Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(19 Aug 2017, 18:27)
...

Oder der deutsche Urlauber nutzt das günstigere Angebot einer ausländischen Airline. [/color]
Das hat der deutsche Geschäftsreisende auch schon vor Jahren genau so gemacht. Geht doch; nur die Umwelt nimmt kaum Unterschiede wahr!
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JJazzGold
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(19 Aug 2017, 21:51)

Das hat der deutsche Geschäftsreisende auch schon vor Jahren genau so gemacht. Geht doch; nur die Umwelt nimmt kaum Unterschiede wahr!
Es ist eher der deutsche Urlaubsreisende, der nach dem günstigsten Preis sucht. Dem Geschäftsreisenden geht es vorwiegend um angepasste Zeiten für Hin- und Rückflug, weshalb er weniger Wert darauf legt, einen Umweg über Amsterdam, London oder Dubai zu fliegen.
Der Umwelt schadet ein voll besetztes Flugzeug München-Hamburg weniger, als die entsprechende Menge an KFZ, meist mit Einzelpersonen besetzt. Zudem hat der Passagier die Möglichkeit sein grünes schlechtes Gewissen über eine Zahlung an Trittins Atmosfair zu beruhigen. Dadurch wird die Umwelt verbessert. ;)
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(19 Aug 2017, 22:04)

Es ist eher der deutsche Urlaubsreisende, der nach dem günstigsten Preis sucht. Dem Geschäftsreisenden geht es vorwiegend um angepasste Zeiten für Hin- und Rückflug, weshalb er weniger Wert darauf legt, einen Umweg über Amsterdam, London oder Dubai zu fliegen.
Der Umwelt schadet ein voll besetztes Flugzeug München-Hamburg weniger, als die entsprechende Menge an KFZ, meist mit Einzelpersonen besetzt. Zudem hat der Passagier die Möglichkeit sein grünes schlechtes Gewissen über eine Zahlung an Trittins Atmosfair zu beruhigen. Dadurch wird die Umwelt verbessert. ;)
Kommt darauf an; ein Flug von München nach Ankara mit LH oder ein Flug von Frankfurt mit Turkish Airlines macht (machte) zeitlich keinen so großen Unterschied. Vom Flugpreis her schon. Das waren vor etlichen Jahren meine letzten Heldentaten... und ich habe schon auf das Geld meiner Firma gesehen.

Nach Korea mit Korean Airlines war auch günstiger, und mit KLM von Amsterdam aus auch. Es gibt Wohnorte in Deutschland, von denen aus gesehen Frankfurt und Amsterdam gleich gut zu erreichen sind... oder Paris, um in die USA zu fliegen. Da habe ich schon genauer hingesehen.

Aber das ist ja hier wirklich nicht unser Thema, sondern die Aufgabe, wie wir am schnellsten unsere Erde zerstören. Tja, man tut, was man kann! :(
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(19 Aug 2017, 22:26)

Kommt darauf an; ein Flug von München nach Ankara mit LH oder ein Flug von Frankfurt mit Turkish Airlines macht (machte) zeitlich keinen so großen Unterschied. Vom Flugpreis her schon. Das waren vor etlichen Jahren meine letzten Heldentaten... und ich habe schon auf das Geld meiner Firma gesehen.

Nach Korea mit Korean Airlines war auch günstiger, und mit KLM von Amsterdam aus auch. Es gibt Wohnorte in Deutschland, von denen aus gesehen Frankfurt und Amsterdam gleich gut zu erreichen sind... oder Paris, um in die USA zu fliegen. Da habe ich schon genauer hingesehen.

Aber das ist ja hier wirklich nicht unser Thema, sondern die Aufgabe, wie wir am schnellsten unsere Erde zerstören. Tja, man tut, was man kann! :(
Wer will schon zugunsten einer gesundschrumpfenden Weltbevölkerung auf Kinder verzichten?
Wer sind wir, dass wir, zumindest ich, das Flugzeug weidlich dienstlich und privat nutzte und nutze, anderen jetzt vorschreiben wollen, es nicht, oder nur in unausweichlichen Fällen zu nutzen?

