Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

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Tilman Kluge
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Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Tilman Kluge »

Es muß konsequent dafür gesorgt werden, daß Freiflächen, die der Bundesrepublik gehören oder über die sie Verfügungsgewalt hat, das Ziel Artenvielfalt optimiert verfolgt wird. Siehe hierzu auch bis zum 16.2. mitzeichnungsfähige Bundestagspetition zu Regiosaatgut. Was helfen gute Empfehlungen des Fachministeriums in Sachen Artenvielfalt respektive Anwendung heimischer Saaten, wenn sich die Bundesrepublik nicht hinsichtlich eigener Verantwortlichkeiten selber konsequent daran hält.
watisdatdenn?
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von watisdatdenn? »

hört sich auf den ersten blick Sinnvoll an.

noch ein paar Fragen:
Warum kann man die Flächen durch Samenflug nicht von selbst begrünen lassen (Stichwort: Kosteneffizienz?)
Wie teuer ist heterogenes Regiosaatgut im vergleich zu importiertem Saatgut?

heterogene Grünflächen finde ich toll, insbesondere wenn dort wildkräuter wachsen (hmm sauerampfer :))
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Tilman Kluge
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Tilman Kluge »

noch ein paar Fragen:
Warum kann man die Flächen durch Samenflug nicht von selbst begrünen lassen (Stichwort: Kosteneffizienz?)
Wie teuer ist heterogenes Regiosaatgut im vergleich zu importiertem Saatgut?
Das mit dem Samenflug ginge dann, wenn in unmittelbarer Nachbarschaft die entsprechenden Artenvielfalt generierende Samen vorkämen. Aber auch dann bleibt zu beachten, daß nicht jeder Samen gleich weit fliegt, so daß es im Effekt sinnvoller ist, im gleichen Naturraum von vorhandenen Wiesen Samen zu ernten und gezielt am anderen Ort auszusäen. Die Artenzusammensetzung muß im Böschungsbereich auch dafür sorgen, daß die Böschung stabilisiert wird (also nicht rutscht), so daß ein hinreichender Anteil tiefwurzelnder oder rhizombildender Arten dabei sein muß.

Wenn man den Samen kauft, kann der Preis bis 70 €/kg Regiosaatgut gehen, bei Golfrasen z.B. zwischen 7 €/kg (Fairway) und 30 €/kg (Green) liegen. Beim Regiosaatgut hängt der Preis auch vom Ursprungsgebiet ab. Andererseits wird zumindest im Straßenbau ohnehin ein hinreichender Ausgleich für Beeinträchtigungen der Natur nötig, der Restschaden wird mit einer Ersatzzahlung belegt. Eine Optimierung des Ausgleiches vor Ort, also z.B. auch die ökologische Wertigkeit der Böschung, hat Vorrang vor der Zahlung, so daß auch hier die artenvielfältige Fläche nicht nur geboten ist, sondern auch die Zahlung mindert.
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Teeernte
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Teeernte »

Tilman Kluge hat geschrieben:(23 Jan 2016, 04:09)

Es muß konsequent dafür gesorgt werden, daß Freiflächen, die der Bundesrepublik gehören oder über die sie Verfügungsgewalt hat, das Ziel Artenvielfalt optimiert verfolgt wird..
Die Optimierung der ARTENVIELFALT ist auf NAHE NULL zu regeln - insbesondere Bahndämmen, Autobahnen...

Bei Überschwemmungsgebieten ist dafür zu sorgen dass KEIN BAUM , kein Strauchwerk in den Bereichen wächst - und den Wasseraustausch stört/behindert - inklusive Zuwachs in 50 oder 100 Jahren. Diese Gebiete sind durch zusätzliche Förderung des Staates bei der Bearbeitung durch unsere Bauern zu unterstützen! Nur eine gepflegte , funktionierende Hochwasseranlage ist eine brauchbare Hochwasseranlage. Hochwasserschutz ist VORRANGIG gegenüber Naturschutz.

Wer in der Nähe von Fahrbahnen Kastanien , Eicheln oder andere Früchte plant, Pflanzt , nachpflanzt - ist MEINER MEINUNG nach ein Mörder von Mensch (und Tieren).

