Neue Strukturen in deutschen Städten

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jack000
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

frems » So 27. Mai 2012, 21:26 hat geschrieben: Ok. Und 'n nennenswerten Mangel an Wohnraum gibt's da auch nicht? Wer will denn dann so dort einziehen? :?:
Mit Flächenabriss meine ich doch, dass dort dann etwas neues gebaut werden muss. Natürlich ist Wohnungsnot hier in der Region aktuell und daher sind Bauvorhaben populär, was auch S21 erklärt.
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jack000
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

Mediaspree Berlin:
http://mediaspreeentern.blogsport.de/im ... raum_s.png
http://www.abrissberlin.de/blog/wp-cont ... aspree.jpg

Nutzt zwar bestehende Strasseninfrastruktur, trotzdem fällt es nicht unter die Kategorie "Sackgassenprojekt".
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Cat with a whip
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Cat with a whip »

Fortschritt:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/platz ... 19334.html
Platz-Initiativen wollen die Architektur der autogerechten Stadt aus den 70ern überwinden. Dazu wollen sie Brücken abreißen und Tunnel zuschütten. Die SPD soll helfen. Die habe schließlich „etwas gutzumachen“.
:thumbup:
Zuletzt geändert von Cat with a whip am So 1. Jul 2012, 17:22, insgesamt 2-mal geändert.
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frems
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

jack » So 27. Mai 2012, 22:17 hat geschrieben: Mit Flächenabriss meine ich doch, dass dort dann etwas neues gebaut werden muss. Natürlich ist Wohnungsnot hier in der Region aktuell und daher sind Bauvorhaben populär, was auch S21 erklärt.
Das betrifft nicht nur Eure Region. Kürzlich hat sich Ramsauer zum Thema Wohnungsnot geäußert: Ramsauer warnt vor Wohnungsnot in deutschen Metropolen

Wobei die Prognosen zu fehlenden Wohnungen immer mit großer Vorsicht zu genießen sind.


Vielleicht auch noch interessant:
In den deutschen Großstädten herrscht Wohnungsnotstand. Doch Neubauprojekte werden von Bürgerinitiativen immer häufiger bis zum Äußersten bekämpft. Das treibt die Preise dramatisch in die Höhe.
http://www.welt.de/finanzen/immobilien/ ... stand.html
Zuletzt geändert von frems am Di 10. Jul 2012, 08:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

Diese neuen Strukturen bergen aber auch Gefahren, da die heutige Architektengeneration häufig nix brauchbares zustande bringt:
Leider scheint die Sonne in Hamburg nicht so oft. Und im windigen Niesel des Seeklimas, an dem die Stadt leidet, bekommt die Innenstadterweiterung plötzlich eine andere Stimmung: Sterile Blocks, die fiese Fallwinde auf den Bürgersteig ziehen, und zugige Plätze mit Designschnickschnack prägen das Bild.

Plötzlich sind keine architekturinteressierten Eltern mehr zu sehen, die ihre fußmüden Kinder durch die Straßen scheuchen, keine Rucksacktouristen auf roten Leihfahrrädern und auch keine Anzugträger, denen der Wind den Latte-macchiato-Schaum auf die Krawatte bläst. Die neue Stadt ist leer und trist. Vor allem abends sind die Straßen entmenschter als in Rimini nach der Saison.
Bildergalerie der Tristesse: :(
http://www.spiegel.de/reise/staedte/ham ... 42923.html
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

:D

Der Artikel ist bei uns auch schon rumgegangen, aber wird eher nicht ernstgenommen, da er viel zu nebulös ist. Der Widerspruch zwischen Erfolg und Misserfolg gleichermaßen findet der Autor keine Lösung. Dabei hätte er einfach erwähnen können, daß Teile sehr belebt und angenommen werden -- leere Plätze und Baustellen aber nicht. Aufgrund von Baumaterial von Misserfolgen zu sprechen, ist ebenfalls etwas eigenartig. Welche Misserfolge meint er überhaupt? Daß bei Regen weniger Menschen spazieren als bei Sonnenschein?

Paradoxerweise sind 'n Großteil der zusätzlichen Rentenversorgungen der Spiegel-Mitarbeiter durch Eigentum bzw. Immobilien abgesichert, weshalb sie an Rendite und Nutzungsoptimierung interessiert sind. Da fragt sich, ob da nicht jemand im Gleishaus mit Steinen wirft. Naja, anderes Thema.

Lediglich mit dem hohen Anteil an Bürogebäuden hat der Autor recht, aber das ist seit Jahren bekannt und daran wird gearbeitet. Gerade die erwähnte Osterweiterung wird durch Wohnungen, auch Sozialbau, geprägt sein, während der Westen, zur Innenstadt gelegen, halt diese entlastet. Da hilft auch keine Aussage, die 15, 20 Jahre alt ist. Weder Masterplan noch Finanzierungskonzept sind noch im Ursprung. Da hat der Autor irgendwie mindestens ein Jahrzehnt nicht mitbekommen.

Amüsant finde ich nur, daß nun kritisiert wird, daß die Gebäude zu einheitlich sind. In der ZEIT kritisiert erst vor einem halben Jahr ein Architekturhistoriker, daß die Gebäude zu verschieden seien und sprach vom Würfelhusten. Auch die Aussage zur Elbphilharmonie, die recht wenig mit dem Wohnquartier zu tun hat, ist schlichtweg falsch. Ebenso sind es völlig verschiedene Geldtöpfe und Realisierungsgesellschaften, die sich damit beschäftigen. Schlecht recherchiert.

Naja, nehmen wir's dem Autoren nicht übel, daß er als Münchener einen anderen Geschmack hat.

