Zurück in die Pampa?

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jack000
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Zurück in die Pampa?

Beitrag von jack000 »

Angesichts stark steigender Immobilienpreise in den großen Städten lohnt es sich darüber nachzudenken, ob nicht günstigeres Wohnen weiter ausserhalb nicht sinnvoll ist.

Eine Ortschaft in Bayern macht dazu bereits Werbung:
Schöne Stadt, tolle Lebensqualität, gute Anbindung. "Ein Superstandort", sagt Franz Hutterer. Wer nun glaubt, damit könne nur wieder einmal das unübertreffliche München gemeint sein, der geht fehl. Das Gegenteil ist der Fall: Hier will einer die Möglichkeit zur Flucht anbieten. Münchner, zieht nach Mühldorf, das ist Hutterers Botschaft.

Die ist seit dieser Woche prominent platziert: An der S-Bahnstammstrecke hängen Plakate, auf denen glückliche Flüchtlinge abgebildet sind. "Ich war ein Münchner" steht in großen Lettern darauf. Und der Grund für den Umzug nach Mühldorf: "Doppelte Lebensqualität zum halben Preis".
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fre ... -1.1651617

Ein zurück aufs Dorf wird es m.E. nicht geben, da die Infrastruktur zu miserabel ist. Aber Kleinstädte bieten im Prinzip auch alles (Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Freizeiteinrichtungen, etc...).
Ist das die Chance für Städte 20.000 bis 100.000 Einwohner?
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

Kleinstädte bieten, besonders wenn sie weit ab von Metropolen liegen, oft nur schlechte Studienmöglichkeiten oder Arbeitsplätze.
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jack000
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von jack000 »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 18:14 hat geschrieben:Kleinstädte bieten, besonders wenn sie weit ab von Metropolen liegen, oft nur schlechte Studienmöglichkeiten oder Arbeitsplätze.
Das ist teilweise sicherlich richtig, aber ich würde den Mittelstand nicht unterschätzen und gerade in kleinen Städten machen sich FHs breit.

Wenn ich da mal Stuttgart betrachte, so besteht die Kernstadt im wesentlichen nur aus Wohnungen, Einzelhandel und einigen Büros. Die Universität ist auch dort, aber nur ein kleiner Teil, der große Teil ist ausserhalb in S-Vaihingen. Die großen Arbeitgeber sind ausserhalb der Kernstadt und die Mittelständler sowieso.
Einen Arbeitsplatz in Heilbronn, Pforzheim, Göppingen, Tübingen, Reutlingen, Kirchheim, etc... zu finden ist m.E. kein Problem.
Auch ist z.B. Tübingen Universitätsstadt.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

jack » Mi 17. Apr 2013, 18:30 hat geschrieben: Das ist teilweise sicherlich richtig, aber ich würde den Mittelstand nicht unterschätzen und gerade in kleinen Städten machen sich FHs breit.
FHs verhalten sich zu Unis wie ein VW Polo zu einem Rennwagen.
Einen Arbeitsplatz in Heilbronn, Pforzheim, Göppingen, Tübingen, Reutlingen, Kirchheim, etc... zu finden ist m.E. kein Problem.
Auch ist z.B. Tübingen Universitätsstadt.
Ja, und dann suchst du mal einen Arbeitsplatz in Plauen, Greiz, Kahla, Cottbus, Gießen oder Bremerhaven. :D
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frems
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von frems »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 19:37 hat geschrieben: FHs verhalten sich zu Unis wie ein VW Polo zu einem Rennwagen.
Die Diskussion wird wohl noch in 100 Jahren geführt werden. :?
Ja, und dann suchst du mal einen Arbeitsplatz in Plauen, Greiz, Kahla, Cottbus, Gießen oder Bremerhaven. :D
Man muß ja nicht in der Stadt arbeiten, in der man Boden und Haus erwirbt. Außerdem altert die Gesellschaft ja. Beispielsweise wirbt Mecklenburg-Vorpommern stark mit seinen Erholungsorten und günstigen Mieten sowie Bodenpreisen gezielt bei Senioren, die sich eine Villa in Florida dann doch nicht ganz leisten konnten. Und die kommen aus dem ganzen Bundesgebiet.