Das ließe sich beliebig mit weiteren Fortbewegungsmitteln, Ernährung, Freizeitvergnügen, etc. fortsetzen.
Die Entscheidung, z.B. völlig auf Flugreisen, oder das KFZ, oder Fleisch zu verzichten, überlasse ich der Entscheidung des Einzelnen.
Von Zwang halte ich nichts. Schon gar nicht, wenn ein paar Oldies, die alles weidlich und vergnügt nutzten, jetzt den Jungen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(19 Aug 2017, 22:26)
Aber das ist ja hier wirklich nicht unser Thema, sondern die Aufgabe, wie wir am schnellsten unsere Erde zerstören. Tja, man tut, was man kann! :(
Öfter mal lese ich Vergleiche, bei denen einfach die Emissionswerte pro km und Kopf der verschiedenen Verkehrsträger verglichen werden. Aber es müssen doch auch die Effekte sämtlicher Verkehrswege-Erschließungen und ihres Erhalts mit einberechnet werden. Also speziell Straßenbau und - unterhalt sowie Gleis- und Streckenbaui und - unterhalt. Fällt da der Vergleich nicht sehr viel anders aus?
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

JJazzGold hat geschrieben:(19 Aug 2017, 22:47)

Wer will schon zugunsten einer gesundschrumpfenden Weltbevölkerung auf Kinder verzichten?
Wer sind wir, dass wir, zumindest ich, das Flugzeug weidlich dienstlich und privat nutzte und nutze, anderen jetzt vorschreiben wollen, es nicht, oder nur in unausweichlichen Fällen zu nutzen?

Das ließe sich beliebig mit weiteren Fortbewegungsmitteln, Ernährung, Freizeitvergnügen, etc. fortsetzen.
Die Entscheidung, z.B. völlig auf Flugreisen, oder das KFZ, oder Fleisch zu verzichten, überlasse ich der Entscheidung des Einzelnen.
Von Zwang halte ich nichts. Schon gar nicht, wenn ein paar Oldies, die alles weidlich und vergnügt nutzten, jetzt den Jungen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben.
Das ist die betont liberale Sichtweise des Weltgeschehens.

Einem on-dit zufolge hatten sich diese Sicht der Dinge einige israelische Politiker zu Eigen gemacht, die sich über die Dringlichkeit, die Straßen bei roter Ampel zu überqueren, völlig im Klaren waren. Großes Schild: "Fahren Sie schnell bei Rot über die Kreuzung! Sie werden schon sehen, was Sie davon haben!"

Kann ja sein, daß sich die Sache mit der freien Fahrt für freie Bürger in Israel inzwischen erledigt hat. Ähnliche Abläufe sind unvermeidlich, wenn wir den Globus weidlich übernutzen. Mir fällt dazu aushilfsweise ein: "Haut drauf nach Kräften Leute, die Zukunft gehört Euch allein!"
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Aug 2017, 23:14)

Öfter mal lese ich Vergleiche, bei denen einfach die Emissionswerte pro km und Kopf der verschiedenen Verkehrsträger verglichen werden. Aber es müssen doch auch die Effekte sämtlicher Verkehrswege-Erschließungen und ihres Erhalts mit einberechnet werden. Also speziell Straßenbau und - unterhalt sowie Gleis- und Streckenbaui und - unterhalt. Fällt da der Vergleich nicht sehr viel anders aus?
Aber ja; so gesehen ist der Luftverkehr eine Labsal für unsere Erde. Nur zu Fuß gehen ist schöner! :)
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von JJazzGold »

H2O hat geschrieben:(20 Aug 2017, 09:08)

Das ist die betont liberale Sichtweise des Weltgeschehens.

Einem on-dit zufolge hatten sich diese Sicht der Dinge einige israelische Politiker zu Eigen gemacht, die sich über die Dringlichkeit, die Straßen bei roter Ampel zu überqueren, völlig im Klaren waren. Großes Schild: "Fahren Sie schnell bei Rot über die Kreuzung! Sie werden schon sehen, was Sie davon haben!"

