Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

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schelm
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Re: Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

Beitrag von schelm »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(28 Dec 2017, 05:58)

Die Energiewende ist nicht aufzuhalten. Bei heutigen Strompreisen lohnen sich 4-10 kWp aufs Dach auch ohne jegliche Förderung oder Einspeisung für die meisten Haushalte. In naher Zukunft auch mit einem kleinen Speicher, heute eher noch nicht. Mit dem Geld ist die Rechtfertigung da. Alles Geschwätz über Grundlast und angebliche Zusammenbrüche ist dahin, wenn man 100 Euro sparen kann.
Du meinst damit, es sei realistisch, mit der gespeicherten und erzeugten Energie der Solaranlage ggf. von Oktober bis April ein Haus zu beheizen und die elektrischen Verbraucher zu bedienen, oder hab ich dich falsch verstanden ?
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schelm
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Re: Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

Beitrag von schelm »

frems hat geschrieben:(27 Dec 2017, 22:45)

Nö. Steht auch nirgends. Daher erübrigt sich die andere Frage.
Ok, womit willst du die benötigte Leistung bereitstellen ? Jedem Haus seine Minianlage zur Energieerzeugung und Speicherung ? Goldene Zeiten für Wartungsfirmen, Hersteller, Zulieferer. Schafft Wachstum und Arbeitsplätze und kost doch fast gar nichts. Oder bist du einer dieser saturierten Entbildeten, die von einer präindustriellen Gesellschaft träumen, aber natürlich mit Fahrrad und Smartphone ?

Der Energiehunger wächst mit der Philosophie des Wachstums, trotz jeder Energie sparenden neuen Technologie. Wo soll da die Wende sein ? Wenn wir Glück haben gelingt es mittelfristig den steigenden Bedarf durch regenerative Energien zu deckeln, langfristig, mit besseren Speichertechnologien, vielleicht zu 30 - 40 % zu ersetzen. Ich sehe allerdings nach dem Ende der fossilen Brennstoffe nur zwei Optionen : Das Ende des Wachstums und Einschränkungen oder eine funktionierende Kernfusion.
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H2O
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Re: Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

Beitrag von H2O »

schelm hat geschrieben:(28 Dec 2017, 07:08)

Du meinst damit, es sei realistisch, mit der gespeicherten und erzeugten Energie der Solaranlage ggf. von Oktober bis April ein Haus zu beheizen und die elektrischen Verbraucher zu bedienen, oder hab ich dich falsch verstanden ?
Das hat Ihr werter Vorschreiber auch gar nicht behauptet. Er hat gemeint, daß sich privat betriebene PV-Anlagen durch die Preisentwicklung für Strom schon ohne Zuschüsse lohnen. Das kann ich nicht so gut beurteilen... aber ich glaube das jetzt erst einmal. Irgendetwas muß daran sein, denn entlang der Autobahn A20 finden sich sehr große PV-Felder, die nicht den Eindruck einer Versuchsanlage vermitteln. Da wollen Leute Geld verdienen, vermute ich.

Weiterhin sehen Sie dort auch einen wahren Wald von Windrädern und dazwischen auch Biogasreaktoren mit geblähten Kuppeln. Ich vermute, daß dort Leute an der Energiewende arbeiten. Einen wahren Sprung in der Zufuhr erneuerbarer Energie wird es geben, wenn die Windräder auf See ihren vollen Ertrag in die Netze einspeisen können.

Wie Sie dem Eingangsbeitrag entnehmen können, sind derzeit viele aussichtsreiche Verfahren der Energiepufferung im Zulauf, und zugleich läuft ein Programm zur Wärmedämmung von Gebäuden, daß man die Zielvorgabe 50% aus erneuerbaren Energien bis 2050 erst einmal glauben kann.

