Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

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Brainiac
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Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

Ich habe damals die Piraten gewählt. Das werde ich nicht wieder tun, denn die Stimme wäre leider verloren. Aber vermissen tue ich sie sehr. Aus meiner Sicht ist der richtige, zukunftsorientierte Umgang mit den Chancen wie auch den Risiken von Digitalisierung und Internet mittelfristig das wichtigste Politikthema überhaupt.

Ich habe mal die aktuellen Parteiprogramme der sechs künftigen BT-Parteien daraufhin quergelesen, wobei mir sicher einiges entgangen ist, da sich dieses Thema naturgemäß auf viele andere Themenbereich wie zB Verkehr, Gesundheit, Energie etc. auswirkt und man dann die entsprechenden Abschnitte lesen muss. Hier finden sich alle Programme in herunterladbarer Form: https://bundestagswahl-2017.com/wahlprogramm/

Von Umfang und Tiefe her geht das Programm der FDP eindeutig am weitesten. Breiten Raum nimmt die digitale Bildung ein, Ausbau Breitband, Datenschutz, Cybersicherheit, Ausbau Wettbewerb und Abbau Handelsschranken, Digitalisierungsoffensive Verkehr (ua. für Autonomes Fahren), e-health, digitale Verwaltung, Revision des Urheberrechts sowie die Einführung eines Digitalministeriums.

Danach kommt für mich die Union, die fast alle dieser Punkte auch nennt, jedoch zumeist weniger konkret und weniger detailliert.

Im Programm der SPD muss man nach dem Thema ziemlich suchen, denn es findet sich nicht in den Hauptunterschriften, sondern versteckt in den einzelnen Themenkapiteln (u.a. zur digitalen Bildung), aber weniger ausführlich als bei FDP oder Union.

Die Grünen fokussieren sich bzgl. der Digitalisierung auf ihre angestammten Themen wie Mobilität und Bürgerrechte / Demokratisierung, aber auch "die Freiheit des Internets".

Bei Linken und AfD findet sich sehr wenig zu dem Thema.

Interessant finde ich insbesondere das Thema Urheberrecht. Dieses zu reformieren und den Gegebenheiten des Internets anzupassen, war ja ein zentrales Anliegen der Piraten. FDP und Grüne äußern sich dazu wie folgt:

FDP:
Modernes Urheberrecht

Wir Freie Demokraten wollen ein modernes Urheberrecht, das auch die
berechtigten Interessen von Nutzern und Investoren berücksichtigt. Ein
wirksamer Schutz durch das Urheberrecht ist notwendige Voraussetzung
für kreative Tätigkeit und für Investitionen in deren wirtschaftliche Ver47
wertung. Das Urheberrecht vermittelt einen eigentumsähnlichen Schutz.
Es entwickelt sich im Zuge der Digitalisierung zu einem Schlüsselrecht für
die Schaffung kreativer Inhalte und muss gerade auch in der digitalen Welt
gewährleisten, dass die Erträge aus der Verwertung kreativer Leistungen
den Urhebern und den weiteren Berechtigten zufließen.

Komplexe Werke, deren Schaffung oft eine Vielzahl von Mitwirkenden
und hohe Investitionen erfordern, wären auch in der digitalen Welt ohne
den Schutz durch das Urheberrecht nicht möglich. Wir wollen deshalb ein
Urheberrecht, das einen einfachen Rechteerwerb und die unbürokratische
und transparente Beteiligung der Urheber an der Verwertung ihrer Werke
ermöglicht. Dies eröffnet auch Start-ups die Möglichkeit, einfach und
rechtssicher die erforderlichen Lizenzen zu erwerben, um mit ihren Investitionen
und mit der Verbreitung geistiger Leistungen Geld verdienen zu
können.

Wir Freie Demokraten setzen dabei vor allem auf technische Lösungen,
die es besser als heute ermöglichen, die Entscheidung der Urheber über
das „Ob“ und „Wie“ einer erlaubten Nutzung zu automatisieren und die
Urheber an der Verwertung ihrer kreativen Schöpfungen zu beteiligen. Wir
erkennen die Rolle von Verwertungsgesellschaften für eine vereinfachte
Rechtewahrnehmung an, setzen hier aber auf eine Stärkung des Wettbewerbs,
auch in Form von gemeinsamen Vergütungsregeln der Rechteinhaber.
Fazit: Urhheberrechte wahren, aber deren Umsetzung bzw. Beachtung für Urheber wie Nutzer durch technische Lösungen vereinfachen.

Grüne:
Wir wollen ein Urheber*innenrecht, das der Nutzungs- und Verwertungsrealität im Digitalen Rechnung trägt. Es muss bürgerrechtskonform sein und die Interessen von Verbraucher*innen, Verwerter*innen und Urheber*innen fair ausgleichen. Wir müssen mit Reformen des Urheber*innenvertragsrechts die angemessene Vergütung von Kreativen stärken. Sie müssen ihre Ansprüche national und international besser durchsetzen können. Nutzer*innen digitaler Inhalte sollen bei Ausleihe und Weiterveräußerung nicht schlechtergestellt werden als bei analogen Gütern. Wissenschaftliche Erkenntnisse bedeuten gesellschaftliche Teilhabe. Deswegen unterstützen wir Open Access ebenso wie freie und nicht-kommerzialisierte Zugänge zu Lehr- und Lernmaterialien und setzen uns für eine Bildungs- und Wissenschaftsschranke ein. Gleichzeitig müssen Urheber*innen angemessen und fair vergütet werden. Inhalte sollen auf unterschiedlichen Endgeräten nutzbar und mitnehmbar sein. Bei der Digitalisierung des kulturellen Erbes wollen wir die Gemeinfreiheit erhalten.
Das geht schon etwas mehr in Richtung der Piraten ("Interessen fair ausgleichen", "der Nutzungs- und Verwertungsrealität im Digitalen Rechnung tragen"), die ja eher die Vision der Gemeinfreiheit des gesamten Internets vor Augen hatten.

