Wozu Rente wenn ich mit 50 sterbe?

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syna
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Re: Wozu Rente wenn ich mit 50 sterbe?

Beitrag von syna »

H2O hat geschrieben:(18 Aug 2017, 11:10)

Diese Klarstellung können Sie nach Belieben oft wiederholen; sie wird den Weg in das Denken der Verelendungsprediger nicht finden.
:?: Was meinst Du damit?
Wo ist hier ein Verelendungsprediger?
--~~/§&%"$!\~~--
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schokoschendrezki
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Re: Wozu Rente wenn ich mit 50 sterbe?

Beitrag von schokoschendrezki »

syna hat geschrieben:(18 Aug 2017, 19:16)

Das ist ja alles richtig: In bestimmten Bereichen des Gesundheitssystems, z.B. in
der Orthopädie, werden viel zu viele Operationen durchgeführt. Weil die
Krankenhäuser unter extremem ökonomischen Druck stehen - und der Anreiz,
mehr Operationen durchzuführen sehr groß ist.

Das hat allerdings mit dem Thema hier fast nichts zu tun. Stell' Dir vor,
Du hast einen ernsten Verkehrsunfall oder Flugzeugabsturz, und wirst in das
nächste kleine Krankenhaus in der Nähe gebracht. In diesem kleinen Kranken-
haus sind aber die Kapazitäten für komplizierte Operationen gering.

Es stehen nun - aufgrund des Unfalls oder Flugzeugabsturzes - 3 Menchen
an, die eigentlich sofort operiert werden müssen. Du bist einer von ihnen.
Wenn die Ärzte nun sehen, dass Du sowieso nur noch wenige Jahre leben
wirst, dann werden sie spontan die anderen beiden Dir vorziehen. Die werden
dann zuerst operiert - und Du dann als Drittes. Das kann aber genau die Zeit
gewesen sein, die Du zum Überleben gebraucht hättest.

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Wie gesagt, DAS ist nur ein Beispiel. Man kann sich leicht vorstellen, dass
das Wissen über persönlichste Daten Dein ganzes Umfeld - das Umgehen
miteinander - vollkommen verändert. Nicht nur im Bereich der Medizin,
auch bei Kreditverhandlungen oder juristischen Auseinandersetzungen
sind die Karten plötzlich ganz anders gemischt.

Ich hatte den Organspenden-Skandal erwähnt. Im Umfeld der illegalen Leberorganvergaben wurden u.a. Patienten mit Organen versorgt, die nicht die vorgeschriebene vorgelagerte Alkoholabstinenz einhielten und dann auch kurz nach der Operation starben. So ziemlich das Gegenteil von der von dir beschhriebenen Situation. Aufwändige unnötige Herzkatheder-Untersuchungen auf Verlangen Ängstlicher und Übervorsichtiger sind - neben unnötigen Orthopädie-OPs - ein weiteres Beispiel für Überversorgung. Überversorgung und hysterische Hypochondrie als Massenphänomen sind ein besonderes Kennzeichen Deutschlands. Ich habe zwei Aortenklappenaustausch-OPs hinter mir und werde noch (mindestens) eine dritte bekommen. Ich sehe dem vollkommen gelassen entgegen.

Dass in einigen Heimen alte Menschen stundenlang auf einer schon wundgescheuerten Seite liegen und nicht gewendet und neu verbunden werden, weil die Besatzung Kaffee trinkt, ist eines der weit gravierenderen Probleme. Oder dass hochschwangere Frauen im Raum Berlin in Kreiskrankenhäuser nach Brandenburg geschickt werden, weil das Haus voll ist und es keine Hebammen gibt (weil die chronisch unterbezahlt sind). Das alles hat aber nicht das geringste mit Orwellschen Dystopien von der Machtübernahme von Computersystemen zu tun sondern ist ein ganz schlichtes und unromantisches Problem von Medizin-Ökonomie.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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H2O
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Re: Wozu Rente wenn ich mit 50 sterbe?

Beitrag von H2O »

syna hat geschrieben:(18 Aug 2017, 19:17)

:?: Was meinst Du damit?
Wo ist hier ein Verelendungsprediger?
Haben Sie sich noch nie über den Mißbrauch der Definition "Armutsgefährdung" geärgert? Ich schon!
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