Die Besiedlung von durch Propaganda und Politik gesperrten Flächen , die per gesetz dann DOCH Keinen Naturschutz haben ist zu beschleunigen, der alte Zustand (Besitz/Nutzung ) ist umgehend wiederherzustenllen.... Geschädigte Personen sind zu entschädigen!
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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NMA
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von NMA »

Woah, ich hoffe, der Beitrag ist Ironie
Hochwasserschutz ist VORRANGIG gegenüber Naturschutz.
Erstens wäre Naturschutz eine sehr gut geeignete Form des Hochwasserschutzes
Und zweitens sind Hochwasser bis zu einem bestimmten Grad völlig normal, natürlich, legitim. Nur menschliche Eingriffe wie Begradigungen und – vor allem – die Besiedelung von Auen sind schuld daran, dass Hochwasserereignisse solche katastrophalen Auswirkungen haben. Wer zu nah am Wasser baut - mimimi.

Der Mensch ist nunmal zwischendurch doch noch Opfer seines Hochmuts gegenüber der Natur.
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Weniger Klimaschutz wird teurer als mehr Klimaschutz!
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

Tilman Kluge hat geschrieben:(23 Jan 2016, 04:09)

Es muß konsequent dafür gesorgt werden, daß Freiflächen, die der Bundesrepublik gehören oder über die sie Verfügungsgewalt hat, das Ziel Artenvielfalt optimiert verfolgt wird. Siehe hierzu auch bis zum 16.2. mitzeichnungsfähige Bundestagspetition zu Regiosaatgut. Was helfen gute Empfehlungen des Fachministeriums in Sachen Artenvielfalt respektive Anwendung heimischer Saaten, wenn sich die Bundesrepublik nicht hinsichtlich eigener Verantwortlichkeiten selber konsequent daran hält.
Regiosaatgut kann in der ausgeräumten Agrarsteppe eine Krücke sein, hat aber bis dato nicht Priorität!
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

NMA hat geschrieben:(23 Jan 2016, 18:29)

Woah, ich hoffe, der Beitrag ist Ironie



Erstens wäre Naturschutz eine sehr gut geeignete Form des Hochwasserschutzes
Und zweitens sind Hochwasser bis zu einem bestimmten Grad völlig normal, natürlich, legitim. Nur menschliche Eingriffe wie Begradigungen und – vor allem – die Besiedelung von Auen sind schuld daran, dass Hochwasserereignisse solche katastrophalen Auswirkungen haben. Wer zu nah am Wasser baut - mimimi.

Der Mensch ist nunmal zwischendurch doch noch Opfer seines Hochmuts gegenüber der Natur.
Die Hoffnung geht fehl, Teerli ist wirklich so drauf. Keinen Hauch einer halben Ahnung, aber ne deftige Meinung.
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Teeernte
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Teeernte »

Corella hat geschrieben:(23 Jan 2016, 22:16)

Die Hoffnung geht fehl, Teerli ist wirklich so drauf. Keinen Hauch einer halben Ahnung, aber ne deftige Meinung.
Nur weil dir Mein Wissen nicht passt - keine Ahnung zu unterstellen .... :D :D :D Aber so sind`S halt .

Welche Hochwasserschutzanlage (ausser eine Natürliche) ist eine "ECHTE" rundum Naturschutzanlage ? Wobei sich Naturschutz und Anlage bereits beisst.
Obs zu kalt, zu warm, zu trocken oder zu nass ist:.... Es immer der >>menschgemachte<< Klimawandel. :D
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

watisdatdenn? hat geschrieben:(23 Jan 2016, 04:16)

hört sich auf den ersten blick Sinnvoll an.

noch ein paar Fragen:
Warum kann man die Flächen durch Samenflug nicht von selbst begrünen lassen (Stichwort: Kosteneffizienz?)
Wie teuer ist heterogenes Regiosaatgut im vergleich zu importiertem Saatgut?

heterogene Grünflächen finde ich toll, insbesondere wenn dort wildkräuter wachsen (hmm sauerampfer :))
Tilman hat schon Recht, die Petition ist sehr unterstützenswert. Deine kritischen Fragen sind trotzdem berechtigt.
Geht es um die Abwägung "billiges Saatgut" ./. "Regiosaatgut", dann unbedingt letzteres ganz im Sinne der Petition.
Vielfach wird aber allzu leichtfertig begrünt und das ist nicht nur vergleichsweise teurer, sondern auch naturschutzfachlich problematisch, weil zum Beispiel Potenzial für Sukzessionsprozesse und Pionierlebensräume zu wenig beachtet, gegebene Standortverhältnisse nicht gut getroffen werden.

