Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

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Cat with a whip
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Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Cat with a whip »

Im Nachbarstrang wurde die energetische Amortisation der Anlagen zur Energieerzeugung diskutiert. Interessant fande ich die Diskrepanz bei der Beurteilung der Frage alleine bei den Kernenergieanlagen.
immernoch_ratlos hat geschrieben:(12 Apr 2016, 21:59)
So nachzulesen in einem WIKI. Da schneiden AKW fantastisch gut ab in nur 17 Tagen reproduziert sich so ein Kraftwerk energetisch selbst. Ob das auch ohne Brennstäbe funktioniert ? Wohl eher nicht !
Hierzu:
Die Energieintensität ist eine zentrale Kennzahl der Energiebilanz: Sobald der nötige Energieinput über den Lebenszyklus den Energieoutput des KKW erreicht, wird kein Energieüberschuss mehr erwirtschaftet – der Betrieb des
KKW wird also aus energetischer Sicht kontraproduktiv.
So eine Rechnung kann man über die Bewertung des Aufwand bei der Urangewinnung enorm dehnen wie Kaugummi: Mal liefern sie 50 mal mehr und mal ist die Energiebilanz negativ. Die Wahrheit dürfte derzeit wohl in der Mitte liegen, also noch positiv.
Die Frage hängt entscheidend vom Aufwand ab Uran aus Erz zu gewinnen und somit vom Urangehalt. Die Uranerzvorkommen mit einem Mindestgehalt, der eine positive Energiebilanz ermöglicht versiegen in 3 Generationen, wenn die heutige Nuklearkapazität gleich bleibt. D.h. in der zweiten Hälfe des Jahrhunderts sind KKW kaum noch energetisch sinnvoll.
Zumindest laut der Beurteilung folgender Quelle
https://de.wikipedia.org/wiki/Erntefakt ... raftwerken
die sich stützt auf:
http://www.energyagency.at/fileadmin/da ... ustrie.pdf

Ebenso in dem Maße wie der Aufwand der Energiegewinnung steigt, wird logischerweise auch die Klimabilanz der Kernkraftwerke schlechter, denn für die Uranerzgewinnung werden Unmengen an kohlebasierten Energieträgern verbrannt.

Damit dürfte die Menschheit innerhalb von 100 Jahren direkt vor dem Ende der Sackgasse des derzeitigen Typ der mit fossilen Uran betriebenen Kernkraftwerke stehen. Für unsere Zukunft fiele ein Ausfall der Energiequelle glücklicherweise wenig ins Gewicht, da der Kernenergieanteil weltweit bisher ja nur im unteren Prozentbereich lag.

Die Frage ist also nur noch wann es soweit ist und welche Szenarien sich für diese zivile Technologienutzung dennoch eröffnen. Das ist ab jetzt hier die Frage.
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
immernoch_ratlos
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Danke Cat with a whip für die kritische Aufnahme.

Wenn es nicht langweilt, könnte ich unseren globalen Energiehunger in Zahlen nachliefern. Alles was man dafür erst mehr oder weniger mühsam "ausgraben" und "nachbearbeiten" muss - den Transport nicht zu vergessen, erzeugt zunächst einmal selbst Energiebedarf. Das kann man heute bis zum letzten Sandkorn bilanzieren. Dann nochmal bei der Beseitigung der Rückstände oder "Nichtbeseitigung" atomarer Abfälle auch aus dem Bereich AKW.

Was so manchem verborgen bleibt - oder einfach ignoriert wird - zum Ende des fossilen Zeitalters - werden erstaunliche Energiemengen benötigt um an die Rohstoffe zu gelangen. Chuquicamata ein Kupfertagebau (der größte auf der Welt)
WIKI hat geschrieben:Von 1915 bis 2005 förderte das Bergwerk 2,3 Milliarden Tonnen Erz mit einem durchschnittlichen Kupfergehalt von 1,53 Gew.%
wenn ich in der Eile nicht falsch gerechnet habe, bedeutet das, dafür mussten ~150 Milliarden Tonnen weitgehend "taubes" Gestein gesprengt, transportiert, gebrochen usw. werden, bis am Ende recht bescheidenen ~1,5% Kupfer gewonnen werden konnten.

