Berlin streicht Int. Bauausstellung
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Berlin streicht Int. Bauausstellung
Zumindest de facto, da der Senat die Gelder abzieht und die verantwortliche Bauverwaltung das Projekt kaum alleine finanzieren kann. Hintergrund sind unerwartete Mindereinnahmen durch den kürzlich veröffentlichten Zensus, nachdem Berlin deutlich weniger Einwohner hat als bisher angenommen wurde.
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Ich finde es schade, da gerade Berlin mit seinen IBAs in den 50ern und 70ern schon mit zukunftsweisenden Themen experimentierte, von deren Erkenntnissen auch andere Städte profitierten. Inhaltlich wollte man sich bei der IBA Berlin 2020 mit der Reurbanisierung der Zentren beschäftigen, sprich, einer sehr hohen Nachfrage innenstadtnaher Quartiere mit entsprechendem Preisdruck und mit anschließender sozialer Segregation. Daher ging es auch darum in wachsenden Städten die Gebiete am Stadtrand aufzuwerten und attraktiv für jene Schichten zu gestalten, um auch das Leitbild der durchmischten Stadt zu erhalten und zu fördern.
(Zumindest war das die in den Medien gefundene Schwerpunktsetzung. Insider mögen mich korrigieren. )
Meinungen? Schade, da es um künftige Herausforderungen geht? Gut so, weil meist unnütz und erstmal teuer?
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Ich finde es schade, da gerade Berlin mit seinen IBAs in den 50ern und 70ern schon mit zukunftsweisenden Themen experimentierte, von deren Erkenntnissen auch andere Städte profitierten. Inhaltlich wollte man sich bei der IBA Berlin 2020 mit der Reurbanisierung der Zentren beschäftigen, sprich, einer sehr hohen Nachfrage innenstadtnaher Quartiere mit entsprechendem Preisdruck und mit anschließender sozialer Segregation. Daher ging es auch darum in wachsenden Städten die Gebiete am Stadtrand aufzuwerten und attraktiv für jene Schichten zu gestalten, um auch das Leitbild der durchmischten Stadt zu erhalten und zu fördern.
(Zumindest war das die in den Medien gefundene Schwerpunktsetzung. Insider mögen mich korrigieren. )
Meinungen? Schade, da es um künftige Herausforderungen geht? Gut so, weil meist unnütz und erstmal teuer?
Zuletzt geändert von frems am Sa 22. Jun 2013, 15:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Gut, dann heiz ich mal das Thema nochmal etwas an. Angeklickt wird das Thema ja zumindest.
http://www.taz.de/%21118686/Das Ende der Internationalen Bauausstellung 2020 (IBA) stößt bei Architekten, Verbänden und Baupolitikern in Berlin auf Unverständnis und Kritik. Die Absage des großen Stadtentwicklungsprojekts bedeute einen schweren Fehler des Senats – gerade angesichts der baupolitischen Herausforderungen in der Stadt. Christine Edmaier, Präsidentin der Architektenkammer, sagte zur taz, sie habe kein Verständnis dafür, dass die IBA 2020 auf die „Streichliste des Senats“ gekommen ist. Das Konzept der IBA sei „absolut wichtig und aktuell gerade im Zusammenhang mit dem spezifischen Berliner Wohnungsproblem“.
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/i ... 15306.htmlMit Trotz reagiert die Fachwelt auf das Aus für die Internationale Bauausstellung 2020. Die Projekte sollen jetzt ohne offizielle Förderung weiterverfolgt werden.
http://mobil.morgenpost.de/berlin/artic ... alten.htmlEs sollte eine Debatte über die Pläne zur Internationalen Bauausstellung IBA Berlin 2020 werden. Seit Langem stand der Termin in der Friedrich-Ebert-Stiftung fest. Urbanität und Vielfalt, bezahlbare Wohnungen und lebendige Quartiere – so die Schlagworte der Agenda. Mehrere hundert Architekten und Stadtplaner waren angereist.
