Tschüss, Nachkriegsmoderne?

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jack000
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Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von jack000 »

"Kann das weg?" – so betitelte vergangenen Sommer ZEIT-Autor Benedikt Erenz einen Text über das Abrissverhalten der Hamburger. Denn was der Große Brand von 1842 und der Zweite Weltkrieg übrig ließen, geriet nach dem Krieg schnell in das Visier der Stadtentwickler. Zahlreiche prächtige Häuser fielen ihnen zum Opfer. Eine Immobilie des neuen Hamburgs ist der sogenannte City-Hof aus den fünfziger Jahren, ein Hochhauskomplex gegenüber dem Hauptbahnhof und Sitz des Bezirksamtes Mitte. Den will der Senat jetzt verkaufen und der Investor abreißen. Wer den City-Hof heute sieht, kann das gut nachvollziehen: graue Plattenbauten, recht unansehnlich.

Nur: Die vier Hochhausscheiben sahen einmal ganz anders aus, elegant, nüchtern, sehr hell, beste Nachkriegsmoderne. Erst in den Siebzigern wurden sie grau verschalt und verschandelt. Seit 2013 steht der City-Hof unter Denkmalschutz.
http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit ... gsmoderne/

Das ist zwar nur ein Kommentar, spiegelt aber den derzeitigen Trend wieder: Es stehen die Nachkriegsgebäude zur Disposition.
Sollte ein großflächiger Abriss der Nachkriegsgebäuden stattfinden oder sollten diese Gebäude geschützt werden da diese ja auch ein Teil der Geschichte sind?
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Teeernte
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Teeernte »

jack000 hat geschrieben:(02 Apr 2016, 21:23)

http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit ... gsmoderne/

Das ist zwar nur ein Kommentar, spiegelt aber den derzeitigen Trend wieder: Es stehen die Nachkriegsgebäude zur Disposition.
Sollte ein großflächiger Abriss der Nachkriegsgebäuden stattfinden oder sollten diese Gebäude geschützt werden da diese ja auch ein Teil der Geschichte sind?
Man hofft - mit dem Abriss der Gebäude auch mit der Geschichte nichts mehr zu tun zu haben..... ...und Architekten sehen nur den eigenen Vorteil.. (Bauvolumen)
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Fadamo
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Fadamo »

In vielen Städten wird die Vergangenheit abgerissen.
Die Stadtplaner beugen sich auch dem Kapital.
Sehr schade.
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Excellero
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Excellero »

Naja also alles was nach dem 2. WK gebaut worden ist heule ich bestimmt nicht nach. Alles was von davor noch einigermaßen heile ist sollte man aber stehen lassen.
Um fremden Wert willig und frei anzuerkennen, muß man eigenen haben.
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frems
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

Falls sich wer fragt, wie die Gebäude aussehen, um die es im ZEIT-Artikel geht: http://img.zeit.de/hamburg/politik-wirt ... __1300x731

Stehen in feinster Lage an der Steinstraße (https://www.google.de/maps/@53.5401237, ... !1e3?hl=de), nur wenige Meter von Hauptbahnhof und der Mönckebergstraße (Haupteinkaufsstraße der Hamburger Innenstadt) entfernt. Ich kenne keinen einzigen Hamburger, der die Klötze behalten möchte. Selbst eine leere grüne Wiese wär den Leuten lieber als dieser Schandfleck. So begrüßt man keine Gäste, die in die Stadt kommen.

Leider haben ein paar Architekten eine Grundsatzdebatte eröffnet, weil sie von Stadtplanung nichts verstehen und zugleich annehmen, dass eine Stadt ein Museum sei, das späteren Generationen abspricht, ihre Stadt nach ihren Wünschen zu gestalten. Häufig werden die City-Höfe nur zum Anlass genommen, um etwas Rabatz zu machen, weil einem ganz andere Bauvorhaben stören und man Politik sowie Verwaltung etwas nerven möchte.

