) ordnen sich den selben Ziel unter, zudem sich die Mehrheitsgesellschaft entschlossen hat. Das GG ist sowas und wenn man Diskussionen verfolgt, wird dieser kleinste, aber wichtigste gemeinsame Nenner, immer wieder bemüht.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Provokateur »

Ruanda ist auch ein Beispiel für "erzwungene" Segregation.
Tutsi und Hutu waren nämlich lange Zeit keine getrennten Volksgruppen, sondern ein Volk aus nomadischen und sesshaften Teilgruppen.

Erst die Deutschen, Briten und Belgier als Kolonialmacht unterteilen dieses Volk in zwei Gruppen. Ein Völkermord war die Folge.
Nein, man muss die Erze nehmen, die man hat, und eine Legierung gießen. Das sorgt für dauerhaften Frieden.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von palulu »

Ruanda, Jugoslawien....das ist polemisch.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von palulu »

Liegestuhl hat geschrieben:(16 Feb 2016, 20:11)

Gibt es solche Debatten? Die Frage ist durchaus ernst gemeint.

Woran machst du fest, dass ihr in diesen Debatten nahtlos eingedeutscht werden sollt?


Welcher Deutsche akzeptiert die gesamtkulturellen Differenzen zwischen einem Deutschen und einem Deutschtürken?
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Teeernte »

palulu hat geschrieben:(17 Feb 2016, 20:49)

Welcher Deutsche akzeptiert die gesamtkulturellen Differenzen zwischen einem Deutschen und einem Deutschtürken?
Liegt der mir auf der Tasche oder nicht.... das ist die Frage...
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Päule0815 »

palulu hat geschrieben:(17 Feb 2016, 20:49)

Welcher Deutsche akzeptiert die gesamtkulturellen Differenzen zwischen einem Deutschen und einem Deutschtürken?

Welcher Deutschtürke tut das?

Die Bezeichung Deutschtürke allein offenbart eine hausgemachte Zerrissenheit.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Aus meiner Sicht ist dieses Gefühl der Besonderheit
eine reine Bildungsfrage, und zwar auf beiden Wegen
in unsere deutsche Gesellschaft.

Das hat der Teilnehmer Provokateur eigentlich umfas-
send beschrieben.

Je bildungsferner, desto weniger sind Menschen im Stande,
den jeweils anderen als Mitmenschen und gleichwertig an
zu erkennen und sich auf dessen Vorstellungen gedanklich
ein zu lassen.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von watisdatdenn? »

palulu hat geschrieben:(17 Feb 2016, 20:47)

Ruanda, Jugoslawien....das ist polemisch.
multikulturelle/multiethnische gesellschaften sind instabiler nach innen. das wird wohl kaum jemand bezweifeln und gerade türkischstämmige sollten das mit der erfahrung ihrer ahnen aus dem osmanischen reich und aktuell der erfahrung der türkei mit den kurden wissen.

der preis einer verschmolzenen einheitlichen ethnie (türkischstämmige = deutsche) ist aber die verwischung der kulturen.. es gibt weniger klare kante was überhaupt deutsch ist (heute nur noch: deutsche sprache und deutscher pass) und dadurch weniger identifizierung. dem kann man als nation nur entgegentreten, indem man keine anderen hereinlässt (siehe japan), was wir in deutschland aber nicht machen. Also müssen wir den preis einer unklar definierten nationalen kultur akzeptieren, wenn wir keine inneren ethnischen spannungen wollen.

bayern geht etwas anders vor. hier werden migraten möglichst assimiliert und nicht nur integriert, d.h. wenn möglich verlieren sie ihre alte kultur, und gewinnen dafür die bayrische. funktioniert natürlich auch nicht perfekt, aber die bayrische kultur ist aktuell noch etwas definierter als die deutsche.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Provokateur »

palulu hat geschrieben:(17 Feb 2016, 20:47)

Ruanda, Jugoslawien....das ist polemisch.
Bisschen wenig als Antwort. Ich hätte zumindest Gegenbeispiele erwartet, in denen Segregation und Einteilung in unterschiedliche Subgruppen keinen negativen Effekt gehabt hätte.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Julian »

palulu hat geschrieben:(17 Feb 2016, 20:49)

Welcher Deutsche akzeptiert die gesamtkulturellen Differenzen zwischen einem Deutschen und einem Deutschtürken?
Leider ist da historisch einiges schief gelaufen, wohl von beiden Seiten aus.

