Völkermorde Revisited

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schokoschendrezki
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von schokoschendrezki »

Flaschengeist hat geschrieben:(30 Sep 2016, 10:27)
Sollte man den Morde an den Sudentendeutschen nach dem Kriege nicht auch als Völkermord bezeichnen?
Nein. Da ich selbst zwar in Berlin geboren bin aber aus einer "Vertriebenenfamilie" (in dem Fall "Donauschwaben") stamme, weiß ich ziemlich gut, wovon die Rede ist. Natürlich gab es auch Repressalien und Gewaltakte gegen diese Menschen, aber von Völkermord zu sprechen, ist völlig unangebracht. Mal davon abgesehen, dass diese Vertriebenen unmittelbar nach dem Krieg in Deutschland in der Regel auch alles andere als freundlich aufgenommen wurden.

Was das Massaker an den Armeniern anbetrifft. Da will ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Da müsste ich mich intensiver mit den historischen Details befassen.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Flaschengeist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Sep 2016, 10:47)

Nein. Da ich selbst zwar in Berlin geboren bin aber aus einer "Vertriebenenfamilie" (in dem Fall "Donauschwaben") stamme, weiß ich ziemlich gut, wovon die Rede ist. Natürlich gab es auch Repressalien und Gewaltakte gegen diese Menschen, aber von Völkermord zu sprechen, ist völlig unangebracht. Mal davon abgesehen, dass diese Vertriebenen unmittelbar nach dem Krieg in Deutschland in der Regel auch alles andere als freundlich aufgenommen wurden.

Was das Massaker an den Armeniern anbetrifft. Da will ich mich nicht aus dem Fenster lehnen. Da müsste ich mich intensiver mit den historischen Details befassen.

Wenn die Vertreibung der Sudentendeutschen kein Völkermord war. Warum soll dann die Vertreibung z.B. der Herero ein Völkermord gewesen sein?

Woran machen Sie das fest?
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schokoschendrezki
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von schokoschendrezki »

Flaschengeist hat geschrieben:(30 Sep 2016, 11:00)

Wenn die Vertreibung der Sudentendeutschen kein Völkermord war. Warum soll dann die Vertreibung z.B. der Herero ein Völkermord gewesen sein?

Woran machen Sie das fest?
Die Hereros wurden bekanntlich in eine fast wasserlose Wüste mit sicherer Todesgefahr vertrieben während die Sudetendeutschen in eine zwar weitgehend zerbombte aber dennoch noch immer bestehende Zivilisation vertrieben wurden.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Flaschengeist »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Sep 2016, 11:12)

Die Hereros wurden bekanntlich in eine fast wasserlose Wüste mit sicherer Todesgefahr vertrieben während die Sudetendeutschen in eine zwar weitgehend zerbombte aber dennoch noch immer bestehende Zivilisation vertrieben wurden.

Die Omaheke ist keine Wüste sondern eine Savanne.

Der Aufstand ging von der Herero aus und richtete sich vornehmlich gegen die Zivilbevölkerung.

Es ist richtig das die Aufständigen (heute würde man dazu Terrorismus sagen) zumindest in Teilen in die Omahteke vertrieben wurden. Daraus kann man aber kein Bestreben ablesen das Volk der Herero auszurotten. Dazu braucht es z.B. einen Befehl von "oben".

Im Falle der Sudentendeutschen hat es diesen Befehl gegeben. Beneš-Dekrete.
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Kael
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Kael »

War der erste genozid nicht die Ausrottung der indianer? ;)
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Kael
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Kael »

Cat with a whip hat geschrieben:(03 Sep 2015, 00:38)

Mit schnellem Geschwätz wird diese Behauptung aber nicht wahrer.

Das der Mensch per se rassistisch sei, stellt eine pauschale Rechtfertigung dar, mit der man bei Rassisten offene Türen einrennt. Denn so argumentieren rassistische Ideologen, es gibt sogar "Forscher" die gefunden haben wollen dass Fremdenfeindlichkeit ein evolutionär bedingtes Verhaltensmuster wäre, das die Verhinderung der "Vermischung" gewährleiste. Und so weiter und so dumm.

