gedenken? feiern?

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Nomen Nescio
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gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

so weit ich weiß wird nur in NL WK II auf zwei weisen »gefeiert«.
am 5.5.1945 kapitulierten die deutschen in NW-europa. NL gehörte auch dazu, und so können wir sagen »am 5.5. wurde NL befreit vom nazijoch«. darum ist der 5. mai in meinem land ein festtag.
am 4.5. gedenken wir aber die damals gestorben einwöhner. die juden, die sinti, die roma, die jehovazeugen,... und natürlich auch die gefallenen soldaten, die menschen die widerstand leisteten und dabei umkamen. die ermordeten geiseln, usw. usw.
zwei minuten (von 20.00-20.02) schweigt alles; fahren bussen usw nicht.

wir können sagen »viele haben ihre kräfte, ja ihr leben gegeben damit wir wieder freiheit haben«. was muß man aber bei euch sagen?
sie sind opfer von teufeln gewesen. ausländer erlösten euch jedenfalls von diesen schreckensherrschern. habt ihr aber freiheit bekommen? ich weiß es nicht. materiell, ja. aber geistig?
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imp
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von imp »

In Deutschland, wir feiern den 8. Mai als Befreiung vom Nationalsozialismus und den 3. Oktober, weil die Opfer zwar tot sind aber die Nation wieder zusammengeklebt werden konnte.
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Nomen Nescio
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(04 May 2018, 21:25)

In Deutschland, wir feiern den 8. Mai als Befreiung vom Nationalsozialismus und den 3. Oktober, weil die Opfer zwar tot sind aber die Nation wieder zusammengeklebt werden konnte.
die gefallenen werden also eigentlich nicht geehrt. das bedauere ich.

unzählig viel soldaten, an sich nicht nazi, sind gefallen für ihr vaterland. nicht für den gröfaz, noch herr großmaul, oder den dicken. und durch die wirrren des krieges ist auch eine unmenge zivilisten gestorben. daneben gibt/gab es zig verkrüppelten, (halb)waisen, usw, usf.

diese menschen sind allesamt kriegsopfer und verdienen n.m.m. eine eigene ehrung und erinnerung.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(04 May 2018, 22:39)

die gefallenen werden also eigentlich nicht geehrt. das bedauere ich.

unzählig viel soldaten, an sich nicht nazi, sind gefallen für ihr vaterland. nicht für den gröfaz, noch herr großmaul, oder den dicken. und durch die wirrren des krieges ist auch eine unmenge zivilisten gestorben. daneben gibt/gab es zig verkrüppelten, (halb)waisen, usw, usf.

diese menschen sind allesamt kriegsopfer und verdienen n.m.m. eine eigene ehrung und erinnerung.
Dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Es gab früher von Betroffenen und Angehörigen viele Gedenkveranstaltungen. Ich habe oft in einem KZ und in einer anderen Stadt an einem Gedenkstein der Opfer des Nazi gedacht, aber die Gruppen wurden immer kleiner.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(05 May 2018, 06:30)

Dazu gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. Es gab früher von Betroffenen und Angehörigen viele Gedenkveranstaltungen. Ich habe oft in einem KZ und in einer anderen Stadt an einem Gedenkstein der Opfer des Nazi gedacht, aber die Gruppen wurden immer kleiner.
eigentlich verstehe ich nicht daß die AfD dies nicht ausbeutet.

man merkt auch bei uns, daß die geschichte des WK II immer mehr vergangenheit wird. und gerade darum sollen wir darauf hämmern daß man nicht umsonst friede bekommt, sondern daß sie opfer kostet. materiell, aber auch körperlich.
darum finde ich es ein gutes zeichen daß die heutige jugend (in NL) mehr wissen will. die enkelkinder können nicht verstehen daß man einmal in der woche am abend keinen strom hatte. daß es rationierung gab und marken benötigt waren. wie gut erinnere ich mich noch 1948. als meine ältere schwester und ich eine winterjacke brauchten. marken :?: , ho, die gab es nicht. kurzentschlossen machte meine mutter von zwei wolldecken winterjacken. die meiner schwester war grau. die von mir hatte eine tarnfärbung die gut ins klo paßte.
sie fressen solche geschichten, besonders weil ich ja auch in indonesien einen bürgerkrieg erlebte und wir öfter beschossen wurden.
aber ja, meist wurde über die schreckliche zeiten bei uns nicht geschwiegen. beginnend 1932, als meine großeltern einen schiffsbrand erlebten, wobei ± 100 fahrgäste umkamen.

spielt bei euch vllt die gedanke, daß man am besten jene geschichte-epoche ganz verdringen kann? ich fürchte daß das vergebliche mühe ist.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von imp »

Nomen Nescio hat geschrieben:(05 May 2018, 13:09)

eigentlich verstehe ich nicht daß die AfD dies nicht ausbeutet.
Die AfD ist eine Partei von Leuten, die den Holocaust zwar peinlich finden, aber eine andere Lehre daraus ziehen als wir. Nützlich, den Arabern Antisemitismus vorzuhalten. Ansonsten etwas, woran man nicht erinnert werden will und das man weit von sich weist. Dabei stehen viele AfD-Mitglieder dem Antisemitismus indifferent bis bejahend gegenüber, solange man sie damit nicht in Verbindung bringt. Die AfD tut also gut daran, hier nicht punkten zu wollen - auch, weil die meisten Funktionäre von Judentum, Gewerkschaft und Antifaschismus sie mindestens verdächtig finden. Übrigens auch die Kirchen, nicht nur Herr Petry. Dass die Nazizeit und der Krieg immer mehr Geschichte werden, ist normal. Die letzten Zeitzeugen der Täter- und der Erlebnisgeneration sterben weg, selbst die Enkel sind nicht mehr jung. Bei den letzten KZ-Prozessen mit halbtoten Greisen auf der Anklagebank fragten sich nicht wenige, was das noch solle - öffentlich sagen wollten das aber die wenigsten. Es bietet eine Xhance, einen neuen Blick auf die Fragen zu finden, es bietet auch Gefahren.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von busse »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(05 May 2018, 13:22)

Die AfD ist eine Partei von Leuten, die den Holocaust zwar peinlich finden, aber eine andere Lehre daraus ziehen als wir. Nützlich, den Arabern Antisemitismus vorzuhalten. Ansonsten etwas, woran man nicht erinnert werden will und das man weit von sich weist. Dabei stehen viele AfD-Mitglieder dem Antisemitismus indifferent bis bejahend gegenüber, solange man sie damit nicht in Verbindung bringt. Die AfD tut also gut daran, hier nicht punkten zu wollen - auch, weil die meisten Funktionäre von Judentum, Gewerkschaft und Antifaschismus sie mindestens verdächtig finden. Übrigens auch die Kirchen, nicht nur Herr Petry. Dass die Nazizeit und der Krieg immer mehr Geschichte werden, ist normal. Die letzten Zeitzeugen der Täter- und der Erlebnisgeneration sterben weg, selbst die Enkel sind nicht mehr jung. Bei den letzten KZ-Prozessen mit halbtoten Greisen auf der Anklagebank fragten sich nicht wenige, was das noch solle - öffentlich sagen wollten das aber die wenigsten. Es bietet eine Xhance, einen neuen Blick auf die Fragen zu finden, es bietet auch Gefahren.