Kann ja sein, daß sich die Sache mit der freien Fahrt für freie Bürger in Israel inzwischen erledigt hat. Ähnliche Abläufe sind unvermeidlich, wenn wir den Globus weidlich übernutzen. Mir fällt dazu aushilfsweise ein: "Haut drauf nach Kräften Leute, die Zukunft gehört Euch allein!"
Eben, die Zukunft gehört Denen, die sie leben dürfen, können, müssen.
Wir beide haben doch den größten Teil unseres Lebens schon gelebt und das in Freiheit, die zukünftige Generationen erst einmal nicht mehr erleben werden. Alles was wir können ist, ihnen Ratschläge zu geben. Ich betrachte die gegenwärtige Entwicklung distanziert amüsiert. Wenn die nächste Generation meint, sie will auf Flüge verzichten, auf Diesel und Benziner zugunsten eines stromabhängigen Fortbewegungsmittels zu verzichten, auf Fleisch verzichten, auf Super E10 setzen und auf Windräder, dann kann ich nur sagen, go ahead, solange sie mir nicht vorschreiben selbiges tun zu müssen. Ich setze nach wie vor auf Freiwilligkeit und den Fortschritt der Technologie, weshalb o.G. für mich nur kurzfristige Krücken darstellt. Meine Vision von Zukunft sieht anders aus und ggfls. werde ich sie anteilig umgesetzt noch miterleben. :)
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von schokoschendrezki »

H2O hat geschrieben:(20 Aug 2017, 09:11)

Aber ja; so gesehen ist der Luftverkehr eine Labsal für unsere Erde. Nur zu Fuß gehen ist schöner! :)
Mein Beitrag war eigentlich nicht ironisch gemeint sondern als ernsthafte Frage und zugleich als EIngeständnis meiner fachlichen Unkenntnis und Neugier diesbezüglich ...
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von frems »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Aug 2017, 10:38)

Mein Beitrag war eigentlich nicht ironisch gemeint sondern als ernsthafte Frage und zugleich als EIngeständnis meiner fachlichen Unkenntnis und Neugier diesbezüglich ...
Ist auch nicht falsch gedacht. Wenn man Verkehrssysteme analysiert und bewertet, spielen dort viele Faktoren mit ein. Und das Verkehrsmittel mit seiner -leistung und den daraus entstehenden Umwelteinwirkungen sind nur einer. Da ist man schnell auch bei der Wohlfahrtstheorie, der Internalisierung von Externalitäten, Allokation von Opportunitätskosten, Annahmen der Aggregierbarkeit etc. Da gibt's ein Dutzend gängiger Analysemethoden, die man für den jeweiligen Zweck heranzieht und ggf. modifiziert. Und Planung, Bau und Betrieb von Erschließungsinfrastrukturen wie z.B. Verkehrsanlagen gehören richtigerweise selbstverständlich dazu, wenn man die Verkehrsträger vergleicht.

Wenn ich ein schlichtes Beispiel zur Veranschaulichung bringen darf: vor einigen Jahren gab's bei einem Kongress etwas Unruhe, was in den Verkehrswissenschaften sehr selten passiert, da in der Regel ein Konsens herrscht. Es ging in dem Falle um die Liberalisierung des Fernbusmarktes. Ein Vertreter teilte mit, dass er aus sozialen und ökologischen Gründen die Novelle des PBefG sehr begrüße, da sie einerseits ärmeren Menschen mehr Mobilität gewährt und zum anderen nicht nur ökologisch verträglicher seien als MIV, Luftverkehr und ... der Schienenpersonenfernverkehr (SPFV), da selbst durch eine Zunahme von Verkehren der Mobilitätsbedürfnisse ein besserer Effekt für die Umwelt entstünde, inkl. Klimaschutz und Energieverbrauch. Das machte einige Leute stutzig. Sofort flogen ein paar gängige Zahlen, Kennwerte und Größenordnungen durch den Raum, z.B. CO2-Ausstoß pro "Personenkilometer" (200 Personen über 400 Kilometer befördern = 80.000 Pkm).

Und recht hatten beide "Seiten". Die Frage ist bloß, was man systemisch heranzieht und was nicht. Der besagte Vertreter kannte natürlich die Zahlen der Kollegen, aber hat sie angepasst bzw. ergänzt um zahlreiche Faktoren und Effekte. Um nur mal drei davon zu nennen und den Beitrag nicht unnötig in die Lange zu ziehen:

1. Das System Fernbus hat kürzere Vor- und Nachläufe. Das heißt, die Differenz zwischen Fahrplan- und Nutzwagenkilometer ist geringer als beim Eisenbahnwesen. Zudem wurden die Leerfahrten zu den Stellplätzen, Werkstätten etc. berücksichtigt, da sie systemimmanent sind.
2. Man schaut bevorzugt auf elektrifizierte Trassen. Bloß müsste man schauen, wie viel Leistung (Nutzwagen- und Personenkilometer) tatsächlich auf Abschnitten mit Oberleitung statt mit Diesel-Lok erbracht werden. Sind z.B. 40% (die genaue Zahl habe ich nicht mehr im Kopf) noch nicht elektrifiziert, muss dies auch entsprechend gewichtet werden.
3. Für mich persönlich war's der interessanteste Punkt, da er letztendlich ausschlaggebend für das Ergebnis war: die Fernbusunternehmen konnten eine durchschnittliche Belegung von 80% ihrer Sitzplätze vorweisen. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen aber nur 35% der Steh- und Sitzplätze. Beim früheren Vergleich hat man oft keine empirischen Daten herangezogen, sondern schaute auf die Kapazitäten der Systeme, also auf das, was an sich möglich ist mit "selben Bedingungen", sprich, man setzte bei beiden 100% an. Nur diese selben Bedingungen gibt's in der Praxis nicht. Da unterscheidet man ansonsten zwischen Angebot (PKO) und tatsächlicher Leistung (PKT).

Und wenn man will, kann man das noch weiter vertiefen und z.B. Annahmen berücksichtigen, wonach Fernbusse einen Teil der Kunden den Bahnen "wegnehmen" und somit für einen Rückgang der Besetzung verantwortlich sind. Bloß führt das bei eigenwirtschaftlichen Verkehrsdienstleistungen für gewöhnlich zu einer Einstellung der Angebots- und Produktionsplanung, da es sich nicht mehr rentiert und die Besetzungsquote gleich bleibt. Von der anderen Seite her gilt es aber auch wieder zu bedenken, dass fast 40% der Fernbuskunden vorher nicht mit der Bahn, sondern dem MIV fuhren (insb. Pkw mit einer Besetzung von 1,15 Personen pro Fz, während Fahrgemeinschaften statistisch nicht signifikant sind), sodass diese Verkehrsverlagerung wiederum eine Senkung der Auswirkungen bedeutete. Und ... ich hör schon auf.

Das Dilemma ist somit, dass beide Aussagen (Fernbus/Fernbahn ist umweltverträglicher) nicht falsch sind. Man muss bloß konkretisieren und differenzieren, was man genau mit der Aussage meint. Und oben ging's erstmal "nur" um CO2 und Klimaschutz. Feinstaub, Stickoxide, Schwefeldioxide, Schallemissionen, Flächeninanspruchnahmen, Unfälle, Verfügbarkeit der Intermodalität für die gesamte Verkehrskette usw. usf. sind noch nicht einmal angesprochen, aber genau so relevant für die Bewertung des Gesamtsystems.
Labskaus!

Ob Mailand oder Madrid -- Hauptsache Europa.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von schokoschendrezki »

@frems: Na, das war eine umfasende ausführliche Antwort bzw. Sammlung von Anregungen zum Weiterdenken. Danke! Pauschale, voraussetzungslose, undifferenzierte Antworten helfen auch hier nicht weiter.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(20 Aug 2017, 22:31)

@frems: Na, das war eine umfasende ausführliche Antwort bzw. Sammlung von Anregungen zum Weiterdenken. Danke! Pauschale, voraussetzungslose, undifferenzierte Antworten helfen auch hier nicht weiter.
Mir fiel bei Ihrer Frage wirklich die Teetasse... nein, nicht in die Tastatur. Ich verbinde mit dem Luftverkehr drei Bereiche, und ich meine, daß jeder dieser Bereiche die Grenzen zum Wahnsinn klar überschritten hat.

1.
Geschäftsreisen; in meiner aktiven beruflichen Zeit hatte ich den Eindruck, daß manche höhere Manager länger in der Luft als beim Kunden oder im Betrieb waren. Na gut, dann können sie am Boden weniger Durcheinander verursachen. Im Zeitalter der Netze, der SKYPE-Konferenzen, und der Videokonferenzen ließe sich die Wiederholung persönlicher Kontakte vernünftig begrenzen. Durch Geltungssucht die Erde vergiften?

2.
Reiseverkehr zum Vergnügen; ich zweifle am Sinn häufiger Wochenendflüge in andere Metropolen. Da wird Kerosin verballert ohne Ende... man hat's ja, kann es sich leisten. Etwas für Leute, die mit ihrer Lebenszeit nichts an zu fangen wissen. Ich zweifele auch am Sinn von zwei oder drei (!) Fernflügen jährlich auf abgelegene Inseln mit Rundumversorgung. Dafür die Erde vergiften?