Und doll ist, dass in den betreffenden Köpfen das Spielchen auch ohne Rasse funktioniert. Man kann getrost das Wörtchen Rasse mal weglassen, dann braucht man schonmal keine Rassenforschung nach '45 mehr betreiben. Was für eine Arbeitserleichterung. Man setzt anstelle "Rasse" das Wort "Kultur". Das funktioniert dann genauso. Daher ist Kulturvolk auch so ein selten bescheuerter Begriff. So wundern sich dann die geistig tiefergelegten, dass ein "Kulturvolk" wie die Deutschen zum mehrfachen Genozid in einem halben Jahrhundert fähig waren. Da sieht man mal was Kultur wert ist und wovor sie schützt: Nix und vor nix.

Nein...Rassisten sind Rassisten weil sie es sein wollen. Auch wenn sie heute den alte biologistischen Rassebegriff mit kultureller Idendität chiffrieren ändert das auch nix daran dass sie daraus ihre Rechtfertigung für ihre Niedertracht ableiten. Scheinrechtfertigungen für kollektiv betriebene Perfidie.

Eigentlich ist es eher ein natürliches verhalten zur gruppenbildung
“was uns am ähnlichsten sieht ist am Vertrauenswürdigsten?
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Tom Bombadil »

Kael hat geschrieben:(01 Oct 2016, 14:04)

War der erste genozid nicht die Ausrottung der indianer? ;)
Nein, der erste Genozid war die Ausrottung der Kosaken.
The tree of liberty must be refreshed from time to time with the blood of patriots and tyrants. It is its natural manure.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Flaschengeist »

Kael hat geschrieben:(01 Oct 2016, 14:04)

War der erste genozid nicht die Ausrottung der indianer? ;)

Sicher war das nicht der erste Völkermord. Aber unsere Regierung wird sich sicher nicht gestatten diesen Völkermord auch als solches zu benennen.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Flaschengeist »

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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Nomen Nescio »

:?: :?:
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Zinnamon
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Zinnamon »

Du bist ja ein lustiger Vogel. Hier hast du deine brave Zivilbevölkerung:
In der Klage heißt es, in der Zeit der deutschen Kolonialherrschaft sei zwischen 1885 und 1903 ein Viertel des Landes der Herero und Nama mit Einverständnis der Kolonialbehörden von deutschen Siedlern enteignet worden. Geduldet von den Kolonialbehörden hätten die Siedler Frauen und Mädchen vergewaltigt und der Bevölkerung Zwangsarbeit auferlegt. Bei einem 1904 einsetzenden Aufstand habe der deutsche General Lothar von Trotha einen Vernichtungsfeldzug geführt, in dem 100.000 Herero und Nama getötet worden seien.
Zitat aus deinem Link.

Wenn also Menschen von einem anderen Kontinet dir erst dein Land nehmen, um dann deine Frau, deine Töchter zu vergewaltigen und euch danach bis zum St Nimmerleinstag für lau malochen lassen, bis ihr zusammenbrecht und/oder ihr mit Waffengewalt in unwirtliches Gelände getrieben oder zum Abschuss frei gegeben werdet, ..dann sollte man dich verklagen, wenn du dich wehrst?
odiug

Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von odiug »

palulu hat geschrieben:(31 Mar 2015, 23:06)

Zum 1000. Mal: Der erste Völkermord in der Geschichte des 20. Jahrhunderts ist nicht der Völkermord an den Armeniern.

Sondern: http://en.wikipedia.org/wiki/Herero_and ... a_Genocide
Dan aber bitte die ganze Geschichte:
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lk ... ntlichkeit
Tags darauf erhielt dann der Kaiser vom Kanzler einen Brief, dass die von Trotha geforderten Maßnahmen im Widerspruch zu den christlichen und menschlichen Prinzipien ständen und die „vollständige und planmäßige Ausrottung der Herero alles durch die Forderungen der Gerechtigkeit und der Wiederherstellung der deutschen Autorität gebotene Maß überschreiten.“ Zudem trage die Proklamation dazu bei, „dem deutschen Ansehen unter den zivilisierten Nationen Abbruch zu tun.“[67]

Trotha musste die Proklamation und seinen Befehl am 9. Dezember 1904 auf ausdrücklichen telegraphischen Gegenbefehl des Generalstabes aus Berlin zurücknehmen.[11] Er wurde angewiesen, mit Ausnahme der Rädelsführer das Leben der Herero zu schonen und die von den evangelischen Missionaren angebotene Vermittlungstätigkeit nicht zurückzuweisen. Im Hinblick auf die öffentliche Meinung distanzierte sich später auch die Reichsführung von Trotha.
Aendert nichts an den Verbrechen, auch daran nichts, dass von Trohta spaeter ausgezeichnet wurde, aber zeigt zumindest, dass die Oeffentlichkeit und auch die Reichsregierung derartiges Verhalten seiner Truppen in den Kolonialgebieten nicht duldete ... zumindest damals noch nicht.