Wie viel Energie auf all diesen Wegen war notwendig und schlimmer noch, wird auch in Zukunft benötigt werden, um an diese für unsere Welt unverzichtbare Metalle zu gelangen ?

Es lässt sich so an alles was wir täglich direkt und indirekt nutzen, ein "energetisches Preisschild" anhängen. Wer sich die Produktionskosten in der Industrie ansieht, die liegen für "Energie" bei < 6 Prozent, wird schnell begreifen, wenn sich daran auch nur wenig ändert, wird, ja muss das erhebliche "Nebenwirkungen" haben. Bevor das Problem "nicht mehr genügend Energie" wahrgenommen wird, wird bereits deren Verteuerung wie "Sand im Getriebe" wirken. Triviale Erkenntnis, aber ganz offensichtlich nur wenig beachtet.

Ein "Paradigmenwechsel" wäre notwendig um einigermaßen das Überleben unseres Spezies zu ermöglichen. Der ist noch nichteinmal in kleinsten Bemühungen sichtbar. Geld, als alleiniger Maßstab vernebelt jedes vernünftige Herangehen an diese mit Elan wachsende Problem.

Wie hoch muss der finanzielle Aufwand sein, wenn das Ausbeuten einer Erdölquelle bei 1 : 1 (1 Barrel Erdöläquivalent um 1 Barrel "Rohöl" zu fördern) angekommen ist ? Gleichgültig wie groß der finanzielle Aufwand auch sein wird, Energie lässt sich nicht "verbrauchen", kaufen usw. usf.

Was diese Quelle angeht, man muss VORHER schon eine andere finden - damit sieht es seit Jahren recht mau aus. Wie man an den einschlägigen Grafiken erkennen kann (falls man das sehen möchte) verläuft der Verbrauch exponentiell. Wer den Prozentsatz kennt, kann einfach ausrechnen wann die nächste Verdoppelung erreicht werden wird. Leider ungleich der wunderbaren Geldvermehrung durch Zinseszins, steht am "Ende" dieses Zeitraums nicht die doppelte Menge Erdöl, Erdgas zur Verfügung sondern es wird die DOPPELTE Menge erforderlich sein.

Doppelt soviel, wie jemals zuvor in Summe bereits gefördert und verbraucht wurde ! Ergo müssten jetzt bereits all diese Quantitäten sicher und nicht nur vermutet bereits GEFUNDEN sein. Das zum Nachdenken. Übrigens 70 geteilt durch den Prozentsatz ermöglicht es die Zeitspanne bis zur nächsten Verdoppelung zu berechnen. Das sollte jeder hinbekommen...
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Elvis Domestos

Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Elvis Domestos »

Will heißen, die Menschen müssen sich stets neu erfinden! Dabei bleibt einem nur die Hoffnung, dass der Energiehunger der Menschheit nicht seinen Lebensraum derart dezimiert, dass Probleme unlösbar werden. Die Welt hat darauf sehr unterschiedliche Antworten, mehrheitlich setzt man dabei auf die Atomernergie, wobei man allzu gerne die Gefahren dieser Technologie herunterspielt, gleiches gilt für die sog. erneuerbaren Energien und deren Nutzung. Ebenso in dem Maße wie der Aufwand der erneubaren Energiegewinnung steigt, wird logischerweise auch die Klimabilanz und die Nahrungsmittelaufteilung schlechter. Eine exponentielle Sicht, ganz im Sinne Apokalyptischer Vorstellungen, lehne ich dabei ab, da sie wissenschaftlich nicht tragbar sind und eine mittelalterliche Sicht der Dinge offerieren. Nicht der Teufel muss an die Wand gemalt werden, sondern allenfalls der Mensch!
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Cat with a whip
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Cat with a whip »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(14 Apr 2016, 10:54)

Danke Cat with a whip für die kritische Aufnahme.