In Bayern hat man natürlich das starke Problem, daß der ländliche Raum nach und nach zerfällt und die wenigen Großstädte wachsen. Ist eher ein kulturelles und politisches Problem und nicht gerade wirtschaftlicher Natur.

Dazu auch: http://www.spiegel.de/spiegel/a-759062.html
jack hat geschrieben:Angesichts stark steigender Immobilienpreise in den großen Städten lohnt es sich darüber nachzudenken, ob nicht günstigeres Wohnen weiter ausserhalb nicht sinnvoll ist.
Lohnt sich für die wenigsten Menschen. In Einzelfällen sicherlich interessant für ältere Leute, die keine so hohe Rente haben. In einer Stadt mit 100.000 gibt's ja für gewöhnlich auch Infrastrukturen bzw. eine Daseinsvorsorge, die es im ländlichen Raum nicht gibt, während die Mieten meist niedriger sind als in den wachsenden Großstädten.

Für Studenten dürfte es eher egal sein. Es gibt ja etliche kleinere Studienorte, auf die man ausweichen kann. Speziell im Osten lebt es sich meistens ziemlich günstig. Für arbeitende Menschen und Familien lohnt sich die Pampa so gut wie nie, auch wenn die Miete deutlich günstiger ist.
Zuletzt geändert von frems am Mi 17. Apr 2013, 19:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

frems » Mi 17. Apr 2013, 18:46 hat geschrieben: Die Diskussion wird wohl noch in 100 Jahren geführt werden. :?
Ich hoffe doch, dass FHs dann abgeschafft sind und man sich sein Diplom runterladen kann.

Man muß ja nicht in der Stadt arbeiten, in der man Boden und Haus erwirbt.
Aber zumindest in Reichweite. Das ist nicht immer leicht.

[@uote]
jack hat geschrieben:Angesichts stark steigender Immobilienpreise in den großen Städten lohnt es sich darüber nachzudenken, ob nicht günstigeres Wohnen weiter ausserhalb nicht sinnvoll ist.
Lohnt sich für die wenigsten Menschen. In Einzelfällen sicherlich interessant für ältere Leute, die keine so hohe Rente haben. In einer Stadt mit 100.000 gibt's ja für gewöhnlich auch Infrastrukturen bzw. eine Daseinsvorsorge, die es im ländlichen Raum nicht gibt, während die Mieten meist niedriger sind als in den wachsenden Großstädten.[/quote]
Es gibt auch wachsende Städte dieser Größe. Nehmen wir zB mal Jena. Dort ist das Mietniveau sehr hoch im Vergleich zu anderen Städten der Region.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von jack000 »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 18:58 hat geschrieben: Ich hoffe doch, dass FHs dann abgeschafft sind und man sich sein Diplom runterladen kann.
FH-Absolventen sind sehr beliebt bei Arbeitgebern und das zählt letztendlich ;)
(Aber die Diskussion darüber sollte ausserhalb dieses Stranges geführt werden!)
Es gibt auch wachsende Städte dieser Größe. Nehmen wir zB mal Jena. Dort ist das Mietniveau sehr hoch im Vergleich zu anderen Städten der Region.
Ja, das hatte ich bemerkt, als ich in Jena studieren wollte. An Studenten-Wohnung war auf die schnelle nur etwas zu bekommen, bei dem man sich ein Zimmer mit einer anderen Person teilen musste. Daher bin ich in Göttingen geblieben.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