Darauf warten wir, sofern es die Tuerkei und die Armenier betrifft, immer noch.
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Cobra9
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Cobra9 »

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Andrij Melnyk nennt Rolf Mützenich den „widerlichsten deutschen Politiker“..wo Er Recht hat...

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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von busse »

Zinnamon hat geschrieben:(08 Jan 2017, 16:29)

Du bist ja ein lustiger Vogel. Hier hast du deine brave Zivilbevölkerung:



Zitat aus deinem Link.

Wenn also Menschen von einem anderen Kontinet dir erst dein Land nehmen, um dann deine Frau, deine Töchter zu vergewaltigen und euch danach bis zum St Nimmerleinstag für lau malochen lassen, bis ihr zusammenbrecht und/oder ihr mit Waffengewalt in unwirtliches Gelände getrieben oder zum Abschuss frei gegeben werdet, ..dann sollte man dich verklagen, wenn du dich wehrst?
Mit Verlaub, Unsinn ! Land wurde von den Häuptlingen abgekauft (meistens von den Hereros), diese Häuptlinge wollten das "schöne europäische Leben" eben geniessen, Parallelen zu heute sind nicht ganz unplausibel. Teile dieser Landverkäufe und Verträge sind bis heute noch einsehbar, ein großer Teil in den Bombennächten vernichtet. Über Enteignungen allerdings liest man nur beim Bau von Straßen und der Eisenbahn, darüber ist man quellenmäßig auf dem Laufenden. Wenn sie andere Quellen haben, von Landenteignungen zu Gunsten der Siedler, dann bitte her damit.
Die einzigen Quellen zu den vorgebrachten Anschuldigungen ist das Blaubuch der Briten von 1918. Diese Quelle , von deutschen Historikern noch als "Wahrheit" hingenommen , ist ein reines Propagandawerk . Es war nur dazu da, das das Mandat für Deutsch-Südwest nach 1918 an die Briten fällt, deren Geologen 1917 große Bodenschätze festzustellen glaubten. Um den Unsinn noch auf die Spitze zu treiben, sprach man davon das v. Trotha die 250 km lange Wüstenlinie abriegelte. Wer einigermassen militärhistorisch bewandert ist , weiß das solche "Linie" nicht mit den zur Verfügung stehenden knapp 1000 Soldaten abzuriegeln ist. Das hat noch nicht mal Rommel und Montgomery in Nordafrika geschafft, mit dem mehr als zwanzigfachen Soldatenaufkommen und weit besserer Technik.
Aber warum Logik walten lassen, wenn doch alles so einfach nachlesbar bei den ehemaligen Feinden geschrieben steht.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Provokateur »

busse hat geschrieben:(10 Jan 2017, 08:46)

Mit Verlaub, Unsinn ! Land wurde von den Häuptlingen abgekauft (meistens von den Hereros), diese Häuptlinge wollten das "schöne europäische Leben" eben geniessen, Parallelen zu heute sind nicht ganz unplausibel.
Die wollten nicht das schöne europäische Leben genießen, die wurden gezielt alkoholabhängig gemacht. Da sie keine Möglichkeiten hatten, selber hochprozentigen Branntwein herzustellen, waren sie gezwungen, ihren Nachschub durch ständig neue Landabtretungen, deren Umfang sie teilweise nicht einmal mehr verstanden, sicherzustellen.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von busse »

Provokateur hat geschrieben:(10 Jan 2017, 08:57)

