Cloudfox » Fr 18. Sep 2015, 20:44 hat geschrieben:
Ich meine, dass es hier unterschiedliche Motive, Gründe geben wird. Auffallend jedenfalls ist bei einer fremdenfeindlichen Wahrnehmung ein stark reduziertes Schema komplexer sozialer und kultureller Phänomene auf ein vereinfachendes *Gut/Böse*.
Die Einheimischen sind *Wir*, und angeblich Vorbild, die Guten und die Normalen sind angeblich der Standard (an denen sich andere vom Aussehen, der Kleidung....ausrichten sollten)...da stimme ich dir zu. Die Fremden sind die *Anderen* (Verbrecher, die Bedrohen, Stören, Gewalttätigen, Einbrecher, Eindringlinge ...) .
Die einfache Formel heißt tatsächlich auf den Sinngehalt minimiert
*Wir* sind die Guten, und sind gegen *die ( Anderen/Bösen)*.
also: *Wir* --> positiv – *Die* --> negativ
Um die eigenen Identität als Einzelpersonen /als Mitglieder einer Gruppe, Ethnie, Nation usw. zu konstruieren, ist durchaus notwenig und bedingt die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Vielfalt... Vollkommen in Ordnung, solange die Vielfalt nicht als bedrohlich wahrgenommen und die Unterschiede nicht zur politischen Manipulation benutzt werden....
Wenn das Bild verschroben, werden auch Informationen (zum Bsp. Statistiken) entsprechend interpretiert...oder einfach als die der *Lügenpresse* verworfen.
Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn Migranten sich eher zu Großstädten hingezogen fühlen sollten...mich persönlich stört das auch überhaupt nicht.
Übrigens kann man im Strang dieses Selbstverständnis erneut herauslesen: "Biodeutsche". Definiert wurde diese Spezies mit dem ariernachweishaften "drei Generationen Deutscher".
Man definiert sich eine Gruppe, in der die Teilnahme per "Geburtsrecht" absolut bombensicher ist. Das haben rechte Anschauungen irgendwie immer gemeinsam. Dabei ist es kein besonderes Verdienst, wenn die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern aus demselben Dorf stammen und deswegen auch nur blaue Augen und Flachshaar haben.
Das gibt meiner Erfahrung nach ein gewisses Selbstvertrauen: Das ist eine Identifizierung, für die man nichts machen musste, die man nicht verlieren kann.
Diese Selbstverständlichkeiten scheitern dann aber an den neuen Erfahrungen und müssen teils revidiert werden. Migranten ziehen eben wegen dieser erfundenen Gruppen in die Stadt, wo der soziale Druck geringer ist.
Ofmals schon habe ich beobachtet, dass man aus der bequemen Selbstsicherheit einer bombensicheren Zugehörigkeit ("Biodeutscher") andere Gruppen weniger menschlich erscheinen zu lassen versucht. So nennt man sich dann "Technokrat", "Klarsichtiger" und "Pragmatist" und macht die anderen Gruppen nur noch an Statistiken, wie hierzustrang, fest.
Letztendlich geht es doch Strangersteller nur noch darum, Migranten als abstrakte Menge zu bezeichnen und ihr Ab- und Zunehmen (abgesehen davon, dass die eingangs geposteten Zahlen nicht wirklich korrekt sind) in den Vordergrund zu stellen, als seien sie irgendwelche Heuschrecken, die einer selbstverständlichen, "natürlichen" Gruppe von "Biodeutschen" den Lebensraum wegnehmen wolle.
Bei Nachfragen, wie es Nathan getan hat, wie sich denn diese "Biodeutschen" definieren, wird deutlich, wie willkürlich und künstlich doch diese Scheinselbstsicherheit ist. Lächelnd und kopfschüttelnd zugleich sah ich, dass Loki nicht eine, nicht zwei Generationen bemaß, sondern gleich drei. Es gibt also unter Deutschen den geheimen Kodex, dass man nur in dritter Generation Deutschtümelei Biodeutsch sei. Warum dies aber von Bedeutung sei und warum man das "Bio-" nennt, ist bisher noch unklar. Aber so, wie sich das Weltbild zusammensetzt, wird es in seiner Unlogik auch immer mysteriös bleiben.
gentibus solidaritas, una fit humanitas.