Prinzipiell erwarte ich von Einwanderern, dass sie sich für die neue Heimat begeistern; schließlich muss es ja einen Grund geben, dass sie in ein bestimmtes Land einwandern wollen. Selbstverständlich können gewisse kulturelle Eigenheiten mitgenommen werden, aber die Loyalitäten müssen klar sein. Wenn jemand nach Deutschland einwandert, erwarte ich von ihm, dass er Deutscher werden will, und dass er seine Kinder als Deutsche aufwachsen sehen will. "Deutsch" in diesem Sinne hat dann selbstverständlich eine weitere, umfassendere Bedeutung als "deutsch" im traditionellen Sinne.

Auf der anderen Seite dürfen Einwanderer dann auch erwarten, dass sie nach einiger Zeit voll akzeptiert werden, nicht nur als Gäste oder als "ausländische Mitbürger", sondern als vollwertige Staatsbürger. Beispielsweise darf es für die Karriere nicht von Belang sein, ob man nun Schmidt oder Yilmaz heißt, ob man zu Jahwe oder Allah betet, oder ob man Schnitzel oder Döner isst.

All dies hat bisher nur begrenzt stattgefunden. Ich kenne wenige Deutsche türkischer Herkunft, die sich selbstbewusst als Deutsche sehen und zu 100% für dieses Land eintreten; viele sehen sich als Türken, obwohl ihnen bei Türkeibesuchen dann doch häufig klar wird, dass sie dort nicht zu Hause sind. Ich war allerdings ziemlich geschockt, in welchem Ausmaß nach Erdogans Wahlsieg in Deutschland gefeiert wurde. Da gab es Autokorsos und Fahnenschwenken, die die Loyalitäten nur zu schmerzhaft deutlich gemacht haben. Auf der anderen Seite gibt es auch immer noch viele autochthone Deutsche, die Schwierigkeiten haben, einen Deutschen türkischer Herkunft als vollwertigen Deutschen zu betrachten.

In gewissem Sinne ist dies auch ein Teufelskreis und letztlich Folge nicht der aktuellen Politik, sondern den spezifischen Umständen der Gastarbeitermigration in den 1960er- bis 1980er-Jahren geschuldet.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

"Ich war allerdings ziemlich geschockt, in welchem Ausmaß nach Erdogans Wahlsieg in Deutschland gefeiert wurde. Da gab es Autokorsos und Fahnenschwenken, die die Loyalitäten nur zu schmerzhaft deutlich gemacht haben. Auf der anderen Seite gibt es auch immer noch viele autochthone Deutsche, die Schwierigkeiten haben, einen Deutschen türkischer Herkunft als vollwertigen Deutschen zu betrachten."

Diese Fahneschwenker sieht man natürlich; jene,
die sich davon ferngehalten haben sind sicher weniger
auffällig. Das Thema Bildungsferne sollte nicht ver-
nachlässigt werden. Bildungsferne und Begeisterung
für "starke Männer" gehören leider zusammen... das
politische Leben wird durch das Bekenntnis zu "starken
Männern" sehr viel einfacher.

Diese Feststellung ersteckt sich auch auf unsere alt-
eingesessenen Landsleute; das Fremde wird eben nicht
neugierig beäugt und befragt, sondern erst einmal ab-
gelehnt... was oft genug auch nicht unvernünftig ist, wenn
die Kenntnisse erworben wurden. Ohne diese Mühe
lebt es sich einfacher.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von bakunicus »

Julian hat geschrieben:(18 Feb 2016, 09:41)

Leider ist da historisch einiges schief gelaufen, wohl von beiden Seiten aus.

Prinzipiell erwarte ich von Einwanderern, dass sie sich für die neue Heimat begeistern; schließlich muss es ja einen Grund geben, dass sie in ein bestimmtes Land einwandern wollen. Selbstverständlich können gewisse kulturelle Eigenheiten mitgenommen werden, aber die Loyalitäten müssen klar sein. Wenn jemand nach Deutschland einwandert, erwarte ich von ihm, dass er Deutscher werden will, und dass er seine Kinder als Deutsche aufwachsen sehen will. "Deutsch" in diesem Sinne hat dann selbstverständlich eine weitere, umfassendere Bedeutung als "deutsch" im traditionellen Sinne.

