Auch wenn es nicht asbestverseucht gewesen wäre, würde ich diesem "Architekturdenkmal" spätsozialistischer Pseudourbanität keine Träne nachweinen. Erichs Lampenladen war ein belangloses Monstrum, aber auch nicht schlechter als eine Brache. Das Gewese der preußischen Kulturverweser geht mir hingegen wirklich auf den Zeiger.Doppelagent hat geschrieben:
hauptsache die asbest-bude der commies ist weg.
Burkhard Müller-Ullrich
...das Berliner Stadtschloß ist ein Hirngespinst der Sonderklasse...
...Nun drohte diesem erhabenen Zustand der Virtualität die baldige Beendigung durch Bauarbeiter und Betonfahrzeuge – oder anders gesagt: Vernichtung durch Verwirklichung. Die ganze postmoderne Irrealität dieses grotesken Architekturvorhabens wäre völlig zerstört worden, wenn nicht unsere Regierung zufällig keine halbe Milliarde Euro übrig gehabt hätte. Doch zum Glück wurde die unendliche Stadtschloß-Geschichte um mindestens vier Jahre verlängert: vier Jahre mehr Streit um die Gestaltung der Fassade, vier Jahre mehr Kontroversen zwischen Avantgardisten und Nostalgikern, vier Jahre mehr preußisches Gedröhn in jedem Winkel Deutschlands....
...Das Gerüst mit der Textilbespannung und dem gemalten Stadtschloß drauf, das an der magischen Stelle steht, antwortet satirisch auf Christos Reichstagsverhüllung; dort steckte immerhin ein Ruine unter den Tüchern, hier ist es das Nichts.
Johann Wolfgang Goethe schrieb in dem Zusammenhang kürzlich an Angela Merkel und Klaus Wowereit: „So wie in Rom, außer den Römern, noch ein Volk von Statuen war, so gibt es außer der realen Welt noch eine Welt des Wahns, viel mächtiger beinahe, in der die meisten leben.“