Wenn es nicht langweilt, könnte ich unseren globalen Energiehunger in Zahlen nachliefern. Alles was man dafür erst mehr oder weniger mühsam "ausgraben" und "nachbearbeiten" muss - den Transport nicht zu vergessen, erzeugt zunächst einmal selbst Energiebedarf. Das kann man heute bis zum letzten Sandkorn bilanzieren. Dann nochmal bei der Beseitigung der Rückstände oder "Nichtbeseitigung" atomarer Abfälle auch aus dem Bereich AKW.
Tja, dann mal los, das wäre eigentlich das topic gewesen, aber bitte nur zum Zukunftsszenario der Kernenergie.
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immernoch_ratlos
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Warum sollte ich, bei näherem Hinsehen scheint es hier nur Befürworter von AKW zu geben. Mit Vernunft und relevanten Zahlen ist da keinem beizukommen.

Nur zu, die Briten lassen sich ihr neues AKW Hinkley Point 26-Milliarden-Subvention kosten.
euractiv.de/ hat geschrieben:Kurz vor dem Ende ihres Mandats überrascht die EU-Kommission mit einer wegweisenden Entscheidung für die europäische Energiepolitik: Sie erklärt die staatliche Milliarden-Subvention zweier Atomreaktoren in Großbritannien für legal. Die österreichische Regierung könnte jetzt vor dem Europäischen Gerichtshof klagen.

Es ist Europas größtes und umstrittenstes Kernkraftwerk – und es soll noch größer werden: Großbritannien plant zwei neue Druckwasserreaktoren am Hinkley Point C im Südwesten des Landes. Der britische Staat finanziert das Projekt mit rund 20 Milliarden Euro – für den Bau und Betrieb. Den Plänen zufolge bekommt der Anlagenbetreiber EDF für jede produzierte Megawattstunde Strom über 35 Jahre einen garantierten Betrag von 92,50 Pfund (109 Euro) plus Inflationsausgleich. Das liegt deutlich über dem Marktpreis für Strom von 49 Pfund im vergangenen Jahr.
1 MWh = 1.000 kWh - so werden aus 109 €/MWh 0,1090 €/kWh ( plus Inflationsausgleich). Die sollten besser in D PV-Anlagen bauen. Da gibt es immerhin noch 0,1231 €/kWh auf dem Dach von Wohngebäuden. Sonst sind es (03. 2016) leider nur 0,0853 €/kWh - allerdings ohne Inflationsausgleich.


Uran gibt es doch sicher noch weitere 500 Jahre in jeder vorstellbaren Menge - so hoffe ich jedenfalls....
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paradoxx
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von paradoxx »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(19 Apr 2016, 15:05)

Warum sollte ich, bei näherem Hinsehen scheint es hier nur Befürworter von AKW zu geben. Mit Vernunft und relevanten Zahlen ist da keinem beizukommen.

Nur zu, die Briten lassen sich ihr neues AKW Hinkley Point 26-Milliarden-Subvention kosten.



1 MWh = 1.000 kWh - so werden aus 109 €/MWh 0,1090 €/kWh ( plus Inflationsausgleich). Die sollten besser in D PV-Anlagen bauen. Da gibt es immerhin noch 0,1231 €/kWh auf dem Dach von Wohngebäuden. Sonst sind es (03. 2016) leider nur 0,0853 €/kWh - allerdings ohne Inflationsausgleich.