In Summe komme ich zu dem Schluß, dass das Erbe der Piraten derzeit hauptsächlich durch die FDP angetreten wird, was Bedeutung des Themas, Notwendigkeit von Innovationen und Invesitionen sowie konkrete Ideen dazu angeht. Speziell die eher anarchische Komponente der Piraten (im Sinne Gemeinfreiheit des Internets, Abbau von Hierarchien, Bürgerrechte etc.) wird am ehesten durch die Grünen aufgenommen. Vermisst in deren Programm habe ich allerdings Piraten-Themen wie Schwarmintelligenz und Liquid Democracy (oder ich habe es nicht gefunden). Die Konzepte der Piraten dazu hatten mich nicht überzeugt (und teilweise haben diese wohl sogar zu ihrem Scheitern beigetragen), aber die Ideen sollten nicht untergehen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

Die meisten bekannten Piraten sind zur Linken oder zu den Grünen gegangen. Programmatisch nachvollziehbar. Weisband und Helm passen nicht zur CDU.
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Brainiac
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Sep 2017, 19:00)

Die meisten bekannten Piraten sind zur Linken oder zu den Grünen gegangen. Programmatisch nachvollziehbar. Weisband und Helm passen nicht zur CDU.
Danke für den Hinweis, jetzt habe ich auch im Programm der Linkspartei den entsprechenden Abschnitt gefunden: "Für ein offenes und freies Internet" auf Seite 122, da haben sie die Ex-Piraten wohl ausgetobt. Geht in der Tat in eine ähnliche Richtung wie bei den Grünen, naturgemäß noch stärker fokussiert auf das Brechen der Macht von Kapital und Konzernen sowie Beschränkung der staatlichen Überwachung.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

Brainiac hat geschrieben:(17 Sep 2017, 19:10)

Danke für den Hinweis, jetzt habe ich auch im Programm der Linkspartei den entsprechenden Abschnitt gefunden: "Für ein offenes und freies Internet" auf Seite 122, da haben sie die Ex-Piraten wohl ausgetobt. Geht in der Tat in eine ähnliche Richtung wie bei den Grünen, naturgemäß noch stärker fokussiert auf das Brechen der Macht von Kapital und Konzernen sowie Beschränkung der staatlichen Überwachung.
Die frau von dem assange-abtrünnigen ist glaube ich auch kandidatin bei den linken.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

Brainiac hat geschrieben:(17 Sep 2017, 18:56)
Vermisst in deren Programm habe ich allerdings Piraten-Themen wie Schwarmintelligenz und Liquid Democracy (oder ich habe es nicht gefunden). Die Konzepte der Piraten dazu hatten mich nicht überzeugt (und teilweise haben diese wohl sogar zu ihrem Scheitern beigetragen), aber die Ideen sollten nicht untergehen.
Ja ich vermisse liquid Democracy und das Tool dazu (liquid Feedback) sehr..
Die Vorschläge dort waren oft wirklich gut und durchdacht!
Auch gerade bei den kleineren Themen wie z.b. abschaffen der dynamo-Pflicht bei Fahrrädern und stattdessen eine gewisse mindest/maximale-lumen-Zahl fand ich die stärken des Systems klar auf der Hand.

Wir Piraten (bin offiziell immer noch Parteimitglied) haben es leider nicht geschafft dieses System mit dem parteiensystem zu koppeln.. Anwesenheit auf den parteitagen war immer Pflicht, die ich aufgrund privater Aktivitäten leider nie durchziehen konnte (beim bedingungslosen Grundeinkommen hab ich mir da echt in den Arsch gebissen, da diese Entscheidung sauknapp war und ich dagegen gestimmt hätte). Wäre online aber gern dabei gewesen.

Die Meinung der Piratenpartei zur Migration geht mir auch komplett konträr und es wurde hier nie intern abgestimmt (hab keine limey-Umfrage dazu erhalten).

Ich gebe die Hoffnung nicht auf irgendwann wieder Piraten (und somit Konzepte wie liquid Feedback) oder ähnliches wählen zu können..
Die afd tröstet hier etwas weil sie zumindest direkte Demokratie im Programm hat, was ich ihr aber nicht glaube..
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

Sole.survivor@web.de hat geschrieben:(17 Sep 2017, 19:11)
Die frau von dem assange-abtrünnigen ist glaube ich auch kandidatin bei den linken.
Mt dem "assange-abtrünnigen" hab ich mich im real Life mal unterhalten.. Ist ein interessanter Kerl und nicht dumm.
Seinen Frauengeschmack kann ich aber nicht nachvollziehen.. Wie gut dass die Geschmäcker verschieden sind.
Senexx

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Senexx »

Brainiac hat geschrieben:(17 Sep 2017, 18:56)

Ich habe damals die Piraten gewählt. Das werde ich nicht wieder tun, denn die Stimme wäre leider verloren. Aber vermissen tue ich sie sehr. Aus meiner Sicht ist der richtige, zukunftsorientierte Umgang mit den Chancen wie auch den Risiken von Digitalisierung und Internet mittelfristig das wichtigste Politikthema überhaupt.
Vielleicht.

Aber in dem man es tut, nicht schlau darüber quatscht.

Die Musik spielt anderswo.

Die Piraten waren nur die Begleitcombo bei unserem Abschied aus der Hochtechnologie. Ein Krankheitssyndrom gewissermaßen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

watisdatdenn? hat geschrieben:(17 Sep 2017, 21:53)

Ja ich vermisse liquid Democracy und das Tool dazu (liquid Feedback) sehr..
Die Vorschläge dort waren oft wirklich gut und durchdacht!
Auch gerade bei den kleineren Themen wie z.b. abschaffen der dynamo-Pflicht bei Fahrrädern und stattdessen eine gewisse mindest/maximale-lumen-Zahl fand ich die stärken des Systems klar auf der Hand.

