Die CSU "weichgespült"?
Eines der interessantesten Kapitel zur CSU ist das des "Arbeitskreises Außen- und Sicherheitspolitik" (ASP,
https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitskr ... itspolitik).
Interessant schon erstmal, dass ausgerechnet dieser Arbeitskreis in einer "Wir-in-Bayern"-Partei zu den mitgliederstärksten und bestorganisiertesten Suborganisationen der CSU zählt.
Der Arbeitskreis verfügt über Bezirksverbände in jedem der Regierungsbezirke Bayerns und in der Landeshauptstadt München. Diese untergliedern sich weiter in Kreisverbände.
Außerdem gibt es Fachausschüsse für die Themen Außenpolitik, Sicherheitspolitik-Bundeswehr, Europa und Entwicklungspolitik.
Einige Thesen nach ein bissel Beschäftigung mit dem Thema:
- Der ASP wurde Mitte der 60er als "Wehrpolitischer Arbeitskreis (WPA)" gegründet. Seinen jetzigen Namen erhielt er erst (nach einer Fusion mit einem anderen AK) 2004. Ziele des WPAs war sowohl eine Interessenvertretung der damals noch jungen Bundeswehr wie auch der bayerischen Rüstungsindustrie. Der aktuelle Vorsitzende Florian Hahn ist gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied in der IABG, einem Technologiekonzern, der ganz wesentlich auch von Aufträgen aus dem Rüstungsbereich lebt. Große Bundeswehrstandorte (wie Cham, Oberpfalz, "Nordgaukaserne") finden sich traditionell vor allem entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs.
- Interessant ist, dass die Vertriebenenverbände unter dieser Bezeichnung zwar nicht mehr eine so tragende Rolle wie in den 50ern bis 70ern spielte, dass aber die ihnen nahestenden Personen mit dem ASP offenbar noch immer ein diichtes Netz bilden. Namentlich der Sudetendeutsche und nach wie vor sehr einflussreiche CSU-Politiker Bernd Posselt tritt immer wieder im Zusammenhang mit Ernennungen von ASP-Funktionsträgern in Erscheinung. Die CSU scheint so gesehen eine zwar gewandelte aber noch immer sehr sehr "schwarze" Partei zu sein
- Völlig, um hunderttachzig Grad gedreht hat sich das Verhältnis dieser CSU-Kreise zu Osteuropa und Russland. Waren bis 1990 dies quasi die Teufelsmächte so werden sie heute als Bewahrer von Konservatismus, Nation und Tradition gesehen. Nur ein Beispiel: Ein Vertreter des russischen Konsulats wird zu einer Versammlung der ASP Rosenheim eingeladen.
Deutlich zu spüren war an diesem Abend die eher pro-russische Einstellung vieler Anwesender: So äußerten sich einige der Gäste besorgt über die derzeit angespannten politischen Beziehungen zwischen Europa und Russland und den Ausschluss Russlands vom internationalen Dialog, etwa beim G7-Gipfel 2015, was Matvienko bestätigte: „Selbst zu Zeiten des Kalten Krieges gab es mehr Dialog mit Russland als heute.“ Er bekräftigte aber auch, dass Russland jederzeit bereit für die Wiederaufnahme des gemeinsamen Dialogs sei und lobte den Besuch von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer vor Kurzem in seiner Heimat. Dies sei von den Russen als positives Signal empfunden und in der russischen Presse überwiegend gut aufgenommen worden. Weiteren Besuch aus dem Freistaat heiße man willkommen, vor allem Vertreter aus der Wirtschaft: „Es gibt trotz der Sanktionen Möglichkeiten, wie wir kooperieren können.“
https://www.asp-rosenheim.de/2016/04/15 ... en-dialog/[/quote]
Als jemand, der noch weiß, welche Bedeutung die "Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft" in der DDR hatte und wie die CSU wohl in den 70er Jahren zu einer solchen organisation stand, glaubt man einfach
seinen Augen nicht trauen zu können.
- Ausrichtung nach Osteuropa/Russland auch sonst: Verkehrsminister Scheuer unterhält intensive Beziehungen nach Prag. Nach wie vor und auch jetzt ist die Person Orbán (wenn auch hinter vorgehaltener Hand) ein Lieblingskind in Teilen der CSU.
CSU-Außenpolitik: von Strauß bis heute ein zentrales Kapitel in einer Partei, die viele zeitgenossen zuallererst mal mit "Bayern" identifizieren.
Ich habe nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv geliebt ... ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig (Hannah Arendt)