3.
Luftfracht; da bin ich noch am unsichersten. Eine teure Maschine kann vor Ort schon etwas leisten, wo andere noch im Schiffsbauch durchgeschaukelt werden. Aber dann kommen Jumbos mit Weintrauben, Blumen, Aprikosen nach Europa... leckere Sache, aber wirklich sinnvoll? Wobei in Sachen Blumen gleich ein ganzer Vernichtungsfeldzug gegen alles, was da kreucht und fleucht verbunden ist. Wir können uns diesen Luxus leisten, und wir machen das auch. Nein, nicht ganz so: Ich verkneife mir den Genuß und freue mich, wenn hier die Früchte frisch heran reifen... ist einmal eine Abwechselung gegenüber Jahrein, Jahraus Erdbeeren.

Man kann natürlich sagen: Juckt mich nicht, ich lebe nur einmal, also haue ich auf die Pauke, daß es nur so bumst. Daß wir damit über jede Notwendigkeit -zig-mal hinaus zur Klimaveränderung beitragen, das sollte einleuchten.

Natürlich hat frems Recht damit, daß man immer die ganzheitliche Brille aufsetzen muß, wenn man die Schädlichkeit von Systemen vergleichend bewerten will. Aber man kann sich auch Gedanken machen, wie wir zu unserer Lebenszeit mit den Schätzen dieser Erde haushalten können, ohne dabei ernsthaft etwas zu entbehren. Das geht weit über die vermutete Schädlichkeit des Luftverkehrs hinaus. Aber er gehört in seinen Ausprägungen dazu, siehe oben.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von schokoschendrezki »

Die Flugreisen, die ich ab und zu (drei bis viermal im Jahr) unternehme, fallen jedefalls in keine der drei aufgezählten Kategorien. Die Alternative zu Berlin-Bratislava oder -Wien (und zurück) mit dem Flugzeug besteht dabei in der Regel darin, zu eint mit einem relativ großen Auto die ca. 700 Kilometer runterzujuckeln.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von yogi61 »

Die Luft in fast 70 deutschen Städten bleibt auch nach Umsetzung der beim Dieselgipfel beschlossenen Schritte schmutziger als erlaubt. Damit drohen weiterhin Diesel-Fahrverbote. Zu diesem Schluss kommt das Bundesumweltministerium nach einer Modellrechnung des Umweltbundesamtes (UBA).

Damit kann der Dieselgipfel als gescheitert gelten. Das Spitzentreffen Anfang August, zu dem sich unter anderem führende Politiker und die Chefs der Autoindustrie trafen, hatte sich zum Ziel gesetzt, Fahrverbote für Dieselautos zu verhindern. Einen zweiten Gipfel wird es im Herbst geben. An diesem will dann auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen.
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/umwe ... 64166.html
Ausser Spesen nichts gewesen.
Two unique places, one heart
https://www.youtube.com/watch?v=Ca9jtQhnjek
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von syna »

JJazzGold hat geschrieben:(20 Aug 2017, 10:23)

... Wenn die nächste Generation meint, sie will auf Flüge verzichten, auf Diesel und Benziner zugunsten eines stromabhängigen Fortbewegungsmittels zu verzichten, auf Fleisch verzichten, auf Super E10 setzen und auf Windräder, dann kann ich nur sagen, go ahead, solange sie mir nicht vorschreiben selbiges tun zu müssen.
Ich habe da auch einen ganz liberalen Ansatz: Kein
Vorschreiben von bestimmten Nachrüstungen - ob
Software oder Hardware.

Stattdessen: Einfach mal die Grenzwerte, die für die
Gesunderhaltung unbedingt notwendig sind, "strikt"
festlegen.

Die Automobilhersteller können dann nach Belieben
wählen, ob sie die Grenzwerte mit Benziner, Diesel,
Elektroauto oder Gleitboard erfüllen wollen. Einfach
und effektiv!
:thumbup:
--~~/§&%"$!\~~--
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von JJazzGold »

syna hat geschrieben:(24 Aug 2017, 11:26)

Ich habe da auch einen ganz liberalen Ansatz: Kein
Vorschreiben von bestimmten Nachrüstungen - ob
Software oder Hardware.

Stattdessen: Einfach mal die Grenzwerte, die für die
Gesunderhaltung unbedingt notwendig sind, "strikt"
festlegen.

