Cat with a whip hat geschrieben:Die Geschichte mit den deutlich weniger zerklatschten Insekten an der Autofront fällt so gut wie allen auf die schon länger Auto fahren.
In den Neunzigern hatte man nach langen Autofahrten im Sommer regelmässig die Insekten wegzuputzen. Mittlerweile muss man fast gar nicht mehr putzen.
Und die Autofahrer bewegen sich nicht in Naturschutzgebieten. Aber selbst der Hinweis wäre gar nicht nötig, die Studie die im TAZ-Artikel erwähnt wird ist ja repräsentativ für ganz Deutschland. Wer wissenschaftliche Belege leugnen will kann es ja leugnen. Er kann auch wirre Gedanken konstruieren die hinten und vorne nicht zusammen passen und mit der Realität nichts zu tun haben. Der hat halt dann keine Basis für eine Meinung.
Wer das bestreitet, mag ja in einer der wenigen Enklaven leben, die aus bestimmten Gründen von einem flächendeckenden Phänomen ausgenommen scheinen.
Mein Führerschein stammt von 1967 - ist also 50 Jahre alt und wurde die meiste Zeit "wohlgenutzt" - einige Jahre davon im Ausland - "Irak", Saudi Arabien, Oman und südliches Afrika.
Nun könnte ich eines der Länder und das dortige Insektensterben auf meinen Windschutzscheiben und sonstigen Karosserieteilen zum "Weltmaßstab" machen. Welch ein Unsinn ! Ja, in manchen Gegenden gab es deutlich weniger Insekten. Etwas, was sich sehr einfach mit den Örtlichkeiten (gern auch wissenschaftlich nachprüfbar) erklären lässt.
Fakt ist, in D hat dieses Phänomen radikal abgenommen. Gestern bei einer (2mal) ca. halbstündigen Fahrt durch einen Teil des Rheingaus, habe ich kein einziges Insekt auf meiner Scheibe vorgefunden. Das die noch vorhandenen von anderen Fahrzeugen "zu meinem Vorteil" weggekillt wurden, ist als Argument an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.
Nun eine einzige Ausfahrt aus Beweis - wäre mindestens so blödsinnig. Doch außer den Spuren unseres lokalen Marders, der über meine Scheibe turnt, habe ich wenig zu reinigen. Obwohl ich mich bei allen Fahrten meist im ländlichen Raum bewege. Teilweise entlang von Naturschutzgebieten - unterschiedlich geschützten Rheinauen. Logisch, dabei bewege ich mich innerhalb von landwirtschaftlich genutzten Flächen - vom pflanzlichen Standpunkt her, in unterschiedlichen, flächendeckenden Monokulturen. Die über die Jahre die meisten "Inseln" mit "Wildwuchs" (kleine Gehölze) wurden mehr oder weniger gezielt beseitigt. Durchaus aus Sicht der Landwirte verständlich, Laubfall und Beschattung tragen nicht eben zu "homogenen" Ernteergebnissen bei. Inzwischen werden gezielt solche Gehölze geschützt. Womöglich eine zu späte Erkenntnis. Der minimale Flickenteppich - zwischen modernen Anbaumethoden - bringt offensichtlich keinen Erfolg in Hinsicht von Biodiversität.
Wer nur EINEN Aspekt herausgreift, wird immer jemanden finden, der "berechtigte Zweifel" anführt. Die "Wirkkette" besteht aber aus unterschiedlichen Formen der Beeinträchtigung. Diese "Suppe" mit unterschiedlichen Ingredienzen zeigt aber dennoch, es gibt einen sehr dramatischen Rückgang von Insekten aller Art. Bleibt für die "Gesundbeter" unter uns, nur noch das übliche Mittel, diese Befunde anzugreifen oder als für "nicht wissenschaftlich" zu erklären. Meist ohne die geringsten Kenntnisse wissenschaftlicher Methodik. Einfach mal so - "relative Wahrheiten" eben.