(Abgesehen davon, daß Hamburg weniger Regentage (129 statt 134) und einen geringeren Niederschlag (773 statt 960 mm) als München im Jahr hat, vor allem während des Sommers.)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Die faz ist wiederum anderer Meinung. Interessant ist die angedeutete Verabschiedung von der gegliederten, autogerechten Stadt hin zur europäischen Stadt:

Die Hafencity in ihrem neuen Gewand erlebt das Gleiche, was schon vor Jahrhunderten normal war, bevor Zollregeln Arbeit und Leben trennten: Alltag. Ein Entwurf der Zukunft, dem es gelungen ist, die Vergangenheit mitzunehmen. Das ist vielleicht das eigentlich Visionäre.
http://www.faz.net/aktuell/reise/deutsc ... 17098.html
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

frems » Do 12. Jul 2012, 15:37 hat geschrieben:Naja, nehmen wir's dem Autoren nicht übel, daß er als Münchener einen anderen Geschmack hat.
Ich sehe ja, was hier im Zusammenhang mit S21 enstanden und entstehen wird. Bislang ist es so, dass ein jeder Friedhof belebter und ist und ich gehe nicht davon aus, dass sich da großartig was ändern wird.
Die Bilder von der Hafencity aus dem Link kamen mir bekannt vor ...
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

jack » Fr 13. Jul 2012, 18:29 hat geschrieben: Ich sehe ja, was hier im Zusammenhang mit S21 enstanden und entstehen wird. Bislang ist es so, dass ein jeder Friedhof belebter und ist und ich gehe nicht davon aus, dass sich da großartig was ändern wird.
Die Bilder von der Hafencity aus dem Link kamen mir bekannt vor ...
Kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin ja mittlerweile auch öfters da und mir persönlich ist da zu viel los. Und das jetzt schon. Dabei wird das noch schlimmer. Zu den Plänen bei Stuttgart kenne ich mich nicht aus, aber wüßte nicht, wieso es dort dauerhaft tot sein sollte, wenn es der richtige Gebäudemix ist mit einer guten Anbindung in attraktiver Lage. Jedenfalls habe ich in den letzten zwei, drei Jahren nirgends mehr gehört, daß die Hafencity "tot" sein soll. Eher ist es den Menschen zu lebendig und "fertig" ist der Stadtteil und seine Struktur noch lange nicht.

-> http://taz.de/Debatte-nach-Exzessen-im- ... el/!97299/

Derzeit sind die drei westlichen, weiß eingezeichneten Quartiere fertig. Das Überseequartier im Norden, aber größtenteils noch leerstehend. Für den Süden wird derzeit ein Investor gesucht, weil der ehemalige niederländische Baukonzern unerwartet pleite ging. Im Osten ist fast nur Wohnen geplant sowie kulturelle Einrichtungen im Norden. Ebenso kommt mit dem Lohsepark noch eine schöne Grünfläche, die mit einer U-Bahn, die erst im Dezember ihren Betrieb aufnimmt, gut zu erreichen ist, genau wie die Hochschulen, die sich dort ansiedeln werden und viele junge Menschen ins Viertel bringen. Sowas kommt halt nicht von heute auf morgen und man hat stets darauf geachtet, daß sich alles hinzieht, um Erfahrungen zu kriegen und ggf. die Pläne zu überarbeiten. Vergleichbare Projekte gibt's ja kaum bis gar nicht. Und wenn doch, dann kann man sie als gescheitert betrachten, z.B. in Glasgow, London, Bordeaux, Bilbao, Wien, Baltimore, Toronto, Melbourne oder Montevideo. Da hat man meistens nur teure Hochhäuser für Büros oder verwahrloste Wohnviertel.

Früher war ich auch sehr skeptisch aufgrund des Würfelhustens und der sozialen Strukturen. Mittlerweile bin ich aber recht begeistert und fasziniert, wenn man den Entwicklungsprozeß hautnah miterlebt. Die Ansicht des Artikels in der faz kann ich jedenfalls größtenteils bzw. mit wenigen Abstrichen unterschreiben.

* und die Bilder im Spiegel-Artikel sind doch ganz gut gefüllt. Schau Dir nur die drei beiden Bilder an, vor allem was links alles entlang des Wassers watschelt. Ansonsten sind da nur zwei leere Sandkästen und Renderings.

http://cdn1.spiegel.de/images/image-373 ... 9-jvoe.jpg
http://cdn3.spiegel.de/images/image-373 ... 9-wbbl.jpg
http://cdn2.spiegel.de/images/image-373 ... 9-klcr.jpg

:?:
Zuletzt geändert von frems am Fr 13. Jul 2012, 19:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Kleine, nett zusammenfassende Ergänzung (hab nur ein paar Punkte willkürlich rausgepickt bzw zitiert):
Dass sich in den vergangenen Tagen so unterschiedliche Medien wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die Zeitschrift "Mare" und die "Bild"-Zeitung mit diesen ästhetischen Fragen befassten, hat einen Grund: In Ferienzeiten strömen Touristen auf die Marco-Polo-Terrassen und zum Überseeboulevard. ...

Nicht weniger als 35 Großprojekte befinden sich derzeit im Bau oder in der Planung. Schon bald wird sich zeigen, ob die Masterplan-Änderung von 2010 aufgeht, ob also mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Ende der 2020er-Jahre sollen in der Hafencity 45.000 Menschen arbeiten und nur 12.000 leben ...

Der nördliche Teil ist fertig, doch die Flaniermeile Überseeboulevard soll nach Süden verlängert werden, wo bislang Baufelder brachliegen. Einzelhandel, Kreuzfahrtterminal, Science Center - hier könnte künftig das größte Hafencity-Herz schlagen. ...