Es ist ja durchaus auch richtig, dass man versuchen sollte, Bauwerke aller Zeiten zu erhalten, um zukünftigen Generationen einen Blick auf die Vergangenheit zu erlauben. Aber die maroden City-Höfe haben einfach keinen Wert, werden von Bürgern und Gästen gemieden, und es gibt nun wirklich nicht einen Mangel an Nachkriegsbauten in der "Freien und Abrissstadt Hamburg". Das muss dann nicht auch noch direkt neben dem Weltkulturerbe sein: Speicherstadt und Kontorviertel. Interessanterweise gab's vor über 100 Jahren eine ähnliche Diskussion, weil einige Fachwerkhäuser auf dem Großen Grasbrook abrissen wurden... um die Speicherstadt dort zu bauen, die die Hamburger lieben.
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Brainiac
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Brainiac »

Außerdem gibt es ja noch die wunderbaren Grindelhochhäuser.
Zuletzt geändert von Brainiac am Sa 2. Apr 2016, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexyessin
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Alexyessin »

Bin heute mal nach München wieder reingefahren. Ab und an mach ich das und fahre mit dem Zug - ergo, ich fahre oberirdisch. Mir ist aufgefallen, das das alte Bahnbrachland mittlerweile vollgestellt ist von Betonklötzen - wie als hätte jemand versucht stilistisch einen Bogen zwischen den alten Kolossalbauten des dritten Reichs oder der DDR in die moderne zu schupsen. Schlimm, meiner Meinung nach.
Nach dem Krieg ist viel schnell und praktisch gebaut worden - damit irgendwas steht. Warum dies heute wieder Fall ist, frag ich mich schon.
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frems
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

Brainiac hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:05)

Außerdem gibt es ja noch die wunderbaren Grindelhochhäuser.
Die sind wirklich nicht schlecht, wenn man sieht, wie sie Kontraste schaffen, da sie genau zwischen dem "roten" (Klinkerbauten) und "weißen Hamburg" (Gründerzeit-Villen in Nähe der Alster) stehen. Zudem sind sie sehr beliebt unter Studenten, da nicht nur die Aussicht schön ist, sondern auch die Uni Hamburg zu Fuß zu erreichen. Davon abgesehen ist es aber auch keine sondere Lage im Bezirk Eimsbüttel und das Viertel hat recht viel Geschichte (früher das jüdische Zentrum Hamburgs, später die zentrale Verwaltung der Briten). Die City-Höfe nicht. Die wurden da einfach hingeklotzt.
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

Alexyessin hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:09)
Nach dem Krieg ist viel schnell und praktisch gebaut worden - damit irgendwas steht. Warum dies heute wieder Fall ist, frag ich mich schon.
Man sollte den damaligen Architekten nun auch nicht zu viel Schuld in die Schuhe schieben. Sie können ja nichts für den damaligen Zeitgeist. Man baute vor allem mit billigen Mitteln, weil die Ressourcen knapp und der Handlungsbedarf sehr hoch waren. Zudem wollte man etwas Neues schaffen, ohne zu wissen, wo die Reise genau hingehen soll, ... Hauptsache eine Abgrenzung zum "Alten", das nur Leid brachte. Ein anderes Beispiel wäre ja das alte "Technische Rathaus" in Frankfurt, das vor wenigen Jahren abgerissen wurde, um eine Rekonstruktion der früheren Altstadt zu realisieren: https://de.wikipedia.org/wiki/Technisch ... t_am_Main)
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Brainiac
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Brainiac »

frems hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:26)

Die sind wirklich nicht schlecht, wenn man sieht, wie sie Kontraste schaffen, da sie genau zwischen dem "roten" (Klinkerbauten) und "weißen Hamburg" (Gründerzeit-Villen in Nähe der Alster) stehen. Zudem sind sie sehr beliebt unter Studenten, da nicht nur die Aussicht schön ist, sondern auch die Uni Hamburg zu Fuß zu erreichen.
Freut mich ja, wenn man das heute so sieht. Damals (als meine damalige Freundin dort im Finanzamt HH-Eimsbüttel arbeitete) hatten diese Klötze wenig Fürsprecher.