Uran gibt es doch sicher noch weitere 500 Jahre in jeder vorstellbaren Menge - so hoffe ich jedenfalls....
Energiesparen & dezentrale Erzeugung sind auf einem guten Weg; soviel Zeit muss sein. Energiemangel ist auch nicht erkennbar.
Willensbildung ist demokratisch-repräsentativ oder totalitär, eins schließt das andere aus (s. Art. 137 GG)
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John Galt
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von John Galt »

Cat with a whip hat geschrieben:(14 Apr 2016, 08:47)

Damit dürfte die Menschheit innerhalb von 100 Jahren direkt vor dem Ende der Sackgasse des derzeitigen Typ der mit fossilen Uran betriebenen Kernkraftwerke stehen. Für unsere Zukunft fiele ein Ausfall der Energiequelle glücklicherweise wenig ins Gewicht, da der Kernenergieanteil weltweit bisher ja nur im unteren Prozentbereich lag.

Die Frage ist also nur noch wann es soweit ist und welche Szenarien sich für diese zivile Technologienutzung dennoch eröffnen. Das ist ab jetzt hier die Frage.
Eher geht der Wüste der Sand aus, als dass nuklearer Brennstoff Mangelware wird.

http://www.scientificamerican.com/artic ... sits-last/
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von immernoch_ratlos »

Einmal völlig davon abgesehen, "das keine Sau" weiß wohin mit dem reaktiven Müll aller Klassen, einfach mal nachdenken über die folgende Aussage :
scientificamerican.com hat geschrieben:According to the NEA, identified uranium resources total 5.5 million metric tons, and an additional 10.5 million metric tons remain undiscovered—a roughly 230-year supply at today's consumption rate in total. Further exploration and improvements in extraction technology are likely to at least double this estimate over time.
Was meint denn "ein etwa 230 Jahre Versorgung insgesamt auf dem heutigen Verbrauchsrate" (a roughly 230-year supply at today's consumption rate in total) ?

Wenn keine neuen AKW weltweit hinzukommen - dabei erzählen einige immer von "Gespensterneubauten" überall auf der Welt. Träfe das zu, müsste wohl dieses " roughly 230-year supply" neu durchdacht werden. Klingt logisch oder etwa nicht ?

Ansonsten nur "Further exploration and improvements in extraction technology are likely to at least double this estimate over time" - "Eine weitere Erforschung und Verbesserung der Extraktionstechnologie sind auf mindestens das Doppelte dieser Schätzung im Laufe der Zeit wahrscheinlich" Hoffnung, das es Verbesserungen geben könnte.

Das ist bei allen anderen Formen der Nutzung überall das Selbe. Auch die vergleichsweise jungen EE blicken so in ihre jeweiligen Kristallkugeln. Nur dort, sind die Folgerisiken und die Vermeidung durchaus übersichtlich. Das konstatiert der neue "BP - energy - outlook - 2016" auf 98 Seiten (bis 2035) durchaus. Da bleibt "Nuclear" ungefähr gleich über die Jahre im Bereich deutlich < 5% mit leicht fallender Tendenz - offenbar werden "Altbauten" nicht ersetzt.
BP hat geschrieben:Among non-fossil fuels, renewables (including biofuels) grow rapidly(6.6% p.a.), causing their share in primary energy to rise from around 3% today to 9% by 2035.
Dabei geht BP von weiterhin wenig Veränderungen aus, was die tatsächliche Verfügbarkeit aller fossilen "Brennstoffe" angeht. Bei "Zuwachs" an Fahrzeugen ist man sehr optimistisch - woher der notwendige Sprit wohl kommen wird ?
BP hat geschrieben:The global vehicle fleet (commercial vehicles and passenger cars) more than doubles over the Outlook, from around 1.2 billion today to 2.4 billion by 2035.