Ach ja ? Welche Lehre ziehen sie daraus ? Man weist es von sich? Habe ich nicht bemerkt bei der Feierstunde zum Holcaustgedenktag. Bestimmt kannst Du mir eine Quelle benennen die den Antisemitismus der AfD Mitglieder belegt die ja so bejahend sein sollen, Herr Gideon vielleicht ? Der große Unterschied ist der das die AfD nicht möchte das der Naziterror nicht bis zum Sanktnimmerleinstag als Druckmittel gegen Deutschland instrumentalisiert wird. Eigentlich verständlich und ganz einfach.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Alexyessin »

busse hat geschrieben:(08 May 2018, 08:26)

Ach ja ? Welche Lehre ziehen sie daraus ? Man weist es von sich? Habe ich nicht bemerkt bei der Feierstunde zum Holcaustgedenktag. Bestimmt kannst Du mir eine Quelle benennen die den Antisemitismus der AfD Mitglieder belegt die ja so bejahend sein sollen, Herr Gideon vielleicht ? Der große Unterschied ist der das die AfD nicht möchte das der Naziterror nicht bis zum Sanktnimmerleinstag als Druckmittel gegen Deutschland instrumentalisiert wird. Eigentlich verständlich und ganz einfach.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Senexx »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(04 May 2018, 21:25)

In Deutschland, wir feiern den 8. Mai als Befreiung vom Nationalsozialismus und den 3. Oktober, weil die Opfer zwar tot sind aber die Nation wieder zusammengeklebt werden konnte.
Am 8. Mai feiern wir nicht.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Alexyessin »

Senexx hat geschrieben:(08 May 2018, 09:11)

Am 8. Mai feiern wir nicht.
Wer ist denn wir?
Ich persönliche feier den Tag der Befreiung natürlich als solches. Nicht gerade mit Feuerwerk und Blasmusik, aber ich freue mich darüber, das an diesem Tag der Krieg vorbei und die in Deutschland lebenden Menschen vom Nazi-Terror bereit wurden. Und das feier ich.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Mir macht der Sinn der Überschrift schon einige Sorgen. Ich kann gut verstehen, daß der Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation der verbrecherischen Nazi-Herrschaft von unseren Nachbarn als Befreiung aus brutaler Herrschaft und zugleich als Gedenktag für ihre Opfer dieser verbrecherischen Herrschaft gewürdigt wird.

Aber daß wir Deutschen diesen Tag nun freudig als Befreiung vom Nazi-Joch feiern sollen, das erscheint mir denn doch zu viel des Abstands zum eigenen, selbst verschuldeten Schicksal unseres Volkes. Wir Deutschen mußten einen hohen Preis für die Verbrechen zahlen, die in unserem Namen verübt wurden. Eine Gedenkstunde im Bundestag wird dieser Schuld zum heutigen Datum sicher eher gerecht als die geheuchelte Befreiungsfeier zur "Befreiung" unter Verlust von 1/3 unseres Landes und dem Tod so vieler Heimatvertriebener nach dieser "Befreiung". Aus meiner Sicht war auch das ein Kriegsverbrechen, für das die Siegermächte nie zur Verantwortung gezogen wurden. Mit "Wer Wind sät, der wird Sturm ernten!" läßt sich diese Erinnerung nicht in ein freudiges Ereignis umrubbeln!
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von imp »

Alexyessin hat geschrieben:(08 May 2018, 09:14)

Wer ist denn wir?
Ich persönliche feier den Tag der Befreiung natürlich als solches. Nicht gerade mit Feuerwerk und Blasmusik, aber ich freue mich darüber, das an diesem Tag der Krieg vorbei und die in Deutschland lebenden Menschen vom Nazi-Terror bereit wurden. Und das feier ich.
Viele begehen diesen Tag, es gibt auch Veranstaltungen. Die einen freudig, manche auch etwas trotzig-aggressiv, manche nachdenklich, manche Ältere auch mehr aus dem Blickwinkel des Besiegtwordenseins.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Alexyessin »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(08 May 2018, 09:27)

Viele begehen diesen Tag, es gibt auch Veranstaltungen. Die einen freudig, manche auch etwas trotzig-aggressiv, manche nachdenklich, manche Ältere auch mehr aus dem Blickwinkel des Besiegtwordenseins.
Deswegen schreibe ich ja persönlich von ich. Meine Mutter, selbst aus Budweis vertrieben, feiert das auf ihre Weise " ist schon gut, das wir den Krieg verloren haben und die Nazis endlich weg waren ". Und das obwohl mein Opa selbst einer war.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Senexx »

Alexyessin hat geschrieben:(08 May 2018, 09:14)

Wer ist denn wir?
Ich persönliche feier den Tag der Befreiung natürlich als solches. Nicht gerade mit Feuerwerk und Blasmusik, aber ich freue mich darüber, das an diesem Tag der Krieg vorbei und die in Deutschland lebenden Menschen vom Nazi-Terror bereit wurden. Und das feier ich.
Ihre privaten Marotten seien Ihnen unbenommen.

Aber der 8. Mai ist bei uns weder Feier- noch Gedenktag.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Alexyessin »

Senexx hat geschrieben:(08 May 2018, 10:44)

Ihre privaten Marotten seien Ihnen unbenommen.

Aber der 8. Mai ist bei uns weder Feier- noch Gedenktag.
Gesetzlich natürlich nicht. Da hast du Recht.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Europa2050 »

Alexyessin hat geschrieben:(08 May 2018, 09:14)

Wer ist denn wir?
Ich persönliche feier den Tag der Befreiung natürlich als solches. Nicht gerade mit Feuerwerk und Blasmusik, aber ich freue mich darüber, das an diesem Tag der Krieg vorbei und die in Deutschland lebenden Menschen vom Nazi-Terror bereit wurden. Und das feier ich.
Da bin ich bei dir.
Hab das Thema mit meinem kleinen Sohn heute beim Frühstück angesprochen.
Natürlich war der Preis für die Kriegsgeneration hoch (hab auch vertriebene Deutsch-Böhmer in der Ahnengalerie).
Aber spätestens für meine und insbesondere seine Geneneration war die Niederlage ausschließlich ein Segen.

Und mein besonderer Dank gilt (bei allem sonstigen Unverständnis) an diesem Tag den Briten und ihrer Standhaftigkeit.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von imp »

Europa2050 hat geschrieben:(08 May 2018, 11:02)

Da bin ich bei dir.
Hab das Thema mit meinem kleinen Sohn heute beim Frühstück angesprochen.
Natürlich war der Preis für die Kriegsgeneration hoch (hab auch vertriebene Deutsch-Böhmer in der Ahnengalerie).
Aber spätestens für meine und insbesondere seine Geneneration war die Niederlage ausschließlich ein Segen.

