Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

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jack000
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Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von jack000 »

Das ergab eine aktuelle Auswertung von Erhebungen, die der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) seit 1997 macht.

Demnach sind die Aufwendungen zur Beseitigung von Graffiti durch die Mitgliedsunternehmen mit 1,1 Millionen Wohnungen im letzten Jahr auf 1,7 Millionen Euro gesunken (1997: 7,1 Millionen Euro). Ein Rückgang um fast 76 Prozent!

„Wir werten den stark rückläufigen Vandalismus als Zeichen dafür, dass sich die Menschen mit Berlin identifizieren“, so BBU-Vorstand Maren Kern. „Die sinkenden Zahlen sind ein Spiegel der positiven Entwicklung Berlins. Die Berlinerinnen und Berliner fühlen sich der Stadt und guten Nachbarschaften verbunden. Das ist auch eine Folge der hohen Investitionen der Wohnungsunternehmen in lebenswerte Quartiere.“
http://www.bz-berlin.de/berlin/weniger- ... -in-berlin

Eine sehr gute Nachricht, aber was sind die Ursachen? Weniger Interesse an Vandalismus? Höherer Verfolgungsdruck?
An die Theorie der "lebenswerten Quartiere" glaube ich nur bedingt, denn so ist der Prenzlauer Berg ein sehr lebenswertes Quartier, war/ist aber heftigst mit Tags überseht.
Zuletzt geändert von jack000 am Mi 13. Aug 2014, 17:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Watchful_Eye
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von Watchful_Eye »

Ist jetzt Halbwissen, aber soweit ich weiß, ist ja ein großes Problem Berlins die sogenannte "Gentrifizierung", also eine Zuwanderung wohlhabender Zuwanderungsgruppen, weswegen der Mietpreis saftig am steigen ist.

Wohlmöglich sind die wohlhabenden Hipster aus dem Schwabenländle in der Hinsicht einfach eigentumsbewusster sozialisiert. ;)
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frems
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von frems »

jack000 » Mi 13. Aug 2014, 17:00 hat geschrieben: http://www.bz-berlin.de/berlin/weniger- ... -in-berlin

Eine sehr gute Nachricht, aber was sind die Ursachen? Weniger Interesse an Vandalismus? Höherer Verfolgungsdruck?
An die Theorie der "lebenswerten Quartiere" glaube ich nur bedingt, denn so ist der Prenzlauer Berg ein sehr lebenswertes Quartier, war/ist aber heftigst mit Tags überseht.
Du meinst, ein Ort kann nicht lebenswert sein für seine Anwohner, wenn an einem Verteilerkasten etwas Farbe klebt? :s
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jack000
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von jack000 »

frems » Mi 13. Aug 2014, 19:17 hat geschrieben: Du meinst, ein Ort kann nicht lebenswert sein für seine Anwohner, wenn an einem Verteilerkasten etwas Farbe klebt? :s
Da steht aber was anderes im Zitat ;) Aber es geht ja auch nicht um etwas Farbe an einem Verteilerkasten, sondern z.B. :
http://cdn.shopify.com/s/files/1/0321/8 ... 24.jpg?290

http://cdn.yomadic.com/wp-content/uploa ... berlin.jpg

Diejenigen, die das gemacht haben, taten das ja nicht weil sie ihren Stadtteil hassten. Daher widersprach ich der Theorie von Watchful_Eye.
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frems
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von frems »

jack000 » Mi 13. Aug 2014, 19:33 hat geschrieben: Da steht aber was anderes im Zitat ;) Aber es geht ja auch nicht um etwas Farbe an einem Verteilerkasten, sondern z.B. :
http://cdn.shopify.com/s/files/1/0321/8 ... 24.jpg?290

http://cdn.yomadic.com/wp-content/uploa ... berlin.jpg

Diejenigen, die das gemacht haben, taten das ja nicht weil sie ihren Stadtteil hassten. Daher widersprach ich der Theorie von Watchful_Eye.
Naja, ersteres ist Friedrichshain laut Link. Glaube nicht, daß so ganze Straßenzüge in Prenzlauer Berg aussehen.

Ich glaub, daß die Erklärung viel einfacher ist. Sprayen ist einfach nicht mehr "in" wie es so in den 90ern der Fall war. Zudem gehen Verbrechen ja (nicht nur in Berlin) seit Jahrzehnten zurück. Wieso sollte Vandalismus da eine Ausnahme sein? Und eine aufstrebende Stadt bietet jungen Menschen meist eher Perspektiven als eine zerfallende.
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jack000
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von jack000 »