Dieses Gebäude, im weiteren Sinne auch Nachkriegsbau, war schon beliebter. http://mobil.mopo.de/immer-wieder-sprin ... m-18723820
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

Brainiac hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:58)

Freut mich ja, wenn man das heute so sieht. Damals (als meine damalige Freundin dort im Finanzamt HH-Eimsbüttel arbeitete) hatten diese Klötze wenig Fürsprecher.

Dieses Gebäude, im weiteren Sinne auch Nachkriegsbau, war schon beliebter. http://mobil.mopo.de/immer-wieder-sprin ... m-18723820
Die Grindelhochhäuser galten auch lange als sozialer Brennpunkt, weil die Stadt daraus 100% sozialen Wohnungsbau gemacht hat. Heute ist man etwas schlauer und setzt lieber auf "gemischte" Gebiete. Dem Geomatikum würde ich nicht nachtrauern, aber es soll im Rahmen eines größeren Bauprojekts komplett erneuert werden. Wie die Fassade später aussehen wird, steht wohl noch nicht fest, aber grässlicher Waschbeton wird es wohl nicht mehr sein: https://www.google.de/search?q=bundesst ... =isch&sa=X
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von jack000 »

[quote="frems"](03 Apr 2016, 00:06)

Die Grindelhochhäuser galten auch lange als sozialer Brennpunkt, /quote]
=> Genau da liegt das Problem : Was haben denn die Häuser schon wieder schuld daran ???
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Teeernte
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Teeernte »

Alexyessin hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:09)

Bin heute mal nach München wieder reingefahren. Ab und an mach ich das und fahre mit dem Zug - ergo, ich fahre oberirdisch. Mir ist aufgefallen, das das alte Bahnbrachland mittlerweile vollgestellt ist von Betonklötzen - wie als hätte jemand versucht stilistisch einen Bogen zwischen den alten Kolossalbauten des dritten Reichs oder der DDR in die moderne zu schupsen. Schlimm, meiner Meinung nach.
Nach dem Krieg ist viel schnell und praktisch gebaut worden - damit irgendwas steht. Warum dies heute wieder Fall ist, frag ich mich schon.
Die Bayern konnten aber schon "Schön" bauen - "Werkssiedlung" .....und bereits 1916 - im Osten...
Die Piesteritzer Werkssiedlung ist die größte autofreie Wohnsiedlung in Deutschland. 1916 bis 1919 entstand die Gartenstadt nach Plänen von Paul Schmitthenner und Otto Rudolf Salvisberg für etwa 2000 Beschäftigte des angrenzenden Stickstoffwerkes. Sie wurde 1986 in die Denkmalliste der DDR aufgenommen und steht seitdem unter Denkmalschutz. Die Werkssiedlung Piesteritz wurde als Expo-Projekt im Jahr 2000 vollständig saniert. Dabei blieb der ursprüngliche Charakter der Häuser erhalten. Der Komplex besteht aus 363 Reihenhäusern oder etwas größeren Einfamilienhäusern. Dazu kamen eine katholische Kirche, Rathaus (heute Lucas-Cranach-Gymnasium), Kauf- und Vereinshaus "Feierabend" (2010: Hotel Piesteritzer Hof), Schule und das Damenheim, in dem früher die unverheirateten Sekretärinnen wohnten.
http://www.wohnen-psg.de
http://www.ardmediathek.de/tv/Gartensta ... d=27549282 langversion
http://www.ardmediathek.de/tv/LexiTV/Pi ... d=30886850 4 Minuten.
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