Sie alle mussten jetzt erfahren: Es wird keine dritte IBA geben. Der Senat hatte die 50 Millionen Euro aus dem Haushalt gestrichen. Die Veranstaltung wurde daraufhin mit den Worten. "Die IBA ist tot, es lebe die IBA" eröffnet. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher nahm den Faden auf und sagte: "Wir werden die Projekte der IBA weiterverfolgen, nur mit deutlich weniger Geld."
http://www.taz.de/Berlin-nach-der-gepla ... %21118838/Eine solche Public Relations hätten die Internationale Bauausstellung Berlin 2020 (IBA) und deren Initiatorin, Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, viel früher gebraucht. Wenige Stunden nachdem die IBA vom Senat abgeblasen worden war, diskutierten am Dienstagabend im Haus der Friedrich-Ebert-Stiftung Mitglieder des IBA-Kuratoriums, die Senatsbaudirektorin und Fachleute vor gut 400 Architekten und Interessierten an der Berliner Stadtentwicklung die „bedauerliche Entscheidung“, wie Lüscher sich ausdrückte. Für die gebeutelte Baudirektorin war der Abend wie Balsam. „Die IBA ist weg, die Themen bleiben“, meinte sie trotzig. Folgerichtig lehnte sie einen Rücktritt ab.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Gut so. Bei soviel baupfusch wäre berlin nur eine blamagefrems » Sa 22. Jun 2013, 14:14 hat geschrieben:Zumindest de facto, da der Senat die Gelder abzieht und die verantwortliche Bauverwaltung das Projekt kaum alleine finanzieren kann. Hintergrund sind unerwartete Mindereinnahmen durch den kürzlich veröffentlichten Zensus, nachdem Berlin deutlich weniger Einwohner hat als bisher angenommen wurde. Link 1 Link 2 Ich finde es schade, da gerade Berlin mit seinen IBAs in den 50ern und 70ern schon mit zukunftsweisenden Themen experimentierte, von deren Erkenntnissen auch andere Städte profitierten. Inhaltlich wollte man sich bei der IBA Berlin 2020 mit der Reurbanisierung der Zentren beschäftigen, sprich, einer sehr hohen Nachfrage innenstadtnaher Quartiere mit entsprechendem Preisdruck und mit anschließender sozialer Segregation. Daher ging es auch darum in wachsenden Städten die Gebiete am Stadtrand aufzuwerten und attraktiv für jene Schichten zu gestalten, um auch das Leitbild der durchmischten Stadt zu erhalten und zu fördern. (Zumindest war das die in den Medien gefundene Schwerpunktsetzung. Insider mögen mich korrigieren. ) Meinungen? Schade, da es um künftige Herausforderungen geht? Gut so, weil meist unnütz und erstmal teuer?
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
z.B. die "Autogerechte Stadt"? Trennung von Wohnen und Arbeiten? Gropiusstadt?frems » Sa 22. Jun 2013, 15:14 hat geschrieben: Ich finde es schade, da gerade Berlin mit seinen IBAs in den 50ern und 70ern schon mit zukunftsweisenden Themen experimentierte, von deren Erkenntnissen auch andere Städte profitierten.
Architekten und Stadtplaner haben schon genug Unheil angerichtet. Wichtiger wären Bürgerkommissionen, die den Planern und Visionären auf die Finger schauen das die keinen Unsinn mehr machen.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Nee, 1957 ging es in Berlin um den Wiederaufbau des Hansaviertels und von 1977 bis 1987 um behutsame Stadterneuerung und kritische Rekonstruktion. Dabei geht es eher um sowohl Pragmatismus als auch experimentelles Bauen. Nicht um gesamtstädtische Leitbilder.jack000 » Do 27. Jun 2013, 20:03 hat geschrieben: z.B. die "Autogerechte Stadt"? Trennung von Wohnen und Arbeiten? Gropiusstadt?