jack » Mi 17. Apr 2013, 19:21 hat geschrieben: FH-Absolventen sind sehr beliebt bei Arbeitgebern
Das sind illegal eingewanderte Schwarzarbeiter weit unter Mindestlohn auch.
Ja, das hatte ich bemerkt, als ich in Jena studieren wollte. An Studenten-Wohnung war auf die schnelle nur etwas zu bekommen, bei dem man sich ein Zimmer mit einer anderen Person teilen musste. Daher bin ich in Göttingen geblieben.
Das ist in der Tat ein Problem dort. Die wollen, wie ich gelesen habe, jetzt die Kleingartenbesitzer enteignen, damit Wohnungen gebaut werden können.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von frems »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 19:58 hat geschrieben: Aber zumindest in Reichweite. Das ist nicht immer leicht.
Jepp. Wobei es in den genannten Orten nicht überall dramatisch ist. In Bremerhaven sinkt die Arbeitslosigkeit und vor allem private Investoren haben in den letzten Jahren einige Arbeitsplätze geschafft. Eine überdurchschnittliche Arbeitslosenquote heißt ja nicht, daß man zu der kleinen Minderheit gehört, die keinen Arbeitsplatz hat. Und Bremerhaven würde ich nicht als Pampa bezeichnen. Wir sprechen ja da eher vom ländlichen Raum. Und da ist das Arbeitsplatzangebot wahrlich überschaubar und die Mobilitätskosten meistens unterschätzt.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von jack000 »

frems » Mi 17. Apr 2013, 19:30 hat geschrieben: Und Bremerhaven würde ich nicht als Pampa bezeichnen. Wir sprechen ja da eher vom ländlichen Raum. Und da ist das Arbeitsplatzangebot wahrlich überschaubar und die Mobilitätskosten meistens unterschätzt.
Nun, im Eingangsbeitrag meinte ich schon die kleineren Städte und nicht den ländlichen Raum. Was den ländlichen Raum betrifft, sehe ich das genauso.

Um das ganze mal auf Hamburg zu projektieren: Man muss nicht in Hamburg-City wohnen wenn man bei Airbus arbeitet.
Buxtehude oder Harsefeld sind da auch attraktiv ...
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

Wenn ich von kleineren Städten rede, meine ich nicht den angepappten Arsch von urbanen Zentren sondern kleine Städte, die in ihrer näheren Umgebung schon das Highlight darstellen.
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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von frems »

jack » Mi 17. Apr 2013, 21:21 hat geschrieben: Nun, im Eingangsbeitrag meinte ich schon die kleineren Städte und nicht den ländlichen Raum. Was den ländlichen Raum betrifft, sehe ich das genauso.
Naja, es war von Pampa die Rede. Und das Örtchen im Artikel ist ja, nunja. :?
Um das ganze mal auf Hamburg zu projektieren: Man muss nicht in Hamburg-City wohnen wenn man bei Airbus arbeitet.
Buxtehude oder Harsefeld sind da auch attraktiv ...
Das wäre auch recht blöd, weil Airbus am Stadtrand angesiedelt ist und in der Innenstadt kaum jemand lebt.

Daß es in der Regel in Großstädten teurer ist, hat ja auch ganz wirtschaftlich betrachtet nachvollziehbare Gründe. Zumindest im hamburgischen Umland läßt sich gut feststellen, daß mit sinkenden Miet- und Bodenpreisen die Mobilitätskosten auch steigen.

Wer möchte, kann ja mal Spaßeshalber diesen Rechner ausprobieren: http://www.womo-rechner.de/

Bezieht sich auf Hamburg, aber die Situation dürfte in anderen wachsenden Ballungsräumen ähnlich sein. Machen wir mal einen fiktiven Fall. Eine Familie erwartet ihr zweites Kind und sucht sich eine größere Wohnung in einem normalen Wohnstadtteil wie Winterhude. Also nicht schickimicki, aber auch nicht arm. Eher leicht überdurchschnittlich und familienfreundlich. Anbindung per U-Bahn und Busse vorhanden. Nettoeinkommen liegt bei um die 4.000 und gesucht ist eine Mietwohnung mit rund 80 Quadratmetern. So kommt die Familie auf Wohnkosten von 1.138 Euro im Schnitt und 427 Euro an Mobilitätskosten. Macht 1.565 Euro monatlich.