Das Thema ist so vielfältig, daß Sie aufhören sollten, Ihre Wohnungen über Winter aus gespeichertem Strom aus PV-Anlagen heizen zu wollen. Das wird wohl nix!
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frems
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Re: Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

Beitrag von frems »

schelm hat geschrieben:(28 Dec 2017, 09:21)

Ok, womit willst du die benötigte Leistung bereitstellen ? Jedem Haus seine Minianlage zur Energieerzeugung und Speicherung ? Goldene Zeiten für Wartungsfirmen, Hersteller, Zulieferer. Schafft Wachstum und Arbeitsplätze und kost doch fast gar nichts. Oder bist du einer dieser saturierten Entbildeten, die von einer präindustriellen Gesellschaft träumen, aber natürlich mit Fahrrad und Smartphone ?
Das lässt sich eben nicht pauschalisieren, weil es keine eierlegende Wollmilchsau gibt und in absehbarer Zeit auch nicht geben dürfte (falls doch, werde ich alles zurücknehmen). Diverse Beispiele nannte ich ja schon. Bei uns werden bspw. Aquifer installiert, um Warmwasser im Sommer zu speichern und im Winter zu nutzen. In anderen Gefilden ist das nicht unbedingt notwendig, weil man mit Geothermie viel über das ganze Jahr erreichen kann. Da muss man eben schauen, welche Voraussetzungen und Bedarfe man hat, um den jeweils besten Mix an Techniken auszuprobieren.

Das ist natürlich nur ein Baustein. Für die täglichen statt saisonalen Schwanken sind auch Unterstützungen durch Methan und Wasserstoff denkbar, ebenso mit Mitnutzung von Akkus. Gerade wenn in zukünftig diverse Akkus von Elektrofahrzeugen nach Tausenden Ladezyklen nicht mehr die volle Leistung haben, können sie aber noch problemlos genutzt werden, um sie nachts zu laden und tagsüber für die Haushaltstechnik zu nutzen, sofern der Pkw nicht direkt mit dem Gebäude vernetzt ist und ein Bruchteil seiner Energie am Morgen für den Wasserkocher abliefert. Alles bisher kein Hexenwerk und ein langfristiger Prozess, der noch viele Fortschritte mit sich bringt. Wir reden ja nicht davon, innerhalb von fünf Jahren auf nahezu 100% EE zu kommen, sondern über Jahrzehnte. Da braucht man Geduld, Weitsicht und Anpassungsfähigkeit.
Der Energiehunger wächst mit der Philosophie des Wachstums, trotz jeder Energie sparenden neuen Technologie. Wo soll da die Wende sein ? Wenn wir Glück haben gelingt es mittelfristig den steigenden Bedarf durch regenerative Energien zu deckeln, langfristig, mit besseren Speichertechnologien, vielleicht zu 30 - 40 % zu ersetzen. Ich sehe allerdings nach dem Ende der fossilen Brennstoffe nur zwei Optionen : Das Ende des Wachstums und Einschränkungen oder eine funktionierende Kernfusion.
Den höchsten Energieverbrauch hatten wir in Deutschland 1979. Seitdem geht es im Trend nach unten, trotz vieler neuer Informations- und Kommunikationstechnik, die reichlich Energie benötigen. Von daher ist die Prämisse, man brauche steigenden Energieverbrauch zwingend für Wachstum, halt so falsch wie die Konklusion unschlüssig ist. Daher nannte ich weiter vorne auch schon, dass Effizienz mit Suffizienz und Konsistenz einhergeht. Ansätze dafür sind auch raumordnungspolitisch zu verordnen und nicht nur energieraumplanerisch.

Kernfusion könnte funktionieren, sprich, eine stabile und wirtschaftliche Energieversorgung leisten. Solange man es nur nicht weiß, wäre es etwas töricht, sich darauf zu versteifen. Zudem bedeuten solche Reaktoren etwas, was man in den Infrastrukturen generell vermeiden möchte: Zentralität und Abhängigkeit. In einem rohstoffreichen, bevölkerungsarmen Land wie Australien kann man sich vielleicht regelmäßige Stromausfälle leisten, wenn ein Großkraftwerk mal wieder ausfällt. Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wäre es katastrophal. Und im Zweifel werden alle Effizienzvorteile (im Vergleich zur Dezentralität) aufgefressen, sodass man Redundanzen benötigt, um eine sinkende Resilienz zu vermeiden, was aufgrund unserer Vernetzung heutzutage ziemlich unschön wäre, insb. im Falle eines Stromausfalls. Warten wir also mal ab.
Labskaus!