Was denn für ein Unheil? Einzelne Bausünden? Die Ursachen findest Du gewöhnlich in den Gemeinderäten und Parlamenten. Architekten und vor allem Planer führen in der Regel nur aus. Letztere haben auch nicht viel Entscheidungsspielraum. Aber den, den sie haben, führen sie in Deutschland in der Regel gut aus. Aber was gut läuft, findet bloß meist auch weniger Beachtung. Das kennt man ja auch bei anderen Themen wie Baukostensteigerungen. Läuft es wie gehabt, interessiert es niemanden. Wird es teurer und/oder verspätet sich, völlig unabhängig der Gründe, ist die Aufregung groß und der einseitige Eindruck entsteht, man kriege nichts mehr gewuppt.Architekten und Stadtplaner haben schon genug Unheil angerichtet. Wichtiger wären Bürgerkommissionen, die den Planern und Visionären auf die Finger schauen das die keinen Unsinn mehr machen.
Nur indirekt mit der Berliner IBA zu tun, aber vielleicht interessant: http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 08380.html
Problematisch ist halt, daß viele Themen beim Bauen viel zu komplex sind, als daß sie der Laie mit seinem Bauchgefühl entscheiden könnte. Nehmen wir die Verträge der Elbphilharmonie, die zu starken Kostensteigerungen im Endeffekt führten. Selbst Rechtsexperten müssen sich da ewig einarbeiten und die Politiker größtenteils auf die Gutachten Dritter vertrauen. Was soll da denn eine Bürgerkommission entscheiden oder verhindern?
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Die IBA ist eher ein unbeliebtes Kind beim Berliner Senat gewesen und dementsprechend ist es nicht ungewöhnlich, wenn sich dieser abstrakte Produkt in aktuelle Haushalt in Luft auflöst, wenn man aufeinmal mit spontanen Geldmangel konfrontiert ist. Erst Recht im angesicht der Tatsache, der Bürger sieht hier keinen nutzen für sich.
Berlin hätte diese IBA sicher gebraucht, war aber nie darauf vorbereitet und generell nahm dieses Projekt wenig Platz in den öffentlichen Medien ein. Dies auch, obwohl die Stadt sich inzwischen sehr schnell wandelt und immer neue Herausforderungen an alle beteiligten stellt.
Im kontext der aktuellen Entwicklung innerhalb der Stadt ist diese Entscheidung aber eher unbedeutsam, der Senat hat sich bisher ja eher wenig eingemischt und hat dort bauen lassen wo alles mit der Höhe passte und neue Investoren sich locken liesen und ich sehe nichtmal ansatzweise Potenzial dafür, wo ein Vorzeigeprojekt für die IBA hätte gestalt annehmen können. Es gibt zwar Lichtblicke, beispielsweise beim Campusprojekt der BHT in Tegel oder den Bauprojekten am Rande des ehemaligen Flughafen Tempelhof.
Interessant ist hier übrigens auch, die IBA ist bisher tatsächlich das einzige Projekt, welches dem Edding zu Opfer fiel und gestrichen wurde.
Berlin hätte diese IBA sicher gebraucht, war aber nie darauf vorbereitet und generell nahm dieses Projekt wenig Platz in den öffentlichen Medien ein. Dies auch, obwohl die Stadt sich inzwischen sehr schnell wandelt und immer neue Herausforderungen an alle beteiligten stellt.
Im kontext der aktuellen Entwicklung innerhalb der Stadt ist diese Entscheidung aber eher unbedeutsam, der Senat hat sich bisher ja eher wenig eingemischt und hat dort bauen lassen wo alles mit der Höhe passte und neue Investoren sich locken liesen und ich sehe nichtmal ansatzweise Potenzial dafür, wo ein Vorzeigeprojekt für die IBA hätte gestalt annehmen können. Es gibt zwar Lichtblicke, beispielsweise beim Campusprojekt der BHT in Tegel oder den Bauprojekten am Rande des ehemaligen Flughafen Tempelhof.
