28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

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Nomen Nescio
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Nomen Nescio »

schokoschendrezki hat geschrieben:(21 Aug 2017, 08:22)

Nein. Das sind keine "sprachlichen Feinheiten". Wilhelm der II hat sich von Bismarck u.a. deshalb getrennt, weil letzterer Deutschland nach 1871 u.a. auch territorial für saturiert hielt und statt an territorialen Erweiterungen an einer eng verflochtenen Bündnispolitik mit den anderen europäischen Großmächten arbeitete.
bismarck war auch nicht pro-annexion von elsaß-lothringen. da aber setzte der kaiser seine wille durch, las ich.
bismarcks bündnispolitik ähnelte balancieren auf einem seil. als das deutsch-russische abkommen erneuert werden müßte, sollte caprivi (sein nachfolger) W II gemeldet haben daß der vertrag mit Ö-U und R deutschland verpflichtete beide länder zu helfen falls es zu krieg zwischen ihnen kam.
auch als czar alexander bereit war diese geheime klausel zu streichen, wurde den vertrag nicht verlängert. mit allen katastrophalen folgen davon.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von roadrunner »

Aristide hat geschrieben:(19 Aug 2017, 03:07)

Man lernt doch in jeder vernünftigen schule, dass das attentat der anlass, jedoch nicht der grund für den krieg war. Oder etwa nicht!?
Eine Clique des österreichischen Generalstabs wollte schon länger das serbische Königreich okkupieren. Wenn man nun das Attentat in Sarajewo mit seinem mehr als merkwürdigen Ablauf näher betrachtet, so kommt man unweigerlich zu der Vermutung, dass das Attentat von österreichischen Verantwortlichen stark unterstützt wurde.
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Dampflok94
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Dampflok94 »

roadrunner hat geschrieben:(01 Sep 2018, 13:40)

Eine Clique des österreichischen Generalstabs wollte schon länger das serbische Königreich okkupieren. Wenn man nun das Attentat in Sarajewo mit seinem mehr als merkwürdigen Ablauf näher betrachtet, so kommt man unweigerlich zu der Vermutung, dass das Attentat von österreichischen Verantwortlichen stark unterstützt wurde.
Man sollte nicht Unfähigkeit mit bewußtem ziel geführten Handeln verwechseln. Nur weil etwas einem Dritten zupaß kommt, heißt das noch lange nicht, er hat das veranlaßt.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von roadrunner »

Hier nun ein Auszug aus den Ermittlungsakten, der meine Aussage untermauert:
" ... Laut Biliński habe Rummerskirch berichtet, dass Franz Ferdinand, in Sorge um seine Gattin, nach dem Aufenthalt im Rathaus Potiorek und Gerde konsultiert haben soll, ob es angesichts des Bombenanschlags vernünftig sei, dorthin zu fahren. Die Alternative war, auf einer anderen Straße nach Ilidža zurückzufahren oder geradeaus zum Konak, der vom Rathaus wenige Fahrminuten entfernt war. Während Gerde zögerte, soll Potiorek (Oberkommandierender der Balkanstreitkräfte der Doppelmonarchie) ausgerufen haben: „Eure Kaiserliche Hoheit können ruhig weiterfahren, ich übernehme dafür die Verantwortung“.
Entgegen den Anweisungen bog die Wagenkolonne auf Höhe der über die Miljacka führenden Lateinerbrücke aber in die ursprünglich geplante Route ein. Lojka, der nicht hinreichend über die neue Route orientiert war, legte den Rückwärtsgang ein, um zurück auf den Kai zu gelangen; dabei stand das Fahrzeug einige Sekunden still. Zu seiner großen Überraschung sah Princip, wie der Wagen mit dem Erzherzog vor dem Delikatessengeschäft Moritz Schiller anhielt, wo er an einem Straßentisch einen Kaffee trank. Er stand auf, trat auf die Straße, zog seine Pistole, eine 9-mm-Pistole FN Browning Modell 1910 der belgischen Firma Fabrique Nationale mit der Seriennummer 19074, und schoss aus wenigen Metern Entfernung zweimal auf Franz Ferdinand und seine Frau..."
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Dampflok94
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Dampflok94 »

roadrunner hat geschrieben:(10 Sep 2018, 12:21)

Hier nun ein Auszug aus den Ermittlungsakten, der meine Aussage untermauert:
Ich würde sagen, dies untermauert nur eine völlige Inkompetenz der k.u.k. Sicherheitskräfte. Aber keine Verschwörung.
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Nomen Nescio
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Nomen Nescio »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Sep 2018, 14:02)

Ich würde sagen, dies untermauert nur eine völlige Inkompetenz der k.u.k. Sicherheitskräfte. Aber keine Verschwörung.
daß die kuk führung inkometent war ist ein eufemismus. :rolleyes:

der heeresführer (hötzendorf) ließ ein monat verstreihen ohne aktiv zu werden. denn zuerst mußte die ernte vom land geholt worden !! :?: :?:
hätte er gleich reagiert, dann wäre das verständlich gewesen und krähte kein hahn danach. aber warten und dann doch zuschlagen... :rolleyes:
es scheint daß er ein ziemlich guter stratege war (??), er war aber ein sehr schlechter taktiker und hat damit eine erhebliche schuld daran daß der krieg für die österreicher so schlecht verlief.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von roadrunner »