Wir Piraten (bin offiziell immer noch Parteimitglied) haben es leider nicht geschafft dieses System mit dem parteiensystem zu koppeln.. Anwesenheit auf den parteitagen war immer Pflicht, die ich aufgrund privater Aktivitäten leider nie durchziehen konnte (beim bedingungslosen Grundeinkommen hab ich mir da echt in den Arsch gebissen, da diese Entscheidung sauknapp war und ich dagegen gestimmt hätte). Wäre online aber gern dabei gewesen.
Was war eigentlich intern der Grund dafür, LF nicht für Parteitagsbeschlüsse zuzulassen? Kommuniziert wurde immer das Dilemma Datenschutz (also Abstimmung mit Pseudonymen) vs. Transparenz / Überprüfbarkeit des Ergebnisses. Ich hatte aber auch bei der ganzen Debatte das Gefühl, dass viele in der Parteispitze (oder was man überhaupt so bezeichnen kann, wenn grundsätzlich jede Delegation auch wieder entzogen werden kann) ein grundsätzliches Problem damit hatten, sich selbst so in Frage zu stellen. Denn das ist ja das Ergebnis, wenn man das Konzept konsequent verfolgt. Man repräsentiert nur temporär und themenbezogen andere. Wie soll man dann von anderen Parteien und von der Öffentlichkeit als Gesprächspartner ernst genommen werden? Menschen brauchen m.E. Personen, die für etwas stehen, um Vertrauen aufbauen zu können. Auf dieses Dilemma habe ich nie eine befriedigende Antwort gelesen.
Die afd tröstet hier etwas weil sie zumindest direkte Demokratie im Programm hat
Die Grünen ebenfalls, und zwar seit meiner Erinnerung schon, seit es sie gibt.
Von 2001: http://www.n-tv.de/politik/Einfuehrung- ... 37211.html
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

Senexx hat geschrieben:(17 Sep 2017, 22:27)

Vielleicht.

Aber in dem man es tut, nicht schlau darüber quatscht.
Politiker und Parteien allerdings - über die reden wir ja hier - müssen erst mal "drüber quatschen", bevor sie es tun, oder wollen Sie Politiker, die irgendwas umsetzen, ohne dass vorher demokratisch darüber entschieden wurde.
Die Musik spielt anderswo.
Das ist wohl so.
Einzige Ausnahme von größerem Belang: Telekommunikation.
Die Piraten waren nur die Begleitcombo bei unserem Abschied aus der Hochtechnologie. Ein Krankheitssyndrom gewissermaßen.
Na ja. Aus meiner Sicht hat das wenig miteinander zu tun, die Piraten sind ja erst Mitte der 00er-Jahre hochgekommen und der Rückstand von D auf zB USA oder Fernost etc. existiert schon viel länger.

Was wäre denn aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was die Politik hier tun kann, und vertritt das irgendeine Partei?
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Maikel »

Brainiac hat geschrieben:(17 Sep 2017, 18:56)Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?
Ich habe und finde jetzt nicht mehr die Quellen dazu, erinnere aber gut von den letzten beiden Landtagswahlen (SH und NRW) aus den Grafiken zu den Wählerwanderungen, daß die meisten Wähler der Piraten zur AfD gegangen sind.

Inhaltlich sehr erstaunlich; das deutet für mich darauf hin, daß die meisten Stimmen für die Piraten von Protestwählern stammten; und nicht von überzeugten Anhängern der Piraten.
Die menschliche Sprache ist einzigartig, aber nicht eindeutig.
Jeder Versuch, sich mitzuteilen, kann nur mit dem Wohlwollen der anderen gelingen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

Maikel hat geschrieben:(18 Sep 2017, 18:33)

Ich habe und finde jetzt nicht mehr die Quellen dazu, erinnere aber gut von den letzten beiden Landtagswahlen (SH und NRW) aus den Grafiken zu den Wählerwanderungen, daß die meisten Wähler der Piraten zur AfD gegangen sind.

Inhaltlich sehr erstaunlich; das deutet für mich darauf hin, daß die meisten Stimmen für die Piraten von Protestwählern stammten; und nicht von überzeugten Anhängern der Piraten.
Das scheint mir eher Gerücht denn Fakt, auch wenn der User watisdatdenn? natürlich als Beispiel genau dieser Wählerwanderung dienen könnte. Halte ich dann aber doch für eher untypisch.

NRW:
Die AfD überzeugte vor allem Wähler aus dem Lager der sonstigen Parteien. Wie viele ehemalige Piraten-Wähler zur AfD gewechselt sind, ist unklar. 
https://www.welt.de/politik/deutschland ... erlor.html

S-H:
Die AfD erhielt 52 Prozent ihrer Stimmen von den sogenannten anderen Parteien. Dazu gehören alle Parteien, die unter der Fünfprozenthürde blieben, unter anderem der SSW. Auch die Piraten, die aus dem Landtag geflogen sind, fallen in diese Kategorie.. Differenzierte Daten über die Wählerwanderung des SSW und der Piraten und ob sie überhaupt mit der AfD zusammenhängen, gibt es aber nicht. 
http://www.zeit.de/amp/politik/deutschl ... lanalyse-2

Die Piraten laufen zwar in beiden Wahlen unter den "Sonstigen", deshalb kann man aber nicht das Wahlverhalten der Sonstigen einfach auf diese Teilmenge der ex-Piratenwähler übertragen.