Und mein besonderer Dank gilt (bei allem sonstigen Unverständnis) an diesem Tag den Briten und ihrer Standhaftigkeit.
Man sollte sich auch keine Illusionen machen: Was besseres als diesen Krieg zu beenden und das ganze Nazipack gründlich zu entmachten war für die Deutschen nicht drin. Dass sie in ihrer großen Mehrheit so wenig dazu beitrugen, aus den verschiedensten Gründen teils stillschweigend, teils begeistert bis zum Schluß die offenkundigsten Verbrechen wissend mittrugen, hat dazu beigetragen, dass der Krieg und Hitler so viele Opfer in Deutschland und darüber hinaus erforderte und dass die Nachkriegsordnung für viele persönlich bittere Einschnitte bereithielt.

Man stelle sich mal vor, Hitler hätte 1941-1943 ein Unentschieden erreicht, hätte sich mit USA und England irgendwie arrangiert und einer Rest-Sowjetunion einen unvorteilhaften schwebenden Waffenstillstand aufgenötigt. Diese Nazityrannei, der Mord am eigenen Volk, die Vernichtung von Kultur und Menschlichkeit hätte auf Jahrzehnte unglaubliche weitere Opfer gefordert und hätte auch alles Deutsche moralisch und ideell in einer Weise verwüstet, wie man es sich nicht vorstellen kann. Dieser Tag ist für Deutschland tatsächlich eine Befreiung, eine unglaubliche Erleichterung.

Sich aus falscher Solidarität mit den Leistungen und Leiden der Soldaten und der Heimatfront in Trauer zu reden, ist aus meiner Sicht keine sehr gute Weise, 2018 mit diesem Datum umzugehen.

Wir dürfen auch nicht vergessen, wie viel besser es für Japan gewesen wäre, wenn der 8. Mai auch ihr Jubeltag hätte werden dürfen.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo mein Freund.
Nomen Nescio hat geschrieben:die gefallenen werden also eigentlich nicht geehrt. das bedauere ich.
Das ist so nicht richtig! Schließlich begehen wir den Volkstrauertag.
Der Volkstrauertag wurde 1919 zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Er wurde seitens der nationalsozialistischen Machthaber als "Heldengedenktag" mißbraucht und dessen Träger bis 1945 die Wehrmacht und die NSDAP waren. Die Richtlinien über Inhalt und Ausführung erließ der Reichspropagandaminister. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag 1950 erneut begangen. Seitdem ist der Termin im Kirchenjahr der vorletzte Sonntag (evangelisch) bzw. der 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch). Der Tag ist durch Landesgesetze geschützt. Mit zunehmendem Abstand vom Krieg wird der Volkstrauertag als einen Tag der Trauer, der Mahnung zu Versöhnung, der Verständigung und für Frieden verstanden.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

Der Neandertaler hat geschrieben:(09 May 2018, 11:50)

Hallo mein Freund.Das ist so nicht richtig! Schließlich begehen wir den Volkstrauertag.
Der Volkstrauertag wurde 1919 zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Er wurde seitens der nationalsozialistischen Machthaber als "Heldengedenktag" mißbraucht und dessen Träger bis 1945 die Wehrmacht und die NSDAP waren. Die Richtlinien über Inhalt und Ausführung erließ der Reichspropagandaminister. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag 1950 erneut begangen. Seitdem ist der Termin im Kirchenjahr der vorletzte Sonntag (evangelisch) bzw. der 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch). Der Tag ist durch Landesgesetze geschützt. Mit zunehmendem Abstand vom Krieg wird der Volkstrauertag als einen Tag der Trauer, der Mahnung zu Versöhnung, der Verständigung und für Frieden verstanden.
dann ist das datum also variabel.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Undercover04 »

Nomen Nescio hat geschrieben:(09 May 2018, 11:55)

dann ist das datum also variabel.
Ja ist es. Ab er es geht doch darum DASS ein Gedenken stattfindet, nicht WANN
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Quatschki »

Undercover04 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 20:50)

Ja ist es. Ab er es geht doch darum DASS ein Gedenken stattfindet, nicht WANN
In unserer Zeit entscheidet sich, ob es in 50 Jahren überhaupt noch ein Niederlande oder Deutschland gibt, ob die Geschichte dieser Völker fortgeschrieben wird oder ein abgeschlossenes Kapitel wie die des byzantinischen Reiches sein wird.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von JohnnyWeissmüller »

Alexyessin hat geschrieben:(08 May 2018, 08:43)

Es gibt kein Druckmittel. Da musst du was falsch verstanden haben.
Natürlich ist das ein Druckmittel! Wird ja auch fleißig genutzt.
:rolleyes:
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

JohnnyWeissmüller hat geschrieben:(06 Jul 2018, 23:59)

Natürlich ist das ein Druckmittel! Wird ja auch fleißig genutzt.
:rolleyes:
Nennen Sie doch ganz unbedingt die Fälle, wo das Erinnern an den Naziterror angeblich fleißig als Druckmittel genutzt wird, damit wir uns alle darüber aufregen können. Es geht um hier und heute.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

Undercover04 hat geschrieben:(06 Jul 2018, 20:50)

Ja ist es. Ab er es geht doch darum DASS ein Gedenken stattfindet, nicht WANN
hm, gib es dann eine deutlich umschreibung. für mich war es das nicht.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

Quatschki hat geschrieben:(06 Jul 2018, 21:08)

In unserer Zeit entscheidet sich, ob es in 50 Jahren überhaupt noch ein Niederlande oder Deutschland gibt, ob die Geschichte dieser Völker fortgeschrieben wird oder ein abgeschlossenes Kapitel wie die des byzantinischen Reiches sein wird.
ich vermute, daß bei uns WK 2 und die folgen für die zukunft mehr zält als in anderen länder in europa.
wir hatten ja so lange friede gehabt, anders als anderswo.

das wird sich vermutlich auf die zukunft auswirken.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Nomen Nescio hat geschrieben:(12 Aug 2018, 21:33)

ich vermute, daß bei uns WK 2 und die folgen für die zukunft mehr zält als in anderen länder in europa.
wir hatten ja so lange friede gehabt, anders als anderswo.

das wird sich vermutlich auf die zukunft auswirken.
Hilft alles nichts: Wenn Du Frieden willst, dann sei auf den Krieg vorbereitet! Europas Sicherheitslage hat sich in den letzten 10 Jahren sehr verschlechtert. Wir wollten diese Entwicklung nicht wahr haben, und nun folgt das bittere Erwachen. Wie ich lesen konnte, stimmt eine absolute Mehrheit in Deutschland für eine Allgemeine Dienstpflicht, um etliche Versäumnisse in unserer Gesellschaft wieder aus zu gleichen. Ich meine, daß die Niederlande dem recht bald folgen sollten.

