Also echt:Katenberg » Fr 2. Okt 2015, 12:56 hat geschrieben:
Da haben wir ein unterschiedliches Deutschlandverständnis, weil ich Deutsche Kultur, wie auch Deutschsein nicht von Staatengebilden abhängig mache. Dadurch, dass dieser Staat erst erkämpft werden musste, kann man direkt erschließen, dass es das Deutschtum schon vorher gab, man kann es viel weiter zurückverfolgen als 1871. Als ein Beispiel kann man hierbei die preußischen Tugenden werten, auch wenn diese nur ein Teil Deutscher Kultur darstellen, da Preußen eben auch nur ein Teil dessen ist. Auf den Rest nehme ich mal keinen Bezug, da ich die Forderungen des Threaderstellers wie gesagt ablehne.
Kann man, aber man muss dazu schon sehr kühn durch die Logik pflügen. Mit größerem logischen Rückhalt kann man auch schließen, dass es eben vorher noch kein "Deutschtum" gab und dieses erst gewaltsam erzeugt werden musste.Dadurch, dass dieser Staat erst erkämpft werden musste, kann man direkt erschließen, dass es das Deutschtum schon vorher gab
Die "preußischen" Tugenden mögen ein Teil des "Deutschtums" sein, aber bereits in Hannover oder gar in Dortmund, Stuttgart und München wird man dich damit auslachen. Auch die freien Hansestädte haben nicht viel mit "preußischem Brauchtum" am Hut. Genauso belächelt man das bayerische Brauchtum oder die verrückten Karnevalsbräuche im Rheinland und schaut als Münchner sehr verwirrt auf die Grabenkriege zwischen Köln und Mainz in puncto lustig sein.
Den besten Blick auf das tatsächliche multikulturelle Deutschland bekommt man durch die verschiedenen "Tatort" Krimis, die durch ihren (nicht vorurteilsfreien) Blick auf Land und Leute zeigen, dass Deutschland nicht "Deutschland" ist, sondern einer Zweiteilung zu unterliegen scheint:
Nathan Cäsar I. sagt, Germania est omnis divisa in partes duas, nämlich Stadtbevölkerung und Landbevölkerung. In den Großstädten unterscheiden sich die Menschen über die Kompassrose betrachtet nicht so sehr von einander, genauso wenig wie die Landbevölkerung untereinander. Aber Stadt- und Landbevölkerung unterscheiden sich dramatisch. Die großen Städte pulsen international, Standort ganz egal. Die engen "deutschen" Traditionen werden in den ländlichen Stuben und auf den Märkten gepflegt und da sieht man schon eher regionale Unterschiede, wenngleich es dort auch eine gemeinsame Basis, nämlich Ackerbau und Viehzucht gibt, was wiederum nichts mit "Deutschland" sondern mit Hunger zu tun hat.
Sieh es humanistisch. Was uns verbindet ist das Menschsein. Nichts weiter, aber immerhin, mal so aus der Sicht des Regenwurms!
Form und Farben der Kokarden
Die Bayern oder die Lombarden
gerade Nasen, krumme Rücken
umgekehrt kann's auch entzücken
Aus Preußen und aus Kanada
plusminus etwas Trallala
wird der Patriot geformt
und ist wie jeder Idiot genormt.