Auf der anderen Seite dürfen Einwanderer dann auch erwarten, dass sie nach einiger Zeit voll akzeptiert werden, nicht nur als Gäste oder als "ausländische Mitbürger", sondern als vollwertige Staatsbürger. Beispielsweise darf es für die Karriere nicht von Belang sein, ob man nun Schmidt oder Yilmaz heißt, ob man zu Jahwe oder Allah betet, oder ob man Schnitzel oder Döner isst.

All dies hat bisher nur begrenzt stattgefunden. Ich kenne wenige Deutsche türkischer Herkunft, die sich selbstbewusst als Deutsche sehen und zu 100% für dieses Land eintreten; viele sehen sich als Türken, obwohl ihnen bei Türkeibesuchen dann doch häufig klar wird, dass sie dort nicht zu Hause sind. Ich war allerdings ziemlich geschockt, in welchem Ausmaß nach Erdogans Wahlsieg in Deutschland gefeiert wurde. Da gab es Autokorsos und Fahnenschwenken, die die Loyalitäten nur zu schmerzhaft deutlich gemacht haben. Auf der anderen Seite gibt es auch immer noch viele autochthone Deutsche, die Schwierigkeiten haben, einen Deutschen türkischer Herkunft als vollwertigen Deutschen zu betrachten.

In gewissem Sinne ist dies auch ein Teufelskreis und letztlich Folge nicht der aktuellen Politik, sondern den spezifischen Umständen der Gastarbeitermigration in den 1960er- bis 1980er-Jahren geschuldet.
dann frag dich doch mal wie es dazu gekommen ist.
die türkischen einwanderer sind als "gastarbeiter" gekommen, und 35 jahre lang auch so behandelt worden.
"deutschland ist kein einwanderungsland", das war das große ausrufezeichen der CDU/CSU, und in dieser vorstellung sollten die "gäste" alle wieder zurückkehren in die türkei.
wie wir heute wissen ist es ganz anders gekommen, und erst unter der regierung schröder haben nun die kinder der türkischen einwanderer wenigstens die wahl (bis zum 21. lebensjahr), ob sie die deutsche oder türkische staatsbürgerschaft annehmen wollen.

die türken sind (anders als z.b. die rußlanddeutschen) 35 jahre lang niemals eingeladen worden deutsche staatsbürger zu werden, ganz im gegenteil.
sie sollten sogar ihre sprache und kultur bewahren, auch explizit bei ihren kindern, damit sie wieder in ihre heimat zurückkehren.
und dafür verantwortlich ist die deutschtümelei und falsche politik der unionsparteien, niemand anders.

und den gleichen fehler machen wir heute schon wieder, mit den flüchtlingen aus dem irak und syrien.
von denen werden nämlich aller voraussicht und erfahrung nach viele bleiben ...
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Julian »

H2O hat geschrieben:(18 Feb 2016, 11:31)
Diese Fahneschwenker sieht man natürlich; jene,
die sich davon ferngehalten haben sind sicher weniger
auffällig. Das Thema Bildungsferne sollte nicht ver-
nachlässigt werden. Bildungsferne und Begeisterung
für "starke Männer" gehören leider zusammen... das
politische Leben wird durch das Bekenntnis zu "starken
Männern" sehr viel einfacher.
Klar, es fällt auf, wenn Erdogan in Deutschland Stadien füllt und es nach seinem Sieg Autokorsos in deutschen Großstädten gibt. Die vielen gut integrierten Deutschen türkischer Herkunft, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland sehen und sich hier, und nicht in der Türkei engagieren, sind weniger sichtbar. Es gibt ja mittlerweile auch eine beachtliche, gut integrierte deutschtürkische Mittelschicht, gerade hier in Süddeutschland.

