H2O hat geschrieben:(06 Aug 2017, 09:24)
Vielleicht ist diese betonte Unabhängigkeit aber auch nicht das, was uns gut tut. Ich gehe davon aus, daß vielen Nutzern der Netze gar nicht so richtig klar ist, was sie mit der Preisgabe ihrer Daten und ihrer persönlichen Vorlieben möglich machen.
Zumindest junge Menschen wissen es zumeist, mit welchen Risiken sie im Netz unterwegs sind. Schüler lernen heute bereits in der Schule die Gefahren, die im Internet lauern einzuschätzen und sich davor zu schützen. Das Problem dabei ist, dass die Abschottung nach außen gerade bei sozialen Netzwerken nicht gewollt ist. Die Nutzer wollen da ja keine Selbstgespräche führen sondern von möglichst vielen Mitgliedern der Community erreicht bzw. geliket werden. Bei Facebook, aber auch anderen sozialen Netzwerken, beginnt das beispielsweise schon mit dem Profilnamen. Lt. AGB ist nur der eigene Realname zugelassen. Mitglieder können von Facebook gesperrt werden, wenn sie bei der Registrierung einen falschen bzw. Aliasnamen angeben, was aber real selten geschieht. Allerdings ist dieser Passus in den AGBs von Facebook für die meisten Nutzer irrrelevant, weil sie sich freiwillig mit ihrem Realnamen registrieren. Dahinter steckt ja der ausdrückliche Wunsch eines jeden Facebook-Nutzers von der ganzen Nutzergemeinde auch gefunden zu werden. Um dieses anderen zu erleichtern wird ja extra noch ein Profil angelegt, wobei es die Möglichkeit gibt, Geburtsort, Wohnort, Schulausbildung und andere persönliche Dinge bekannt zu machen.
Grundsätzlich positiv bei Facebook ist die Tatsache, jeder Nutzer im Bereich Privatsphäre die Möglichkeit hat, seinen Freundeskreis einzugrenzen, so dass bestimmte Informationen, Beiträge, Fotos etc. nur einen bestimmten Personenkreis erreichen. Ja es besteht bei Facebook sogar die Möglichkeit, sich soweit von der Außenwelt abzuschotten, so dass man nur noch für einen Freund/Freundin erreichbar ist. Diese Funktionen werden auch zunehmend genutzt aber bei weitem nicht von allen. Ein sehr großer Anteil legt sogar großen Wert darauf, von möglichst vielen, auch vollkommen fremden Personen erreicht bzw. geliket zu werden. Da werden mit voller Absicht sämtliche von Facebook zunächst verschlossene „Einfallstore“ geöffnet.
Jetzt passiert folgendes: Ein ansonsten recht vorsichtiger Facebook-Nutzer postet via Facebook einer Freundin/einem Freund eine sehr vertrauliche Nachricht mit einem noch vertraulicherem Foto, vielleicht einer Klassenkameradin oder Klassenlehrerin nackt am Strand auf Korsika (natürlich heimlich aufgenommen). Die Empfängerin ist nun aber eine dieser Facebook Sorglos-Nutzerinnen mit mehr als hundert „Freundinnen“, die täglich mal auf ihrem Profil vorbeischauen. Die Folge: Wenige Tage später kann dann bestenfalls jeder Bambuti auch im allerletzten Kraal Zentralafrikas diese Nachricht lesen bzw. sehen. Wird das peinliche Foto dann im Schneeballsystem auch noch in anderen Netzwerken geteilt wird dieses somit zum festen und unlöschbaren Bestandteil des Internets.
Derlei Dinge passieren täglich überall auf der Welt. Aber mehr als aufklären kann man da nicht. und das wird getan, in den Schulen, den Medien und im Internet. Wir leben in einer Informationsgesellschaft, wo wirklich jede Meldung jeden erreicht aber nur, wenn dieser jemand auch bereit ist, für ihn sicherlich wichtige Meldungen auch zu hören bzw. lesen um danach zu handeln.
Und wer da nicht hören bzw. lesen will muss eben fühlen. Dazu gehören dann u.U. auch strafrechliche Konsequenzen, z.B. bei der Verletzung von Persönlichkeitsrechten.
Genau genommen müsste es eine immer wieder aktualisierte Richtschnur geben und notwendige Hilfsprogramme, mit deren Hilfe wir die ständig neuen Versuche abwehren können, an unsere persönlichen Daten zu gelangen, ohne deshalb auf die Nutzung des Internets verzichten zu müssen.
Wie ich weiter oben ja bereits sagte gibt es solche Richtschnüre. Dabei ging es jetzt allerdings nur um die persönlichen Daten in sozialen Netzwerken. Gefahren lauern natürlich viele weitere im Netz: Trojaner, Würmer, Schadsoftware, Botnetze, Spam, Pishing… Ziel von diesen Fieslingen ist es, an persönlichen Daten zu gelangen, vom Amazon-Zugang bis zur Online-Bankverbindung. Oder es wird der PC ohne Wissen des Nutzers gekapert um von diesem Spam und anderen Müll weiter zu verteilen.
Vor diesen Gefahren schützen Virenscanner und Firewalls, die aber regelmäßig aktualisiert werden müssen, wenn sie auch wirklich schützen sollen. Auf wohl jedem neuen PC oder Notebook ist eine solche Software heute vorinstalliert. Dabei handelt es sich aber in den allermeisten Fällen um eine Probeversion, die nach einer gewissen Zeit als Vollversion käuflich erworben werden kann. Achtet der Nutzer nicht auf die zum Ende der Probezeit entsprechenden Hinweise des Softwareherstellers steht er dann plötzlich ohne jeden Schutz da und weiß es vielleicht noch nicht einmal.
Auch da ist die Initiative des Nutzers gefragt. Es gibt heute sehr gute Virenscanner, die noch nicht einmal etwas kosten müssen. Es muss dabei nicht die auf dem PC/Notebook vorinstallierte Software sein! Aber auch hier gibt es doch wirklich ausreichende Informationen. Selbst in unserer eher provinziellen Tageszeitung wird in regelmäßigen Abständen sehr gut und leicht verständlich auf die Gefahren des Internetzes und möglichen Schutzvorkehrungen hingewiesen. Sogar Volkshochschulen haben das Problem längst erkannt und bieten adäquate Kurse an. Mehr kann man doch wirklich nicht tun. Letztlich ist da ein jeder Internetnutzer gefragt. Ein PC/Laptop ist eben kein simples Bügeleisen.
Viele Nutzer eines PCs haben eben immer noch nicht begriffen, dass eine gute Absicherung ihres PCs genau so selbstverständlich ist wie die der eigenen Wohnung bzw. Hauses. Wer da noch ein altes Schloss aus den 1950er Jahren in seiner Haustür hat darf sich über ungebetenen Besuch auch nicht wundern.