Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:...
Nehmen eine "Ordnungsmacht" an, die Karma auswertet und so neue Inkarnationen zuweist. Zudem gibt es "gottähnliche" Wesen auf höheren Existenzebenen. Das einzige, was fehlt, ist ein Schöpfer. Ein Buddhist ist kein Atheist.
Der Buddhismus kennt keinen Gott und auch keine gottähnliche Wesen. Die Behauptung, der Buddhist sei ein Theist ist schlicht falsch!
Wenn du schon Wiki bemühst, solltest du nicht die essentiellen Teile ausser Acht lassen:
Wikipedia hat geschrieben:...
Der Kosmotheismus kann sowohl als atheistisch, polytheistisch oder monotheistisch aufgefasst werden.
...
Ergo kann es sehr wohl atheistische Kosmotheisten geben. Warum behauptest du also wider besseren Wissens (du hast den Wikipedia-Artikel ja gelesen) also das Gegenteil?
Dein logischer Schluss in diesem Fall ist schon sehr abenteuerlich. Wenn nichts göttlich ist, weil alles göttlich ist, und Atheismus die Negation der Behauptung es gäbe einen Gott, darstellt, Atheisten also davon ausgehen, dass es keinen Gott gibt, dann ist Pantheismus, der deiner Logik zufolge sagt, dass nichts göttlich ist, nicht deckungsgleich mit dem Atheismus, der die Existenz Gottes verneint. Fällt dir da wirklich nicht so ein klitzekleiner Widerspruch auf? Nichtmal ein ganz, itzebitze-winzig kleiner?
Übrigens ist alleine deine Interpretation von Pantheismus schon äusserst abenteuerlich. Für den Pantheisten manifestiert sich ein göttliches Prinzip in der Gesamtheit der Existenz. Ergo ist für ihn in der Tat alles Gott. Jetzt zu behaupten, dass dann Gott nichts sei, weil er alles sei ist schon sehr überheblich, weil du da einfach ein Alleinstellungsmerkmal nach eigenem Gusto dafür definierst, wie ein Gott zu sein habe und wie nicht. Und so funktioniert das leider nicht.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Im Daoismus werden die "drei Reinen" als höchste Wesen mit göttlicher Macht, verehrt. Es gibt wesentlich mehr, niedere, Götter. Ergo kein Atheismus.
Und der philosophische Daoismus, der eben den Glauben an die drei Reinen nicht beinhaltet ist genau was? Oh richtig, eine atheistische, weil gänzlich ohne Gott auskommende, Auslegung des Daoismus. Ergo kann es sehr wohl daoistische Atheisten geben.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:
Konfuzianusmus ist eher eine Philosophie, kennt aber auch Gebete und Ahnenkult:
Ergo - kein Atheismus. Es wird angenommen, dass es Wesen gibt, deren Macht über der menschlichen liegt.
Du legst hier die Definitionen des Atheismus und des Theismus ein nach dem anderen mal völlig willkürlich und völlig irrational aus, so wie es gerade passt. Warum? Jetzt ist plötzlich schon das Verehren von Vordenkern theistisch gemäß deiner Definition! Was kommt als nächstes!? Wer Deutsch spricht muss Theist sein weil es deutschsprechende Theisten gibt?
Erstens muss dazu eine Theorie überhaupt falsifizierbar sein, und eine Behauptung, die darauf basiert, dass sie per se als nicht beweisbar behauptet wird, entzieht sich der prinzipiellen Möglichkeit der Widerlegung. Sowas ist in höchstem Maße unwissenschaftlich. Und zweitens, du sagst es selbst, muss sie begründet sein. Die Behauptung des Theisten ist genau das nicht. Ein argumentum ad ignorantiam (Ich weiss nicht, wie die Welt funktioniert, ergo Gott) ist kein hinreichender Grund. Und genau das macht ja die Behauptung des Theisten so irrational. Denn warum ausgerechnet Gott? Warum nciht ein fliegendes Spaghettimonster, eine um den Mars kreisende, mikroskopisch kleine Teekanne oder unsichtbare, unberührbare rosa Einhörner? Ergo: Unzureichende Hypothese.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Der Agnostiker lehnt nicht die Existenz göttlicher Wesen ab, er weigert sich einfach, die Frage "Gibt es etwas Göttliches?" zu beantworten oder zu diskutieren. Der Atheist sagt "Nein", der Agnostiker "Weiss ich nicht."