Interessant ist hier übrigens auch, die IBA ist bisher tatsächlich das einzige Projekt, welches dem Edding zu Opfer fiel und gestrichen wurde.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Weißt du was an einem vermeintlichen Baupfusch wirklich peinlich ist?Fadamo » Do 27. Jun 2013, 14:35 hat geschrieben: Gut so. Bei soviel baupfusch wäre berlin nur eine blamage
Der Fakt, es ist ein Bundesweit führendes Unternehmen zuständig, welches irgendwo hockt, nur nicht in Berlin.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Architekten und Stadtplaner glotzen noch heute voller Neid auf diese Stadt, weil diese nicht in der Rush hour verstopft, der ÖPNV funktioniert und selbst die Rettungwagen jederzeit durch den Stadtverkehr kommen.jack000 » Do 27. Jun 2013, 20:03 hat geschrieben: z.B. die "Autogerechte Stadt"? Trennung von Wohnen und Arbeiten? Gropiusstadt?
Architekten und Stadtplaner haben schon genug Unheil angerichtet. Wichtiger wären Bürgerkommissionen, die den Planern und Visionären auf die Finger schauen das die keinen Unsinn mehr machen.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
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Grund: Spahaaam
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
=> Also um Bauexperimente die gewaltig schief gelaufen sind.frems » Fr 28. Jun 2013, 22:03 hat geschrieben: Dabei geht es eher um sowohl Pragmatismus als auch experimentelles Bauen. Nicht um gesamtstädtische Leitbilder.
Es wurden teilweise ganze Städte verhunzt, z.B. Kassel.Was denn für ein Unheil? Einzelne Bausünden?
Es wird Gemeinderäten und Parlamenten nur vorgelegt, was Architekten & CO sich ausdenken. Zusätzlich erklären die noch, warum das jetzt so sein muss. Da die Betroffenen aber i.d.R. von Tuten und Blasen keine Ahnung haben (Sonst hätten die ja einen anderen Job) nehmen die das so als gegeben hin.Die Ursachen findest Du gewöhnlich in den Gemeinderäten und Parlamenten. Architekten und vor allem Planer führen in der Regel nur aus. Letztere haben auch nicht viel Entscheidungsspielraum.
Sie sollte Politik und Egoismus der Architekten verhindern und nach gesundem Menschenverstand entscheiden. Eine Bürgerkommission hätte z.B. niemals die Elbphilharmonie oder S21 befürwortet.Was soll da denn eine Bürgerkommission entscheiden oder verhindern?
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Welche IBA ist denn gewaltig schief gelaufen? Daß nicht jedes Experiment ohne Risiko ist, sagt der Name ja schon. Wir leben ja halt auch nicht mehr in den 50ern. Nicht nur Gebäudebestände müssen erneuert werden, auch Herausforderungen sind andere sowie Lebensmodelle aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen.jack000 » Mo 1. Jul 2013, 20:22 hat geschrieben: => Also um Bauexperimente die gewaltig schief gelaufen sind.
Geschmackssache. Die Nachkriegszeit ist aber immer ein schlechter Maßstab aus vielerlei Gründen. Zum einen herrschte da noch eine Idee von Architektur, die es heute gar nicht mehr gibt. Zum anderen ging es vielerorts nur darum, mit möglichst wenig Mitteln schnell zu bauen. Das hat aber nichts mit bösen Berufsgruppen zu tun, sondern war der Zeit geschuldet. Wenn in Deiner Stadt zigtausende Flüchtlinge in Bettenlagern liegen, interessiert es nicht, wie gut die Dämmung ist oder wie das Stadtbild in 50 Jahren wahrgenommen werden könnte. Zudem: Wir wissen auch nicht, wie die Nachwelt sie wahrnehmen wird. Das liegt in der Natur der Sache.Es wurden teilweise ganze Städte verhunzt, z.B. Kassel.
