H2O hat geschrieben:(19 Dec 2018, 08:49)
Muß man nicht auch den Steueraufwand für die Windräder mit in die Gewinnrechnung einbauen? So weit ich weiß, macht der Stromüberschuß an guten Wind- und Sonnentagen einige Maßnahmen notwendig, um den Strom irgendwie nutzbringend ein zu setzen. Wenn man jetzt beginnt, große Pufferspeicher für elektrische Energie auf zu bauen, dann gehören die doch auch zu den Aufwendungen für Erneuerbare Energien.
Bisher brauchte man die nicht so dringend, weil in den fossilen Brennstoffen ja zugleich der Puffer enthalten war... man konnte die Zufuhr steuern, und gut war's.
Das ist in der Tat eine interessante Frage.
Bisher sah der "Puffer" bzw. "Speicher" so aus, dass schlicht Erzeuger-Überkapazitäten im Netz vorgehalten wurden, die bei Bedarf hoch- und bei Überangebot heruntergefahren wurden/werden.
Grundsätzlich ist es eine Kostenfrage, ob das mit erneuerbaren Energien auch so gehandhabt werden kann. Die berühmte "Dunkelflaute", die gerne als Schreckgespenst angeführt wird, tritt üblicherweise bloß sehr lokal auf - so dass bei ausreichender Überkapazität diese Zeiten von anderswo ausgeglichen werden können.
Diese Überkapazitäten kosten jedoch Geld und Fläche und sind oftmals durch Verordnungen und andere bürokratische Hürden nur äußerst schwer zu realisieren - zumal nicht absehbar ist, dass diese bürokratischen Hürden für den Ausbau erneuerbarer Energien kleiner werden.
Insofern würde es sich natürlich rein logisch anbieten, die saubere Energie, die über den Bedarf hinaus geht ein zu lagern und so die notwendigen Überkapazitäten zur Netzstabilisierung möglichst gering dimensionieren zu können.
Für diese Netzstabilisierung (die ja das Ziel der Speicher/Puffer/Überkapazitäten ist) kann die notwendige Speicherkapazität auf drei verschiedene Arten "erschaffen" werden:
1. dezentrale Kleinspeicher bei den EE-Kraftwerken, wie z.B. Akkumulatoren bei WKA und/oder Solarparks, Power2X, o.ä.
2. zentrale Großspeicher, wie z.B. Pumpspeicherkraftwerke, Großakkumulatoren, Power2Gas + Generator/Brennstoffzelle, o.ä.
3. dezentrale Kleinspeicher, wie z.B. Akkumulatoren in Häusern/Wohnungen, Einbindung von Traktionsbatterien, o.ä.
Ersteres wird heute bereits stellenweise gemacht - insbesondere dort, wo Anlagen häufig zur Netzstabilisierung "abgeschaltet" werden müssen. Manche Betreiber (aktuell noch sehr wenige) "lagern" die Energie aus diesen Zeiten in Akkumulatoren zwischen und speisen diesen zu anderen Zeiten zusätzlich ein. Die Rentabilität ist hier noch eine sehr große Hürde, da die Abschaltzeiten im Schnitt gering sind und die Investition in entsprechende Akkutechnologie teuer ist, also der Break-Even erst nach langer Zeit erreicht wird, sofern er überhaupt erreicht wird.
Zweiteres müsste tatsächlich in den Strompreis eingebunden werden, da zentrale Großspeicher von gewinnorientierten Firmen (z.B. E.On, Tennet, o.ä.) realisiert werden müssten. Diese werden sich diesen Service vermutlich vergüten lassen.
Letzteres kann nur schlecht "von oben" verordnet werden. Jedoch können unkompliziert Anreize zum Bau solcher Kleinanlagen gesetzt werden - z.B. durch Anpassung des Strompreises je nach Tageszeit (anhand statistischer Auswertungen lassen sich die "Spitzenlast"- und die "Grundlast"-Zeiten sehr gut ermitteln und prognostizieren). So könnte z.B. ein Modell aus drei Strompreisen (Hoch, Normal, Niedrig) einen Anreiz bieten den eigenen Verbrauch in Zeiten günstigen Stroms (also hohen Angebotes) zu verlagern. Dies alleine dürfte bereits eine deutliche Stabilisierung des Stromnetzes bewirken.
Zudem würde es Anreize schaffen, den "billigen" Strom zu lagern, um ihn in Zeiten teuren Stroms (also hoher Nachfrage/geringen Angebotes) nutzen zu können. Voraussetzung hierfür wäre allerdings die flächendeckende Nutzung von "Smartmetern" (also "intelligenten" Stromzählern) voraussetzen, die diese unterschiedlichen Tarife auch sinnvoll verwalten können. Optimal wäre dies in Kombination mit einer Steuerungs-Möglichkeit, diese Kleinspeicher vollautomatisch netzdienlich betreiben zu können. Aktuell ist dies jedoch Zukunftsmusik.