Und was bedeutet "Weiss ich nicht"? Es bedeutet nichts weiter als, die Wahrscheinlichkeit für die Existenz oder Nichtexistenz ist in etwa gleich. Beim Atheisten ist die Wahrscheinlichkeit für die Nichtexistenz deutlich höher, beim Theisten die Wahrscheinlichkeit für die Existenz deutlich höher oder eben absolut, je nachdem. So what? Der Agnostiker ist deswegen trotzdem nur eine Teilmenge des Atheisten.
Nur nach deiner individuellen Definition. Aber die ist nicht maßgeblich.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Entweder ich lehne die Existenz von allem, was irgendwie göttlich ist, ab. Oder ich nehme die Göttlichkeit für alle Ausprägungen der Existenz an. Gott ist keine Person, sondern ein Prinzip. Der Pantheist wirkt vielleicht atheistisch, weil er außer stiller Bewunderung keinen Kult kennt, aber es gibt fundamentale Unterschiede zwischen Atheismus und Pantheismus.
Die "fundamentalen Unterschiede" wären welche nochmal genau? (Ich frage nur, weil die Antwort auf diese Frage den Pantheismusstreit, der seit mehreren hundert Jahren in der deutschen Philosophie wogt, endgültig beenden würde...)
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Da liegt dein Irrtum, deswegen auch die Annahme, ein Pantheist oder Kosmotheist sei ein Atheist. Ein Atheist sagt: Es gibt keinen Gott, egal in welcher Form. Da menschliche Wahrnehmung und menschliches Wissen begrenzt ist, ist allein dies schon ein Glaubenssatz.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Beiden gemein ist, dass das Bild existiert. Und das ist der Kern meiner Aussage. Die fundamentale Idee wird auf dem selben Boden diskutiert.
Es geht aber darum, dass es nicht der Atheismus ist, der das Bild zeichnet. Der Atheismus trifft keine Aussagen über das Weltbild. Er lehnt lediglich
eine Aussage unter vielen ab, bietet aber in sich keine Alternative.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Nein, denn gerade die Annahme, dass Realität eine Illusion ist, führt die Diskussion um die Frage, ob es einen Gott gibt, auf eine völlig neue Ebene.
Die ist aber in Bezug auf Konstruktivismus irrelevant! Weil konstruktivistisch gesehen kann Gott auch gelb sein und der Himmel ein Auto. Das ist keine Diskussion, das ist Zeitverschwendung. Ohne die zugrundelegung einer objektiven Realität ist jede Diskussion obsolet.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Wir können nur vier Dimensionen sehen, nehmen aber bis zu elf Dimensionen an. Die bessere Frage wäre vielleicht:
Gibt es HIER und JETZTE einen Gott?
Die elfdimensionale M-Theorie ist ein Versuch Wittens die Quantenmechaniken mit der Relativitätstheorie in Einklang zu bringen. Sie ist aber noch bei weitem kein Faktum. Und wenn du nicht postulieren möchtest, dass Gott ein physikalisches Teilchen wäre, dann liegst du mit deiner Interpretation der elf Dimensionen ein klein wenig daneben.
Provokateur » Fr 27. Feb 2015, 23:06 hat geschrieben:Jeder Theist wird dir sagen: "Du brauchst Glaube. Wenn ich bete, ist Gott für mich real. Wenn du ihn beim Gebet nicht bemerkst, machst du etwas falsch."
Jeder Kenrphysiker wird dir sagen: "Du brauchst einen Teilchenbeschleuniger. Wenn ich die Ergebnisse eines Durchgangs analysiere, stelle ich fest, dass das Higgs-Boson existiert. Mit einem Taschenmesser machst du etwas falsch."
Beide Glaubensannahmen sind ähnlich, wenn nicht kongruent.
Nein, weil bei dem einen eine reproduzierbare Beweisbarkeit zugrundeliegt, beim anderen eine absolute, nicht überprüfbare Wahrheit postuliert wird. Ein elementarer Unterschied, Watson.
'I find that offensive.' has no meaning; it has no purpose; it has no reason to be respected as a phrase. 'I am offended by that.' Well, so fucking what? - Stephen Fry