Programmatisch fällt es sicher auch eher schwer zu behaupten, die AfD habe das Erbe der Piraten angetreten. Am ehesten beim Thema Direkte Demokratie (wenn wir die diesbezügliche Technologieaffinität der Piraten, die in der AfD keinerlei Entsprechung hat, mal aussen vor lassen), aber da gibt es auch noch andere Parteien, schrieb ich oben schon.
Zuletzt geändert von Brainiac am Mo 18. Sep 2017, 19:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

Maikel hat geschrieben:(18 Sep 2017, 18:33)
Ich habe und finde jetzt nicht mehr die Quellen dazu, erinnere aber gut von den letzten beiden Landtagswahlen (SH und NRW) aus den Grafiken zu den Wählerwanderungen, daß die meisten Wähler der Piraten zur AfD gegangen sind.

Inhaltlich sehr erstaunlich; das deutet für mich darauf hin, daß die meisten Stimmen für die Piraten von Protestwählern stammten; und nicht von überzeugten Anhängern der Piraten.
Quatsch. Ich habe die Piraten wegen ihrer digitalen Demokratiekonzepte gewählt und werde die afd wegen ihrer Haltung zur flüchtlingspolitik wählen.

Wenn die Situation mit den Flüchtlingen anders wäre, wurde ich warscheinlich immer noch Piraten wählen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

Maikel hat geschrieben:(18 Sep 2017, 18:33)

Ich habe und finde jetzt nicht mehr die Quellen dazu, erinnere aber gut von den letzten beiden Landtagswahlen (SH und NRW) aus den Grafiken zu den Wählerwanderungen, daß die meisten Wähler der Piraten zur AfD gegangen sind.

Inhaltlich sehr erstaunlich; das deutet für mich darauf hin, daß die meisten Stimmen für die Piraten von Protestwählern stammten; und nicht von überzeugten Anhängern der Piraten.
Da waren viele Protestwähler bei. Die würden auch NPD oder FDP wählen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

Brainiac hat geschrieben:(18 Sep 2017, 15:00)
Was war eigentlich intern der Grund dafür, LF nicht für Parteitagsbeschlüsse zuzulassen? Kommuniziert wurde immer das Dilemma Datenschutz (also Abstimmung mit Pseudonymen) vs. Transparenz / Überprüfbarkeit des Ergebnisses.
Was ich mitgekriegt habe ging es um juristische bedenken dass sich das mit dem parteiengesetz beißen konnte.
Deswegen war ja auch die smv (ständige Mitglieder Versammlung) geplant um sowohl parteiengesetz als auch online Teilnahme gerecht zu werden..
Es kam stattdessen der ähnliche Basisentscheid.
Da wurde aber nichts mehr draus und die smv war intern auch umstritten (kann mich an eine lebhafte Diskussion beim Mitgliedertreffen erinnern)
Der BuVo entschied jedoch "zugunsten der Rechtssicherheit" bis zu einem solchen Urteil, d.h. auf unbestimmte Zeit, die Umsetzung des Basisentscheids auszusetzen.
https://wiki.piratenpartei.de/Basisentscheid

Die Umsetzung ist immer noch ausgesetzt..
Wir haben damals einen schlechten BuVo gewählt.. Der feige verliert..

Die Partei die den digitalen Basisentscheid umsetzt hat in mir einen Wähler und neues Mitglied.. Aber erst bei der nächsten BTW. In dieser muss ich meine persönliche Wahlentscheidung aus dem Herbst 2015 umsetzen und afd wählen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Watchful_Eye »

Ich bin ein inaktiver Pirat. Schade, dass du an uns zweifelst. Wir werden meines Wissens nach knapp die Hürde von 0,5% verfehlen, womit wir wenigstens die Schwelle zum Erhalt der Wahlkampfkostenrückerstattung erreicht hätten.

Eine Partei, die uns ziemlich nahe kommt, aber noch erfolgloser ist und damit unser "Lager" eher noch weiter spaltet, sind "Die Humanisten". Sie haben ihren Fokus aber stärker auf Säkularisierung und weniger auf dem Aspekt Demokratie. Sie sind aber auch fortschrittsfreundlich und dabei nicht so unsozial wie die FDP.

Tatsächlich erkenne ich in der FDP auch außerhalb der Wirtschafts- und Sozialpolitik sehr viele Gemeinsamkeiten, bin auch mit mehreren FDPlern befreundet, allerdings ist dieser Bereich nun mal verdammt wichtig, so dass ich da nicht einfach drüber hinwegsehen kann.
"In a world where I feel so small, I can't stop thinking big." (Rush - Caravan)
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von garfield336 »

Ich denke die Piraten haben sicherlich Chancen, ihren Sitz im EP zu verteidigen. Es sind ja nur knapp 0,6% der Stimmen notwendig.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von garfield336 »

Watchful_Eye hat geschrieben:(25 Sep 2017, 01:47)

Tatsächlich erkenne ich in der FDP auch außerhalb der Wirtschafts- und Sozialpolitik sehr viele Gemeinsamkeiten, bin auch mit mehreren FDPlern befreundet, allerdings ist dieser Bereich nun mal verdammt wichtig, so dass ich da nicht einfach drüber hinwegsehen kann.
Ich bin zwischen Liberalen und Piraten und Liberalen hinundhergewechselt mit der Parteimitgliedschaft :)
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von pikant »

garfield336 hat geschrieben:(27 Sep 2017, 08:58)

Ich bin zwischen Liberalen und Piraten und Liberalen hinundhergewechselt mit der Parteimitgliedschaft :)
Piraten sind Hippie und haben einen Computer - soeben erfahren
die Aktivisten :D
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imp
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

garfield336 hat geschrieben:(27 Sep 2017, 08:58)