Natürlich war ein Problem der Gastarbeitermigration, dass vor allem wenig gebildete Leute aus ländlich-rückständigen Regionen der Türkei nach Deutschland gekommen sind, und nicht, wie im Falle Irans, eine eher bürgerlich-fortschrittliche Schicht. Deswegen ist es nicht so verwunderlich, dass der Bildungserfolg von Menschen türkischer Herkunft unter dem der deutschen Gesamtbevölkerung liegt, während das Gegenteil für Menschen iranischer Herkunft gilt. Ich hatte einmal auch mit türkischen Austauschstudenten aus urbanen, bildungsbürgerlichen Schichten Istanbuls zu tun; die waren im Schnitt ganz anders drauf als unsere Deutschtürken und haben sich denen auch nicht besonders verbunden gefühlt.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Julian »

bakunicus hat geschrieben:(18 Feb 2016, 11:43)

dann frag dich doch mal wie es dazu gekommen ist.
die türkischen einwanderer sind als "gastarbeiter" gekommen, und 35 jahre lang auch so behandelt worden.
"deutschland ist kein einwanderungsland", das war das große ausrufezeichen der CDU/CSU, und in dieser vorstellung sollten die "gäste" alle wieder zurückkehren in die türkei.
wie wir heute wissen ist es ganz anders gekommen, und erst unter der regierung schröder haben nun die kinder der türkischen einwanderer wenigstens die wahl (bis zum 21. lebensjahr), ob sie die deutsche oder türkische staatsbürgerschaft annehmen wollen.

die türken sind (anders als z.b. die rußlanddeutschen) 35 jahre lang niemals eingeladen worden deutsche staatsbürger zu werden, ganz im gegenteil.
sie sollten sogar ihre sprache und kultur bewahren, auch explizit bei ihren kindern, damit sie wieder in ihre heimat zurückkehren.
und dafür verantwortlich ist die deutschtümelei und falsche politik der unionsparteien, niemand anders.

und den gleichen fehler machen wir heute schon wieder, mit den flüchtlingen aus dem irak und syrien.
von denen werden nämlich aller voraussicht und erfahrung nach viele bleiben ...
Das bestreite ich ja gar nicht. Allerdings ging dies von beiden Seiten aus. Die türkischen Kinder, mit denen ich zur Schule gegangen bin in den Achtzigerjahren, wollten nie Deutsche werden. Selbst heute nehmen viele den Pass, sehen aber ihre Loyalität woanders.

Mit den gegenwärtigen Flüchtlingen werden wir mindestens ebenso viele Probleme bekommen, weil wir viel zu viele hereinlassen. Kein Land der Welt kann so eine hohe Zahl an Menschen integrieren. Auch unterbleibt wieder die Kontrolle der Gesinnung. So sind unter den Flüchtlinge viele, die den Westen und damit auch Deutschland verabscheuen. Die wollen gar nicht integriert werden und sollten folgerichtig auch gar nicht hereingelassen werden.

Die Probleme mit den Flüchtlingen führen dann andererseits auch wieder zu einem dumpfen Ausländerhass in weiten Teilen der Bevölkerung. So pendelt Deutschland eben munter zwischen den Extremen, anstatt endlich einmal ein vernünftiges Maß zu finden für eine rationale Einwanderungspolitik.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Liegestuhl »

H2O hat geschrieben:Diese Fahneschwenker sieht man natürlich; jene,
die sich davon ferngehalten haben sind sicher weniger
auffällig.
Die AKP hat in Deutschland 60% der Stimmen geholt.

http://secim.haberler.com/2015/almanya-secim-sonuclari/

Das ist schon eine deutliche Aussage.
Ich schulde dem Leben das Leuchten in meinen Augen.
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bakunicus
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von bakunicus »

Julian hat geschrieben:(18 Feb 2016, 11:47)



Natürlich war ein Problem der Gastarbeitermigration, dass vor allem wenig gebildete Leute aus ländlich-rückständigen Regionen der Türkei nach Deutschland gekommen sind, und nicht, wie im Falle Irans, eine eher bürgerlich-fortschrittliche Schicht. Deswegen ist es nicht so verwunderlich, dass der Bildungserfolg von Menschen türkischer Herkunft unter dem der deutschen Gesamtbevölkerung liegt, während das Gegenteil für Menschen iranischer Herkunft gilt. Ich hatte einmal auch mit türkischen Austauschstudenten aus urbanen, bildungsbürgerlichen Schichten Istanbuls zu tun; die waren im Schnitt ganz anders drauf als unsere Deutschtürken und haben sich denen auch nicht besonders verbunden gefühlt.
das war überhaupt kein problem in der 1. generation.
diese menschen haben alle anstellung und beschäftigung gefunden, hatten einkommen für ihre familien, und sind niemandem zur last gefallen.
es ist die 2. und 3. generation, die überdurchschnittlich viele probleme hat und macht ...

und das trifft sogar auf die gut ausgebildeten zu; mittlerweile gehen die kinder der gastarbeiter mit universitätsabschlüßen zurück in die türkei, weil sie dort bessere berufliche perspektiven finden als in deutschland.
ein türkischer familienname ist ein massives einstellungshindernis
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

"Ich hatte einmal auch mit türkischen Austauschstudenten aus urbanen, bildungsbürgerlichen Schichten Istanbuls zu tun; die waren im Schnitt ganz anders drauf als unsere Deutschtürken und haben sich denen auch nicht besonders verbunden gefühlt."