Almost all of that growth is in emerging economies: the non-OECD vehicle fleet more than triples from about 0.5 to 1.5 billion over the Outlook, overtaking the OECD in the early 2020s.
Von "Atom" ist da kaum noch die Rede. Offenbar prognostiziert da keiner "mehr AKW" für die Zukunft. Was aus den in die "Jahre gekommenen AKW" werden soll - dort ist die Technologie seit dem Bauboom der 70ziger - praktisch "eingefroren". Die notwendigen Investitionen für Neubauten sind gigantisch. Nach offensichtlichen Großpannen in der jüngeren Vergangenheit, ist die Ablehnung der atomaren Energieerzeugung nicht kleiner geworden. Wer Atombomben bauen möchte, benötigt auch die "friedliche Nutzung" - zumindest als "Persilschein". Nun ja bei der hiesigen Begeisterung für AKW, wird jede Argumentation problemlos mit viel "Gefühl" beiseite geschoben. Schau mer mal...
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von immernoch_ratlos »

@ paradoxx

Mein Satz "Uran gibt es doch sicher noch weitere 500 Jahre in jeder vorstellbaren Menge - so hoffe ich jedenfalls...." war angesichts der hiesigen Begeisterung für AKW wenig erst gemeint. Seit uns "John Galt" bzw. "scientificamerican" eines "besseren" belehrt hat, müssen wir wohl - und das nur, wenn keiner mehr AKW hinzufügt, von schlappen " roughly 230-year supply" ausgehen.

Die weltweite Industrialisierung (so ab 1800) liegt nun grob 215 Jahre hinter uns. Welche gigantischen Verbrauchswerte ein vergleichsweise geringer Bevölkerungsanteil dabei schon verbraten hat, ist doch nicht unerheblich. Da ist die Aussicht, es reiche gerade mal für weitere ~230 Jahre, keineswegs sehr ermutigend. Wer allerdings nur an sich selbst denkt, da sind gewöhnlich ~80 Jahre und dann die Sintflut durchaus verständlich.

So gesehen "reichen mit ~10 Jahre" eigentlich schon. Was den "verbaubaren Sand angeht" (der aus der Wüste ist leider ungeeignet) sind wohl auch schon mal die Hälfte für immer "verbaut".

Es ist nicht leicht aus unseren persönlichen kleinen Löchern heraus zu beurteilen was um uns herum tatsächlich passiert. Da ist ein Abducken vor unangenehmer Realität durchaus verständlich. Nur, ob man das dann auch noch hinausposaunen soll, ist eher fraglich.

Was Dein Satz "Energiesparen & dezentrale Erzeugung sind auf einem guten Weg; soviel Zeit muss sein." angeht, da bin ich voll Deiner Meinung (wobei mir Detailwissen, was Du da genau im Sinn hast selbstverständlich fehlt). Der zweite Teil deiner Aussage : "Energiemangel ist auch nicht erkennbar." darüber möchte ich gerne mehr wissen.

Wenn ich dazu meine "SunnyWebBox" befrage, sagt die Kiste mein "Tagesertrag" liegt um 11:00 Uhr bei 17,79 kWh und die momentane Leistung bei 7.845 W. Das ist mehr Energie, als ich derzeit benötige - solange ich nicht mein Auto anwerfe....
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Elvis Domestos »

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Cat with a whip
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Cat with a whip »

Einige Regierungen der EU-Länder möchten nochmal eine Generation Kleinkraftwerke subventionieren und in 14 Jahren erste in Betrieb nehmen. Ziel sei es die "Sicherheit" der Kernkraft zu erhalten und die technologische Führung zu erhalten. Weiterhin habe die Kernkraft Priorität bei der Unabhängigkeit der Energieversorgung Europas in der Zukunft. In der hälfte der EU-Länder sind neue Reaktoren geplant.
Ausbau der Kernkraft unter anderem aus dem EU-Fonds für strategische Investitionen (EFSI) und den Forschungsprogrammen der EU gefördert werden. Abgewickelt werden einige dieser Förderprogramme über die Europäische Investitionsbank (EIB), über die das deutsche Finanzministerium mitbestimmt.
http://www.taz.de/Forschungsfoerderung- ... /!5301901/