Vielleicht ist dies der wichtigste Herbst in der Hafencity-Historie. Denn Anfang Dezember eröffnet die lang ersehnte U-Bahn-Linie 4 ihre erste Station "Überseequartier". Und für den Osten wird die Antwort auf die Frage maßgeblich sein, ob die U4 tatsächlich einst bis zu den Elbbrücken verlängert wird. Zunächst steht im Sommer 2013, wenn die zweite U4-Station "Hafencity Universität" eröffnet, eine weitere Bewährungsprobe an: Die Hafencity Universität, deren Neubau derzeit emporwächst, beginnt kurz darauf vor Ort mit ihrem Lehrbetrieb für rund 2000 Studenten. Neues, junges Leben also für den jungen Stadtteil. ...

Und die breiten Bürgersteige sind eine Art Markenzeichen der Hafencity. Im Vergleich mit dem Standard der Hansestadt sind sie oft 1,5 Meter breiter. Zu Fuß und mit dem Rad soll sich die Mehrheit fortbewegen und der Autoanteil von 47 Prozent im Hamburger Durchschnitt auf 20 Prozent sinken. Ein Fünftel der gesamten Landfläche ist für Parks, Plätze und Promenaden vorgesehen. Stück für Stück beginnt nun die Entwicklung des Lohseparks, des mit Abstand größten Grünareals, das sich vom Spiegel-Haus gen Süden erstreckt. ...

Auch wenn mancher die bisherigen, mitunter recht ähnlich gestalteten hohen Häuser an zugigen Schneisen kritisiert - aus der östlichen Hafencity könnte eine weitaus langweiligere Neu-Siedlung werden. Denn der SPD-Deckel auf dem Haushalt sitzt bekanntlich fest. Weiterhin gilt also das ungeschriebene Hafencity-Gesetz: Straßen, Plätze, Kaikanten werden nur so schön, wie es die Grundstückspreise zulassen.
http://www.welt.de/print/die_welt/hambu ... deweg.html

Bei den neuen alten Strukturen sollte man aber bei solchen Großprojekten wie der HC stets bedenken, daß sie von gesamtstädtischer Bedeutung sind. Dadurch, daß viele Unternehmen Büroraum dort kaufen, werden andere Viertel entlastet und dort entsteht weiterer Wohnraum, egal ob in der Neustadt oder Eimsbüttel. Nichtsdestotrotz soll die kompakte Stadt Menschen aus dem Umland anlocken und kurze Wege garantieren, was durch einen solchen Gebäudemix mit starker Wohnfunktion garantiert werden soll. Dazu gehört natürlich auch eine hohe Aufenthaltsqualität durch Grünanlagen, Nahversorgung und Infrastruktur.
Zuletzt geändert von frems am Mo 16. Jul 2012, 15:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von enfant_terrible »

frems » Fr 13. Jul 2012, 18:58 hat geschrieben: Früher war ich auch sehr skeptisch aufgrund des Würfelhustens und der sozialen Strukturen. Mittlerweile bin ich aber recht begeistert und fasziniert, wenn man den Entwicklungsprozeß hautnah miterlebt.

http://cdn2.spiegel.de/images/image-373 ... 9-klcr.jpg
Es gibt durchaus neu geplante Stadtteile, die sehr ansehnlich sind.

Aber diese Plastikpalmen sind zum Kotzen. Normal gehört da eine Linde hin:

http://www.alpen-info.de/assets/images/ ... _Linde.jpg

Oder eine Kastanie:

http://www.hamsterkiste.de/02/Kastanie/IMG_0171.JPG
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Thomas I
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Thomas I »

enfant_terrible » Mo 16. Jul 2012, 18:52 hat geschrieben: Es gibt durchaus neu geplante Stadtteile, die sehr ansehnlich sind.

Aber diese Plastikpalmen sind zum Kotzen. Normal gehört da eine Linde hin:

http://www.alpen-info.de/assets/images/ ... _Linde.jpg

Oder eine Kastanie:

http://www.hamsterkiste.de/02/Kastanie/IMG_0171.JPG
An lebenden Bäumen in einer dafür ausreichenden Grösse darfst du bei heutiger Rechtslage aber keine Halterung für Hängematten mehr einschrauben...
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frems
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Die Spielplatzdeko hätte ich auch nicht gewählt, aber glücklicherweise ist sie sonst nirgends zu finden. Insgesamt ist dieser Stadtteil aber noch nicht so grün wie man es von Deutschlands grünster Stadt kennt. Da müssen aber auch viele Bäumchen erstmal wachsen. ;)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von enfant_terrible »

O.k., dann streiche Linde und Kastanie und nimm stattdessen Esche und Ahorn. Die wachsen pro Jahr im jungen Stadium bis zu 1 m jährlich.

Mit einer Größe von 3 m eingesetzt haste schon nach 5 Jahren ein ansehnliches Bäumchen.

Hätte auch den Vorteil für die Kinder und die Natur, daß im Sommer ein paar Schmetterlinge über die Wiese flattern. :)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

Hässlich war gestern – wie man schöne Städte baut
Wie reagieren Architekten und Planer heute auf diese niederschmetternde Bilanz?

Die einen mit der Flucht nach vorn: Ja, es wurden Fehler gemacht, aber auch unsere Zeit müsse aufs Neue nach einer anderen, "zeitgemäßen" Form von Stadt für das globalisierte 21. Jahrhundert suchen. Eine andere Fraktion erkennt die Stärken der historischen Stadt, hält sie aber unter den heutigen Bedingungen für nicht reproduzierbar.

Kann man heute noch so bauen wie früher?