Ich bin zwischen Liberalen und Piraten und Liberalen hinundhergewechselt mit der Parteimitgliedschaft :)
Ich denke auch, dass sie das schaffen können wieder ins EP zu kommen. Mittlerweile sind aber viele Kommunal- und Landesabgeordnete zu Links gewechselt, einige zu grün, wenige zu SPD und FDP. Ein paar Spinner auch zur AfD. Die Union konnte nicht so überzeugen.
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grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

Hängt davon ab, ob Julia Reda bleibt oder zu den Grünen geht, nehme ich an. Die Piraten haben ihre Liste aber auch noch nicht vorbereitet. Niemals vergessen, dass es noch ein paar Vernünftige in der Partei gibt.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

grün hat geschrieben:(13 Feb 2018, 15:53)

Hängt davon ab, ob Julia Reda bleibt oder zu den Grünen geht, nehme ich an. Die Piraten haben ihre Liste aber auch noch nicht vorbereitet. Niemals vergessen, dass es noch ein paar Vernünftige in der Partei gibt.
Es gibt viele vernünftige Menschen bei den Piraten. Ich möchte da jetzt niemanden hervorheben.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

Schade - ich wüsste nämlich gern, wer das sein soll.
grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

FYI:
Zum nächsten Bundesparteitag der Piratenpartei gibt es zwei Anträge, die Forderung nach dem weltfremden BGE zu streichen.

Ich bin gespannt.
grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

Es ist Wahlkampf, die Massenmedien lügen wieder, um die Piratenpartei und damit lästigen politischen Widerstand klein zu halten.
https://piratensumpf.blogspot.com/2019/ ... rrten.html
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Cat with a whip »

Die Piraten sind am Ende. Eine deutsche Piratin im EU-Parlament, die sich gerade noch nit den Verfechtern der Urheberrechtsreform anlegte ruft dazu auf die Partei nicht zu wählen und tritt aus.
Es geht um Vorwürfe der sex. Belästigung und einen Büroleiter der mit seiner erneuten Kandidatur seine Partei täuscht und das Engagement der Partei gegen die Urheberrechtsreform hintertrieben hatte.

https://www.tagesspiegel.de/politik/bel ... 53596.html
Zuletzt geändert von Cat with a whip am Do 28. Mär 2019, 12:30, insgesamt 1-mal geändert.
"Die Erde ist ein Irrenhaus. Dabei könnte das bis heute erreichte Wissen der Menschheit aus ihr ein Paradies machen." Joseph Weizenbaum
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Ein Terraner »

grün hat geschrieben:(28 Mar 2019, 11:57)

Es ist Wahlkampf, die Massenmedien lügen wieder, um die Piratenpartei und damit lästigen politischen Widerstand klein zu halten.
https://piratensumpf.blogspot.com/2019/ ... rrten.html
Wer lügt da?

[youtube][/youtube]
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von imp »

grün hat geschrieben:(28 Mar 2019, 11:57)

Es ist Wahlkampf, die Massenmedien lügen wieder, um die Piratenpartei und damit lästigen politischen Widerstand klein zu halten.
https://piratensumpf.blogspot.com/2019/ ... rrten.html
Die haben durchaus Aussicht auf 1-2 Sitze, wenn das Urheberthema warm bleibt.
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grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

Hoffen wir es. Die mediale Stimmung ist doch leider von nachhaltiger Auswirkung auf Wahlergebnisse.
Und Gegendarstellungen interessieren halt niemanden.
https://www.gillesbordelais.eu/2019/03/ ... ner-sache/
grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

Julia Reda hat den französischen Piraten übrigens erst letzte Woche viel Erfolg gewünscht. Davon war in deutschen Medien nichts zu lesen.
Traut dieser Frau keinen Meter weit.
Gen_Y
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Gen_Y »

Ich vermisse Faxe.
Seit er das Abgeordnetenhaus von Berlin verlassen hat, ist mit der Bundeshauptstadt und mit den Piraten nichts mehr los.
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John Galt
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von John Galt »

Mittlerweile redet jeder Bauer von Digitalisierung, 5G und KI und die Piratenpartei ist am Ende.

Eine Digitalpartei hätte eine gute Chance. Die politische Korrektheit, Genderwahnsinn und fehlende Macher bei Liquid Democracy, dazu die Träumerei vom Kommunismus haben die Partei futsch gemacht.

Die meisten der ehemaligen Abgeordenten sind zur Linkspartei gegangen.
Civilization is the progress toward a society of privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.
grün

Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von grün »

John Galt hat geschrieben:(23 Apr 2019, 15:41)

fehlende Macher bei Liquid Democracy
Der Landesverband Niedersachsen setzt mit Erfolg eine lokale Version des "BEO" ein.
John Galt hat geschrieben:Die meisten der ehemaligen Abgeordenten sind zur Linkspartei gegangen.
Die meisten von denen hatten mit den Zielen der Piratenpartei so viele Übereinstimmungen wie Oracle mit guter Software.
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jack000
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von jack000 »

Brainiac hat geschrieben:(17 Sep 2017, 18:56)

Ich habe damals die Piraten gewählt. Das werde ich nicht wieder tun, denn die Stimme wäre leider verloren.
Eine "Piratin" äußerte sich mal zu dem Thema:
- Wir haben Geld wie eine 0,2 % Partei
- Wir haben ein Programm wie eine 2 % Partei
- Wir haben ein Wählerpotential wie eine 20 % Partei
=> Nun, die haben es selbst vermasselt, aber letztendlich sehe ich da schon Potential für eine eigene (überarbeitete) Partei und nicht für irgendwelche Erben ...
Sledge Hammer: Ich mag einem Verbrecher nicht seine Verbrechen vorlesen ... aber ich kann wenigstens lesen!
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

jack000 hat geschrieben:(23 Apr 2019, 19:45)