Tatsächlich kann von Unabhängigkeit der Energieversorgung über Uran überhaupt nicht die Rede sein, denn 87,5% des Urans kommt derzeit nicht aus Europa und nur 2,3% wird derzeit in Europa selbst ausgegraben. Der Rest ist aus Wiederverwertung.
http://ec.europa.eu/euratom/ar/last.pdf (Seite 22, Punkt 3)

Das Uran für die europäischen Kernkraftwerke kommt hauptsächlich aus Russland, Kanada und Australien, ferner aus Kasachstan, Namibia, Südafrika, Niger, Kasachstan, Usbeskistan oder USA. Die Handelswege des russischen Urans lassen sich dabei nicht immer nachvollziehen.
https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/A ... d_2009.pdf
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Cat with a whip »

Mit dem Brexit kommt vermutlich auch der Exit für Hinkley Point C. Theresa May macht nun dem riskanten Geldgrab einen Strich durch die Rechnung:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/a ... duced=true
http://www.breitbart.com/london/2016/07 ... -disaster/
https://www.theguardian.com/commentisfr ... id-cameron
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Ebiker »

immernoch_ratlos hat geschrieben:(21 Apr 2016, 10:57)



Wenn ich dazu meine "SunnyWebBox" befrage, sagt die Kiste mein "Tagesertrag" liegt um 11:00 Uhr bei 17,79 kWh und die momentane Leistung bei 7.845 W. Das ist mehr Energie, als ich derzeit benötige -
Und evtl auch mehr als andere benötigen, das alte Dilemma der EE, sie können nicht punktgenau erzeugt werden wenn sie gebraucht werden. Und Uran gibts genug, wir sollten nur die verbrauchten Brennstäbe nicht zu tief verscharren, die werden noch mal wertvolle Sekundärrohstoffe.
Folgen sie den Anweisungen
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Teeernte »

Diese kack -Kernenergie .....ist da ....egal ob wir sie nutzen....oder nicht.

Sie zerfällt - ob wir sie nutzen...oder nicht....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von schokoschendrezki »

Darf ich darauf hinweisen, dass Kernergie nicht etwa "erzeugt" sondern vielmehr "genutzt" werden soll? Kernenergie ist im Prinzip die frei gewordene Bindungskraft von Spaltprodukten gegenüber dem ursprünglichen Ausgangsprodukt. Solcherlei verworrene Ausgangsdiskussionslage ist vielleicht auch die Begründung für die Ineffektivität entsprechender Gegenkampagnen.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Teeernte »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jul 2016, 15:50)

Darf ich darauf hinweisen, dass Kernergie nicht etwa "erzeugt" sondern vielmehr "genutzt" werden soll? Kernenergie ist im Prinzip die frei gewordene Bindungskraft von Spaltprodukten gegenüber dem ursprünglichen Ausgangsprodukt. Solcherlei verworrene Ausgangsdiskussionslage ist vielleicht auch die Begründung für die Ineffektivität entsprechender Gegenkampagnen.
eben....

verstrahlt die Energie - egal ob wir diese nutzen oder nicht....
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von H2O »

schokoschendrezki hat geschrieben:(30 Jul 2016, 15:50)

Darf ich darauf hinweisen, dass Kernergie nicht etwa "erzeugt" sondern vielmehr "genutzt" werden soll? Kernenergie ist im Prinzip die frei gewordene Bindungskraft von Spaltprodukten gegenüber dem ursprünglichen Ausgangsprodukt. Solcherlei verworrene Ausgangsdiskussionslage ist vielleicht auch die Begründung für die Ineffektivität entsprechender Gegenkampagnen.
Ich glaube nicht, daß die verworrene Ausgangslage Pate steht für unbrauchbare Beiträge; das unübersichtliche Thema ist für fachliche Laien schlicht nicht mit Meinung und Gegenmeinung beherrschbar.
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von MoOderSo »

Cat with a whip hat geschrieben:(14 Apr 2016, 08:47)