Und dann gibt es – glücklicherweise, muss man sagen – jene Architekten und Stadtplaner, die sich nicht mit der Hässlichkeit vieler Innenstädte und ihrer oft formlos zersiedelten Peripherie abfinden wollen. Sie sind überzeugt, dass es auch unter heutigen Produktionsbedingungen möglich ist, sich den Qualitäten der traditionellen Stadt vor ihrer Zerstörung durch Bomben, Abrisse und Bausünden wieder anzunähern.

Wenn man sich nämlich auf die Suche begibt nach den Erfolgselementen jener Städte oder Quartiere, die bis heute nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt haben, jener Stadtteile also, in denen die meisten Menschen wohnen wollen – übrigens auch die Architekten, die andauernd von neuen, "innovativen" Stadtmodellen reden.

...
Auf dem richtigen Weg: Berlin, Dresden, Frankfurt

Seit einigen Jahren hat diese Denkschule nun ein neues Kraftzentrum an der TU Dortmund, wo der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler das Deutsche Institut für Stadtbaukunst gründete, das sich – eine Provokation für die Branche – der Frage verschrieben hat, wie man "schöne" Städte baut. Wo es doch den meisten Kollegen vor allem um die "verkehrsgerechte" oder "energieeffiziente" oder "sozial gerechte" Stadt geht.

...
http://www.welt.de/kultur/kunst-und-arc ... -baut.html

Mit Berlin, Frankfurt und Dresden (In anderen Strängen) hatte ich schonmal richtig gelegen. Es besteht also Hoffnung, das die Städte wieder ansehnlich werden ... auch wenn es noch dauern wird ...
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Claud »

jack » Di 19. Mär 2013, 20:57 hat geschrieben:Hässlich war gestern – wie man schöne Städte baut

http://www.welt.de/kultur/kunst-und-arc ... -baut.html

Mit Berlin, Frankfurt und Dresden (In anderen Strängen) hatte ich schonmal richtig gelegen. Es besteht also Hoffnung, das die Städte wieder ansehnlich werden ... auch wenn es noch dauern wird ...
Mich würde ja mal als Berliner interessieren, anhand welche Projekte sich zeigen lässt, dass die Stadt einen angeblich richtigen Weg geht.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Claud » Mi 20. Mär 2013, 22:46 hat geschrieben:
Mich würde ja mal als Berliner interessieren, anhand welche Projekte sich zeigen lässt, dass die Stadt einen angeblich richtigen Weg geht.
Beim Artikel ist unter anderem ein Bild von "Townhouses" in Berlin:
http://www.welt.de/img/kunst-und-archit ... immann.jpg

Und da zeigt sich auch, daß Geschmack und Schönheit so 'ne Sache sind. Ich finde sie schrecklich. Und daß man Jörn Walter noch befragt, nunja. Es hat schon seine Gründe, wieso der Oberbaudirektor Hamburgs in den letzten Jahrzehnten an Einfluß verlor, während die Bezirke mächtiger bei der Umsetzung der Bauleitplanung wurden. Interessanterweise spricht er bloß selbst von Funktionalität an erster Stelle, während der Artikel diese eigentlich versucht in den Hintergrnud zu stellen. Irritierend. :|
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Claud »

frems » Do 21. Mär 2013, 15:23 hat geschrieben: Beim Artikel ist unter anderem ein Bild von "Townhouses" in Berlin:
http://www.welt.de/img/kunst-und-archit ... immann.jpg

Und da zeigt sich auch, daß Geschmack und Schönheit so 'ne Sache sind. Ich finde sie schrecklich. Und daß man Jörn Walter noch befragt, nunja. Es hat schon seine Gründe, wieso der Oberbaudirektor Hamburgs in den letzten Jahrzehnten an Einfluß verlor, während die Bezirke mächtiger bei der Umsetzung der Bauleitplanung wurden. Interessanterweise spricht er bloß selbst von Funktionalität an erster Stelle, während der Artikel diese eigentlich versucht in den Hintergrnud zu stellen. Irritierend. :|
Bei Townhouses denke ich vor allen an einen modernen Abklatsch von Reihenhäusern, welchen man früher eher am Stadtrand vermutete.

Bei mir in der Ecke ist so ein Viertel auch vor einigen jahren hochgezogen worden, welches auch sehr langweilig und vor allen hässlich aussieht.

http://www.tagesspiegel.de/images/31962 ... ormat1.jpg
http://pixelroiber.de/blog/wp-content/u ... -32-17.jpg

Wenn das der richtige Weg sein soll, dann habe ich doch lieber Plattenbau. :)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

Claud » Mi 20. Mär 2013, 22:46 hat geschrieben:
Mich würde ja mal als Berliner interessieren, anhand welche Projekte sich zeigen lässt, dass die Stadt einen angeblich richtigen Weg geht.
Ich bin zwar kein Berliner, aber ein Berlin-Fan :)

Natürlich werden auch in Berlin Fehler gemacht, aber generell lässt sich doch sagen, dass viele Projekte sich gut in die Stadtstruktur fügen, bzw. fügen werden:
- Stadtschloss
- Leipziger Strasse
- Alte Kommandantur
- Hackescher Markt
- Museumsinsel
- Potsdamer Platz
- Lehrter Stadtquartier
- Townhouses
- Alexanderplatz (z.B. Alexander Parkside)
- etc...

Ich frage mal andersherum: Welche Projekte sind denn ein Griff ins Klo?
(Geben wird es einige, allerdings wieviel % machen die aus?)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Claud »

jack » So 24. Mär 2013, 21:02 hat geschrieben: Ich bin zwar kein Berliner, aber ein Berlin-Fan :)

Natürlich werden auch in Berlin Fehler gemacht, aber generell lässt sich doch sagen, dass viele Projekte sich gut in die Stadtstruktur fügen, bzw. fügen werden:
- Stadtschloss
- Leipziger Strasse
- Alte Kommandantur
- Hackescher Markt
- Museumsinsel
- Potsdamer Platz
- Lehrter Stadtquartier
- Townhouses
- Alexanderplatz (z.B. Alexander Parkside)
- etc...