Allerdings müssen wir dankbar zur Kenntnis nehmen, daß wir in Mitteleuropa westlich der Elbe eine sehr lange und wunderbare Friedenszeit genossen haben. Da saß aber auch allen Nachbarn der Schreck in den Knochen, daß die kommunistische Weltrevolution über sie hinweg brausen könnte.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

15. august 1945 kapitulierten dire japaner in fernen osten und konnte man sagen »WK II ist vorbei«.

in vielen ländern (auch bei uns) wird an diesem tag gesonnen. die älteste schwester meiner großmutter z.b. starb durch ein KZ; ein großonkel von mir scheint dort als pfarrer durch seine predigte viel menschen indirekt das leben gerettet zu haben.
so wie ich ihn mich erinnere, benahm er sich wie ein lebendiger engel.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(08 May 2018, 09:17)
Aber daß wir Deutschen diesen Tag nun freudig als Befreiung vom Nazi-Joch feiern sollen, das erscheint mir denn doch zu viel des Abstands zum eigenen, selbst verschuldeten Schicksal unseres Volkes. Wir Deutschen mußten einen hohen Preis für die Verbrechen zahlen, die in unserem Namen verübt wurden.
Nicht "in unserem Namen" sondern "von uns".

Wenn ich historische Rundfunkaufnahmen aus den 50er Jahren höre ... nach dem Motto "aber wir (West)Berliner haben uns die Freiheit am Ende nicht nehmen lassen" ... Unsinn: Nazizeit, Shoah und WK2 waren von einer Mehrheit gewollt und befürwortet. Die NSDAP war eine mehrheitlich gewählte Partei.
Zuletzt geändert von schokoschendrezki am Mi 15. Aug 2018, 08:25, insgesamt 1-mal geändert.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Aug 2018, 08:18)

Nicht "in unserem Namen" sondern "von uns".

Wenn ich historische Rundfunkaufnahmen aus den 50er Jahren höre ... nach dem Motto "aber wir (West)Berliner haben uns die Freiheit am Ende nicht nehmen lassen" ... Unsinn: Nazizeit, Shoah und WK2 waren von einer Mehrheit gewollt und befürwortet. Die NSDAP war eine mehrheitlich gewählte Partei.
Ich halte nicht so sehr viel von der Schwarz-Weiß Malerei, in die Sie hier verfallen. Wir haben nun einmal Glück, daß wir hier und jetzt in Wohlstand und Freiheit leben können. Wer weiß schon, was wäre, wenn diese Grundlage für den inneren Frieden fehlte? Der Bund der zu kurz Gekommenen nähert sich bedenklich der 20%-Marke, und wo es besonders kurz ist, der 30%-Marke. Wollen Sie nun die restlichen 70% bis 80% für deren Treiben verantwortlich machen?
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von roadrunner »

H2O hat geschrieben:(08 May 2018, 09:17)
... Aus meiner Sicht war auch das ein Kriegsverbrechen, für das die Siegermächte nie zur Verantwortung gezogen wurden....
:cool: Wenn 2 das Gleiche tun, so ist es noch immer nicht dasselbe
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Tom Bombadil »

Ich bin ja immer noch dafür, den Sedantag wieder einzuführen :cool: Morgen darf gefeiert werden!
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Nomen Nescio »

schokoschendrezki hat geschrieben:(15 Aug 2018, 08:18)
Die NSDAP war eine mehrheitlich gewählte Partei.
das ist nicht wahr
nathan über mich: »er ist der unlinkste Nicht-Rechte den ich je kennengelernt habe. Ein Phänomen!«
blues über mich: »du bist ein klassischer Liberaler und das ist auch gut so.«
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
H2O hat geschrieben:Hilft alles nichts: Wenn Du Frieden willst, dann sei auf den Krieg vorbereitet! Europas Sicherheitslage hat sich in den letzten 10 Jahren sehr verschlechtert. Wir wollten diese Entwicklung nicht wahr haben, und nun folgt das bittere Erwachen. Wie ich lesen konnte, stimmt eine absolute Mehrheit in Deutschland für eine Allgemeine Dienstpflicht, um etliche Versäumnisse in unserer Gesellschaft wieder aus zu gleichen. Ich meine, daß die Niederlande dem recht bald folgen sollten.

Allerdings müssen wir dankbar zur Kenntnis nehmen, daß wir in Mitteleuropa westlich der Elbe eine sehr lange und wunderbare Friedenszeit genossen haben. Da saß aber auch allen Nachbarn der Schreck in den Knochen, daß die kommunistische Weltrevolution über sie hinweg brausen könnte.
Der Tenor Deiner Aussage ist richtig:
  • Frieden ist kein Selbstläufer - Frieden muß gepflegt und gehegt werden ... er muß ständig erarbeitet werden.
Obwohl auch innerhalb des Friedensbündnis EU zuletzt immer mehr Mitgliedsstaaten zunehmend auf nationale Themen setzen ... diese in den Vordergrund ihrer Bemühungen rücken, trotzdem sehe ich nicht, daß sich "Europas Sicherheitslage ... in den letzten 10 Jahren sehr verschlechtert" hat, besonders weigere ich mich zu glauben, daß so etwas wie kriegerische Auseinandersetzungen in Europa zukünftig möglich sein sollte. Daß Europa in derartige Konflikte hineingezogen wird - klar ... durchaus denkbar (zumal jeder EU-Mitgliedsstaat außerhalb der EU eigene Interessen verfolgt oder eigene Vorgeschichten hat) ... aber nichts dergleichen unter den Mitgliedsstaaten. Dafür sind Europas Demokratien zu stark.

Europa hat leidlich erfahren (müssen), was es bedeutet, wenn Krieg ein (legitimes) Mittel von Politik sein soll und ist. Daher darf man getrost davon ausgehen, daß alle irgendwie aus der Geschichte gelernt haben - auch wenn jeder ... jedes Land "nie wieder" anders interprtiert.

À propos - "Allgemeine Dienstpflicht":
  • ich sehe das kritisch!
Erstens ... aber nicht nur, weil es einem Arbeitszwang recht nahe kommt - was ja gemäß unsere Verfassung mit Recht verboten ist, sondern weil damit lediglich Lücken gefüllt werden (sollen), die eventuell reguläre Arbeitsplätze verhindern würde.
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Sep 2018, 15:45)

Ich bin ja immer noch dafür, den Sedantag wieder einzuführen :cool: Morgen darf gefeiert werden!
Der 3. Oktober als Tag der Wiedervereinigung ist doch auch sehr schön... oder? Nur an Hutbürger und brüllende Hitlerverehrer kann ich mich nicht so richtig gewöhnen.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Der Neandertaler hat geschrieben:(01 Sep 2018, 17:22)

Hallo H2O.Der Tenor Deiner Aussage ist richtig:
  • Frieden ist kein Selbstläufer - Frieden muß gepflegt und gehegt werden ... er muß ständig erarbeitet werden.
Obwohl auch innerhalb des Friedensbündnis EU zuletzt immer mehr Mitgliedsstaaten zunehmend auf nationale Themen setzen ... diese in den Vordergrund ihrer Bemühungen rücken, trotzdem sehe ich nicht, daß sich "Europas Sicherheitslage ... in den letzten 10 Jahren sehr verschlechtert" hat, besonders weigere ich mich zu glauben, daß so etwas wie kriegerische Auseinandersetzungen in Europa zukünftig möglich sein sollte. Daß Europa in derartige Konflikte hineingezogen wird - klar ... durchaus denkbar (zumal jeder EU-Mitgliedsstaat außerhalb der EU eigene Interessen verfolgt oder eigene Vorgeschichten hat) ... aber nichts dergleichen unter den Mitgliedsstaaten. Dafür sind Europas Demokratien zu stark.