jack000 hat geschrieben: => Genau da liegt das Problem : Was haben denn die Häuser schon wieder schuld daran ???
Naja, solche Hochhäuser galten im Zuge der Motorisierung als unsexy. Die Mittelschicht flüchtete ins Umland und es blieben jene, die sich das nicht leisten konnten. Sozialbau für Einkommensschwache klingt ja gut, aber die Empirie zeigte eben auch, dass es zu Problemen führt, wenn man diese Personenkreise auf engsten Raum miteinander leben lässt. Mittlerweile sind die Gebäude wieder gern gesehen und die Sozialstruktur hat sich geändert. Im besagten Fall sind vor allem Studenten eingezogen, weil trotz auslaufender Sozialbindung die Mieten noch immer erschwinglich sind, die ÖPNV-Anbindung sehr gut, die Wohnungen eher klein (gut für Singlehaushalte) und für Studenten interessante Orte in der Nähe sind (Uni, Alster, Schanzenviertel, Pöseldorf, ...). Bei Neubau und größeren Sanierungsvorhaben gilt bei uns (ab 15 oder 20 Wohneinheiten) der "Hamburger Drittelmix": ein Drittel Eigentumswohnungen, ein Drittel freifinanzierte Mietwohnungen und ein Drittel staatlich geförderter Wohnungsbau mit Mietpreisbindung. Das löst nicht alle Probleme, aber bisher funktioniert es besser als frühere Modelle.

Eine Wohnnutzung für die City-Höfe kann ich mir kaum vorstellen. Da muss man auch ökonomisch denken und da eignen sich Hotels, Büros, Gewerbe etc. besser. Vielleicht kann man ein, zwei Luxuswohnungen im obersten Geschoss einbauen, aber das ist kein Gebiet zum "Wohnen", genau wie kaum jemand "Unter den Linden" als Privatanschrift hat.
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JJazzGold
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von JJazzGold »

Alexyessin hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:09)

Bin heute mal nach München wieder reingefahren. Ab und an mach ich das und fahre mit dem Zug - ergo, ich fahre oberirdisch. Mir ist aufgefallen, das das alte Bahnbrachland mittlerweile vollgestellt ist von Betonklötzen - wie als hätte jemand versucht stilistisch einen Bogen zwischen den alten Kolossalbauten des dritten Reichs oder der DDR in die moderne zu schupsen. Schlimm, meiner Meinung nach.
Nach dem Krieg ist viel schnell und praktisch gebaut worden - damit irgendwas steht. Warum dies heute wieder Fall ist, frag ich mich schon.

Das ist mir auch aufgefallen, echte Schandflecken. Man sollt glauben, die hätten aus Neuperlach gelernt, aber weit gefehlt. Charme und architektonisches Können ist etwas deutlich anderes. Dabei geht es durchaus. Ich habe in Ismaning ein paar Jahre in einer Neubauanlage gewohnt, mehrstöckig, im Kreis gebaut, um einen Park mit Teich, Bänken und Kinderspielplatz, an einem durchfließenden Bach. Die Anlage mit viel Grün hat damals einen Architekturpreis gewonnen und ich finde sie heute noch schön, wenn ich dort Freunde besuche.
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Alexyessin
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Alexyessin »

JJazzGold hat geschrieben:(03 Apr 2016, 10:34)

Das ist mir auch aufgefallen, echte Schandflecken. Man sollt glauben, die hätten aus Neuperlach gelernt, aber weit gefehlt. Charme und architektonisches Können ist etwas deutlich anderes. Dabei geht es durchaus. Ich habe in Ismaning ein paar Jahre in einer Neubauanlage gewohnt, mehrstöckig, im Kreis gebaut, um einen Park mit Teich, Bänken und Kinderspielplatz, an einem durchfließenden Bach. Die Anlage mit viel Grün hat damals einen Architekturpreis gewonnen und ich finde sie heute noch schön, wenn ich dort Freunde besuche.
Dagegen ist ja die Anlage in Neuperlach halbwegs vernünftig, wenn auch hässlich wie die Nacht finster. Das fängt schon in Freiham an und zieht sich dann rüber bis zum Hauptbahnhof. Angesichts dessen wäre ich ja froh, wenn sie den alten Hauptbahnhof nicht umbauen um nicht noch so einen Neobetonklotz hinstellen können.
Als ich mal draußen in Riem war hab ich mir das schon gedacht - irgendein Architekt kupfert aus unserer beschissenen Geschichte ab. Riesige Klötze dazwischen 20 Meter Säulen......... das ist erdrückend und hat keinerlei Charm.
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Kirchgessner »

jack000 hat geschrieben:(02 Apr 2016, 21:23)

http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit ... gsmoderne/

Das ist zwar nur ein Kommentar, spiegelt aber den derzeitigen Trend wieder: Es stehen die Nachkriegsgebäude zur Disposition.
Sollte ein großflächiger Abriss der Nachkriegsgebäuden stattfinden oder sollten diese Gebäude geschützt werden da diese ja auch ein Teil der Geschichte sind?
Das meiste aus der Nachkriegszeit sollte schnellstmöglich abgerissen werden. Problem nur: Heute wir auch kaum besser gebaut.
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Julian
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Julian »