Ich frage mal andersherum: Welche Projekte sind denn ein Griff ins Klo?
(Geben wird es einige, allerdings wieviel % machen die aus?)
Naja, du zeigst hier die Art Disneyland, welche Bedeutsam ist, möchte man eine Metropole werden.

Du meinst sicher nicht die Leipziger Str. welche von Plattenbauten geprägt ist, sondern den Leipziger Platz, welcher im Endeffekt nicht mehr ist, als eine tote Ecke, die relativ hübsch aussieht. Das Stadtschloss steht noch nicht, bildet zukünftig jedoch mit der alten Kommandantur, der Museumsinsel und den Gebäuden drum herum (Lustgarten, Berliner Dom, Altes Museum) ein Ensemble, welches sicherlich für die Touristenströme interessant ist mehr an Bedeutung aber kaum erlangen wird. Die Townhouses sind so eine Sache, die man sehr zerstritten sehen kann. Geht es um die Ästhetik, sie sind vor allen ein Streitobjekt.

Das Eck am Alexander Parkside ist, sorry, nicht mehr als ein,zwei beschissene Hotels, welches du hundertfach in Berlin finden wirst. Dann lieber sowas wie das Andels.

Und bei der Frage, wo nun die Griffe ins Klo sind, wird es schon deshalb spannend, weil man dann auch schnell über zukünftige Bausünden diskutiert, welche du gerne als Vorzeigebeispiel sehen möchtest. Mal ganz davon abgesehen, es existiert vieles von dem noch nicht, was du hier als Beispiel nennst.

So ist der Leipziger Platz vor allen eins, nämlich leer und wahrscheinlich wird nur das neue Shopping Center, welches genau an diesem Platz geplant wird, endlich dagegen etwas unternehmen können. Man hat so Ecken, wie dem Garbátyplatz, welcher vor allen durch einen komischen, in schwarz gehaltenen Objektbau verschandelt wird. Ich sehe die bekloppten Stadthäuserviertel, an der Storkower Str., welche vollkommen deplatziert wirken und dazu auch noch hässlich sind, der Stadt vor allen Raum an Wohnplätzen gekostet haben, die nun dringend gefordert sind. Das Lehrter Stadtquartier ist bisher eine Steppe, der Potsdamer Platz eine überdimensionierte Shopping Mall.


Und beim Griff ins Klo, worum geht es denn genau? Um wirtschaftlich schief gelaufene Projekte wie die Helle Mitte, um architektonische Schanden wie das Alexa, oder um nicht enden wollende Projekte, wie Mediaspree? wo es allen Beteiligten mal gut tun würden, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden.
Zuletzt geändert von Claud am So 24. Mär 2013, 23:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von HugoBettauer »

In Thüringen plante ein SPD-Minister, Jena, Erfurt und Weimar zu einer Stadt zusammenzulegen. Die Städte trennen etliche Kilometer Landschaft. Nach Reaktionen zwischen Spott und Ärger ruderte er zurück, sie sollten nur besser den ÖPNV abstimmen ;)
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Thomas I »

SoleSurvivor » Mi 3. Apr 2013, 17:39 hat geschrieben:In Thüringen plante ein SPD-Minister, Jena, Erfurt und Weimar zu einer Stadt zusammenzulegen. Die Städte trennen etliche Kilometer Landschaft. Nach Reaktionen zwischen Spott und Ärger ruderte er zurück, sie sollten nur besser den ÖPNV abstimmen ;)
Das erinnert an die Stadt Lahn zu der man Gießen und Wetzlar in den 1970ern zusammenlegen wollte...
HugoBettauer

Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von HugoBettauer »

Thomas I » Do 4. Apr 2013, 10:11 hat geschrieben:
Das erinnert an die Stadt Lahn zu der man Gießen und Wetzlar in den 1970ern zusammenlegen wollte...
Zufällig war ich zuletzt viel in der Gegend. Hat wohl nicht lange gehalten. Heute erfreuen sich Gießen (mit seiner hässlichen Plattenbau-Uni mitten im Wald) und Wetzlar (das schon zu Goethes Zeiten ein ungeliebtes Scheißkaff war) und der gesamte Lahn-Dill-Kreis einer erfreulichen Getrenntheit, zu der auch Marburg gehört, das neben religiösen Extremistenschulen auch eine tolle alte Burganlage beherbergt.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von hafenwirt »

Wobei Gießen und Wetzlar ja nur wenige Kilometer auseinanderliegen, während es zwischen Erfurt und Jena schon ein Stückchen Fahrt ist.

Aber Gebietszusammenlegungen sind in Deutschland schwer möglich. Ein Freund hat es, halb im Spaß,"Regionalfaschismus" genannt. Schon Dörfer werden als Feinde betrachtet, was sich bei Sportveranstaltungen immer wieder äußert. Da geht den Rentnern immer wieder einer ab, wenn aus dem Nachbardorf das Team zum Fußball antritt. Verrückt, was man dort auf den Rängen manchmal hört.