Die wollten nicht das schöne europäische Leben genießen, die wurden gezielt alkoholabhängig gemacht. Da sie keine Möglichkeiten hatten, selber hochprozentigen Branntwein herzustellen, waren sie gezwungen, ihren Nachschub durch ständig neue Landabtretungen, deren Umfang sie teilweise nicht einmal mehr verstanden, sicherzustellen.
Nein , ganz klar wie bei den Indianern in Nordamerika*lach*. Der böse Branntwein war schuld und heute ist es die Korruption und der böse Wolf war wie im Märchen der Raubtierkapitalismus. Geht die Argumentation eigentlich noch brillianter oder steckt darin latenter Rassismus in der Art die Schwarzen wissen ja nicht was sie tun ?
Ach da waren ja noch die Stammeszugehörigkeiten z.B im benachbarten Britisch-Betschuanland, höchstwahrscheinlich haben sie dort niiieee mit Alkohol Bekanntschaft gemacht, weil die Briten doch die menschenfreundlichsten Kolonialisten waren. Dann später kamen die bösen Deutschen und machten die Häuptlinge alkoholabhängig, also selten so gelacht wie heute !
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Provokateur »

busse hat geschrieben:(10 Jan 2017, 09:53)

Nein , ganz klar wie bei den Indianern in Nordamerika*lach*. Der böse Branntwein war schuld und heute ist es die Korruption und der böse Wolf war wie im Märchen der Raubtierkapitalismus. Geht die Argumentation eigentlich noch brillianter oder steckt darin latenter Rassismus in der Art die Schwarzen wissen ja nicht was sie tun ?
Ach da waren ja noch die Stammeszugehörigkeiten z.B im benachbarten Britisch-Betschuanland, höchstwahrscheinlich haben sie dort niiieee mit Alkohol Bekanntschaft gemacht, weil die Briten doch die menschenfreundlichsten Kolonialisten waren. Dann später kamen die bösen Deutschen und machten die Häuptlinge alkoholabhängig, also selten so gelacht wie heute !
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Dazu empfehle ich einfach das Buch "Deutsche Kolonien: Traum und Trauma" von Gründer / Graichen / Diedrich. Da steht alles zu diesen Vorgängen drin, und auch der Genozid an den Herero und Nama.
Harry riss sich die Augen aus dem Kopf und warf sie tief in den Wald. Voldemort schaute überrascht zu Harry, der nun nichts mehr sehen konnte.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von schokoschendrezki »

odiug hat geschrieben:(08 Jan 2017, 18:43)

Dan aber bitte die ganze Geschichte:
https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lk ... ntlichkeit

Aendert nichts an den Verbrechen, auch daran nichts, dass von Trohta spaeter ausgezeichnet wurde, aber zeigt zumindest, dass die Oeffentlichkeit und auch die Reichsregierung derartiges Verhalten seiner Truppen in den Kolonialgebieten nicht duldete ... zumindest damals noch nicht.
Im Dezember 1904 konnte man problemlos eine "Schonung" der Hereros anordnen. Nach Inkraftreten dieses Schonungsbefehls gab es nämlich nicht mehr allzuviele von ihnen. Und die "Schonung" war vor allem deshalb nötig geworden, weil man nun militärische Stärke gegen die Nama richtete. Denen drohte Trotha nur wenige Wochen danach (im April 1905) nicht mit "Schonung" sondern damit, dass es den "Hottentotten", welche sich nicht der deutschen Herrschaft beugen, genauso gehen wird wie den Hereros.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von odiug »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jan 2017, 10:29)

Im Dezember 1904 konnte man problemlos eine "Schonung" der Hereros anordnen. Nach Inkraftreten dieses Schonungsbefehls gab es nämlich nicht mehr allzuviele von ihnen. Und die "Schonung" war vor allem deshalb nötig geworden, weil man nun militärische Stärke gegen die Nama richtete. Denen drohte Trotha nur wenige Wochen danach (im April 1905) nicht mit "Schonung" sondern damit, dass es den "Hottentotten", welche sich nicht der deutschen Herrschaft beugen, genauso gehen wird wie den Hereros.
Alles richtig und wie bereits gesagt, aendert nichts an den Verbrechen.
Aber ... und darauf bestehe ich dann schon, wenn man den Hereo Aufstand als ... nennen wir das mal "Fingerzeigmoralismus" gegen die Kritiker der tuerkischen Haltung zum Voelkermord an den Armeniern anfuehrt, dann muss man schon die ganze Geschichte erzaehlen.
Die deutsche Oeffentlichkeit diskutierte das Vorgehen der kolonialen Mitlitaerverwaltung und diese wurde heftig kritisiert, die zivile Kolonialverwaltung verweigerte sich sogar dem militaerischen Vorgehen und die Reichsregierung musste sich der Kritik beugen.
Da ist schon ein Unterschied zu der Haltung der tuerkischen Regierung und auch der tuerkischen Oeffentlichkeit, die sich einer Aufarbeitung des Voelkermords an den Armeniern immer noch, selbst nach 100 Jahren verweigert!
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von schokoschendrezki »

odiug hat geschrieben:(10 Jan 2017, 13:21)