Da ist nach dem einen Gesetzeswerk eine stabile Böschung gefordert, das andere verlangt, Uferschwalben zu erhalten. Ohne Zulassen von Dynamik (das Gegenteil von begrünen) geht das nicht. Ähnliche Konfliktlagen bestehen, will man z.B. Lebensräume für Kreuzkröten, Flussregenpfeifer oder seltene Flachwasserbewohner mit Boden- und Wasserschutzauflagen vereinbaren. Artenschutz kommt dabei stets unter die Räder, da können Gesetze noch so streng sein, sie werden schlicht nicht vollzogen. Planer und Aufsicht scheitern an Komplexität und Personalmangel.
Mir ist auch unbehaglich, dem wohl zu erwartenden Hype gegenüber. Aber wir sind in der Landschaft so dermaßen ausgeräumt, dass viel vergleichsweise positives aus Regiosaatgut zu erwarten ist. Uns brechen Vogelbestände zunehmend aus Nahrungsmangel weg. Wer muss heute noch Windschutzscheibe wischen, weil Insekten von außen dran kleben? Also, Petition unterschreiben!
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Welfenprinz »

Die Kosten dürften da ja wohl das geringste Problem sein. Wenn das noch 200€ /ha kostet, kostet es das eben.Das ist im Gesamtbudget solcher Gestaltungsmassnahmen der geringste Posten.
Das Problem dürfte eher die Etablierung des gewünschten "Ziel"pflanzenbestandes sein. Die Saat muss sich ja gegen die bodenbürtig vorhandene Konkurrenz durchsetzen(undüberhaupt keimen und wachsen).

Und warum? Ist zwar schon lange her und ich weiss die Details nicht mehr, aber ich hab Langzeitbeobachtungen von Rekultivierungsflächen aus dem Tagebau gesehen (50er und 60er Jahre), die Entwicklung des Bodenlebens ab dem Quasipunkt 0 + Etablierung von Fauna und Flora beschreiben........ da entwickelt sich im Zeitraum von 20-25 Jahren auf jeden Fall standortangepaste Edaphon, Flora und Fauna.

Böschungen und Strassenränder (bzw deren Befestigung)sind ja wohl eher ein Spezialproblem ohne allgemein gültige Aussagekraft , oder? Bei "bundeseigenen Flächen" denke ich eher an Truppenübungsplätze und sowas.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Tilman Kluge
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Tilman Kluge »

Corella hat geschrieben:Böschungen und Strassenränder (bzw deren Befestigung)sind ja wohl eher ein Spezialproblem ohne allgemein gültige Aussagekraft , oder? Bei "bundeseigenen Flächen" denke ich eher an Truppenübungsplätze und sowas.
Ich denke an alle öffentlichen Flächen, wobei Truppenübungsplätze oft ihre Artenvielfalt der militärischen Nutzung verdanken. Es gibt Fälle, in denen Panzerspuren, in denen Molche laich(t)en, nun von Motorsportlern freigefahren werden, damit die Rinnen nicht zuwachsen. Gerade Truppenübungsplätze sind ein Beispiel, daß "einfach wachsen lassen" oft nicht die beste Lösung ist.

http://www.regiosaat.blackroot.net 99 Stimmen von 50.000 haben wir..... ;)
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Welfenprinz »

:?:
Truppenübungsplätze sind schon immer ein beachtliches (oder sehr wahrscheinlich das gewichtigste) Rückzugsgebiet für Natur und Artenvielfalt gewesen,w eil sie menschenleer sind.
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Tilman Kluge
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Tilman Kluge »