Ich spreche mich für eine historische Rekonstruktion der wichtigsten deutschen Altstädte aus. Dennoch ist die Situation mit den Nachkriegsbauten nicht ganz so eindeutig.

Zum einen halte ich den größten Teil der Nachkriegsarchitektur für verfehlt. Sie ist hässlich, wirkt billig und passt nicht in den Kontext der historischen europäischen Stadt. Von daher begrüße ich den Abriss - vor allem auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr dieser Billigarchitektur unter Denkmalschutz gestellt zu werden droht. Damit würde die Hässlichkeit in deutschen Städten auf Jahrzehnte hinaus zementiert.

Zum anderen wird heutzutage häufig nicht besser, oft sogar schlechter gebaut als in den frühen Jahren nach dem Krieg. Hässliche, brutalistische Neubauten würden somit unsere Städte weiterhin auf Jahrzehnte verschandeln. Manchmal ist es da besser, man behält die belanglose Fünfzigerjahre-Architektur quasi als Platzhalter.

Langfristig führt kein Weg an der historischen Rekonstruktion bei. Der heutige Zustand von Städten wie Frankfurt oder Nürnberg ist ein Trauerspiel.
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von JJazzGold »

Alexyessin hat geschrieben:(03 Apr 2016, 10:47)

Dagegen ist ja die Anlage in Neuperlach halbwegs vernünftig, wenn auch hässlich wie die Nacht finster. Das fängt schon in Freiham an und zieht sich dann rüber bis zum Hauptbahnhof. Angesichts dessen wäre ich ja froh, wenn sie den alten Hauptbahnhof nicht umbauen um nicht noch so einen Neobetonklotz hinstellen können.
Als ich mal draußen in Riem war hab ich mir das schon gedacht - irgendein Architekt kupfert aus unserer beschissenen Geschichte ab. Riesige Klötze dazwischen 20 Meter Säulen......... das ist erdrückend und hat keinerlei Charm.
Du moanst de Riemer Akaden, gell? Die Säulen hab i a net verstanden. Schaut a bisserl aus wia, woilln dat ma scho, aber kenna hamma net.
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Umetarek »

Brainiac hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:05)

Außerdem gibt es ja noch die wunderbaren Grindelhochhäuser.
Da hat, glaub ich, mein Vater mal drin gewohnt. ///neee das war nur in der Grindelallee in einem hohen Haus, die waren das doch nicht.
Zuletzt geändert von Umetarek am So 3. Apr 2016, 12:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Alexyessin
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Alexyessin »

JJazzGold hat geschrieben:(03 Apr 2016, 11:14)

Du moanst de Riemer Akaden, gell? Die Säulen hab i a net verstanden. Schaut a bisserl aus wia, woilln dat ma scho, aber kenna hamma net.
Des hod owas scho voahea ogfonga. D´Pinakothek is a so a Bau. :mad2:
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Ultra-tifosi »

Alexyessin hat geschrieben:(02 Apr 2016, 23:09)

Bin heute mal nach München wieder reingefahren. Ab und an mach ich das und fahre mit dem Zug - ergo, ich fahre oberirdisch. Mir ist aufgefallen, das das alte Bahnbrachland mittlerweile vollgestellt ist von Betonklötzen - wie als hätte jemand versucht stilistisch einen Bogen zwischen den alten Kolossalbauten des dritten Reichs oder der DDR in die moderne zu schupsen. Schlimm, meiner Meinung nach.
Nach dem Krieg ist viel schnell und praktisch gebaut worden - damit irgendwas steht. Warum dies heute wieder Fall ist, frag ich mich schon.
Ich finde es passt zum heutigen München. Die Alte Weltstadt mit Herz existiert nur noch für die Reichen. Selbst im Plattenbauviertel Neuperlach gehen die Mieten hoch.