Alles richtig und wie bereits gesagt, aendert nichts an den Verbrechen.
Aber ... und darauf bestehe ich dann schon, wenn man den Hereo Aufstand als ... nennen wir das mal "Fingerzeigmoralismus" gegen die Kritiker der tuerkischen Haltung zum Voelkermord an den Armeniern anfuehrt, dann muss man schon die ganze Geschichte erzaehlen.
Die deutsche Oeffentlichkeit diskutierte das Vorgehen der kolonialen Mitlitaerverwaltung und diese wurde heftig kritisiert, die zivile Kolonialverwaltung verweigerte sich sogar dem militaerischen Vorgehen und die Reichsregierung musste sich der Kritik beugen.
Da ist schon ein Unterschied zu der Haltung der tuerkischen Regierung und auch der tuerkischen Oeffentlichkeit, die sich einer Aufarbeitung des Voelkermords an den Armeniern immer noch, selbst nach 100 Jahren verweigert!
In Deutschland gibt es in Bezug auf seine (kurze) Vergangenheit als Kolonialmacht zwar keine "Verweigerungshaltung", aber kürzlich las ich einen Artikel, da ging es darum, wieviel völlig unterschiedlich wertende Darstellungen es bezüglich dieser Vergangenheit gibt. Erst die Nazis, dann vor allem das geteilte Deutschland und kalter Krieg. Ein DDR-Historiker wie Horst Drechsler gehört zwar zu den international bekanntesten Experten zum Thema aber er wird das - so wie ich den Historiker-Betrieb in der DDR einschätze - ganz sicher nicht unabhängig von Ideologien und Parteilinie getan haben. Ähnlich verzerrt dürften frühere Darstellung der "Gegenseite" ausgefallen sein. So. Und nun sitzt man quasi auf einem großen Berg jeweils tendenziöser und verzerrter Fachliteratur. Und gemessen daran sei das Interesse an einer kritischen Aufarbeitung dieses Materials und einer fundierten neutralen Faktenrecherche und Neubewertung unter deutschen Historikern eigentlich verschwindend gering. Ganz ähnlich (negativ) sehe ich übrigens die Aufarbeitung der Geschichte der Unterdrückung von Sinti und Roma in Deutschland.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von odiug »

schokoschendrezki hat geschrieben:(10 Jan 2017, 13:33)

In Deutschland gibt es in Bezug auf seine (kurze) Vergangenheit als Kolonialmacht zwar keine "Verweigerungshaltung", aber kürzlich las ich einen Artikel, da ging es darum, wieviel völlig unterschiedlich wertende Darstellungen es bezüglich dieser Vergangenheit gibt. Erst die Nazis, dann vor allem das geteilte Deutschland und kalter Krieg. Ein DDR-Historiker wie Horst Drechsler gehört zwar zu den international bekanntesten Experten zum Thema aber er wird das - so wie ich den Historiker-Betrieb in der DDR einschätze - ganz sicher nicht unabhängig von Ideologien und Parteilinie getan haben. Ähnlich verzerrt dürften frühere Darstellung der "Gegenseite" ausgefallen sein. So. Und nun sitzt man quasi auf einem großen Berg jeweils tendenziöser und verzerrter Fachliteratur. Und gemessen daran sei das Interesse an einer kritischen Aufarbeitung dieses Materials und einer fundierten neutralen Faktenrecherche und Neubewertung unter deutschen Historikern eigentlich verschwindend gering. Ganz ähnlich (negativ) sehe ich übrigens die Aufarbeitung der Geschichte der Unterdrückung von Sinti und Roma in Deutschland.
Die deutsche Kolonialgeschichte war zu kurz und wird auch ueberlagert von Verbrechen ganz anderer Dimension.
Das ist schon richtig.
Nur habe ich was dagegen, wenn der Hereroaufstand, bzw die brutale Niederschlagung des selben, dazu missbraucht wird, die Verbrechen des osmanischen Militaers, dabei besonders der "Jung Tuerken" im ersten Weltkrieg zu vertuschen.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Zinnamon »

busse hat geschrieben:(10 Jan 2017, 08:46)

