Rautenberger hat geschrieben:(25 Sep 2016, 15:18)
Gibt genug liberale Parteien: Die Grünen für gesellschaftspolitischen Liberalismus, die FDP für Marktliberalismus. Wozu?
Die Grünen als Vertreter der Beamten -also vor allem der Lehrer- wollen den Rest der Bevölkerung vor allem missionieren und erziehen, anstatt auf Argumente zu setzen. Sie haben dabei gerade bei uns im Ländle keine Scheu, mit der Obrigkeitsstaatspartei CDU zu koalieren. Aber da wächst wohl zusammen, was schon lange zusammen gehört.
Die real existierende heutige FDP steht wiederum vor allem für einen inhumanen Marktradikalismus. Ihre Religion ist dabei der Kapitalismus. Und unter den soll sich gefälligst jeder
unterordnen. Dies trifft dann vor allem für die abhängig Beschäftigten zu. Aber auch auf die Sozialhilfeempfänger, denen mit Ein-Euro-Jobs etc. vorgegaukelt wird, dass sie es ernsthaft zu etwas bringen könnten, wenn sie sich nur genügend anstrengen. Und wenn sie dieses Spiel nicht mitspielen, wird ihnen das Existenzminimum gekürzt.
Da war mir die FDP der 1970er noch sympathischer. Auch hatte sie noch einige intellektuelle Köpfe, die bereit waren, sozialliberale humanistische Werte zu vertreten und entsprechende Ziele zu formulieren. Leider wurde die damalige Bürgerrechtspartei von Leuten gekapert, die sie langfristig in den Untergang treiben sollte. Die Begründung für diesen Kurswechsel war damals, dass angeblich alle ihre linksliberalen Ziele erreicht worden seien. Dabei ist Deutschland noch immer ein Land der Obrigkeitsstaatsgläubigen und der Kirchen, die einen Staat im Staate unterhalten dürfen.
Wenn ich mir eine Partei wünschen dürfte, dann sollte sie vor allem auf den Werten der europäischen Aufklärung sowie des evolutionären bzw. säkularen Humanismus gründen und in jeder Hinsicht laizistisch sein. Im Übrigen hat die Geschichte gezeigt, dass sämtliche Top-Down-Ideologien und Religionen gescheitert sind. Dies gilt für den Faschismus wie den Kommunismus. Aber auch die Kapitalismusreligion wird immer mehr in Frage gestellt und kommt an ihre Grenzen. Was wir bräuchten, ist eine Selbstermächtigung der Leute von unten, die von der Basis her eine emanzipatorische Bottom-Top-Bewegung erschaffen können. Diese müsste dann fähig sein, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und alle verbliebenen Religionen und Glaubenskonstrukte auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen. Dies wäre dann einerseits eine Befreiung
von etwas. Aber andererseits könnten die Leute dann ihre neugewonnene Freiheit nutzen, um
für etwas einzustehen. Dies wäre dann im Idealfall der Humanismus, die Demokratie und die Menschenrechte in einer offenen Gesellschaft.
Leider sehe ich gerade, dass der Zug in Richtung gesellschaftlichen Fortschritt den Rückwärtsgang einlegt. So will nicht nur die AfD wieder einen Rückschritt hin zu einem kollektivistischen Denken erzwingen. Auch die Regierung sieht sich mehr und mehr als maternalistische Dauerherrschaft, in der es keine Alternativen mehr gibt. Und die meisten Bürger fügen sich diesem Zustand.
Was die FDP betrifft, so ist sie vor allem eine Partei, die für die Freiheit von wenigen Reichen eintritt. Freiheit sollte aber für alle da sein! In diesem Sinne ist die heutige FDP nicht nur ideologisch ausgeblutet, sondern sitzt zurecht nicht im Bundestag. Wenn sie jedoch wieder da rein kommt, dann nur durch Leute, die ansonsten CDU wählen gehen. Konservative Parteien haben wir aber auch so schon genug.