sunny.crockett hat geschrieben:(24 Mar 2018, 23:15)
Aber das Problem des Islam liegt doch viel am Koran und der Sunna. Da gibt es Verhaltensregeln, die tatsächlich 1400 Jahre alt sind, und wenn du ehrlich bist, nicht 1400 Jahre Entwicklung mitgemacht haben, somit der Zeit vielleicht ein paar Jahrhunderte hinterherhinken. Und du sagts selbst wie wichtig dir Koran, Sunna, Allah und Muhammed sind.
Nun, wenn du dich in die Position eines Muslim hineinversetzen willst, musst du auch verstehen, dass wir davon fest überzeugt sind, dass der Koran die originalen unverfälschten Worte eines Wesens sind, dass über sämtliche reales & hypothetisches Wissen verfügt, alle Energie die und Intelligenz, aber auch Barmherzigkeit, Liebe und Zorn dieser Welt addiert astronomisch übersteigt. Ich weiß, dass bestimmt einige Leser schon bei der Hälfte abgeschaltet haben weil sie keine rationale und plausible Schlussfolgerungskette dazu sehen, aber ich denke es ist einfach wichtig wenn man das zumindest versteht, wenn man über Gläubige Menschen redet.
Dem zufolge glauben (fast) alle Muslime, dass die Worte dieses Wesens auch bis zum Ende der Zeit (falls es sowas gibt) seine Gültigkeit bewahren wird. Darüber kann man jetzt viel diskutieren wieso und wie man das so sehen kann, interessiert mich auch sehr brennend aber müsste man wohl einen anderen Thread finden.
Würde weniger sagen, dass das etwas mit Zeitgeist zutun hat. In sehr vielen Moscheen wird gepredigt, dass man den sukzessiven Vorgang der sog. "Mäßigung", "Liberalisierung" des Islam standhalten soll, was einige auch wieder mit einem "Feuer mit Feuer bekämpfen" wollen (provokativ seinen Glauben ausleben, schlechte Worte über Atheisten/Christen verlieren,..).
Würde jetzt einfach weniger abstrakt drum rum reden und lieber das einleitende Zitat vom Herrn Schreiber Stück für Stück kommentieren.
"Der rote Faden war schon die Warnung vor dem Leben draußen in Deutschland." Soweit noch im grasgrünen Bereich, in einem muslimischen Land sind dicke Casinos, Freudenhäuser, Gelatine im Essen und Bars wohl eher seltener (auch wenn die Tendez eine andere ist) als in Deutschland.
"Es ging immer darum zu sagen: Wir, die Muslime, und die anderen, die Christen, die Ungläubigen (...). Das gab es in verschiedenen Schattierungen, das gab es auch mal subtiler, mal war es sehr ausdrücklich," Finde ich so etwas schwammig, der ganze Satz wäre mir hilfreicher gewesen. Hat auf jeden Fall einen sehr "spaltenden" Beigeschmack und lässt vermuten, der Imam wäre Feindselig. An sich ist die Differenzierung von Leuten verschiedener Weltanschauungen ist selbst "ausdrücklich" noch im Grünen.
"da war die Rede davon, Deutschland will dich auslöschen," Das ist für mich in der Tat schon das Projizieren eines unausweichlichen Konflikts. Wenn der Imam das in einem passenden Kontext so wörtlich gesagt hat, ist mit Sicherheit bei einigen ein "Wir
gegen Die" im Kopf aufgeploppt und hängen geblieben. Wenn das in einem "es gibt Leute in Deutschland die haben Interesse daran, dass du deine Religion aufgibst, sei klug und nicht naiv" war, würde ich es jedoch anders sehen. Haben aber nun mal nur den Bericht zu der Moschee also nehmen wir es dem Thread zuliebe so hin.
"wie können wir hier standhaft bleiben," Grün.
"und dann gab es auch ganz konkret Hetze, wo gegen Juden und Jesiden gehetzt wurde," Das ist natürlich leider überhaupt nicht hilfreich wenn hier nicht steht was unter Hetze kategorisiert. Besonders wenn man in Betracht zieht, wie bestimmte Kreise auch in Deutschland jede Israel- oder Zionismuskritik als Antisemitismus einstufen. Würde ich ohne Farbe lassen, einfach nur Fragezeichen.
"wo gesagt wurde, man kann nicht Muslim und auch Demokrat sein." Bei dem hier würde ich mich wohl noch am ehesten gekratzt fühlen. Kommt aber auch darauf an in welchem Kontext, ob es nun bedeutet, Demokratie als dem Individuum übergeordnete Staatsform abzulehnen, oder nicht an demokratischen Prozessen wie der Wahl zB teilzunehmen (kenne einige Muslime die der Auffassung sind, sich an Gesetzesentwürfen zu beteiligen/sich daran zu beteiligen eine andere Staatsform als der Sharia auszubauen/zu modifizieren ist abzulehnen, solange das Recht auf persönliche Entfaltung, Meinungs-& Religionsfreiheit gegeben ist).