Dabei könnte man gerade aus erfolgreichen Veränderungen lernen. Leider nutzen einige gerade diese Aspekte als "Argument". Darunter das gern genommene - der Wald müsse inzwischen ja tot sein, hätte das Waldsterben tatsächlich stattgefunden. Eine sowohl dumme und zugleich perfide Methode eine geglückte Maßnahme - deren Notwendigkeit genau diese "Spezialisten" zuvor vehement abgestritten hatten - hat diese Katastrophe erfolgreich eingedämmt (erledigt ist das Problem immer noch nicht). Ich kann mich noch sehr gut an die "Luft" in einer rheinischen Doppelstadt meiner Jugend erinnern. Chinesische Verhältnisse - lediglich die Zusammensetzung aller Chemikalien war anders. Nun inzwischen ist die sichtbare Verschmutzung verschwunden. Dank einer Gesetzgebung, die Mindeststandards festgelegt hat.
Wie bei allen "kostenpflichtigen Maßnahmen" gilt der Wirtschaftlichkeit die größte Aufmerksamkeit. Das Menetekel "die Wirtschaft könne Schaden nehmen" verhindert eine wirkliches "Anpacken" von Missständen. Gerade soviel, dass die schädliche Wirkung möglichst "unsichtbar" wird, ist die Devise.
Leider entgeht so niemand dem Zusammenwirken von unterschiedlichsten Vorgängen. Der Versuch EINEN Feind, EINE Substanz, EINE Methode als DIE Verantwortliche zu erklären, verhindert die Erkenntnis, es handelt sich um das Resultat von sich gegenseitig verstärkenden Fehlhandlungen. Wichtigster Aspekt - u.U. nicht mehr "heilbar", weil ein (oder mehre) "Umkipp-Punkt(e)" (tipping point) bereits unerkannt überschritten wurde. Die fatale Chance, das dies gleich mehrfach auf unterschiedlichen Gebieten der Fall ist, zeigt u.a. dieser nichtmehr wegzudiskutierende Rückgang von Tieren aller Art und nun der Rückgang von Insekten die ganz sicher ein "Marker" für den Zustand der belebten Umwelt sind.
Mit größter "Freigiebigkeit" entlässt Homo sapiens von ihm geschaffene Substanzen - meist Gifte aller Art. Was bei solchen Studien plötzlich eine riesige Rolle spielt - sie seien "unwissenschaftlich" - "methodisch zweifelhaft bis falsch" - spielt bei der Ausbringung von menschengemachten Substanzen keinerlei Rolle. Wenn überhaupt davor geprüft, dann in einem vergleichsweise geringem, lokal begrenztem Umfang - genau dies, wird später den Methoden der Schadensfeststellung angelastet. Geht es noch perverser
Bei bestimmten wissenschaftlichen Untersuchungen z.B. in der Forensik, versucht man "fremde Einflüsse" strickt zu vermeiden, weil eine Interaktion mir solchen Einflüssen das Ergebnis verfälscht oder völlig unbrauchbar machen würde. Umgekehrt, im Konglomerat "Umwelt" die inzwischen neben den natürlichen Einflüssen, sehr erheblichen menschenverursachten "Einflüssen" ausgesetzt ist, soll EIN Grund gefunden werden, der mit Rücksicht auf "wirtschaftliche Zusammenhänge" kostengünstig beseitigt oder eigentlich nur überdeckt werden soll
Wie erfolgreich aus jeder Sicht - die des Laien - die der beteiligten Wissenschaften - kann ein solches Vorgehen sein
Man muss schon bar jeden Verstandes sein, von solch einer Vorgehensweise Erfolg zu erwarten. Faktisch schieben wir das Überleben unseres Spezies immer gerade soviel in die Zukunft, dass die heute lebenden Menschen "irgendwie davon unbelästigt scheinen". Die Rechnung wird von unseren Enkeln bezahlt werden. Nun nicht überall auf der Welt ist das so. "Einige" Milliarden zahlen bereits Heute dafür. Doch solange wir hier nur weniger Insektenleichen auf der Windschutzscheibe vorfinden, ist unsere Welt vollkommen in Ordnung
Ist das so
Wie blöd oder schlimmer, wie selektiv muss jemand denken, um zu solchen "schönen Ergebnissen" zu gelangen
"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen." (aus China)