Die Architekten liefern das, was die Politiker (also bei öffentlichen Vorhaben) wollen. Jeder Wettbewerb dieser Art hat genaue Vorgaben; und da ist nicht selten Höhe, Fassade, Stil usw. längst festgelegt, z.B. für die Stadtbildpflege. Gefällt der Jury, in der häufig Bürger oder Vertreter öffentlicher Belange sitzen, ein Entwurf nicht, was rein subjektiv sein kann, dann landet er im Müll, während wer anderes ihn vielleicht attraktiv fand. Austoben kann sich ein Architekt bei solchen Wettbewerben kaum.Es wird Gemeinderäten und Parlamenten nur vorgelegt, was Architekten & CO sich ausdenken. Zusätzlich erklären die noch, warum das jetzt so sein muss. Da die Betroffenen aber i.d.R. von Tuten und Blasen keine Ahnung haben (Sonst hätten die ja einen anderen Job) nehmen die das so als gegeben hin.
Mal ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ich hatte mal mit einem Architekten geklönt, der einen Wettbewerb in Berlin gewann. Mich hatte der Entwurf etwas verwundert und ich fand ihn auch nicht sonderlich gut. Aber er sagte sinngemäß: "Ich muß Entwürfe verkaufen, die anderen gefallen, nicht mir. Und nach vielen Jahren trifft man auf den einen oder anderen in einer Jury nochmal und dann weiß man, was ihnen gefällt. Von Luft und Liebe kann ich nicht leben."
Woher willst Du das wissen? Normale Bürger hätten die Verträge noch weniger verstanden. In Umfragen waren, zumindest in Hamburg, die meisten Bürger anhand der vorgelegten Fakten für die Elbphilharmonie. Übrigens will man sie auch heute noch. An der Idee und Architektur haben die wenigsten etwas auszusetzen.Sie sollte Politik und Egoismus der Architekten verhindern und nach gesundem Menschenverstand entscheiden. Eine Bürgerkommission hätte z.B. niemals die Elbphilharmonie oder S21 befürwortet.
Außer man appelliert an eine Blockadehaltung aller Bürger. Dann gibt es auch keinen Autobahnausbau, keine Fehmarnbeltbrücke, keine neuen U- und S-Bahnen, keine neuen öffentlichen Gebäude und und und, selbst wenn sie im Kostenrahmen bleiben, was die große Mehrheit aller Vorhaben ja tut. Darf man ja nicht vergessen. Vertragliche Schwierigkeiten können auch bei "klassischen" Bauweisen entstehen. Schau neben die Elbphilharmonie. Der Bau der U-Bahn-Linie U4 war auch komplex und Kostensteigerungen hätten passieren können. War aber nicht der Fall. Wieso soll das irgendeine Bürgerkommission anstelle von Fachleuten nun beurteilen? Eine "Vetokratie"?
Zuletzt geändert von frems am Di 2. Jul 2013, 00:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Und was sagen so Einwohner, Politiker, Soziologen oder Polizisten?Claud » Mo 1. Jul 2013, 01:59 hat geschrieben:
Architekten und Stadtplaner glotzen noch heute voller Neid auf diese Stadt, weil diese nicht in der Rush hour verstopft, der ÖPNV funktioniert und selbst die Rettungwagen jederzeit durch den Stadtverkehr kommen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Gro ... ntwicklung
Naja, bis zur Eröffnung wären ja auch noch viele einige Jährchen vergangen, nich'? Zumindest war es bei uns so mit der medialen Präsenz und der öffnetlichen Wahrnehmung. 2007 fing man an, jetzt ist das "Präsentationsjahr" und viele hören zum ersten mal davon. Sollte man natürlich nicht in seinem Ausmaße überbewerten, aber daß Bauausstellungen durchaus sinnvoll sind, leugnet eigentlich niemand. Auch einzelne gescheiterte Projekte können wichtige Erkenntnisse darstellen, um Fehler weder in Berlin und anderswo zu vermeiden. Und die Erkenntnisse wären ja mindestens europaweit beachtet worden. Doof natürlich, wenn andere dann profitieren, aber man selbst Geld reinpumpte. Aber so ist das halt. Vielleicht gibt's ja bald viele "Energiebunker" (umgebaute Weltkriegsbunker zu Energiespeichern mit -produktion) in Deutschland. Vielleicht möchte aber auch bald kein Hamburger den Begriff in seinem Leben nochmal hören, weil es sich als untauglich erwies.Claud » Mo 1. Jul 2013, 01:56 hat geschrieben:Die IBA ist eher ein unbeliebtes Kind beim Berliner Senat gewesen und dementsprechend ist es nicht ungewöhnlich, wenn sich dieser abstrakte Produkt in aktuelle Haushalt in Luft auflöst, wenn man aufeinmal mit spontanen Geldmangel konfrontiert ist. Erst Recht im angesicht der Tatsache, der Bürger sieht hier keinen nutzen für sich.