Für die Arbeiterschicht ist in München in 20 Jahren kein Platz mehr...
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von JJazzGold »

Alexyessin hat geschrieben:(03 Apr 2016, 12:20)

Des hod owas scho voahea ogfonga. D´Pinakothek is a so a Bau. :mad2:
Hieramoi an Artikel zua Betonwüste Minga:

"Wenn das so ist: Warum wird in München dann nicht interessanter gebaut?

Es gibt einfach keine Offenheit für andere Konzepte. Im Jahr 2008 war das zwischenzeitlich anders, als der Markt stagnierte. Da haben die Bauträger überlegt, ob man nicht mal was Neues ausprobieren könnte. Doch dann kam die Wirtschaftskrise und die Flucht ins Betongeld. Seither haben die Bauträger natürlich wieder gar keine Ambitionen, irgendetwas zu versuchen.

Es verkauft sich eh alles. Egal wie monoton es aussieht.

Exakt. Obwohl ein Forschungsprojekt, das ich in München durchgeführt habe, zeigte: Eigentlich würden sich die Kaufinteressenten für eine Eigentumswohnung viel individuellere Lösungen in Architektur und Grundriss wünschen. Nur finden sie kaum etwas.

Klingt ausweglos. Schließlich wird der Druck auf den Wohnungsmarkt noch zunehmen.

Die Chance wäre, dass die städtischen Wohnbaugesellschaften das Ganze als Vorreiter vorantreiben. Das machen die aber auch nicht.

Was also tun gegen die Verödung der Baulandschaft?

Die Stadt hätte theoretisch einen riesigen Einfluss – ohne sie keine Baugenehmigung. Sie nutzt ihn nur nicht richtig. Sie müsste bei städtebaulichen Wettbewerben zum Beispiel viel mehr auf die Jury-Besetzung achten. Wenn immer die Gleichen in der Jury sitzen, kommt auch immer das Gleiche raus. Ich finde außerdem nicht richtig, dass die Stadtgestaltungskommission in München nur Empfehlungen aussprechen kann. Das sollte verbindlich sein."

http://www.abendzeitung-muenchen.de/inh ... 63170.html
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von frems »

jack000 hat geschrieben:(02 Apr 2016, 21:23)

http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit ... gsmoderne/

Das ist zwar nur ein Kommentar, spiegelt aber den derzeitigen Trend wieder: Es stehen die Nachkriegsgebäude zur Disposition.
Sollte ein großflächiger Abriss der Nachkriegsgebäuden stattfinden oder sollten diese Gebäude geschützt werden da diese ja auch ein Teil der Geschichte sind?
Gestern wurde übrigens der Siegerentwurf präsentiert. Während man in der Nachkriegszeit bewusst eine Architektur wählte, die sich vom alten, konservativen Stil des Kontorhausviertels abgrenzte (seit 2015 Weltkulturerbe), orientiert sich der neue Entwurf an seiner Umgebung, aber setzt zugleich auf moderne Elemente, um ein eigenes Zeichen zu setzen und nicht nur ein Abklatsch mit pseudotraditioneller Baukunst zu sein: https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... rwall.html

Einige Kollegen waren etwas entsetzt ("alle Entwürfe sind schrecklich; fünf, sechs der sieben Entwürfe setzen auf Backstein!"), aber ich kann damit gut leben. :D
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von jack000 »

frems hat geschrieben:(03 Jun 2017, 16:14)

Gestern wurde übrigens der Siegerentwurf präsentiert. Während man in der Nachkriegszeit bewusst eine Architektur wählte, die sich vom alten, konservativen Stil des Kontorhausviertels abgrenzte (seit 2015 Weltkulturerbe), orientiert sich der neue Entwurf an seiner Umgebung, aber setzt zugleich auf moderne Elemente, um ein eigenes Zeichen zu setzen und nicht nur ein Abklatsch mit pseudotraditioneller Baukunst zu sein: https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... rwall.html

