Gretel » Sa 15. Nov 2014, 18:02 hat geschrieben:
Offensichtlich hat hier kaum jemand die Intention des Threads verstanden.
Es ging mir darum, dass extremistische islamistische Positionen, die im schlimmsten Falle zum Terrorismus, zur IS führen können,
nur von "Innen", also von strikten Muslimen, also am besten von den Salafisten SELBER - bekämpft werden können.
Beispielsweise von jenem "Jauch" Imam namens Abdul Adhim Kamouss, der in seinen Predigten gegen die IS mit theologischen Argumenten aufklärt - bzw menschlich/humanistisch wettert - und einen großen Einfluss auf die muslimische Jugend hat.
Der Typ wird von den Hardlinern total angefeindet als Verräter - denn er arbeitet mit bundesdeutschen Institutionen zusammen, in Projekten gegen Gewalt etc.
Er wird aber auch - teils - von den Medien angefeindet - und natürlich vom Stammtisch, der dieses fremdländisch anmutende "Gelaber über Allah" und seinen recht theatralisch arabischen Habitus sofort eintütet Richtung Ben Laden - mindestens.
Der ist natürlich kein puristischer Asket, sondern das ist ein politischer Mensch. Solche Leute müssen unterstützt werden - und irgendein Geschwätz, dass "der doch mal vor 6 Jahren aber gesagt hätte, die Frau müsse sich in gewissen Alltagsbelangen nach dem Manne richten" (was er inzwischen revidiert hat) ist völlig wumpe - zumal irgendwelche evangelistischen Sekten da noch
ganz andere Ansichten haben - darum gehts nicht.
Und wenn Leute den Koran im Einkaufzentrum verteilen, so ist das Religionsfreiheit! Ich feinde doch auch nicht die Zeugen Jehovas mit ihrem Wachturm an oder diese Mormonen, die mit der Bibel vorbeikommen. Meinetwegen dürfen auch die Scientologen ihren Kram machen. Alles, sofern es nicht gegen unsere Gesetze verstößt.
Wo sind wir denn?!
In einem Interview sagte der von mir so geschätzte Abduhl Adhim zu folgendem Video (welches zu Pro - und Contra - Polarisierungen in der muslimischen Welt führte)
diplomatisch, er fände es total super, diese von Gott geschenkte Lebensfreude zu zeigen,
das Glück zu feiern - aber als Imam müsse er nun sagen, dass man sich dabei doch keuscher bewegen solle.
Wir sind glücklicherweise nicht in Syrien, wo sich die Salafisten austoben können, sondern in einer freiheitlich demokratischen Rechtsordnung, welche gegen ideologisch motivierte Gewalt vor geht, wozu das Verbot terroristischer Gruppierungen gehört und die Einschränkung der Freiheit für deren Unterstützer.
Wenn du "glaubst", der Islam könne seine Radikalen am besten selbst bekämpfen, dann ist das dein "glaube". Er ist genau so hilfreich, wie den Opfern der Inquisition der Glaube, das Christentum könne sich nur selbst überwinden, der Juden, der Nationalsozialismus würde schon nicht einfach alle Umbringen, der glaube mit dem Ende des 3.Reiches gäbe es keine Rassisten und Neonazis mehr, Nationalismus sei überwunden oder sonst eine Ideologie. Es wurde tatsächlich noch keine Ideologie friedlich überwunden, von innen heraus. Das merken gerade alle Minderheiten im nahen- und mittleren Osten, die seit Jahrzehnten systematisch entrechtet und vertrieben werden. Die IS ist nur etwas gründlicher, als ihre Vorgänger, sie halten es nicht mehr für nötig, Ungläubige überhaupt noch zu dulden.
Ideologien sind Gedankenkonstrukte, Ideen, Weltanschauung, sie sind generell nicht zu überwinden, sie sind lediglich in Schach zu halten. Die Anzahl der Opfer politischer Gewalt hängt davon ab, wie effektiv man sie bekämpft und zwar dauerhaft, dann kann man sie klein halten. Aufklärung ist dabei ein Teil des Kampfes, gemäßigte zu Unterstützen auch. Der nahe- mittlere Osten, wo die Muslime die Mehrheit bilden, hat offenbar enorme Probleme darin, diese zu bekämpfen. Großteile der islamischen Welt sind genau umgekehrt ein gutes Beispiel dafür, das die Muslime den Islamismus selbst eben gerade nicht überwinden können, sie haben sich weitgehend als unfähig erwiesen, weil sie den Herrschaftsanspruch des Islam im alltäglichen Leben nicht aufgegeben haben. Den europäischen Kulturen gelingt das aufgrund anderer Traditionen schon wesentlich besser, auch deswegen, weil sie sich nicht blauäugig auf Aufklärung und Dialog verlassen, sondern bei den Extremisten am Ende auch hart durch greifen und sogar Kriege führen, wenn notwendig, zu historischen Zeiten auch Kriege gegen den Anspruch der christlichen Kirchen auf weltliche Herrschaft. Und so geht die Geschichte weiter, Extremisten sind zu bekämpfen, ob nun gegen das 3. Reich, den Kommunismus oder heute gegen den Islamismus geht und religiöser Extremismus ist kein Stück besser, als jeder andere Extremismus.
Der Imam, den du so schätzt, könnte der in Syrien frei predigen? In Saudi-Arabien oder im Iran? Versuche dort mal für den Säkularismus zu predigen, dann musst du sofort um dein Leben fürchten. Im Westen darf er das natürlich und das ist zu begrüßen, aber der Westen ist ganz bestimmt nicht das Zentrum des Islam.