Fehler werden nicht besser, wenn man sie wiederholt. Im Leistungskurs Geschichte hatte ich seinerzeit gelernt, dass das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg zwar verloren hatte, aber so schlecht nicht da stand. War man vorher eingekesselt zwischen diversen Großmächten, hatte man es im Süden und Osten nur noch mit kleineren Mächten zu tun, die sich wirtschaftlich prima hätten beherrschen lassen. Wobei auch der Ausgang des Ersten Weltkrieges nicht unvermeidlich war. Hätten die deutschen Generäle eingesehen, dass ein Siegfrieden nicht möglich sei und sich stattdessen eingegraben und nur noch verteidigt, hätte man auch ein günstigeres Ergebnis erreichen können. Da aber das Deutsche Reich 1. die Amerikaner in den Krieg zog und 2. die letzten Reserven nutzte, um sie völlig sinnlos 1918 noch einmal in die Offensive zu schicken und zu verheizen, war es schon bald derart erschöpft, dass nur noch die Kapitulation blieb. Überhaupt gehen neuere Autoren sehr hart mit den Fehlern des Deutschen Kaiserreichs ins Gericht.Tannenberg hat geschrieben:(25 Aug 2018, 18:19)
Wie hätte man denn ohne Krieg z.B. die vollständige Revision des Versailler Diktats erreichen sollen? Daß man mit Diplomatie keinen Quadratmeter deutschen Boden zurückgewinnen konnte, haben 15 Jahre Weimarer Republik bereits gezeigt. Und die Revision des Versailler Diktats war nun wahrlich kein genuin nationalsozialistisches Ziel, sondern eigentlich das vorrangige politische Ziel aller Patrioten im Deutschen Reich.
Da das Ergebnis des Ersten Weltkrieges wohl nicht schlimm genug war, musste wohl für die verblendeten Nazis und ihre Anhänger ein zweiter folgen. Dieser bestätigte dann nicht nur die Niederlage des Ersten Weltkrieges, sondern führte zu weit höheren Verlusten an Menschenleben und Territorium, zu Flucht und Vertreibung. Und natürlich zu der Teilung Deutschlands, die es nach dem Ersten Weltkrieg so noch nicht gab. War es das wert? Ich denke nicht!
Und zu den "pazifistischen Nazis": Nazideutschland war von Anfang an darauf getrimmt, wieder Krieg führen zu können. Wäre Hitler in den 1930ern durch ein Attentat ums Leben gekommen, hätten sich die Nazis dennoch totgerüstet. Und ohne die Möglichkeit, andere europäische Länder auszurauben, wäre das System noch viel früher in sich zusammengebrochen. Hitler suchte die Eskalation. Er brauchte sie auch. Und ohne äußeren Feinde -Juden, Franzosen, die Sowjetunion- wäre auch die vielbeschworene "Volksgemeinschaft" auseinandergefallen. Es blieb nur der Endsieg über die ganze Welt oder die totale Niederlage. In der Realität traf dann der zweite Fall ein.
Hitler hatte wohl nichts von oder über Napoleon gelesen. Sonst hätte er wissen müssen, was ihm in Russland drohte. Napoleon seinerseits war wie Hitler der Meinung, dass die Kampfmoral der alles entscheidende Faktor sei, der einem den Sieg bringe. Leider hatte er bzw. hatten sie nicht gesehen, dass in modernen Kriegen sehr stark der industrielle Ausstoß viel wichtiger ist als der individuelle Fanatismus.
Deutschland West ist jedenfalls mit der Kriegsniederlage nach dem Zweiten Weltkrieg nicht schlecht gefahren. Es durfte -ähnlich wie Japan- keine riesige Armee mehr unterhalten. Gleichzeitig stand es dennoch unter dem militärischen Verteidigungsschirm der USA. Und während die Sieger des Zweiten Weltkrieges dann im Kalten Krieg versuchten, sich gegenseitig totzurüsten, konnte die BRD das frei gewordene Kapital, das sonst für das Militär draufgegangen wäre, dazu nutzen, zu einem Wirtschaftswunderland zu werden.