Ich halte die Bombardierung Hamburgs für ein Kriegsverbrechen und war schockiert über das Denkmal, welches Arthur Harris in London (zentral auf dem Trafalgar Quare) gesetzt wurde. Und meine Interpretation des unterstrichenen Zitates ist eine Paralaxe auf genau dieses Phänomen fehlendem historischem Bewusstseins, welches offenbar Grundlage für dieses beschämende Denkmal ist.Feuersturm
Kommentar
von Uwe Bahnsen
Der 60. Jahrestag der "Operation Gomorrha", der britischen Großangriffe auf Hamburg, an den heute eine Gedenkveranstaltung im Rathaus der Hansestadt erinnert, fällt in eine Zeit, in der die Flächenbombardements deutscher Städte in der Öffentlichkeit intensiver diskutiert werden als je zuvor seit 1945. Das schreckliche Thema ist nicht mehr tabuisiert. Das ist uneingeschränkt zu begrüßen. Die zeithistorische Aufarbeitung hat sowohl auf deutscher wie auf englischer Seite eine Fülle von Belegen dafür erbracht, dass die Strategie des "area bombing" das Gegenteil ihrer Ziele bewirkt hat: Die Rüstungsproduktion erreichte in der zweiten Jahreshälfte 1944 ihren Höchststand, und in der Bevölkerung erzeugte der Bombenkrieg eine unbestreitbare Verhärtung. Luftmarschall Arthur Harris, der Chef des britischen Bomber Command, spielte Goebbels in die Hände, denn der konnte argumentieren, die Alliierten würden entgegen ihren eigenen Beteuerungen den Krieg eben doch gegen das deutsche Volk führen und nicht nur gegen die Streitkräfte und die kriegswichtige Infrastruktur. Das verfehlte seinen Eindruck in der Bevölkerung nicht. Auch ist unbestritten, dass die verheerenden Angriffe, deren Fanal der Feuersturm in Hamburg war, einer vornuklearen Massentötungsstrategie entsprangen, die moralische Fragen aufwirft. Sie dürfen nicht tabuisiert werden.
Eines allerdings darf nicht abhanden kommen: das Bewusstsein, dass es Hitler war, der den Krieg gewollt und geplant, vom Zaun gebrochen und mit Brutalität geführt hat. Joachim Fest hat in einem brillanten Essay über das, was die Geschichte leisten kann, notiert: "Der Blick in die überschaubare Vergangenheit lehrt, dass nichts so viel Unglück, so viel Terror und Schrecken heraufbeschworen hat wie falsches historisches Bewusstsein." Wenn dieser Satz seine Berechtigung hat, dann bei diesem Thema und den Schrecken der "Operation Gomorrha".
Artikel erschienen am 24. Jul 2003 in "Die Welt"
Quelle: http://www.welt.de/print-welt/article24 ... sturm.html
Zeitgeschehen: http://hermes.zeit.de/pdf/archiv/2003/31/A-Gomorrha.pdf
Es ist mir ein Anliegen dieses Thema auch hier anzusprechen.
Gruß Vovin