Im Nachbarstrang wurde die energetische Amortisation der Anlagen zur Energieerzeugung diskutiert. Interessant fande ich die Diskrepanz bei der Beurteilung der Frage alleine bei den Kernenergieanlagen.
Ohne schlüssiges Endlager- oder Verwertungskonzept, kann man das ohnehin nicht bewerten.
Die Story endet ja schließlich nicht nach Rohstoff- und Energiegewinnung.
Der Anarchist ist kein Feind der Ordnung. Er liebt die Ordnung so sehr, daß er ihre Karikatur nicht erträgt.
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Teeernte »

MoOderSo hat geschrieben:(30 Jul 2016, 17:23)

Ohne schlüssiges Endlager- oder Verwertungskonzept, kann man das ohnehin nicht bewerten.
Die Story endet ja schließlich nicht nach Rohstoff- und Energiegewinnung.
Aber beim Sonnenstrom gibt es die Kupferplatte doch umsonst ....
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Wann ist die Erzeugung der Kernenergie energetisch sinnlos?

Beitrag von Aldemarin »

Uran kann prinzipiell in Küstengebieten mit großen Tidenhub mittels Ionenaustauschern aus Meerwasser gewonnen werden. Damit hat man für einige tausend Jahre Uran zur Verfügung!
Daddeldu
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Reichweite von Uran aus Meerwasser: unendlich

Beitrag von Daddeldu »

Die Reichweite von Uran aus Meerwasser ist nicht einige tausend Jahre. Sie ist praktisch unendlich, weil der Gehalt an Uran nicht sinken kann.

Woher kommt das Uran? Uranoxid ist wasserlöslich. Das überall in der Erdkruste enthaltene Uranoxid wird durch das Niederschlagswasser beständig ausgewaschen und ins Meer gespült. (Ein Vorgang, der über die Jahrmillionen auch den Salzgehalt immer weiter erhöht hat.)

Das gelöste Uranoxid ist im Meerwasser gesättigt. Die Sättigungsgrenze ist sehr, sehr niedrig. Das weiterhin neu ins Meer gespülte Uranoxid kann den Gehalt also nicht mehr erhöhen. Dies bedeutet, dass sich das zusätzliche Uranoxid irgendwo am Grund absetzt.

Wenn wir nun anfingen, dem Meer große Mengen an Uranoxid zu entziehen, würde sich weniger am Grund absetzen, bis die Sättigungsgrenze wieder erreicht wäre, oder das ausgefällte Uranoxid würde sich wieder lösen.

Es dürfte wohl kaum möglich sein, dem Meer so schnell Uranoxid zu entziehen, dass der Gehalt signifikant unter die Sättigungsgrenze fällt.
Daddeldu
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Uran gibt es jede Menge

Beitrag von Daddeldu »

Es ist eine alte Lüge der Kernenergiegegner, das Uran würde nur noch für 30 Jahre reichen. Das behaupten die seit 40 Jahren.

Uran gibt es jede Menge auf der Welt.
Die statische Reichweite, also die heute bekannten, zu heutigen Preisen wirtschaftlich abbaubaren Vorkommen, betrug im Jahr 2012 mindestens 120 Jahre.

http://www.oecd-nea.org/ndd/pubs/2014/7 ... m-2014.pdf

Zitat:
“At the 2012 level of uranium requirements, identified resources are sufficient for over 120 years of supply for the global nuclear power fleet.”

Dort S. 9. Quelle: International Atomic Energy Agency

Das heißt: wenn ab heute trotz Suche nichts mehr gefunden würde, und sich die ganzen ungesicherten Ressourcen als nicht abbaubar herausstellen würden, (was nicht möglich bzw. so unwahrscheinlich ist, dass es einem Gottesbeweis gleich käme), liefen sämtliche KKW der Welt noch 120 Jahre.

Wahrscheinlich ist eher, dass allein die bekannten Reserven und Ressourcen noch 300 Jahre reichen, und das noch weitere abbaubare Vorkommen gefunden werden.