Diese Erfahrungen habe ich auch gemacht;
dienstlich hatte ich mit gebildeten Türken zu
tun. In der Tat waren die nicht gerade versessen
darauf, mit unseren Gastarbeitern in ein Gespräch
zu gelangen.

Wobei mir fern liegt, mich über unsere türkischen
Gastarbeiter abfällig zu äußern. Dagegen sprechen
Schulerfolge vieler Kinder aus diesen Familien und
ihr beruflicher Aufstieg in unserer Gesellschaft.

Ich bleibe deshalb bei meiner "Theorie", daß Bildung
die bestmögliche Maßnahme für die Integration in
unsere deutsche Gesellschaft ist... auch mit Blick
auf unsere alteingesessenen bildungsfernen Mitbürger.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Liegestuhl hat geschrieben:(18 Feb 2016, 11:56)

Die AKP hat in Deutschland 60% der Stimmen geholt.

http://secim.haberler.com/2015/almanya-secim-sonuclari/

Das ist schon eine deutliche Aussage.
Möglicherweise unterliegen Sie hier einem Trugschluß:

An den 60% der abgegebenen Stimmen für die AKP zweifele
ich gar nicht. Die wesentliche Frage wäre aus meiner Sicht
aber, wieviele bekennende "Deutschtürken" sich über-
haupt zur Stimmabgabe entschlossen hatten, ob nun mit
einer alleinig türkischen oder zwei Staatsangehörigkeiten.

Ganz so einfach kann man so eindeutige Statistiken also
doch nicht deuten.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von jellobiafra »

Worin besteht denn eine gesamtkulturelle Differenz zwischen den Deutschtürken und den Deutschen. Das muss doch ausgeführt werden.
Dann kann der Deutsche sagen, okay diese Differenz akzeptiere ich, denn so möchte ich nicht sein, aber damit kann ich leben, wenn andere so sind. Und dann kann er auch sagen, diesen Teil der Differenz
aktzeptiere ich nicht, denn so sollte hier in Deutschland niemand sein.
Demolit

Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Demolit »

H2O hat geschrieben:(18 Feb 2016, 12:11)

Möglicherweise unterliegen Sie hier einem Trugschluß:

An den 60% der abgegebenen Stimmen für die AKP zweifele
ich gar nicht. Die wesentliche Frage wäre aus meiner Sicht
aber, wieviele bekennende "Deutschtürken" sich über-
haupt zur Stimmabgabe entschlossen hatten, ob nun mit
einer alleinig türkischen oder zwei Staatsangehörigkeiten.

Ganz so einfach kann man so eindeutige Statistiken also
doch nicht deuten.

als Zahlenmaterial aus der ersten vom Sultan später ins nicht mehr Gültige gedrehten Wahl:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/w ... 37673.html
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Demolit hat geschrieben:(18 Feb 2016, 20:48)

als Zahlenmaterial aus der ersten vom Sultan später ins nicht mehr Gültige gedrehten Wahl:

http://www.spiegel.de/politik/ausland/w ... 37673.html
Ja, vielen Dank, das hatte ich auch schon vermutet!
Wahlbeteiligung zwischen 37% und 44%; dabei muß
man berücksichtigen, daß nur jene sich auf den Weg
zum Konsulat gemacht haben werden, die politisch
ein besonderes Interesse an diesen Wahlen hatten.

Da wir aber hier über "Deutschtürken" reden, müssten
jene Teilnehmer mit 2 Pässen (einer deutsch, einer türkisch)
heraus gezogen werden... das ist natürlich gar nicht
so leicht möglich. Schon gar nicht zu machen sein dürfte
aber eine Aufteilung AKP "Deutschtürken" und AKP "Türken
in Deutschland".