Auch an diesen Autokennzeichen zu erkennen. Neulich wurde in der Tageszeitung der 1000te Autofahrer genannt, der nun mit Duderstädter Kennzeichen (DUD) statt dem vorherigen Göttinger rumfährt. Da ist das Kennzeichen ja ach so wichtig, obwohl die Leute oftmals hier arbeiten und am Wochenende shoppen gehen. :dead:
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Dampflok94 »

hafenwirt » 5. Apr 2013, 12:06 hat geschrieben:Aber Gebietszusammenlegungen sind in Deutschland schwer möglich.
Diese Aussage halte ich für nicht haltbar. Man muß sich nur anschauen, was es in Deutschland immer wieder an Gebietsreformen und Eingemeindungen gab und gibt. Wobei auf die Meinung der Bürger dazu wenig Rücksicht genommen wird. Denn der ist nur beim Zusammenschluß von Bundesländern gefragt.
Leute kauft mehr Dampflokomotiven!!!
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von HugoBettauer »

hafenwirt » Fr 5. Apr 2013, 11:06 hat geschrieben:Wobei Gießen und Wetzlar ja nur wenige Kilometer auseinanderliegen, während es zwischen Erfurt und Jena schon ein Stückchen Fahrt ist.

Aber Gebietszusammenlegungen sind in Deutschland schwer möglich. Ein Freund hat es, halb im Spaß,"Regionalfaschismus" genannt. Schon Dörfer werden als Feinde betrachtet, was sich bei Sportveranstaltungen immer wieder äußert. Da geht den Rentnern immer wieder einer ab, wenn aus dem Nachbardorf das Team zum Fußball antritt. Verrückt, was man dort auf den Rängen manchmal hört.

Gemeindefusionen, Zusammenschluß von Dörfern zu Gemeinden, Zusammenschluß von kleinen nahen Städten zu Doppelstädten gab es immer wieder. Das geht schon. Auch eine Umgestaltung von Landkreisen hat es in allen Ostbundesländern außer Thüringen in den letzten Jahren gegeben.

Was verfassungsmäßig und real schwierig ist, ist die Umgestaltung von Bundesländern. Hier gab es seit der Vereinigung Baden-Württembergs praktisch keinen Fall mehr, bei dem es gut lief. Alle Diskussionen zu Berlin-Brandenburg oder Bremen-Niedersachsen oder noch absurderen Gedanken wie Hessen-Thüringen oder Thüringen-Sachsen sind immer wieder Sommerlochthemen - und wo es mal zur Abstimmung kommt, sind die Leut meist dagegen.

Denn was die einen als Synergie und Einsparung vorschlagen, begreifen die anderen nicht ganz falsch als Nachteil für ihren Flecken. Wenn von zwei Finanzämtern nur noch eins gebraucht wird, verliert in der Regel eine Stadt ihr Finanzamt, also auch die Jobs rundherum.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jack000 »

hafenwirt » Fr 5. Apr 2013, 11:06 hat geschrieben:Aber Gebietszusammenlegungen sind in Deutschland schwer möglich. Ein Freund hat es, halb im Spaß,"Regionalfaschismus" genannt. Schon Dörfer werden als Feinde betrachtet, was sich bei Sportveranstaltungen immer wieder äußert. Da geht den Rentnern immer wieder einer ab, wenn aus dem Nachbardorf das Team zum Fußball antritt. Verrückt, was man dort auf den Rängen manchmal hört.
Ich frage mich was diese Zusammenlegerei immer soll. Geld sparen ist ja i.O. aber das muss doch nicht zwangsläufig zur Folge haben das unterschiedliche Identitäten zusammengelegt werden. z.B. Filderstadt liegt im Landkreis Esslingen. Was hat Filderstadt mit Esslingen zu tun? Nix! Da ist ein Berg dazwischen und es gibt keine wirklich brauchbaren ÖPNV oder Strassenverkehrsverbindungen.
Auch an diesen Autokennzeichen zu erkennen. Neulich wurde in der Tageszeitung der 1000te Autofahrer genannt, der nun mit Duderstädter Kennzeichen (DUD) statt dem vorherigen Göttinger rumfährt.
Das finde ich sehr gut. Warum sollen die ein Göttinger Kennzeichen haben, wenn die in Duderstadt wohnen? Das ganze war vorher rein Verwaltungstechnisch begründet.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

SoleSurvivor » Fr 5. Apr 2013, 12:46 hat geschrieben: Was verfassungsmäßig und real schwierig ist, ist die Umgestaltung von Bundesländern. Hier gab es seit der Vereinigung Baden-Württembergs praktisch keinen Fall mehr, bei dem es gut lief. Alle Diskussionen zu Berlin-Brandenburg oder Bremen-Niedersachsen oder noch absurderen Gedanken wie Hessen-Thüringen oder Thüringen-Sachsen sind immer wieder Sommerlochthemen - und wo es mal zur Abstimmung kommt, sind die Leut meist dagegen.
Joa, wobei man da noch anmerken müßte, daß man Baden-Württemberg auch aus raumordnungspolitischen Gründen zusammenlegte. Kosten spart es nicht, wenn beispielsweise Bremen mit Niedersachsen zusammengelegt wird. Dafür verschiebt sich das Mächteverhältnis. Da fragt man sich halt schon, was ein solch rein symbolischer, ggf. teurer Schritt bringen soll, wenn man es einfach beim Status Quo belassen kann.
jack hat geschrieben: Ich frage mich was diese Zusammenlegerei immer soll. Geld sparen ist ja i.O. aber das muss doch nicht zwangsläufig zur Folge haben das unterschiedliche Identitäten zusammengelegt werden. z.B. Filderstadt liegt im Landkreis Esslingen. Was hat Filderstadt mit Esslingen zu tun? Nix! Da ist ein Berg dazwischen und es gibt keine wirklich brauchbaren ÖPNV oder Strassenverkehrsverbindungen.
Hat in Falle von Kleinstädten meist recht banale Gründe, z.B. ein Angebot der Landesregierung, eine Schule noch länger zu finanzieren, wenn sich die Städte bzw. kleinen Gemeinden zusammenlegen und dadurch weniger Fördergelder in Zukunft kriegen. Anders natürlich in Fällen wie dem Ruhrgebiet, wo es um die Steuerung einer solchen Agglomeration geht und dem Verhindern von Doppelstrukturen. Sprich, muß jede Stadt einen Flughafen anbieten? Braucht jede eine Uni, eine FH, ein Theater, ein Großkrankenhaus? Sind halt alles Fragen, die sich per Absprache regeln lassen, aber die lokalen Interessensvertreter nicht immer einsehen wollen. :p
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von HugoBettauer »