frems » Mi 13. Aug 2014, 19:38 hat geschrieben: Naja, ersteres ist Friedrichshain laut Link.
Sollte auch nur ein Beispielbild sein.
Glaube nicht, daß so ganze Straßenzüge in Prenzlauer Berg aussehen.
Ich habe mal für 4 Tage in Prenzlauer Berg gewohnt (müsste so 1999 gewesen sein) und es gab im Prenzelberg kein Gebäude was nennenswert verschont geblieben wäre. Ganz so krass wie in den Beispielbildern nicht, aber 50% dessen war ein Durchschnittshaus dort (egal ob vergammelt oder Top saniert).
Inzwischen ist das nicht mehr so, wie ich beim letzten Berlin-Besuch feststellte und der Artikel bestätigte das.
Ich glaub, daß die Erklärung viel einfacher ist. Sprayen ist einfach nicht mehr "in" wie es so in den 90ern der Fall war.
Sehe ich genauso
Zudem gehen Verbrechen ja (nicht nur in Berlin) seit Jahrzehnten zurück.
Das ist relativ, es hat sich woanders hin verlagert und die Zahl derer, die überhaupt in einem Alter sind wo man die meisten Verbrechen begeht ist rückläufig:
http://www.politik-forum.eu/viewtopic.p ... 1#p2612561
Aber das ist ein anderes Thema und da gibt es eigenen Stränge dafür
Wieso sollte Vandalismus da eine Ausnahme sein?
Ich sehe das u.a. so, das ein Desinteresse vorliegt, da Tags ja auch einen "Fame" hervorrufen sollen und wenn es keine Flächen mehr an Häusern gibt, wo ein Tag auffallen tut entfällt die Grundlage.
Zudem kommt noch das Internet und den damit resultierenden anderen Interessen und dem hohen Zeitaufwand den Internet zur Folge hat.
Und eine aufstrebende Stadt bietet jungen Menschen meist eher Perspektiven als eine zerfallende.
In der Tat ist Berlin seit Maueröffnung eine aufstrebende Stadt und das Thema Arbeitslosigkeit ist (wenn auch nicht gelöst) zumindest ein anderes als noch vor 10 oder 20 Jahren.
Allerdings ist sprühen nicht per se etwas, was nur bei Jugendlichen zu beobachten ist, die keine Perspektiven haben, sondern kam/kommt in allen Schichten vor.
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von Adam Smith »

Watchful_Eye » Mi 13. Aug 2014, 18:50 hat geschrieben:Ist jetzt Halbwissen, aber soweit ich weiß, ist ja ein großes Problem Berlins die sogenannte "Gentrifizierung", also eine Zuwanderung wohlhabender Zuwanderungsgruppen, weswegen der Mietpreis saftig am steigen ist.
Das nehme ich auch an. Wohlhabende Bürger zerstören nicht ihr oder fremdes Eigentum. Wobei vermutlich per S-Bahn immer noch solche Leute anreisen.
Angriff auf Luxuswohnanlage in Prenzlauer Berg

Unbekannte haben in der Nacht zum Donnerstag Fensterscheiben und Türen der Luxuswohnanlage Marthashof in Prenzlauer Berg attackiert.
http://www.morgenpost.de/printarchiv/ti ... -Berg.html
Das ist Kapitalismus:

Die ständige Wahl der Bürger bestimmt das Angebot.
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jack000
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von jack000 »

Jetzt wird es eng in Berlins U-Bahnen:
Ein besonders schwerer Fall von Vandalismus hat den bestehenden Fahrzeugmangel bei der Berliner U-Bahn weiter verschärft. Aufgrund von Graffiti-Schmierereien mussten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) allein zu Wochenbeginn 38 U-Bahn-Wagen außerplanmäßig aus dem Verkehr ziehen, wie Unternehmenssprecherin Petra Reetz am Dienstag bestätigte. "So etwas hatten wir lange nicht gehabt", sagte Reetz der Berliner Morgenpost.

[...]
Wegen der geringen Gefahr entdeckt zu werden, wirbt die Graffiti-Szene in sozialen Netzwerken für Aktionen in Berlin. Das zieht auch immer wieder Tätergruppen aus dem Ausland zu "Ausflügen" in die deutsche Hauptstadt an.
http://www.morgenpost.de/berlin/article ... ahnen.html

Nun schwenkt das Pendel wieder in die andere Richtung und erreicht neue Qualitäten. Wenn das soweit geht, dass der ÖPNV-Verkehr eingeschränkt werden muss , besteht dringend Handlungsbedarf.

Man muss sich natürlich auch überlegen wie tief eine Stadt sinken kann wenn sogar Werbung dafür gemacht wird für Sachbeschädigung extra nach Berlin (sogar aus dem Ausland) zu kommen.

Man fragt sich natürlich auch was in diesen kranken Hirnen vorgeht einfach irgendwas kaputt zu machen ... aber eigentlich ist es egal woran es liegt => Entscheidend ist nur das erfolgreich dagegen vorgegangen wird.
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von Dampflok94 »

jack000 hat geschrieben:(07 Jun 2016, 16:26)

Jetzt wird es eng in Berlins U-Bahnen:

http://www.morgenpost.de/berlin/article ... ahnen.html

Nun schwenkt das Pendel wieder in die andere Richtung und erreicht neue Qualitäten. Wenn das soweit geht, dass der ÖPNV-Verkehr eingeschränkt werden muss , besteht dringend Handlungsbedarf.

Man muss sich natürlich auch überlegen wie tief eine Stadt sinken kann wenn sogar Werbung dafür gemacht wird für Sachbeschädigung extra nach Berlin (sogar aus dem Ausland) zu kommen.

Man fragt sich natürlich auch was in diesen kranken Hirnen vorgeht einfach irgendwas kaputt zu machen ... aber eigentlich ist es egal woran es liegt => Entscheidend ist nur das erfolgreich dagegen vorgegangen wird.
Berlin ist halt für viele attraktiv. ;)

Entscheidend ist für mich der Hinweis auf die geringe Gefahr geschnappt zu werden. Hier muß man ansetzen.
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
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Ultra-tifosi
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Re: Vandalismusschäden in Berlin auf ihrem niedrigsten Stand

Beitrag von Ultra-tifosi »

Die Viertel in der Stadtmitte (Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Friedrichshain, Teile Neukölln, ec. ) werden/wurden seit den 90ern sehr stark aufgewertet & es ist eine teilweise eine komplett andere Klientel eingezogen.

Die "Unterschicht" zieht zunehmend an den Stadtrand (Spandau, Märkisches Viertel, Neu-Hohenschönhausen) und verschärft dort die dortige Lage.
Eine Eintwicklung, die man auch in anderen Städten sehen kann (London, Paris, Marseille,ec.)

Die Nebenwirkung der Hipster & Live in the City Bewegung...
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