Ist aber auch nicht so wichtig, meine ich.

Dumme Frage an unsere "Deutschtürken": Sind in Deutsch-
land lebende Türken ohne deutschen Paß auch in Ihrem
Sinne "Deutschtürken", oder verstehen Sie darunter
Deutsche mit türkischen Wurzeln, aber nicht mit türkischem
Paß, oder nur Inhaber zweier Pässe?

Wobei Deutsche sich doch gar nicht an türkischen Wahlen
beteiligen konnten... meine ich.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

jellobiafra hat geschrieben:(18 Feb 2016, 20:39)

Worin besteht denn eine gesamtkulturelle Differenz zwischen den Deutschtürken und den Deutschen. Das muss doch ausgeführt werden.
Dann kann der Deutsche sagen, okay diese Differenz akzeptiere ich, denn so möchte ich nicht sein, aber damit kann ich leben, wenn andere so sind. Und dann kann er auch sagen, diesen Teil der Differenz
aktzeptiere ich nicht, denn so sollte hier in Deutschland niemand sein.
Das kann Ihnen doch nur ein "Deutschtürke" erklären!

Ich glaube bis dahin weiterhin, daß die kulturelle Spreizung
innerhalb der Gruppe "Deutschtürken" größer sein dürfte
als zwischen Deutschen und "Deutschtürken" der gleichen
Bildungsschicht.

Das sind meine eigenen Erfahrungen, die natürlich nicht zu
einer allgemeinen Aussage taugen!
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Helmuth_123 »

Türken sind keine nationale Minderheit in Deutschland und werden es auch nie werden!
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von jellobiafra »

Also die Frage an die "Deutschtürken", wenn denn hier welche sind. Worin besteht die kulturelle Differenz?

Ich persönlich kenne auch einen "Deutschtürken", einen Kollege. Der legt erstens überhaupt keinen Wert auf
irgendeine "kulturelle Differenz",er ist kein Moslem (mehr) und hält Erdogan für einen Faschisten.
Er gehört einer deutschen Partei an und ist seit Jahrzehnten in der Gewerkschaft. Er ist Facharbeiter in einem technischen Beruf,
mir einem überdurchschnittlichen Gehalt.

Ist das jetzt der typische "Deutschtürke." Welcher andere "Deutschtürke" hat irgendein Mandat für ihn zu sprechen.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Provokateur »

Neues aus dieser Gruppe:
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... dogan.html
Türken mit deutschen Pass unterstützen die Kanzlerin mehr als den türkischen Präsidenten. Zu dem Schluss kommt eine Studie. Unter Migranten erster Generation ist die Zustimmung für Merkel höher als bei der zweiten Generation.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von SpukhafteFernwirkung »

die meisten deutschtürken, die ich kenne, grob überschlagen 80%, hegen patriotische gefühle nur für die türkei und haben den deutschen pass nur wegen der vorteile, die er mit sich bringt, eben dass man ned abgeschoben wird, wenn man in der disko einem schüchternen studenten das rechte auge rausgeprügelt hat.
das liegt aber auch daran, dass patriotismus in deutschland verpönt is, wir international wegen unserer kriegsschuld als loser gelten und die türkische führung großtürkische gefühle besser anspricht.
da sind wir selber schuld....- :|
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von imp »

Was unterscheidet heute also einen 18-jährigen Deutschsorben oder Deutschdänen von einem 18-jährigen Deutschtürken in Deutschland?
Der Deutschsorbe ist katholisch, der Deutschtürke ist Muslim, der Deutschdäne hat einen lustigen Akzent.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Provokateur hat geschrieben:(05 Mar 2018, 22:42)

Neues aus dieser Gruppe:
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... dogan.html
  • Unter Migranten erster Generation ist die Zustimmung für Merkel höher als bei der zweiten Generation.
Kein Wunder; die erste Generation ist eben lebenserfahrener als die zweite Generation. Die Älteren halten den Sultan für einen gefährlichen Flegel, und die Jüngeren sehen in ihm einen ganz tollen Hecht.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(05 Mar 2018, 23:00)

