http://www.spiegel.de/kultur/musik/cdu- ... 67958.htmlDepressive Riesenkaninchen und ein Jäger, der mit einer Zauberkugel eine Frau erschießt - das soll "Der Freischütz" sein? In Hannover kann die CDU über "diese Niveaulosigkeit" nicht lachen und verlangt vom Kulturdezernenten "durchzugreifen". [...]
"Dass das German Trash Theater nun offenbar mit dem 'Freischütz' auch die Schulen in Hannover erreicht, ist in höchstem Maße befremdlich!", lässt der kulturpolitische Sprecher der Fraktion, Oliver Kiaman, in einer Pressemitteilung wissen. Und weiter: "Das ist ein unsäglicher Kulturverlust zu Gunsten vermeintlich wichtiger Dekonstruktion, angeblich gegenwartsbezogener Kontextualisierung und offenbar sensationsgetriebener Einmaleffekte." [...]
Für wütenden Streit sorgt in Hannover vor allem Kiamans Aussage, der Kulturdezernent der Stadt solle durchgreifen und "bei aller Freiheit für die Kunst dafür Sorge tragen, dass die Schätze, die uns Dichter und Komponisten hinterlassen haben, lebendig bleiben und nicht ins Niveaulose und Beliebige gezogen werden".
Daraufhin wurde Kiaman vorgeworfen, er wolle Kunst zensieren. Voxi Beerenklau, der Künstler, der die Multimedia-Einspielungen entwarf, schrieb Kiaman: "Damit werden Sie, als kleiner unbedeutender Sprecher einer offensichtlich empörten Partei im kleinstädtisch konservativen Hannover, sicher Wählerstimmen fischen, aber lassen Sie das demokratische Prinzip der Nichteinmischung der Politik in die Kunst genauso zu wie wir, die als Künstler sich nicht in die Politik einmischen."
Nun scheint die CDU in Niedersachsen ein Problem mit dem Stück zu haben, was ja ihr gutes Recht ist. Kunst kann und soll natürlich genau so kritisiert werden dürfen wie Politik, Religion, Presse, Wissenschaft etc. pp. Andererseits ist es schon eine politische Hausnummer, wenn man den Kulturdezernenten auffordert, er solle hart durchgreifen und solche Stücke unterbinden (Komplettzensur), die aus Sicht der CDU offenbar sittenwidrig und niveaulos seien. Ist sowas Aufgabe der Politik? Oder schießt die "empörte Partei" etwas über ihr Ziel hinaus mit ihrer Einmischung in den Kulturbetrieb?