schokoschendrezki hat geschrieben:(19 Oct 2017, 11:16)
Das wäre sie, hätte sie nicht auch "Reichtum ohne Gier" als Buch geschrieben. Man muss es neidlos eingestehen: Dieses Buch wird fast durch die Bank als fachlich außerordentlich kompetent rezensiert. Nur als Beispiel "Wer hinter dem Buch aus der Feder von Sahra Wagenknecht einen von roter Tunke durchsuppten Aufschrei wähnt, sollte weiterlesen." (handelsblatt). Eine ihrer Thesen: Die höchsten Einkommen im Kapitalismus westlicher Prägung sind
leistungslose Einkommen. Stimmt. Das wie es heißt wertvollste Unternehmen der Welt, Apple, wurde staatlich hochgepäppelt. Stimmt. Sie wendet sich ausdrücklich gegen zuviel Staat und argumentiert für mehr Wettbewerb. Und das als angebliche Hyperlinke und Fundamentaloppositionelle! Bei mir heißt Kritik an Wagenknecht, zu fragen, worauf ihre Lösungsansätze realiter hinauslaufen. Es wurde schon mal der Verdacht ausgesprochen, ihre Vorstellungen würden auf eine WIederherstellung des Adenauer-Deutschlands hinauslaufen. So absurd das auch klingen mag.
Wagenknecht hat keine Lösungen, sondern Geschichten, die sie im Impetus der Ikone vorträgt. Es spielt keinerlei Rolle, ob die makroökonmischen Vorstellungen so hausbacken wie bei Erhard sind oder ob sie Stalin zitieren würde. Der unbeweglich gereckte Hals, die streng hochgesteckte Frisur, das verkörpert die Reinkarnation der Rosa Luxemburg und ist damit der Inbegriff altlinker Folklore. Sie könnte ohne weiteres zur Vorweihnachtszeit aus "Der kleine Lord" vorlesen - darin gibt es ein Dorf der Bitterarmen, in dem die Kinder im Schlamm spielen, während auf dem Schloß der Überfluß regiert. Der kleine Lord - Enkel des Schlossherrn - sorgt dann für Verbesserung.
Die Bundes-Linke sitzt seit 27 Jahren in der Opposition und im Osten bricht der Partei jetzt der Protestmarkt weg. Die Linke ist stets Fundamentalopposition geblieben, bewegungslos, außenpolitisch isoliert, folkloristisch. Und Wagenknecht ist dabei das TV-Format, wie zuvor der stets burschikos witzelnde Gysi. Um Politik zu machen, ist auch ein gutes Stück Pragmatik nötig, aber dessen enthält man sich auf eine geradezu klerikale Weise. Nun kommt noch hinzu, dass der Lieblingsgegner SPD einfach in die Opposition entschwindet. Was nun?
Christian Lindner (FDP) hat übrigens auch ein Buch geschrieben - "Schattenjahre". Aber er weiß auch - zum Dichter wird man geboren, zum Redner gemacht.