Eine "Piratin" äußerte sich mal zu dem Thema:
- Wir haben Geld wie eine 0,2 % Partei
- Wir haben ein Programm wie eine 2 % Partei
- Wir haben ein Wählerpotential wie eine 20 % Partei
=> Nun, die haben es selbst vermasselt, aber letztendlich sehe ich da schon Potential für eine eigene (überarbeitete) Partei und nicht für irgendwelche Erben ...
Ich habe mal im internen Forum ein wenig mitgelesen. Ich komme mehr und mehr zu dem Schluß, dass das Ziel der maximalen Transparenz die Wurzel des Niedergangs ist, da es zwangsläufig zur Selbstzerfleischung führt. Menschen sind anscheinend so. :| ME. müssten sie mindestens von diesem Prinzip Abstand nehmen. Diskussionen über die grundsätzliche Ausrichtung, gemachte Fehler, problematische Personen o.ä. können nicht immer alle öffentlich sein. Die Leute schreiben halt anders, "politischer", demagogischer und weniger konstruktiv, wenn sie dies vor der gesamten Parteiöffentlickeit tun.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

grün hat geschrieben:(23 Apr 2019, 16:18)

Die meisten von denen hatten mit den Zielen der Piratenpartei so viele Übereinstimmungen wie Oracle mit guter Software.
Ich bin nicht von dieser Firma, aber es gibt nun schlechtere DBMS.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von John Galt »

Brainiac hat geschrieben:(23 Apr 2019, 20:30)

Ich habe mal im internen Forum ein wenig mitgelesen. Ich komme mehr und mehr zu dem Schluß, dass das Ziel der maximalen Transparenz die Wurzel des Niedergangs ist, da es zwangsläufig zur Selbstzerfleischung führt. Menschen sind anscheinend so. :| ME. müssten sie mindestens von diesem Prinzip Abstand nehmen. Diskussionen über die grundsätzliche Ausrichtung, gemachte Fehler, problematische Personen o.ä. können nicht immer alle öffentlich sein. Die Leute schreiben halt anders, "politischer", demagogischer und weniger konstruktiv, wenn sie dies vor der gesamten Parteiöffentlickeit tun.
Wäre ein kleineres Problem gewesen, wenn ihre Software funktioniert hätte. War halt auch ein heterogener Haufen, der abseits vom Internet wenig Gemeinsamkeiten hatte.

Die innerparteiiliche Demokratie lebt noch im vorletzten Jahrhundert. Da könnte man sehr leicht punkten als Digitalpartei 2.0.

Aber wie man bei Julia Reda sieht, geht es wieder nur um Metoo und ähnliches Zeugs.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

John Galt hat geschrieben:(23 Apr 2019, 20:59)

Wäre ein kleineres Problem gewesen, wenn ihre Software funktioniert hätte. War halt auch ein heterogener Haufen, der abseits vom Internet wenig Gemeinsamkeiten hatte.

Die innerparteiiliche Demokratie lebt noch im vorletzten Jahrhundert. Da könnte man sehr leicht punkten als Digitalpartei 2.0.

Aber wie man bei Julia Reda sieht, geht es wieder nur um Metoo und ähnliches Zeugs.
Ja, der Fall Reda ist ein gutes Beispiel dafür, dass das von mir angesprochene Problem so rein gar nichts mit "nicht funktionierender Software" zuntun hat. Nicht funktionierende (Forums-) Software würde man sich sogar manchmal fast wünschen.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von John Galt »

Brainiac hat geschrieben:(23 Apr 2019, 21:03)

Ja, der Fall Reda ist ein gutes Beispiel dafür, dass das von mir angesprochene Problem so rein gar nichts mit "nicht funktionierender Software" zuntun hat. Nicht funktionierende (Forums-) Software würde man sich sogar manchmal fast wünschen.
1 ist jetzt auch nicht gerade so ne große sample size.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Brainiac »

Gibt genügend andere Beispiele. ZB ist gerade Europawahlkampf, und.. naja das kann ja jeder selbst nachlesen, wenn es ihn interessiert, einfach registrieren.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

Brainiac hat geschrieben:(23 Apr 2019, 20:30)
Ich habe mal im internen Forum ein wenig mitgelesen. Ich komme mehr und mehr zu dem Schluß, dass das Ziel der maximalen Transparenz die Wurzel des Niedergangs ist, da es zwangsläufig zur Selbstzerfleischung führt. Menschen sind anscheinend so. :|
Interessante These.
Ich war da auch dabei und es stimmt, der Ton wurde durch enttäuschte Mitglieder schon sehr rauh und selbstzerfleischend im Niedergang.

Das war für mich aber nicht die Ursache, sondern schon das Resultat des Niedergangs..

Die Ursache des Niedergangs lag meiner Ansicht nach in dem Brechen des zentralen Wahlversprechens: Der direkten digitalen Mitbestimmung.

Auch wenn hier wirklich äußerst digital avantgardistisch gearbeitet wurde! Was mit Office 365 mit dem gleichzeitigen Bearbeiten von Dokumenten jetzt endlich kommerziell angekommen ist, war bei internen Piratentreffen mit dem Piratenpad schon vor 10 Jahren der Standard!
Die "Antragsfabrik" war aber z.B. für mich (trotz unglaublicher Transparenz und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Parteien) aber immer nur ein digitales Provisorium, welches nie z.B. über das Liquid Feedback professionalisiert wurde..

Die Fokussierung auf klassisch linke Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen hat viele freiheitliche Piraten (wie mich) dann schon verschreckt.
Da wurde leider der Fokus falsch gesetzt und die Themen welche die Piratenpartei unabhängig von links oder rechts stark gemacht haben (digitale Demokratie und Datenrechte) gerieten zu stark in den Hintergrund, zugunsten klassisch linker Umverteilungsthemen..
Für mich war der Bruch dann mit der konsequenten "Open boarder" Politik der Piraten, die auch intern zu wenig abgestimmt war!


