Dieter Winter hat geschrieben:(17 Jul 2018, 08:29)
So betrachtet ist The Donald natürlich schon ein Konkurrent.
Die gestrige Nummer war einfach gigantisch: Stellt sich vor der Weltöffentlichkeit hin und sagt, dass die eigenen Geheimdienste auch nicht glaubwürdiger sind, als der vom Establishment zum Leibhaftigen erklärte Vova. So ein Ding musst Du erst mal bringen....
Dazu Putin comment sinngem.: "Ich habe lange genug beim Geheimdienst gearbeitet, um zu wissen wie solche Dossiers zustande kommen!". Ich war nah dran mich vor Lachen einzupissen. Dagegen kommt nicht mal "Die Anstalt" oder "Extra3" an.
Beide sagen Dinge, die im Kern sehr wahr sind. Dass sie dabei ihre jeweils eigenen Spiele nach innen wie nach außen spielen, einmal beiseite gelassen: Geheimdienste lagen, soweit man das aus Archiven nachvollziehen kann, in großen und kleinen Fragen schon so oft falsch wie richtig, fielen teilweise auf Gegenspiele der anderen Seite herein, aber auch auf ihre eigenen vorgefassten Ansichten, an denen gegenteiliges Material abprallte. Geheimdokumente für die höhere zivile Führung sind extrem verdichtet und enthalten oft vor allem Interpretation, aber kaum noch die möglicherweise korrekten herausgefundenen Daten. Die filternde Ebene ist teilweise weit weg von der erhebenden und der Empfängerkreis ist erst recht ein anderes Thema. Wenn der Geheimdienstpraktiker Putin sagt, dass er vom Zustandekommen solcher Dokumente wenig hält, ist das nachvollziehbar. Wenn der Staatsmann Putin oder Trump sagt, dass er das Geheimdienstmaterial nicht besonders ernst nehmen kann, ist das die logische Kehrseite desselben Prozesses. Aus praktischen Gründen kommen aber beide Ebenen nicht in direkten Kontakt.
Daneben muss man, in popularitätsgetriebenen Systemen wie USA wie in den doch etwas anderen Hierarchien von Zarismus, Sowjetsystem und nachsowjetischem Russland, die Eigeninteressen der Geheimdienste (gegen konkurrierende Institutionen wie gegen das Gesamtbudget des Staates) mit berücksichtigen. Gerade führendes Personal von Geheimdiensten ist an der Erhaltung und Ausweitung von Kompetenzen, Geldmitteln und Prestige interessiert. Das kann Ton und Wertung von Überblicksmaterial wie Tagesdossiers beeinflussen.
Bei all dem gehen wir noch nicht davon aus, dass Geheimdienste und Spitzenpolitiker gemeinsam Material verfälschen oder fabrizieren, sondern dass jeder auf seinem Posten mehr oder minder guten Gewissens seinen Dienst tut. Situation normal, all fucked up. Es kommt einem vor wie Satire aus dem Kabarett, ist aber nur Alltag großer Organisationen.