Die Automobilhersteller können dann nach Belieben
wählen, ob sie die Grenzwerte mit Benziner, Diesel,
Elektroauto oder Gleitboard erfüllen wollen. Einfach
und effektiv!
:thumbup:
Damit gehe ich konform.
Das könnte dazu dienen, sich nicht auf dem E-Auto, oder dem Hybrid auszuruhen, sondern tatsächlich mal wieder innovativ technologisch zu entwickeln.
Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.
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Re: Die Ergebnisse des Diesel-Gipfels ...

Beitrag von H2O »

syna hat geschrieben:(24 Aug 2017, 11:26)

Ich habe da auch einen ganz liberalen Ansatz: Kein
Vorschreiben von bestimmten Nachrüstungen - ob
Software oder Hardware.

Stattdessen: Einfach mal die Grenzwerte, die für die
Gesunderhaltung unbedingt notwendig sind, "strikt"
festlegen.

Die Automobilhersteller können dann nach Belieben
wählen, ob sie die Grenzwerte mit Benziner, Diesel,
Elektroauto oder Gleitboard erfüllen wollen. Einfach
und effektiv!
:thumbup:
Naheliegend und doch wohl weit ab von der Wirklichkeit!

Grundsätzlich sind die Abgase, Abfälle bei der Herstellung und nachher im täglichen Betrieb von vielen Millionen Fahrzeugen schädlich. Was erträglich zu sein scheint, wenn nur ein Stinker die Welt belastet, das wird zur Plage, wenn sich das Spiel millionenfach wiederholt. Da sind wir doch jetzt, und nicht bei der Grundsatzfrage, ob Abgase schädlich sind: Die sind schädlich!

Wir müssen die Fragestellung noch weiter verengen: In bestimmten Ballungszonen/Innenstädten werden Höchstmengen schädlicher Abgase sehr weit überschritten. Auf dem platten Lande aber überhaupt nicht. Wir können natürlich darüber streiten, wie weit diese Höchstmengen auf wissenschaftlicher Grundlage ermittelt wurden, oder ob da eine Runde Zuständiger nach heißen Streitgesprächen in den blauen Himmel geblickt hat und sich auf solche Höchstwerte gesteigert hat. Also ein politischer Grenzwert! Oder doch nicht... und schlicht eine Straftat, daß erwiesenermaßen schädliche Mengen von Gasen/Abfällen auf die Menschen am Ort einwirken können. Dann wundert mich aber das Ausbleiben von Strafanzeigen!

Nahe liegt dann, wieder politisch gesehen, die Zahl der Stinker durch Gesetz zu vermindern, entweder überhaupt oder wenigstens in diesen Ballungsgebieten, in denen die Grenzwerte weit überzogen werden. Also Entzug der Betriebserlaubnis für Stinker, oder Minderung der schädlichen Abgase durch entsprechende Technik oder wenigstens ein Einfahrtverbot für Stinker.

Dann landet man fast "vollautomatisch" bei Technologien, die weder im Herstellungsverfahren noch im Betrieb schädliche Abgase verursachen, weil die ja in der Menge als schädlich festgelegt sind. Selbst die Rückkehr zu Pferd und Wagen kann da keine Lösung sein; man stelle sich die Mengen an Kot und Urin vor, die in Millionenstädten weg geschafft werden müßten... und die Mengen an Futtermitteln, die angebaut werden müßten. Aber immerhin "nachhaltig", wenn auch durch die Mengen gesundheitsschädlich.

Ihre Überlegung ist also überhaupt nicht daneben, sondern notwendig. Sie ist aber nicht die Lösung, sondern nur der wesentliche Teil einer Lösung, über die wir sehr ernsthaft nach zu denken haben.

Noch ein Gesichtspunkt zum Nachdenken: Warum auf die Fahrzeuge eindreschen, wenn es auch andere Quellen der Luftverpestung gibt? Muß man denen nicht in gleicher Weise zu Leibe rücken? Was wäre, wenn diese Quellen in Ballungsgebieten zur Hälfte zur Luftverpestung beitragen. Würde man diese Beiträge deckeln, könnten womöglich die Autohersteller weiter ihre Kunden betrügen und ihr Gift versprühen.

Da liegt aus meiner Sicht der ganz dicke Hund begraben: Da betrügt in ganz großen Stil ein Filz von Herstellern, Behörden, Politik, Medien die Käufer ihrer Fahrzeuge, und bisher sitzen allenfalls in den USA einige Mitwirkende im Knast dafür. Hier wird zur Abhilfe eine Stimmung verbreitet, daß, wer die USA zum Freund hat, sicher keine Feinde mehr braucht... Auch da könnte man ansetzen.
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