https://www.welt.de/wirtschaft/article1 ... gasen.htmlDas neueste Kapitel des „Dieselgate“-Skandals von Volkswagen enthält Szenen, die kaum zu glauben sind. Zehn zu Versuchsobjekten degradierte Affen kauern in einem Testlabor im Wüstenstaat New Mexico und atmen stundenlang Abgase eines VW-Beetle ein, während ihnen zur Beruhigung Zeichentrickfilme gezeigt werden. [...]
Die Tests mit den Affen waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. Deshalb hatte die EUGT („Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor“) – eine von Volkswagen, Daimler und BMW finanzierte Lobby-Initiative – sie beim Lovelace Respiratory Research Institute in Auftrag gegeben. Federführend war laut Studienleiter McDonald dabei VW.
Die Wolfsburger teilten auf Nachfrage mit, die Kritik an der Studie „sehr ernst“ zu nehmen. [...]
Laut Forscher McDonald wollte man die Experimente anfangs sogar mit Menschen durchführen. Doch nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Dieselabgase als krebserregend eingestuft habe, seien wegen rechtlicher Bedenken die Affen zum Einsatz gekommen. Die entscheidenden Anweisungen habe stets VW gegeben. Was damals noch keiner wusste: Der getestete Beetle hatte ebenjene Software zur Abgasmanipulation an Bord, die Volkswagen im darauffolgenden Jahr in eine der tiefsten Krisen der Konzerngeschichte stürzen sollte. [...]
So verwundert es im Nachhinein auch wenig, dass das Testfahrzeug den Gerichtsakten zufolge von VW-Ingenieur James Liang persönlich beim Labor abgeliefert wurde. Liang? Nachdem der „Dieselgate“-Skandal im September 2015 aufflog, kooperierte der langjährige VW-Mitarbeiter als Kronzeuge mit den Strafverfolgern. Im August verurteilte ihn ein US-Richter wegen seiner Rolle in der Abgasaffäre zu drei Jahren und vier Monaten Gefängnis sowie zu einer Geldstrafe von 200.000 Dollar.
Aber was genau versprach man sich von dem Affen-Experiment? Die manipulierten Tests hätten VW Forschungsergebnisse liefern können, um die eigenen – als „sauber“ vermarkteten – Diesel von älteren Autos abzugrenzen. Deshalb wurde bei dem Versuch zur Gegenüberstellung ein Ford-Diesel-Truck des Modelljahres 1999 gewählt – oder anders ausgedrückt: eine ziemliche Abgas-Dreckschleuder. Doch die gewünschten Resultate brachte die Studie letztlich nicht.
Wie findet Ihr solche Tests? Moralisch vertretbar, um letztendlich die Gesundheit von Menschen zu schützen? Oder sollte sowas (behördlich?) untersagt werden?