Welfenprinz hat geschrieben::?:
Truppenübungsplätze sind schon immer ein beachtliches (oder sehr wahrscheinlich das gewichtigste) Rückzugsgebiet für Natur und Artenvielfalt gewesen,w eil sie menschenleer sind.
"menschenleer" führt nicht automstisch zu mehr Artenvielfalt. Im Fall "Truppenübungsplatz" ist die Vielfalt des vom Menschen gemachten "Chaos" eine vielfaltsfördernde Sache.
Corella
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

zum Stichwort "wachsen lassen": doch, das ist viel öfter das bessere Konzept, als geplant wird! Aber die Kontroverse beruht wohl auf einem Missverständnis. Betreffend Pioniervegetation und Sukzessionsstadien kommt es freilich darauf an, mit zu konzeptionieren, dass die Entwicklung turnusmäßig wieder an den Anfang gesetzt wird. Einfaches Beispiel Waldrand mit vollständigem "Saum", "Waldmantel" und "Übergangszone" (Begriffe allesamt einfach nachzuschlagen). Ein Saum muss ähnlich einer Wiese ab und zu gemäht werden, aber viel seltener und immer nur auf Teilflächen. Je nach Nährstoffhaushalt zum Beispiel alle 2 Jahre auf der Hälfte der Fläche. Die nächsten Zonen ähnlich mit mehrfach längerer Zeit. Mit heutigen Forstmaschinen gut zu bewältigen, aber der Forst opfert die Fläche kaum je...

"Truppenübungsplätze" + "Abbaugebiete": Einfach zu verstehen ist, dass in solchen "Lebensräumen aus zweiter Hand" all die Tiere ein Refugium gefunden haben, die in den begradigten und verbauten Strömen und Flüssen ihren angestammten Lebensraum verloren haben, in dem sich nach Hochwässern Bettabschnitte umgelagert haben, Erosion und Anlandung Rohböden schafften, Altwässer verlandeten und vieles mehr. Truppenübungsplätze und Steinbrüche beherbergen zum Beispiel typische Amphibien ehemaliger Flussauen wie Wechsel-, Knoblauch- und Kreuzkröte. Besonders störanfällig @Welfenprinz sind sie nicht! Natürlich wäre noch sehr viel mehr dazu zu berichten und Beispiele gibt es für alles mögliche. Aber das einfache Konzept, Natur ungestört zu lassen ist meist naiv, allgemein überschätzt.

Nachtrag @Welfenprinz: Deine Idee einer Rekultivierung von Abbauflächen ist gängige Praxis, macht aber die lange Liste von Dynamik abhängiger Tier- und Pflanzenarten platt. Mit dem modernen Bodenschutz liegt das komplett über kreuz, grundsätzlich. Mit Einzelfallbegründung via "besonderen Artenschutz" (nach § 44 BNatSchG) lässt sich beides vereinbaren, ist aber aufwändig und benötigt Expertise -> Dunkelziffer, Vollzugsdefizit.
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Welfenprinz »

Corella hat geschrieben:(27 Jan 2016, 18:35)

zum Stichwort "wachsen lassen": doch, das ist viel öfter das bessere Konzept, als geplant wird!
ob es das bessere Konzept in Hinsicht auf die beabsichtigte Entwicklung /Endzustand(so es denn einen geben soll) ist, weiss ich nicht.
Was ich weiss, ist dass alle die Blühstreifen,Wildäcker o.ä. anlegen(ist nicht 100% dasselbe , ich weiss) wirklich Schwierigkeiten damit haben, den gewünschten Pflanzenbestand zu etablieren. Einmal sicherlich wegen der bei Wildpflanzen ausgeprägt geringen keimfähigkeit im ersten jahr. und dann eben wegen des schon am Standort vorhandenen Saatpotentials, dass eine oft überlegene Konkurrenz darstellt.




"
Aber das einfache Konzept, Natur ungestört zu lassen ist meist naiv, allgemein überschätzt.
Okay.
Zum Verständnis. gilt das generell oder nur für neu aufgefahrenen Boden(z.B. solche Böschungen). Bei der Überlebensfähigkeit von Samen kann man doch eigentlich davon ausgehen, dass auf unveränderten Standorten von Kornblume bis Rittersporn alles wieder auftaucht.......... auch wenn es dort vor 50 oder 80 Jahren zum letzten mal ausgesamt hat.


Noch ne Definitionsfrage:
ist "Regiosaatgut" das, womit dieser Züchter
http://www.saaten-zeller.de/landschafts ... giosaatgut
es umschreibt?