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Re: Wirksame Strategien um mit EE die "Energiewende" schadlos herbeizuführen

Beitrag von immernoch_ratlos »

schelm hat geschrieben:Du meinst damit, es sei realistisch, mit der gespeicherten und erzeugten Energie der Solaranlage ggf. von Oktober bis April ein Haus zu beheizen und die elektrischen Verbraucher zu bedienen, oder hab ich dich falsch verstanden ?
Was der Einsame Überlebende meint, kann man mit etwas "Lesekunst" ganz gewiss verstehen.

Weder mit der generierten, noch mit der gespeicherten Energie aus einer PV lässt sich der Bedarf an Heizenergie in "normalen" Gebäuden decken. Ein etwas intelligenterer Ansatz, schließt sowieso schon rein rechnerisch die Gleichzeitigkeit aus. Bei den niedrigen Erträgen in den Monaten vom 01. Oktober bis zum 01. April (nach allen Berechnungsmethoden die "amtlich / juristische Heizperiode") ist mit wenigen Ausnahmen nicht beides möglich.

Wohlbestimmt, bei "normalen Gebäuden". Bei sog. "Passivhäusern" sieht das schon gänzlich anders aus. Eine "Annäherung" an diesen Standard durch entsprechende Dämmmaßnahmen - bei gleichzeitiger Nutzung alle heiztechnischen Erkenntnissen, ist teilweiser Heizbetrieb möglich.

Um dieses unsinnige "entweder oder nichts" mal von der "katholischen Sicht" :cool: her zu untersuchen - dort würde wohl kaum jemand auf die blödsinnige Idee verfallen, nur weil EINE Kollekte nicht sofort reich macht, gänzlich darauf zu verzichten. Genauso ist das mit aus solarer Einstrahlung. Jahreszeitliche Schwankungen sind dennoch von "Brennstoffen" völlig unabhängige "Zugewinne" - selbst das Eherecht kennt ja die "Zugewinngemeinschaft". Nur weil die in den genannten Monaten niedriger als in den anderen 6 Monaten in D ausfallen, soll man gänzlich darauf verzichten :?: Das ist doch einigermaßen hanebüchener Unsinn.

Meine knapp 11 kWp - Anlage erbringt genau in diesen Monaten (aus 6jährigen Durchschnitt) immerhin 2.767 kWh - soll ich darauf verzichten, weil das "so wenig ist" :?: Im Dezember sind es durchschnittlich ~162 kWh (aus inzwischen 7jährigen Durchschnitt) November und Januar gehören mit ungefähr ~240 kWh zu den deutlich niedrigsten Monaten. Beinahe doppelt so hoch (426 kWh) liegt der Februar. 579 kWh der Oktober und der März mit 788 kWh "können mehr als nur heizen".

Da ich seit Jahrzehnten ausschließlich elektrisch heize, kann ich einigermaßen sicher sowohl die Wirkung der Dämmmaßnahmen, als auch die verschiedenen elektrischen Heizmethoden sehr genau beobachten. Jede "elektrische Aktivität" im Gebäude ist bei mir gleichzeitig auch Heizung... Nun bin ich dabei alle Wirkungen recht exakt zu messen. Besonders wohin die el. Energie die ich über PV generiere, tatsächlich "hinfließt". Ein sehr "smartes" Gerät, welches sowohl jeden einzelnen Stromkreis dauerhaft misst, aber auch die Verteilung der Energie von voreingestellten Kriterien her möglich macht. Kriterien wie die Stromflussrichtung (Eigenstrom oder Bezugsstrom), Innen- und Außentemperatur helfen die bestmögliche Nutzung herbeizuführen. Klar, dass dies ohne geeigneten Speicher nur eine "halbe Sache" ist.