Bisher sehe ich niemanden der das Erbe der Piraten antreten will/kann, auch wenn sich die FDP teilweise Mühe gibt.
Vielleicht gibt es irgendwann ein Revival mit den Themen die die Piratenpartei als erstes stark gemacht hatten, denn dort ist immer noch großes Potential!
lili
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von lili »

watisdatdenn? hat geschrieben:(23 Apr 2019, 22:44)

Interessante These.
Ich war da auch dabei und es stimmt, der Ton wurde durch enttäuschte Mitglieder schon sehr rauh und selbstzerfleischend im Niedergang.

Das war für mich aber nicht die Ursache, sondern schon das Resultat des Niedergangs..

Die Ursache des Niedergangs lag meiner Ansicht nach in dem Brechen des zentralen Wahlversprechens: Der direkten digitalen Mitbestimmung.

Auch wenn hier wirklich äußerst digital avantgardistisch gearbeitet wurde! Was mit Office 365 mit dem gleichzeitigen Bearbeiten von Dokumenten jetzt endlich kommerziell angekommen ist, war bei internen Piratentreffen mit dem Piratenpad schon vor 10 Jahren der Standard!
Die "Antragsfabrik" war aber z.B. für mich (trotz unglaublicher Transparenz und Mitbestimmungsmöglichkeiten im Vergleich zu anderen Parteien) aber immer nur ein digitales Provisorium, welches nie z.B. über das Liquid Feedback professionalisiert wurde..

Die Fokussierung auf klassisch linke Themen wie dem bedingungslosen Grundeinkommen hat viele freiheitliche Piraten (wie mich) dann schon verschreckt.
Da wurde leider der Fokus falsch gesetzt und die Themen welche die Piratenpartei unabhängig von links oder rechts stark gemacht haben (digitale Demokratie und Datenrechte) gerieten zu stark in den Hintergrund, zugunsten klassisch linker Umverteilungsthemen..
Für mich war der Bruch dann mit der konsequenten "Open boarder" Politik der Piraten, die auch intern zu wenig abgestimmt war!


Bisher sehe ich niemanden der das Erbe der Piraten antreten will/kann, auch wenn sich die FDP teilweise Mühe gibt.
Vielleicht gibt es irgendwann ein Revival mit den Themen die die Piratenpartei als erstes stark gemacht hatten, denn dort ist immer noch großes
Potential!
Das BGE ist doch freiheitlich? Außerdem befürworten dass auch liberale Kräfte.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

lili hat geschrieben:(23 Apr 2019, 22:48)
Das BGE ist doch freiheitlich?
Oje... Diese Diskussion wurde im internen Piratenforum und auf den physikalischen Treffen auch viel geführt. Für mich das klassische Beispiel für die falsche Themensetzung in der Partei..

Für mich ist das nicht freiheitlich, da das Geld ja an anderer Stelle durch den Staat vom Bürger zwangsweise eingesammelt werden muss..
Kombiniert mit offenen Grenzen...

Das Thema wäre bei der Linkspartei richtig aufgehoben gewesen aber der Piratenpartei hat der harte thematische Kurswechsel nach Links definitiv geschadet.

Vielleicht hing das aber auch mit der völlig absurden medialen Hetze gegen die Piraten (Nazipartei) damals zusammen, die dann aus Panik nach Links steuerte?
Damals gab es das Wort "Lückenpresse" noch nicht, wäre aber schön voll zutreffend gewesen..
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Alpha Centauri »

watisdatdenn? hat geschrieben:(23 Apr 2019, 23:07)

Oje... Diese Diskussion wurde im internen Piratenforum und auf den physikalischen Treffen auch viel geführt. Für mich das klassische Beispiel für die falsche Themensetzung in der Partei..

Für mich ist das nicht freiheitlich, da das Geld ja an anderer Stelle durch den Staat vom Bürger zwangsweise eingesammelt werden muss..
Kombiniert mit offenen Grenzen...

Das Thema wäre bei der Linkspartei richtig aufgehoben gewesen aber der Piratenpartei hat der harte thematische Kurswechsel nach Links definitiv geschadet.

Vielleicht hing das aber auch mit der völlig absurden medialen Hetze gegen die Piraten (Nazipartei) damals zusammen, die dann aus Panik nach Links steuerte?
Damals gab es das Wort "Lückenpresse" noch nicht, wäre aber schön voll zutreffend gewesen..
Ja dass mediale drum herum und dass man sich Partei intern ein Stück weit selbst zerfleischte, aber auch schätze ich,dennoch hatte die Piratenpartei gute inhaltliche moderne Ansätze ( das bedinungslose Grundeinkommen war eines davon)
Zuletzt geändert von Alpha Centauri am Di 23. Apr 2019, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von lili »

watisdatdenn? hat geschrieben:(23 Apr 2019, 23:07)

Oje... Diese Diskussion wurde im internen Piratenforum und auf den physikalischen Treffen auch viel geführt. Für mich das klassische Beispiel für die falsche Themensetzung in der Partei..

Für mich ist das nicht freiheitlich, da das Geld ja an anderer Stelle durch den Staat vom Bürger zwangsweise eingesammelt werden muss..
Kombiniert mit offenen Grenzen...

Das Thema wäre bei der Linkspartei richtig aufgehoben gewesen aber der Piratenpartei hat der harte thematische Kurswechsel nach Links definitiv geschadet.

Vielleicht hing das aber auch mit der völlig absurden medialen Hetze gegen die Piraten (Nazipartei) damals zusammen, die dann aus Panik nach Links steuerte?
Damals gab es das Wort "Lückenpresse" noch nicht, wäre aber schön voll zutreffend gewesen..