frems » Fr 5. Apr 2013, 13:09 hat geschrieben: Joa, wobei man da noch anmerken müßte, daß man Baden-Württemberg auch aus raumordnungspolitischen Gründen zusammenlegte. Kosten spart es nicht, wenn beispielsweise Bremen mit Niedersachsen zusammengelegt wird. Dafür verschiebt sich das Mächteverhältnis. Da fragt man sich halt schon, was ein solch rein symbolischer, ggf. teurer Schritt bringen soll, wenn man es einfach beim Status Quo belassen kann.
Es könnte schon Effekte haben, die zwei nicht so reichen "Stadt"staaten aufzulösen. Um die paar Abgeordneten und Minister geht es da nicht - sind Feierabendparlamente.
Aber vieles könnte von der Verhandlungsebene auf die Raumordnungsebene verschoben werden, etwa Verkehrsplanung. Und während es den Bremerhavenern egal sein kann, ob sie von Bremen oder einer anderen Stadt aus "oberregiert" werden, hätten die Bremer mehr Zeit, sich um ihre eigenen Themen zu kümmern.

Andererseits ist Bremen hochverschuldet, erhielt Sonderzuwendungen. Das würde als normale Kommune in Niedersachsen anders aussehen. Die einen freuts, die anderen nicht. Und ob das strukturell SPD-rote Bremen seine Bundesratsstimmen aufgeben möchte?
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

SoleSurvivor » Fr 5. Apr 2013, 14:17 hat geschrieben:
Es könnte schon Effekte haben, die zwei nicht so reichen "Stadt"staaten aufzulösen. Um die paar Abgeordneten und Minister geht es da nicht - sind Feierabendparlamente.
Aber vieles könnte von der Verhandlungsebene auf die Raumordnungsebene verschoben werden, etwa Verkehrsplanung. Und während es den Bremerhavenern egal sein kann, ob sie von Bremen oder einer anderen Stadt aus "oberregiert" werden, hätten die Bremer mehr Zeit, sich um ihre eigenen Themen zu kümmern.
Das passiert ja schon. Beispielsweise in Hamburg und Kiel. Da ist die Medienanstalt als "Vorreiter" schon zusammengelegt worden. Ämter für Landesplanung oder Justiz sind in Verhandlung. Spart ein paar Euro. Aber das war's auch. Eine Fusion wäre da teurer, egal ob Hamburg reich ist oder nicht. Die meisten Beamten zum Beispiel sind fest eingebunden. Durch eine Fusion sinkt ja nicht der Bedarf an Lehrern oder Polizisten. Insgesamt 3-4% könnten laut Berechnungen überhaupt angeschaut werden. Nehmen wir optimistisch an, daß man diese Stellen zusammenlegen kann, dann dauert es erstmal Jahrzehnte, bis Spareffekte eintreten, die einfach nur winzig sind. Wenn man aus politischen Gründen beispielsweise mehrere Standorte offenhält, fällt der Effekt noch niedriger aus. Dafür ändern sich die Berechnungen im Finanzausgleich, was sofort höher wäre als die 3-4%. Zudem fallen Effizienzvorteile weg. Zum einen weiß man nirgends besser um Hamburgs Belange als in Hamburg. (Selbiges gilt natürlich auch für Lübeck, was meiner Meinung nach ein eigenes Bundesland sein sollte). Zum anderen fallen Vorteile für Investitionen und Investoren weg, indem Rahmen- und Bauleitplanung auch auf Landes- und damit Gesetzgeberebene stattfinden kann.

* Das gilt jetzt nur für Hamburg, wo mir die Zahlen bekannt sind, aber dürfte in Bremen nicht großartig anders sein, auch wenn der Stadtstaat de facto ein Land mit zwei Gemeinden ist und folglich die Raumordnung anders gehandhabt wird als in Hamburg und Berlin.
Andererseits ist Bremen hochverschuldet, erhielt Sonderzuwendungen. Das würde als normale Kommune in Niedersachsen anders aussehen. Die einen freuts, die anderen nicht. Und ob das strukturell SPD-rote Bremen seine Bundesratsstimmen aufgeben möchte?
Wohl nicht. Wäre unter der CDU aber wohl auch nicht anders. Als die norddeutschen Länder größtenteils CDU-geführt waren oder zumindest einen CDU-Juniorpartner hatten, hat niemand mehr über Fusionen geredet. Stattdessen freute man sich, daß man mit weniger als 15 Millionen Einwohnern auf 19 Bundesratsstimmen kam, während Länder wie Bayern (12,5 Mio) und NRW (18,0 Mio) jeweils nur sechs haben.