Europa hat leidlich erfahren (müssen), was es bedeutet, wenn Krieg ein (legitimes) Mittel von Politik sein soll und ist. Daher darf man getrost davon ausgehen, daß alle irgendwie aus der Geschichte gelernt haben - auch wenn jeder ... jedes Land "nie wieder" anders interprtiert.

À propos - "Allgemeine Dienstpflicht":
  • ich sehe das kritisch!
Erstens ... aber nicht nur, weil es einem Arbeitszwang recht nahe kommt - was ja gemäß unsere Verfassung mit Recht verboten ist, sondern weil damit lediglich Lücken gefüllt werden (sollen), die eventuell reguläre Arbeitsplätze verhindern würde.
Tja, ich kann Ihr Wahrnehmungsvermögen leider nicht beeinflussen:

Ich sehe unsere europäische Sicherheitslage durch einen Interessenwandel der USA bedroht. Die USA waren immer unsere westliche Lebensversicherung und Unfallversicherung. Das ist nicht mehr so gewiß.

Rußland hat sich unter der Führung Putins zu einem gewaltbereiten Großstaat entwickelt, der nach Möglichkeit die Größe des Zarenreichs wieder anstrebt... zumindest "russische Erde einsammeln" will, die leider auch dort ist, wo die Sowjetunion und die Zarenherrschaft Russen durch Befehl angesiedelt hatten.

Die Türkei ist von einem besonders Deutschland freundschaftlich verbundenen Bündnisstaat zu einem Gegner geworden, der auf jeden Fall gesellschaftliche Verhältnisse anstrebt, die ihn von Europa entfernen und als Bündnispartner fragwürdig werden lassen. Gottlob hat die Türkei aber an Wehrhaftigkeit gehörig eingebüßt. Dafür hat die Türkei die Flüchtlingswaffe entdeckt, für die die EU tüchtig bezahlt.

Auf der anderen Seite des Mittelmeers hat sich Rußland wieder einen Brückenkopf verschafft, den es vielfältig nutzen kann. In Ägypten leben heute 90 Mio Menschen, die eines Tages auch ihr Recht auf ein gutes Leben einfordern werden... wie auch immer. Gleich daneben liegt Libyen, das zu einer Unsicherheitszone einander bekämpfender Stämme und Räuberbanden umgeschlagen ist.

Und in dem Durcheinander ringsum sind unsere Streitkräfte von Kopfzahl und Stand der Ausrüstung weit von einer echten Landesverteidigung entfernt; die EU zerlegt sich in Neid und Mißgunst von Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts.

Nun, vielleicht haben Sie stärkere Nerven als ich, solchen Bedrohungen tatenlos ins Auge zu sehen.

Eine allgemeine Dienstpflicht junger Leute sehe ich als Möglichkeit, eine Berufswahl oder ein Studium mit besser entwickelten Vorstellungen zu betrachten als in dem Eigenleben des "Raumschiffs Schule". Immerhin gibt es in der Dienstausübung alltägliche Berührung mit allen gesellschaftlichen Schichten, Berufen, Ämtern, Diensten und Landsmannschaften und Bildungsständen. Ich sehe darin eine gute Gelegenheit, sich in unsere vielfältige Gesellschaft dienend und empfangend ein zu bringen und ein Fremdeln aus behüteten Verhältnissen heraus ab zu bauen. Ein nachgeschobener Reifungsprozeß, der vor allem auch ein formales Ende nimmt für jene, die davon nichts halten... oder aber eine dauerhafte Bindung zu dienenden Funktionen in unsereren vielfältigen Diensten und auch in der Bundeswehr aufbaut. Da liegt leider sehr viel im Argen. Das war schon einmal besser!
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
H2O hat geschrieben:... europäische Sicherheitslage ... Rußland ... USA ... Türkei
Ich wollte meine Einlassungen auch eher zur Situation innerhalb der EU verstanden wissen.

Klar, die Lage das Verhältnis zur USA oder zur Türkei ist nicht rosig - es kann schon nachdenklich machen, aber ich kann mir in der heutigen Zeit keinen militärischen Konflikt mit diesen Staaten vorstellen. Ebenso verhält es sich mit Putin. Niemand dürfte so verrückt sein und sehenden Auges einen Konflikt mit der NATO anzuzetteln versuchen ... ihn zu riskieren - zumal die beiden Erstgenannten Mitglied dieses Bündnisses sind.

Alles fing mit Bush jun. an ... ich betrachte die USA nach dem 9/11 als immer noch traumatisiert. Aber auch das jetzt dort sitzend Trumpeltier kann letztlich nicht alleine über Krieg und Frieden entscheiden - auch wenn er es gerne so hätte.
Vollkommen richtig:
  • wir haben uns zulange auf das Miteinander und die Solidarität der NATO-Staaten verlassen - zukünftig müssen wir wieder selber etwas mehr für unsere Sicherheit tun ... aber europäisch.
    • Europäische Armee mit eventuell europäisch-einheitlicher Einkaufspolitk, etc.
H2O hat geschrieben:Nun, vielleicht haben Sie stärkere Nerven als ich, solchen Bedrohungen tatenlos ins Auge zu sehen.
was heißt hier tatenlos? Erstens kann ich ... oder sonstwer hier im Forum eh nichts dran ändern - doch, Gedanken mache ich mir schon ... zumindest ist eine Diskussion darüber immer schön. Zweitens: meine liberale und ruhige Art mag daher rühren, daß ich in gewißer Weise ein Grundvertrauen auf einmal geschloßene Bündnisse habe?!?
H2O hat geschrieben:... die EU zerlegt sich in Neid und Mißgunst von Nationalstaaten des 19. Jahrhunderts.
kann ich nicht erkennen. Ich sehe, daß einzelne Staaten ... bzw.: deren Landesherren anders denken, als der Rest der EU. Ich sehe, daß etwa Großbritanniens Bevölkerung Populisten auf den Leim gegangen ist. Ich sehe aber auch, daß teilweise diese Bevölkerung ihren Fehler erkannt haben und versuchen (wollen), ihn zu korrigieren. Ich sehe, daß Populisten auch in andern Ländern zunehmend an Einfluß zu gewinnen versuchen - es wird ihnen aber nicht gelingen, den Großteil der Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflußen. Nur, Druck von Außen wird nicht helfen ... er wird eher das Gegenteil bewirken, so daß sich die Bevölkerung aus Trotz hinter ihrer Regierung versammelt. Ich sehe aber auf keinen Fall, daß die EU-Mitgliedsstatten auseinanderdrifften. Es hat schlimmere Krisen gegeben, die eher das Zeug dazu hatten, die EU zu spalten.
  • Bankenkrise, Euro-Krise, ...
H2O hat geschrieben:Eine allgemeine Dienstpflicht junger Leute sehe ich als Möglichkeit, eine Berufswahl ... Ein nachgeschobener Reifungsprozeß ...
Die Überlegungen sind ja nicht ganz falsch, aber ich sehe darin eher die Gefahr, daß damit Lücken gefüllt werden (sollen), ... daß sich Firmen darauf verlassen, daß einige schon zu ihnen kommen werden.
  • ... dies besonders unter den jetzigen Bedingen des (Fach-) Arbeitermangels - auch wenn Einge diesen noch nicht erkennen können oder wollen.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Der Neandertaler hat geschrieben:(01 Sep 2018, 20:07)