Der Deutschsorbe ist katholisch, der Deutschtürke ist Muslim, der Deutschdäne hat einen lustigen Akzent.
Ich habe noch einmal nachgesehen: Es ist richtig, daß heute die größere Zahl der Sorben katholisch ist; die waren früher deutlich in der Minderheit gegenüber protestantischen Sorben. Die protestantischen Sorben haben sich der Germanisierungspolitik Preußens aufgeschlossener gezeigt und so im 19. Jahrhundert ihr Sorbentum aufgegeben. Die sorbische Sprache der protestantischen Sorben wird nur noch in wenigen Sprachvereinen gepflegt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sorben und dort "Religion"
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Quatschki »

Es gibt das Beispiel deutscher Auswanderer und deren Nachfahren, der Auslandsdeutschen,
die sich da teils völlig assimiliert haben, teils als geschlossene Siedlungsgruppe Parallelgesellschaften gebildet haben, weil die Gesellschaften, die sie vorfanden, sich zu sehr von ihren eigenen Vorstellungen unterschieden.
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von imp »

Provokateur hat geschrieben:(05 Mar 2018, 22:42)

Neues aus dieser Gruppe:
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... dogan.html
Ja, warum auch nicht? Frau Merkel ist sehr beliebt.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von imp »

Quatschki hat geschrieben:(07 Apr 2018, 23:25)

Es gibt das Beispiel deutscher Auswanderer und deren Nachfahren, der Auslandsdeutschen,
die sich da teils völlig assimiliert haben, teils als geschlossene Siedlungsgruppe Parallelgesellschaften gebildet haben, weil die Gesellschaften, die sie vorfanden, sich zu sehr von ihren eigenen Vorstellungen unterschieden.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(08 Apr 2018, 08:30)

Colonia Dignidad?
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Die würden aber auch hier zu Lande in einer Parallelgesellschaft leben... wenn sie das nicht schon tun. Immerhin fordern diese frommen Leute unserer Erde nichts ab, was sie auf lange Sicht zerstören würde. Forderungen an den Staat kennen diese Menschen auch nicht. Die leben mit dem, was die von ihnen bewohnte Erde hergibt. Jede ihrer Siedlungen ist ein friedlicher Staat für sich.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Orbiter1 »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(08 Apr 2018, 08:30)

Ja, warum auch nicht? Frau Merkel ist sehr beliebt.
Zitat aus dem verlinkten Artikel. „Teilnehmer der Befragung waren allerdings nur Migranten, die sich für den deutschen Pass entschieden hatten.„ Bei Leuten die sich bewusst für den deutschen Pass entschieden haben hätte ich mit einem erheblich größeren Vorsprung von Merkel gegenüber Erdogan gerechnet.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Fuerst_48 »

Gibt es eigentlich schon viele Regionen, wo sie nicht mehr Minderheiten sondern Mehrheiten darstellen?
Bei uns in manchen Pflichtschulen ist das der Fall. Um die 90% mit nichtdeutscher Muttersprache. Ich spreche von Städten wie Wien und Graz...
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Nun ja, natürlich gibt es in Berlin oder im alten Industrierevier (Kohle, Stahl) Bezirke, die überwiegend türkische oder deutsch-türkische Bewohner haben. Aber diese Mitbürger mit Migrationshintergrund werden ihrerseits eingefaßt in arabische und nordafrikanische Zuwanderer der letzten 10 bis 15 Jahre. So "richtig türkisch" ist das wohl doch sehr selten geblieben, auch weil es gesellschaftliche Aufsteiger gibt, die diese Bezirke dann verlassen und in der Mehrheitsbevölkerung aufgehen.

Man muß diese Menschen wohl vergleichen mit den Zuwanderern aus ehemals preußischen Gebieten Polens, die vor und nach dem 1. Weltkrieg in deutsche (preußische) Industriegebiete einströmten, um dort ihr Brot zu verdienen. Die sind inzwischen so weit in unsere deutsche Gesellschaft eingewachsen, daß sie als ansprechbare Gruppe kaum noch zu erkennen sind. Und so geht es nun auch mit den polnischen Zuwanderern unserer Tage, die nach Deutschland kommen, um hier etwas besser leben zu können als in der alten Heimat. Nach 4 Generationen ebnen sich die Unterschiede ein... wir haben uns verändert, und die eben auch.