Einige Kollegen waren etwas entsetzt ("alle Entwürfe sind schrecklich; fünf, sechs der sieben Entwürfe setzen auf Backstein!"), aber ich kann damit gut leben. :D
Muss ich aber auch sagen, die Entwürfe passen wenigstens in die Umgebung und sind trotzdem modern. Ich finde den Entwurf klasse, nur weiter so :thumbup:
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von jack000 »

frems hat geschrieben:(03 Jun 2017, 16:14)

Gestern wurde übrigens der Siegerentwurf präsentiert. Während man in der Nachkriegszeit bewusst eine Architektur wählte, die sich vom alten, konservativen Stil des Kontorhausviertels abgrenzte (seit 2015 Weltkulturerbe), orientiert sich der neue Entwurf an seiner Umgebung, aber setzt zugleich auf moderne Elemente, um ein eigenes Zeichen zu setzen und nicht nur ein Abklatsch mit pseudotraditioneller Baukunst zu sein: https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... rwall.html

Einige Kollegen waren etwas entsetzt ("alle Entwürfe sind schrecklich; fünf, sechs der sieben Entwürfe setzen auf Backstein!"), aber ich kann damit gut leben. :D
Es gibt zu dem Thema eine Gegenbewegung:
Streit um Denkmalschutz – Aus für den City-Hof?

ür die einen ist es ein unverzichtbares Merkmal der Stadt, Zeugnis der Aufbruchstimmung in den Nachkriegsjahren, für andere ist es schlichtweg ein Schandfleck, ein Beispiel für missglückten Städtebau: Die Diskussion um den Abriss des City-Hofes wird immer hitziger.

Unter dem Titel „Was sch(n)ützt der Denkmalschutz?“ und anlässlich der anstehenden Anhörung in der Bürgerschaft am gestrigen Abend hatte das Kulturforum Hamburg zur Diskussion geladen, an der neben Oberbaudirektor Jörn Walter, auch Denkmalschutzexpertin Sigrid Brandt sowie Frank Pieter Hesse, ehemaliger Leiter des Hamburger Denkmalschutzamtes, teilnahmen.

Dabei ging es um zwei Grundsatzfragen: Wie geht die Stadt mit Denkmälern um, die ästhetisch fragwürdig sind? Und inwieweit darf sich eine Stadt bei der Anpassung von historischen Quartieren an neue städtebauliche Vorhaben über bestehende Grundsätze des Denkmalschutzes hinwegsetzen?

„Ein Denkmal steht nie für sich allein, nie völlig losgelöst von seiner Umgebung. Der City-Hof liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Weltkulturerbe. Ein Jahr nach dessen Ernennung hinzugehen und einen solchen Einschnitt in dessen Pufferzone vornehmen zu wollen, ist meldepflichtig und bedarf einer langfristigen Einbeziehung der zuständigen Gutachter“, so Sigrid Brandt. Sie mahnte an, dass bei der Beurteilung, ob ein Denkmal schützenswert sei oder nicht, die historische Bedeutung schwerer wiege als die, ob das Gebäude einen ästhetischen Wert habe. „Denkmalschutz ist keine Geschmackssache!“

Der ehemalige Leiter des Denkmalschutzamtes Hamburg, Frank Pieter Hesse, räumte ein, dass er nicht zu den größten Verfechtern des City-Hofes gehöre, „aber er gehört nun mal zu dieser Stadt. Eine Stadt kann sich nicht mit einem Weltkulturerbe-Titel schmücken und gleichzeitig in direkter Nachbarschaft Stadtreparatur betreiben.
https://www.welt.de/regionales/hamburg/ ... y-Hof.html
Interessant ist der letzte Satz. Weltkulturerbe wegen 50er-Jahre Bausünden aber Stadtreparatur geht gar nicht :dead:
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Nathan
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Nathan »

jack000 hat geschrieben:(03 Jun 2017, 16:32)