Mit Verlaub, Unsinn ! Land wurde von den Häuptlingen abgekauft (meistens von den Hereros), diese Häuptlinge wollten das "schöne europäische Leben" eben geniessen, Parallelen zu heute sind nicht ganz unplausibel. Teile dieser Landverkäufe und Verträge sind bis heute noch einsehbar, ein großer Teil in den Bombennächten vernichtet. Über Enteignungen allerdings liest man nur beim Bau von Straßen und der Eisenbahn, darüber ist man quellenmäßig auf dem Laufenden. Wenn sie andere Quellen haben, von Landenteignungen zu Gunsten der Siedler, dann bitte her damit.
(...)
Mein Beitrag bezog sich auf einen gelöschten Beitrag, in dem empfohlen wurde die "Hottentotten" wegen ihres üblen Verhaltens den "Siedlern" gegenüber zu verklagen und aus dessen "untermauerndem" Link genau das zu ersehen war, was ich beschrieb.
Ger9374

Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Ger9374 »

Zinnamon hat geschrieben:(10 Jan 2017, 17:12)

Mein Beitrag bezog sich auf einen gelöschten Beitrag, in dem empfohlen wurde die "Hottentotten" wegen ihres üblen Verhaltens den "Siedlern" gegenüber zu verklagen und aus dessen "untermauerndem" Link genau das zu ersehen war, was ich beschrieb.
Ger9374

Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Ger9374 »

Das war Koloniale Geschichte. Aufstände gab es
immer wieder in Kolonien. Diese wurden meist
blutig niedergeschlagen.Es gibt keinerlei Anspruch
darauf das Deutschland zahlen müsste.
Die Moralkeule wird mal wieder geschwungen
um Geld zu machen.Heuchelei damit sich wenige
auf Kosten der BRD die Taschen füllen können!
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Dampflok94 »

Ger9374 hat geschrieben:(10 Jan 2017, 17:34)Das war Koloniale Geschichte. Aufstände gab es
immer wieder in Kolonien. Diese wurden meist
blutig niedergeschlagen.Es gibt keinerlei Anspruch
darauf das Deutschland zahlen müsste.
Ob es einen solchen Anspruch gibt, wird ein Gericht entscheiden. Und nicht Du.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Vizegott »

Dampflok94 hat geschrieben:(11 Jan 2017, 10:48)

Ob es einen solchen Anspruch gibt, wird ein Gericht entscheiden. Und nicht Du.

Deutschland sollte dann mit einer gegenklage reagieren.

Wegen der Ermordung und Vertreibung der Deutschen in Südwest.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Dampflok94 »

Vizegott hat geschrieben:(10 Apr 2017, 02:40)

Deutschland sollte dann mit einer gegenklage reagieren.

Wegen der Ermordung und Vertreibung der Deutschen in Südwest.
Klar doch! :D
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Vizegott »

Dampflok94 hat geschrieben:(10 Apr 2017, 14:32)

Klar doch! :D

So eine klage hätte sicher gute erfolgsausichten.

Am Ende machen wir noch finanziellen Gewinn! :thumbup:
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Alexyessin »

Vizegott hat geschrieben:(10 Apr 2017, 15:35)

So eine klage hätte sicher gute erfolgsausichten.
Auf welcher Rechtsgrundlage denn?
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
Baier is ma ned so - Baier sei is a Lebenseinstellung
Mia glangt das i woas das i kennt wenn i woin dadat
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Vizegott »

Alexyessin hat geschrieben:(10 Apr 2017, 15:40)

Auf welcher Rechtsgrundlage denn?

Auf der gleichen Grundlage wie die namibier.
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Re: Völkermorde Revisited

Beitrag von Alexyessin »

Vizegott hat geschrieben:(10 Apr 2017, 16:43)

Auf der gleichen Grundlage wie die namibier.
Dann sag doch mal.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin kein Nazi, aber...
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