Alles in allem ist der Herr Schreiber mir da persönlich viel zu unkonkret und ein Skript einer Predigt hätte mir wohl viel mehr Erkenntnisse bieten können, als die Meinung und Interpretation des jungen Mannes.
(Mein Kommentar war natürlich komplett subjektiv)
Du sagst, die Sunna (was ich als Verhaltensregeln/Lebensweise definiere) sind auch für DICH wichtig, und du bist wohl nicht unter den konverativen Muslimen zu suchen.
Ob ich unter liberalen, konservativen oder weiß nicht welcher Rubrik von Muslimen bin vermag ich nicht sagen zu können, ich nehme einfach jeden Hadith des Propheten saws. sollte er authentischen Ursprungs sein hin, es sei denn es ist ein direkter Widerspruch zum Koran, was seine Authentizität eliminieren würde.
Das heisst aber, es gibt sehr viele Muslime (also der Großteil!), die diese Regeln viel enger sehen und möglichst kein Stück davon abweichen wollen. Du sagst ja selbst, 0-2% würden einen liberalen Islam mitgehen, demnach würden aber 98-100% auch in Deutschland den Lebensstil des arabischen Raumes importieren wollen.
Naja ganz so simpel ist es leider nicht, da schon ein einschneidend großer Teil der Muslime zwar gläubig sind, aber ihre Religion garnicht oder nicht in dem Maße praktizieren, wie sie es persönlich wollen. 0-2% würde ich für die "radikal" liberalen aus der Denkrichtung Ates schätzen, bei denen soweit ich weiß die Frauen vor den Männern beten.
Aber per se hast du schon recht, es gibt leider sehr sehr viele Muslime (nicht nur in DE) für die der Koran und Sunna bzw eine ganz bestimmte Interpretation und Denkrichtung fest verankert ist. Frei nach dem Motto,"meine Mama oder mein Imam sagen, dass kann man nur so deuten und dann hat jemand der das anders aber auch plausibel erklärt völlig ein Rad ab und ich bezichtige ihm im krassesten Fall sogar des Unglaubens". So oder so ähnlich ist es leider bei vielen (schätze jedoch deutlich weniger als nicht-praktizierende) für die ihr Glaube in erster Linie ein Kulturgut auf das man laut und stolz zu pochen hat, statt einer einleuchtenden Erkenntnis und philosophischen wie innere Harmonie-stiftenden Komponente des Lebens.
Diese Regeln des Koran/Sunna haben aber wenig mit der westlichen Lebensweise zu tun, dürften auch nicht mit der Demokratie kompatibel sein.
Nun die Sunna ist primär eine Etikette und Leitfaden, wie der Prophet saws den Koran praktiziert hat, auch wenn er natürlich eine Informationsquelle ist. Dass Muslime daran gehalten sind, sich mit deutschen demokratischen Gesetzen arrangieren zu müssen, ist auch die Frage der Kompatibilität meines Erachtens beantwortet.
Man erwartet bei den Muslimen ein Entgegenkommen der westlichen Welt, obwohl man selbst möglichst keine Anpassungen dulden will. Ich denke, der Islam ist da viel intolleranter - man könnte ja mal in islamischen Ländern Alkohol und Bikinis am Strand fordern, da gäbe es nicht mal eine Diskussion, da wäre man seines Lebens nicht mehr sicher. Von Europa oder Deutschland fordert man aber solche Zugeständnisse, wenn da bestimmte Vorderungen abgelehnt werden, ist man islamophob.
Nun in vielen, vermutlich sogar der Mehrheit der muslimischen Länder sind Alkohol und Bikini am Strand mittlerweile Alltag. Sicher gibt es da einige Ausnahmen (Golfstaaten, Iran,...) aber im großen und ganzen ist das keine große Debatte.
In einem islamischen Land wäre es im Gegensatz zu Saudi Arabien kein Verbrechen, wenn nicht-Muslime beispielsweise Alkohol trinken oder Schweinefleisch essen, da sie nicht an islamisches Recht gebunden sind. Zeiten in denen in einem muslimischen Land islamische Werte vertreten wurden, sind aber wohl vorerst lediglich in Geschichtsbüchern nachzulesen.
Trotzdem verstehe und sehe ich auch, dass sich mittlerweile eine Art "islamophob"-Keule entwickelt hat, der auch besonders von Seiten der Muslime mal Differenzierung entgegengesetzt werden muss.
Grüße