Otto Reutter irrte: Nicht in 50 Jahren ist alles vorbei, aber wohl in 100 Jahren.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Quatschki »

H2O hat geschrieben:(08 Apr 2018, 11:47)

Man muß diese Menschen wohl vergleichen mit den Zuwanderern aus ehemals preußischen Gebieten Polens, die vor und nach dem 1. Weltkrieg in deutsche (preußische) Industriegebiete einströmten, um dort ihr Brot zu verdienen. Die sind inzwischen so weit in unsere deutsche Gesellschaft eingewachsen, daß sie als ansprechbare Gruppe kaum noch zu erkennen sind.
Der Vergleich hinkt insofern, als es zwischen Polen und Deutschen immer engste wirtschaftliche, kulturelle und sonstige Kontakte gegeben hat. Berlin, Königsberg, Danzig und Warschau standen sich jahrhundertelang näher als Berlin und das Rheinland.

Außerdem zeigen Länder wie Syrien oder Irak, dass es diesen Schmelztiegel nicht zwangsläufig gibt, wo Menschen zusammen leben,
dass Schiiten und Sunniten, Aleviten, Jesiden, Kurden, Christen und Juden trotz engsten räumlichen Nebeneinanders nicht im Laufe der Jahrhunderte ineinander aufgegangen oder wenigstens über familiäre Bande miteinander verwoben sind.
Oder Indien?!
Da weiß man als Außenstehender meist nur, dass es ziemlich kompliziert sein soll mit den Volksgruppen, Kasten und Religionen. Und bei weitem nicht jeder Mob, der da durchdreht, ein harmloser Flashmob ist.
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von H2O »

Quatschki hat geschrieben:(08 Apr 2018, 13:50)

Der Vergleich hinkt insofern, als es zwischen Polen und Deutschen immer engste wirtschaftliche, kulturelle und sonstige Kontakte gegeben hat. Berlin, Königsberg, Danzig und Warschau standen sich jahrhundertelang näher als Berlin und das Rheinland.

Außerdem zeigen Länder wie Syrien oder Irak, dass es diesen Schmelztiegel nicht zwangsläufig gibt, wo Menschen zusammen leben,
dass Schiiten und Sunniten, Aleviten, Jesiden, Kurden, Christen und Juden trotz engsten räumlichen Nebeneinanders nicht im Laufe der Jahrhunderte ineinander aufgegangen oder wenigstens über familiäre Bande miteinander verwoben sind.
Oder Indien?!
Da weiß man als Außenstehender meist nur, dass es ziemlich kompliziert sein soll mit den Volksgruppen, Kasten und Religionen. Und bei weitem nicht jeder Mob, der da durchdreht, ein harmloser Flashmob ist.
Den Durchmischungsgrad auf dem platten Lande vergleiche ich lieber nicht; ich meinte schon die Bevölkerung in Ballungsgebieten von Industriestädten. In Damaskus würde ich erst einmal einen hohen Durchmischungsgrad erwarten... auch quer durch die Bekenntnisse. Dafür sprechen auch Berichte von vergleichsweise modern lebenden und gekleideten Städtern. In Tälern des Hinterlandes bleiben die Leute unter sich. Das könnte sich jetzt ändern mit der Vertreibung und Rückkehr.

Natürlich bekommen wir Wahrheit oder Irrtum erst in 100 Jahren heraus. Da können wir uns jetzt erzählen, was wir wollen. :)
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Re: Deutschtürken - Minderheit oder Migrantengruppe?

Beitrag von Hyde »

Quatschki hat geschrieben:(08 Apr 2018, 13:50)
Außerdem zeigen Länder wie Syrien oder Irak, dass es diesen Schmelztiegel nicht zwangsläufig gibt, wo Menschen zusammen leben,
dass Schiiten und Sunniten, Aleviten, Jesiden, Kurden, Christen und Juden trotz engsten räumlichen Nebeneinanders nicht im Laufe der Jahrhunderte ineinander aufgegangen oder wenigstens über familiäre Bande miteinander verwoben sind.
Es hat auch jahrhundertelang ein Nebeneinander oder sogar eine Feindschaft zwischen Katholiken und Protestanten in Deutschland gegeben. Vor einem Jahrhundert hätte man wohl auch nicht gedacht, dass diese konfessionellen Gräben in Deutschland je überwunden werden könnten. Und doch ist es geschehen.

Die verschiedenen Ethnien und Religionsgruppen werden auch in Zukunft in Deutschland zunehmend zusammenwachsen. Von heute auf morgen gelingt das aber nicht.
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