Hallo H2O.Ich wollte meine Einlassungen auch eher zur Situation innerhalb der EU verstanden wissen.

Klar, die Lage das Verhältnis zur USA oder zur Türkei ist nicht rosig - es kann schon nachdenklich machen, aber ich kann mir in der heutigen Zeit keinen militärischen Konflikt mit diesen Staaten vorstellen. Ebenso verhält es sich mit Putin. Niemand dürfte so verrückt sein und sehenden Auges einen Konflikt mit der NATO anzuzetteln versuchen ... ihn zu riskieren - zumal die beiden Erstgenannten Mitglied dieses Bündnisses sind.

Alles fing mit Bush jun. an ... ich betrachte die USA nach dem 9/11 als immer noch traumatisiert. Aber auch das jetzt dort sitzend Trumpeltier kann letztlich nicht alleine über Krieg und Frieden entscheiden - auch wenn er es gerne so hätte.
Vollkommen richtig:
  • wir haben uns zulange auf das Miteinander und die Solidarität der NATO-Staaten verlassen - zukünftig müssen wir wieder selber etwas mehr für unsere Sicherheit tun ... aber europäisch.
    • Europäische Armee mit eventuell europäisch-einheitlicher Einkaufspolitk, etc.
was heißt hier tatenlos? Erstens kann ich ... oder sonstwer hier im Forum eh nichts dran ändern - doch, Gedanken mache ich mir schon ... zumindest ist eine Diskussion darüber immer schön. Zweitens: meine liberale und ruhige Art mag daher rühren, daß ich in gewißer Weise ein Grundvertrauen auf einmal geschloßene Bündnisse habe?!? kann ich nicht erkennen. Ich sehe, daß einzelne Staaten ... bzw.: deren Landesherren anders denken, als der Rest der EU. Ich sehe, daß etwa Großbritanniens Bevölkerung Populisten auf den Leim gegangen ist. Ich sehe aber auch, daß teilweise diese Bevölkerung ihren Fehler erkannt haben und versuchen (wollen), ihn zu korrigieren. Ich sehe, daß Populisten auch in andern Ländern zunehmend an Einfluß zu gewinnen versuchen - es wird ihnen aber nicht gelingen, den Großteil der Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflußen. Nur, Druck von Außen wird nicht helfen ... er wird eher das Gegenteil bewirken, so daß sich die Bevölkerung aus Trotz hinter ihrer Regierung versammelt. Ich sehe aber auf keinen Fall, daß die EU-Mitgliedsstatten auseinanderdrifften. Es hat schlimmere Krisen gegeben, die eher das Zeug dazu hatten, die EU zu spalten.
  • Bankenkrise, Euro-Krise, ...
Die Überlegungen sind ja nicht ganz falsch, aber ich sehe darin eher die Gefahr, daß damit Lücken gefüllt werden (sollen), ... daß sich Firmen darauf verlassen, daß einige schon zu ihnen kommen werden.
  • ... dies besonders unter den jetzigen Bedingen des (Fach-) Arbeitermangels - auch wenn Einge diesen noch nicht erkennen können oder wollen.
Ich meine, daß unsere Streitkräfte unserer Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft entsprechend aufgestellt und ausgerüstet sein sollten. Das derzeitige Bild ist niederschmetternd. Und die Bedrohungslage hat sich seit etwa 6 Jahren ganz unübersehbar verfinstert... Georgien, Ukraine, Flugmanöver zur Einschüchterung, Drohungen... Unsere Regierung ist in der Sache von allen guten Geistern verlassen! Von und zu Guttenberg, der Star und Hochstapler!

Ich kann mir schon vorstellen, daß Rußland sich Provinzen von Nachfolgestaaten der SU einverleiben möchte. Eine davon heißt Krim. Die Gewalt dauert an, eine irgendwie zu respektierende Gegengewalt ist nicht zu befürchten. Handelsbeschränkungen und viel Zank darum.

Die Türkei braucht keine Soldaten, um die EU zu erschüttern. Die muß nur professionellen Schleusern freie Hand lassen; dann bekommen wir ungebetene Gäste ohne Zahl.

Daß ein größerer Staat der EU inzwischen einen chauvinistischen Innenminister sich austoben läßt... nicht bemerkt? Daß die europäische Rechtsstaatlichkeit in einigen Staaten vor die Hunde geht... so wären diese Mitglieder nie und nimmer zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden. Warum sehen Sie das nicht? Und sehen Sie eine gemeinsame Anstrengung, diese Entwicklung zu bekämpfen? Die EU ist krank bis ins Mark!