Dampflok94 hat geschrieben:(15 Sep 2018, 14:02)

Ich würde sagen, dies untermauert nur eine völlige Inkompetenz der k.u.k. Sicherheitskräfte. Aber keine Verschwörung.
... durchaus möglich, aber der Erzherzog hatte eine Frau geheiratet, die von der kaiserlichen Familie und vom österreichischen Hochadel als "persona non grata" geschnitten wurde.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Nomen Nescio »

roadrunner hat geschrieben:(15 Sep 2018, 15:08)

... durchaus möglich, aber der Erzherzog hatte eine Frau geheiratet, die von der kaiserlichen Familie und vom österreichischen Hochadel als "persona non grata" geschnitten wurde.
was hat das mit dem sicherheitsrat zu tun? in serbien wußte sogar der höchste beamte, der ministerpräsident, vom komplott.
in österreich bekam die sicherheitsdienst luft von dem komplott und warnte FF die reise nicht zu beginnen. er verweigerte das aber.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von roadrunner »

Laut Christopher Clark wurde eine gewisse Warnung ausgesprochen, aber keine, die der Situation angemessen gewesen wäre.
Dagegen urteilt Jörn Leonhard, dass „der Bericht des Grafen Harrach … über den 28. Juni 1914 … ein kaum nachvollziehbares Ausmaß an Naivität der Behörden“ offenbare.

Als der serbische Premierminister Nikola Pašić vorab, wahrscheinlich von seinem Spion in der „Schwarzen Hand“, Milan Ciganović, vom Mordplan erfuhr, befand er sich in einem Dilemma. Wenn er den Plan zur Ausführung gelangen ließ, riskierte er wegen der Verbindung zur Geheimorganisation „Ujedinjenje ili Smrt“ („Vereinigung oder Tod“ oder auch „Schwarze Hand“) einen Krieg mit Österreich-Ungarn; wenn er den Plan verriet, riskierte er, von seinen Landsleuten als Verräter hingestellt zu werden. So betraute er Jovan Jovanović, den serbischen Gesandten in Wien, mit der Aufgabe, Österreich-Ungarn mit vagen diplomatischen Aussagen vor dem Anschlag zu warnen. Jovanović, der als Nationalist galt und in Wien selten herzlich empfangen wurde, vertraute dem als offen und umgänglich bekannten k. u. k. Finanzminister von Biliński in einem Gespräch an, es wäre gut und vernünftig, wenn Franz Ferdinand nicht nach Sarajevo reiste, weil sonst „irgendein junger Serbe statt einer Platzpatrone eine scharfe Kugel nehmen und sie abschießen könnte“. Biliński erwiderte lachend, „lassen Sie uns hoffen, dass sowas niemals passiert“ und behielt den Inhalt des Gesprächs für sich.

Ich selbst gehe auch von einer unglaublich naiven und überheblichen Anmaßung der österreichischen Verantwortlichen aus, der nicht vorhandene Personenschutz während der Fahrt in Sarajevo kann aber auch anders gedeutet wewrden.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Dampflok94 »

roadrunner hat geschrieben:(15 Sep 2018, 15:08)

... durchaus möglich, aber der Erzherzog hatte eine Frau geheiratet, die von der kaiserlichen Familie und vom österreichischen Hochadel als "persona non grata" geschnitten wurde.
Daß der Erzherzog nicht nur Freunde in der k.u.k. Bürokratie hatte, ist sicherlich richtig. Ich würde sagen seine Frau war da aber eher von untergeordnetem Interesse. Viel eher war es seine liberalere Haltung in politischen Fragen. Hier war er aber eher wankelmütig. So dachte er mal darüber nach den Slawen einen dritten Teilstaat zu geben. Um dann wieder verbal auf sie einzuprügeln. Man wußte nicht genau, was man für einen Kaiser mit ihm bekommen würde.
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

Beitrag von Nomen Nescio »

roadrunner hat geschrieben:(15 Sep 2018, 15:08)

... durchaus möglich, aber der Erzherzog hatte eine Frau geheiratet, die von der kaiserlichen Familie und vom österreichischen Hochadel als "persona non grata" geschnitten wurde.
ich würde es »morganatisch« nennen ;)
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Re: 28. Juni 1914 Attentat von Sarajevo

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Dampflok94 hat geschrieben:(17 Sep 2018, 16:06)

Daß der Erzherzog nicht nur Freunde in der k.u.k. Bürokratie hatte, ist sicherlich richtig. Ich würde sagen seine Frau war da aber eher von untergeordnetem Interesse. Viel eher war es seine liberalere Haltung in politischen Fragen. Hier war er aber eher wankelmütig. So dachte er mal darüber nach den Slawen einen dritten Teilstaat zu geben. Um dann wieder verbal auf sie einzuprügeln. Man wußte nicht genau, was man für einen Kaiser mit ihm bekommen würde.
Dem stimme ich zu. Selbstverständlich hänge ich nicht an irgendeiner Verschwörungstheorie, aber dem österreichischen Hochadel (in Form der indirekten Staatsmacht) traue ich einiges zu. :cool:
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