Muss ich aber auch sagen, die Entwürfe passen wenigstens in die Umgebung und sind trotzdem modern. Ich finde den Entwurf klasse, nur weiter so :thumbup:
Natürlich erinnert er ganz spontan an Nürnberg, an die Pläne für Berlin, sozusagen die Speerspitze der Gigantomanie, aber nein, bei näherer Betrachtung wird die schiere Wucht des geballten Backsteins durch die filigranen Fensterflächen aufgelöst, die den Weg ebnen von Speer zu Gropius. Hatten wir schon mal. Mir gefällt es wirklich gut, obwohl ich als Münchner doch eher Franzose und Grieche bin, was mir aber gelegentlich selbst zu abgefahren vorkommt.
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sünnerklaas
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von sünnerklaas »

Die Bauten der Nachkriegszeit haben ein entscheidendes Problem: die Qualität.
Nach 1945 musste schnell gebaut werden - und es musste möglichst billig gebaut werden. Hinzu kam, das Materialien flächenhaft verbaut wurden, die heute als hochproblematisch gelten - Stichwort: Asbest.
Auch energetisch schneiden diese Bauten teilweise sehr schlecht ab - schlechter, als Bauwerke aus der Zeit vor 1945.
Aberwitz
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Aberwitz »

Warum nicht ?

Es gibt genügend Farbfotos dieser Nachkriegsklötze.

Symmetrische Bauweise schien man in der ehemaligen DDR
als "Sozialistischen Stil" oder Bauweise zu benennen.

Die Gründe für dieses sozialistische Design wurden
ja schon genannt,
wie Eile und Ressourcenmangel.

Heute gibt es Turnhallen für Eilige.
1.Mose 11,9 :
Daher heißt ihr Name Berlin Babel, daß der HERR daselbst verwirrt hatte aller Länder Sprache und sie zerstreut von dort in alle Länder.
Pro&Contra

Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Pro&Contra »

jack000 hat geschrieben:(02 Apr 2016, 21:23)

http://blog.zeit.de/hamburg/schluss-mit ... gsmoderne/

Das ist zwar nur ein Kommentar, spiegelt aber den derzeitigen Trend wieder: Es stehen die Nachkriegsgebäude zur Disposition.
Sollte ein großflächiger Abriss der Nachkriegsgebäuden stattfinden oder sollten diese Gebäude geschützt werden da diese ja auch ein Teil der Geschichte sind?
Wenn sie Schrott sind, dann weg damit. Man kann nicht alles aufbewahren.
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Maltrino
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Maltrino »

Also wenn in Deutschland die Wutbürger an die Macht kommen und deren Architekturpolizei regiert, dann wird sowieso jedes Hochhaus abgerissen und nur noch Gebäude genehmigt die so aussehen: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... iertel.jpg
Wie ihr seht, habe ich jetzt auch ein Profilbild wo das Portrait eines großen politischen Denkers aus der Vergangenheit abgebildet ist. Damit ist jetzt jede meiner Aussagen wahr und absolut seriös.
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schokoschendrezki
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von schokoschendrezki »

Auch wenn Hamburg mit rund 1,8 Millionen Einwohnern um etliche Nummern bedeutsamer ist als Stettin mit rund 400 000 Einwohnern ... Beides sind Städte in der Tradition von Handel, Häfen, Werften. Stettin hatte noch Mitte der 90er die größte Werft Europas. Die gibts nicht mehr. Stattdessen das ehrgeizige Projekt "Stettin 2050 - Floating Gardens". Ein radikaler Städteumbau. Gerade das nach dem 2. WK völlig zerstörte Stettin wurde mit solchen "Nachrkriegsmoderne-Gebäuden" verschandelt. Richtig: Weg damit!
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)
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Quatschki
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Re: Tschüss, Nachkriegsmoderne?

Beitrag von Quatschki »

Auch beim Bauen geht es immer um Identität vs. austauschbare Allerweltsarchitektur
Mit Modern und Altmodisch hat das nichts zu tun
Drauf so sprach Herr Lehrer Lämpel:
„Dies ist wieder ein Exempel!“
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