Ist ja Geschäftemacherei auch, nech?
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

Welfenprinz hat geschrieben:(29 Jan 2016, 19:11)

ob es das bessere Konzept in Hinsicht auf die beabsichtigte Entwicklung /Endzustand(so es denn einen geben soll) ist, weiss ich nicht.
Was ich weiss, ist dass alle die Blühstreifen,Wildäcker o.ä. anlegen(ist nicht 100% dasselbe , ich weiss) wirklich Schwierigkeiten damit haben, den gewünschten Pflanzenbestand zu etablieren. Einmal sicherlich wegen der bei Wildpflanzen ausgeprägt geringen keimfähigkeit im ersten jahr. und dann eben wegen des schon am Standort vorhandenen Saatpotentials, dass eine oft überlegene Konkurrenz darstellt.
"
Im so genanten "produktintegrierten Naturschutz" stecke ich noch nicht tiefer drin, so was machen eher Menschen aus den Landschaftspflegeabteilungen (Cross compliance, HALM). Überhaupt die Absicht, Blühstreifen in der ausgeräumten Ackerlandschaft einzubringen, begegnet mir bisher kaum. Das Extrem der Situation schlägt sich in regionalen Bestandsfortschreibungen der Vogelfauna in einer Weise nieder, dass aber einiges nun anrollt. Ich schätze, Mühlen mahlen langsam, aber mit gewisser Kraft. Ich habe mit Blühstreifen noch keine Erfahrung gesammelt. Pflanzengesellschaften, die den Namen verdienen, wäre zum Beispiel so was: http://www.floraweb.de/vegetation/PflGe ... on_id=6391 Aufgeführt ist nur das Grundsortiment an Arten, das Potenzial für weitere, teils örtliche Seltenheit ist noch viel höher. Solch Gesellschaften kann man so wenig irgendwo hinsäen, wie man einen Auwald auf einem beliebigen Acker aufforsten kann. Für solche, sinnvollen Ziele müsste man erst den "Standort" (Achtung Fachbegriff) wieder herstellen. Das allerdings wäre in Grenzen möglich: Ist Löss als Ausgangsgestein und Requisite der Gesellschaft gegeben, dann einfach den überdüngten "Mutterboden" wegschieben. Wenn der Saum dann breit genug wäre, hätte man die Voraussetzung. Danach könnte man mit richtiger Auswahl lokaler Arten die Rumpfgesellschaft direkt anpflanzen. Da wären wir schon in der Nähe dessen, was man in Abbaugebieten als Eingriff in die Natur ansehen würde, gell? Allerdings würde diese Methode eine Senke erzeugen...
Was werden Blühstreifen also bringen? Es ist bei näherer Betrachtung eine erbärmliche aber erforderliche Krücke.
Okay.
Zum Verständnis. gilt das generell oder nur für neu aufgefahrenen Boden(z.B. solche Böschungen). Bei der Überlebensfähigkeit von Samen kann man doch eigentlich davon ausgehen, dass auf unveränderten Standorten von Kornblume bis Rittersporn alles wieder auftaucht.......... auch wenn es dort vor 50 oder 80 Jahren zum letzten mal ausgesamt hat.
Die Bedeutung von Samenbanken als Voraussetzung für die Restitution ist ein wichtiges Forschungsfeld, wenn es sich um Seltenheiten handelt. Die Thematik "Blühstreifen" berührt dieses Feld nicht. Noch wären die Arten im allgemeinen häufig genug, dass Rumpfgesellschaften spontan zu erwarten sind, wenn der Standort stimmt. Dennoch wird nach Planwerken, die "Landschaftspflege" im Titel führen, munter angepflanzt. Ich glaube, dass liegt vor allem an fehlender Kenntnis in Kombination mit Bequemlichkeit - und den Landschaftsgärtner freut es auch.
Noch ne Definitionsfrage:
ist "Regiosaatgut" das, womit dieser Züchter
http://www.saaten-zeller.de/landschafts ... giosaatgut
es umschreibt?

Ist ja Geschäftemacherei auch, nech?
Ich denke auch, dass "wir basteln uns ein Biotop" als Nischenmarkt entdeckt wurde.
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Welfenprinz »

"Standort wieder herstellen"
die Nährstoffanreicherung ist irgendwann wieder raus. Auf Lössböden langsamer als auf Sanden, klar.
Aber unter Forsten und Brachen ist sowohl Versauerung als auch Nitrataustrag stetig und verlässlich. Geduldsfrage, oder?