Berlin hätte diese IBA sicher gebraucht, war aber nie darauf vorbereitet und generell nahm dieses Projekt wenig Platz in den öffentlichen Medien ein. Dies auch, obwohl die Stadt sich inzwischen sehr schnell wandelt und immer neue Herausforderungen an alle beteiligten stellt.
Im kontext der aktuellen Entwicklung innerhalb der Stadt ist diese Entscheidung aber eher unbedeutsam, der Senat hat sich bisher ja eher wenig eingemischt und hat dort bauen lassen wo alles mit der Höhe passte und neue Investoren sich locken liesen und ich sehe nichtmal ansatzweise Potenzial dafür, wo ein Vorzeigeprojekt für die IBA hätte gestalt annehmen können. Es gibt zwar Lichtblicke, beispielsweise beim Campusprojekt der BHT in Tegel oder den Bauprojekten am Rande des ehemaligen Flughafen Tempelhof.
Interessant ist hier übrigens auch, die IBA ist bisher tatsächlich das einzige Projekt, welches dem Edding zu Opfer fiel und gestrichen wurde.
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Re: Berlin streicht Int. Bauausstellung
Die sagen natürlich alles mögliche, teilweise zurecht und teilweise aus einer vollkommen überzogenen Vorstellung heraus.frems » Di 2. Jul 2013, 00:28 hat geschrieben: Und was sagen so Einwohner, Politiker, Soziologen oder Polizisten?
http://de.wikipedia.org/wiki/Berlin-Gro ... ntwicklung
Die Gropiusstadt ist ja nen relativ einfach gehaltenes Beispiel. Großwohnsiedlung im Westen der Stadt, mit großen Vorstellungen gestartet, schnell den Abgrund nahe gewesen. Hier lief es viel teilweise besser, als beim Märkischen Viertel, welches komplett als Trabantenstadt geplant wurde, die von Berlin mehr oder weniger abgeschnitten ist. Bei der Gropiusstadt gab es damals wenigstens von Anfang an eine recht gute Anbindung an die Berliner Innenstadt, welche heute noch teilweise im Märkischen Viertel fehlt. Bei beiden Vierteln ist es aber so, deren interne Infrastruktur wurde von vornherein zu schmal geplant, es wurde zu vieles vergessen und einiges zu spät verbessert.
Das benannte Hansaviertel ist hier ja was ganz anderes, es entstand mitten in der Stadt und wurde auch in eine vorhandene Infrastruktur eingebunden und wurde auch nicht so groß geplant, wie die beiden anderen Beispiele.