Richtig; die Dienstpflicht soll auch Lücken füllen helfen in allen möglichen Bereichen, von der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk bis hin zur Bundeswehr. Wer einen Vorschlag hat, wie das besser angegangen werden kann: Bitteschön! Jetzt sind diese Dienste erst einmal in Nöten... und so darf das nicht bleiben. Aus meiner Sicht geht es dabei um reine Selbsterhaltung unseres Gemeinwesens.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
H2O hat geschrieben:Ich meine, daß unsere Streitkräfte unserer Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft entsprechend aufgestellt und ausgerüstet sein sollten. Das derzeitige Bild ist niederschmetternd. Und die Bedrohungslage hat sich seit etwa 6 Jahren ganz unübersehbar verfinstert... Georgien, Ukraine, Flugmanöver zur Einschüchterung, Drohungen... Unsere Regierung ist in der Sache von allen guten Geistern verlassen! Von und zu Guttenberg, der Star und Hochstapler!
  • D'accord!
H2O hat geschrieben:Ich kann mir schon vorstellen, daß Rußland sich Provinzen von Nachfolgestaaten der SU einverleiben möchte. Eine davon heißt Krim. Die Gewalt dauert an, eine irgendwie zu respektierende Gegengewalt ist nicht zu befürchten. Handelsbeschränkungen und viel Zank darum.
Auch hier: Übereinstimmung ... zumindest teilweise. Solange die ehemaligen UdSSR-Satellitenstaaten nicht freiwillig auf Russland und Putin zukommen, sehe ich keine Gefahr, daß Putin diese EU-Mitgliedsländer angreift, weil er "sich Provinzen von Nachfolgestaaten der SU einverleiben möchte." Wollen heißt aber nicht können und tun. Zudem sind diese Staaten auch Mitglieder der NATO - wer möchte sich, bei aller Unzulänglichkeit, mit der NATO als Ganzes anlegen? Selbst ein egomanischer und affektierter Putin dürfte wohl so nicht ha­sar­die­ren.
H2O hat geschrieben:Die Türkei braucht keine Soldaten, um die EU zu erschüttern. Die muß nur professionellen Schleusern freie Hand lassen; dann bekommen wir ungebetene Gäste ohne Zahl.
Das sehe ich ebenso. Es war auch ein Fehler der EU, sich derart Erdoğan und seinen narzisstischen Gepflogenheiten auszuliefern. Daß "wir ungebetene Gäste ohne Zahl" bekommen - Richtig!, aber dies ist wohl weniger die Ursache dieser "narzisstischen Gepflogenheiten", sondern: die Ursache ist eher in einer verfehlten "Wirtschaftshilfe" bzw. Wirtschaftspolitik zu sehen.
H2O hat geschrieben:Daß ein größerer Staat der EU inzwischen einen chauvinistischen Innenminister sich austoben läßt... nicht bemerkt? Daß die europäische Rechtsstaatlichkeit in einigen Staaten vor die Hunde geht... so wären diese Mitglieder nie und nimmer zum Bewerbungsgespräch eingeladen worden. Warum sehen Sie das nicht?
Du meinst wohl Italien? Wenn das so ist:
  • Sehe ich! Aber ...
Auch dieser "chauvinistische Innenminister" kocht nur mit Wasser. Zumal er ja das "Richtige" will: eine Verteilung der Flüchtlinge auf die gesamte EU. Es war nämlich ein Fehler, daß mit Abschluß der Dublin-Akte EU-Außenländer in Flüchlingsfragen praktisch allein gelassen werden sollten. Sie wären in Flüchlings-Hochzeiten heillos überfordert - zeigte dies doch die Vergangeheit in besorgniserregender Weise.
H2O hat geschrieben:Die EU ist krank bis ins Mark!
OK!
  • ... aber Krankheiten kann man heilen!
Die EU ist schon öfters krankgeschrieben worden ... man hat sie schon öfters für tot erklärt und abgeschrieben - bisher hat sie noch immer überlebt und aus jeder Krise gelernt. Warum soll es nun anders sein?
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Der Neandertaler hat geschrieben:(02 Sep 2018, 10:57)

Hallo H2O.
  • D'accord!
Auch hier: Übereinstimmung ... zumindest teilweise. Solange die ehemaligen UdSSR-Satellitenstaaten nicht freiwillig auf Russland und Putin zukommen, sehe ich keine Gefahr, daß Putin diese EU-Mitgliedsländer angreift, weil er "sich Provinzen von Nachfolgestaaten der SU einverleiben möchte." Wollen heißt aber nicht können und tun. Zudem sind diese Staaten auch Mitglieder der NATO - wer möchte sich, bei aller Unzulänglichkeit, mit der NATO als Ganzes anlegen? Selbst ein egomanischer und affektierter Putin dürfte wohl so nicht ha­sar­die­ren.Das sehe ich ebenso. Es war auch ein Fehler der EU, sich derart Erdoğan und seinen narzisstischen Gepflogenheiten auszuliefern. Daß "wir ungebetene Gäste ohne Zahl" bekommen - Richtig!, aber dies ist wohl weniger die Ursache dieser "narzisstischen Gepflogenheiten", sondern: die Ursache ist eher in einer verfehlten "Wirtschaftshilfe" bzw. Wirtschaftspolitik zu sehen. Du meinst wohl Italien? Wenn das so ist:
  • Sehe ich! Aber ...
Auch dieser "chauvinistische Innenminister" kocht nur mit Wasser. Zumal er ja das "Richtige" will: eine Verteilung der Flüchtlinge auf die gesamte EU. Es war nämlich ein Fehler, daß mit Abschluß der Dublin-Akte EU-Außenländer in Flüchlingsfragen praktisch allein gelassen werden sollten. Sie wären in Flüchlings-Hochzeiten heillos überfordert - zeigte dies doch die Vergangeheit in besorgniserregender Weise.OK!
  • ... aber Krankheiten kann man heilen!
Die EU ist schon öfters krankgeschrieben worden ... man hat sie schon öfters für tot erklärt und abgeschrieben - bisher hat sie noch immer überlebt und aus jeder Krise gelernt. Warum soll es nun anders sein?
Sie verfolgen das Prinzip Hoffnung; wird schon gut gehen. Im Grunde nicht schlecht. Nach meinem Empfinden dauern diese Krisen schon viel zu lange an, ohne daß sich Lösungen abzeichnen. Vielleicht bin ich deshalb auch so sehr ernüchtert, was das europäische Projekt betrifft?
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Der Neandertaler »

Hallo H2O.
H2O hat geschrieben:Sie verfolgen das Prinzip Hoffnung; wird schon gut gehen.
Wird wohl an meiner rheinländischen Herkunft liegen?!?
  • Kölsche Jrundjesetz - §3:
    • "Et hät noch immer jot jejange!"
H2O hat geschrieben:Nach meinem Empfinden dauern diese Krisen schon viel zu lange an, ohne daß sich Lösungen abzeichnen. Vielleicht bin ich deshalb auch so sehr ernüchtert, was das europäische Projekt betrifft?
Ein Phänomen unserer heutigen Zeit, alles muß immer schneller sein - nie geht es schnell genug. Alles braucht aber seine Zeit.
  • Kölsche Jrundjesetz - §5:
    • "Et bliev nix, wie et wor!"
  • Kölsche Jrundjesetz - §17:
    • "Och dä raderdollste Aasch hät sing Visaasch!"
Übersetzung??
"Ich teile Ihre Meinung nicht, ich werde aber bis zu meinem letzten Atemzug kämpfen, daß Sie Ihre Meinung frei äußern können." (Voltaire)
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

Der Neandertaler hat geschrieben:(02 Sep 2018, 15:11)

Hallo H2O.Wird wohl an meiner rheinländischen Herkunft liegen?!?
  • Kölsche Jrundjesetz - §3:
    • "Et hät noch immer jot jejange!"
Ein Phänomen unserer heutigen Zeit, alles muß immer schneller sein - nie geht es schnell genug. Alles braucht aber seine Zeit.
  • Kölsche Jrundjesetz - §5:
    • "Et bliev nix, wie et wor!"
  • Kölsche Jrundjesetz - §17:
    • "Och dä raderdollste Aasch hät sing Visaasch!"
Übersetzung??
Nein, die Kölner 10 Gebote hingen am Wurststand im Kölner HBF aus. Vor fast 40 Jahren eine kräftigende Zwischenstation auf dem Weg zur RWTH Aachen. In meiner Zeit in Aachen hatte ich mich in die Mundart ganz gut hinein gehört. Der Karneval als alle Anwesenden ergreifende Kraft. Meine Tochter legt im wahren Norden erst gaaanz allmählich diese sprachliche Einfärbung ab.