Eine wesentliche -und eigentlich nicht rückgäng zu machende- Veränderungen des Ursprungszustandes sind eher Entwässerungen und Meliorationen.

Gibts da vonSeiten des Natur- und Artenschutzes bzw Erhaltung der ARtenvielfalt irgendwelche zielvorstellunge. Also a la "das Emsland vor seiner Kultivierung" oder "das Allgäu als es noch blau von Flachs und nciht grün von Weiden war"?
Sterben kann nicht so schlimm sein,sonst würden es nicht so viele tun.
Lt. griinpissstudien stirbt eine Ratte, wenn ihr ein 200l-Fass Glyphosat auf den Kopf fällt.
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

Welfenprinz hat geschrieben:(29 Jan 2016, 20:56)

"Standort wieder herstellen"
die Nährstoffanreicherung ist irgendwann wieder raus. Auf Lössböden langsamer als auf Sanden, klar.
Aber unter Forsten und Brachen ist sowohl Versauerung als auch Nitrataustrag stetig und verlässlich. Geduldsfrage, oder?

Eine wesentliche -und eigentlich nicht rückgäng zu machende- Veränderungen des Ursprungszustandes sind eher Entwässerungen und Meliorationen.

Gibts da vonSeiten des Natur- und Artenschutzes bzw Erhaltung der ARtenvielfalt irgendwelche zielvorstellunge. Also a la "das Emsland vor seiner Kultivierung" oder "das Allgäu als es noch blau von Flachs und nciht grün von Weiden war"?
Und bitte wo hätten wir eine Fläche, für die jemand diese Geduld aufbrächte? Da müssen wir schon in Schutzgebietskernen sehr drum kämpfen und das ist nun eine ganz andere Gegend, als wo wir Blühstreifen diskutieren. Weitere Teufel im Detail: solche Geduldsflächen müssten dennoch bewirtschaftet werden, sind aber wenig produktiv. Hier sind wir genau beim Gedanken HALM. Funktioniert bisher kaum, zum Beispiel weil Verträge wandelbar sind, aber ein einziges Mal düngen die Pflege von gut 15 Jahren zunichte macht. Sind es Wiesen, die nie gedüngt wurden, erholen sie sich von einer einzigen Sünde zu Lebzeiten von Kindern nicht mehr!
Anfällige, hier silikatische Böden versauern und das macht auch irreversible Prozesse.

Wiedervernässung kann knifflig sein, ist im Prinzip aber machbar, außer, und ja das ist oft der Fall: die Schwankungen sind zu groß. Wäre etwas im Mittel nass genug, fällt aber mal lang genug trocken, kommt es zur "Torfmineralisierung", was für Artenvielfalt tödlich ist. Meliorationen: na ja, im Prinzip mit dem Bagger wieder rückgängig zu machen.

Emsland muss ich passen, zu weit weg für mich. Was Du vom Allgäu erwähnst geht Richtung "Landschaftsmuseum". Ja, solch Konzepte kennen wir. Sie bleiben exotisch, da sehr aufwändig.

Nachtrag Geduldsflächen: Ach, und ich vergaß zu erwähnen, dass wir immernoch 30-50 kg N pro Hektar und Jahr Eintrag aus "normalem" sauren Regen haben. Artenreichen Aspekten reicht das, um zu verschwinden. Die aufwändige Pflege muss allenthalben nur das erstmal schaffen, zu kompensieren.
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Welfenprinz »

Das mit den Blühflächen war jetzt nur ein Beispiel von mir weil ich da von den Schwierigkeiten gehört habe einen gewünschten Pflanzenbestand zu etablieren. Dass es hier nicht explizit darum geht, ist mir klar.

Naja, Emsland oder Allgäu....... ich meine gibt es eine Zielvorstellung wohin die Reise gehen soll?