Und eine normale Kommune kann sich ja ebenfalls stark verschulden. Und wenn man den Schuldenanstieg in Niedersachsen in den letzten zehn Jahren beobachtet hat, fragt man sich schon, welche Besserung aus Hannover kommen soll. Wenn man nur mit "Ihr [Bremer] könnt nicht mit Geld umgehen, also nehmen wir Euch die Landeskompetenzen und lassen einen Teil des Haushalts anderswo entscheiden" argumentiert, wird man sowieso keine Mehrheit finden. Es müßte halt Vorteile für beide Seiten bringen. Und das tut's nicht.
Zuletzt geändert von frems am Fr 5. Apr 2013, 14:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jorikke »

hafenwirt » Fr 5. Apr 2013, 11:06 hat geschrieben:Wobei Gießen und Wetzlar ja nur wenige Kilometer auseinanderliegen, während es zwischen Erfurt und Jena schon ein Stückchen Fahrt ist.

Aber Gebietszusammenlegungen sind in Deutschland schwer möglich. Ein Freund hat es, halb im Spaß,"Regionalfaschismus" genannt. Schon Dörfer werden als Feinde betrachtet, was sich bei Sportveranstaltungen immer wieder äußert. Da geht den Rentnern immer wieder einer ab, wenn aus dem Nachbardorf das Team zum Fußball antritt. Verrückt, was man dort auf den Rängen manchmal hört.

Auch an diesen Autokennzeichen zu erkennen. Neulich wurde in der Tageszeitung der 1000te Autofahrer genannt, der nun mit Duderstädter Kennzeichen (DUD) statt dem vorherigen Göttinger rumfährt. Da ist das Kennzeichen ja ach so wichtig, obwohl die Leute oftmals hier arbeiten und am Wochenende shoppen gehen. :dead:
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Ist das immer noch so?
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von Dampflok94 »

SoleSurvivor » 5. Apr 2013, 14:17 hat geschrieben:Andererseits ist Bremen hochverschuldet, erhielt Sonderzuwendungen. Das würde als normale Kommune in Niedersachsen anders aussehen. Die einen freuts, die anderen nicht. Und ob das strukturell SPD-rote Bremen seine Bundesratsstimmen aufgeben möchte?
Ich behaupte jetzt einfach mal, daß die Bremer einer Fusion mit Niedersachsen die rote Karte zeigen würden. Und das hat aber garantiert nichts mit dem Bundesrat zu tun.

Es gibt diverse Gründe Fusionen zu wollen oder auch nicht. Ich habe damals für Berlin-Brandenburg gestimmt (wie die Mehrheit der Berliner), dies hatte aber mit dem Bundesrat nix zu tun. Die Ablehnung der Brandenburger genau so wenig.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von HugoBettauer »

Dampflok94 » Fr 5. Apr 2013, 15:18 hat geschrieben: Ich behaupte jetzt einfach mal, daß die Bremer einer Fusion mit Niedersachsen die rote Karte zeigen würden. Und das hat aber garantiert nichts mit dem Bundesrat zu tun.

Es gibt diverse Gründe Fusionen zu wollen oder auch nicht. Ich habe damals für Berlin-Brandenburg gestimmt (wie die Mehrheit der Berliner), dies hatte aber mit dem Bundesrat nix zu tun. Die Ablehnung der Brandenburger genau so wenig.
Ich habe einen Grund für die Politiker genannt. Der einfache Bürger denkt sich das natürlich aus seiner eigenen Abwägung heraus und das ist auch gut so. Bloß, weil ich den Sinn von Zusammenarbeit und ggf auch Fusionen sehe, bin ich kein Kartenmaler. Berlin-Brandenburg sehe ich nicht kommen, obwohl es wirklich sinnvoll wäre.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Achja, zum eigentlichen Thema: Derzeit findet in Hamburg eine Internationale Bauausstellung statt, die sich unter anderem mit dem Thema der städtischen Strukturen beschäftigt. Wenn Interesse besteht, kann ich ein bisschen Material zusammensuchen (Reportagen, Interviews, Online-Artikel, ...).
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

Ganz interessant, wie man aus der anderen Ecke Deutschlands die Innenstadtentwicklung in Hamburg beobachtet: http://mobil.morgenpost.de/printarchiv/ ... ormat.html
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von jorikke »

frems » Do 18. Apr 2013, 16:18 hat geschrieben:Ganz interessant, wie man aus der anderen Ecke Deutschlands die Innenstadtentwicklung in Hamburg beobachtet: http://mobil.morgenpost.de/printarchiv/ ... ormat.html

Gegenüber Berlin, München und Köln hat Hamburg einen großen Vorteil:
Die Einwohner.
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Re: Neue Strukturen in deutschen Städten

Beitrag von frems »

jorikke » Fr 19. Apr 2013, 11:09 hat geschrieben:

Gegenüber Berlin, München und Köln hat Hamburg einen großen Vorteil:
Die Einwohner.
Danke für die Blumen, aber mittlerweile kommen die Bazis ja in Heerscharen einmarschiert. Bis so um die Jahrtausendwende herum hatten wir einen schönen Dornröschenschlaf und unsere Ruhe. Damit ist leider vorbei. :|
Unter Deutschlands größten Städten ist Hamburg als Wohnort am attraktivsten. Mehr als jeder sechste Bürger würde gerne in der Hansestadt wohnen wollen, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergab.

Nach Hamburg (17 Prozent) folgen München (15 Prozent) und Berlin (elf Prozent) in der Beliebtheitsliste. Den geringsten Zuspruch bekam Essen. 28 Prozent der Deutschen wollten jedoch in keiner der zur Wahl stehenden Großstädte leben.

Allerdings sind die Meinungen über Berlin und München sehr gespalten. Als die Befragten angeben sollten, in welcher Stadt sie am wenigsten gern leben würden, wurde Berlin am häufigsten genannt (15 Prozent). Nach Frankfurt am Main und Leipzig folgte München auf Rang vier – jeder Zehnte will demnach keinesfalls in der bayerischen Landeshauptstadt wohnen.
http://www.welt.de/finanzen/immobilien/ ... stadt.html

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