Nun überlegt die Familie, ob sie nicht auch aufs Land ziehen könnte, z.B. nach Harsefeld, was Du nanntest. Etagenwohnungen sind da kaum vorhanden, aber ein Haus zur Miete tut's ja auch. Wohnfläche setzen wir auch mal mit 80 Quadratmetern zwecks Vergleichbarkeit an. So sind die Wohnkosten mit 765 Euro im Monat deutlich günstiger, die Mobilitätskosten mit 609 Euro aber deutlich höher. Annahme ist im Rechner, daß die Familie die statistischen 1,2 PKW hat. Bei zwei benötigten Fahrzeugen, z.B. weil beide berufstätig sind, sind die Kosten entsprechend höher. Und schwups, die bereits niedrigen Unterschiede (weniger als 200 Euro mehr in Winterhude) sind ausgeglichen und man muß sich fragen: Will ich aufm Dorf leben? Preislich nimmt es sich nichts.

* ist natürlich immer vom Arbeitsort abhängig, klar. Der Einzelfall soll es nur mal veranschaulichen. Was man aber auch berücksichtigen muß, ist der eigene Bedarf an Mobilität. Mit einem Taxiunternehmen Mama, was Kinder regelmäßig zur Musikschule oder Fußballverein, zu Schulen und Freunden fährt, hat man halt auch Kosten, die das Kind nicht hat, wenn es zu Fuß, per Fahrrad oder mit der bereits erworbenen ÖPNV-Karte erreichen kann. Wenn die Mutter dann noch überlegt, vielleicht nur noch halbtags zu arbeiten, sieht's auch nochmal anders aus. :?
Zuletzt geändert von frems am Mi 17. Apr 2013, 21:46, insgesamt 1-mal geändert.
Labskaus!

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Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von Muninn »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 18:37 hat geschrieben: FHs verhalten sich zu Unis wie ein VW Polo zu einem Rennwagen.


Ja, und dann suchst du mal einen Arbeitsplatz in Plauen, Greiz, Kahla, Cottbus, Gießen oder Bremerhaven. :D

Es gibt auch Rennpolos.

Wozu soll man z.B. in Stuttgart wohnen. Dort gibt es doch nur U Bahnschläger, Drogendealer usw.
HugoBettauer

Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

Muninn » Mi 17. Apr 2013, 20:43 hat geschrieben:

Es gibt auch Rennpolos.
Diese Wannabe-Lösungen zählen nicht.
Wozu soll man z.B. in Stuttgart wohnen. Dort gibt es doch nur U Bahnschläger, Drogendealer usw.
Ja, und das Volksfest. Wozu soll man in Niedersachswerfen wohnen? Da gibts nicht mal ne U-Bahn.
Muninn

Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von Muninn »

SoleSurvivor » Mi 17. Apr 2013, 20:54 hat geschrieben:
Diese Wannabe-Lösungen zählen nicht.


Ja, und das Volksfest. Wozu soll man in Niedersachswerfen wohnen? Da gibts nicht mal ne U-Bahn.


Wer brauch eine U Bahn außer U Bahnschläger.
HugoBettauer

Re: Zurück in die Pampa?

Beitrag von HugoBettauer »

Muninn » Mi 17. Apr 2013, 21:22 hat geschrieben:


Wer brauch eine U Bahn außer U Bahnschläger.
U-Bahnfahrer, u noob ;-)

Eine U-Bahn ist etwa nützlich, damit Papa die Kleinen nicht nach der Arbeit immer noch zum Sportverein, zum Ballet oder zur feministischen Diskussionsrunde hinfahren muss.
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