Interessant ist ja übrigens, im Osten hat man es damals durchaus pfiffiger gemacht. Die Großwohnsiedlungen in Marzahn und Hellersdorf wurden anders geplant, Nahversorgungszentren waren damals schon eine normale Sache und solche Punkte wie Schule, Kita und auch die Anbindung an den ÖPNV wurden relativ ernst genommen. In Marzahn und Hellersdorf hat man eine S-Bahn gebaut, eine U-Bahn erweitert und die Tram ausgebaut, im Märkischen Viertel hat man nicht mehr als eine Buslinie eingerichtet. OK, Die Größenunterschiede sind teilweise gravierend, im Osten sind ja ganz Bezirke neu entstanden, aber die unterschiedlichen Fakten sind dennoch da. Im Osten hat man ja auch, ähnlich wie im Westen der Stadt, vorher ein wenig geübt. Wer sich jedoch mal die Großraumsiedlung Fennpfuhl anguckt, mit dem Wissen, es handelt sich hierbei um eine Art Blaupause für jenes, was danach weiter östlich folgte und dieses mit der Siedlung Hansaviertel vergleicht, kann doch durchaus über die Menge an Unterschieden überrascht sein.
Weiter bedeutsamer Fakt ist auch, im Osten der Stadt wurde für eine breite Bevölkerung geplant und die soziale Durchmischung war relativ stark, im Westen ging es eher um sozialen Wohnungsbau, was andere Probleme mit sich brachte.
Was das grobe aber betrifft, die Großraumsiedlungen sind inzwischen in der ganzen Stadt recht beliebt, weil sie eine relativ hohe Lebensqualität bei niedrigen Kosten besitzen.
Die Straßen sind für eine Großstadt relativ breit und durch die Inselplanungen gibt es dennoch einen hohen Grünanteil in der Fläche. Die Siedlungen sind zu großen Teilen wie Inseln angelegt, was dazu führt, dass die Straßen um eine ganze Siedlung auch herumführen können und im Inneren eine relativ große Fläche an Grün und auch Flanierwegen vorhanden ist, welche nicht durch größere Verkehrssachsen gestört werden.
Heute sind die meisten jener genannten Viertel inzwischen eine recht durchmischte Sache, nicht selten sogar mit einen relativ hohen soziale Standard geprägt. Soziale Probleme sind nicht so stark anzutreffen, wie man es erwartet und wenn die Ecken nicht komplett vom Schuss sind, dann trifft man dort auch Abends noch genügend Leben, um die Viertel als was anderes, als Schläferviertel bezeichnen zu können.
Die Ecken sind inzwischen definitiv keine der Viertel der Stadt, welche irgendwie durch Probleme auffallen. Im Gegenteil, Bezirke wie Hellersdorf sind teilweise sogar sehr sehr bieder.
Im Angesicht der Tatsache, wie zurückhaltend der Berliner Senat in Sachen Wohnungsbau reagiert, habe ich nichts erwartet und glaube auch nicht daran, die IBA hätte hier eine sonderlich große Veränderung gebracht. Der Zeitgeist ist inzwischen auch einfach ein anderer, die Städte haben keinerlei Interesse mehr daran, große Wohnbauprojekte durchzudrücken.Naja, bis zur Eröffnung wären ja auch noch viele einige Jährchen vergangen, nich'? Zumindest war es bei uns so mit der medialen Präsenz und der öffnetlichen Wahrnehmung. 2007 fing man an, jetzt ist das "Präsentationsjahr" und viele hören zum ersten mal davon. Sollte man natürlich nicht in seinem Ausmaße überbewerten, aber daß Bauausstellungen durchaus sinnvoll sind, leugnet eigentlich niemand. Auch einzelne gescheiterte Projekte können wichtige Erkenntnisse darstellen, um Fehler weder in Berlin und anderswo zu vermeiden. Und die Erkenntnisse wären ja mindestens europaweit beachtet worden. Doof natürlich, wenn andere dann profitieren, aber man selbst Geld reinpumpte. Aber so ist das halt. Vielleicht gibt's ja bald viele "Energiebunker" (umgebaute Weltkriegsbunker zu Energiespeichern mit -produktion) in Deutschland. Vielleicht möchte aber auch bald kein Hamburger den Begriff in seinem Leben nochmal hören, weil es sich als untauglich erwies.