Vom Einfluss der "schlechten Nachricht"?

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Katenberg
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Vom Einfluss der "schlechten Nachricht"?

Beitrag von Katenberg »

Servus beisammen,

uns allen dürfte wohl klar sein, dass Umfragen in der Lage sind, Wahlen durch Mobilisierung zu beeinflussen. Das wohl wichtigste Beispiel fand sich 2013 bei der FDP, wo ein sicheres Überspringen der 5%-Hürde vorausgesagt wurde, wodurch dieses eben nicht erreicht wurden, da potentielle Schwarz-Gelb-Wähler die CDU stärkten. Andersherum war es zuvor bei der Landtagswahl in Niedersachsen.

Ein weiteres Beispiel sind die kleineren Parteien. Der Einzug der Piratenpartei in Berlin kam dadurch zustande, dass die Partei in Umfragen nah an die 5% rückte und somit als Alternative im großen Stil wahrgenommen wurde. Erreicht eine nicht-rechte Partei die 3-4%-Marke kann man davon ausgehen, dass sie den Einzug durch die entfesselte Eigendynamik schafft.
Das Gegenbeispiel sind Wahlantritte der NPD, deren Einzug stets als negatives Signal wahrgenommen wurde und zu einem Mobilisierungseffekt der Gegenseite führt.

Im Bezug auf die Bundestagswahl 2017 fragt die BILD plötzlich, ob die SPD es schaffen wird, ein Ergebnis vor der AfD zu erlangen. Die derzeitigen Umfragen geben diese Frage nicht wieder, pendelt die AfD bei 8-11% und die SPD bei 21-24%, also klar doppelt soviel.
Die BILD ist eine Zeitung, die sich verkaufen möchte, da sind alarmistische Meldungen keine Neuheit. Interessant ist aber wohl eher Hintergrund und Effekt dieser Meldung.

Bislang konnte man eher davon ausgehen, dass die AfD aufgrund der Schweigespirale von den Umfrageinstituten zu niedrig eingeschätzt wird. Ob ihr das nützt oder schadet ist dabei ungeklärt. Bei der FPÖ, bei der das selbe Problem auftauchte, kam es durch die Korrekturen zum absoluten Gegenteil bei der Wahl in Wien, wo ihr ein Rennen mit der SPÖ um den ersten Platz voraus gesagt wurde, dass so aber nicht stattfand, eben weil die Aussicht, die FPÖ könnte stärkste Kraft werden, dazu führte, dass die SPÖ in allen Lagern mobilisieren konnte.

Zum einen kann man die Nachricht darin deuten, dass man eben von einem weitaus besseren Abschneiden der AfD ausgeht, oberhalb der 15% oder dass es sich schlichtweg um eine Mobilisierung zugunsten der SPD handelt, die eben auf Kosten der kleineren Parteien und der Nichtwähler laufen würde. Da Schulz mehr einen Anti-AfD-Wahlkampf, als einen Anti-CDU-Wahlkampf führt, dürfte dies wohl in seinem eigenen Interesse liegen.

Die Intention hinter der Meldung kann also Folgendes sein:
- Hochstilisieren der AfD
- Reiner Alarmismus zur Themensetzung
- Mobilisierung für die SPD

Wie seht ihr den Effekt derartiger Meldungen?
There was blood upon t risers
there were brains upon t chute
Intestines were a-dangling from his paratroopers suit
He was a mess, they picked him up
and poured him from his boots
And he ain't gonna jump no more
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Selina
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Re: Vom Einfluss der "schlechten Nachricht"?

Beitrag von Selina »

Was diese Zeitung macht, ist Meinungsmanipulation, sie vermischt Wahrheit mit Unwahrheit, polarisiert, stigmatisiert, wertet, dichtet um, fördert üble Nachrede, erfindet auch schnell mal was. Das Ziel: Auflage, Auflage, Auflage. Koste es, was es wolle. Da mischt man auch schon mal gerne direkt im Wahlkampf mit. Regenbogenpresse halt. Da gab es auch schon immer Verflechtungen und Absprachen mit den Schaltzentralen bestimmter Parteien, da wird zusammen gekungelt und gemacht, gesagt und getan. Auch wenns natürlich immer abgestritten wird. Also sich seine Informationen nur aus diesem Käseblatt zu besorgen, dürfte sträflich sein. Da mal reingucken, schadet zwar nüscht, sollte aber immer kombiniert werden mit einem Blick in halbwegs seriöse Blätter. Und dass der zweite Platz für die AfD nach der CDU illusorisch sein dürfte, ist ja nun klar. Sie könnte durchaus noch paar Prozentpunkte mehr kriegen, als die jetzigen Ergebnisse diverser Umfrageinstitute verheißen, aber mehr als 15 Prozent auf keinen Fall.

Und was den "Einfluss der schlechten Nachricht" anbelangt: Einige gibt es ganz sicher immer, die sich von derartigen Pressemeldungen beeinflussen lassen und dann auch so, wie vorgegeben, wählen. Das dürfte aber nicht die Masse des "Wahlvolks" sein, das ich schon für intelligent genug halte, selbst zu entscheiden...
Drüben im Walde kängt ein Guruh - Warte nur balde kängurst auch du. Joachim Ringelnatz
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imp
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Re: Vom Einfluss der "schlechten Nachricht"?

Beitrag von imp »

Ich bin skeptisch, was die Steuerungswirkungen von Umfragen auf Wähler angeht. Das mag es geben, es dürfte nicht relevant sein. Wenn jemand der SPD die Sterbehilfe verweigert zulasten der AfD, stehe ich dem indifferent bis belustigt gegenüber.
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