Die preußische Minderheit brauchte keinen Schutz, aber sie fiel sofort durch fehlenden Singsang auf. An die Zeit erinnere ich mich immer noch... der Preuße, der das Institut in seinem Verantwortungsbereich arbeitsfähig gemacht hat.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Tannenberg »

Tom Bombadil hat geschrieben:(01 Sep 2018, 15:45)
Ich bin ja immer noch dafür, den Sedantag wieder einzuführen :cool: Morgen darf gefeiert werden!
Der Sedantag gehört zu meinen festen Gedenk- und Feiertagen im Jahr. Er wäre auch ein hervorragender offizieller Feiertag.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Quatschki »

Tannenberg hat geschrieben:(02 Sep 2018, 22:17)

Der Sedantag gehört zu meinen festen Gedenk- und Feiertagen im Jahr. Er wäre auch ein hervorragender offizieller Feiertag.
Du meinst den Tag, als das Deutsche Reich durch Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. den französischen Republikanern die Ausrufung der Dritten Republik ermöglichten?
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Tannenberg »

Quatschki hat geschrieben:(02 Sep 2018, 22:25)
Du meinst den Tag, als das Deutsche Reich durch Gefangennahme des Kaisers Napoleon III. den französischen Republikanern die Ausrufung der Dritten Republik ermöglichten?
Der Tag, an dem die Koalition deutscher Staaten auf dem Weg zur Reichseinigung den entscheidenden Sieg im Einigungskrieg über Frankreich errungen hat.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(15 Aug 2018, 09:38)

Ich halte nicht so sehr viel von der Schwarz-Weiß Malerei, in die Sie hier verfallen. Wir haben nun einmal Glück, daß wir hier und jetzt in Wohlstand und Freiheit leben können. Wer weiß schon, was wäre, wenn diese Grundlage für den inneren Frieden fehlte? Der Bund der zu kurz Gekommenen nähert sich bedenklich der 20%-Marke, und wo es besonders kurz ist, der 30%-Marke. Wollen Sie nun die restlichen 70% bis 80% für deren Treiben verantwortlich machen?
Na Moment mal. Es ging doch um die Verbrechen während der NAZI-Zeit. Nicht um hier und heute. Und diese Verbrechen wurden nicht "in unserem Namen" - also von irgendwelchen anderen - sondern "von uns" begangen. Wenn man mit "uns" die Menschen meint, die zwischen 33 und 45 auf dem Territorium des damaligen Deutschen Reichs lebten. "Von uns" bedeutet natürlich nicht "jeder einzelne" ...
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von schokoschendrezki »

[quote="schokoschendrezki" (15 Aug 2018 8:18)]
Die NSDAP war eine mehrheitlich gewählte Partei.
Nomen Nescio hat geschrieben:(01 Sep 2018, 17:17)
das ist nicht wahr
Naja. Gemeint ist natürlich eine relative Mehrheit. Die allerdings war bei den Reichtagswahlen 1933 edrückend (NSDAP: 43,9%, SPD: 18,3%, alle anderen weniger). Und unter den Wahlbeteiligten war es sogar auch tatsächlich fast eine absolute Mehrheit.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:05)

Na Moment mal. Es ging doch um die Verbrechen während der NAZI-Zeit. Nicht um hier und heute. Und diese Verbrechen wurden nicht "in unserem Namen" - also von irgendwelchen anderen - sondern "von uns" begangen. Wenn man mit "uns" die Menschen meint, die zwischen 33 und 45 auf dem Territorium des damaligen Deutschen Reichs lebten. "Von uns" bedeutet natürlich nicht "jeder einzelne" ...
"Von uns" ist viel zu schwammig; das geht doch nicht. In "von uns" wären die Menschen inbegriffen, die in Yad Vashem zu den Gerechten unter den Völkern zählen, durch Autorität Erwachsener verführte Heranwachsende, Verfolgte des Naziregimes... das geht doch nicht. Tatsächlich muß man differenzieren, wie ansonsten die intellektuelle Elite zu sagen pflegt.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(03 Sep 2018, 13:57)

"Von uns" ist viel zu schwammig; das geht doch nicht. In "von uns" wären die Menschen inbegriffen, die in Yad Vashem zu den Gerechten unter den Völkern zählen, durch Autorität Erwachsener verführte Heranwachsende, Verfolgte des Naziregimes... das geht doch nicht. Tatsächlich muß man differenzieren, wie ansonsten die intellektuelle Elite zu sagen pflegt.
Das ist im Prinzip schon richtig und wichtig. Ich bin der letzte, der dieser "Wir"-Subsummierung nicht widersprechen würde. Aber wenn ich es recht erinnere, haben ja Sie mit der Formulierung "in unserem Namen" dieses "wir" ins Spiel gebracht. Wer ist dann das "wir", in dessen Namen irgendetwas verübt wurde. Man kann solche Spitzfindigkeiten auch beiseite und einfach die Tatsache sprechen lassen, dass Verbrechen von einem Regime begangen wurde, das mit einer deutlichen (relativen) Mehrheit gewählt und gewollt wurde.
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(03 Sep 2018, 14:51)

Das ist im Prinzip schon richtig und wichtig. Ich bin der letzte, der dieser "Wir"-Subsummierung nicht widersprechen würde. Aber wenn ich es recht erinnere, haben ja Sie mit der Formulierung "in unserem Namen" dieses "wir" ins Spiel gebracht. Wer ist dann das "wir", in dessen Namen irgendetwas verübt wurde. Man kann solche Spitzfindigkeiten auch beiseite und einfach die Tatsache sprechen lassen, dass Verbrechen von einem Regime begangen wurde, das mit einer deutlichen (relativen) Mehrheit gewählt und gewollt wurde.
Damit kann ich mich natürlich anfreunden; nur war "in unserem Namen" sicher nicht so gemeint, daß jeder von uns dem zugestimmt hätte. Eigentlich so, wie "im Namen des Volkes"...
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Re: gedenken? feiern?

Beitrag von Tannenberg »

Heute gedenken wir der siegreichen Schlacht am Kahlenberg.

Am 12. September 1683 besiegte eine christliche Allianz aus Deutschen und Polen das Heer der Osmanen vor den Toren Wiens. Deutschland und Europa wurden gerettet und vor der Islamisierung bewahrt. Die Türken wurden aus Europa vertrieben und hinter den Bosporus zurückgedrängt.

Ein Tag des Gedenkens, des Feierns, der Dankbarkeit und der Mahnung für die Gegenwart zugleich.
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