Das Bundeswirtschaftsministerium schätzte auf Zahlengrundlage von 2004:

Reichweite weltweit bei statischer Betrachtung
Reserven: 68 Jahre
Ressourcen: 143 Jahre
1. Reserven, Deutschland: Keine
Ressourcen, Deutschland: Nach Angaben der Wismut GmbH: 130.000 t. – Nach OECD/NEA „Red Book“ (im Druck): 7.000 t.“ (S. 8)

„Uran steht als Energierohstoff noch für Jahrhunderte zur Verfügung, insbesondere in Verbindung mit technologischen Weiterentwicklungen bei der friedlichen Kernenergienutzung. Uran wird derzeit überwiegend aus politisch stabilen Ländern importiert. Aufgrund seiner hohen Energiedichte und seiner sehr guten Lagerfähigkeit kann Uran de facto als heimischer Energierohstoff betrachtet werden. Bei der Erzeugung von Energie aus Uran wird kein CO2 freigesetzt.“


Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi): Arbeitsgruppe Energierohstoffe, Abt. III, Kurzbericht Verfügbarkeit und Versorgung mit Energierohstoffen, 29. März 2006, (Einleitung, S.1)
Aber auch das ist noch nicht richtig, da, wie vorher schon diskutiert, die Meere gelöstes Uran in gewinnbarer Konzentration enthalten.

Hinzu kommt, dass das Abbauen von Rohstoffen grundsätzlich (wie jedes industriell betriebene technische Verfahren) immer effizienter und daher immer billiger wird, wodurch also immer mehr Vorkommen wirtschaftlich erschließbar werden. Weiterhin gilt, dass zu höheren Kosten natürlich mehr Rohstoffvorkommen abgebaut werden können. Es gilt die Faustregel, dass eine Verdoppelung der in Kauf genommenen Abbaukosten zu einer Vervierfachung der damit abbaubaren Vorkommen führt.

Die Brennstoffkosten machen bei Kernkraft nur einen winzigen Anteil aus, so dass sich eine Preissteigerung kaum auswirken würde. Also könnte man auch daher auf schwieriger abzubauende Vorkommen zurückgreifen.

Weiterhin werden auch die Kernreaktoren immer effizienter. Frühere Exemplare waren so ineffizient wie die ersten Schmelzöfen. Sie verbrannten unter 10 % des spaltbaren Uran-235. Heute nutzen sie das Uran-235 zu ca. zwei Dritteln.

„Abgebrannte“ Brennelemente können in einer Wiederaufarbeitungsanlage – zum Beispiel im französischen La Hague oder in Sellafield in Großbritannien – zerlegt werden, um das verbliebene Uran-235 und das entstandene Plutonium-239 heraus zu lösen und bei der Brennelemente-Herstellung wiederzuverwenden.

Die Wiederaufarbeitung reduziert damit nicht nur die Abfallmengen, sondern verlängert zugleich die Reichweite des Brennstoffes Uran-235.

Schließlich wäre da noch der Thorium-Kugelhaufen-Reaktor. Thorium, was keine andere technische Anwendung kennt, wurde nie gesucht, und dennoch sind mehr Thoriumvorkommen sicher bekannt als Uranvorkommen, einfach, weil Geologen darüber gestolpert sind. Thorium ist ein häufig vorkommendes Element, fast so häufig wie Zinn.

Aus dem Thorium-232 erbrütet sich der Reaktor das benötigte Uran-233 selbst, und kann sogar eine geringe Übermenge erbrüten. Neben dem Konzept des Kugelhaufen-Reaktors gibt es auch noch spannende Projekte für Flüssigsalz-Reaktoren. Die können auch Thorium nutzen. (Das ist übrigens noch mal was anderes als die Schneller Brüter-Technik, die es ja auch noch gibt.)

Man kann sagen, dass man sich um die Ressourcenlage bei Energiegewinnung durch Kernspaltung keine Gedanken machen muss.


Gruß,

Daddeldu
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