Die Monate April bis September liegen durchschnittlich zwischen ~1.000 und ~1.400 kWh. Der jährlicher Durchschnitt aus 6 Jahren liegt bei ~7.900 kWh. In diesen Monaten werde ich mit einem entsprechend angepassten "Energiefluss" und selbstverständlich einem Mindestspeicher vollkommen ohne Bezugsstrom auskommen. Mein Ziel ist maximale Eigennutzung und minimale Einspeisung. Warum soll mit meiner selbst finanzierten Anlage mehr als den minimal notwendigen "Überschuss" ins Netz einspeisen :?: Das ich dabei selbstverständlich besonders die "Spitzen" kappe, halte ich für selbstverständlich.

Nun ist das Speichern von el. Leistung mittels Batterien längst nicht das "Ende der Fahnenstange". Es gibt bereits Angebote, wo vor Ort der gesamte nicht in der Anlage "verwendbare" Strom, zur Wasserstofferzeugung UND Speicherung genutzt wird. Kann wieder über Brennstoffzelle "rückverstromt" werden oder schlich zu Heizzwecken verbrannt werden. Das kann für mehrere Wohnstätten gemeinsam oder eben solitär geschehen. Nutzung von PV-Leistung als Kühlleistung im Sommer ist eine weitere Möglichkeit lokaler - dezentraler Nutzung.

Jede Menge Formen der "Sektorkoppelung" sind längst implementiert. Warum soll z.B. eine KFZ-Werkstatt mit entsprechenden Dachflächen nicht ihren "Stromverbrauch" anteilig absenken ? Warum soll Kühlung nicht Teil des "Speicherkonzeptes" sein :?: Wer genaueres über Zusammenhänge wissen möchte (was sichtlich nicht auf alle zutrifft :( ), kann sich mal bei dem reichlich vorhandenen Material bei "Fraunhofer ISE" umsehen. Oder gleich den "bp-statistical-review-of-world-energy-2017-full-report" oder ebenfalls BP "Statistical Review of World Energy" beschaffen um dort das weltweite Wachstum EE sowohl aktuell, als auch im "Outlook" für 2050 anzusehen. Gern klärt "FÖS" auch über tatsächliche Kosten der fossil - atomaren Energiegenerierung auf. Um locker viel dummes Zeug zu erzählen, DARF man all das besser nicht kennen.

Es wird schwierig - besonders, weil derzeit noch viel Geld im fossilen Bereich fließt - zu vernünftigeren und auch dauerhaften Lösungen zu kommen. Wie meinte doch Fatih Birol (Executive Director of the IEA) «Wir müssen das Öl verlassen, bevor es uns verlässt.» :?

OK, da ist für die nächsten ~120 ... 150 Jahre noch nicht das Ende absehbar, aber selbst in der neueren Geschichte ab der Geburt eines Herrn Jesus haben "wir" bereits 2.017 Jahre zurückgelegt - davon beträgt der Anteil der laufenden "industriellen Revolution" die in etwa 1870 in Schwung kam, schon mal ~150 Jahre - was, wenn dann bereits all das schöne Öl weg gewesen wäre :?: Warum soll das nun glücklicher machen, wenn in etwa der selben Zeitspanne genau dies passiert :?: Selbst die berüchtigte schwäbische Hausfrau sorgt vor, ändert auch mal was, wenn es unumgänglich wird... :dead:

Was die noch vorhandenen fossilen Schätze angeht - ich habe inzwischen systematisch "ungrünes Material" gesammelt, um herauszufinden, wie wichtig die tatsächlich sind und warum auch die optimistischsten "Denker" - es sei denn, es handelt sich dabei um "Eintagsfliegen" ohne Kinder, denen es am Arsch vorbei geht, von was "morgen" die Welt lebt und besonders WIE sie lebt - längst nach "Auswegen" suchen, um "Energie in Materie" zu verwandeln und nicht zu glauben "wir" könnten quasi ewig Materie verbrennen, um die notwendige Energie für eine darauf angewiesenen Welt zu generieren. Nur dafür bedarf es ein eigenes Thema, auch wenn da sicher wieder sehr bald das "Mäandern" beginnen wird.
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)
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