Ich hab mal folgende Aufstellung gefunden
"Ausgestorbene Vogelarten:
Haselhuhn ausgestorben um 1750
Auerhuhn ausgestorben um 1850
Bruchwasserläufer ausgestorben um 1850
Goldregenpfeifer ausgestorben um 1854
Schlangenadler ausgestorben um 1870
Steinadler ausgestorben um 1870
Lachseeschwalbe ausgestorben um 1880
Steinwälzer ausgestorben um 1916
Doppelschnepfe ausgestorben um 1920
Schwarzstirnwürger ausgestorben um 1924
Rotkopfwürger ausgestorben um 1925
Triel ausgestorben um 1955
Blauracke ausgestorben um 1961
Birkhuhn ausgestorben um 1966
Großtrappe ausgestorben um 1982
Steinkauz ausgestorben um 1995
Seggenrohrsänger ausgestorben um 1997
Also: 12 Arten ausgestorben ohne Industriealisierung. 3 Arten ausgestorben mit Industriealisierung und 2 Arten haben den Einmarsch des Nabu nicht überlebt."

Unabhängig davon, ob die im Detail richtig ist:
wo will "man" hin unter den Aspekten der Erhaltung einer Artenvielfalt?
nach 1950, 1850, 1750..........
gibt es ein Ziel? Einen Wunschzustand?
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Re: Artenvielfalt auf Flächen des Bundes

Beitrag von Corella »

Die Frage ist berechtigt und manchmal schreibt jemand ein Buch dazu, hier ein sehr kritisches: http://www.chbeck.de/Piechocki-Landscha ... duct=31957

Durch einschlägige Leitfäden bis hin zu Gesetzestexten zieht sich eine Projektion eines "potenziellen natürlichen Zustandes" und dass der als positiv zu bewerten sei.
Persönlich sind mir allerlei Konzepte nicht fremd und ich benutze sie als inneren Ideensteinbruch. Aber mehr nicht. Gutes Handwerk besteht darin, konkrete Projekte über konkrete Artansprüche zu denken. Will man im Zuge Bauvorhaben x Art y nicht den Lebensraum wegnehmen, muss man für sie mitdenken. So einfach und verantwortungsvoll kann und soll Planung sein, der Rest ergibt sich. Ach ja, Landschaftsbild, Eigenart und Schönheit sind auch Bestandteile abzuarbeitender Paragraphen. So wie schlechte Musiker einfach die Lautsprecher aufdrehen, so arbeiten sich manche Fachkollegen an solchem ab, weil Handwerk mühsam ist.
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Teeernte
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SCHLAMM DRÜBER BLUES...

Beitrag von Teeernte »

Am Mittwoch verfärbt sich die Bode in Staßfurt komplett weiß. Der Anblick des Flusses in diesem Zustand schockiert die Menschen. Man spricht von einem Umweltskandal und verlangt nach Erklärungen.

Staßfurt l An der Bode in Staßfurt halten immer wieder Menschen an und schauen entsetzt nach unten zum Fluss. Die toten Fische sind Stadtgespräch. Kadaver werden zweimal in dieser Woche angeschwemmt. Am Mittwochabend färbt sich die Bode sogar komplett weiß.

Der Umweltskandal beginnt am Montag. Fische drehen sich im Wasser auf den Rücken, zappeln und kämpfen mit dem Tod. Wenig später treiben die Kadaver ans Ufer. Ein Notruf geht erst am Dienstag bei den Behörden ein. Verwunderlich ist: Die Landkreisverwaltung, mit der Fischereibehörde, schickt niemanden, um Proben des Wassers oder der Fische zu nehmen. Nur ein Angler aus Staßfurt wird an den Fluss geschickt. Er berichtet von 30 toten Fischen. Real zu beobachten waren aber mindestens 200.

....Angler soll ein Auge auf die Bode haben


Beißender Gestank

Zwei Tage nach dem ersten Vorfall kommt es in Staßfurt wieder zum Fischsterben. Am Mittwochabend färbt sich das Wasser komplett milchig-weiß. Zeugen rufen die Polizei und gehen zur Einleitstelle der Soda. Sie beobachten „gelben Schleim“ aus dem großen Rohr kommen und einen beißenden Gestank in der Luft.

Erinnerungen werden wach. Im November 2018 sorgt eine Havarie im Ciech-Sodawerk schon einmal für eine milchige Verunreinigung der Bode und reihenweise tote Fische.

Behördenermittlungen werden unter Verschluss gehalten.
https://www.volksstimme.de/lokal/staßfu ... -stassfurt

Na - wenn der einzige Ermittler ein Angler ist.....sollte man die "Ergebnisse" sehr unter Verschluss halten.


Umweltschutz ???? Nebensache.
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