Ich versuche nur kurz zu erläutern. Das BGE würde jeder deutscher Staatsbürger bekommen. Die Linke kann sich diesbezüglich nicht klar positionieren. Nur der Kipping Flügel ist dafür und der Rest dagegen. Teile der Linken hat ein Problem, dass alle das BGE bekommen, sie wollen es nur den Bedürftigen geben. Da ist eher die Debatte: Warum soll ein Millionär das BGE bekommen.

Ich weiß es passt nicht ganz zum Thema. Das war jetzt nur eine kurze Erklärung...Sorry...
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

lili hat geschrieben:(23 Apr 2019, 23:15)
Ich versuche nur kurz zu erläutern. Das BGE würde jeder deutscher Staatsbürger bekommen. Die Linke kann sich diesbezüglich nicht klar positionieren. Nur der Kipping Flügel ist dafür und der Rest dagegen. Teile der Linken hat ein Problem, dass alle das BGE bekommen, sie wollen es nur den Bedürftigen geben. Da ist eher die Debatte: Warum soll ein Millionär das BGE bekommen.

Ich weiß es passt nicht ganz zum Thema. Das war jetzt nur eine kurze Erklärung...Sorry...
Ich kenne das Thema. (Ich war von 2009 bis Ende 2018 selbst Pirat.)

Ich kann dem BGE nur als Ersatz für andere Sozialleistungen zur Reduzierung von Bürokratie etwas abgewinnen.
Da passt mir aber die Höhe nicht, die da im Raum stand, da das Geld eben an der anderen Seite eingetrieben werden muss..

Und es ist für mich nicht das Thema welches die Piraten unabhängig von "links" und "rechts" groß gemacht hat (digitale Mitbestimmung, Datenrechte), sondern jenes welches sie klein gemacht hat (sozialistische Umverteilung).

Danke trotzdem für deine Erklärung, warum die Linken das Thema nicht aufgegriffen haben..
lili
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von lili »

watisdatdenn? hat geschrieben:(23 Apr 2019, 23:32)

Ich kenne das Thema. (Ich war von 2009 bis Ende 2018 selbst Pirat.)

Ich kann dem BGE nur als Ersatz für andere Sozialleistungen zur Reduzierung von Bürokratie etwas abgewinnen.
Da passt mir aber die Höhe nicht, die da im Raum stand, da das Geld eben an der anderen Seite eingetrieben werden muss..

Und es ist für mich nicht das Thema welches die Piraten unabhängig von "links" und "rechts" groß gemacht hat (digitale Mitbestimmung, Datenrechte), sondern jenes welches sie klein gemacht hat (sozialistische Umverteilung).

Danke trotzdem für deine Erklärung, warum die Linken das Thema nicht aufgegriffen haben..

Nur ganz kurz wieso sozialistische Umverteilung? Darunter verstehe ich dass ich von einer bestimmten Person etwas wegnehme und andere bekommen es. BGE sind nicht höhere Hartz 4 Leistungen, sondern es bekommt jeder. (gerade wenn man durch den digitalen Wandel Arbeitsplätze verliert)
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von watisdatdenn? »

lili hat geschrieben:(24 Apr 2019, 06:03)
Nur ganz kurz wieso sozialistische Umverteilung? Darunter verstehe ich dass ich von einer bestimmten Person etwas wegnehme und andere bekommen es. BGE sind nicht höhere Hartz 4 Leistungen, sondern es bekommt jeder.
Die Kosten steigen durch das BGE also müssen auch die Einnahmen steigen.
Die muss man durch erzwungene Steuern wieder reinholen -> Umverteilung
lili hat geschrieben:(24 Apr 2019, 06:03)
(gerade wenn man durch den digitalen Wandel Arbeitsplätze verliert)
Ich arbeite im IT Bereich und sehe in Gegenteil dass durch den digitalen Wandel Arbeitsplätze aufgebaut werden.

Das Problem ist die geringe Qualifizierung vieler Menschen die einem klar wird, wenn man sieht wie relativ wenig deutsche auf GitHub unterwegs sind..

In den USA werden Stellen aufgebaut...
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von lili »

watisdatdenn? hat geschrieben:(24 Apr 2019, 07:38)

Die Kosten steigen durch das BGE also müssen auch die Einnahmen steigen.
Die muss man durch erzwungene Steuern wieder reinholen -> Umverteilung


Ich arbeite im IT Bereich und sehe in Gegenteil dass durch den digitalen Wandel Arbeitsplätze aufgebaut werden.

Das Problem ist die geringe Qualifizierung vieler Menschen die einem klar wird, wenn man sieht wie relativ wenig deutsche auf GitHub unterwegs sind..

In den USA werden Stellen aufgebaut...

Bei uns werden viele Stellen abgebaut und das wird robotisiert.
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von Alpha Centauri »

lili hat geschrieben:(24 Apr 2019, 13:44)

Bei uns werden viele Stellen abgebaut und das wird robotisiert.

Ja da bin ich bei dir es werden mehr Stellen ab als aufgebaut durch K.I und Robotisierung ( Banken Versicherungsbranche, Automobil Industrie usw.
lili
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Re: Das Erbe der Piraten - wer tritt es an?

Beitrag von lili »

Alpha Centauri hat geschrieben:(24 Apr 2019, 13:49)

Ja da bin ich bei dir es werden mehr Stellen ab als aufgebaut durch K.I und Robotisierung ( Banken Versicherungsbranche, Automobil Industrie usw.
Fast alles...Ganz ehrlich auch bei den sozialen Berufen würde ich aufpassen. Es könnte auch sein dass familiäre Eigenverantwortung verstärkt wird.
Wer einen Beruf ergreift, ist verloren.

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